Fachübergreifende Zusammenarbeit - Kliniken des Landkreises ...
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<strong>Kliniken</strong>-Telegraf<br />
Zeitschrift für Patienten, Angehörige, Mitarbeiter und Freunde der<br />
<strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen gGmbH<br />
<strong>Fachübergreifende</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
im Onkologischen Schwerpunkt / Onkologischen Zentrum<br />
Ausgabe 4 - Dezember 2011
Inhalt<br />
Seite<br />
Titelthema Onkologischer Schwerpunkt (OSP) / Onkologisches Zentrum (OZ) 4<br />
Die Beteiligten / Grafik 6<br />
Wie funktionieren der Onkologische Schwerpunkt / das Onkologische Zentrum 6-9<br />
Gynäkologisches Krebszentrum 10<br />
Brustzentrum 11<br />
Pankreaskarzinomzentrum 12<br />
Darmkrebszentrum 13<br />
Hämatologie / internistische Onkologie 14<br />
Radioonkologie und Strahlentherapie 16<br />
Pathologie 17<br />
Medizin aktuell Komplementärmedizin für die Patienten der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> 18<br />
Pflege aktuell Komplementäre Pflegemethoden 19<br />
Die Methode Therapeutic Touch 20<br />
Brückenpflege 21<br />
Weitere Einrichtungen der Palliativversorgung 22<br />
Abschied nehmen 23<br />
Portrait Katrin Samper – Onkologische Fachschwester 24-25<br />
Vielfalt der <strong>Kliniken</strong> Unterstützende Angebote durch<br />
... Therapiezentrum: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie 26<br />
... Sozialdienst 27<br />
... Psychoonkologie 28<br />
... Klinische Ethikkomitees 29<br />
... Klinikseelsorge 30<br />
... Selbsthilfegruppen 31<br />
Das Interview Chefarzt Dr. Allmendinger im Gespräch 32-34<br />
Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong> Klinik am Eichert von Medizinstudenten ausgezeichnet 36<br />
HOPE – Europäisches Austauschprogramm für Krankenhausbeschäftigte 37<br />
Ersatz <strong>des</strong> alten Krankenhaus-Informations-Systems 38-39<br />
40 Jahre Krankenhausfunk an der Helfenstein Klinik Geislingen 40<br />
Auszeichnung der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> mit dem KlinikAward 2011 41<br />
Personalien Neu dabei: Walter Ruschel, Technischer Leiter der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> 42<br />
Wer ist der neue MIO-Chef? 43<br />
Sieg in Berlin 44<br />
Examen – Nachwuchs für die Gesundheits- und Krankenpflege 45<br />
Examen in der Helfenstein Klinik 46<br />
Neue Fachkräfte für die Intensiv- und Anästhesiepflege 47<br />
Neue Auflage: Dr. Wilhelm Schäberle Ultraschall in der Gefäßdiagnostik 48<br />
Veranstaltungen KlinikDialog 2012 49<br />
Zwischen Kompromiss und Bauchgefühl 50<br />
Impressum 51<br />
Titelbild: Vorstand <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes / Onkologischen Zentrums: Professoren, Chefärzte,<br />
Leitungen der Pflege, Chefapotheker, Psychologin und die Koordinatorin <strong>des</strong> OSP / OZ
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Ihre<br />
Prof. Dr. Jörg Martin Wolfgang Schmid<br />
Editorial<br />
die Diagnose Krebs wird in Deutschland in jedem Jahr ca. 340 000 Menschen mitgeteilt. Eine Diagnose, die<br />
bis heute noch wie keine andere mit Angst verbunden ist. Jeder, der damit konfrontiert wird, hinterfragt sein<br />
bisheriges Leben. Die häufigsten Tumorerkrankungen sind Brustkrebs bei den Frauen und Prostatakrebs bei<br />
den Männern, gefolgt von Darm- und Lungenkrebs. Das Risiko einer Frau, in ihrem Leben an Krebs zu erkranken,<br />
beträgt 38 %, das Risiko eines Mannes 47 %.<br />
Die Überlebenschancen und die Lebensqualität von Krebskranken haben sich in den vergangenen Jahren deutlich<br />
verbessert. Dabei zeigen internationale Studien, dass Patienten eine deutlich verbesserte Überlebensrate<br />
haben, wenn sie in zertifizierten Krebszentren nach den neuesten Leitlinien behandelt werden. Die <strong>Kliniken</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> bieten mit ihrem Onkologischen Schwerpunkt / Onkologischem Zentrum und den damit<br />
verbundenen vier zertifizierten Zentren für Brust-, Darm- und Pankreaskrebs sowie dem Gynäkologischen<br />
Krebszentrum sehr gute Voraussetzungen.<br />
Dies nehmen wir zum Anlass Ihnen in der neuesten Ausgabe <strong>des</strong> <strong>Kliniken</strong>-Telegraf unseren Onkologischen<br />
Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum vorzustellen. Wir laden Sie ein die vielen unterschiedlichen Fachdisziplinen<br />
kennen zu lernen, die den Patienten und ihren Angehörigen angefangen von der Diagnostik über die<br />
Therapie bis zur medizinischen Nachsorge und psychosozialen Betreuung zur Seite stehen.<br />
Fürs neue Jahr wünschen wir Ihnen Gesundheit, Glück, Erfolg und ein friedvolles Jahr 2012.
Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />
Der Onkologische Schwerpunkt<br />
Je<strong>des</strong> Jahr erkranken in Deutschland ca. 340 000<br />
Menschen erstmals an Krebs. In Baden-Württemberg<br />
betrifft es 40 000 Frauen und Männer. Bedingt durch<br />
die steigende Lebenserwartung wird die Häufigkeit der<br />
bösartigen Erkrankungen weiter zunehmen.<br />
Worum handelt es sich eigentlich bei Krebs? Unter<br />
diesem Oberbegriff werden verschiedene Erkrankungen<br />
mit verschiedensten Symptomen und Verläufen<br />
zusammengefasst, für die kennzeichnend ist, dass<br />
sich Zellen unkontrolliert vermehren. Gesunde Zellen<br />
haben Regelmechanismen für Wachstum, Reifung,<br />
Teilung und schließlich für Absterben. Krebszellen<br />
haben diese Mechanismen verloren. Sie teilen sich immer<br />
weiter und bilden so eine Geschwulst, den Tumor.<br />
Die bösartigen Zellen dringen dabei in benachbartes<br />
Gewebe ein, vermehren sich dort und zerstören so nach<br />
und nach das gesunde Gewebe. Mittlerweile können<br />
jedoch 70% aller Krebserkrankungen geheilt werden.<br />
Der Schlüssel zu diesem Erfolg ist die Kombination<br />
von Operation, sensibler Strahlentherapie und neuen<br />
Medikamenten. In den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> Landkreise sind<br />
hierfür alle Voraussetzungen gegeben, so dass das<br />
Sozialministerium Baden-Württemberg und die Deutsche<br />
Krebsgesellschaft die Klinik am Eichert und die<br />
Palliativstation der Helfenstein Klinik zum Onkologischen<br />
Schwerpunkt / Onkologischen Zentrum<br />
ernannt hat.<br />
Im fachübergreifenden OSP / OZ der <strong>Kliniken</strong> werden<br />
modernste Konzepte der Tumortherapie umgesetzt.<br />
Ständige Weiterentwicklungen sind garantiert, die<br />
Klinik am Eichert ist als akademisches Lehrkrankenhaus<br />
zusammen mit dem wichtigen Kooperationspartner<br />
Universität Ulm in nationale und internationale<br />
Komitees eingebunden.OSP / OZ am Eichert bedeutet<br />
die enge Kooperation der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />
Göppingen mit der Universitätsklinik für Neurochirurgie<br />
Tübingen, mit der Neurologie am Christophsbad,<br />
der Klinik Schillerhöhe, mit niedergelassenen Ärzten,<br />
mit ambulanten und stationären Pflegediensten und<br />
nicht zuletzt mit engagierten Selbsthilfegruppen.<br />
Koordinatorin für ein reibungsloses Miteinander ist Uta<br />
Tekdal. Die Diplom-Pflegewirtin (FH) achtet weitsich-<br />
4 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
tig und sorgfältig darauf, dass miteinander definierte<br />
Ziele umgesetzt werden, die Qualität der vielfältigen<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> auf höchstem Niveau bleibt, sinnvolle<br />
Wege eingehalten und Kontakte mit niedergelassenen<br />
Ärzten und Selbsthilfegruppen vertieft werden – kurz:<br />
dass die rund 300 qualifizierten Fachkräfte und viele<br />
Ehrenamtliche, die im Onkologischen Schwerpunkt<br />
an einem Strang ziehen, erkrankten Menschen mit<br />
den besten Behandlungsmethoden helfen, Krebs zu<br />
besiegen.<br />
Im Herbst 2010 übernahm Chefarzt Dr. Gerhard Allmendinger<br />
den Vorsitz <strong>des</strong> OSP / OZ im Landkreis.<br />
Dr. Gerhard Allmendinger hat die strukturierte <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
gegen die Krankheit Krebs seit ihren<br />
Anfängen 1983 im damaligen ‚Onkologischen Arbeitskreis’<br />
begleitet und entscheidend vorwärts getragen.<br />
Im Zuge der demografischen Entwicklung, so der<br />
Chefarzt der Inneren Medizin am Eichert, werde die<br />
Onkologie in Zukunft weiter wachsen und immer<br />
komplexer werden. Immer mehr Menschen werden<br />
mit zunehmendem Alter an Krebs erkranken. „Die<br />
Bildung <strong>des</strong> zertifizierten Onkologischen Zentrums<br />
hat uns in den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> vor allem<br />
dazu gebracht, dass die wichtigsten medizinischen<br />
Fachgebiete näher zusammen gerückt sind. In diesem<br />
eng verwobenen Miteinander können wir noch<br />
mehr für die Patienten bewirken.“ Wünschenswert<br />
und angestrebt ist eine engere Verzahnung mit den<br />
niedergelassenen Fachärzten.<br />
Andrea Maier<br />
Onkologische Schwerpunkte wurden als Qualitätssicherungsmaßnahme<br />
vom Land Baden-Württemberg ins Leben gerufen<br />
und vom Krebsverband BW ab 2000 zertifiziert. In BW<br />
gibt es 13 Onkologische Schwerpunkte.<br />
Onkologische Zentren gibt es deutschlandweit. Diese werden<br />
nach den Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert.<br />
Aktuell sind in Deutschland 33 Zentren zertifiziert.
