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Sind denn alle Ladies/Gaga - Karlsruhe

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so die Hälfte meines Körpergewichts verloren<br />

haben werde.<br />

Dann: weitere Psychotests. „Welcher Typ<br />

Mann steht auf Sie". Bei den meisten Fragen<br />

muss ich irgendwas nach Gefühl aussuchen,<br />

weil ich zum letzten Mal vor einem Jahr in ei­<br />

nem Club war, wo ich mich wahnsinnig fehl<br />

am Platz gefühlt habe, und darum auch nicht<br />

besonders oft irgendwo angetanzt wurde. In<br />

dem „Welcher Typ Mann ist ihr Liebster"-Test<br />

passt auch bei den meisten Fragen keine der<br />

Auswahlmöglichkeiten auf meinen Freund.<br />

Irgendwie schade, ich hätte es nämlich schon<br />

gern gewusst. Aber andererseits erleichternd,<br />

dass er sich nicht so schnell in eine Schublade<br />

stecken lässt.<br />

Zum Schluss mein Horoskop, das mir für den<br />

kommenden Monat ganz viel Glück im Job,<br />

Schwierigkeiten, die ich locker überwinden<br />

werde und Stress mit dem Widder, mit dem<br />

ich sowieso nie was anfangen sollte verheißt.<br />

Einleuchtend, <strong>denn</strong> ich, und mein Freund, der<br />

Widder, verstehen uns seit vier Jahren blen­<br />

dend ...<br />

Abends stehe ich im Bad vor dem Spiegel,<br />

widme mich der ausgiebigen Hautpflege und<br />

probiere vielleicht ein, zwei Make-Up-Tricks<br />

aus dem Heft aus. Dann steige ich in die Du­<br />

sche, sehe mich an und weiß, dass ich nie­<br />

mals so perfekt aussehen werde, wie ich es<br />

gern hätte. Wütend dusche ich vor mich hin,<br />

pflege meine Haare, bis sie ganz weich sind<br />

und freunde mich nach dem Duschen, beim<br />

eincremen, wieder ein bisschen mit meinem<br />

Körper an. Was soll's, denke ich, und esse vor<br />

dem Schlafengehen noch ein Stückchen Käse.<br />

Am nächsten Morgen: Alles vorbei. Völlig<br />

entsetzt bemerke ich, dass mein Lieblings­<br />

rock jetzt auch schon am Speckröllchen<br />

zwickt. Ich habe keinen Hunger mehr und<br />

würde meinen abendlichen Käsesnack gern<br />

rückgängig machen. Ab jetzt esse ich ab 17<br />

Uhr nichts mehr. Kann ich mir nicht leisten.<br />

Am besten esse ich sowieso nie mehr irgend­<br />

was. Schon gar nichts mit Zucker, Kohlenhy­<br />

draten oder Fett. Ab jetzt nur noch Salat. Al­<br />

lein bei dem Gedanken daran werde ich ganz<br />

missmutig und spüre, dass es heute für <strong>alle</strong>,<br />

die in meine Nähe kommen, kein Spaß sein<br />

wird. Hektisch mache ich ein paar Dehn­<br />

übungen. Ich komme mir so blöde dabei vor,<br />

dass ich schnell wieder aufhöre. Ich komme<br />

mir bei Sport meistens so vor, als würden <strong>alle</strong><br />

anderen über mich lachen, weil ich so un­<br />

sportlich bin. Trotzdem verordne ich mir re­<br />

gelmäßige Trainingseinheiten.<br />

Ich seufze, ziehe mich auf dem Bett, wo kein<br />

Spiegel ist, an, fühle mich in der Straßenbahn<br />

seltsam und wenn mich jemand ansieht,<br />

denke ich, „Oh Mann, bestimmt, weil ich so<br />

schlecht aussehe", bin unsicher und mache<br />

mir viel zu viele solcher Gedanken. Ich versu­<br />

che, das schlechte Gefühl abzuschütteln und<br />

bin statt dessen lustig und bemüht, Selbstbe-<br />

wusstsein auszustrahlen. Hoffentlich sitzen<br />

wenigstens meine Haare.<br />

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