Kleider machen Leute... und auch Unternehmen - Die ...
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Transporte<br />
<strong>Die</strong> Post Nr.6/2000<br />
LITRA-Informationsfahrt vom 10. Mai 2000 ins Paketzentrum von Daillens<br />
<strong>Die</strong> Post als wichtigster Güterk<strong>und</strong>e<br />
der Bahnen<br />
<strong>Die</strong> diesjährige Informationsfahrt der LITRA (Informationsdienst für den öffentlichen<br />
Verkehr) hat die r<strong>und</strong> 120 Teilnehmer am 10. Mai per Bahn <strong>und</strong> Postauto zu den wichtigsten<br />
Baustellen von «Bahn 2000» geführt. Auf ihrer Reise durch die Westschweiz besuchte<br />
die Gruppe <strong>auch</strong> das Paketzentrum der Post in Daillens. Der designierte Konzernleiter<br />
der Post, Ulrich Gygi, liess es sich nicht nehmen, den Besuchern aus dem Bereich<br />
des öffentlichen Verkehrs die Post als wichtigsten Güterk<strong>und</strong>en der Bahnen vorzustellen.<br />
Ulrich Gygi kam insbesondere auf die Problemkreise Strasse/Schiene, Infrastruktur,<br />
Beschäftigung, Stärken <strong>und</strong> Schwächen des Transporteurs Post <strong>und</strong> Wünsche<br />
an Bahnen, B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kantone zu sprechen. Ausser Ulrich Gygi sprachen <strong>auch</strong> Daniel<br />
Landolf, Leiter Postauto Schweiz <strong>und</strong> André Burri, Leiter des Postautoregionalzentrums<br />
Delémont, zu den interessierten Gästen. In gekürzter Fassung geben wir nachfolgend<br />
das Referat unseres künftigen Konzernleiters wieder. <strong>Die</strong> wichtigsten aktuellen Aspekte<br />
von Postauto Schweiz, auf die Daniel Landolf <strong>und</strong> André Burri zu sprechen kamen,<br />
wird die Personalzeitung aus Platzgründen in einer der nächsten Ausgaben publizieren.<br />
Der designierte Konzernleiter der<br />
Post, Ulrich Gygi, stellte im Paketzentrum<br />
Daillens den LITRA-Vertretern<br />
die Post als wichtigsten<br />
Güterk<strong>und</strong>en der Bahnen vor.<br />
«Verehrte Gäste <strong>und</strong><br />
liebe Mitarbeitende der Post<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung der Post als wichtigster<br />
Güterk<strong>und</strong>e der Bahnen erhellt sich schlagartig,<br />
wenn man einen Blick auf die<br />
Mengen wirft, die auf der Schiene befördert<br />
werden. 1999 wurden täglich 723 000 Tonnenkilometer<br />
(t/km) Güter mit 250 eigenen<br />
Bahnwagen <strong>und</strong> 250 zugemieteten Tragwagen<br />
befördert. Im ganzen Jahr waren es<br />
183 Millionen t/km, bei einer Gesamtmenge<br />
auf der Schiene von etwa 8,7 Milliarden<br />
t/km pro Jahr. 1995 waren es noch<br />
132 Mio. t/km. Im laufenden Jahr, in dem<br />
das neue Paket- <strong>und</strong> Transportkonzept erstmals<br />
12 Monate zum Tragen kommt, rechnen<br />
wir mit 260 Mio. t/km. Der Vorwurf,<br />
die Post kehre der Schiene zugunsten der<br />
Strasse den Rücken, Sie sehen es, gehört ins<br />
Reich der Legenden.<br />
525 Mal um die Welt. Umgerechnet<br />
in Wagenkilometern sind wir im vergangenen<br />
Jahr insgesamt die beeindruckende<br />
Strecke gefahren, die 525 Weltreisen entlang<br />
dem Äquator entspricht. Dennoch<br />
mussten im Nahverkehrsbereich zahlreiche<br />
Schienenverbindungen auf die Strasse<br />
verlegt werden, damit der teure <strong>und</strong> zeitintensive<br />
Umlad durch einen rationellen,<br />
betriebswirtschaftlich vertretbareren, zielreinen<br />
Behältertransport ersetzt werden<br />
konnte. Denn vergessen Sie nicht, der<br />
B<strong>und</strong>esrat hat der Post die Eigenwirtschaftlichkeit<br />
als Ziel vorgegeben.<br />
Täglich Zug von 20 km. Zur Bedeutung<br />
der Post im Bahngüterverkehr ein<br />
weiterer Vergleich: Das transportierte<br />
Gewicht, umgerechnet auf Bahnpostwagen,<br />