Die Beteiligten<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Niedergelassene<br />
Fachärzte<br />
Institut für<br />
Fort- und<br />
Weiterbildung<br />
Urologie<br />
Hospize<br />
Frauenklinik<br />
Hämatologie<br />
Gastroenterologie<br />
Unfallchirurgie<br />
Orthopädie<br />
Radioonkologie<br />
Kooperierende <strong>Kliniken</strong><br />
Allgemeinchirurgie<br />
Radiologie<br />
Therapiezentrum<br />
Pathologie<br />
Palliativstation<br />
P�egedienste<br />
Stomatherapie<br />
Hausärzte<br />
Psychoonkologie<br />
Sozialdienst<br />
Schmerztherapie<br />
Ernährungsberatung<br />
Genetische<br />
Beratung<br />
Brückenp�ege<br />
Rehabilitation<br />
Anschlussheilbehandlung<br />
O P<br />
S<br />
ONKOLOGISCHER SCHWERPUNKT<br />
5
Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />
Wie funktionieren der onkologische Schwerpunkt / das Onkologische<br />
Zentrum<br />
Organisation und Aufgaben<br />
Der OSP / das OZ dient als „Dachorganisation“ für alle<br />
an der Behandlung und Betreuung von Tumorpatienten<br />
beteiligten Bereiche der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />
Göppingen.<br />
Diese Organisationsform ist für eine umfassende und<br />
kontinuierliche Versorgung von Krebspatienten maßgebend<br />
und verbindlich. Der Hauptaugenmerk eines<br />
OSP / OZ liegt darauf, umfassende, integrierende<br />
Behandlungskonzepte für alle Krebserkrankungen<br />
zu gewährleisten.<br />
Die Geschäftsstelle <strong>des</strong> OSP / OZ wird gebildet durch<br />
die Koordinatorin, die Tumordokumentare und weitere<br />
Mitarbeiterinnen, die für die Tumorkonferenzen und<br />
die Studienbetreuung verantwortlich sind. Sie dient<br />
als zentrale Anlaufstelle.<br />
Dazu gehört auch ein telefonischer Informationsdienst<br />
für Patienten und Ärzte. Jeder Betroffene <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />
Göppingen kann sich mit Fragen zum Thema<br />
Krebs an den OSP / das OZ wenden.<br />
Interdiziplinarität<br />
bedeutet die enge <strong>Zusammenarbeit</strong> aller an der onkologischen<br />
Versorgung beteiligten Berufsgruppen, zum<br />
Beispiel beim Ausarbeiten der verbindlichen Leitlinien,<br />
in regelmäßigen Fallkonferenzen, bei der ständigen<br />
Qualitätssicherung oder auch bei der Mitwirkung an<br />
nationalen und internationalen Studien.<br />
6 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Hinzu kommen regelmäßige Fortbildungen für Mitarbeiter,<br />
Patienten und Betreuungspersonen sowie die<br />
klar strukturierte Qualitätssicherung in allen Bereichen.<br />
Fester Bestandteil ist auch die Vernetzung mit internen<br />
Kooperationspartnern, also mit Bereichen der<br />
Klinik, die nicht vorrangig auf Tumorerkrankungen<br />
spezialisiert sind, mit niedergelassenen Ärzten, mit<br />
Pflegeeinrichtungen und anderen unterstützenden<br />
Institutionen, wie beispielsweise Hospize.<br />
Unablässig sind auch die einwandfrei Pflege <strong>des</strong> klinischen<br />
Krebsregisters und die Koordination von Studien.<br />
Weitere Aufgaben sind die <strong>Zusammenarbeit</strong> mit Qualitätskonferenzen<br />
und Arbeitsgruppen <strong>des</strong> Deutschen<br />
Krebsverban<strong>des</strong>.<br />
Viele Berufsgruppen, Einrichtungen und Organisationen<br />
sind an der Betreuung onkologischer Patienten<br />
beteiligt. Die Behandlung und Versorgung geschieht<br />
oft im Wechsel zwischen stationären und ambulanten<br />
Einrichtungen.<br />
Selbsthilfegruppen werden meist schon kurz nach der<br />
Diagnose oder während der ersten Therapieschritte<br />
für die Patienten und Angehörigen wichtig – in einer<br />
Lebensphase, die von Unsicherheit und Ängsten<br />
geprägt ist.<br />
Patienten und ihre Angehörigen können nur dann optimal<br />
von den vorhandenen Möglichkeiten profitieren,<br />
wenn <strong>Zusammenarbeit</strong> zuverlässig gelingt und alle<br />
Beteiligten über hohe fachliche, vor allem aber über<br />
menschliche Kompetenz verfügen. Die Qualität der<br />
Behandlung und Betreuung hängt davon wesentlich ab.
