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Fachübergreifende Zusammenarbeit - Kliniken des Landkreises ...

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<strong>Kliniken</strong>-Telegraf<br />

Zeitschrift für Patienten, Angehörige, Mitarbeiter und Freunde der<br />

<strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen gGmbH<br />

<strong>Fachübergreifende</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

im Onkologischen Schwerpunkt / Onkologischen Zentrum<br />

Ausgabe 4 - Dezember 2011


Inhalt<br />

Seite<br />

Titelthema Onkologischer Schwerpunkt (OSP) / Onkologisches Zentrum (OZ) 4<br />

Die Beteiligten / Grafik 6<br />

Wie funktionieren der Onkologische Schwerpunkt / das Onkologische Zentrum 6-9<br />

Gynäkologisches Krebszentrum 10<br />

Brustzentrum 11<br />

Pankreaskarzinomzentrum 12<br />

Darmkrebszentrum 13<br />

Hämatologie / internistische Onkologie 14<br />

Radioonkologie und Strahlentherapie 16<br />

Pathologie 17<br />

Medizin aktuell Komplementärmedizin für die Patienten der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> 18<br />

Pflege aktuell Komplementäre Pflegemethoden 19<br />

Die Methode Therapeutic Touch 20<br />

Brückenpflege 21<br />

Weitere Einrichtungen der Palliativversorgung 22<br />

Abschied nehmen 23<br />

Portrait Katrin Samper – Onkologische Fachschwester 24-25<br />

Vielfalt der <strong>Kliniken</strong> Unterstützende Angebote durch<br />

... Therapiezentrum: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie 26<br />

... Sozialdienst 27<br />

... Psychoonkologie 28<br />

... Klinische Ethikkomitees 29<br />

... Klinikseelsorge 30<br />

... Selbsthilfegruppen 31<br />

Das Interview Chefarzt Dr. Allmendinger im Gespräch 32-34<br />

Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong> Klinik am Eichert von Medizinstudenten ausgezeichnet 36<br />

HOPE – Europäisches Austauschprogramm für Krankenhausbeschäftigte 37<br />

Ersatz <strong>des</strong> alten Krankenhaus-Informations-Systems 38-39<br />

40 Jahre Krankenhausfunk an der Helfenstein Klinik Geislingen 40<br />

Auszeichnung der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> mit dem KlinikAward 2011 41<br />

Personalien Neu dabei: Walter Ruschel, Technischer Leiter der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> 42<br />

Wer ist der neue MIO-Chef? 43<br />

Sieg in Berlin 44<br />

Examen – Nachwuchs für die Gesundheits- und Krankenpflege 45<br />

Examen in der Helfenstein Klinik 46<br />

Neue Fachkräfte für die Intensiv- und Anästhesiepflege 47<br />

Neue Auflage: Dr. Wilhelm Schäberle Ultraschall in der Gefäßdiagnostik 48<br />

Veranstaltungen KlinikDialog 2012 49<br />

Zwischen Kompromiss und Bauchgefühl 50<br />

Impressum 51<br />

Titelbild: Vorstand <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes / Onkologischen Zentrums: Professoren, Chefärzte,<br />

Leitungen der Pflege, Chefapotheker, Psychologin und die Koordinatorin <strong>des</strong> OSP / OZ


Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Ihre<br />

Prof. Dr. Jörg Martin Wolfgang Schmid<br />

Editorial<br />

die Diagnose Krebs wird in Deutschland in jedem Jahr ca. 340 000 Menschen mitgeteilt. Eine Diagnose, die<br />

bis heute noch wie keine andere mit Angst verbunden ist. Jeder, der damit konfrontiert wird, hinterfragt sein<br />

bisheriges Leben. Die häufigsten Tumorerkrankungen sind Brustkrebs bei den Frauen und Prostatakrebs bei<br />

den Männern, gefolgt von Darm- und Lungenkrebs. Das Risiko einer Frau, in ihrem Leben an Krebs zu erkranken,<br />

beträgt 38 %, das Risiko eines Mannes 47 %.<br />

Die Überlebenschancen und die Lebensqualität von Krebskranken haben sich in den vergangenen Jahren deutlich<br />

verbessert. Dabei zeigen internationale Studien, dass Patienten eine deutlich verbesserte Überlebensrate<br />

haben, wenn sie in zertifizierten Krebszentren nach den neuesten Leitlinien behandelt werden. Die <strong>Kliniken</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> bieten mit ihrem Onkologischen Schwerpunkt / Onkologischem Zentrum und den damit<br />

verbundenen vier zertifizierten Zentren für Brust-, Darm- und Pankreaskrebs sowie dem Gynäkologischen<br />

Krebszentrum sehr gute Voraussetzungen.<br />

Dies nehmen wir zum Anlass Ihnen in der neuesten Ausgabe <strong>des</strong> <strong>Kliniken</strong>-Telegraf unseren Onkologischen<br />

Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum vorzustellen. Wir laden Sie ein die vielen unterschiedlichen Fachdisziplinen<br />

kennen zu lernen, die den Patienten und ihren Angehörigen angefangen von der Diagnostik über die<br />

Therapie bis zur medizinischen Nachsorge und psychosozialen Betreuung zur Seite stehen.<br />

Fürs neue Jahr wünschen wir Ihnen Gesundheit, Glück, Erfolg und ein friedvolles Jahr 2012.


Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />

Der Onkologische Schwerpunkt<br />

Je<strong>des</strong> Jahr erkranken in Deutschland ca. 340 000<br />

Menschen erstmals an Krebs. In Baden-Württemberg<br />

betrifft es 40 000 Frauen und Männer. Bedingt durch<br />

die steigende Lebenserwartung wird die Häufigkeit der<br />

bösartigen Erkrankungen weiter zunehmen.<br />

Worum handelt es sich eigentlich bei Krebs? Unter<br />

diesem Oberbegriff werden verschiedene Erkrankungen<br />

mit verschiedensten Symptomen und Verläufen<br />

zusammengefasst, für die kennzeichnend ist, dass<br />

sich Zellen unkontrolliert vermehren. Gesunde Zellen<br />

haben Regelmechanismen für Wachstum, Reifung,<br />

Teilung und schließlich für Absterben. Krebszellen<br />

haben diese Mechanismen verloren. Sie teilen sich immer<br />

weiter und bilden so eine Geschwulst, den Tumor.<br />

Die bösartigen Zellen dringen dabei in benachbartes<br />

Gewebe ein, vermehren sich dort und zerstören so nach<br />

und nach das gesunde Gewebe. Mittlerweile können<br />

jedoch 70% aller Krebserkrankungen geheilt werden.<br />

Der Schlüssel zu diesem Erfolg ist die Kombination<br />

von Operation, sensibler Strahlentherapie und neuen<br />

Medikamenten. In den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> Landkreise sind<br />

hierfür alle Voraussetzungen gegeben, so dass das<br />

Sozialministerium Baden-Württemberg und die Deutsche<br />

Krebsgesellschaft die Klinik am Eichert und die<br />

Palliativstation der Helfenstein Klinik zum Onkologischen<br />

Schwerpunkt / Onkologischen Zentrum<br />

ernannt hat.<br />

Im fachübergreifenden OSP / OZ der <strong>Kliniken</strong> werden<br />

modernste Konzepte der Tumortherapie umgesetzt.<br />

Ständige Weiterentwicklungen sind garantiert, die<br />

Klinik am Eichert ist als akademisches Lehrkrankenhaus<br />

zusammen mit dem wichtigen Kooperationspartner<br />

Universität Ulm in nationale und internationale<br />

Komitees eingebunden.OSP / OZ am Eichert bedeutet<br />

die enge Kooperation der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />

Göppingen mit der Universitätsklinik für Neurochirurgie<br />

Tübingen, mit der Neurologie am Christophsbad,<br />

der Klinik Schillerhöhe, mit niedergelassenen Ärzten,<br />

mit ambulanten und stationären Pflegediensten und<br />

nicht zuletzt mit engagierten Selbsthilfegruppen.<br />

Koordinatorin für ein reibungsloses Miteinander ist Uta<br />

Tekdal. Die Diplom-Pflegewirtin (FH) achtet weitsich-<br />

4 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

tig und sorgfältig darauf, dass miteinander definierte<br />

Ziele umgesetzt werden, die Qualität der vielfältigen<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> auf höchstem Niveau bleibt, sinnvolle<br />

Wege eingehalten und Kontakte mit niedergelassenen<br />

Ärzten und Selbsthilfegruppen vertieft werden – kurz:<br />

dass die rund 300 qualifizierten Fachkräfte und viele<br />

Ehrenamtliche, die im Onkologischen Schwerpunkt<br />

an einem Strang ziehen, erkrankten Menschen mit<br />

den besten Behandlungsmethoden helfen, Krebs zu<br />

besiegen.<br />

Im Herbst 2010 übernahm Chefarzt Dr. Gerhard Allmendinger<br />

den Vorsitz <strong>des</strong> OSP / OZ im Landkreis.<br />

Dr. Gerhard Allmendinger hat die strukturierte <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

gegen die Krankheit Krebs seit ihren<br />

Anfängen 1983 im damaligen ‚Onkologischen Arbeitskreis’<br />

begleitet und entscheidend vorwärts getragen.<br />

Im Zuge der demografischen Entwicklung, so der<br />

Chefarzt der Inneren Medizin am Eichert, werde die<br />

Onkologie in Zukunft weiter wachsen und immer<br />

komplexer werden. Immer mehr Menschen werden<br />

mit zunehmendem Alter an Krebs erkranken. „Die<br />

Bildung <strong>des</strong> zertifizierten Onkologischen Zentrums<br />

hat uns in den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> vor allem<br />

dazu gebracht, dass die wichtigsten medizinischen<br />

Fachgebiete näher zusammen gerückt sind. In diesem<br />

eng verwobenen Miteinander können wir noch<br />

mehr für die Patienten bewirken.“ Wünschenswert<br />

und angestrebt ist eine engere Verzahnung mit den<br />

niedergelassenen Fachärzten.<br />

Andrea Maier<br />

Onkologische Schwerpunkte wurden als Qualitätssicherungsmaßnahme<br />

vom Land Baden-Württemberg ins Leben gerufen<br />

und vom Krebsverband BW ab 2000 zertifiziert. In BW<br />

gibt es 13 Onkologische Schwerpunkte.<br />

Onkologische Zentren gibt es deutschlandweit. Diese werden<br />

nach den Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert.<br />

Aktuell sind in Deutschland 33 Zentren zertifiziert.


Die Beteiligten<br />

Selbsthilfegruppen<br />

Niedergelassene<br />

Fachärzte<br />

Institut für<br />

Fort- und<br />

Weiterbildung<br />

Urologie<br />

Hospize<br />

Frauenklinik<br />

Hämatologie<br />

Gastroenterologie<br />

Unfallchirurgie<br />

Orthopädie<br />

Radioonkologie<br />

Kooperierende <strong>Kliniken</strong><br />

Allgemeinchirurgie<br />

Radiologie<br />

Therapiezentrum<br />

Pathologie<br />

Palliativstation<br />

P�egedienste<br />

Stomatherapie<br />

Hausärzte<br />

Psychoonkologie<br />

Sozialdienst<br />

Schmerztherapie<br />

Ernährungsberatung<br />

Genetische<br />

Beratung<br />

Brückenp�ege<br />

Rehabilitation<br />

Anschlussheilbehandlung<br />

O P<br />

S<br />

ONKOLOGISCHER SCHWERPUNKT<br />

5


Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />

Wie funktionieren der onkologische Schwerpunkt / das Onkologische<br />

Zentrum<br />

Organisation und Aufgaben<br />

Der OSP / das OZ dient als „Dachorganisation“ für alle<br />

an der Behandlung und Betreuung von Tumorpatienten<br />

beteiligten Bereiche der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />

Göppingen.<br />

Diese Organisationsform ist für eine umfassende und<br />

kontinuierliche Versorgung von Krebspatienten maßgebend<br />

und verbindlich. Der Hauptaugenmerk eines<br />

OSP / OZ liegt darauf, umfassende, integrierende<br />

Behandlungskonzepte für alle Krebserkrankungen<br />

zu gewährleisten.<br />

Die Geschäftsstelle <strong>des</strong> OSP / OZ wird gebildet durch<br />

die Koordinatorin, die Tumordokumentare und weitere<br />

Mitarbeiterinnen, die für die Tumorkonferenzen und<br />

die Studienbetreuung verantwortlich sind. Sie dient<br />

als zentrale Anlaufstelle.<br />

Dazu gehört auch ein telefonischer Informationsdienst<br />

für Patienten und Ärzte. Jeder Betroffene <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />

Göppingen kann sich mit Fragen zum Thema<br />

Krebs an den OSP / das OZ wenden.<br />

Interdiziplinarität<br />

bedeutet die enge <strong>Zusammenarbeit</strong> aller an der onkologischen<br />

Versorgung beteiligten Berufsgruppen, zum<br />

Beispiel beim Ausarbeiten der verbindlichen Leitlinien,<br />

in regelmäßigen Fallkonferenzen, bei der ständigen<br />

Qualitätssicherung oder auch bei der Mitwirkung an<br />

nationalen und internationalen Studien.<br />

6 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Hinzu kommen regelmäßige Fortbildungen für Mitarbeiter,<br />

Patienten und Betreuungspersonen sowie die<br />

klar strukturierte Qualitätssicherung in allen Bereichen.<br />

Fester Bestandteil ist auch die Vernetzung mit internen<br />

Kooperationspartnern, also mit Bereichen der<br />

Klinik, die nicht vorrangig auf Tumorerkrankungen<br />

spezialisiert sind, mit niedergelassenen Ärzten, mit<br />

Pflegeeinrichtungen und anderen unterstützenden<br />

Institutionen, wie beispielsweise Hospize.<br />

Unablässig sind auch die einwandfrei Pflege <strong>des</strong> klinischen<br />

Krebsregisters und die Koordination von Studien.<br />

Weitere Aufgaben sind die <strong>Zusammenarbeit</strong> mit Qualitätskonferenzen<br />

und Arbeitsgruppen <strong>des</strong> Deutschen<br />

Krebsverban<strong>des</strong>.<br />

Viele Berufsgruppen, Einrichtungen und Organisationen<br />

sind an der Betreuung onkologischer Patienten<br />

beteiligt. Die Behandlung und Versorgung geschieht<br />

oft im Wechsel zwischen stationären und ambulanten<br />

Einrichtungen.<br />

Selbsthilfegruppen werden meist schon kurz nach der<br />

Diagnose oder während der ersten Therapieschritte<br />

für die Patienten und Angehörigen wichtig – in einer<br />

Lebensphase, die von Unsicherheit und Ängsten<br />

geprägt ist.<br />

Patienten und ihre Angehörigen können nur dann optimal<br />

von den vorhandenen Möglichkeiten profitieren,<br />

wenn <strong>Zusammenarbeit</strong> zuverlässig gelingt und alle<br />

Beteiligten über hohe fachliche, vor allem aber über<br />

menschliche Kompetenz verfügen. Die Qualität der<br />

Behandlung und Betreuung hängt davon wesentlich ab.


Koordination<br />

Uta Tekdal ist die Koordinatorin <strong>des</strong> OSP / OZ. Sie<br />

arbeitet mit dem Vorsitzenden Dr. G. Allmendinger<br />

zusammen und ist für sämtliche Zertifizierungen<br />

verantwortlich.<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> Qualitätsmanagements leitet sie die<br />

Qualitätszirkel. Die Mitarbeiter <strong>des</strong> Referats Qualitäts-<br />

und Projektmanagement überprüfen zusammen<br />

mit Uta Tekdal die Prozesse durch interne Audits.<br />

Behandlungskennzahlen werden erhoben, bewertet<br />

und Strategien abgeleitet.<br />

Für die Selbsthilfegruppen ist Uta Tekdal die zentrale<br />

Ansprechpartnerin. Sie organisiert die zweimal jährlichen<br />

stattfindenden Treffen und unterstützt Kontakte<br />

zu den Chefärzten.<br />

Tumorkonferenzen<br />

Tumorkonferenzen sind das Kernstück <strong>des</strong> OSP / OZ.<br />

Wir folgen unserem Anspruch und besprechen die<br />

Krankengeschichte je<strong>des</strong> Onkologischen Patienten<br />

in den regelmäßigen Konferenzen. Spezialisten aus<br />

den unterschiedlichen Fachgebieten (Diagnostiker,<br />

Pathologen, Hämatoonkologen, Radioonkologen, Radiologen<br />

und Chirurgen) blicken jeder für sich und<br />

gemeinsam auf die Sachlage. Die unterschiedlichen<br />

Perspektiven gewähren ein optimales Behandlungskonzept<br />

für jeden Patienten.<br />

Andrea Maier / Uta Tekdal<br />

In der Klinik am Eichert in Göppingen findet fast<br />

täglich, in der Helfenstein Klinik in Geislingen einmal<br />

pro Woche eine interdisziplinäre Tumorkonferenz statt.<br />

Vor der Tumorkonferenz werden alle Unterlagen, z. B.<br />

Anamnese <strong>des</strong> Patienten, Befunde usw. auf Anweisung<br />

<strong>des</strong> behandelnden Arztes durch die Tumorkonferenzassistentin<br />

zusammengestellt. Dieser so genannte<br />

Scribor wird einige Stunden vor der Konferenz allen<br />

teilnehmenden Ärzten zur Verfügung gestellt.<br />

Nach der Konferenz diktiert der verantwortliche Arzt<br />

die Ergebnisse. Dieses Protokoll stellt die Grundlage<br />

für die weitere Behandlung dar. Den Patienten wird im<br />

Anschluss das Besprechungsergebnis mitgeteilt. Folgetermine<br />

für die weitere Behandlung werden vereinbart.<br />

Alle niedergelassenen Ärzte sind jederzeit eingeladen<br />

ihre Patienten in einer Konferenz selbst vorzustellen.<br />

Diese „Fälle“ werden entsprechend der Erkrankung in<br />

der Tumorkonferenz besprochen. Das Protokoll mit<br />

dem Behandlungsschema wird innerhalb weniger Tage<br />

an den niedergelassenen Arzt weitergegeben.<br />

Tumordokumentation<br />

Onkologische Schwerpunkte sind seit 2009 gesetzlich<br />

verpflichtet, ihre Patientendaten in anonymisierter<br />

Form an das Krebsregister Baden-Württemberg zu<br />

melden. Das Krebsregister BW hat die Aufgabe fortlaufend<br />

und einheitlich personenbezogene Daten über<br />

das Auftreten und den Verlauf von Krebserkrankungen<br />

einschließlich ihrer Frühstadien zu dokumentieren.<br />

7


Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />

Obwohl in den letzten Jahren viele Fortschritte bei der<br />

Behandlung von Krebserkrankungen zu verzeichnen<br />

sind können nach wie vor nicht alle Fragen beantwortet<br />

werden. Deshalb gehört es zu den wichtigsten Aufgaben<br />

der modernen Medizin und der Gesundheitspolitik<br />

die Ursachen zu erforschen und die Behandlung zu<br />

verbessern. Eine Unterstützung hierfür bieten die lan<strong>des</strong>weiten<br />

Krebsregister. „Das Krebsregister kann nur<br />

dann zur Beantwortung der oben genannten Fragen<br />

beitragen, wenn möglichst alle Neuerkrankungen erfasst<br />

werden. Mit nur einem Teil der Fälle sind sinnvolle<br />

Auswertungen nicht oder nicht zuverlässig möglich.<br />

Durch die Bereitschaft, ihre Daten dem Krebsregister<br />

zur Verfügung zu stellen, leisten betroffene Patienten<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Krebsbekämpfung.<br />

Drei Tumordokumentarinnen erfassen im Tumordokumentationssystem<br />

die Daten der an Krebs erkrankten<br />

Patienten. Unter anderem werden die Erstdiagnose,<br />

die Therapie und alle Nachsorgedaten erhoben. Alle<br />

Patienten mit der Diagnose „Krebs“ werden vom behandelnden<br />

Arzt über die Datenerfassung und die<br />

Meldung ans Krebsregister informiert. Jeder Patient,<br />

der die Meldung seiner Daten an das Krebsregister<br />

nicht wünscht hat die Möglichkeit, aktiv Widerspruch<br />

gegen die Meldung zu erheben. Der Widerspruch<br />

wird durch den Arzt an die Tumordokumentation<br />

weitergeleitet. Dadurch ist sichergestellt, dass die Daten<br />

gemeldet werden.<br />

8 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Studien in der Onkologie:<br />

In klinischen Studien wird der Einfluss einer medizinischen<br />

Behandlung auf den Verlauf einer Krankheit in<br />

einer kontrollierten Phase erforscht. Im Rahmen der<br />

Erforschung neuer Therapieansätze stellen klinische<br />

Studien einen wichtigen Schritt in der Entwicklung dar.<br />

Onkologische Schwerpunkte und Onkologische Zentren<br />

sind verpflichtet ihren Patienten Studien anzubieten.<br />

Um auch den Patienten <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes<br />

/ <strong>des</strong> Onkologischen Zentrums diese Behandlungsansätze<br />

anbieten zu können, werden seit 2004<br />

verschiedene Studien in den zertifizierten Organzentren<br />

und der Radioonkologie durchgeführt. Die<br />

Hämatoonkologie bietet Studien in enger Kooperation<br />

mit dem Universitätsklinikum Ulm an.<br />

Für jeden Fachbereich stehen Prüfärzte für die Studienbetreuung<br />

zur Verfügung. Die Studienassistentin koordiniert<br />

anstehende Maßnahmen wie Untersuchungen,<br />

Blutabnahmen usw. für alle Patienten, die an Studien<br />

teilnehmen. Durch die enge Vernetzung zwischen den<br />

Ärzten und der Studienassistentin ist eine persönliche,<br />

kontinuierliche und umfassende Betreuung der dieser<br />

Patienten sichergestellt. Die Patientinnen und Patienten<br />

haben bei jedem Besuch oder Telefonat bezüglich der<br />

Studien immer dieselben Ansprechpartner.