ergibt täglich einen Eisenbahnzug<br />
von 20 Kilometern Länge, was der Strecke<br />
von Bern bis Burgdorf entspricht. <strong>Die</strong><br />
alten Bahnpostwagen werden nun sukzessive<br />
durch Tragwagen für den Containertransport<br />
ersetzt. <strong>Die</strong> Post verfügt <strong>auch</strong><br />
über eigene Rangierlokomotiven, 450 Lastwagen,<br />
zahlreiche Lieferwagen <strong>und</strong> 50 gepanzerte<br />
Geldtransporter.<br />
Zur Beschäftigung: Im Bahntransport<br />
sind 80 Personen mit Planung <strong>und</strong><br />
posteigenem Rangierdienst beschäftigt.<br />
Bei den Bahnen dürften r<strong>und</strong> 400 Personen<br />
dank dem Post-Gütertransport Arbeit<br />
haben. In der Feinverteilung der Postgüter<br />
arbeiten r<strong>und</strong> 1000 Chauffeure des Servicebereichs<br />
‹Transporte›. Hinzu kommen<br />
bei Partnerfirmen r<strong>und</strong> 100 Chauffeure im<br />
Wechselbehälter-Transport <strong>und</strong> schätzungsweise<br />
weitere r<strong>und</strong> 150 Chauffeuren-Vollzeitstellen<br />
bei den etwa 100 regionalen<br />
Strassentransporteuren, die für<br />
die Abdeckung des Spitzenbedarfs bei der<br />
Post unter Vertrag stehen.<br />
Das gut ausgebildete Personal<br />
der Post beherrscht den Umgang mit den<br />
hohen Qualitätsansprüchen des Postsachentransports,<br />
nämlich absolute Zuverlässigkeit<br />
<strong>und</strong> minutengenaue Pünktlichkeit.<br />
Auch im Post-Transport sind die<br />
Mitarbeitenden das wertvollste Kapital.<br />
Marktgerechte Preise? <strong>Die</strong> K<strong>und</strong>in<br />
Post hat den Bahnen 1990 120 Mio. Fr.<br />
bezahlt, 1995 waren es 134 Mio. <strong>und</strong> 1999<br />
80 Mio. Fr. Als künftiger Konzernleiter der<br />
Post kommentiere ich diese Zahlen so:<br />
Der Betrag entspricht marktgerechteren,<br />
aber – ich möchte das mit Blick auf die<br />
Kosten von Strassentransporten unterstreichen<br />
– trotz LSVA noch immer nicht<br />
ganz marktgerechten Preisen.<br />
Weitere Stärken. <strong>Die</strong> Post unterscheidet<br />
sich mit weiteren Stärken von andern<br />
Transporteuren. Sie bildet ein wichtiges<br />
Glied im landesweiten Transportsystem,<br />
führt <strong>und</strong> beherrscht ihren gesamten Gütertransport<br />
selber. <strong>Die</strong> Eigenleistungen<br />
decken die Gr<strong>und</strong>last auf der Strasse, mit<br />
zugekauften Strassentransportleistungen<br />
decken wir den Spitzenbedarf, <strong>und</strong> auf der<br />
Schiene bewältigen wir den zentrenverbindenden<br />
inländischen Fernverkehr. Zwischen<br />
den Zentren werden Briefe <strong>und</strong> Pakete<br />
Als aufmerksamer Zuhörer nahm<br />
<strong>auch</strong> unser künftiger Chef, Ulrich<br />
Gygi, am R<strong>und</strong>gang durch das<br />
Westschweizer Paketzentrum teil.<br />
<strong>Die</strong> Informationsfahrt der LITRA führte die r<strong>und</strong> 120 Personen <strong>auch</strong> in das Paketzentrum der Post in<br />
Daillens. Eine neue IC-Neigezugkomposition holte die Besucher für die Weiterfahrt nach Bern ab.<br />
zunächst getrennt transportiert. Vor den<br />
Feinverteilungen werden sie zusammen mit<br />
der Expresspost auf 85 regionalen Plattformen<br />
wieder zusammengeführt <strong>und</strong> den<br />
3500 Poststellen in der Regel gemeinsam zugeführt.<br />
Jede Poststelle wird täglich durchschnittlich<br />
viereinhalb mal angefahren.<br />
Für Disposition <strong>und</strong> Flächenversorgung<br />
arbeiten wir zusammen mit 100 privaten<br />
Strassentransporteuren <strong>und</strong> 150 konzessionierten<br />
Transportunternehmen bis hin<br />
zu Seilbahnen <strong>und</strong> Schiffen. Damit können<br />
Synergien genutzt werden, die an sich<br />
