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Interpack und KBA

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Farben <strong>und</strong> Lacke als Hauptquelle.<br />

Packstoffe mit hohem Recyclingfaseranteil<br />

sind viermal häufiger für<br />

die Migration verantwortlich! Grob<br />

bescheinigt allen Faltschachtelkartons<br />

mit Recyclingbestandteilen<br />

(GD-, GT-, GC-Qualitäten) das mindestens<br />

zehnfache Überschreiten<br />

des Richtwerts von 0,6 mg pro kg<br />

Lebensmittel für Mineralöle mit<br />

gesättigten Kohlenwasserstoffketten<br />

(MOSH), der Schnitt liegt bei<br />

bedenklichen 338 mg/kg! Die als<br />

Krebserreger in Verdacht stehenden<br />

Mineralöle mit Kohlenwasserstoffringen<br />

(MOAH) werden<br />

durchschnittlich mit 97 mg/kg<br />

nachgewiesen!<br />

Aber auch die Art des Packguts<br />

kann die Migration begünstigen.<br />

Trockene Lebensmittel, z. B. Reis,<br />

Mehl <strong>und</strong> Salz, saugen aus ihrer<br />

Umgebung nicht nur Feuchtigkeit,<br />

sondern auch unerwünschte<br />

Stoffe auf. Solche Lebensmittel in<br />

Faltschachtel-Primärverpackungen<br />

anzubieten ist umso riskanter, je<br />

länger die Packungen gelagert werden,<br />

warnt Grob.<br />

Es ist also nicht nur eine Angelegenheit<br />

der Farbenlieferanten,<br />

diesem Problem zu begegnen,<br />

sondern auch der Kartonhersteller<br />

<strong>und</strong> somit der Markenartikler<br />

<strong>und</strong> Printbuyer, die sich über Alternativen<br />

bei der Packstoffauswahl<br />

Gedanken machen müssten.<br />

Faltschachtelkarton-Verb<strong>und</strong>e mit<br />

Barriereschichten oder geringerem<br />

Recyclingfaseranteil, am besten<br />

aber Frischfaserkartons wären<br />

wünschenswert. Der Haken: Solche<br />

Kartons sind teurer, genau wie<br />

migrationsarme Farben mehr kosten.<br />

Offene Gebinde sind in der Lackversorgung an<br />

der <strong>KBA</strong> Rapida tabu. Beispielsweise mit Systemen<br />

von Harris & Bruno lässt sich migrationsarmer<br />

Lack kontaminationsfrei konditionieren,<br />

fördern <strong>und</strong> wechseln<br />

Die zweistufige <strong>KBA</strong>-Bypass-Filterung reinigt den Feuchtmittel-Kreislauf auch von Partikeln<br />

