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52 quadrat 05 / 2012 � lüneburg privat<br />
Peer, die 1st Class Session ist das Produkt eines<br />
künstlerischen Tiefs.<br />
Peer Frenzke: Das stimmt. ich war vom jahrelangen<br />
Tourleben, vom ständigen Spielen in verschiedenen<br />
Städten regelrecht ausgebrannt. Meine Begeisterung<br />
für die Musik begann darunter zu leiden. So<br />
entschied ich mich, die Liebe zu meiner Musik<br />
wieder zu leben und auch für meine Familie da zu<br />
sein, die mich aufgrund der ständigen Reisen nur<br />
sporadisch zu Gesicht bekam.<br />
Wo liegt die Wiege der Session?<br />
Peer Frenzke: Geboren ist diese im Jahr 2007 mehr<br />
oder weniger aus einer Bierlaune zwischen dem<br />
Inhaber der damaligen Wunderbar, Jo Lund, und<br />
mir. Ich hatte gerade mit einem Sänger der Söhne<br />
Mannheims gespielt, als mich Jo fragte, ob man<br />
so etwas nicht kontinuierlich machen könne. Nach<br />
dem dritten gemeinsamen Bier kam uns schließlich<br />
die Idee, eine spontane Session zu festgelegten<br />
Terminen in der Wunderbar zu etablieren,<br />
und Jo wollte dem ganzen den Namen „1st Class<br />
Session“ verpassen. Diesen empfand ich anfangs<br />
als viel zu elitär, doch fi el uns damals nichts Bes-<br />
seres ein. Mittlerweile haben wir so viele erst-<br />
klassige Musiker zu Gast, dass dieser Titel tatsäch-<br />
lich passt. Angefangen haben wir mit gesponsertem<br />
Bier und 20 Euro Spritzulage. Inzwischen konnten<br />
dank unserer Sponsoren und Unterstützer wunder-<br />
bare Bedingungen geschaffen werden, und des-<br />
halb möchte ich an dieser Stelle allen danken, die<br />
uns seit unserer Entstehung begleiten, darunter<br />
das Autohaus Havemann, das uns mit seinen Fahr-<br />
zeugen unterstützt, um von einem Spielort zum<br />
nächsten zu kommen; Christian von Stern, mittler-<br />
weile ein enger Freund, ist einer der Motoren, wes-<br />
wegen es die 1st Class Session in dieser Form über-<br />
haupt gibt, und natürlich gilt mein Dank auch HK<br />
Audio und all den anderen, die uns bis heute zur<br />
Seite stehen. Nicht zu vergessen die fantastische<br />
Roadcrew von der Firma Protones Audio, die den<br />
erstklassigen Sound liefert und das gesamte Instrumentarium<br />
auf- und abbaut!<br />
Ihr feiert jetzt Euer fünfjähriges Jubiläum.<br />
Peer Frenzke: Richtig, am 11. Mai wird in der<br />
Ritter akademie ordentlich Party gemacht. Dazu<br />
werden wir ein bisschen auffahren und statt sechs<br />
oder sieben Musiker rund zehn auf die Bühne<br />
bringen, darunter noch einmal Cassandra Steen<br />
und Jenniffer Kae.<br />
War Lüneburg seinerzeit reif für ein solches Vorhaben?<br />
Peer Frenzke: Ich habe heute noch oft den Ein-<br />
druck, Konzertbesucher schielen ausschließlich<br />
auf die großen Namen. Deshalb ist dies mein Appell<br />
an alle Musikinteressierten: Wer neben den<br />
international renommierten vor allem herausragende<br />
Talente und Künstler sehen möchte, ist<br />
bei der 1st Class Session genau richtig – dazu<br />
braucht es keine bekannten Namen.<br />
War und ist dieses Projekt tatsächlich ein völlig<br />
spontanes Zusammentreffen von Profi -Musikern?<br />
Peer Frenzke: Von Anfang an war die 1st Class<br />
Session ein ideelles Projekt, eine Plattform und<br />
Spielwiese, auf der hochkarätige Musiker sich aus-<br />
drücken und ihr eigenes Gesicht zeigen konnten.<br />
Im Zentrum stand die Improvisation, die bis heute<br />
ein wichtiger Bestandteil geblieben ist – das fi nde<br />
ich ganz wichtig. Im Gegensatz zu den Anfängen<br />
ist es professioneller, konzeptioneller, songorientierter<br />
geworden.<br />
Es gibt vier Orte, an denen diese temporären Musikprojekte<br />
stattfi nden. Welche Idee steht dahinter?<br />
Peer Frenzke: Die Triebfeder war, dass man nach<br />
nur einem gemeinsamen Spieltag noch längst<br />
nicht das ausgereizt hat, was in dieser einmaligen<br />
Peer Frenzke<br />
Geboren 1964 in Frankfurt am Main<br />
Beruf: Musiker und Musikpädagoge<br />
Konstellation möglich ist. Zudem kommen die Mu-<br />
siker mittlerweile aus recht entlegenen Ecken, so<br />
dass sich eine Anreise für nur einen Tag oft nicht<br />
lohnt; daher die Idee, ein verlängertes Wochenende<br />
– jeweils von Donnerstag bis Sonntag – zu spielen.<br />
Man lernt sich in dieser Zeit kennen, wächst<br />
als kleiner Mikrokosmos zusammen. Die Session<br />
fi ndet mittlerweile in Jevenstedt, Gifhorn und Uelzen<br />
statt. Im September werden wir Hamburg als Ver-<br />
anstaltungsort hinzunehmen, erstmals spielen wir<br />
dann in der „Fabrik“.<br />
Weltweit renommierte Musiker fragen heute bei Dir<br />
an. Ist die Auswahl der Künstler ein Zufallsprodukt?<br />
Peer Frenzke: Viele Kontakte bestehen bereits,<br />
vieles funktioniert über Mundpropaganda, und ei-<br />
niges kommt auch über den Lüneburger Musikpro-<br />
duzenten Peter Hoffmann oder den Musikmanager<br />
Rainer Moslener zustande, die uns ebenfalls seit<br />
langem unterstützten. Natürlich sollten die zu-<br />
sammenwirkenden Musiker stilistisch zueinander<br />
passen, doch sind unkonventionelle Zusammensetzungen<br />
oft die spannenderen.<br />
Peer, was hat Dich als „gefühlter Schwarzwälder“<br />
nach Lüneburg gezogen?<br />
Peer Frenzke: Ich war in Oldenburg als Lehramtsstudent<br />
für Musik und Sonderpädagogik − so hieß<br />
es damals – eingeschrieben, hatte das Studium<br />
jedoch auf Eis gelegt, da ich vom Musikmachen<br />
und Unterrichten ganz gut leben konnte. Irgendwann<br />
kam ich dann an jenen Punkt, wo es für mich<br />
mit all den Tourneen nicht mehr weiterging. Mein<br />
Rettungsanker war damals der Studienplatz. Tatsächlich<br />
schaffte ich es dann auch, das Studium<br />
durchzuziehen; das Referendariat brachte mich<br />
dann im Jahr 2000 nach Lüneburg.<br />
Du bist bis heute als Lehrer tätig.<br />
Peer Frenzke: Richtig, ich arbeite in Bad Bevensen<br />
an einer Förder- bzw. an einer Gesamtschule und<br />
bilde als Seminarleiter parallel angehende Musik-