Koordination<br />
Uta Tekdal ist die Koordinatorin <strong>des</strong> OSP / OZ. Sie<br />
arbeitet mit dem Vorsitzenden Dr. G. Allmendinger<br />
zusammen und ist für sämtliche Zertifizierungen<br />
verantwortlich.<br />
Im Rahmen <strong>des</strong> Qualitätsmanagements leitet sie die<br />
Qualitätszirkel. Die Mitarbeiter <strong>des</strong> Referats Qualitäts-<br />
und Projektmanagement überprüfen zusammen<br />
mit Uta Tekdal die Prozesse durch interne Audits.<br />
Behandlungskennzahlen werden erhoben, bewertet<br />
und Strategien abgeleitet.<br />
Für die Selbsthilfegruppen ist Uta Tekdal die zentrale<br />
Ansprechpartnerin. Sie organisiert die zweimal jährlichen<br />
stattfindenden Treffen und unterstützt Kontakte<br />
zu den Chefärzten.<br />
Tumorkonferenzen<br />
Tumorkonferenzen sind das Kernstück <strong>des</strong> OSP / OZ.<br />
Wir folgen unserem Anspruch und besprechen die<br />
Krankengeschichte je<strong>des</strong> Onkologischen Patienten<br />
in den regelmäßigen Konferenzen. Spezialisten aus<br />
den unterschiedlichen Fachgebieten (Diagnostiker,<br />
Pathologen, Hämatoonkologen, Radioonkologen, Radiologen<br />
und Chirurgen) blicken jeder für sich und<br />
gemeinsam auf die Sachlage. Die unterschiedlichen<br />
Perspektiven gewähren ein optimales Behandlungskonzept<br />
für jeden Patienten.<br />
Andrea Maier / Uta Tekdal<br />
In der Klinik am Eichert in Göppingen findet fast<br />
täglich, in der Helfenstein Klinik in Geislingen einmal<br />
pro Woche eine interdisziplinäre Tumorkonferenz statt.<br />
Vor der Tumorkonferenz werden alle Unterlagen, z. B.<br />
Anamnese <strong>des</strong> Patienten, Befunde usw. auf Anweisung<br />
<strong>des</strong> behandelnden Arztes durch die Tumorkonferenzassistentin<br />
zusammengestellt. Dieser so genannte<br />
Scribor wird einige Stunden vor der Konferenz allen<br />
teilnehmenden Ärzten zur Verfügung gestellt.<br />
Nach der Konferenz diktiert der verantwortliche Arzt<br />
die Ergebnisse. Dieses Protokoll stellt die Grundlage<br />
für die weitere Behandlung dar. Den Patienten wird im<br />
Anschluss das Besprechungsergebnis mitgeteilt. Folgetermine<br />
für die weitere Behandlung werden vereinbart.<br />
Alle niedergelassenen Ärzte sind jederzeit eingeladen<br />
ihre Patienten in einer Konferenz selbst vorzustellen.<br />
Diese „Fälle“ werden entsprechend der Erkrankung in<br />
der Tumorkonferenz besprochen. Das Protokoll mit<br />
dem Behandlungsschema wird innerhalb weniger Tage<br />
an den niedergelassenen Arzt weitergegeben.<br />
Tumordokumentation<br />
Onkologische Schwerpunkte sind seit 2009 gesetzlich<br />
verpflichtet, ihre Patientendaten in anonymisierter<br />
Form an das Krebsregister Baden-Württemberg zu<br />
melden. Das Krebsregister BW hat die Aufgabe fortlaufend<br />
und einheitlich personenbezogene Daten über<br />
das Auftreten und den Verlauf von Krebserkrankungen<br />
einschließlich ihrer Frühstadien zu dokumentieren.<br />
7
Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />
Obwohl in den letzten Jahren viele Fortschritte bei der<br />
Behandlung von Krebserkrankungen zu verzeichnen<br />
sind können nach wie vor nicht alle Fragen beantwortet<br />
werden. Deshalb gehört es zu den wichtigsten Aufgaben<br />
der modernen Medizin und der Gesundheitspolitik<br />
die Ursachen zu erforschen und die Behandlung zu<br />
verbessern. Eine Unterstützung hierfür bieten die lan<strong>des</strong>weiten<br />
Krebsregister. „Das Krebsregister kann nur<br />
dann zur Beantwortung der oben genannten Fragen<br />
beitragen, wenn möglichst alle Neuerkrankungen erfasst<br />
werden. Mit nur einem Teil der Fälle sind sinnvolle<br />
Auswertungen nicht oder nicht zuverlässig möglich.<br />
Durch die Bereitschaft, ihre Daten dem Krebsregister<br />
zur Verfügung zu stellen, leisten betroffene Patienten<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Krebsbekämpfung.<br />
Drei Tumordokumentarinnen erfassen im Tumordokumentationssystem<br />
die Daten der an Krebs erkrankten<br />
Patienten. Unter anderem werden die Erstdiagnose,<br />
die Therapie und alle Nachsorgedaten erhoben. Alle<br />
Patienten mit der Diagnose „Krebs“ werden vom behandelnden<br />
Arzt über die Datenerfassung und die<br />
Meldung ans Krebsregister informiert. Jeder Patient,<br />
der die Meldung seiner Daten an das Krebsregister<br />
nicht wünscht hat die Möglichkeit, aktiv Widerspruch<br />
gegen die Meldung zu erheben. Der Widerspruch<br />
wird durch den Arzt an die Tumordokumentation<br />
weitergeleitet. Dadurch ist sichergestellt, dass die Daten<br />
gemeldet werden.<br />
8 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Studien in der Onkologie:<br />
In klinischen Studien wird der Einfluss einer medizinischen<br />
Behandlung auf den Verlauf einer Krankheit in<br />
einer kontrollierten Phase erforscht. Im Rahmen der<br />
Erforschung neuer Therapieansätze stellen klinische<br />
Studien einen wichtigen Schritt in der Entwicklung dar.<br />
Onkologische Schwerpunkte und Onkologische Zentren<br />
sind verpflichtet ihren Patienten Studien anzubieten.<br />
Um auch den Patienten <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes<br />
/ <strong>des</strong> Onkologischen Zentrums diese Behandlungsansätze<br />
anbieten zu können, werden seit 2004<br />
verschiedene Studien in den zertifizierten Organzentren<br />
und der Radioonkologie durchgeführt. Die<br />
Hämatoonkologie bietet Studien in enger Kooperation<br />
mit dem Universitätsklinikum Ulm an.<br />
Für jeden Fachbereich stehen Prüfärzte für die Studienbetreuung<br />
zur Verfügung. Die Studienassistentin koordiniert<br />
anstehende Maßnahmen wie Untersuchungen,<br />
Blutabnahmen usw. für alle Patienten, die an Studien<br />
teilnehmen. Durch die enge Vernetzung zwischen den<br />
Ärzten und der Studienassistentin ist eine persönliche,<br />
kontinuierliche und umfassende Betreuung der dieser<br />
Patienten sichergestellt. Die Patientinnen und Patienten<br />
haben bei jedem Besuch oder Telefonat bezüglich der<br />
Studien immer dieselben Ansprechpartner.
