Sind denn alle Ladies/Gaga - Karlsruhe
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Diana Krieger<br />
8 Minuten Hoffnung<br />
Viele Leute tummelten zu dieser Zeit auf dem<br />
Bahnhof. Redend, lachend, wartend, voller<br />
Zuversicht, dass <strong>alle</strong>s so sein würde wie jeden<br />
Tag. Minuten verflogen und die Menschen<br />
masse, welche den Bahnhof wie eine Armee<br />
unwissender Zinnsoldaten besetzte, nahm<br />
ab. Sie stieg in den Bus mit der Aufschrift ih<br />
res Wohnortes und setzte sich auf die rechte<br />
Seite, von wo aus sie die Bahngleise gut im<br />
Auge behalten konnte. Der Monitor, welcher<br />
die Ankunftszeiten verschiedener Bahnen<br />
anzeigte, war um diese Zeit immer dicht be<br />
schrieben. Sie erschrak, als eine neue Infor<br />
mation eingeblendet wurde.<br />
Noch 8 Minuten.<br />
Warum verging die Zeit so langsam^ Sie hätte<br />
sich nicht auf die Zeit konzentrieren dürfen.<br />
Sie hätte sich ablenken müssen. Hinter ihr<br />
unterhielten sich zwei Frauen, doch so sehr<br />
sie versuchte dem Gespräch zu folgen, desto<br />
schlimmer wurde der Drang sich zu vergewis<br />
sern, dass die Bahn noch nicht eingetroffen,<br />
geschweige <strong>denn</strong> die Zeit überhaupt verstri<br />
chen war. Und so wagte sie einen Blick auf<br />
die Anzeigetafel, um es danach jedoch wieder<br />
zu bereuen.<br />
Noch 6 Minuten.<br />
Ihre Handflächen fühlten sich fremd an. Sie<br />
warf einen Blick darauf. Kleine Bäche aus<br />
Schweiß rannen die Innenflächen ihrer Hän<br />
de herab und tropften auf das schwarze T-<br />
Shirt. Normalerweise schwitzte sie nicht so.<br />
Auch nicht, wenn sie darauf hoffte, ihn aus<br />
der Bahn heraus über den Bahnhof schlen<br />
dern zu sehen. Sie bewunderte die Ruhe,<br />
die er ausstrahlte. Vermisste den Druck sei<br />
ner starken Arme, wenn er sie umarmt hat<br />
te. Lange Zeit war das nun her, doch der<br />
Schmerz, damit konnte sie nicht umgehen.<br />
So waren Männer. Kalt, herzlos, servierten<br />
ab, wenn ihnen etwas oder jemand nicht ge<br />
fiel. Aber ihm gab sie nicht die Schuld, nein,<br />
er war ein Engel. Amor höchstpersönlich.<br />
Noch 3 Minuten.<br />
Und nun saß sie da, wie jeden Tag und hoffte<br />
darauf, er möge ihr verzeihen, sie zurückneh<br />
men. Alles würde sie dafür tun. Ein kleines<br />
Kind voller Hoffnung, die in einer Begegnung,<br />
einem Augenblick lag.<br />
Noch 2 Minuten.<br />
Sie zog den neuen i-Pod aus der Tasche und<br />
versuchte abzuschalten, während, sie ziellos<br />
durch Listen streifte und hoffte, die Zeit wür<br />
de schneller vergehen.<br />
Noch 1 Minute.<br />
Das Fenster war fleckig, doch das störte sie<br />
nicht. Ihr Blick huschte zwischen Monitor<br />
und Bahngleisen hin und her. Vorfreude und<br />
Hoffnung schnürten ihr die Luft ab, als der<br />
Monitor seinen letzten Kommentar abgab.<br />
Sofort.<br />
Sie sah die gelbe Bahn um die Ecke biegen<br />
und suchte daraufhin eine junge, sportliche<br />
Statur mit unvergesslich blauen Augen und<br />
karamellfarbenen Haaren.<br />
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