Fachübergreifende Zusammenarbeit - Kliniken des Landkreises ...
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Das Interview<br />
Chefarzt Dr. Gerhard Allmendiger im Gespräch<br />
<strong>Kliniken</strong>-Telegraf: Herr Dr. Allmendinger, Sie sind<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes der<br />
<strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> – was bedeutet das für Sie?<br />
Dr. Gerhard Allmendinger: Es erfüllt mich mit Stolz.<br />
Ich war im Onkologischen Terrain der Klinik von Anfang<br />
an dabei. Schon als Oberarzt war ich sozusagen der<br />
Sekretär <strong>des</strong> 1983 ins Leben gerufenen Onkologischen<br />
Arbeitskreises. Wir trafen uns damals einmal im Monat<br />
mit niedergelassenen Ärzten. Ich habe damals alles, was<br />
- oftmals sehr kontrovers – diskutiert und beschlossen<br />
wurde, zusammengefasst und dokumentiert. Für mich<br />
ist daher die Übernahme der Sprechertätigkeit nichts<br />
wesentlich Neues. Besonders ist mir viel eher, dass ich<br />
gegen Ende meiner Dienstjahre, jetzt mit 62, dies als<br />
zentrale Aufgabe wahrnehme.<br />
K-T: Sind Sie als Chefarzt der gastroenterologischen<br />
Klinik eng mit dem Onkologischen Schwerpunkt verknüpft?<br />
Allmendinger: Ja. Das hängt damit zusammen, dass<br />
ich von Anfang an die sonografische Diagnostik, die<br />
hier an der Klinik einen hohen Stellenwert hat, geleitet<br />
habe. Über diesen Dreh- und Angelpunkt Sonografie<br />
sind alle onkologisch erkrankten Patienten irgendwann<br />
einmal bei mir gewesen. Ich war ihr Verknüpfungspunkt<br />
inmitten eines Netzes in der Klinik, ihre<br />
Anlaufstelle. Der Kontakt mit dem Patienten bei der<br />
Sonografie ist eng: Man sitzt beim Patienten, nimmt<br />
ihn bei der Untersuchung sozusagen in den Arm, man<br />
ist ihm nahe. Das wirkt sich dahingehend aus, dass<br />
man emphatisch für den Patienten denkt. Im direkten<br />
Kontakt erfährt man mehr vom Patienten, auch das<br />
kann für die Therapie oft hilfreich sein.<br />
K-T: Sie sind seit über 30 Jahren intensiv mit menschlichen<br />
Schicksalen befasst – positiv wie auch negativ.<br />
Wie gehen Sie damit um?<br />
Allmendinger: Man muss den Umgang damit erlernen.<br />
Wenn einem das Schicksal eines Menschen sehr zu<br />
Herzen geht, ist es unmöglich, gleich auf den nächsten<br />
zuzugehen und ganz für ihn da zu sein. Ich muss<br />
32 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
also bei jedem Menschen immer bei Null anfangen,<br />
ich darf die Emotion vom vorherigen Gespräch nicht<br />
mitnehmen. Wie man das am Ende <strong>des</strong> Tages mit sich<br />
selbst abmacht, das kann ich Ihnen und auch meinen<br />
Mitarbeitern nicht sagen, es gibt kein Rezept. Da hat<br />
wohl jeder sein eigenes Geheimnis. Ich selbst kann<br />
Themen, die mich sehr berühren, in meiner Familie<br />
gut verarbeiten. Meine Frau ist praktizierende Ärztin,<br />
auch sie bringt manche ihrer Überlegungen mit nach<br />
Hause. Wir besprechen vieles - dann ist es nur noch<br />
halb so schwer zu tragen. Das geht natürlich nicht<br />
immer, für „kleinere“ Probleme muss ich schon im<br />
Gespräch mit dem Patienten oder mit den Angehörigen<br />
eine Lösung gefunden haben.<br />
K-T: War Ihnen als Student klar, was Sie mit dem<br />
Arztberuf emotional erwartet?<br />
Allmendinger: Ich war mir <strong>des</strong>sen voll bewusst. Genau<br />
das war für mich eine wichtige Überlegung, ob ich<br />
diesen Anforderungen standhalten kann. Vorbereitet<br />
war ich insofern, als die Vision meiner Verwandten<br />
war, dass ich Theologie studieren sollte. Klar, ich komme<br />
vom Land, wir hatten keine großen finanziellen<br />
Möglichkeiten, also sollte ich in ein Seminar. Das<br />
wäre praktisch gewesen, aber ich wollte nicht. Ich<br />
hatte mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt,<br />
und da eine Kusine von mir im Medizinberuf ihr<br />
Glück gefunden hatte, fragte ich: Warum nicht auch<br />
ich? Ein kinderloser Onkel von mir finanzierte das<br />
Studium. Nur durch seine selbstlose Unterstützung<br />
war es überhaupt möglich.<br />
K-T: Wie war Ihre Jugend an der Albkante?<br />
Allmendinger: Naja, fünf der neun Jahre, die ich in<br />
Göppingen zur Schule ging, gab es keine direkte Verbindung<br />
zur Stadt – die Straße war abgerutscht. Der<br />
Bus fuhr ‚außen herum’, wir waren über eine Stunde<br />
unterwegs zur Schule, da wäre ein Internat sicher nicht<br />
das Schlechteste gewesen. Während <strong>des</strong> Studiums war<br />
ich dann hauptberuflich Landwirt…