Zertifizierungen<br />

Im März 2010 fand die Re-Zertifizierung <strong>des</strong> Onkologischer<br />

Schwerpunkt im Auftrag <strong>des</strong> Sozialministeriums<br />

Baden-Württemberg durch den Krebsverband Baden-<br />

Württemberg und die Erstzertifizierung als Onkologisches<br />

Zentrum nach den Kriterien der Deutschen<br />

Krebsgesellschaft statt. Die <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />

Göppingen gGmbH sind deutschlandweit die erste<br />

Klinik mit dieser zweifachen Zertifizierung.<br />

Voraussetzungen für die Zertifizierungen sind unter<br />

anderem:<br />

• ein anerkanntes System zur Qualitätssicherung<br />

• die enge <strong>Zusammenarbeit</strong> der Hauptabteilungen<br />

• die strukturierte <strong>Zusammenarbeit</strong> aller an der<br />

Behandlung beteiligten Bereiche<br />

(z. B. Palliativmedizin, Psychoonkologie)<br />

• die Einbeziehung externer Kooperationspartner<br />

(z. B. ambulante und stationäre Pflegeeinrichtun-<br />

gen, Selbsthilfegruppen)<br />

Die Zertifizierungskriterien legen strenge Maßstäbe an<br />

die Qualifikation der Mitarbeiter und die Organisation<br />

innerhalb der einzelnen Bereiche. Auch sind Min<strong>des</strong>t-<br />

Fallzahlen in den einzelnen Fachdisziplinen vorgegeben,<br />

da sie auf überprüfbare Erfahrung schließen lassen.<br />

Qualitätszirkel:<br />

Viermal im Jahr treffen sich Mitarbeiter aus verschiedenen<br />

Bereichen <strong>des</strong> OSP / OZ, um gemeinsam an<br />

der kontinuierlichen Verbesserung der Patientenversorgung<br />

zu arbeiten.<br />

Uta Tekdal<br />

Kontakt<br />

Geschäftsstelle<br />

Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />

Klinik am Eichert<br />

Eichertstraße 3<br />

73035 Göppingen<br />

Tel.: 07161 64-2848, Fax: 07161 64-1852<br />

E-Mail: OSP@KaE.de<br />

9


Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />

Gynäkologisches Krebszentrum<br />

Gynäkologische Karzinome gehören nach dem<br />

Brustkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen<br />

bei Frauen. Regelmäßige Krebsvorsorge<br />

sowie Ultraschalluntersuchungen erlauben<br />

jedoch frühzeitiges Erkennen<br />

von verdächtigen Veränderungen und<br />

damit eine hohe Heilungsrate. Durch<br />

ambulant durchgeführte Gewebeentnahmen<br />

kann die jeweilige Diagnose<br />

gesichert werden. Die Therapie wird von<br />

Spezialisten verschiedener Fachgebiete<br />

beraten und durchgeführt. Bestandteile<br />

<strong>des</strong> Therapiekonzeptes können Strahlen-,<br />

Chemo- oder eine antihormonelle Therapie<br />

sein. Physiotherapie und onkologische<br />

Psychotherapie sind in jedem Fall<br />

Teil <strong>des</strong> Konzeptes. Das Gynäkologische<br />

Krebszentrum am Eichert, das 2009 erstmals nach den<br />

Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert<br />

Therapien in beiden Zentren:<br />

Operative Therapie<br />

Durch die Operation einer bösartigen Geschwulst in der Brust<br />

oder an der Genitale wird das gesamte befallene Gewebe<br />

mit einem Sicherheitssaum entfernt. Weiter können nähere<br />

Informationen darüber gewonnen werden, ob oder mit welcher<br />

Wahrscheinlichkeit sich Absiedlungen <strong>des</strong> Brust- oder<br />

Gynäkologischen Krebses gebildet haben. Dies geschieht bei<br />

Tumoren in der Brust auch durch die Untersuchung der<br />

Lymphknoten in der zugehörigen Achsel. Dabei beschränkt<br />

man sich möglichst auf die Untersuchung <strong>des</strong> sogenannten<br />

‚Wächterlymphknotens’, dem Sentinel. Falls dies nicht angezeigt<br />

ist, werden min<strong>des</strong>tens zehn Lymphknoten untersucht.<br />

Bei gynäkologischen Tumoren werden jene Lymphknoten<br />

untersucht, die der Stelle der Tumorentstehung im Körper<br />

zugeordnet sind. Durch die operativen Maßnahmen erhält<br />

man wesentliche Angaben zur Stadieneinteilung und damit<br />

zu Prognose der Patientin.<br />

10 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

wurde, bleibt während der gesamten Behandlungszeit<br />

Anlaufstelle für die betroffenen Frauen. In der Nachbehandlungsphase,<br />

die gemeinsam mit den niedergelassenen<br />

Fachärzten erfolgt, bleiben sie eng mit dem<br />

Zentrum verbunden.<br />

Der Sprecher <strong>des</strong> Gynäkologischen Krebszentrums<br />

am Eichert, Chefarzt Prof. Albrecht Hettenbach, betont<br />

die Vorteile <strong>des</strong> zertifizierten Zentrums für die<br />

erkrankten Frauen: „Unsere Therapiekonzepte und<br />

Behandlungsstrategien sind standardisiert und folgen<br />

strengsten Leitlinien – das sichert den Patientinnen<br />

bestmögliche Qualität nach aktuellem medizinischen<br />

Kenntnisstand und gebündelte Erfahrung zu.“ Keine<br />

Therapie werde mehr ‚aus dem Bauch heraus’ durchgeführt<br />

– jede Patientin wird nach gleichen, ständig<br />

hinterfragten und überprüften Maßstäben behandelt.<br />

Auch kommen durch die enge interdisziplinäre <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

andere Aspekte mit in die Abwägung. „Das<br />

gibt uns das gute Gefühl, nichts unbedacht zu lassen.“<br />

Chemo-, Hormon- und Strahlentherapie<br />

werden wohl überlegt, je nach Patientin und Stand der Erkrankung<br />

unterschiedlich eingesetzt:<br />

Präoperativ: Bei sehr großen Tumorvolumen oder bei Einschränkungen<br />

der OP-Fähigkeit kann es notwendig sein, zuerst<br />

eine Chemotherapie oder Strahlentherapie mit dem Ziel der<br />

Tumorverkleinerung durchzuführen.<br />

Unterstützend: Falls kein weiterer Tumor im Körper nachweisbar<br />

ist, kann eine eventuell folgende Chemo- oder Strahlentherapie<br />

der Heilung förderlich sein.<br />

Palliativ: Wenn die weiterführende Diagnostik ergeben hat,<br />

dass Heilung nicht mehr möglich ist, können unter Umständen<br />

Chemo- oder Strahlentherapie Lebensdauer und Lebensqualität<br />

verbessern.


Brustzentrum<br />

Hauptziel aller Beteiligten im 2004 erstmals zertifizierten<br />

Brustzentrum ist die dem jeweiligen<br />

Stadium der Erkrankung angemessene Behandlung<br />

<strong>des</strong> Brustkrebses. Soweit irgend möglich und die Patientin<br />

es wünscht, wird die Brust erhalten. Falls dies<br />

unmöglich ist können entsprechende chirurgische<br />

Verfahren <strong>des</strong> Wiederaufbaus angeboten werden (Lappenplastiken,<br />

Prothesenimplantation). Größten Wert<br />

wird auf die Sicherung einer hohen Lebensqualität<br />

während begleitender Therapien wie der Chemo- oder<br />

Strahlentherapie gelegt. Physiotherapie und Psychotherapie<br />

sind selbstverständlich Bestandteile der Behandlungskonzepte.<br />

Früher, so berichtet der Leiter <strong>des</strong><br />

Brustzentrums, Chefarzt Prof. Albrecht Hettenbach,<br />

hätten etwa 85% aller Frauen, die mit Verdacht auf einen<br />

bösartigen Tumor in der Brust in die Klinik kamen,<br />

selbst durch sorgfältiges Abtasten der eigenen Brust<br />

strukturelle Veränderungen im Gewebe gespürt. Heute<br />

kommen mehr Frauen durch das bun<strong>des</strong>weit organi-<br />

Chemotherapie<br />

Im Gegensatz zur Operation, die auf die lokale Tumorkontrolle<br />

abzielt, ist bei der Chemotherapie der ganze Körper das Ziel.<br />

Diese medikamentöse Behandlung ist zwar häufig Bestandteil<br />

eines therapeutischen Konzeptes, aber nicht immer nötig. Die<br />

Chemotherapie bedarf einer eigenständigen Begründung<br />

und Zielsetzung. Bei einem ungünstigen Verhältnis zwischen<br />

Tumorvolumen und Brustgröße besteht die Möglichkeit, den<br />

Tumor mit einer Chemotherapie zu verkleinern, um dann<br />

brusterhaltend operieren zu können. Wenn nach der operativen<br />

Erstversorgung kein weiterer Tumor im Körper nachweisbar<br />

ist, kann eine eventuell folgende Chemotherapie dazu<br />

dienen, die Heilung zu unterstützen. Falls sich herausstellt, dass<br />

neben dem Ursprungstumor weitere Absiedlungen im Körper<br />

zu finden sind, die nicht restlos entfernt werden können, ist<br />

zwar keine Heilung mehr möglich, aber die möglicherweise<br />

anberaumte Chemotherapie kann Lebensdauer und Lebensqualität<br />

positiv beeinflussen.<br />

sierte, sogenannte Mamma-Screening zur Abklärung<br />

unsicherer oder negativer Befunde in das Brustzentrum<br />

am Eichert. In der Regel<br />

geschieht dies mit dem<br />

Mammotom. Dabei wird<br />

über eine dünne Hohlnadel<br />

Gewebe aus der Brust<br />

„gestanzt“. Aufgrund <strong>des</strong><br />

Ergebnisses wird das weitere<br />

Vorgehen besprochen.<br />

Andrea Maier<br />

Beide Abbildungen:<br />

Prof. A. Hettenbach<br />

Foto: privat / M. Radloff<br />

Hormontherapie<br />

Auch bei der Hormontherapie wird der ganze Körper therapiert.<br />

Eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Hormontherapie<br />

ist, dass das Tumorgewebe empfindlich auf Hormone<br />

reagiert. Dies finden Pathologen bei Untersuchungen <strong>des</strong><br />

Tumorgewebes heraus.<br />

Strahlentherapie<br />

Im Gegensatz zur Chemo- bzw. Hormontherapie liegt die<br />

Stärke der Strahlentherapie in der lokalen Behandlung einer<br />

Tumorerkrankung. Strahlentherapie kann alleinige Therapie<br />

sein oder in Kombination mit Operation oder Chemotherapie<br />

angewendet werden. Die Bestrahlung ist meist zwingend<br />

notwendig, wenn bei einer operativen Versorgung eines Brustkrebses<br />

die Brust erhalten bleibt.<br />

11


Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />

Pankreaskarzinomzentrum<br />

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist eine der<br />

größten Drüsen im menschlichen Körper. Unter<br />

dem Zwerchfell, quer hinter dem Magen liegend, regelt<br />

sie den Blutzuckerspiegel und ist wichtig für die Verdauung.<br />

„Für eine Krebserkrankung <strong>des</strong> Pankreas gibt<br />

Prof. Stefan Riedl M.Sc. Foto: Tammen GmbH<br />

es bislang keine Möglichkeit der Früherkennung, keine<br />

Vorsorgeuntersuchungen“, Dr. Gerhard Allmendinger<br />

erklärt den komplexen, langjährigen Prozess, in dem<br />

der aggressive Krebs entsteht. „Sorgfältige Diagnosen,<br />

gegebenenfalls Operationen und eine zuverlässige<br />

Nachsorge erfordern eine enorm breite Logistik und<br />

viel Erfahrung.“ Dies, so der Chefarzt für Gastroenterologie,<br />

Hepatologie und Diabetologie am Göppinger<br />

Klinikum, sei an den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> vielseitig<br />

vorhanden. „Von der Gastroenterologie über Chirurgie<br />

und Hämatologie bis hin zur Strahlentherapie<br />

sind die medizinischen Fachabteilungen hier bestens<br />

aufgestellt“, bestätigt Prof. Stefan Riedl. Der Chefarzt<br />

der Klinik für Chirurgie ist Sprecher <strong>des</strong> neu eingerichteten<br />

Pankreaskarzinomzentrums der <strong>Kliniken</strong><br />

12 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>. „Das reibungslose Zusammenspiel<br />

aller medizinischen, pflegenden und nachsorgenden<br />

Spezialisten bringt noch bessere Ergebnisse im Kampf<br />

gegen diesen heimtückischen Krebs.“ Darum haben<br />

sich die Verantwortlichen der Landkreiskliniken für<br />

eine enge Vernetzung aller beteiligten Disziplinen im<br />

diesem Zentrum entschieden.<br />

Dass die Spezialisten im Pankreaskarzinomzentrum<br />

auf einem guten Weg für die Erkrankten sind, hat die<br />

erste, sehr aufwändige Zertifizierung bestätigt.<br />

„Das ausdrückliche Kompliment der Prüfungskommission,<br />

das neue Zentrum sei hervorragend im Onkologischen<br />

Schwerpunkt der Landkreiskliniken eingebettet,<br />

gibt unserem Konzept recht“, so der Sprecher <strong>des</strong><br />

Zentrums Prof. Stefan Riedl, der dieses Kompliment<br />

mit Freude an das gesamte Team weitergibt, denn<br />

„gemeinsam können wir mehr als in der Macht <strong>des</strong><br />

Einzelnen steht, für unsere Patienten einsetzen.“<br />

Andrea Maier<br />

OP-Team der Allgemeinchirurgie


Darmkrebszentrum<br />

Alleine im Landkreis Göppingen erkranken je<strong>des</strong><br />

Jahr etwa 250 Menschen neu an Darmkrebs.<br />

Früherkennungsmaßnahmen können dazu beitragen,<br />

diese Erkrankung zu verhindern. Regelmäßige Vorsorge<br />

trage hierzu entscheidend bei.<br />

Prof. Dr. Stefan Riedl weiß, wovon er spricht. Der<br />

Chefarzt für Allgemeinchirurgie in der Klinik am<br />

Eichert befasst sich seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig<br />

mit dem Dickdarm-Karzinom, mit Darmkrebs.<br />

Eine frühzeitige Erkennung, so Prof. Riedl, der das<br />

Darmkrebszentrum leitet, trage zu einer hohen, bis<br />

zu 90%igen Erfolgsrate bei. Dazu werden Chirurgie,<br />

Chemotherapie und Strahlentherapie eingesetzt.<br />

Das Darmkrebszentrum der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />

Göppingen bietet alle erforderlichen Leistungen von<br />

der Früherkennung bis zur Diagnose und Therapie<br />

nach den aktuellen Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft<br />

und der Baden-Württembergischen Krebsgesellschaft<br />

an. Das Darmkrebszentrum ist seit 2009<br />

Bestandteil <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunkts / <strong>des</strong><br />

Onkologischen Zentrums<br />

der <strong>Kliniken</strong>.<br />

Um Dickdarmkrebs zu<br />

verhindern, möglichst<br />

frühzeitig zu erkennen<br />

und zu behandeln, arbeiten<br />

im Darmkrebszentrumverschiedene<br />

Fachabteilungen,<br />

Einrichtungen und<br />

Kooperationspartner<br />

zusammen. In regelmäßig<br />

stattfindenden<br />

Tumorkonferenzen<br />

werden die diagnostischen<br />

und therapeutischen<br />

Maßnahmen<br />

unserer Patienten besprochen<br />

und aufeinander<br />

abgestimmt.<br />

Foto: M. Radloff<br />

Was kommt auf einen Patienten mit der Erstdiagnose<br />

‚Darmkrebs’ im Darmkrebszentrum zu?<br />

Die Patienten kommen üblicherweise mit einer Überweisung<br />

vom Haus- oder Facharzt in die Sprechstunde<br />

der Allgemeinchirurgischen Klinik oder der Gastroenterologischen<br />

Klinik.<br />

Dort wird überprüft, welche Untersuchungen bereits<br />

vorliegen. Falls weitere Untersuchungen notwendig<br />

sind, werden sie meistens noch vor einer stationären<br />

Aufnahme durchgeführt.<br />

Bei Enddarmkrebs ist häufig vor einer Operation eine<br />

Vorbehandlung durch Strahlen- und/oder Chemotherapie<br />

erforderlich, um das langfristige Behandlungsergebnis<br />

zu verbessern. Dies wird in der Tumorkonferenz<br />

beraten und entschieden.<br />

Ein Operationstermin wird möglichst bald vergeben.<br />

Dann wird der Patient dem Narkosearzt vorgestellt<br />

und dann operiert.<br />

Nach dem operativen Eingriff und dem mittlerweile<br />

recht kurzen stationären Aufenthalt werden die Patienten<br />

vom fächerübergreifenden Behandlungsteam<br />

der Klinik am Eichert nach individuellem Bedarf betreut.<br />

Kuren oder andere unterstützende Maßnahmen<br />

werden noch während <strong>des</strong> Aufenthalts in der Klinik<br />

organisiert und in die Wege geleitet.<br />

Die Behandlungsergebnisse werden erneut in der<br />

Tumorkonferenz besprochen. Weiter erforderliche<br />

Behandlungsschritte werden dort erarbeitet und empfohlen.<br />

Nachsorgemaßnahmen übernimmt der Hausarzt in<br />

enger <strong>Zusammenarbeit</strong> mit dem Darmkrebszentrum.<br />

Das Darmkrebszentrum arbeitet unter der Leitung<br />

von Chefarzt Prof. Dr. Stefan Riedel M.Sc. nach den<br />

Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und bietet<br />

dadurch eine nachweisbar gesicherte Qualität in der<br />

Patientenversorgung auf höchstem Niveau.<br />

Andrea Maier<br />

13


Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />

Hämatologie / internistische Onkologie<br />

Dieser Fachbereich ist eng in den Onkologischen<br />

Schwerpunkt eingebunden und befasst sich<br />

schwerpunktmäßig mit Erkrankungen <strong>des</strong> Blutes und<br />

blutbildenden Systems (Hämatologie) sowie Tumorerkrankungen<br />

(Onkologie).<br />

Schwerpunkte <strong>des</strong> Fachbereichs Hämatologie / internistische<br />