einen Beitrag zum schonenden Umgang<br />
mit der Umwelt bilden. Wir sparen durch<br />
den Verb<strong>und</strong> aber <strong>auch</strong> r<strong>und</strong> 60 Millionen<br />
Franken gegenüber einer integral getrennten<br />
Transportkette für Briefe <strong>und</strong> Pakete.<br />
Auftrag wird so um etwa 7 Mio. Franken<br />
verteuert. Ein Beispiel für den schwer<br />
nachvollziehbaren Entscheid: Heute transportiert<br />
die Post täglich Dutzende von Paketcontainern<br />
ab Frauenfeld auf der Schiene<br />
nach Landquart. Dort werden die Container<br />
auf die Meterspur der Rhätischen<br />
Bahn umgekrant, damit sie <strong>auch</strong> nach<br />
Ilanz, Schuls, Zernez, Davos, St. Moritz<br />
<strong>und</strong> Poschiavo auf der Schiene transportiert<br />
werden können <strong>und</strong> die Umwelt nicht<br />
belasten. Damit die Post jedoch in den Genuss<br />
von Subventionen in Form von Trassenverbilligung<br />
für Kombiverkehr kommen<br />
könnte, müssten wir von Frauenfeld<br />
nach Landquart oder ab Landquart in die<br />
Bündner Destinationen auf der Strasse<br />
fahren. Dann würden wir der Forderung<br />
<strong>Die</strong> LITRA-Gruppe traf mit einem Extrazug, gezogen von einer SBB Re<br />
460 im Postlook, im Areal des Paketzentrums von Daillens ein. Hier begegnet<br />
sie einer posteigenen Rangierlok mit Paket-Wechselcontainern.<br />
Auch Schwächen. Es gibt aber <strong>auch</strong><br />
Schwächen, die von uns selber, jedoch<br />
<strong>auch</strong> von Partnern <strong>und</strong> Behörden, zielstrebig<br />
anzugehen sind: Der Postsachentransport<br />
kann durch noch stärkere Nutzung von<br />
Synergiemöglichkeiten mit Dritten beispielsweise<br />
mittels Kombiverkehr weiter<br />
verbilligt werden. Der Wettbewerb ist heute<br />
noch verzerrt, weil das Arbeitsrecht bei<br />
der Post sich von jenem der privaten Partner<br />
bei Löhnen, Arbeitszeiten <strong>und</strong> Entschädigungen<br />
stark unterscheidet, was<br />
Auswirkungen auf die Transportpreise hat.<br />
Wunsch an die Bahnen.... Auch die<br />
Bahnen können einen Beitrag leisten, um<br />
einzelne unserer Schwächen zu verbessern.<br />
Wir wünschen uns beipielsweise von<br />
den SBB, die im Vergleich zu früher viel<br />
flexibler geworden sind, eine noch stärkere<br />
Marktorientierung, insbesondere bei<br />
den Preisen für den Gütertransport, mehr<br />
Transparenz bei der Preisbildung <strong>und</strong> den<br />
«free acess», die Möglichkeit, unter Konkurrenzangeboten<br />
auswählen zu können.<br />
...an den B<strong>und</strong>.... Schwächen in Stärken<br />
verwandeln könnte aber <strong>auch</strong> der<br />
B<strong>und</strong>. Es ist schwer nachvollziehbar, warum<br />
die Containerverkehre der Post im Zuge<br />
der LSVA-Verordnung nicht als Kombiverkehre<br />
anerkannt worden sind. <strong>Die</strong><br />
Post wird für ihren schienenfre<strong>und</strong>lichen<br />
Modalsplit bestraft <strong>und</strong> ihr Service-public-<br />
der LSVA-Verordnung nach einem Verkehrsträgerwechsel<br />
gerecht. Das Urteil, ob<br />
es dem Geiste der LSVA entspricht, wenn<br />
diskriminiert wird, wer auf der Schiene<br />
fährt, überlasse ich Ihnen.<br />
...<strong>und</strong> an die Kantone. Mit der Teilrevision<br />
des Strassenverkehrsgesetzes<br />
muss die gesamte Fahrzeugflotte der Post<br />
mit 20 000 Fahrzeugen auf kantonale<br />
Nummernschilder ummatrikuliert werden.<br />
Unser Wunsch an die Kantone: wir<br />
hoffen auf vernünftige <strong>und</strong> praktische<br />
Lösungen. 26 unterschiedliche Einzellösungen<br />
würden dieser Anforderung<br />
nicht gerecht.<br />
Nachtbriefpostzüge. Ein letzter<br />
Wunsch: Wir möchten, dass die Nachtbriefpostzüge<br />
gegenüber den Personenverkehren<br />