Zertifizierungen<br />
Im März 2010 fand die Re-Zertifizierung <strong>des</strong> Onkologischer<br />
Schwerpunkt im Auftrag <strong>des</strong> Sozialministeriums<br />
Baden-Württemberg durch den Krebsverband Baden-<br />
Württemberg und die Erstzertifizierung als Onkologisches<br />
Zentrum nach den Kriterien der Deutschen<br />
Krebsgesellschaft statt. Die <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />
Göppingen gGmbH sind deutschlandweit die erste<br />
Klinik mit dieser zweifachen Zertifizierung.<br />
Voraussetzungen für die Zertifizierungen sind unter<br />
anderem:<br />
• ein anerkanntes System zur Qualitätssicherung<br />
• die enge <strong>Zusammenarbeit</strong> der Hauptabteilungen<br />
• die strukturierte <strong>Zusammenarbeit</strong> aller an der<br />
Behandlung beteiligten Bereiche<br />
(z. B. Palliativmedizin, Psychoonkologie)<br />
• die Einbeziehung externer Kooperationspartner<br />
(z. B. ambulante und stationäre Pflegeeinrichtun-<br />
gen, Selbsthilfegruppen)<br />
Die Zertifizierungskriterien legen strenge Maßstäbe an<br />
die Qualifikation der Mitarbeiter und die Organisation<br />
innerhalb der einzelnen Bereiche. Auch sind Min<strong>des</strong>t-<br />
Fallzahlen in den einzelnen Fachdisziplinen vorgegeben,<br />
da sie auf überprüfbare Erfahrung schließen lassen.<br />
Qualitätszirkel:<br />
Viermal im Jahr treffen sich Mitarbeiter aus verschiedenen<br />
Bereichen <strong>des</strong> OSP / OZ, um gemeinsam an<br />
der kontinuierlichen Verbesserung der Patientenversorgung<br />
zu arbeiten.<br />
Uta Tekdal<br />
Kontakt<br />
Geschäftsstelle<br />
Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />
Klinik am Eichert<br />
Eichertstraße 3<br />
73035 Göppingen<br />
Tel.: 07161 64-2848, Fax: 07161 64-1852<br />
E-Mail: OSP@KaE.de<br />
9
Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />
Gynäkologisches Krebszentrum<br />
Gynäkologische Karzinome gehören nach dem<br />
Brustkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen<br />
bei Frauen. Regelmäßige Krebsvorsorge<br />
sowie Ultraschalluntersuchungen erlauben<br />
jedoch frühzeitiges Erkennen<br />
von verdächtigen Veränderungen und<br />
damit eine hohe Heilungsrate. Durch<br />
ambulant durchgeführte Gewebeentnahmen<br />
kann die jeweilige Diagnose<br />
gesichert werden. Die Therapie wird von<br />
Spezialisten verschiedener Fachgebiete<br />
beraten und durchgeführt. Bestandteile<br />
<strong>des</strong> Therapiekonzeptes können Strahlen-,<br />
Chemo- oder eine antihormonelle Therapie<br />
sein. Physiotherapie und onkologische<br />
Psychotherapie sind in jedem Fall<br />
Teil <strong>des</strong> Konzeptes. Das Gynäkologische<br />
Krebszentrum am Eichert, das 2009 erstmals nach den<br />
Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert<br />
Therapien in beiden Zentren:<br />
Operative Therapie<br />
Durch die Operation einer bösartigen Geschwulst in der Brust<br />
oder an der Genitale wird das gesamte befallene Gewebe<br />
mit einem Sicherheitssaum entfernt. Weiter können nähere<br />
Informationen darüber gewonnen werden, ob oder mit welcher<br />
Wahrscheinlichkeit sich Absiedlungen <strong>des</strong> Brust- oder<br />
Gynäkologischen Krebses gebildet haben. Dies geschieht bei<br />
Tumoren in der Brust auch durch die Untersuchung der<br />
Lymphknoten in der zugehörigen Achsel. Dabei beschränkt<br />
man sich möglichst auf die Untersuchung <strong>des</strong> sogenannten<br />
‚Wächterlymphknotens’, dem Sentinel. Falls dies nicht angezeigt<br />
ist, werden min<strong>des</strong>tens zehn Lymphknoten untersucht.<br />
Bei gynäkologischen Tumoren werden jene Lymphknoten<br />
untersucht, die der Stelle der Tumorentstehung im Körper<br />
zugeordnet sind. Durch die operativen Maßnahmen erhält<br />
man wesentliche Angaben zur Stadieneinteilung und damit<br />
zu Prognose der Patientin.<br />
10 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
wurde, bleibt während der gesamten Behandlungszeit<br />
Anlaufstelle für die betroffenen Frauen. In der Nachbehandlungsphase,<br />
die gemeinsam mit den niedergelassenen<br />
Fachärzten erfolgt, bleiben sie eng mit dem<br />
Zentrum verbunden.<br />
Der Sprecher <strong>des</strong> Gynäkologischen Krebszentrums<br />
am Eichert, Chefarzt Prof. Albrecht Hettenbach, betont<br />
die Vorteile <strong>des</strong> zertifizierten Zentrums für die<br />
erkrankten Frauen: „Unsere Therapiekonzepte und<br />
Behandlungsstrategien sind standardisiert und folgen<br />
strengsten Leitlinien – das sichert den Patientinnen<br />
bestmögliche Qualität nach aktuellem medizinischen<br />
Kenntnisstand und gebündelte Erfahrung zu.“ Keine<br />
Therapie werde mehr ‚aus dem Bauch heraus’ durchgeführt<br />
– jede Patientin wird nach gleichen, ständig<br />
hinterfragten und überprüften Maßstäben behandelt.<br />
Auch kommen durch die enge interdisziplinäre <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
andere Aspekte mit in die Abwägung. „Das<br />
gibt uns das gute Gefühl, nichts unbedacht zu lassen.“<br />
Chemo-, Hormon- und Strahlentherapie<br />
werden wohl überlegt, je nach Patientin und Stand der Erkrankung<br />
unterschiedlich eingesetzt:<br />
Präoperativ: Bei sehr großen Tumorvolumen oder bei Einschränkungen<br />
der OP-Fähigkeit kann es notwendig sein, zuerst<br />
eine Chemotherapie oder Strahlentherapie mit dem Ziel der<br />
Tumorverkleinerung durchzuführen.<br />
Unterstützend: Falls kein weiterer Tumor im Körper nachweisbar<br />
ist, kann eine eventuell folgende Chemo- oder Strahlentherapie<br />
der Heilung förderlich sein.<br />
Palliativ: Wenn die weiterführende Diagnostik ergeben hat,<br />
dass Heilung nicht mehr möglich ist, können unter Umständen<br />
Chemo- oder Strahlentherapie Lebensdauer und Lebensqualität<br />
verbessern.
Brustzentrum<br />
Hauptziel aller Beteiligten im 2004 erstmals zertifizierten<br />
Brustzentrum ist die dem jeweiligen<br />
Stadium der Erkrankung angemessene Behandlung<br />
<strong>des</strong> Brustkrebses. Soweit irgend möglich und die Patientin<br />
es wünscht, wird die Brust erhalten. Falls dies<br />
unmöglich ist können entsprechende chirurgische<br />
Verfahren <strong>des</strong> Wiederaufbaus angeboten werden (Lappenplastiken,<br />
Prothesenimplantation). Größten Wert<br />
wird auf die Sicherung einer hohen Lebensqualität<br />
während begleitender Therapien wie der Chemo- oder<br />
Strahlentherapie gelegt. Physiotherapie und Psychotherapie<br />
sind selbstverständlich Bestandteile der Behandlungskonzepte.<br />
Früher, so berichtet der Leiter <strong>des</strong><br />
Brustzentrums, Chefarzt Prof. Albrecht Hettenbach,<br />
hätten etwa 85% aller Frauen, die mit Verdacht auf einen<br />
bösartigen Tumor in der Brust in die Klinik kamen,<br />
selbst durch sorgfältiges Abtasten der eigenen Brust<br />
strukturelle Veränderungen im Gewebe gespürt. Heute<br />
kommen mehr Frauen durch das bun<strong>des</strong>weit organi-<br />
Chemotherapie<br />
Im Gegensatz zur Operation, die auf die lokale Tumorkontrolle<br />
abzielt, ist bei der Chemotherapie der ganze Körper das Ziel.<br />
Diese medikamentöse Behandlung ist zwar häufig Bestandteil<br />
eines therapeutischen Konzeptes, aber nicht immer nötig. Die<br />
Chemotherapie bedarf einer eigenständigen Begründung<br />
und Zielsetzung. Bei einem ungünstigen Verhältnis zwischen<br />
Tumorvolumen und Brustgröße besteht die Möglichkeit, den<br />