Onkologie liegen in der Diagnostik, Behandlung<br />

und Nachsorge von Patienten mit Erkrankungen<br />

<strong>des</strong> blutbildenden und lymphatischen Systems, mit<br />

Tumorerkrankungen, mit den verschiedensten Formen<br />

der Anämie oder unterschiedlichen Störungen <strong>des</strong><br />

Immunsystems oder der Blutbeschaffenheit.<br />

Die Aufgabe der Hämatologie ist die Diagnostik und<br />

Therapie von Erkrankungen <strong>des</strong> blutbildenden Systems.<br />

Hierzu gehören neben Blut und Knochenmark auch<br />

die Lymphknoten, die Milz und die Thymusdrüse. Die<br />

wichtigsten Erkrankungen in diesem Fachgebiet sind<br />

neben Anämien und Leukämien bösartige Lymphknotenerkrankungen.<br />

Für die Behandlung dieser Erkrankungen<br />

kommen in erster Linie medikamentöse<br />

Therapien einschließlich der Chemotherapie und der<br />

Immuntherapie in Betracht. Notwendige Strahlentherapien<br />

werden in der Klinik für Radioonkologie am<br />

Eichert durchgeführt.<br />

Die Aufgabe der internistischen Onkologie ist die<br />

Diagnostik und medikamentöse Therapie von Tumorerkrankungen.<br />

Neben der zytostatischen Chemotherapie<br />

gewinnen hier die Immunotherapie sowie<br />

hormonelle Verfahren zunehmend an Bedeutung.<br />

Ein weiteres Aufgabengebiet ist die Diagnostik und<br />

Therapie von Störungen der Blutgerinnung. Hierzu<br />

gehören einerseits Erkrankungen, die mit einer<br />

erhöhten Blutungsneigung einhergehen, aber auch<br />

Erkrankungen mit einer angeborenen oder erworbenen<br />

Neigung zu Thrombosen. Zur Diagnostik<br />

hämatologischer und onkologischer Erkrankungen<br />

stehen sämtliche Methoden der Endoskopie, <strong>des</strong><br />

Ultraschalls sowie der Schnittbildverfahren (Computertomographie,<br />

Kernspintomographie) und Möglichkeiten<br />

der Nuklearmedizin zu Verfügung, weiterhin<br />

das breite Spektrum der Abteilung für Pathologie zur<br />

feingeweblichen Untersuchung von Gewebeproben.<br />

14 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Viele Therapien können auch ambulant durchgeführt<br />

werden, z. B. Chemotherapie, Immunotherapie, Transfusion<br />

von Blutbestandteilen und die Infusion von<br />

Bisphosphonaten.<br />

Ausführliche Beratungen sowie regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen<br />

nach Abschluss einer Behandlung<br />

finden in der Ambulanz statt.<br />

Zur optimalen Therapie von Patienten mit hämatologischen<br />

oder onkologischen Erkrankungen finden<br />

jede Woche fachübergreifende Tumorkonferenzen statt.<br />

Dabei wird von vielen unterschiedlichen Experten die<br />

am besten geeignete Therapie beraten und geplant.<br />

Leiter der Hämatologie und internistischen Onkologie<br />

ist Chefarzt Prof. Dr. Thomas Schmeiser.<br />

Andrea Maier


Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />

Radioonkologie und Strahlentherapie<br />

Die Klink am Eichert ist Akademisches Lehrkrankenhaus<br />

der Universität Ulm. Hierdurch<br />

und durch Mitarbeit in zahlreichen nationalen und<br />

internationalen Komitees werden neue und moderne<br />

fachübergreifende Konzepte der Tumortherapie im Onkologischen<br />

Schwerpunkt / Onkologischen Zentrum<br />

und in der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie<br />

mit entwickelt und umgesetzt.<br />

Somit werden die Patienten ständig auf dem aktuellsten<br />

Stand von Wissenschaft und Forschung mit modernsten<br />

Geräten behandelt und betreut.<br />

Im Rahmen der Dokumentation und Auswertung<br />

<strong>des</strong> klinischen Krebsregisters wird deutlich, dass die<br />

Behandlungsergebnisse an der Klinik am Eichert beim<br />

Mamma-Karzinom (Brustkrebs) deutlich besser sind<br />

als in vergleichbaren Zentren in Deutschland und<br />

Nordamerika.<br />

Ebenso sind die Behandlungsergebnisse der Strahlenbehandlung<br />

beim Prostata-Karzinom bei geringeren<br />

Nebenwirkungen besser als in vergleichbaren Studien.<br />

v. l. Prof. Dr. G. Becker und der Ltd. MTRA T. Clewing am<br />

Linearbeschleuniger Foto: A. Maier<br />

16 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Therapieverfahren<br />

Für die Heilung von Krebs ist derzeit die Strahlentherapie<br />

nach der Operation die zweitwichtigste und<br />

effektivste Behandlung. So profitieren bereits heute<br />

zwei Drittel aller Tumorpatienten im Laufe ihrer Erkrankung<br />

von einer Strahlenbehandlung. Die zur Bestrahlung<br />

eingesetzte Technik dient dazu, den Tumor<br />

zu zerstören und die Belastungen der Behandlung so<br />

klein wie möglich zu halten. Hierfür setzt die Klinik<br />

für Radioonkologie und Strahlentherapie modernste<br />

Technik ein. Die herausragenden medizinischtechnischen<br />

Geräte ermöglichen es, den Tumor millimetergenau<br />

zu lokalisieren, die Bestrahlung präzise an die<br />

Tumorform anzupassen und das umgebende gesunde<br />

Gewebe optimal zu schonen.<br />

Für die Bestrahlung von außen stehen zwei hochmoderne<br />

Linearbeschleuniger zur Verfügung, mit denen<br />

die Techniken der Präzisionsstrahlentherapie, der Intensitätsmodulierten<br />

Strahlentherapie (IMRT), sowie<br />

der bildgestützten Strahlentherapie (Bildkorrelation<br />

und IGRT) umgesetzt werden.<br />

Durch das Verfahren der sogenannten Brachytherapie<br />

ist es möglich, eine strahlende Substanz präzise direkt<br />

in den Krankheitsherd oder in seine unmittelbare<br />

Nähe zu bringen. Dadurch kann eine konzentrierte<br />

und hochwirksame Strahlenbehandlung „von innen“<br />

durchgeführt werden, die nur einen genau umgrenzten<br />

Körperbereich betrifft. Nach einer kurzen Bestrahlungszeit<br />

von wenigen Minuten geht von den Patienten<br />

bereits keine Strahlung mehr aus.<br />

Die Patienten werden auf der Station oder in der Tagesklinik<br />

betreut. Chefarzt und Leiter der Klinik für<br />

Radioonkologie und Strahlentherapie, Prof. Dr. Gerd<br />

Becker ist zuversichtlich: „Durch die Kombination<br />

weiter entwickelter Medikamente und hochmoderner<br />

Strahlentherapie können wir bei vielen Tumorerkrankungen<br />

bessere Erfolge erzielen.“<br />

Andrea Maier


Pathologie<br />

Die Pathologie als Lehre von den abnormen und<br />

krankhaften Vorgängen und Zuständen im Körper<br />

und deren Ursachen ist ein diagnostisches Fachgebiet<br />

der Medizin. Der Hauptteil pathologischer Tätigkeit<br />

besteht darin, Gewebeproben dahingehend zu untersuchen,<br />

ob entzündliche oder tumoröse Krankheiten<br />

vorliegen – und falls ja, in welcher Ausprägung.<br />

Gewebeproben werden bei den meisten Eingriffen<br />

entnommen, die in der Klinik durchgeführt werden.<br />

Diese Proben werden in das Institut für Pathologie<br />

gebracht und dort zunächst makroskopisch, also mit<br />

bloßem Auge, auf verdächtige Veränderungen inspiziert<br />

und teils aufwändig und zeitintensiv weiter bearbeitet,<br />

so dass schlussendlich eine individuelle Beurteilung<br />

am Mikroskop erfolgen kann. Wenn die Diagnose<br />

„bösartiger Tumor“ lautet, findet das Vieraugenprinzip<br />

Anwendung, das bedeutet, dass ein zweiter Pathologe<br />

die Diagnose bestätigen muss. Im Rahmen der diagnostischen<br />

Tätigkeit wird für jede Probe und somit für<br />

jeden Patienten ein umfassender Bericht erstellt, in dem<br />

die Diagnose und alle für die weitere Behandlung und<br />

Prognose wichtigen Parameter berücksichtigt werden.<br />

Dabei sind vor allem in der Entzündungs- und Tumordiagnostik<br />

moderne immunhistochemische und<br />

molekularpathologische Untersuchungsmethoden<br />

von Bedeutung.<br />

Diese sind vor Einsatz spezieller Chemotherapeutika<br />

in der Krebstherapie sogar vorgeschrieben. Es kann<br />

damit geklärt werden, ob die erhoffte Wirkung <strong>des</strong><br />

Medikamentes im Einzelfall eintreten kann, oder ob<br />

das Tumorgewebe Charakteristika aufweist, die einen<br />

wirksamen Einsatz <strong>des</strong> Medikamentes verhindern.<br />

So beeinflusst die Arbeit <strong>des</strong> Pathologen die Therapieentscheidungen<br />

in den wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen<br />

maßgeblich. Mit Hilfe der Pathologen<br />

kann festgelegt werden welches Tumorleiden vorliegt,<br />

wie weit fortgeschritten es ist und ob das Tumorgewebe<br />

vollständig entfernt wurde. Diese Parameter sind<br />

in der individualisierten Tumortherapie wichtig, da<br />

nur so festgelegt werden kann, ob eine Chemo- oder<br />

Strahlentherapie durchgeführt werden soll oder nicht.<br />

Das Prinzip der zielgerichteten Tumortherapie wird<br />

durch den Einsatz von hochspezialisierten molekularpathologischen<br />

und immunhistochemischen Untersuchungsmethoden<br />

ermöglicht.<br />

Ein weiterer Aspekt pathologischer Facharbeit ist die<br />

sogenannte Schnellschnittuntersuchung. Während<br />

einer Operation wird Gewebe sehr schnell untersucht,<br />

ob gut- oder bösartige Veränderungen vorliegen. Diese<br />

Information beeinflusst den weiteren Operationsverlauf<br />

und leistet dem Chirurgen Hilfestellung für sein<br />

Vorgehen. Dr. Verena Lubczyk<br />

Lebergewebe unter dem Mikroskop - Infiltrat eines<br />

duktalen Adenokarzinoms in der unteren Bildhälfte<br />

Foto: Dr. Verena Lubczyk<br />

17


Medizin aktuell<br />

Komplementärmedizin für die Patienten der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />

Der erste Impuls für eine Öffnung hin zu komplementärmedizinischen<br />

Angeboten kam aus<br />

dem OSP / OZ der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>. „Immer<br />

wieder fragten Krebspatienten, ob sie sich ergänzend<br />

homöopathisch behandeln lassen könnten“, berichtet<br />

Dr. Gerhard Allmendinger, Chefarzt der Gastroenterologie,<br />

Hepatologie und Diabetologie am Eichert und<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> OSP / OZ. Dort stehen den Patienten<br />

grundsätzlich alle Behandlungsmöglichkeiten der<br />

modernen Krebsbehandlung offen. Ergänzend werden<br />

auch komplementäre Pflegemethoden und Therapeutic<br />

Touch eingesetzt.<br />

Homöopathie<br />

Seit Mitte Mai erweitert die Ärztin Dr. Liesel Lais-<br />

Schweer das Angebot für Krebspatienten der <strong>Kliniken</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> mit klassischer Homöopathie. Die<br />

Ärztin und erfahrene Anwenderin der klassischen<br />

Homöopathie ist jeden Mittwochnachmittag in der<br />

Klinik am Eichert vor Ort. Sie kann von Patienten,<br />

Angehörigen, Ärzten und Pflegenden zu Rate gezogen<br />

oder um ergänzende Behandlung angefragt werden.<br />

Seit die Fachärztin für Anästhesie mit umfassender<br />

Ausbildung in klassischer Homöopathie in ihrer Praxis<br />

für Homöopathie in Bad Boll wirkt, gibt es Kontakte<br />

über gemeinsame Patienten zu den Landkreiskliniken.<br />

18 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Dr. Gerhard Allmendinger weiß von etlichen gemeinsamen<br />

Patienten zu berichten. Er schätze seit langem<br />

die gute <strong>Zusammenarbeit</strong> mit der komplementär, also<br />

ergänzend und zusätzlich behandelnden Kollegin und<br />

die wohltuend stabilisierende Wirkung homöopathischer<br />

Mittel auf den Allgemeinzustand selbst schwer<br />

kranker Patienten.<br />

„Wir haben lange abgewogen, jetzt ist die Zeit reif “, so<br />

der Geschäftsführer der <strong>Kliniken</strong>, Prof. Jörg Martin. Im<br />

Ärzte-Kollegium sei „gesunde Skepsis“, aber vor allem<br />

große Bereitschaft für die Erweiterung <strong>des</strong> schulmedizinischen<br />

Angebotes anzutreffen. „Der Dialog wird<br />

zum Wohle der Patienten sehr offen geführt.“<br />

Immerhin lassen sich rund 60 Prozent der Tumor-<br />

Patienten komplementär behandeln. „Bei uns soll<br />

niemand heimlich um ergänzende Hilfe fragen müssen“,<br />

Heimlichkeiten stünden dem Heilungsprozess vielmehr<br />

im Weg. Gerade die Homöopathie ermögliche manchen<br />

Patienten, die klassischen Werkzeuge der Medizin<br />

besser anzunehmen. Dr. Liesel Lais-Schweer schätzt<br />

die Bereitschaft der Landkreiskliniken zur Erweiterung<br />

durch Komplementärmedizin sehr hoch. „Mit<br />

Homöopathie können wir viele Nebenwirkungen der<br />

schulmedizinischen Behandlungen lindern und den<br />

Allgemeinzustand deutlich verbessern. Wir arbeiten<br />

also gemeinsam daran den Patienten das bestmögliche<br />

Lebensgefühl zu geben.“<br />

Andrea Maier<br />

Foto: Archiv


Komplementäre Pflegemethoden<br />

Komplementäre Pflegemethoden gehören zu den<br />

ergänzenden, nichtmedikamentösen Maßnahmen<br />

der professionellen Gesundheits- und Krankenpflege.<br />

Sie werden eingesetzt bei unterschiedlichen Beschwerden<br />

und Symptomen. Sie haben zum Ziel auf sanfte<br />

Weise den Genesungsprozess der Patienten zu unterstützen,<br />

bestehende Therapien und Behandlungen<br />

zu ergänzen um das Wohlbefinden der Patienten zu<br />

fördern, spezielle Pflegeprobleme zu lösen und Beschwerden<br />

weiter zu lindern.<br />

Teil der komplementären Pflegemethoden wie wir sie<br />

in den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen anwenden:<br />

1. Aromapflege<br />

2. Wickel und Auflagen<br />

3. Einreibungen<br />

4. Kräutertee<br />

Seit drei Jahren werden komplementäre Pflegemethoden<br />

im Bereich <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes<br />

auf Anordnung <strong>des</strong> behandelnden Arztes oder durch<br />

Anraten der Pflegefachkraft durchgeführt z. B.:<br />

Übelkeit/Erbrechen<br />

• Kräutertee<br />

• Raumbeduftung oder Riechfläschchen<br />

mit u. a. Zitrone und Pfefferminze<br />

Verstopfung<br />

• Kräutertee<br />

• Baucheinreibung oder Bauchwickel mit<br />

verdauungsanregenden ätherischen Ölen<br />

Durchfallerkrankung<br />

• Kräutertee<br />

• Beruhigende Wickel mit Lavendel<br />

und warmen Ölauflagen<br />

Schmerzen<br />

• Schmerzlindernde Einreibungen<br />

mit speziellen Schmerzölen<br />

• Warme Ölauflagen mit Johanniskrautöl<br />

Unruhezustände und Ängste<br />

• Einreibungen von Rücken und Armen mit<br />

beruhigenden und entspannenden Pflegeölen<br />

• Lavendelwachswickel auf Bauch oder Brust<br />

Atembeschwerden oder starke Verschleimung<br />

• ASE (Atemstimulierende Einreibung)<br />

• Rückeneinreibungen<br />

• Brustwickel mit Thymian/Linde/Eukalyptus<br />

• Kräutertee<br />

Schlafstörungen<br />

• Raumbeduftung mit entspannenden und<br />

schlaffördernden ätherischen Ölen<br />

• Anlegen von in Lavendel getränkten „Schlafsocken“<br />

• Beruhigende Einreibungen von Füßen und Rücken<br />

• Schlaffördernde Wickel auf Bauch, Rücken<br />

oder Nacken<br />

Hautprobleme wie Hämatom, Juckreiz, Wundsein<br />

• Speziell entwickelte Hautöle<br />

Entzündungen im Mund<br />

• Salbeitee-Spülungen<br />

• Öl-Spülungen<br />

• Spezielles Mundwasser<br />

Pflege aktuell<br />

Bei Sterbenden sorgen wir für<br />

• eine angenehme Raumatmosphäre<br />

• wir stellen verschiedenfarbige Duftlampen bereit<br />

• wir bieten beruhigende Einreibungen von<br />

Händen und Armen<br />

• wir lindern das Durstgefühl durch spezielle<br />

Mundpflege<br />

Susanne Knöpfle-Joos<br />

19


Pflege aktuell<br />

Die Methode Therapeutic Touch<br />

Therapeutic Touch (TT) ist eine Pflegeintervention<br />

und energetische Behandlungsmethode, die vor<br />

mehr als 30 Jahren von Prof. Dolores Krieger, Pflegewissenschaftlerin<br />

an der New York University, entwickelt<br />

wurde. Sie suchte nach Möglichkeiten, Befinden und<br />

Vitalität der Patienten im Krankenhaus zu verbessern.<br />

Begeistert über das umfassende Wissen bei den Naturvölkern,<br />

wie man die Hände als heilsames Mittel<br />

einsetzt, konzipierte sie eine Standardmethode für das<br />

Krankenhaus, die leicht erlernbar ist.<br />

Diese Methode arbeitet mit dem menschlichen Energiefeld,<br />

wobei die Qualität der Berührung im Vordergrund<br />

steht. Über die bewusste Berührung an bestimmten<br />

Energiezentren und -punkten mit gezielt eingesetzten<br />

energetischen Techniken werden heilsame Prozesse<br />

gefördert.<br />

Die Pflegenden können bei ihrer Arbeit über diese Art<br />

<strong>des</strong> Berührens auch emotionale, seelische und geistige<br />

Aspekte <strong>des</strong> Patienten berücksichtigen und ihn somit<br />

ganz aktiv in seinem Heilungsprozess unterstützen.<br />

20 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

TT wirkt entspannend, steigert das Wohlbefinden,<br />

stärkt das Immunsystem, verbessert die Wund– und<br />

Knochenheilung und ist schmerzlindernd. Die Durchblutung<br />

wird gefördert, Einschlafstörungen werden seltener,<br />

Stress wird reduziert, ebenso Angst und Unruhe.<br />

Diese komplementäre Methode wird begleitend zur<br />

Schulmedizin in der Klinik am Eichert in der Pflege<br />

bei kranken Menschen eingesetzt.<br />

Wenke Zickwert<br />

Wenke Zickwert Foto: M. Radloff


Brückenpflege<br />

Idealismus und fachliche Kompetenz für Tumorpatienten<br />

– mit diesem Leitspruch und viel Herzblut<br />

begleiten und unterstützen die Krankenschwestern<br />

der Brückenpflege nun schon seit 1995 schwerkranke<br />

Patienten und deren Angehörige während <strong>des</strong> Klinikaufenthalts<br />

und zu Hause.<br />

Bei dieser Begleitung geht es nicht nur um die Organisation<br />

verschiedener Hilfen für die Patienten, sondern<br />

auch um die Überwachung der Schmerztherapie rund<br />

um die Uhr, psychosoziale Betreuung und vieles mehr.<br />

Die Mitarbeiterinnen der Brückenpflege stehen mit<br />

nahezu allen Fachbereichen und Diensten in Verbindung,<br />

die den Patienten eine reibungslose Entlassung<br />

aus der Klinik und ein Zurechtkommen in der häuslichen<br />

Umgebung gewährleisten.<br />

Die Brückenschwestern stehen in regelmäßig stattfindenden<br />

Besprechungen mit den Ärzten, Pflegenden<br />

und Therapeuten in engem Kontakt. Durch die zusätz-<br />

liche Vernetzung mit Hausärzten ist es möglich schnell<br />

zu reagieren und teilweise eine Klinikeinweisung zu<br />

vermeiden. So wird die optimale und ganzheitliche<br />

Versorgung der Patienten in die Wege geleitetet und<br />

ergänzt. Im Vordergrund stehen dabei immer die<br />

Wünsche der Patienten.<br />

Entwicklung der Brückenpflege<br />

Seit Beginn der Brückenpflege stieg die Zahl der zu<br />

betreuenden Patienten bis 2010 deutlich an. Die vielen<br />

positiven und sehr persönlichen Rückmeldungen<br />

unterstreichen welche Bedeutung die Tätigkeit der<br />

Brückenschwestern für onkologische Patienten hat.<br />

Margit Hudelmaier / Andrea Maier<br />

Brückenpflegeteam: v. l. Sylvia Folk, Iris Köpper, Brigitte Ertl, Gaby Burbeck, Liane Bartels Foto: R. Mütschele<br />