auf der Schiene in der Netzzugangsverordnung<br />
einen höheren Stellenwert<br />
bekommen. Denn wenn der Nachtbriefpostzug<br />
von Zürich nach Genf sich um<br />
eine St<strong>und</strong>e verspätet, verspäten sich damit<br />
<strong>auch</strong> H<strong>und</strong>erttausende von A-Briefen um<br />
einen ganzen Tag. Der berechtigte Unmut<br />
der K<strong>und</strong>schaft entlädt sich natürlich nicht<br />
über die Bahn, sondern über die Post, die<br />
ihr Leistungsangebot nicht einhalte, das<br />
der K<strong>und</strong>e bereits berappt hat.<br />
Postauto. <strong>Die</strong> Post gehört nicht nur zu<br />
den bedeutendsten Gütertransporteuren,<br />
Wer steht hinter<br />
der LITRA?<br />
13<br />
sie spielt mit dem Postautodienst <strong>auch</strong><br />
eine zentrale Rolle im öffentlichen Personentransport<br />
auf der Strasse. Mit Postauto<br />
Schweiz will die Post die führende Marktposition<br />
im regionalen Personenverkehr<br />
auf der Strasse moderat ausbauen <strong>und</strong><br />
ferner den regionalen Personenverkehr in<br />
Richtung eines gesamtheitlichen Mobilitätsmarktes<br />
nachhaltig mitgestalten.<br />
Post hat nur einen Shareholder.<br />
<strong>Die</strong> Post hat im Gegensatz zu den meisten<br />
andern <strong>Unternehmen</strong> nur einen Shareholder,<br />
die Eidgenossenschaft. Ihr stehen<br />
jedoch eine ganze Reihe von Stakeholders<br />
gegenüber: Personal, Gewerkschaften,<br />
eine riesige K<strong>und</strong>schaft, die von der einzelnen<br />
Privatperson über KMU bis zu<br />
Gross-unternehmen reicht. Es allen diesen<br />
unterschiedlichen Interessengruppen recht<br />
zu <strong>machen</strong>, muss unser Leitstern sein, <strong>auch</strong><br />
wenn uns das wohl nie ganz gelingt.<br />
Mein Ziel ist es vielmehr, zusammen mit<br />
Kader <strong>und</strong> Personal <strong>Die</strong>nstleistungen zu<br />
erbringen <strong>und</strong> Produkte anzubieten, die die<br />
Schweizerische Post <strong>und</strong> ihre Geschäftsbereiche<br />
auf den Spitzenplätzen halten<br />
oder sie dahin bringen. Ich will eine leistungsfähige,<br />
wettbewerbsstarke <strong>und</strong> qualitätsbewusste<br />
Post. Sie muss rentabel <strong>und</strong><br />
finanziell unabhängig sein. Ich wünsche<br />
der Bevölkerung, der Wirtschaft <strong>und</strong> dem<br />
Land eine Post, die sich in ihren Geschäftsfeldern,<br />
im Technologieeinsatz <strong>und</strong><br />
im Auftritt als modern <strong>und</strong> beweglich<br />
erweist <strong>und</strong> für das Personal ein fairer<br />
Arbeitgeber ist. Dafür werde ich mich an<br />
der Spitze der Konzernleitung einsetzen.»<br />
Fotos: Hans-Ulrich Friedli<br />
Wer ist die LITRA?<br />
Als Informationsdienst für den öffentlichen<br />
Verkehr publiziert die<br />
LITRA Chroniken, Jahresberichte,<br />
Statistiken, Broschüren, Stellungnahmen,<br />
Übersichten <strong>und</strong> Analysen<br />
zu aktuellen verkehrspolitischen Themen<br />
zuhanden der Medien, der politischen<br />
Behörden <strong>und</strong> der interessierten<br />
Öffentlichkeit. Als Verkehrsforum<br />
organisiert die LITRA Veranstaltungen<br />
<strong>und</strong> erteilt Auskünfte <strong>und</strong><br />
Beratungen in verkehrspolitischen<br />
<strong>und</strong> verkehrswirtschaftlichen Fragen.<br />
<strong>Die</strong> Träger der LITRA sind alle<br />
Transportunternehmungen des öffentlichen<br />
Verkehrs der Schweiz,<br />
namentlich die SBB, die konzessionierten<br />
Transportunternehmungen<br />
im Regional- <strong>und</strong> Agglomerationsverkehr<br />
sowie Postauto Schweiz.<br />
Ebenso Mitglieder sind die Kantone<br />
<strong>und</strong> alle wichtigen Industrie- <strong>und</strong><br />
<strong>Die</strong>nstleistungsunternehmungen.