Tumor mit einer Chemotherapie zu verkleinern, um dann<br />
brusterhaltend operieren zu können. Wenn nach der operativen<br />
Erstversorgung kein weiterer Tumor im Körper nachweisbar<br />
ist, kann eine eventuell folgende Chemotherapie dazu<br />
dienen, die Heilung zu unterstützen. Falls sich herausstellt, dass<br />
neben dem Ursprungstumor weitere Absiedlungen im Körper<br />
zu finden sind, die nicht restlos entfernt werden können, ist<br />
zwar keine Heilung mehr möglich, aber die möglicherweise<br />
anberaumte Chemotherapie kann Lebensdauer und Lebensqualität<br />
positiv beeinflussen.<br />
sierte, sogenannte Mamma-Screening zur Abklärung<br />
unsicherer oder negativer Befunde in das Brustzentrum<br />
am Eichert. In der Regel<br />
geschieht dies mit dem<br />
Mammotom. Dabei wird<br />
über eine dünne Hohlnadel<br />
Gewebe aus der Brust<br />
„gestanzt“. Aufgrund <strong>des</strong><br />
Ergebnisses wird das weitere<br />
Vorgehen besprochen.<br />
Andrea Maier<br />
Beide Abbildungen:<br />
Prof. A. Hettenbach<br />
Foto: privat / M. Radloff<br />
Hormontherapie<br />
Auch bei der Hormontherapie wird der ganze Körper therapiert.<br />
Eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Hormontherapie<br />
ist, dass das Tumorgewebe empfindlich auf Hormone<br />
reagiert. Dies finden Pathologen bei Untersuchungen <strong>des</strong><br />
Tumorgewebes heraus.<br />
Strahlentherapie<br />
Im Gegensatz zur Chemo- bzw. Hormontherapie liegt die<br />
Stärke der Strahlentherapie in der lokalen Behandlung einer<br />
Tumorerkrankung. Strahlentherapie kann alleinige Therapie<br />
sein oder in Kombination mit Operation oder Chemotherapie<br />
angewendet werden. Die Bestrahlung ist meist zwingend<br />
notwendig, wenn bei einer operativen Versorgung eines Brustkrebses<br />
die Brust erhalten bleibt.<br />
11
Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />
Pankreaskarzinomzentrum<br />
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist eine der<br />
größten Drüsen im menschlichen Körper. Unter<br />
dem Zwerchfell, quer hinter dem Magen liegend, regelt<br />
sie den Blutzuckerspiegel und ist wichtig für die Verdauung.<br />
„Für eine Krebserkrankung <strong>des</strong> Pankreas gibt<br />
Prof. Stefan Riedl M.Sc. Foto: Tammen GmbH<br />
es bislang keine Möglichkeit der Früherkennung, keine<br />
Vorsorgeuntersuchungen“, Dr. Gerhard Allmendinger<br />
erklärt den komplexen, langjährigen Prozess, in dem<br />
der aggressive Krebs entsteht. „Sorgfältige Diagnosen,<br />
gegebenenfalls Operationen und eine zuverlässige<br />
Nachsorge erfordern eine enorm breite Logistik und<br />
viel Erfahrung.“ Dies, so der Chefarzt für Gastroenterologie,<br />
Hepatologie und Diabetologie am Göppinger<br />
Klinikum, sei an den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> vielseitig<br />
vorhanden. „Von der Gastroenterologie über Chirurgie<br />
und Hämatologie bis hin zur Strahlentherapie<br />
sind die medizinischen Fachabteilungen hier bestens<br />
aufgestellt“, bestätigt Prof. Stefan Riedl. Der Chefarzt<br />
der Klinik für Chirurgie ist Sprecher <strong>des</strong> neu eingerichteten<br />
Pankreaskarzinomzentrums der <strong>Kliniken</strong><br />
12 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>. „Das reibungslose Zusammenspiel<br />
aller medizinischen, pflegenden und nachsorgenden<br />
Spezialisten bringt noch bessere Ergebnisse im Kampf<br />
gegen diesen heimtückischen Krebs.“ Darum haben<br />
sich die Verantwortlichen der Landkreiskliniken für<br />
eine enge Vernetzung aller beteiligten Disziplinen im<br />
diesem Zentrum entschieden.<br />
Dass die Spezialisten im Pankreaskarzinomzentrum<br />
auf einem guten Weg für die Erkrankten sind, hat die<br />
erste, sehr aufwändige Zertifizierung bestätigt.<br />
„Das ausdrückliche Kompliment der Prüfungskommission,<br />
das neue Zentrum sei hervorragend im Onkologischen<br />
Schwerpunkt der Landkreiskliniken eingebettet,<br />
gibt unserem Konzept recht“, so der Sprecher <strong>des</strong><br />
Zentrums Prof. Stefan Riedl, der dieses Kompliment<br />
mit Freude an das gesamte Team weitergibt, denn<br />
„gemeinsam können wir mehr als in der Macht <strong>des</strong><br />
Einzelnen steht, für unsere Patienten einsetzen.“<br />
Andrea Maier<br />
OP-Team der Allgemeinchirurgie
Darmkrebszentrum<br />
Alleine im Landkreis Göppingen erkranken je<strong>des</strong><br />
Jahr etwa 250 Menschen neu an Darmkrebs.<br />
Früherkennungsmaßnahmen können dazu beitragen,<br />
diese Erkrankung zu verhindern. Regelmäßige Vorsorge<br />
trage hierzu entscheidend bei.<br />
Prof. Dr. Stefan Riedl weiß, wovon er spricht. Der<br />
Chefarzt für Allgemeinchirurgie in der Klinik am<br />
Eichert befasst sich seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig<br />
mit dem Dickdarm-Karzinom, mit Darmkrebs.<br />
Eine frühzeitige Erkennung, so Prof. Riedl, der das<br />
Darmkrebszentrum leitet, trage zu einer hohen, bis<br />
zu 90%igen Erfolgsrate bei. Dazu werden Chirurgie,<br />
Chemotherapie und Strahlentherapie eingesetzt.<br />
Das Darmkrebszentrum der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />
Göppingen bietet alle erforderlichen Leistungen von<br />
der Früherkennung bis zur Diagnose und Therapie<br />
nach den aktuellen Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft<br />
und der Baden-Württembergischen Krebsgesellschaft<br />
an. Das Darmkrebszentrum ist seit 2009<br />
Bestandteil <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunkts / <strong>des</strong><br />
Onkologischen Zentrums<br />
der <strong>Kliniken</strong>.<br />
Um Dickdarmkrebs zu<br />
verhindern, möglichst<br />
frühzeitig zu erkennen<br />
und zu behandeln, arbeiten<br />
im Darmkrebszentrumverschiedene<br />
Fachabteilungen,<br />
Einrichtungen und<br />
Kooperationspartner<br />
zusammen. In regelmäßig<br />
stattfindenden<br />
Tumorkonferenzen<br />
werden die diagnostischen<br />
und therapeutischen<br />
Maßnahmen<br />
unserer Patienten besprochen<br />
und aufeinander<br />
abgestimmt.<br />
Foto: M. Radloff<br />
Was kommt auf einen Patienten mit der Erstdiagnose<br />
‚Darmkrebs’ im Darmkrebszentrum zu?<br />
Die Patienten kommen üblicherweise mit einer Überweisung<br />
vom Haus- oder Facharzt in die Sprechstunde<br />
der Allgemeinchirurgischen Klinik oder der Gastroenterologischen<br />
Klinik.<br />
Dort wird überprüft, welche Untersuchungen bereits<br />
vorliegen. Falls weitere Untersuchungen notwendig<br />
sind, werden sie meistens noch vor einer stationären<br />
Aufnahme durchgeführt.<br />
Bei Enddarmkrebs ist häufig vor einer Operation eine<br />
Vorbehandlung durch Strahlen- und/oder Chemotherapie<br />
erforderlich, um das langfristige Behandlungsergebnis<br />
zu verbessern. Dies wird in der Tumorkonferenz<br />
beraten und entschieden.<br />
Ein Operationstermin wird möglichst bald vergeben.<br />
Dann wird der Patient dem Narkosearzt vorgestellt<br />
und dann operiert.<br />
Nach dem operativen Eingriff und dem mittlerweile<br />
recht kurzen stationären Aufenthalt werden die Patienten<br />
vom fächerübergreifenden Behandlungsteam<br />
der Klinik am Eichert nach individuellem Bedarf betreut.<br />
Kuren oder andere unterstützende Maßnahmen<br />
werden noch während <strong>des</strong> Aufenthalts in der Klinik<br />
organisiert und in die Wege geleitet.<br />
Die Behandlungsergebnisse werden erneut in der<br />