21


Pflege aktuell<br />

Weitere Einrichtungen der Palliativversorgung<br />

Die Palliativmedizin widmet sich der Behandlung<br />

und Begleitung von Patienten mit nicht heilbaren<br />

und weit fortgeschrittenen Erkrankungen, die unter<br />

belastenden Beschwerden auf körperlicher, seelischer<br />

oder psychosozialer Ebene leiden und eine begrenzte<br />

Lebenserwartung haben. Ziel ist es, die Lebensqualität<br />

dieser Patienten zu verbessern, Leiden vorzubeugen<br />

oder zu lindern.<br />

Unser Interdisziplinäres Palliativmedizinisches Team<br />

besteht aus erfahrenen Ärzten mit einer zusätzlichen<br />

Weiterqualifikation in Palliativmedizin sowie Pflegekräften,<br />

die eine Zusatzausbildung in Palliative Care<br />

absolviert haben. Diese werden unterstützt von Physiotherapeuten,<br />

Psychoonkologen, Seelsorgern, Mitarbeiterinnen<br />

<strong>des</strong> Sozialdienstes und Brückenpflegekräften.<br />

In enger <strong>Zusammenarbeit</strong> mit dem Behandlungsteam<br />

werden Schmerztherapie und Symptomkontrolle optimiert<br />

– bspw. bei Luftnot, Erbrechen, Übelkeit, Schwäche.<br />

Wir unterstützen die Patienten bei der Bewältigung<br />

schwieriger und unerwarteter Situationen, begleiten<br />

und beraten sie im weiteren Verlauf. Wir berücksichtigen<br />

spezielle Pflegeprobleme und bieten den Patienten<br />

ergänzend auch Aromapflege an.<br />

Palliativmedizinischer Konsildienst<br />

Im April 2007 hat der Palliativmedizinische Konsildienst<br />

in der Klinik am Eichert seine Arbeit aufgenommen.<br />

Er ist eingebunden in das Zentrum für Palliativmedizin<br />

der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen.<br />

Der Konsildienst ist ein beratender und aufsuchender<br />

Dienst und hat das Ziel, zu einer Verbesserung der<br />

Lebensqualität schwerstkranker Patienten und ihren<br />

Angehörigen in allen Bereichen der Klinik beizutragen.<br />

Betreut werden die Patienten nach einem ganzheitlichen<br />

Konzept. Von zentraler Bedeutung für eine gute<br />

Begleitung unserer Patienten und ihrer Familien ist<br />

die enge Kooperation mit Hausärzten und externen<br />

Einrichtungen wie z. B. Pflegediensten, ambulanten<br />

und stationären Hospiz- sowie Beratungsdiensten.<br />

22 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Palliativstützpunkt<br />

Der bestehende palliativmedizinische Konsildienst in<br />

der Klinik am Eichert wird künftig durch einen Palliativstützpunkt<br />

mit vier Betten ergänzt werden. Dies<br />

erlaubt eine noch umfassendere Behandlung, Pflege<br />

und Betreuung schwerstkranker Patienten. Durch<br />

die vorübergehende stationäre Versorgung im Palliativstützpunkt<br />

können insbesondere Situationen<br />

bewältigt werden, die im häuslichen Bereich nicht<br />

erreicht werden können. Voraussichtlich können diese<br />

vier Betten nach entsprechenden Umbaumaßnahmen<br />

bis Ende 2012 eingeweiht werden.<br />

SPAV spezialisierte ambulante Palliativversorgung<br />

Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung<br />

(SAPV) ist ein zusätzliches Angebot zur bestehenden<br />

ambulanten Versorgung und ermöglicht es schwerstkranken<br />

und sterbenden Menschen selbstbestimmt in<br />

ihrer vertrauten häuslichen Umgebung zu leben. Die<br />

Betreuung durch spezialisierte Ärzte und Pflegekräfte<br />

erlaubt Patienten, die unter Symptomen wie Schmerz,<br />

Angst, Atemnot, Erbrechen, Fieber Unruhe, Krampfanfälle<br />

u. a. leiden, einen Klinikaufenthalt zu vermeiden.<br />

Da das Team eine 24-Stunden-Bereitschaft anbietet,<br />

können die quälenden Symptome auch bei Nacht<br />

zuhause behandelt werden. Es finden regelmäßige<br />

Besuche bei den Patienten statt – auch „Notfallbesuche“,<br />

die auf Wunsch von Patient oder Angehörigen erfolgen.<br />

Das SAPV-Team nimmt seine Arbeit im ersten Quartal<br />

2012 auf.<br />

Wichtig: Der Hausarzt bleibt der behandelnde Arzt.<br />

Andrea Maier


Abschied nehmen<br />

W<br />

enn keine Heilung mehr möglich ist aber<br />

Linderung, dann ist es die Palliativmedizin, die<br />

kein Aufwand und keine Unterstützung der Patientin<br />

und auch ihrer Nahestehenden zu viel gewesen sei.<br />

den schwer kranken Menschen und ihren Angehörigen Zu jeder Zeit haben sich die Mitarbeiterinnen und<br />

sehr wertvoll wird.<br />

Mitarbeiter über das erwartete Maß hinaus „sehr ein-<br />

2007 wurde das Zentrum für Palliativmedizin der Klifühlsam, fürsorglich und respektvoll“ gezeigt. „Kein<br />

niken <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> mit dem ersten Standort einer Murren, kein unangemessenes Wort“, haben seine<br />

Palliativstation an der Helfenstein Klinik Geislingen kranke Schwester und die Besucher je vernommen.<br />

gegründet. Sie ist Teil <strong>des</strong> Onkologischen Schwer- Im Gegenteil – Pflegende und Mediziner seien selbst<br />

punktes / Onkologischen Zentrums und damit ständig schwierigsten Themen nicht aus dem Weg gegangen,<br />

überprüft, bewertet und zertifiziert. Jährlich werden sondern haben vielmehr aktiv Gespräche angeboten,<br />

mehr als 250 Patientinnen und Patienten auf dieser Fragen ausführlich beantwortet und auf unterschied-<br />

eigens und sehr behutsam gestalteten Station behandelt. lichste Weise Trost gespendet. „Sie fanden immer den<br />

Es wurde schon viel Loben<strong>des</strong> geschrieben und gesagt, richtigen Ton“ und das nicht nur „Ihrer Patientin“ ge-<br />

Auszeichnungen und Preise zieren die Station, doch genüber, sondern auch in Gesprächen mit Angehörigen<br />

wie wird sie in den schweren Stunden <strong>des</strong> Abschieds<br />

tatsächlich erlebt?<br />

Ein Bruder begleitete seine Schwester auf ihrem letzten<br />

Stück <strong>des</strong> Lebensweges und mit ihm die Familie.<br />

Die Frau wurde auf der Palliativstation betreut. Nach<br />

dem Tod seiner Schwester schlug er alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Station für den kreisweiten<br />

‚Service-Oscar’ vor. Nicht weil er öffentliche Auszeichnungen<br />

jedweder Art für notwendig erachtet, wohl<br />

aber, weil er und seine Familie diese meist stille, sehr<br />

besondere Arbeit bekannt machen und noch umfassender<br />

würdigen wollen, als mit ihrem<br />

ganz persönlichen Dank.<br />

Der Bruder und andere Angehörige empfanden<br />

die Zeit auf der Palliativstation<br />

„überraschend positiv“. Überraschend<br />

<strong>des</strong>halb, weil „man doch immer von dem<br />

schrecklichen Sterben im Krankenhaus<br />

hört.“ Der selbst seit vielen Jahren im<br />

Pflegeberuf tätige Mann beschreibt den<br />

Umgang aller Stationsmitarbeitenden als<br />

durchweg professionell. Man sei der unheilbar<br />

kranken Frau mit ihren Schmerzen<br />

und ihrem Leiden bis zum Moment ihres<br />

To<strong>des</strong> angemessen und hilfreich begegnet.<br />

Doch nicht nur das:<br />

Besonders hebt er hervor, dass kein Klin-<br />

und Besuchern. Andrea Maier<br />

geln, kein noch so häufiges Nachfragen, Palliativstation HKG – Gedanken zum Abschied Foto: M. Radloff<br />

23


Portrait<br />

Kathrin Samper – Onkologische Fachschwester<br />

Station 81 – Gynäkologie. Aus einem der Patientinnenzimmer<br />

kommt eine zierliche Frau mit lachenden<br />

Augen und keckem Kurzhaarschnitt. Auf dem<br />

Schildchen an ihrer Arbeitskleidung steht ‚Gesundheits-<br />

und Krankenpflegerin für Onkologie’ und ihr<br />

Name: Kathrin Samper.<br />

Wie wurde aus dem lebhaften Mädchen, das in Grimmen,<br />

im nördlichen Mecklenburg-Vorpommern, aufgewachsen<br />

ist, gerne im Chor gesungen hat und begeisterte<br />

Kunstreiterin war, die Frau, die engagiert und mit<br />

Freude Frauen, die an Krebs erkrankt sind, begleitet?<br />

„Ich ging in der Grundschule in die AG ‚Junge Sanitäter’“<br />

erzählt die heute 35-Jährige und erinnert, dass<br />

sie schon nach den ersten Stunden entschieden hatte:<br />

„Ich werde Krankenschwester“. Sie wuchs durch verschiedene<br />

Orientierungsphasen und als sie 1995 ihr<br />

Abitur in der Tasche hatte, kam die Frage auf, ob sie<br />

nicht doch lieber studieren und Ärztin oder Lehrerin<br />

werden wolle. Nichts da. Die Entscheidung aus Kindertagen<br />

blieb – sie lernte in Stralsund den Beruf der<br />

Krankenschwester.<br />

Zuvor hatte sie im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen<br />

Jahres mit Senioren und straffälligen Jugendlichen<br />

gearbeitet. Die Arbeit mit Menschen macht ihr Freude,<br />

„aber eine Patientin mit meinem Pflegewissen so zu<br />

begleiten, dass es ihr möglichst gut geht, ist mir das<br />

24 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Liebste.“ In Stralsund gab es nur wenige freie Stellen<br />

für die frisch examinierte Pflegefachfrau. „Ich wollte<br />

gerne da arbeiten, wo ich Ski fahren lernen kann“, lacht<br />

die Sportliche und hat sich gleich im ersten Winter am<br />

Fuße der Alb diesen Wunsch erfüllt.<br />

Die junge Frau hat sich 970 Kilometer von ihrer Heimat<br />

entfernt sofort wohl gefühlt. Im Kollegium sind viele<br />

Nationen vertreten, „da ist es egal, woher man kommt.“<br />

Und wer so freudig arbeitet wie Kathrin Samper bekommt<br />

„das, was man gibt, auch meist zurück“. Mit<br />

dieser positiven Perspektive und ihrem ausgeprägten<br />

Teamgeist war für ‚Schwester Kathrin’ alles gut. Als<br />

2006 der erste Kurs in Palliativ-Pflege angeboten wurde,<br />

trug sie sich ein. „Das hat mich sehr interessiert.“ So<br />

sehr, dass sie daran dachte, in Jena einen neu geplanten


Studiengang in Palliativpflege zu belegen. Der fiel ins<br />

Wasser - „nicht schlimm“. Als sie immer wieder gefragt<br />

wurde, ob sie die Weiterbildung zur onkologischen<br />

Fachkraft machen wolle, lehnte sie ab. „Das ganze<br />

Arbeitsleben von Krebs umgeben – die Vorstellung<br />

gefiel mir nicht.“ Sie hatte einen guten Freund und<br />

ihre Tante an die heimtückische Krankheit verloren,<br />

das saß tief. Doch die steten Worte der Stationsleitung<br />

und der Patientinnen, die ihr „das“ zutrauten, wirkten<br />

nach. 2007 entschied sie sich für die Weiterbildung zur<br />

‚Gesundheits- und Krankenpflegerin für Onkologie’.<br />

Zwei Jahre Vollzeit-Ausbildung.<br />

Zwei Jahre Vorbereitung auf Leid, Verzweiflung<br />

und Tod?<br />

„Nein, das ist Onkologie überhaupt nicht!“ Mit leuchtenden<br />

Augen erzählt sie von der Vielzahl an Therapiemöglichkeiten,<br />

führt Beispiele von Heilung und neu<br />

gewonnener Lebensfreude an. „Wenn die Frauen im<br />

Brustzentrum zu den Nachsorgeterminen kommen, ist<br />

es so schön zu erleben, wie gut es vielen geht.“ In der<br />

Weiterbildung habe sie weitreichende Einblicke in alle<br />

möglichen medizinischen Fachrichtungen gewonnen.<br />

Ihr enormer Wissensdurst ist das eine, das andere ist,<br />

dass „in der Onkologie der Patient immer als Ganzes<br />

in seinem Umfeld gesehen wird“. Das fasziniert sie.<br />

„Pflege kann immens viel leisten!“<br />

Darauf ist Kathrin Samper stolz und auf ihre zusätzlichen<br />

Aufgaben im Onkologischen Schwerpunkt erst<br />

recht. Sie ist in den Qualitätszirkeln für die stete Verbesserung<br />

der gemeinsamen Arbeit engagiert, berät<br />

nicht nur die Patientinnen sondern auch Pflegekräfte<br />

anderer Stationen. Immer wieder wird sie gerufen,<br />

kann Rat geben und unterstützen. „Das ist für alle<br />

Beteiligten gut“, freut sie sich, „für die Patienten, für<br />

die Kolleginnen und für mich selbst, weil ich etwas<br />

bewirken kann.“ Mit diesem guten Gefühl hat sie sich<br />

auch einen inneren Schutz gegen das aufgebaut, was<br />

tatsächlich leidvoll in den Begegnungen mit dem Krebs<br />

ist. Intensive Supervision und die solide Ausbildung<br />

stärken sie. Und wenn ein Schicksal sie doch all zu tief<br />

trifft? „Dann gehe ich in einen Buchladen, am liebsten<br />

zu den Reisebüchern.“ Mit denen kann sie sich „ganz<br />

weit weg beamen“. Und wenn sie Urlaub hat, macht sie<br />

sich Stück für Stück an die Umsetzung ihrer Reiseträume:<br />

Osterinsel, Neuseeland, Argentinien, Namibia… .<br />

Andrea Maier<br />

Fotos: A. Maier und M. Radloff<br />

25


Vielfalt der <strong>Kliniken</strong><br />

Unterstützende Angebote durch<br />

... Therapiezentrum<br />

Ein Schwerpunkt der Therapeuten <strong>des</strong> Therapiezentrums<br />

ist die Onkologie.<br />

Während bei den meisten Patienten eine Leistungssteigerung,<br />

Muskelaufbau oder Steigerung <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes<br />

