Fachübergreifende Zusammenarbeit - Kliniken des Landkreises ...
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Veranstaltungen<br />
Zwischen Kompromiss und Bauchgefühl<br />
Kann ein ganz normales Standard-Computerprogramm<br />
Medium für Empfindungen, für tiefe Gefühle sein?<br />
Dr. Eduard Ohngemach, der viele Jahre in der Klinik<br />
am Eichert als Radiologe tätig war, gibt mit seiner<br />
aktuellen Ausstellung „zwischen ‚Kompromiss’ und<br />
‚Bauchgefühl’ eindrucksvolle Antworten. Er zeigt derzeit<br />
in den Räumen der Klinik für Radiologie und<br />
Strahlentherapie Bilder, die durch seinen Kontakt mit<br />
krebskranken Patienten inspiriert und am Computer<br />
erschaffen sind.<br />
Obgleich weder Psychologe noch Kunsttherapeut,<br />
gelingt es dem in Kasachstan aufgewachsenen Facharzt<br />
für Radioonkologie Menschen, die aufgrund ihrer<br />
Erkrankung in Schmerz, Sorge und Angst blockiert<br />
sind, zu öffnen. Nicht selten beginnt so der Weg in<br />
eine deutlich verbesserte Reaktion auf medizinische<br />
Therapien.<br />
Angefangen hat alles vor vielen Jahren, als Ohngemach<br />
mit „schnell gemachten Bildchen“ am PC „teils völlig<br />
versteinerte Patienten wenigstens zu einem kleinen<br />
Lächeln“ bringen konnte. „Wenn ein noch so kleiner<br />
Kontakt da ist, kann ich als Arzt viel besser helfen“,<br />
50 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
erklärt er. In mehreren Gesprächen mit den Patienten<br />
entstanden immer komplexere, buntere und tiefsinnigere<br />
Bilder auf seinem Monitor. „Irgendwann bin<br />
ich beinahe erschrocken, als ich feststellte: Ich male<br />
Gefühle“. Der virtuelle Pinsel, der Cursor als Stift, die<br />
Farben zum Anklicken sind für den großen Mann<br />
mit Bart und freundlich lächelnden Augen „ein gutes<br />
Medium“ – nicht zuletzt, um seinen eigenen Empfindungen<br />
aus den Begegnungen mit Krankheit, Angst<br />
und Verzweiflung Ausdruck zu verleihen.<br />
Die Bilder, die derzeit im Untergeschoss der Klinik zu<br />
bestaunen sind, tragen bedeutungsvolle Bezeichnungen:<br />
„innere Kraft“, „Gelassenheit“, „Blitze der Wissenschaft“,<br />
„Seelenschrei“ oder „vom Winde verweht“, auch<br />
Anspielungen auf Märchen und erzählte Geschichten<br />
sind oftmals in Farbe und Form verborgen. Je<strong>des</strong> Bild<br />
ist vom Kontakt mit dem Patienten inspiriert. „Das Bild<br />
ist Spiegel <strong>des</strong>sen, was ich erzählt bekomme und mit<br />
dem Menschen erlebe“, so Eduard Ohngemach, dem<br />
Kommunikation zwischen Menschen und erst recht<br />
zwischen Arzt und Patient eine Herzensangelegenheit<br />
ist. Andrea Maier<br />
Dr. Ohngemach und Bilder seiner Ausstellung in der Klinik am Eichert Foto: A. Maier