Tumorkonferenz besprochen. Weiter erforderliche<br />
Behandlungsschritte werden dort erarbeitet und empfohlen.<br />
Nachsorgemaßnahmen übernimmt der Hausarzt in<br />
enger <strong>Zusammenarbeit</strong> mit dem Darmkrebszentrum.<br />
Das Darmkrebszentrum arbeitet unter der Leitung<br />
von Chefarzt Prof. Dr. Stefan Riedel M.Sc. nach den<br />
Richtlinien der Deutschen Krebsgesellschaft und bietet<br />
dadurch eine nachweisbar gesicherte Qualität in der<br />
Patientenversorgung auf höchstem Niveau.<br />
Andrea Maier<br />
13
Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />
Hämatologie / internistische Onkologie<br />
Dieser Fachbereich ist eng in den Onkologischen<br />
Schwerpunkt eingebunden und befasst sich<br />
schwerpunktmäßig mit Erkrankungen <strong>des</strong> Blutes und<br />
blutbildenden Systems (Hämatologie) sowie Tumorerkrankungen<br />
(Onkologie).<br />
Schwerpunkte <strong>des</strong> Fachbereichs Hämatologie / internistische<br />
Onkologie liegen in der Diagnostik, Behandlung<br />
und Nachsorge von Patienten mit Erkrankungen<br />
<strong>des</strong> blutbildenden und lymphatischen Systems, mit<br />
Tumorerkrankungen, mit den verschiedensten Formen<br />
der Anämie oder unterschiedlichen Störungen <strong>des</strong><br />
Immunsystems oder der Blutbeschaffenheit.<br />
Die Aufgabe der Hämatologie ist die Diagnostik und<br />
Therapie von Erkrankungen <strong>des</strong> blutbildenden Systems.<br />
Hierzu gehören neben Blut und Knochenmark auch<br />
die Lymphknoten, die Milz und die Thymusdrüse. Die<br />
wichtigsten Erkrankungen in diesem Fachgebiet sind<br />
neben Anämien und Leukämien bösartige Lymphknotenerkrankungen.<br />
Für die Behandlung dieser Erkrankungen<br />
kommen in erster Linie medikamentöse<br />
Therapien einschließlich der Chemotherapie und der<br />
Immuntherapie in Betracht. Notwendige Strahlentherapien<br />
werden in der Klinik für Radioonkologie am<br />
Eichert durchgeführt.<br />
Die Aufgabe der internistischen Onkologie ist die<br />
Diagnostik und medikamentöse Therapie von Tumorerkrankungen.<br />
Neben der zytostatischen Chemotherapie<br />
gewinnen hier die Immunotherapie sowie<br />
hormonelle Verfahren zunehmend an Bedeutung.<br />
Ein weiteres Aufgabengebiet ist die Diagnostik und<br />
Therapie von Störungen der Blutgerinnung. Hierzu<br />
gehören einerseits Erkrankungen, die mit einer<br />
erhöhten Blutungsneigung einhergehen, aber auch<br />
Erkrankungen mit einer angeborenen oder erworbenen<br />
Neigung zu Thrombosen. Zur Diagnostik<br />
hämatologischer und onkologischer Erkrankungen<br />
stehen sämtliche Methoden der Endoskopie, <strong>des</strong><br />
Ultraschalls sowie der Schnittbildverfahren (Computertomographie,<br />
Kernspintomographie) und Möglichkeiten<br />
der Nuklearmedizin zu Verfügung, weiterhin<br />
das breite Spektrum der Abteilung für Pathologie zur<br />
feingeweblichen Untersuchung von Gewebeproben.<br />
14 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Viele Therapien können auch ambulant durchgeführt<br />
werden, z. B. Chemotherapie, Immunotherapie, Transfusion<br />
von Blutbestandteilen und die Infusion von<br />
Bisphosphonaten.<br />
Ausführliche Beratungen sowie regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen<br />
nach Abschluss einer Behandlung<br />
finden in der Ambulanz statt.<br />
Zur optimalen Therapie von Patienten mit hämatologischen<br />
oder onkologischen Erkrankungen finden<br />
jede Woche fachübergreifende Tumorkonferenzen statt.<br />
Dabei wird von vielen unterschiedlichen Experten die<br />
am besten geeignete Therapie beraten und geplant.<br />
Leiter der Hämatologie und internistischen Onkologie<br />
ist Chefarzt Prof. Dr. Thomas Schmeiser.<br />
Andrea Maier
Titelthema Onkologischer Schwerpunkt / Onkologisches Zentrum<br />
Radioonkologie und Strahlentherapie<br />
Die Klink am Eichert ist Akademisches Lehrkrankenhaus<br />
der Universität Ulm. Hierdurch<br />
und durch Mitarbeit in zahlreichen nationalen und<br />
internationalen Komitees werden neue und moderne<br />
fachübergreifende Konzepte der Tumortherapie im Onkologischen<br />
Schwerpunkt / Onkologischen Zentrum<br />
und in der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie<br />
mit entwickelt und umgesetzt.<br />
Somit werden die Patienten ständig auf dem aktuellsten<br />
Stand von Wissenschaft und Forschung mit modernsten<br />
Geräten behandelt und betreut.<br />
Im Rahmen der Dokumentation und Auswertung<br />
<strong>des</strong> klinischen Krebsregisters wird deutlich, dass die<br />
Behandlungsergebnisse an der Klinik am Eichert beim<br />
Mamma-Karzinom (Brustkrebs) deutlich besser sind<br />
als in vergleichbaren Zentren in Deutschland und<br />
Nordamerika.<br />
Ebenso sind die Behandlungsergebnisse der Strahlenbehandlung<br />
beim Prostata-Karzinom bei geringeren<br />
Nebenwirkungen besser als in vergleichbaren Studien.<br />
v. l. Prof. Dr. G. Becker und der Ltd. MTRA T. Clewing am<br />
Linearbeschleuniger Foto: A. Maier<br />
16 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Therapieverfahren<br />
Für die Heilung von Krebs ist derzeit die Strahlentherapie<br />
nach der Operation die zweitwichtigste und<br />
effektivste Behandlung. So profitieren bereits heute<br />
zwei Drittel aller Tumorpatienten im Laufe ihrer Erkrankung<br />
von einer Strahlenbehandlung. Die zur Bestrahlung<br />
eingesetzte Technik dient dazu, den Tumor<br />
zu zerstören und die Belastungen der Behandlung so<br />
klein wie möglich zu halten. Hierfür setzt die Klinik<br />
für Radioonkologie und Strahlentherapie modernste<br />
Technik ein. Die herausragenden medizinischtechnischen<br />
Geräte ermöglichen es, den Tumor millimetergenau<br />
zu lokalisieren, die Bestrahlung präzise an die<br />
Tumorform anzupassen und das umgebende gesunde<br />
Gewebe optimal zu schonen.<br />
Für die Bestrahlung von außen stehen zwei hochmoderne<br />
Linearbeschleuniger zur Verfügung, mit denen<br />
die Techniken der Präzisionsstrahlentherapie, der Intensitätsmodulierten<br />
Strahlentherapie (IMRT), sowie<br />
der bildgestützten Strahlentherapie (Bildkorrelation<br />
und IGRT) umgesetzt werden.<br />
Durch das Verfahren der sogenannten Brachytherapie<br />
ist es möglich, eine strahlende Substanz präzise direkt<br />
in den Krankheitsherd oder in seine unmittelbare<br />
Nähe zu bringen. Dadurch kann eine konzentrierte<br />
und hochwirksame Strahlenbehandlung „von innen“<br />
durchgeführt werden, die nur einen genau umgrenzten<br />
Körperbereich betrifft. Nach einer kurzen Bestrahlungszeit<br />
von wenigen Minuten geht von den Patienten<br />
bereits keine Strahlung mehr aus.<br />
Die Patienten werden auf der Station oder in der Tagesklinik<br />
betreut. Chefarzt und Leiter der Klinik für<br />
Radioonkologie und Strahlentherapie, Prof. Dr. Gerd<br />
Becker ist zuversichtlich: „Durch die Kombination<br />
weiter entwickelter Medikamente und hochmoderner<br />
Strahlentherapie können wir bei vielen Tumorerkrankungen<br />
bessere Erfolge erzielen.“<br />
Andrea Maier
Pathologie<br />
Die Pathologie als Lehre von den abnormen und<br />
krankhaften Vorgängen und Zuständen im Körper<br />
und deren Ursachen ist ein diagnostisches Fachgebiet<br />
der Medizin. Der Hauptteil pathologischer Tätigkeit<br />
besteht darin, Gewebeproben dahingehend zu untersuchen,<br />
ob entzündliche oder tumoröse Krankheiten<br />