erwartet wird ist es das Hauptziel in der<br />

Onkologie die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität<br />

weitestgehend zu erhalten. Berücksichtigt werden dabei<br />

auch die Begleiterscheinungen der medizinischen<br />

Behandlung durch beispielsweise Bestrahlung oder<br />

Chemotherapie.<br />

Unsere Therapiemöglichkeiten dabei sind vielfältig<br />

Physiotherapie<br />

• Krankengymnastik und Atemtherapie<br />

• Krankengymnastik auf neurologischer Grundlage<br />

(Bobath-Konzept)<br />

• Physikalische Maßnahmen (z. B. Wärme-, Kälte-<br />

behandlung, Elektrotherapie, usw.) mit Massage<br />

und Lymphdrainage<br />

• Entspannungstherapie und Schmerzlinderung<br />

• Bewegungstherapie und Körperwahrnehmungs-<br />

training<br />

Ergotherapie<br />

• Verbesserung bzw. Erhalt von Feinmotorik und<br />

Koordination<br />

• Verbesserung der Kognition und<br />

Wahrnehmungstraining<br />

26 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

• Alltagstraining<br />

• Behandlung nach Bobath<br />

• ablenkende Therapie durch z. B. handwerkliche<br />

Tätigkeiten<br />

Logopädie<br />

Dies alles ist sowohl bei einem stationären Aufenthalt<br />

als auch ambulant im Therapiezentrum möglich.<br />

Folgt eine medizinisch Weiterbehandlung (z. B. Bestrahlung)<br />

in unserem Hause werden die verschiedenen<br />

Termine im Therapiezentrum mit der Physiotherapie,<br />

Ergotherapie und Logopädie koordiniert.<br />

Ulrike Kast / Andrea Maier<br />

Fotos: Tammen GmbH


... Sozialdienst<br />

W<br />

as tun, wenn eine schwerwiegende Diagnose<br />

Verzweiflung auslöst, wohin sich mit all den<br />

Fragen und der Ratlosigkeit wenden?<br />

Im Onkologischen Schwerpunkt der Landkreiskliniken<br />

stehen den Patienten und ihren Angehörigen die<br />

Mitarbeiterinnen <strong>des</strong> Sozialdienstes mit Rat und Tat<br />

zur Seite.<br />

Dabei teilen sich sechs Sozialpädagoginnen vier Stellen.<br />

Sie werden von zwei Sekretärinnen bei der Organisation<br />

ihrer vielfältigen Beratungsarbeit unterstützt.<br />

Während zwei der Fachfrauen sich im Bereich Psychoonkologie<br />

zusätzlich qualifiziert haben sind zwei<br />

weitere speziell in Palliativpflege ausgebildet. In Verbindung<br />

mit den sozialpädagogischen Kenntnissen<br />

und Erfahrungen der Sozialdienst-Mitarbeiterinnen<br />

runden die Zusatzausbildungen den kompetenten<br />

Umgang mit onkologisch erkrankten Patienten und<br />

deren Angehörigen sinnvoll ab.<br />

Sozialrechtliche Beratung und Intervention<br />

• Beratung nach dem Sozialgesetzbuch<br />

• Vollmacht, gesetzliche Betreuung,<br />

Patientenverfügung<br />

• Entgeltfortzahlung, Übergangsgeldleistungen<br />

• Beihilfen (z.B. Krebsfond)<br />

• Leistungen der Pflegeversicherung, <strong>des</strong> Schwerbe-<br />

hindertenrechts, der Krankenkasse und Renten-<br />

versicherungsträger<br />

• Wiedereingliederung am Arbeitsplatz<br />

• Vermittlung an Schuldnerberatungsstelle<br />

Beratung und Vermittlung zur Rehabilitation<br />

• Anschlussheilbehandlung, onkologische<br />

Rehabilitation<br />

• Frührehabilitation, Geriatrische Rehabilitation,<br />

Berufliche Rehabilitation<br />

• Stationäre Weiterbehandlung<br />

In verschiedenen Abteilungen finden wöchentlich<br />

teamübergreifende Besprechungen statt. Dabei werden<br />

die jeweiligen Kompetenzen von Pflegenden, Ärzten,<br />

Physiotherapeutinnen, der Brückenpflege, der Psychologinnen<br />

und <strong>des</strong> Sozialdienstes intensiv zusammengeführt.<br />

Von der Vernetzung profitieren alle zum Wohle<br />

der Patienten. Das Miteinander unterschiedlicher<br />

Disziplinen ermöglicht einen umfassenden Blick auf<br />

die Patienten als ganzheitliche Menschen.<br />

Wegen ihrer Vernetzung und den vielfältigen Beratungsangeboten<br />

besteht zwischen etlichen Patienten<br />

und den Sozialdienst-Mitarbeiterinnen ein langer,<br />

intensiver Kontakt. Der Sozialdienst im Rahmen <strong>des</strong><br />

Onkologischen Schwerpunktes wird von Patienten und<br />

Angehörigen als hilfreiche Unterstützung geschätzt<br />

und gerne angenommen.<br />

Gerlinde Ernst<br />

Psychosoziale Beratung und Intervention<br />

• Psychosoziale Beratung und Unterstützung im<br />

Hinblick auf die Krankheitsbewältigung<br />

• bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung<br />

und den Krankheitsfolgen<br />

• bei Fragen zum Umgang mit der Erkrankung in<br />

der Familie und dem persönlichen Umfeld<br />

• in Krisen und bei Konflikten<br />

• bei Schwierigkeiten in der Arzt-, Pflege-,<br />

Patienten-Kommunikation<br />

• Vermittlung an Selbsthilfegruppen<br />

Beratung zur Nachsorge<br />

• Häusliche Pflege insofern nicht die Brückenpflege<br />

den Patienten betreut<br />

• Kurzzeitpflege, Langzeitpflege, Hospiz, Tagespflege<br />

• Haushaltshilfe, Familienpflege<br />

• Koordinierung und Überleitung in Hilfen<br />

<strong>des</strong> sozialen Netzwerks<br />

27


Vielfalt der <strong>Kliniken</strong><br />

Unterstützende Angebote durch<br />

... Psychoonkologie<br />

„Sie haben Krebs!“<br />

Wer diese Diagnose erhält, fällt meist ins Bodenlose.<br />

Plötzlich steht das bisher gelebte Leben in Frage. „Die<br />

ärztliche Mitteilung ist in ein paar Minuten gesagt<br />

und verändert ein ganzes Leben!“, so schildert es eine<br />

Betroffene.<br />

In dieser Situation tauchen viele Fragen auf. Wie geht<br />

es jetzt weiter? Wie viel Zeit bleibt mir? Was steht mir<br />

bevor? Wie sage ich es meinen Kindern? Kann ich<br />

meinen Beruf noch ausüben? Warum muss es ausgerechnet<br />

mich treffen?<br />

Bereits seit 1985 bietet die Klinik am Eichert onkologischen<br />

Patienten und ihren Angehörigen psychologische<br />

Beratung, Begleitung und psychotherapeutische Hilfe<br />

an. Viele Patienten und auch Angehörige nehmen die<br />

Unterstützung gerne an, um leichter mit ihren Sorgen,<br />

Zweifeln und Hoffnungen umgehen zu können.<br />

Ziel der Psychologen ist es, Patienten bei der persönlichen<br />

seelischen Verarbeitung ihrer Krankheit<br />

und den Therapiefolgen zu unterstützen und so ihre<br />

28 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Lebensqualität zu verbessern. Sie klären drängende<br />

Fragen, vermitteln sachliche Informationen, helfen<br />

den Schock der Diagnose und aufkommende Ängste<br />

zu bewältigen, begleiten während belastender diagnostischer<br />

und therapeutischer Maßnahmen (z. B. OP oder<br />

Chemotherapie) und im fortgeschrittenen Krankheitsstadium,<br />

unterstützen bei der Rückkehr in den<br />

Lebensalltag, zeigen geeignete Entspannungsverfahren<br />

auf, führen gemeinsame Gespräche mit Partnern und<br />

Kindern und vieles mehr.<br />

Alle Krebspatienten, die in der Klinik am Eichert behandelt<br />

werden, können den Psychologischen Dienst<br />

jederzeit in Anspruch nehmen.<br />

Kontakt über die jeweilige Pflegegruppe direkt oder<br />

Dr. Iris Schüle: 07161 64-2735,<br />

Lieselotte Brömer: 07161 64-2822<br />

Dr. Iris Schüle<br />

Dr. Iris Schüle und seit Dezember 2011 als „Verstärkung“ Dipl. Psychologin Lieselotte Brömer Foto: M. Radloff


... Klinische Ethikkomitees<br />

Die Schwestern und Ärzte kennen Herrn Richard* schon<br />

seit mehreren Wochen. Sie hatten den 79-jährigen rüstigen<br />

Mann wegen einer schweren Infektionserkrankung<br />

behandelt, so dass er die Klinik wieder verlassen und einen<br />

Aufenthalt in einer Rehaklinik antreten konnte.<br />

Nach einem Tag in der Rehaklinik kommt es zu einem<br />

schweren Schlaganfall, so dass Herr Richard wieder in die<br />

Klinik eingeliefert wird. Die eingeleiteten medizinischen<br />

Maßnahmen erbringen jedoch leider nicht den erhofften<br />

Erfolg. Es werden dauerhaft schwere körperliche Auswirkungen<br />

bleiben. Herr Richard ist bei klarem Bewusstsein<br />

und Verstand. Er macht deutlich, dass er keine intensivmedizinische<br />

Behandlung wünscht sondern lieber<br />

sterben möchte. Angesichts der Aussichtlosigkeit seiner<br />

Situation kommt für ihn eine Verlängerung seines Lebens<br />

nicht in Frage, weil es für ihn nur Leidensverlängerung<br />

bedeutet. Auch in seiner Patientenverfügung hat er sich<br />

entsprechend geäußert. Das Behandlungsteam würde<br />

jedoch gerne einen weiteren Therapieversuch bei Herrn<br />

Richard durchführen.<br />

Wie soll jetzt verfahren werden?<br />

Um die verschiedenen Aspekte dieser schwierigen Entscheidung<br />

von allen Seiten zu berücksichtigen und abzuwägen,<br />

wird von der Pflegegruppe das Ethikkomitee<br />

einberufen. In einer ausführlichen Diskussion werden<br />

alle relevanten Seiten der medizinischen, persönlichen<br />

und sozialen Situation <strong>des</strong> Patienten, seine Wünsche<br />

und Lebenshaltung beleuchtet. Nach Abwägung <strong>des</strong><br />

bisherigen Krankheitsverlaufs, der Prognose und der<br />

von Herrn Richard geäußerten Einstellung wird klar,<br />

dass es ethisch gerechtfertigt ist, seinem Wunsch zu<br />

folgen und seinem klar geäußerten Willen gemäß die<br />

Therapie nicht auszudehnen.<br />

Ziel und Aufgabe der beiden Ethikkomitees unserer<br />

<strong>Kliniken</strong> ist es, den behandelnden Ärzten und Pflegeteams<br />

bei schwierigen ethischen Entscheidungen im<br />

medizinischen Alltag Unterstützung und Rat zu geben.<br />

Den Ethikkomitees gehören Mitarbeiter aus dem ärztlichen<br />

und pflegerischen Dienst und aus nichtmedizinischen<br />

Bereichen an. Es wird versucht, den Patienten,<br />

ihren Angehörigen und den Mitarbeitern Empfehlungen<br />

an die Hand zu geben, die bei schwierigen ethischen<br />

Entscheidungsfindungen zu unterstützen.<br />

Im Mittelpunkt steht immer der Patient, dem wir in<br />

seiner Lebenssituation gerecht werden wollen.<br />

* Der Name <strong>des</strong> Patienten wurde geändert.<br />

Dr. Christoph Grünwald<br />

Noch sind nicht alle Mitglieder <strong>des</strong> Göppinger Ethikteams versammelt. Nach einer lockeren Begrüßung beginnt es<br />

schon bei Tagesordnungspunkt 2 sehr ernst zu werden. Foto: M. Radloff<br />

29


Vielfalt der <strong>Kliniken</strong><br />

Unterstützende Angebote durch<br />

... Klinikseelsorge<br />

Die Nachtwolken<br />

an deinem Himmel<br />

kann ich nicht vertreiben,<br />

deinen Schmerz<br />

kann ich nicht von dir nehmen,<br />

das Verlorene<br />

nicht wiederbringen.<br />

Lass mich dennoch,<br />

arm, wie ich bin,<br />

an deiner Seite bleiben,<br />

bis das Leben<br />

die zarte Spur der Hoffnung<br />

in dein Herz zeichnet.<br />

Antje Sabine Naegeli<br />

30 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Unter dieser Voraussetzung begleiten meine Kollegen<br />

aus der Klinikseelsorge und ich Menschen in ganz<br />

unterschiedlichen Situationen in der Klinik, auch<br />

Menschen mit einer Krebserkrankung. Es kann sein,<br />

dass sich uns eine Person ganz unmittelbar anvertraut:<br />

„Ich habe Krebs, gerade habe ich es erfahren.“ Diese<br />

Diagnose ist für die meisten ein großer Schock, sie<br />

fühlen sich, als wäre ihnen der Boden weggezogen<br />

worden. Vielen Menschen tut es dann gut, wenn sie<br />

sich aussprechen und vielleicht auch weinen können.<br />

Menschliche Zuwendung und Wärme, Verständnis<br />

und Anteilnahme sind vielen willkommen, ebenso die<br />

Möglichkeit sich auszusprechen oder dem Unfassbaren<br />

im gemeinsamen Schweigen zu begegnen. Ängste und<br />

Sehnsüchte, Erfahrungen und Hoffnungen, Wünsche<br />

und Zweifel gegenüber Gott, alles darf zur Sprache<br />

kommen. Viele Menschen fühlen sich in guter Weise<br />

von einem Gebet, einem Segenszuspruch oder einem<br />

hoffnungsvollen Text angesprochen.<br />

Auch in den Chemo-Ambulanzen sind wir präsent,<br />

begleiten die Menschen dort auf ihrem Weg, freuen<br />

uns mit über erfreuliche Ergebnisse und halten das<br />

Schwere ein Stück weit mit aus. Das gemeinsame Lachen<br />

gehört dabei auch immer wieder dazu.<br />

Die Gesprächsthemen können ganz unterschiedlich<br />

sein: das eigene Erleben, die Reaktionen der Umwelt,<br />

das Hineinfinden in die neue Situation, was gut tut in<br />

solch einer Situation und was nicht, wie sich das Leben<br />

und der eigene Blick darauf durch diese Erfahrung<br />

verändert.<br />

Für manchen Menschen geht es nicht ohne wiederholte<br />

Klinikaufenthalte. Gerne begleiten wir sie und<br />

ihre Angehörigen in dieser Zeit, auch am Lebensende.<br />

Wir wünschen allen Menschen, dass sie etwas von dem<br />

erfahren, wovon Dietrich Bonhoeffers Worte sprechen:<br />

Von guten Mächten wunderbar geborgen,<br />

erwarten wir getrost, was kommen mag.<br />

Gott ist bei uns am Abend und am Morgen<br />

Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.<br />

Beate Schlumberger


... Selbsthilfegruppen<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.<br />

Gruppe Göppingen<br />

Frau Klinghofer, Tel.: 07161 5045710<br />

Gründungsjahr: 1979, Teilnehmer ca.100,<br />

Die Gruppe betreut Betroffene auch zuhause oder im<br />

Pflegeheim. Offen für Patientinnen mit verschiedenen<br />

Krebserkrankungen<br />

Treffen: jeden 1. Dienstag im Monat, 14.00 Uhr in der<br />

Feuerwache, Mörikestr. 12, Göppingen<br />

Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs e. V.<br />

Gruppe Geislingen<br />

Frau Slazak, Tel.: 07331 61364<br />

Gründungsjahr: 1984, Teilnehmer: ca. 100, Offen für<br />

Patientinnen mit verschiedenen Krebserkrankungen<br />

Treffen: jeden 1. Dienstag im Monat, 15.00 Uhr im Haus<br />

der Begegnung, Bahnhofstr. 75, Geislingen<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.<br />

Gruppe Göppingen – Junge Menschen<br />

Frau Konti, Tel.: 07161 33374, E-Mail: konti.kcs@t-online.de<br />

Gründungsjahr: 1999, Mitglieder: ca. 20, offen für Patientinnen<br />

mit verschiedenen Krebserkrankungen.<br />

Treffen: jeden 1. Dienstag im Monat, 19.30 Uhr in den<br />

Räumen der IKK, Gartenstr. 10, Göppingen<br />

TEB e. V. Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse,<br />

Baden-Württemberg, Regionalgruppe Lauter-Fils<br />

Herr Kistenfeger, Tel: 07335 5310<br />

Gründungsjahr: 2007, Mitglieder: ca. 15 bis 25, Austausch<br />

und Informationstreffen von Betroffenen und Angehörigen<br />

Treffen: vierwöchig mittwochs, 14.30 -17.00 Uhr, im DRK<br />

Zentrum, Göppingen<br />

Schmerz Göppingen (DSL)<br />

Herr Poimer, Tel.: 07334 8327, Frau Junginger,<br />

Tel.: 07334/8930, Gründungsjahr: 1997, Mitglieder: 24<br />

Für PatientInnen mit verschiedenen Schmerzerkrankungen<br />

(Tumor-, Rücken-, Phantomschmerz usw.)<br />

Treffen: jeden 3. Montag im Monat, 19.00 Uhr Wilhelmshilfe<br />

e. V. Karlshof, Gartenstraße 14, Göppingen<br />

SHG-Prostatakrebs Göppingen<br />

Herr Kurz, Tel.: 07161 659444<br />

Gründungsjahr: 2008, Mitglieder: ca. 50,<br />

In unserer Gruppe wird offen über unsere Krankheit sowie<br />

Sorgen u. Nöte gesprochen<br />

Treffen: jeden 1. Mittwoch im Monat, 18.30 Uhr in der Klinik<br />

am Eichert, Mehrzweckraum III, Göppingen<br />

leben-d-ich trotz Krebs<br />

Gruppe Geislingen<br />

- www.leben-d-ich.de / Frau Reiser, Tel.: 07331 6 57 55<br />

Gründungsjahr 1997, Mitglieder: ca. 30 Frauen im Alter<br />

von 35 bis 50; Ziel: Gegenseitiges Begleiten und Stützen<br />

auf dem Weg zur Gesundheit<br />

Treffen: jeden 2. Dienstag im Monat, 19.30 Uhr, Haus der<br />

Begegnung, Bahnhofstraße 75, Geislingen<br />

Deutsche ILCO<br />

Gruppe Göppingen<br />

Herr Scheck, Tel.: 07165 1068<br />

Gründungsjahr: 1979, Mitglieder: ca. 100,<br />

Die Gruppe ist auch für Darmkrebspatienten ohne „künstlichen<br />

Ausgang“ offen.<br />

Treffen: jeden 2. Donnerstag im Monat, 18.00 Uhr in der<br />

Gaststätte „Frisch Auf “ Göppingen<br />

SHG Leben ohne Magen<br />

Herr Vossler, Tel.: 07033 45436<br />

Gründungsjahr: 2010, Mitglieder: ca. 55,<br />

Treffen: jeden 2. Donnerstag im Monat, 18.00 Uhr im<br />

Klinikum Esslingen, Hirschlandstr. 97, Casino Haus<br />

Selbsthilfegruppe Magenkrebs – Reutlingen<br />

Frau Groß, Tel.: 07121 371956<br />

Gründungsjahr: 2005, Mitglieder ca. 50,<br />

Informationstreffen für Betroffene und Angehörige.<br />

Treffen: jeden 3. Donnerstag im Monat, 19.00 Uhr im<br />

Klinikum am Steineberg in Reutlingen, Steinenbergstr. 31,<br />

Verwaltungsgebäude Jeden 3. Dienstag im Monat, 15.00<br />

Uhr im Krankenhaus Bad Cannstatt, Prießnitzweg 24,<br />

Hörssaal, Ebene 5<br />

31


Das Interview<br />

Chefarzt Dr. Gerhard Allmendiger im Gespräch<br />

<strong>Kliniken</strong>-Telegraf: Herr Dr. Allmendinger, Sie sind<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes der<br />

<strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> – was bedeutet das für Sie?<br />

