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ALLGEMEINE BESONDERHEITEN MAI 2012<br />
Eierlei<br />
Jetzt haben wir’s endlich hinter uns, das leidige Osterfest.<br />
Wobei das Fest an sich ja ganz hübsch ist, lediglich<br />
dessen kommerzielle Begleiterscheinungen gehen zumindest<br />
mir in ihrer Gesamtheit gehörig auf den (ostereierbunten)<br />
Pinsel. Dieser kommt in den Wochen vor den<br />
drei Feiertagen seltenst zur Ruhe. Neben den meist höchst<br />
unbeholfenen Malversuchen auf dem ovalen Hühnerglück<br />
wird zudem auch noch das menschliche Lungenvolumen<br />
beim Ei-Ausblasen einem wahren Härtetest ausgesetzt,<br />
derweil man dann entweder auf zwei Dutzend Rühreiern<br />
oder alternativ der hartgekochten Variante sitzen bleibt.<br />
Wegschmeißen kommt bei mir gar nicht infrage, schließlich<br />
gibt es ja so schöne Rezepte mit Ei, die ich schon<br />
lange mal ausprobieren wollte. Da wäre zum Beispiel Omas<br />
geheimes Käsekuchen-Rezept mit fünf leichten Eiern, der<br />
indische Eiersalat mit Mandarinen und Curry oder auch<br />
French Toast − und spätestens hier begann mein Cholesterinwert<br />
schon in Gedanken den Aufstieg zum Mount<br />
Everest. Mir gingen langsam Ideen und Puste aus, und<br />
noch immer harrten einige Hühnerglücke auf ihre schmackhafte<br />
Verwertung − und mit ihnen meine Familie.<br />
Und dies soll auch mein nächstes Stichwort sein: Familie.<br />
Traditionell fi ndet bei uns in jedem Jahr erneut und unter<br />
Begeisterung aller Teilnehmer das große Osternester-<br />
suchen im heimischen Garten statt. Das Verstecken der-<br />
selben unterliegt jedoch der strengen Herrschaft der<br />
Männer und wird generalstabsmäßig geplant: Listen wer-<br />
den erstellt, in denen die Anzahl und die Ort des Ver-<br />
stecks verzeichnet werden. Mir ist das wieder echt zuviel<br />
Brimborium; ich stapfe also auch in diesem Jahr voller<br />
Vorfreude draufl os und suche mir im wahrsten Wortsinn<br />
den Wolf, verhelfe Nichten, Neffen und mir zum großen<br />
Sucherfolg. Später an der Kuchentafel fi nde ich über-<br />
raschend meinen Liebsten mit hektischen Flecken und<br />
latenter Schnappatmung vor. Er kontrolliert hektisch<br />
blätternd seine erstellten Listen und murmelt vor sich<br />
hin: „Eins fehlt noch, eins fehlt.“ Spontan biete ich ihm<br />
unser GPS-Gerät an, das ihm sicher bei der Suche nach<br />
dem verlustig gegangenen Schatz im Garten behilfl ich sein<br />
würde. Plötzlich höre ich ein vertrautes tiefes Schnurren,<br />
verdächtig nah von rechts aus den großen Rhododendren.<br />
Ich pirsche mich an und fi nde meinen Kater Siemens in<br />
brütender Sitzhaltung auf dem vermissten Nest vor.<br />
Meinen fuchtelnden Handbewegungen zufolge erhebt er<br />
sich äußerst widerwillig und stakst steifbeinig und er-<br />
hobenen Hauptes von dannen. Zumindest konnte mein<br />
nesterversteckender Liebster nun eine ruhige Nacht verbringen.<br />
Das aber auch Kater brüten, das war mir bis dato<br />
neu.<br />
In diesem Sinne, genießen Sie das Leben<br />
und bleiben Sie versonnen!<br />
kolumne<br />
� quadrat 05 / 2012 03