vorliegen – und falls ja, in welcher Ausprägung.<br />
Gewebeproben werden bei den meisten Eingriffen<br />
entnommen, die in der Klinik durchgeführt werden.<br />
Diese Proben werden in das Institut für Pathologie<br />
gebracht und dort zunächst makroskopisch, also mit<br />
bloßem Auge, auf verdächtige Veränderungen inspiziert<br />
und teils aufwändig und zeitintensiv weiter bearbeitet,<br />
so dass schlussendlich eine individuelle Beurteilung<br />
am Mikroskop erfolgen kann. Wenn die Diagnose<br />
„bösartiger Tumor“ lautet, findet das Vieraugenprinzip<br />
Anwendung, das bedeutet, dass ein zweiter Pathologe<br />
die Diagnose bestätigen muss. Im Rahmen der diagnostischen<br />
Tätigkeit wird für jede Probe und somit für<br />
jeden Patienten ein umfassender Bericht erstellt, in dem<br />
die Diagnose und alle für die weitere Behandlung und<br />
Prognose wichtigen Parameter berücksichtigt werden.<br />
Dabei sind vor allem in der Entzündungs- und Tumordiagnostik<br />
moderne immunhistochemische und<br />
molekularpathologische Untersuchungsmethoden<br />
von Bedeutung.<br />
Diese sind vor Einsatz spezieller Chemotherapeutika<br />
in der Krebstherapie sogar vorgeschrieben. Es kann<br />
damit geklärt werden, ob die erhoffte Wirkung <strong>des</strong><br />
Medikamentes im Einzelfall eintreten kann, oder ob<br />
das Tumorgewebe Charakteristika aufweist, die einen<br />
wirksamen Einsatz <strong>des</strong> Medikamentes verhindern.<br />
So beeinflusst die Arbeit <strong>des</strong> Pathologen die Therapieentscheidungen<br />
in den wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen<br />
maßgeblich. Mit Hilfe der Pathologen<br />
kann festgelegt werden welches Tumorleiden vorliegt,<br />
wie weit fortgeschritten es ist und ob das Tumorgewebe<br />
vollständig entfernt wurde. Diese Parameter sind<br />
in der individualisierten Tumortherapie wichtig, da<br />
nur so festgelegt werden kann, ob eine Chemo- oder<br />
Strahlentherapie durchgeführt werden soll oder nicht.<br />
Das Prinzip der zielgerichteten Tumortherapie wird<br />
durch den Einsatz von hochspezialisierten molekularpathologischen<br />
und immunhistochemischen Untersuchungsmethoden<br />
ermöglicht.<br />
Ein weiterer Aspekt pathologischer Facharbeit ist die<br />
sogenannte Schnellschnittuntersuchung. Während<br />
einer Operation wird Gewebe sehr schnell untersucht,<br />
ob gut- oder bösartige Veränderungen vorliegen. Diese<br />
Information beeinflusst den weiteren Operationsverlauf<br />
und leistet dem Chirurgen Hilfestellung für sein<br />
Vorgehen. Dr. Verena Lubczyk<br />
Lebergewebe unter dem Mikroskop - Infiltrat eines<br />
duktalen Adenokarzinoms in der unteren Bildhälfte<br />
Foto: Dr. Verena Lubczyk<br />
17
Medizin aktuell<br />
Komplementärmedizin für die Patienten der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />
Der erste Impuls für eine Öffnung hin zu komplementärmedizinischen<br />
Angeboten kam aus<br />
dem OSP / OZ der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>. „Immer<br />
wieder fragten Krebspatienten, ob sie sich ergänzend<br />
homöopathisch behandeln lassen könnten“, berichtet<br />
Dr. Gerhard Allmendinger, Chefarzt der Gastroenterologie,<br />
Hepatologie und Diabetologie am Eichert und<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> OSP / OZ. Dort stehen den Patienten<br />
grundsätzlich alle Behandlungsmöglichkeiten der<br />
modernen Krebsbehandlung offen. Ergänzend werden<br />
auch komplementäre Pflegemethoden und Therapeutic<br />
Touch eingesetzt.<br />
Homöopathie<br />
Seit Mitte Mai erweitert die Ärztin Dr. Liesel Lais-<br />
Schweer das Angebot für Krebspatienten der <strong>Kliniken</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> mit klassischer Homöopathie. Die<br />
Ärztin und erfahrene Anwenderin der klassischen<br />
Homöopathie ist jeden Mittwochnachmittag in der<br />
Klinik am Eichert vor Ort. Sie kann von Patienten,<br />
Angehörigen, Ärzten und Pflegenden zu Rate gezogen<br />
oder um ergänzende Behandlung angefragt werden.<br />
Seit die Fachärztin für Anästhesie mit umfassender<br />
Ausbildung in klassischer Homöopathie in ihrer Praxis<br />
für Homöopathie in Bad Boll wirkt, gibt es Kontakte<br />
über gemeinsame Patienten zu den Landkreiskliniken.<br />
18 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Dr. Gerhard Allmendinger weiß von etlichen gemeinsamen<br />
Patienten zu berichten. Er schätze seit langem<br />
die gute <strong>Zusammenarbeit</strong> mit der komplementär, also<br />
ergänzend und zusätzlich behandelnden Kollegin und<br />
die wohltuend stabilisierende Wirkung homöopathischer<br />
Mittel auf den Allgemeinzustand selbst schwer<br />
kranker Patienten.<br />
„Wir haben lange abgewogen, jetzt ist die Zeit reif “, so<br />
der Geschäftsführer der <strong>Kliniken</strong>, Prof. Jörg Martin. Im<br />
Ärzte-Kollegium sei „gesunde Skepsis“, aber vor allem<br />
große Bereitschaft für die Erweiterung <strong>des</strong> schulmedizinischen<br />
Angebotes anzutreffen. „Der Dialog wird<br />
zum Wohle der Patienten sehr offen geführt.“<br />
Immerhin lassen sich rund 60 Prozent der Tumor-<br />
Patienten komplementär behandeln. „Bei uns soll<br />
niemand heimlich um ergänzende Hilfe fragen müssen“,<br />
Heimlichkeiten stünden dem Heilungsprozess vielmehr<br />
im Weg. Gerade die Homöopathie ermögliche manchen<br />
Patienten, die klassischen Werkzeuge der Medizin<br />
besser anzunehmen. Dr. Liesel Lais-Schweer schätzt<br />
die Bereitschaft der Landkreiskliniken zur Erweiterung<br />
durch Komplementärmedizin sehr hoch. „Mit<br />
Homöopathie können wir viele Nebenwirkungen der<br />
schulmedizinischen Behandlungen lindern und den<br />
Allgemeinzustand deutlich verbessern. Wir arbeiten<br />
also gemeinsam daran den Patienten das bestmögliche<br />
Lebensgefühl zu geben.“<br />
Andrea Maier<br />
Foto: Archiv
Komplementäre Pflegemethoden<br />
Komplementäre Pflegemethoden gehören zu den<br />
ergänzenden, nichtmedikamentösen Maßnahmen<br />
der professionellen Gesundheits- und Krankenpflege.<br />
Sie werden eingesetzt bei unterschiedlichen Beschwerden<br />
und Symptomen. Sie haben zum Ziel auf sanfte<br />
Weise den Genesungsprozess der Patienten zu unterstützen,<br />
bestehende Therapien und Behandlungen<br />
zu ergänzen um das Wohlbefinden der Patienten zu<br />
fördern, spezielle Pflegeprobleme zu lösen und Beschwerden<br />
weiter zu lindern.<br />
Teil der komplementären Pflegemethoden wie wir sie<br />
in den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen anwenden:<br />
1. Aromapflege<br />
2. Wickel und Auflagen<br />
3. Einreibungen<br />
4. Kräutertee<br />
Seit drei Jahren werden komplementäre Pflegemethoden<br />
im Bereich <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes<br />
auf Anordnung <strong>des</strong> behandelnden Arztes oder durch<br />
Anraten der Pflegefachkraft durchgeführt z. B.:<br />
Übelkeit/Erbrechen<br />
• Kräutertee<br />
• Raumbeduftung oder Riechfläschchen<br />
mit u. a. Zitrone und Pfefferminze<br />
Verstopfung<br />
• Kräutertee<br />
• Baucheinreibung oder Bauchwickel mit<br />
verdauungsanregenden ätherischen Ölen<br />
Durchfallerkrankung<br />
• Kräutertee<br />
• Beruhigende Wickel mit Lavendel<br />
und warmen Ölauflagen<br />
Schmerzen<br />
• Schmerzlindernde Einreibungen<br />
mit speziellen Schmerzölen<br />
• Warme Ölauflagen mit Johanniskrautöl<br />