Dr. Gerhard Allmendinger: Es erfüllt mich mit Stolz.<br />

Ich war im Onkologischen Terrain der Klinik von Anfang<br />

an dabei. Schon als Oberarzt war ich sozusagen der<br />

Sekretär <strong>des</strong> 1983 ins Leben gerufenen Onkologischen<br />

Arbeitskreises. Wir trafen uns damals einmal im Monat<br />

mit niedergelassenen Ärzten. Ich habe damals alles, was<br />

- oftmals sehr kontrovers – diskutiert und beschlossen<br />

wurde, zusammengefasst und dokumentiert. Für mich<br />

ist daher die Übernahme der Sprechertätigkeit nichts<br />

wesentlich Neues. Besonders ist mir viel eher, dass ich<br />

gegen Ende meiner Dienstjahre, jetzt mit 62, dies als<br />

zentrale Aufgabe wahrnehme.<br />

K-T: Sind Sie als Chefarzt der gastroenterologischen<br />

Klinik eng mit dem Onkologischen Schwerpunkt verknüpft?<br />

Allmendinger: Ja. Das hängt damit zusammen, dass<br />

ich von Anfang an die sonografische Diagnostik, die<br />

hier an der Klinik einen hohen Stellenwert hat, geleitet<br />

habe. Über diesen Dreh- und Angelpunkt Sonografie<br />

sind alle onkologisch erkrankten Patienten irgendwann<br />

einmal bei mir gewesen. Ich war ihr Verknüpfungspunkt<br />

inmitten eines Netzes in der Klinik, ihre<br />

Anlaufstelle. Der Kontakt mit dem Patienten bei der<br />

Sonografie ist eng: Man sitzt beim Patienten, nimmt<br />

ihn bei der Untersuchung sozusagen in den Arm, man<br />

ist ihm nahe. Das wirkt sich dahingehend aus, dass<br />

man emphatisch für den Patienten denkt. Im direkten<br />

Kontakt erfährt man mehr vom Patienten, auch das<br />

kann für die Therapie oft hilfreich sein.<br />

K-T: Sie sind seit über 30 Jahren intensiv mit menschlichen<br />

Schicksalen befasst – positiv wie auch negativ.<br />

Wie gehen Sie damit um?<br />

Allmendinger: Man muss den Umgang damit erlernen.<br />

Wenn einem das Schicksal eines Menschen sehr zu<br />

Herzen geht, ist es unmöglich, gleich auf den nächsten<br />

zuzugehen und ganz für ihn da zu sein. Ich muss<br />

32 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

also bei jedem Menschen immer bei Null anfangen,<br />

ich darf die Emotion vom vorherigen Gespräch nicht<br />

mitnehmen. Wie man das am Ende <strong>des</strong> Tages mit sich<br />

selbst abmacht, das kann ich Ihnen und auch meinen<br />

Mitarbeitern nicht sagen, es gibt kein Rezept. Da hat<br />

wohl jeder sein eigenes Geheimnis. Ich selbst kann<br />

Themen, die mich sehr berühren, in meiner Familie<br />

gut verarbeiten. Meine Frau ist praktizierende Ärztin,<br />

auch sie bringt manche ihrer Überlegungen mit nach<br />

Hause. Wir besprechen vieles - dann ist es nur noch<br />

halb so schwer zu tragen. Das geht natürlich nicht<br />

immer, für „kleinere“ Probleme muss ich schon im<br />

Gespräch mit dem Patienten oder mit den Angehörigen<br />

eine Lösung gefunden haben.<br />

K-T: War Ihnen als Student klar, was Sie mit dem<br />

Arztberuf emotional erwartet?<br />

Allmendinger: Ich war mir <strong>des</strong>sen voll bewusst. Genau<br />

das war für mich eine wichtige Überlegung, ob ich<br />

diesen Anforderungen standhalten kann. Vorbereitet<br />

war ich insofern, als die Vision meiner Verwandten<br />

war, dass ich Theologie studieren sollte. Klar, ich komme<br />

vom Land, wir hatten keine großen finanziellen<br />

Möglichkeiten, also sollte ich in ein Seminar. Das<br />

wäre praktisch gewesen, aber ich wollte nicht. Ich<br />

hatte mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt,<br />

und da eine Kusine von mir im Medizinberuf ihr<br />

Glück gefunden hatte, fragte ich: Warum nicht auch<br />

ich? Ein kinderloser Onkel von mir finanzierte das<br />

Studium. Nur durch seine selbstlose Unterstützung<br />

war es überhaupt möglich.<br />

K-T: Wie war Ihre Jugend an der Albkante?<br />

Allmendinger: Naja, fünf der neun Jahre, die ich in<br />

Göppingen zur Schule ging, gab es keine direkte Verbindung<br />

zur Stadt – die Straße war abgerutscht. Der<br />

Bus fuhr ‚außen herum’, wir waren über eine Stunde<br />

unterwegs zur Schule, da wäre ein Internat sicher nicht<br />

das Schlechteste gewesen. Während <strong>des</strong> Studiums war<br />

ich dann hauptberuflich Landwirt…


K-T: Wie bitte?<br />

Allmendinger: Jeden Freitagnachmittag bin ich von Tübingen<br />

und später von Zürich nach Auendorf gefahren,<br />

hab’ Jeans und so eine blaue Arbeitsjacke angezogen<br />

und bin auf den Traktor gestiegen. Mein Vater war<br />

schon älter und die Landwirtschaft auf der Alb beschwerlich,<br />

da waren meine Eltern froh um Hilfe. Ich<br />

war immerhin der erste, der aus diesem Haus, das seit<br />

1550 von der gleichen Familie, immer vom Ältesten,<br />

bewohnt wurde, ausgebüchst war. Da war ich meinem<br />

Vater doch etwas schuldig.<br />

K-T: Welche Werte sind Ihnen als Mensch und als Arzt<br />

besonders wichtig?<br />

Allmendinger: Glaubhaftigkeit. Wahrhaftigkeit.<br />

Meine Erfahrung ist es, dass die meisten Menschen<br />

merken, wenn man ihnen gespielt gegenüber tritt. Ich<br />

erachte als wesentlich, dass man sich in meinem Beruf<br />

jedem Menschen wahrhaftig widmet. Jeder der zu mir<br />

kommt soll das Gefühl haben, dass ich ganz für ihn da<br />

bin, ohne andere Interessen nebenbei. Jeder der zu mir<br />

kommt soll sich ernst genommen fühlen, nicht schnell<br />

wieder hinaus geschoben. Es geht in unserem Beruf<br />

oft sehr hektisch zu, das macht es schwierig - gerade<br />

<strong>des</strong>halb lege ich großen Wert darauf. Dazu gehört, dass<br />

ich auch nach Jahren noch um die Anliegen eines Patienten<br />

weiß. Früher konnte ich mir alles merken, heute<br />

lese ich eben nach was ich nicht mehr erinnere. Ein<br />

Patient kennt seine Geschichte, er sollte nicht immer<br />

wieder alles von vorne erzählen müssen. Er fühlt sich<br />

besser wenn ich noch weiß was ihn bewegte, als er<br />

mir beim letzten Besuch sein Herz ausgeschüttet hat.<br />

Zu diesem Ernstnehmen gehört für mich auch, dass<br />

ich die Menschen grüße. Nicht nur meine Patienten,<br />

sondern möglichst alle, denen ich begegne.<br />

K-T: Sind Sie tatsächlich immer so, wie ein Sonnenschein?<br />

Allmendinger: (winkt lachend ab) Nein, natürlich nicht.<br />

Das sind Kleinigkeiten, die nicht viel kosten, aber gut<br />

tun. Ich möchte in der Lage sein die eigenen momenta-<br />

nen Emotionen, die<br />

selbstverständlich<br />

nicht immer rosig<br />

sind, abzulegen, um<br />

den Menschen hier<br />

im Haus das Gefühl<br />

zu geben, dass<br />

sie als Person wahr<br />

genommen werden.<br />

(Überlegt lange) Das<br />

schließt allerdings<br />

nicht aus, dass ich in<br />

meiner Position als<br />

Chefarzt Mitarbeitern<br />

auch manchmal<br />

Dinge sagen muss,<br />

die ihnen nicht gefallen.<br />

Das ist die<br />

andere Seite der Glaubhaftigkeit, die mir überhaupt<br />

nicht leicht fällt, weil sie verletzen kann.<br />

K-T: Woher nehmen Sie die Kraft, die Glaubhaftigkeit<br />

braucht?<br />

Allmendinger: Dazu gehört sicher das Glück, noch nie<br />

bewusst schmerzhaft verletzt worden zu sein. (überlegt)<br />

Nein, ich musste noch nie schwer angeschlagen<br />

aus dem Haus gehen und mich fragen, wie ich das<br />

aushalten soll.<br />

K-T: Eine Klinik wird immer auch vom Klischee erbitterter<br />

Machtkämpfe begleitet…<br />

Allmendinger: Offenbar signalisiert meine Wesensart<br />

anderen gegenüber, dass Beißen nichts bringt. Wenn<br />

das schon mal versucht wurde gelang es mir glücklicherweise<br />

bislang immer, ein neutrales Niveau zu<br />

erreichen.<br />

K-T: Sind Sie fromm?<br />

Allmendinger: Nein, gewiss nicht im üblichen Sinn.<br />

Ich bin christlich erzogen und hätte auch Theologie<br />

studieren können, aber ich wäre niemals ein „frommer“<br />

33


Interview<br />

Pfarrer geworden. Vermutlich hätte ich vieles kritisch<br />

hinterfragt und ich hätte mich ganz sicher auf Dauer<br />

nicht wohl gefühlt. Weil ich sehr viel von dem, was ich<br />

als Arzt täglich erlebe, nicht mit göttlicher Fügung in<br />

Einklang bringen kann. Dass das Gottes Wille ist, was<br />

hier so alles geschieht, kann ich mir nicht vorstellen.<br />

Da muss ich Gott als berechnende Instanz in Frage<br />

stellen: So viel Ungerechtigkeit kann nicht gewollt<br />

sein - da würde Gott sehr viele Fehler machen.<br />

K-T: Wo finden Sie Entspannung?<br />

Allmendinger: Ich fühle mich in meiner Familie sehr<br />

wohl und ich gehe nach getaner Arbeit intensiv meinen<br />

Hobbys nach. Seit vielen Jahren kann ich abends<br />

stundenlang in meinen Büchern schmökern…<br />

K-T: Was lesen Sie?<br />

Allmendinger: Alte Bücher. Ich sammle Bücher der<br />

Gotik und Renaissance – also Bücher von vor 1600. Das<br />

hab’ ich schon sehr früh angefangen – mit einer alten<br />

Bibel, der Trau-Bibel meiner Großmutter - und betreibe<br />

es mittlerweile mit ziemlicher Perfektion. Wenn<br />

mich einmal großer Kummer plagt, finde durchaus<br />

Ruhe bei den alten Büchern. Auch die Eisenbahn war<br />

lange Zeit ein schönes Hobby, ich habe mit meinem<br />

Sohn eine Anlage im Garten aufgebaut. Zu meinem<br />

Bedauern wollte er eines Tages lieber Klavier statt<br />

Eisenbahn spielen…<br />

K-T: Glauben Sie, dass der Mensch eine Seele hat?<br />

Allmendinger: Da bin ich der festen Überzeugung. Das<br />

hat für mich nichts mit Religion zu tun. Vieles von dem,<br />

was wir tun - im Guten wie im Bösen – wird dadurch<br />

möglich, dass der Mensch nicht nur Materie sondern<br />

ein beseeltes Wesen ist. Sehr vieles wäre mir ohne die<br />

Vorstellung von Seele nicht verständlich.<br />

K-T: Wie erfreuen Sie Ihre Seele?<br />

Allmendinger: Durch ein harmonisches Miteinander,<br />

mit meinen alten Büchern (schmunzelt) und dadurch,<br />

Anderen möglichst gut zu tun.<br />

34 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

K-T: Als Mediziner?<br />

Allmendinger: Auch - aber ich bin der Überzeugung,<br />

dass es nicht genügt, fachlich gut zu sein. Es sind die<br />

Kleinigkeiten von Mensch zu Mensch, die vieles bewirken<br />

können … Kürzlich sagte ein schwerkranker<br />

alter Mann, der schon sehr lange zu meinen Patienten<br />

gehört, er fühle sich bei mir immer ernst genommen,<br />

das sei ihm sehr viel wert. Und dann nannte er mich<br />

„die Seele <strong>des</strong> Krankenhauses“. Ich darf sagen, das hat<br />

mich tief, sehr tief berührt – und in meinem Streben<br />

bestärkt. Fotos und Interview: Andrea Maier<br />

Steckbrief:<br />

1948 in Auendorf geboren und mit zwei Geschwistern<br />

in der elterlichen Landwirtschaft aufgewachsen, Medizinstudium<br />

in Tübingen und Zürich. In jeder freien<br />

Minute half er - bis zu seiner Hochzeit 1973 – auf dem<br />

heimatlichen Hof, seit Mai 1990 Chefarzt, Gerhard<br />

Allmendinger ist verheiratet, hat zwei Kinder und<br />

bislang! zwei Enkel.


Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong><br />

Klinik am Eichert von Medizinstudenten ausgezeichnet<br />

Die Studierenden der Medizin im Praktischen Jahr<br />

haben gewählt: Die Klinik am Eichert wurde zum<br />

besten akademischen Lehrkrankenhaus der Universität<br />

Ulm 2011 auserkoren.<br />

„Für die Klinik am Eichert ist das Wahlergebnis eine<br />

große Ehre – offensichtlich sind die Studenten gerne<br />

bei uns.“ Dem Chefarzt der Kinderklinik, Dr. Dieter<br />

Wölfel, ist die Freude deutlich anzusehen. Seit beinahe<br />

zehn Jahren ist der fröhliche Kinder– und Jugendarzt<br />

der sogenannte PJ-Beauftragte der Klinik. Das PJ, das<br />

Praktische Jahr, ist der letzte Schritt in der grundlegenden<br />

Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten. Nachdem<br />

die Studenten rund fünf Jahre lang überwiegend<br />

theoretisches Wissen aufgenommen haben, lernen sie<br />

im Praktischen Jahr (PJ) – an den Universitäten oder<br />

in speziell ausgewählten Lehrkrankenhäusern – unter<br />

Anleitung und Aufsicht das unmittelbare praktische<br />

Arbeiten am Krankenbett mit den Patienten und auch<br />

mit deren Angehörigen.<br />

Verschiedene Untersuchungstechniken werden ebenso<br />

erlernt und eingeübt wie das Ausarbeiten von Diagnosen<br />

und Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten.<br />

„Selbstverständlich prägt dieser praktische Ausbildungsteil<br />

die jungen Mediziner“, Dr. Dieter Wölfel<br />

erinnert sich noch gut an sein Praktisches Jahr, das<br />

er in Coburg absolvierte. Der Stil einer ganzen Klinik<br />

werde in dieser Zeit weitergegeben – das verpflichte<br />

zu sorgfältiger, verantwortungsbewusster Arbeit mit<br />

dem Nachwuchs, denn „dies sind die Ärztinnen und<br />

Ärzte von morgen – unsere Zukunft“. Alle Mitarbeiter<br />

der Klinik am Eichert könnten auf diese Auszeichnung<br />

stolz sein, betont Dr. Dieter Wölfel und meint damit<br />

neben dem ärztlichen Personal genauso die Pflegenden,<br />

Therapeuten, Mitarbeiter der Verwaltung, der Küche<br />

und aller anderer Bereiche. „Offenbar kümmern sich<br />

alle auf allen Ebenen gut um die Studenten, sonst wäre<br />

die Wahl nicht auf uns gefallen.“<br />

Die Göppinger Klinik ist aus gutem Grund seit vielen<br />

Jahren ausgewähltes Lehrkrankenhaus der Universität<br />

Ulm. 60 Medizinstudierende können pro Tertial, also<br />

in jedem der drei Jahresteile, in den Hauptfächern<br />

im Haus Innere Medizin und Chirurgie ausgebildet<br />

36 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

werden. Dazu können die Wahlfächer Anästhesiologie,<br />

Frauenheilkunde, Orthopädie, Pädiatrie, Radiologie<br />

und Urologie belegt werden. Doch nicht nur die<br />

Medizinstudenten profitieren von ihrem Eingebundensein<br />

in den Klinikalltag – die oftmals kreativen<br />

und auch kritischen Fragen und Anmerkungen der<br />

PJ-ler sorgen, so Wölfel, für „frischen Wind und gute<br />

Ideen“. Chefärzte und Oberärzte haben nicht nur die<br />

Aufgabe die jungen Mitarbeiter sorgsam zu begleiten,<br />

sie können dabei auch gut beobachten, ob der werdende<br />

Arzt oder die angehende Ärztin gut ins Team einer<br />

Abteilung passen. Durch die intensive ‚Probezeit’ für<br />

beide Seiten hat die Klinik keine Nachwuchssorgen.<br />

Viele der PJ-ler bleiben nach ihrem Abschlussexamen<br />

als Assistenzärzte am Eichert und spezialisieren sich<br />

ihren Interessen entsprechend. Andrea Maier<br />

Foto: M. Radloff


HOPE - Europäisches Austauschprogramm für Krankenhausbeschäftigte<br />

European Hospital and Healthcare Federation<br />

(HOPE) ist der ständige Ausschuss der Krankenhäuser<br />

in Europa. Die Aufgabe von HOPE ist in erster<br />

Linie der gegenseitige Informationsaustausch, die Interessenvertretung<br />

und die Fort– und Weiterbildung auf<br />

europäischer Ebene. Die Mitglieder von HOPE sind die<br />

nationalen Spitzenverbände der Krankenhäuser sowie<br />

Vertreter der Gesundheitsbehörden der EU–Länder<br />

sowie Norwegen und der Schweiz als Beobachter.<br />

Deutschland wird bei HOPE von der Deutschen Krankenhausgesellschaft<br />

(DKG) vertreten. Die Aufgabe<br />

der DKG bei HOPE ist die nationale Koordination<br />

für Deutschland z. B. die Zuteilung der ausländischen<br />

Bewerber entsprechend ihrer Interessenlage auf die<br />

teilnehmenden deutschen Krankenhäuser.<br />

Im Rahmen dieses Programms waren Ingeborg Gangl<br />

und Katrin Gebhart aus Wien für vier Wochen in<br />

der Klinik am Eichert. Ingeborg Gangl arbeitet als<br />

Krankenschwester in der Dialyse <strong>des</strong> Wiener Krankenhauses<br />

SMZ Ost. Katrin Gebhart als Leiterin <strong>des</strong><br />

Controlling <strong>des</strong> Orthopädischen Spitals Speising GmbH<br />

in Wien. Die Schwerpunkte der Einsätze in der Klinik<br />

am Eichert waren der Pflege– und Funktionsdienst<br />

für Ingeborg Gangl und das Zentrale Finanzwesen<br />

bei Katrin Gebhart, neben diesen Einsätzen fanden<br />

jedoch zahlreiche weitere Besuche in verschiedenen<br />

Bereichen der Klinik statt.<br />

Der Zweck <strong>des</strong> Austauschprogramms ist es, zu einem<br />

tieferen Verständnis der unterschiedlichen Gesundheitsund<br />

Krankenhaussysteme innerhalb Europas beizutragen<br />

sowie die <strong>Zusammenarbeit</strong> und den gegenseitigen<br />

Austausch von Mitarbeitern im Gesundheitswesen<br />

zu fördern. In der Regel sind es Führungskräfte aller<br />

Bereiche und Berufsgruppen eines Krankenhauses die<br />

am Austauschprogram teilnehmen. Die Vorraussetzungen<br />

sind eine ausreichende Berufserfahrung und<br />

fundierte Sprachkenntnisse. Der HOPE–Austausch<br />

findet jährlich unter einem wechselnden Motto statt.<br />

Das Motto lautet 2011 “Better health – a shared challenge<br />

for hospitals and primary health care“.<br />

Nach der Bestätigung durch die DKG formulieren die<br />

Teilnehmer ihre Zielvorstellungen und gleichen sie<br />

mit ihren Gastkrankenhäusern ab. Die Schwerpunkte<br />

sollen dabei die Interessen der Teilnehmer sowie das<br />

Motto <strong>des</strong> Austausches sein.<br />

Darüber hinaus soll das Programm einen allgemeinen<br />

Überblick über das jeweilige Gesundheits- und Krankenhaussystem<br />

geben, insbesondere mit Blick auf die<br />

Finanzierung, die Qualitätssicherung sowie Besonderheiten<br />

der jeweiligen Berufsgruppe der Teilnehmer.<br />

Neben der Arbeit in der Klinik bleibt auch Zeit um<br />

Land und Leute kennen zu lernen.<br />

Nach Ende <strong>des</strong> Einsatzes im Gastland findet im Anschluss<br />

ein Auswertungstreffen in einer europäischen<br />

Großstadt statt. In diesem Jahr war es Turku in Finnland.<br />

Hier präsentieren die Teilnehmer ihre Erfahrungen<br />

entsprechend dem Motto <strong>des</strong> laufenden Jahres im<br />

Rahmen eines kleinen Vortrages.<br />

Er kann auf Deutsch, Englisch oder Französisch gehalten<br />

werden und wird simultan übersetzt.<br />

2012 wird das Auswertungstreffen in Berlin von der<br />

Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) getragen.<br />

Günter Bühlmaier<br />

K. Gebhart, J. Patrick , I. Gangl Foto: privat<br />

37


Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong><br />

Ersatz <strong>des</strong> alten Krankenhaus-Informations-Systems<br />

Am 26.9.2011 fiel der Startschuss für das Projekt<br />

„KISmi“, der Migration <strong>des</strong> Krankenhaus-Informations-Systems<br />

