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MIT LIEBE GEDRUCKT.<br />
jagen, wobei ich nicht weiß, ob man dazu derart<br />
brüllen muss, egal. Der junge Mann drehte sich<br />
um, immer noch die Pistole in den Fäusten, eine<br />
Kinderpistole, so etwas müsste als Spielzeug verboten<br />
werden, und sah mich an. Ich sah die Panik<br />
in seinen Augen, ich bin mir nicht sicher, ob er<br />
nicht sogar weinte. Er tat mir richtig leid, der arme<br />
Kerl, wie er so da stand als Bankräuber-Imitation;<br />
da habe ich die Hände gehoben, ganz langsam, um<br />
ihn zu beruhigen und ihm zu zeigen „Junge, ist<br />
schon gut, ich hab Angst vor dir“. Er sah mich einen<br />
Augenblick lang an, fast dankbar, behaupte ich<br />
mal, dann warf er die Pistole weg, rannte nach<br />
draußen, aber weil die scheiß-automatische Tür<br />
sich nur so langsam öffnete, knallte er mit dem<br />
Kopf gegen das Glas; es gab einen Schlag, der tat<br />
sogar mir weh, dann war er weg.“<br />
Kriminalassistentin Muhr, die diese Aussage zu<br />
Protokoll nahm, stellte eine erhebliche Alkoholfahne<br />
bei Weller fest. Sie sah ihn anschließend in<br />
ein Auto steigen; zu spät sei ihr klar geworden,<br />
dass sie ihn daran hätte hindern müssen. Ob man<br />
nachträglich Anzeige erstatten solle, wegen Fahrens<br />
im alkoholisierten Zustand, oder ihn jetzt<br />
noch aufhalten könne?<br />
Laut Bericht des diensthabenden Beamten, der<br />
bereits über den Überfall informiert war, betrat zwei<br />
Stunden nach der Tat ein junger Mann die Polizeistation<br />
am Welfenplatz; er machte einen gefassten<br />
Eindruck und sagte, er wolle sich anzeigen: Er,<br />
Franz Firle mit Namen, hätte, glaube er, eine Bank<br />
überfallen. Anschließend sei er wie blind nach<br />
Hause gelaufen, seiner Frau in die Arme, und habe<br />
ihr alles erzählt. Sie hätten wortlos nebeneinander<br />
auf der Treppe vor ihrer Wohnung gesessen, und<br />
zwischen ihnen, wie ein Fremder, die Frage<br />
„Warum?“, und je länger sie wortlos saßen, desto<br />
größer sei der Fremde gewachsen und hätte sie<br />
auseinander gedrückt. Dann sei er hierher zur Polizei<br />
gegangen. Die Pistole habe er einem Jungen<br />
weggenommen, der auf dem Spielplatz damit<br />
spielte; er, Franz, habe am Rand des Platzes auf<br />
einer Bank gesessen und zugeschaut, wie die<br />
Kinder sich beschossen. Da sei er aufgestanden,<br />
habe dem Jungen die Pistole aus der Hand genom-<br />
men und sei losgelaufen, verfolgt vom Geschrei<br />
der Kinder. Einfach weggelaufen und hinein in den<br />
nächsten Laden, zufällig sei es eine Bankfiliale<br />
gewesen.<br />
„ER TAT MIR RICHTIG LEID, DER ARME KERL, WIE ER SO DA STAND ALS BANKRÄUBER-<br />
IMITATION; DA HABE ICH DIE HÄNDE GEHOBEN, GANZ LANGSAM.“<br />
Nach Akteneinsicht: Der tags darauf zu Rate gezo-<br />
gene Psychologe konnte Firle wenigstens einmal<br />
ein knappes Lächeln entlocken. Auf die Frage,<br />
wann er sich zum letzten Mal richtig wohl gefühlt<br />
habe, entspannte sich das verhärtete Firle-<br />
Gesicht: „Im Henriettenstift, vor zwei Jahren, als<br />
ich operiert worden bin. Das waren zehn schöne<br />
Tage. Nur liegen und warten, bis alles besser wird.<br />
Das war schön.“<br />
Warum er in der Bankfi liale kein Geld verlangt habe?<br />
„Geld??“<br />
Vor wem er dann weggelaufen sei?<br />
„Vor mir.“<br />
Nicht nur die Vernehmungsbeamten quälten sich<br />
mit Firles rätselhaft knappen Antworten. Auch die<br />
Ehefrau hatte keine Erklärung; die Ehe sei ge-<br />
wesen, wie Ehen eben so sind; man lebe nebeneinander<br />
her und habe sich daran gewöhnt.<br />
Der Psychologe empfahl eine Therapie. Firle verschwand<br />
für einige Zeit von der Bildfläche.<br />
Aktennotiz der Kriminalassistentin Muhr: Der Zeuge<br />
Charlie Weller wurde noch auf dem Heimweg von<br />
einem Streifenwagen gestoppt, er erkannte mich<br />
sofort wieder: „Habe ich etwas vergessen?“ – „Zu<br />
pusten“, sagte ich und forderte ihn auf, dies nun<br />
nachzuholen, was Weller anstandslos tat. Das Ergebnis<br />
war eindeutig: eins-komma-acht Promille.<br />
„Und das am Nachmittag!“<br />
„Abends spiele ich Theater“, tönte Weller und<br />
rollte das „r“ wie auf einer Bühne, „da muss ich<br />
mich rechtzeitig in Stimmung bringen.“<br />
Der Führerschein wurde eingezogen.