unerwünschter Substanzen<br />

Auch Druckereien in der Pflicht<br />

Um weitere Kontaminationsmöglichkeiten<br />

auszuschließen, muss<br />

auch das Druckerei- <strong>und</strong> Maschinenpersonal<br />

über sämtliche Migrationsquellen<br />

informiert sein.<br />

Schon die persönliche Hygiene ist<br />

wichtig, wenn Faltschachtelkarton<br />

für Food- <strong>und</strong> Pharmaprodukte<br />

angefasst wird. Saubere Hände<br />

bzw. frische Gummihandschuhe<br />

<strong>und</strong> Lappen sind unerlässlich bei<br />

der Maschinenreinigung, um keine<br />

Reste ungeeigneter Farben <strong>und</strong><br />

Chemikalien einzutragen. Wurde<br />

vor der Food-Verpackung eine normale<br />

Faltschachtel mit anderen<br />

Farben gedruckt, muss der Drucker<br />

besonders gründlich waschen,<br />

damit keine Verschleppung stattfinden<br />

kann. Gängige Praxis ist, dass<br />

saubere Kleidung für Personal <strong>und</strong><br />

sterile Schutzkleidung <strong>und</strong> antibakterielle<br />

Handwaschlotionen für<br />

Drucksaalgäste verfügbar ist. Fußböden,<br />

Wände <strong>und</strong> Deckenstrukturen<br />

sollten nach häuslichen Maßstäben<br />

sauber gehalten werden.<br />

Faltschachtelkarton muss in<br />

sauberen, klimatisierten Räumen<br />

gelagert werden, getrennt von<br />

VOC-Flüssigkeiten. Nach dem<br />

Druck sind die Stapel abzudecken.<br />

Bei der Weiterverarbeitung gelten<br />

natürlich dieselben hohen Sauberkeitsanforderungen.<br />

Stoffe aus<br />

Faltschachtel-Leimen dürfen ebenfalls<br />

nicht migrieren. Und beim Anliefern<br />

des Kartons wie auch beim<br />

Abholen der Faltschachteln darf<br />

erwartet werden, dass die Transportbedingungen<br />

untadelig sind.<br />

Gelangen Dieselabgase aus LKWs<br />

in Lagerräume, müssen sie abgesaugt<br />

werden. Unbedenklicher<br />

Frischfaserkarton nützt nichts,<br />

wenn er von schmutzigen Paletten<br />

herunter verdruckt wird. Deshalb<br />

empfiehlt sich vor Ort der Einsatz<br />

einer Palettenwaschanlage, wobei<br />

sich Kunststoffpaletten besser<br />

als Holzpaletten reinigen lassen.<br />

Kunststoffpaletten sind zwar teurer,<br />

rechnen sich aber auch wegen<br />

ihrer längeren Lebensdauer. Außerdem<br />

ist mit den jeweiligen Farb-,<br />

Hygiene schließt die Paletten ein: Links eine Waschanlage von Limex, die auch Holzpaletten reinigt,<br />

rechts gestapelte Kunststoffpaletten von Schoeller Arca in einer Förderanlage von Kettner in einem<br />

Lebensmittelbetrieb. Die Auswahl an Lösungen ist riesig<br />

Lack-, Additiv- <strong>und</strong> Waschmittellieferanten<br />

zu klären, ob migrationsarme<br />

<strong>und</strong> VOC-freie Produkte<br />

verfügbar sind. „Auf Pflanzenölbasis“<br />

heißt nicht, dass das Produkt<br />

bedenkenlos eingesetzt werden<br />

kann. Sogar bestimmte Pigmente<br />

können sich gefährlich auswirken.<br />

Und eine IPA-Reduzierung ist nur<br />

dann hilfreich, wenn sie durch die<br />

Feuchtwerkkonstruktion oder unbedenkliche<br />

Ersatzstoffe erreicht<br />

werden kann. Bei UV-Farben <strong>und</strong><br />

-Lacken sollte gefragt werden, ob<br />

die verwendeten Harze <strong>und</strong> somit<br />

die eingesetzten Fotoninitiatoren<br />

<strong>und</strong> ihre Spaltprodukte unbedenklich<br />

sind. Druckpuder ist für Food<br />

<strong>und</strong> Pharma extrem zu minimieren.<br />

Eine Dokumentation hilft, Materialien<br />

im Sinne der Migrationsreduzierung<br />

zu ersetzen <strong>und</strong> den<br />

Materialfluss zu optimieren. In die<br />

Prüfung einzubeziehen ist ebenfalls<br />

die Trocknertechnik, denn<br />

feuchte oder nicht durchgehärtete<br />

Schichten von Farben <strong>und</strong> Lacken<br />

können immer noch Substanzen<br />

freisetzen. Dazu gehört auch sicherzustellen,<br />

dass die Absauganlagen<br />

die erforderliche Leistung<br />

bringen.<br />

Sieben Schritte zur<br />

„Low Migration Press“<br />

Weil die Materialauswahl nur einen<br />

Teil des Problems löst <strong>und</strong> <strong>KBA</strong> seine<br />

K<strong>und</strong>en bei der Umstellung auf<br />

migrationsarme Produktion nicht<br />

alleine lassen möchte, hat <strong>KBA</strong> das<br />

Projekt „Low Migration Press“ mit<br />

dem Entwicklungsziel der emissionsgeprüften<br />

<strong>und</strong> migrationsunbedenklichen<br />

Faltschachtelprodukti-<br />

Report 39 | 2011 17

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