(kurz: KIS). Nach dem das bisherige<br />

KIS "Clinicom / CareCenter" von der Firma Siemens<br />

gekündigt wurde, hat ein interdisziplinäres Team das<br />

neue System ausgewählt: "ORBIS" von der Firma AGFA.<br />

Seit über 20 Jahren ist das "Clinicom / CareCenter"<br />

in beiden <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen in<br />

Betrieb. Mit steigender Durchdringung wird es zwischenzeitlich<br />

von mehr als 1500 Mitarbeitern aller an<br />

der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen<br />

genutzt. Nachdem die weitere Entwicklung und Pflege<br />

der Software von der Firma Siemens gekündigt ist,<br />

müssen nun alle in ein neues KIS eingewiesen werden.<br />

Beim "KickOff " wurden zunächst alle an der Vorbereitung<br />

<strong>des</strong> Umstiegs Beteiligten umfassend über die<br />

Projekt-Vorbereitung informiert. Bei voll besetztem<br />

Saal gab es in der Begrüßung eine klare Ansage durch<br />

den Geschäftsführer Prof. Dr. Martin: "Kein Zugriff<br />

ohne Schulung!“ Er verdeutlichte dies mit der Analogie<br />

<strong>des</strong> Erwerbs vom Führerschein: Alle müssen rechtzeitig<br />

für den Umgang mit dem ORBIS qualifiziert sein.<br />

Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Ludwig<br />

Duschek stellte die Bedeutung <strong>des</strong> Projektes für alle<br />

Beschäftigten heraus. Auch wenn die <strong>Kliniken</strong> über<br />

umfassende IT-Erfahrungen verfügen, ist "KISmi" das<br />

wohl umfassendste Projekt, welches die <strong>Kliniken</strong> im<br />

kommenden Jahr stemmen müssen. "Nur gemeinsam<br />

werden wir das schaffen!"<br />

Die konkrete Projekt-Planung wurde vom neuen Geschäftsbereichsleiter<br />

der "MIO" (Medizintechnik, IT<br />

und Organisation), Bernd Behrend erläutert. Das<br />

Ziel, die Geschäftsprozesse mit dem neuen KIS weiter<br />

zu optimieren, muss stufenweise angegangen werden.<br />

Zunächst ist es wichtig, in den benannten Teilprojekt-<br />

Gruppen, die bisher von Clinicom unterstützten Geschäftsprozesse<br />

so zu dokumentieren, dass sie sauber<br />

auf das neue ORBIS übertragen werden können. Wenn<br />

Clinicom zum 1. Januar 2013 abgeschaltet wird, müssen<br />

alle Datenfelder im ORBIS wieder gefunden werden.<br />

Alle Funktion müssen getestet sein, nichts darf übersehen<br />

werden!<br />

38 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

Alle Ideen zur weiteren Optimierung sollen in den<br />

Teilprojekten erarbeitet werden. Nach der Umstellung<br />

soll Anfang 2013 zügig eine Optimierungs-Phase beginnen,<br />

in der all die neuen Möglichkeiten erschlossen<br />

werden, die ein modernes KIS mitbringt.<br />

Zunächst fordert das Projekt jedoch einen großen<br />

organisatorischen Kraftakt: Der "Baukasten" ist zwischenzeitlich<br />

geliefert. Allein schon von der Firma<br />

AGFA sind mehr als 500 Beratertage für die Unterstützung<br />

der Migration eingeplant. Gemeinsam mit<br />

den Teilprojektgruppen werden die konkreten Einstellungen<br />

abgestimmt; anschließend wird das System<br />

parametriert. Für die Nutzer <strong>des</strong> KIS müssen mehr als<br />

1000 Schulungstage eingeplant werden.<br />

Bernd Behrend: Die Integration <strong>des</strong> neuen KiS


Um dies zu koordinieren, ist eine ausgefeilte Projekt-<br />

Organisation erforderlich. Als hausinterner Projektleiter<br />

wurde der Leiter <strong>des</strong> Bereichs Organisation<br />

Eugen Rapp eingesetzt. Herr Schlotterbeck von der<br />

Firma AGFA wird ihn unterstützen. Die Organisation<br />

erfolgt in den einzelnen Teilprojekten. Diese sind<br />

interdisziplinär mit erfahrenen Vertretern aller betroffenen<br />

Berufsgruppen besetzt. Um solch ein Projekt<br />

zu bewältigen, sind neue Strukturen erforderlich: In<br />

einer Präsentation erläuterte Eugen Rapp, dass die<br />

Schulungen im Schneeball-System erfolgen. Aus den<br />

einzelnen Fachgruppen werden Trainer geschult, die<br />

dann innerhalb ihrer Fachgruppe wiederum ihre Kollegen<br />

schulen.<br />

Foto: M. Radloff<br />

Weiter wird in jedem Bereich min<strong>des</strong>tens ein Mitarbeiter<br />

umfassender qualifiziert, um seine Kollegen als<br />

"Key-User" bei speziellen Fragen nachschulen oder<br />

unterstützen zu können.<br />

Zum Start wird eine solide Basis für ORBIS erarbeitet.<br />

Von den Möglichkeiten dieses neuen KIS, konnten die<br />

an der Auswahl Beteiligten bereits in anderen <strong>Kliniken</strong><br />

einen ersten Eindruck gewinnen. Die Einrichtung <strong>des</strong><br />

Systems wird dann innerhalb der Teilprojekte koordiniert.<br />

Spätestens Ende <strong>des</strong> dritten Quartals 2012<br />

müssen alle „Probeflüge“ absolviert sein. Bis Mitte<br />

November 2012 können noch die letzten Stellschrauben<br />

nachjustiert werden, dann geht es auf die „Startbahn“.<br />

Im vierten Quartal erfolgen dann die Schulungen aller<br />

Mitarbeiter. Erst danach erhalten sie die Zugriffsberechtigung<br />

für ORBIS. Allen Beteiligten ist bewusst,<br />

dass wir dies nur gemeinsam bewältigen können! In<br />

einer Analogie vergleicht Bernd Behrend dies mit der<br />

Einrichtung eines neuen Flugzeugs.<br />

Zum 1. Januar 2013 hebt der Jumbo ab. Alle Mitarbeiter<br />

müssen sich rechtzeitig vorbereiten. Ohne Schulung<br />

gibt's keine "Boarding Card"!<br />

Ziel ist das papierlose Klinikum: In einer ersten Optimierung<br />

wird die papierlose Kommunikation mit den<br />

Leistungsstellen angestrebt. Im Endausbau sollen alle<br />

für die Behandlung der Patienten erforderlichen Informationen<br />

zu jeder Zeit an jedem Ort verfügbar sein.<br />

Bernd Behrend<br />

39


Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong><br />

40 Jahre Krankenhausfunk an der Helfenstein Klinik Geislingen<br />

Am 7.12.2011 hat der Krankenhausfunk der<br />

Helfenstein Klinik mit einem „Tag <strong>des</strong> offenen<br />

Krankenhausfunks“ sein 40 jähriges Bestehen gefeiert.<br />

Er gehört zu den ältesten Einrichtungen seiner Art in<br />

Baden-Württemberg. Die beiden ehrenamtlich tätigen<br />

Moderatoren, Marlis Hoppe und Reiner Wenzel,<br />

haben sich für diesen Tag einiges einfallen lassen und<br />

durften im Laufe der sechsstündigen Sendung illustre<br />

Gäste begrüßen. So waren neben den Mitarbeitern<br />

<strong>des</strong> Hauses, den zahlreichen Freunden und Förderern<br />

<strong>des</strong> Krankenhausfunks aus der lokalen Politik und<br />

dem Geschäftsleben auch der Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Landrat Edgar Wolff, Geschäftsführer Professor Dr. Jörg<br />

Martin und der Kaufmännische Direktor Wolfgang<br />

Schmid zu einer Stippvisite bei der Jubiläumsveranstaltung.<br />

Sie nutzen die Gelegenheit um sich für das<br />

große ehrenamtliche Engagement der Radiomacher<br />

zu bedanken. Landrat Wolff dankte Marlis Hoppe für<br />

ihre zehnjährige Tätigkeit mit einem Blumenstrauß<br />

und Prof. Dr. Martin überreichte Reiner Wenzel ein<br />

edles Tröpfchen.<br />

Viele der nachmittäglichen Gäste waren spontan bereit,<br />

ein Live gesendetes, locker moderiertes Interview zu<br />

40 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

geben. So entstanden kurzweilige und informative Sendebeiträge.<br />

Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen haben<br />

zur entspannten Atmosphäre beigetragen. Geislinger<br />

Unternehmen haben die Feier mit Spenden unterstützt.<br />

Gegründet wurde der Klinikfunk vor 40 Jahren vom<br />

ehemaligen Redakteur der Geislinger Zeitung Rolf E.<br />

Pfaff. Er hat das kleine Studio im Keller der Geislinger<br />

Klinik mit Hilfe von zahlreichen Spendengeldern eingerichtet.<br />

Fast 30 Jahre lang war er selber am Mikrofon<br />

gesessen. 2001 hat Marlis Hoppe die einmal wöchentlich<br />

ausgestrahlte Sendung übernommen. Seit einem<br />

Jahr wird sie dabei von Reiner Wenzel unterstützt.<br />

Alexander Vater<br />

Der Krankenhausfunk ist jeden Montag von<br />

18.30 bis 20 Uhr auf Sendung. Anrufer können sich<br />

Musikwünsche erfüllen lassen und/oder Grüße ans<br />

Patientenbett übermitteln.<br />

• 07331 23-139 (Anrufbeantworter)<br />

• 07331 23-140 (während der Sendung)<br />

• Fax: 07331-23138.<br />

Im Studio vor dem Monitor Reiner Wenzel und daneben Marlis Hoppe. Die Gäste Prof. Jörg Martin,<br />

Landrat Edgar Wolff, Alexander Vater und der Kfm. Direktor Wolfgang Schmid. Foto: Claudia Burst GZ


Auszeichnung der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> mit dem KlinikAward 2011<br />

Allen Grund zum Jubeln<br />

hat das Team <strong>des</strong> Qualitätsmanagements<br />

an den <strong>Kliniken</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>. Mit ihrem<br />

Zuweiserkonzept „one face to<br />

the customer“ wurden sie beim<br />

Klinik Marketing Kongress im<br />

November 2011 in Köln mit<br />

dem begehrten KlinikAward<br />

ausgezeichnet. In der Kategorie<br />

‚Bestes Zuweisermarketing’<br />

belegte das engagierte Frauenteam<br />

den zweiten Platz. Aus<br />

weit über 100 Bewerbern in 7 Kategorien<br />

und immerhin 28 Nominierten<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz wählte die Jury das Konzept<br />

der Landkreiskliniken als zweitbestes<br />

aus.<br />

Besonders überzeugte das Komitee, das<br />

personalisierte Zuweisermanagement.<br />

Die beiden Kontaktmanagerinnen Sabine<br />

Froberg und Ellen Stritzel-Rücker<br />

(li. Foto) besuchen zweimal im Jahr<br />

die rund 300 Niedergelassenen im<br />

Landkreis, stellen Neuerungen und<br />

Bewährtes vor, erläutern Veränderungen<br />

und gehen direkt auf Anliegen aus<br />

den Arztpraxen ein. „Der direkte Kontakt<br />

ermöglicht gezielte Information<br />

und bestmöglichen Austausch ohne<br />

Umwege“, erläutert Susanne Scheck.<br />

Die Referentin der Geschäftsführung<br />

und Leitung <strong>des</strong> Referats Qualitäts-/<br />

Projektmanagement und Marketing<br />

war gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen<br />

Uta Tekdal, Christine Ferstl<br />

und Sabine Froberg beim Kongress in<br />

Köln. Zu recht stolz auf ihre kreativen<br />

Ideen und die engagierte Umsetzung<br />

ihres Konzeptes nahm das Team den<br />

KlinikAward für den zweiten Platz<br />

entgegen.<br />

Der erste Platz ging an eine Klinik im<br />

benachbarten Ausland, somit leitet<br />

das Team im Landkreis Göppingen<br />

deutschlandweit das beste Zuweisermarketing.<br />

Andrea Maier<br />

41


Personalien<br />

Neu dabei: Walter Ruschel, Technischer Leiter der <strong>Kliniken</strong><br />

Seit Mitte November ist Walter Ruschel neuer Leiter<br />

der Abteilung Technik für beide <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Landkreises</strong>. Damit ist er bei sämtlichen Angelegenheiten<br />

rund um den laufenden Betrieb, Instandsetzung,<br />

Wartung und auch bei Neubaumaßnahmen an der<br />

Helfenstein Klinik in Geislingen und an der Göppinger<br />

Klinik am Eichert federführend.<br />

Foto: privat<br />

Ganz gleich ob ein Wasserhahn tropft, die Arbeitssicherheit<br />

Änderungen an einem Arbeitsplatz nahe legt,<br />

Umbauten anstehen, Fernheizungsrohre repariert werden<br />

müssen, eine neue Lichtrufanlage eingerichtet wird<br />

oder grundlegende Sanierungen, wie beispielsweise<br />

im Foyer am Eichert mit der neuen Zentralen Patientenaufnahme,<br />

stattfinden - Walter Ruschel trägt die<br />

Verantwortung für die technische Gebäudeausrüstung.<br />

Kurz nach seinem 55. Geburtstag hat der gebürtige<br />

Saarländer seine Aufgaben im Landkreis Göppingen<br />

mit Zuversicht und frischer Energie angenommen.<br />

Ein eindrucksvoller Erfahrungsschatz rüstet den<br />

Familienvater und Ehemann bestens für die neue<br />

Herausforderung. Nach seinem Studium der Versorgungstechnik<br />

in Trier führte Walter Ruschel unterschiedlichste<br />

Projekte in verschiedenen Industrie- und<br />

Pharmaunternehmen durch. Zwölf Jahre später leitete<br />

der damals 36-Jährige eine Niederlassung und wechselte<br />

die Perspektive: Er trat in das Planungsgeschehen<br />

von Gebäuden mit hochkomplexen technischen<br />

Anforderungen ein. Labore, <strong>Kliniken</strong>, ein namhaftes<br />

Museum und viele andere Gebäude mit hochkom-<br />

42 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

plexen Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung<br />

auszustatten, gehörte zu seinen Aufgaben. Dass dabei<br />

energiesparende Anlagentechnik bevorzugt wurde, war<br />

für die Auftraggeber selbstverständlich. „Da waren ganz<br />

schön kniffelige Herausforderungen dabei“, erinnert<br />

sich Walter Ruschel.<br />

Ergänzt und vertieft wird seine Erfahrung noch durch<br />

die Lehrtätigkeit die er an der Hochschule in Nürnberg<br />

inne hatte. Dabei war es vor allem die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

mit jungen Studenten und die Notwendigkeit sich<br />

ständig auf dem neuesten technischen Stand zu halten,<br />

was ihn daran besonders reizte.<br />

An den beiden Häusern in Geislingen und Göppingen<br />

gibt es für ihn und sein engagiertes Team genug zu tun.<br />

Der Technikchef will jede Gelegenheit nutzten auch<br />

die energetische Sanierung, wo es sinnvoll ist, voran<br />

zu bringen. Dass er sich mit Mitte Fünfzig „und viel<br />

Freude“ solch weitreichenden Herausforderungen<br />

stellt, begründet er mit „Spaß an der Arbeit“ und<br />

einem erneuten interessanten Perspektivwechsel: Die<br />

Dinge von der Auftraggeberseite aus anzugehen fordert<br />

einerseits einen neuen Blick auf das Geschehen und<br />

wird andererseits von seiner langjährigen Erfahrung<br />

grundlegend gestützt.<br />

Seine Frau und die beiden Kinder leben in Renningen<br />

bei Leonberg. Walter Ruschel wohnt unter der Woche<br />

im Personalwohnheim am Wäldchen. „Nach der Einarbeitungszeit<br />

sehen wir weiter“, sagt der passionierte<br />

Segler, Skiläufer und Briefmarkensammler und macht<br />

sich auf den Weg, weiter Menschen und Materie in<br />

den <strong>Kliniken</strong> kennen zu lernen. Andrea Maier


Wer ist der neue MIO-Chef?<br />

Seit 1. September 2011 ist Bernd Behrend der neue<br />

Leiter <strong>des</strong> Geschäftsbereichs Medizintechnik,<br />

IT + Organisation.<br />

Informatikstudium mit medizinischem<br />

Schwerpunkt, 25<br />

Jahre im Gesundheitswesen<br />

tätig, viele kleine, etliche große<br />

Projekte initiiert, entwickelt<br />

und geleitet, seit 15 Jahren<br />

im Vorstand <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong><br />

der Krankenhaus-IT-<br />

Foto: M. Radloff Leiter, 51 Jahre alt, verheiratet,<br />

zwei erwachsene Töchter<br />

– wenn Bernd Behrend sagt „Bei den anstehenden<br />

Veränderungen müssen wir alle mitnehmen“, dann<br />

sagt er das nicht, weil es gut klingt.<br />

Mit dem anstehenden Wechsel <strong>des</strong> Krankenhaus-<br />

Informations-Systems kommen Veränderungen auf<br />

alle Mitarbeiter, die an der Behandlung der Patienten<br />

beteiligt sind, zu. „Für niemanden ist es einfach, wenn<br />

sich gewohnte Abläufe verändern“, weiß Bernd Behrend.<br />

„Wir sollten die Chance ergreifen und unsere<br />

Arbeitsabläufe optimaler gestalten. Nur gemeinsam<br />

kommen wir zu guten Lösungen.“ In diesem Sinne<br />

sind alle betroffenen Fachbereiche in eine umfassende<br />

Projekt-Organisation eingebunden.<br />

Vor dem Start in den Echtbetrieb wird jede Mitarbeiterin<br />

und jeder Mitarbeiter eine Art Führerschein im<br />

neuen „Orbis“ absolvieren.<br />

Bernd Behrend vergleicht dies mit einem Flug: „Wer an<br />

Bord will, muss vor dem Start einsteigen. Wenn wir in<br />

der Luft sind, ist es zu spät.“ Gleich zu Beginn seines<br />

Dienstes wurde ein 50-köpfiges Team gebildet. Als<br />

Projektleiter ist der Leiter <strong>des</strong> Organisationsbereiches,<br />

Eugen Rapp eingesetzt. Eineinhalb Jahre sind das Ziel:<br />

Zum Jahresbeginn 2013 ist der Start geplant.<br />

Fahrt aufgenommen hat Bernd Behrend auch in seinen<br />

weiteren Aufgaben: Mit knapp 20 Mitarbeitern betreut<br />

die MIO je<strong>des</strong> Beatmungsgerät, jeden Monitor auf<br />

der Intensivstation, jeden PC-Arbeitsplatz und jeden<br />

Internetzugang, Tausende Meter Kabel, zigtausende<br />

Stecker, Verbindungen und unbeschreiblich viel mehr<br />

sind betroffen, wenn es gilt ein neues Informationssystem<br />

überall gleichzeitig zu etablieren ohne irgendwo<br />

nennenswerte Unterbrechungen auszulösen. „Der<br />

Betrieb muss reibungslos funktionieren - so gut wie<br />

bisher und künftig noch besser.“ Etwas anderes ist für<br />

Bernd Behrend kein Ziel sondern eine Selbstverständlichkeit:<br />

„Wir arbeiten mit Menschen für Menschen<br />

– alles, was wir bewegen, soll der Klinik dazu dienen,<br />

zum Wohl der Patienten zu arbeiten.“ Um dies rundum<br />

zu gewährleisten, legt er Wert auf Fairness und offene<br />

Kommunikation. Dass jede Umstellung in diesem<br />

Ausmaß auch ziemlich viel mit guten Nerven zu tun<br />

hat, fügt er lächelnd an.<br />

Um die Herausforderungen immer wieder frisch und<br />

offen anzugehen, schätzt der Familienvater „die Ruhe<br />

im Grünen“. In der Lüneburger Heide und zeitweise<br />

in Südafrika aufgewachsen, wohnt er zusammen mit<br />

seiner Frau nun in Nürtingen. Beide fühlen sich in ihrer<br />

Wahlheimat, am Rand von Streuobstwiesen und nahe<br />

dem Albtrauf, wohl. In seiner Freizeit packt er gern sein<br />

Kajak auf den Campingbus um damit auf einen alpinen<br />

Wildbach Natur pur zu erleben. Im Alltag genießt er<br />

bei seiner morgendlichen Joggingrunde heimische<br />

Wiesen und Wälder als wohltuenden Ausgleich.<br />

Andrea Maier<br />

Bernd Behrend in der Walze Foto: privat<br />

43


Personalien<br />

Sieg in Berlin<br />

Bei einem wahrlich spannenden Freundschaftsspiel<br />

der Betriebsport-Fußballer der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />

gegen den FC Bun<strong>des</strong>tag in Berlin siegte die<br />

<strong>Kliniken</strong>-Elf verdient.<br />

Zehn Jahre gibt es sie schon, die bewegungsfreudige<br />

Fußballmannschaft der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>. Zum<br />

runden ‚Geburtstag’ lud der Göppinger Politiker Klaus<br />

Riegert (MdB) die aktiven Spieler nach Berlin. Ein<br />

Freundschaftsspiel gegen den ‚FC Bun<strong>des</strong>tag’ stand<br />

auf dem Programm. Im Jahn-Sportpark-Stadion, im<br />

angesagten Stadtteil Prenzlauer Berg, trat die <strong>Kliniken</strong>-<br />

Mannschaft zuversichtlich gegen elf aktive Mitglieder<br />

<strong>des</strong> derzeitigen Bun<strong>des</strong>tagplenums an. Die Partie gestaltete<br />

sich zunächst ausgeglichen. Zur Halbzeit stand<br />

es immerhin 1:0 für das <strong>Kliniken</strong>-Team. Zu Beginn<br />

der zweiten Halbzeit konnte ausgerechnet Klaus Riegert<br />

den Ausgleichstreffer für die Politiker erzielen.<br />

Die spannende zweite Hälfte brachte nach einigen<br />

Kontermöglichkeiten für beide Mannschaften die<br />

Entscheidung: Mit einem hart errungenen Siegestreffer<br />

44 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

gewann die Betriebssportmannschaft der <strong>Kliniken</strong> mit<br />

2:1. Dr. Martin Lipp, Oberarzt der Anästhesie, hatte als<br />

bewährter Mannschaftskapitän sein Team am Vorabend<br />

beim besten Pizzabäcker Berlins optimal vorbereitet<br />

und aufgestellt.<br />

Die siegreiche <strong>Kliniken</strong>-Mannschaft war nach dem<br />

Spiel zur „dritten Halbzeit“ in die Lan<strong>des</strong>vertretung<br />

Baden-Württembergs eingeladen. Beim gemütlichen<br />

Nachspiel wurden neben dem verbindenden Thema<br />

Fußball auch krankenhauspolitische Themen mit den<br />

Bun<strong>des</strong>tagspolitikern diskutiert.<br />

Bei der Rückreise stellte die Aschewolke <strong>des</strong> isländischen<br />

Vulkans die <strong>Kliniken</strong>-Fußballer auf eine zähe<br />

Geduldsprobe. Der schließlich ausgefallene Flug wurde<br />

in eine Zugfahrt getauscht und die rundum gute<br />

Laune der Sportler nahm keinerlei Schaden. Das gut<br />

eingespielte Team macht sich freudig daran auch in<br />

den kommenden zehn Jahren mit viel Spaß gemeinsam<br />

Fußball zu spielen und fit zu bleiben. Andrea Maier<br />

Foto: Dr. Martin Lipp


Examen - Nachwuchs für die Gesundheits- und Krankenpflege<br />

Das Glücksgefühl war riesig, die Erleichterung und<br />

die Freudentränen waren deutlich zu sehen! Am<br />

14. September 2011 bestanden 18 Auszubildende die<br />

staatlichen Abschlussprüfungen und dürfen nun die<br />

Berufbezeichnung „Gesundheits- und Krankenpflegerin“<br />

bzw. „Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin“<br />

führen.<br />

Der Prüfungsvorsitzende Herr Dr. Pöhler, Leiter <strong>des</strong><br />

Gesundheitsamtes, übereichte persönlich im Anschluss<br />

an die anstrengenden mündlichen Prüfungen die<br />

Zeugnisse und beglückwünschte die Prüflinge zu ihren<br />

teilweise hervorragenden Leistungen. Mit ihnen freuten<br />

sich alle Lehrenden, insbesondere die Kursleitungen<br />

Frau Andrea Thomann und Frau Sabine Becker.<br />

Eine Besonderheit gilt es dieses Jahr hervorzuheben:<br />

Drei Auszubildende (Brigitte Pavel, Nadine Sailer<br />

und Jacqueline Uhlemann) stellten sich mit hohem<br />

Engagement der Herausforderung, einen zweiten<br />

pflegerischen Berufsabschluss in nur einem weiteren<br />

Ausbildungsjahr zu erwerben. Bereits 2009/2010 hatten<br />

die drei Schülerinnen ihr Examen zur „Gesundheits-<br />

Viola Benedikt<br />

Luminita Blesch<br />

Marina Bölstler<br />

Sandra Burzlaff<br />

Julia Feidel<br />

Monique Gäßler<br />

Carina Grolig<br />

Lisa-Marie Hau<br />

Stefanie Kiefer<br />

Anne Neumann<br />

Ilona Ortlieb<br />

Sabrina Parisi<br />

Tina Ponto<br />

Anja Speicher<br />

Sarah Tausch<br />

und Krankenpflegerin“ erfolgreich bestanden und dürfen<br />

nun zusätzlich auch noch die Berufsbezeichnung<br />

„Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin“ führen.<br />

Dr. Pöhler wies neben den gezeigten exzellenten<br />

Ergebnissen auch auf die hohe Motivation hin, die es<br />

erfordert, in vier Jahren zwei derart anspruchsvolle<br />

Ausbildungen so erfolgreich abzuschließen.<br />

„Die Ausbildung ist abwechslungsreich, aber auch<br />

sehr anspruchsvoll. Professionell zu pflegen bedeutet,<br />

trotz der aktuellen gesundheitspolitischen und<br />

wirtschaftlichen Herausforderungen in den <strong>Kliniken</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>, qualitativ hochwertig und vor allem<br />

patientenorientiert zu pflegen. Unsere Gesellschaft<br />

braucht Sie und wir sind uns sicher, dass Sie sehr gut<br />

auf die beruflichen Anforderungen vorbereitet sind!“<br />

so Schulleiter Lucio Cecconi. Lucio Cecconi<br />

Foto: M. Radloff<br />

45


Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong><br />

Examen in der Helfenstein Klinik<br />

Am 13. September 2011 haben an der Schule für<br />

Pflegeberufe der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen<br />

am Standort Helfenstein Klinik Geislingen<br />

17 Auszubildende nach dreijähriger Ausbildung das<br />

Staatsexamen erfolgreich abgelegt.<br />

In einem auf Kompetenzen ausgelegten Lehrplan<br />

werden an der Schule für Pflegeberufe der <strong>Kliniken</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen bei den zukünftigen<br />

Pflegefachkräften in 2100 theoretischen und über<br />

3000 praktischen Stunden nicht nur die Entwicklung<br />

fachlicher, sondern auch sozialer, analytischer und<br />

kommunikativer Kompetenzen gefördert. Mit der<br />

kompetenzorientieten Ausbildung wird besonders<br />

Wert auf das Lösen von komplexen Praxissituationen<br />

46 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

gelegt. Dadurch möchte man den steigenden beruflichen<br />

Anforderungen in der Pflege begegnen. Wegen<br />

der demographischen Entwicklung in Deutschland<br />

steigt der Bedarf an Fachkräften im Pflegebereich<br />

kontinuierlich. So haben alle Auszubildenden ohne<br />

Probleme ein für sie passen<strong>des</strong> Arbeitsfeld gefunden.<br />

Nach einer schriftlichen und praktischen Prüfung<br />

wurde mit der mündlichen Prüfung der letzte Prüfungsteil<br />

absolviert. Der Schulleiter Lucio Cecconi<br />

und die Kursleiterin Helga Winci-Walker überreichten<br />

feierlich die Prüfungsurkunden.<br />

Beim anschließenden Imbiss im Pavillon der Schule<br />

wurde der Examensabschluss noch gebührend gefeiert.<br />

Alexander Vater<br />

Nanita Dewald, Amelie Gerner, Alexandra Geul, Sabrina Graf, Caroline Haug, Alexandra Henze, Ellen Käfer, Alexander<br />

Kozak, Judith Lokaj , Carolin Maliska, Daniela Merkel, Loreen Reußink, Anja Rupacki, Jennifer Scheffler, Marion Schichor,<br />

Caroline Schneller und Sonja Woldrich und das Lehrerteam der Schule für Pflegeberufe.<br />

Foto: L. Duschek


Neue Fachkräfte für die Intensiv- und Anästhesiepflege<br />

Ende Oktober 2011 schlossen 20 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer die Fachweiterbildung für<br />

Intensivpflege und Anästhesie erfolgreich ab. Der<br />

Weiterbildungslehrgang findet im Verbund mit den<br />

Kreiskliniken Kirchheim-Nürtingen, dem Paracelsuskrankenhaus<br />

Ruit und der Filderklinik Bonlanden am<br />

Institut für Fort- und Weiterbildung der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Landkreises</strong> Göppingen gGmbH statt.<br />

Er erstreckt sich berufsbegleitend über zwei Jahre<br />

und umfasst 720 Stunden Theorieunterricht und<br />

2350 Stunden Praxis unter fachkundiger Anleitung.<br />

Kursleiterin ist die Diplompädagogin Karin Eisenschmid-Hirschfeld.<br />

Mit dem erfolgreichen Abschluss<br />

der Fachweiterbildung erwerben die Teilnehmer zugleich<br />

die Fachhochschulreife.<br />

Von den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen nahmen<br />

teil: Beate Ciciera, Benjamin Barnhill, Inge Wenger,<br />

Michael Burggraf, Bennhard Seeger, Ilka Clement,<br />

Oliver Lahr, Sebastian Mrochen, Ina Schnarrenberger<br />

und Götz Oliver Steimle.<br />

Wir gratulieren allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

der Fachweiterbildung ganz herzlich!<br />

Dr. Karin Kaiser<br />

Foto: privat<br />

47


Neue Aufl age:<br />

Dr. Wilhelm Schäberle Ultraschall in der Gefäßediagnostik<br />

Seit mehr als 17 Jahren engagiert sich der Oberarzt<br />

der Allgemeinchirurgischen Klinik am Eichert<br />

Dr. Wilhelm Schäberle, in der Aus- und Weiterbildung<br />

für Gefäßdiagnostik durch Ultraschall.<br />

Inzwischen hat er rund 60 Kurse zur Farbduplexsonografi<br />

e der Gefäße in Göppingen durchgeführt, die<br />

durch die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der<br />

Medizin (DEGUM), die Kassenärztliche Bun<strong>des</strong>vereinigung<br />

und inzwischen auch durch die Deutsche<br />

Gesellschaft für Gefäßchirurgie zertifi ziert werden.<br />

In diesen Kursen wurden über 1500 Ärzte aus dem<br />

gesamten deutschen Bun<strong>des</strong>gebiet und zum Teil auch<br />

aus Österreich und der Schweiz aus- und weitergebildet.<br />

Dr. Wilhelm Schäberle ist Autor verschiedener Lehrbücher<br />

im Bereich Duplexsonographie. 2010 kam die<br />

- komplett überarbeitete und inzwischen 550 Seiten starke<br />

– dritte Aufl age <strong>des</strong> Lehrbuches „Ultraschall in der<br />

Gefäßdiagnostik“ heraus, auch in englischer Version.<br />

Das deutschsprachige Lehrbuch gilt als Standardwerk<br />

Ultraschall in der Gefäßdiagnostik<br />

Dr. Wilhelm Schäberle; 3. akt. Aufl . 2010; 537 Seiten<br />

Preis: 121,45€<br />

in der Ultraschalldiagnostik von Gefäßen. Neben der<br />

Darstellung aller gefäßchirurgisch und angiologisch<br />

bedeutsamen Gefäßerkrankungen im ultraschalldiagnostischen<br />

Bild, liegt sein Erfolgskonzept in der<br />

therapieorientierten Darstellung <strong>des</strong> Untersuchungsablaufs<br />

sowie der Bewertung im Methodenvergleich.


KlinikDialog 2012<br />

Schmerz lass nach!<br />

Moderne Konzepte zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen<br />

• Dienstag, 31.01.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />

Referenten: Prof. Dr. Matthias Fischer, Chefarzt; Dr. Wolfgang Frey, Oberarzt<br />

Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie das Schmerzteam<br />

Man(n) ist so alt wie seine Arterien<br />

Aktuelle diagnostische und therapeutische Möglichkeiten bei drohenden Gefäßverschlüssen<br />

• Dienstag, 28.02.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />

Referenten: Dr. Peter Richter, Chefarzt, Gefäßchirurgie, Klinik für Allgemeinchirurgie<br />

Prof. Dr. Stephen Schröder, Chefarzt, Klinik für Kardiologie<br />

Dr. Gerhard Rupp-Heim, Oberarzt, Institut für Radiologie und Nuklearmedizin<br />

Hilfe, die Gelenke tun weh!<br />

Mit Strahlen gegen den Schmerz<br />

• Dienstag, 08.05.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />

Referenten: Prof. Dr. Gerd Becker, Chefarzt, Klinik für Radioonkologie und Praxis für Strahlentherapie<br />

Dr. Thomas Mattes, Chefarzt, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Fachbereich Orthopädie<br />

Ein drängen<strong>des</strong> Problem: Inkontinenz – eine verkannte Volkskrankheit<br />

• Dienstag, 19.06.2012 Ort: Helfenstein Klinik, Gemeinschaftsgebäude<br />

Referenten: Dr. Theodor Dinkelacker, Chefarzt, Frauenklinik; Dr. Georg Tellinger, Oberarzt, Frauenklinik<br />

Dr. Matthias Hahn, Chefarzt, Chirurgische Klinik; Dr. Martin Barth, Chefarzt, Urologische Klinik<br />

Tumorerkrankungen im Magen-Darm-Trakt aus verschiedenen Blickwinkeln<br />

Diagnostik und Therapie, begleitende homöopathische Behandlung und psychologische Begleitung<br />

• Dienstag, 25.09.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />

Referenten: Dr. Gerhard Allmendinger, Chefarzt, Medizinische Klinik<br />

Prof. Dr. Gerd Becker, Chefarzt, Klinik für Radioonkologie und Praxis für Strahlentherapie<br />

Dr. Liesel Lais-Schweer, Praktische Ärztin/Homöopathie, Bad Boll<br />

Dr. Iris Schüle, Diplom Psychologin, Onkologischer Schwerpunkt<br />

Mann o Mann - beste Jahre, nütze die Zeit!<br />

Aktuelles über „Männergesundheit“<br />

• Dienstag, 23.10.2012 Ort: Helfenstein Klinik, Gemeinschaftsgebäude<br />

Referent: Dr. Andreas Schuler, Chefarzt, Medizinische Klinik<br />

Veranstaltungen<br />

Dem Schulter - und Nackenschmerz aktiv begegnen<br />

• Dienstag, 27.11.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />

Referenten: Prof. Dr. Christoph Ulrich, Geschäftsführender Chefarzt, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie,<br />

Fachbereich Unfallchirurgie; Iris Lasser, Oberärztin, Unfallchirurgie<br />

Ulrike Kast, Physiotherapeutin, Leiterin Therapiezentrum<br />

49


Veranstaltungen<br />

Zwischen Kompromiss und Bauchgefühl<br />

Kann ein ganz normales Standard-Computerprogramm<br />

Medium für Empfindungen, für tiefe Gefühle sein?<br />

Dr. Eduard Ohngemach, der viele Jahre in der Klinik<br />

am Eichert als Radiologe tätig war, gibt mit seiner<br />

aktuellen Ausstellung „zwischen ‚Kompromiss’ und<br />

‚Bauchgefühl’ eindrucksvolle Antworten. Er zeigt derzeit<br />

in den Räumen der Klinik für Radiologie und<br />

Strahlentherapie Bilder, die durch seinen Kontakt mit<br />

krebskranken Patienten inspiriert und am Computer<br />

erschaffen sind.<br />

Obgleich weder Psychologe noch Kunsttherapeut,<br />

gelingt es dem in Kasachstan aufgewachsenen Facharzt<br />

für Radioonkologie Menschen, die aufgrund ihrer<br />

Erkrankung in Schmerz, Sorge und Angst blockiert<br />

sind, zu öffnen. Nicht selten beginnt so der Weg in<br />

eine deutlich verbesserte Reaktion auf medizinische<br />

Therapien.<br />

Angefangen hat alles vor vielen Jahren, als Ohngemach<br />

mit „schnell gemachten Bildchen“ am PC „teils völlig<br />

versteinerte Patienten wenigstens zu einem kleinen<br />

Lächeln“ bringen konnte. „Wenn ein noch so kleiner<br />

Kontakt da ist, kann ich als Arzt viel besser helfen“,<br />

50 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />

erklärt er. In mehreren Gesprächen mit den Patienten<br />

entstanden immer komplexere, buntere und tiefsinnigere<br />

Bilder auf seinem Monitor. „Irgendwann bin<br />

ich beinahe erschrocken, als ich feststellte: Ich male<br />

Gefühle“. Der virtuelle Pinsel, der Cursor als Stift, die<br />

Farben zum Anklicken sind für den großen Mann<br />

mit Bart und freundlich lächelnden Augen „ein gutes<br />

Medium“ – nicht zuletzt, um seinen eigenen Empfindungen<br />

aus den Begegnungen mit Krankheit, Angst<br />

und Verzweiflung Ausdruck zu verleihen.<br />

Die Bilder, die derzeit im Untergeschoss der Klinik zu<br />

bestaunen sind, tragen bedeutungsvolle Bezeichnungen:<br />

„innere Kraft“, „Gelassenheit“, „Blitze der Wissenschaft“,<br />

„Seelenschrei“ oder „vom Winde verweht“, auch<br />

Anspielungen auf Märchen und erzählte Geschichten<br />

sind oftmals in Farbe und Form verborgen. Je<strong>des</strong> Bild<br />

ist vom Kontakt mit dem Patienten inspiriert. „Das Bild<br />

ist Spiegel <strong>des</strong>sen, was ich erzählt bekomme und mit<br />

dem Menschen erlebe“, so Eduard Ohngemach, dem<br />

Kommunikation zwischen Menschen und erst recht<br />

zwischen Arzt und Patient eine Herzensangelegenheit<br />

ist. Andrea Maier<br />

Dr. Ohngemach und Bilder seiner Ausstellung in der Klinik am Eichert Foto: A. Maier


Impressum<br />

<strong>Kliniken</strong>-Telegraf Die Zeitschrift der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen<br />

Herausgeber: <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen gGmbH<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Aufsichtsrats: Landrat Edgar Wolff<br />

Geschäftsführer: Prof. Dr. Jörg Martin<br />

V. i. S. d. P. Max Radloff<br />

Die Beiträge der Autoren geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Redaktion: Sabine Braterschofsky - Zentrale Ansprechpartnerin <strong>des</strong> Marketing-Teams<br />

Ludwig Duschek - Stv. Betriebsratsvorsitzender<br />

Dr. Karin Kaiser - Leiterin <strong>des</strong> Instituts für Innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung<br />

Andrea Maier - Freie Journalistin<br />

Max Radloff - Betriebsratsvorsitzender<br />

Anschrift: Eichertstraße 3<br />

73035 Göppingen<br />

E-Mail: <strong>Kliniken</strong>-Telegraf@KaE.de<br />

Telefon: 07161 64-2302 oder 07331 23-103<br />

Layout: Max Radloff<br />

Druck: GO Druck Media GmbH & Co. KG – Kirchheim unter Teck<br />

Auflage: 5.000<br />

Erscheinen: 2 x pro Jahr - kostenfrei<br />

Internet: www.kliniken-landkreis-goeppingen.de<br />

Die Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern<br />

für das Jahr 2012 alles erdenklich Gute.<br />

Am Neujahrsmorgen<br />

Auf stillem Felde blieben<br />

Die Lichter übrig.<br />

Shiki (1867-1912)<br />

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