Unruhezustände und Ängste<br />
• Einreibungen von Rücken und Armen mit<br />
beruhigenden und entspannenden Pflegeölen<br />
• Lavendelwachswickel auf Bauch oder Brust<br />
Atembeschwerden oder starke Verschleimung<br />
• ASE (Atemstimulierende Einreibung)<br />
• Rückeneinreibungen<br />
• Brustwickel mit Thymian/Linde/Eukalyptus<br />
• Kräutertee<br />
Schlafstörungen<br />
• Raumbeduftung mit entspannenden und<br />
schlaffördernden ätherischen Ölen<br />
• Anlegen von in Lavendel getränkten „Schlafsocken“<br />
• Beruhigende Einreibungen von Füßen und Rücken<br />
• Schlaffördernde Wickel auf Bauch, Rücken<br />
oder Nacken<br />
Hautprobleme wie Hämatom, Juckreiz, Wundsein<br />
• Speziell entwickelte Hautöle<br />
Entzündungen im Mund<br />
• Salbeitee-Spülungen<br />
• Öl-Spülungen<br />
• Spezielles Mundwasser<br />
Pflege aktuell<br />
Bei Sterbenden sorgen wir für<br />
• eine angenehme Raumatmosphäre<br />
• wir stellen verschiedenfarbige Duftlampen bereit<br />
• wir bieten beruhigende Einreibungen von<br />
Händen und Armen<br />
• wir lindern das Durstgefühl durch spezielle<br />
Mundpflege<br />
Susanne Knöpfle-Joos<br />
19
Pflege aktuell<br />
Die Methode Therapeutic Touch<br />
Therapeutic Touch (TT) ist eine Pflegeintervention<br />
und energetische Behandlungsmethode, die vor<br />
mehr als 30 Jahren von Prof. Dolores Krieger, Pflegewissenschaftlerin<br />
an der New York University, entwickelt<br />
wurde. Sie suchte nach Möglichkeiten, Befinden und<br />
Vitalität der Patienten im Krankenhaus zu verbessern.<br />
Begeistert über das umfassende Wissen bei den Naturvölkern,<br />
wie man die Hände als heilsames Mittel<br />
einsetzt, konzipierte sie eine Standardmethode für das<br />
Krankenhaus, die leicht erlernbar ist.<br />
Diese Methode arbeitet mit dem menschlichen Energiefeld,<br />
wobei die Qualität der Berührung im Vordergrund<br />
steht. Über die bewusste Berührung an bestimmten<br />
Energiezentren und -punkten mit gezielt eingesetzten<br />
energetischen Techniken werden heilsame Prozesse<br />
gefördert.<br />
Die Pflegenden können bei ihrer Arbeit über diese Art<br />
<strong>des</strong> Berührens auch emotionale, seelische und geistige<br />
Aspekte <strong>des</strong> Patienten berücksichtigen und ihn somit<br />
ganz aktiv in seinem Heilungsprozess unterstützen.<br />
20 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
TT wirkt entspannend, steigert das Wohlbefinden,<br />
stärkt das Immunsystem, verbessert die Wund– und<br />
Knochenheilung und ist schmerzlindernd. Die Durchblutung<br />
wird gefördert, Einschlafstörungen werden seltener,<br />
Stress wird reduziert, ebenso Angst und Unruhe.<br />
Diese komplementäre Methode wird begleitend zur<br />
Schulmedizin in der Klinik am Eichert in der Pflege<br />
bei kranken Menschen eingesetzt.<br />
Wenke Zickwert<br />
Wenke Zickwert Foto: M. Radloff
Brückenpflege<br />
Idealismus und fachliche Kompetenz für Tumorpatienten<br />
– mit diesem Leitspruch und viel Herzblut<br />
begleiten und unterstützen die Krankenschwestern<br />
der Brückenpflege nun schon seit 1995 schwerkranke<br />
Patienten und deren Angehörige während <strong>des</strong> Klinikaufenthalts<br />
und zu Hause.<br />
Bei dieser Begleitung geht es nicht nur um die Organisation<br />
verschiedener Hilfen für die Patienten, sondern<br />
auch um die Überwachung der Schmerztherapie rund<br />
um die Uhr, psychosoziale Betreuung und vieles mehr.<br />
Die Mitarbeiterinnen der Brückenpflege stehen mit<br />
nahezu allen Fachbereichen und Diensten in Verbindung,<br />
die den Patienten eine reibungslose Entlassung<br />
aus der Klinik und ein Zurechtkommen in der häuslichen<br />
Umgebung gewährleisten.<br />
Die Brückenschwestern stehen in regelmäßig stattfindenden<br />
Besprechungen mit den Ärzten, Pflegenden<br />
und Therapeuten in engem Kontakt. Durch die zusätz-<br />
liche Vernetzung mit Hausärzten ist es möglich schnell<br />
zu reagieren und teilweise eine Klinikeinweisung zu<br />
vermeiden. So wird die optimale und ganzheitliche<br />
Versorgung der Patienten in die Wege geleitetet und<br />
ergänzt. Im Vordergrund stehen dabei immer die<br />
Wünsche der Patienten.<br />
Entwicklung der Brückenpflege<br />
Seit Beginn der Brückenpflege stieg die Zahl der zu<br />
betreuenden Patienten bis 2010 deutlich an. Die vielen<br />
positiven und sehr persönlichen Rückmeldungen<br />
unterstreichen welche Bedeutung die Tätigkeit der<br />
Brückenschwestern für onkologische Patienten hat.<br />
Margit Hudelmaier / Andrea Maier<br />
Brückenpflegeteam: v. l. Sylvia Folk, Iris Köpper, Brigitte Ertl, Gaby Burbeck, Liane Bartels Foto: R. Mütschele<br />
21
Pflege aktuell<br />
Weitere Einrichtungen der Palliativversorgung<br />
Die Palliativmedizin widmet sich der Behandlung<br />
und Begleitung von Patienten mit nicht heilbaren<br />
und weit fortgeschrittenen Erkrankungen, die unter<br />
belastenden Beschwerden auf körperlicher, seelischer<br />
oder psychosozialer Ebene leiden und eine begrenzte<br />
Lebenserwartung haben. Ziel ist es, die Lebensqualität<br />
dieser Patienten zu verbessern, Leiden vorzubeugen<br />
oder zu lindern.<br />
Unser Interdisziplinäres Palliativmedizinisches Team<br />
besteht aus erfahrenen Ärzten mit einer zusätzlichen<br />
Weiterqualifikation in Palliativmedizin sowie Pflegekräften,<br />
die eine Zusatzausbildung in Palliative Care<br />
absolviert haben. Diese werden unterstützt von Physiotherapeuten,<br />
Psychoonkologen, Seelsorgern, Mitarbeiterinnen<br />
<strong>des</strong> Sozialdienstes und Brückenpflegekräften.<br />
In enger <strong>Zusammenarbeit</strong> mit dem Behandlungsteam<br />
werden Schmerztherapie und Symptomkontrolle optimiert<br />
– bspw. bei Luftnot, Erbrechen, Übelkeit, Schwäche.<br />
Wir unterstützen die Patienten bei der Bewältigung<br />
schwieriger und unerwarteter Situationen, begleiten<br />
und beraten sie im weiteren Verlauf. Wir berücksichtigen<br />
spezielle Pflegeprobleme und bieten den Patienten<br />
ergänzend auch Aromapflege an.<br />
Palliativmedizinischer Konsildienst<br />
Im April 2007 hat der Palliativmedizinische Konsildienst<br />
in der Klinik am Eichert seine Arbeit aufgenommen.<br />
Er ist eingebunden in das Zentrum für Palliativmedizin<br />
der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen.<br />
Der Konsildienst ist ein beratender und aufsuchender<br />
Dienst und hat das Ziel, zu einer Verbesserung der<br />
Lebensqualität schwerstkranker Patienten und ihren<br />
Angehörigen in allen Bereichen der Klinik beizutragen.<br />
Betreut werden die Patienten nach einem ganzheitlichen<br />
Konzept. Von zentraler Bedeutung für eine gute<br />
Begleitung unserer Patienten und ihrer Familien ist<br />
die enge Kooperation mit Hausärzten und externen<br />
Einrichtungen wie z. B. Pflegediensten, ambulanten<br />
und stationären Hospiz- sowie Beratungsdiensten.<br />
22 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Palliativstützpunkt<br />
Der bestehende palliativmedizinische Konsildienst in<br />
der Klinik am Eichert wird künftig durch einen Palliativstützpunkt<br />
mit vier Betten ergänzt werden. Dies<br />
erlaubt eine noch umfassendere Behandlung, Pflege<br />
und Betreuung schwerstkranker Patienten. Durch<br />
die vorübergehende stationäre Versorgung im Palliativstützpunkt<br />
können insbesondere Situationen<br />
bewältigt werden, die im häuslichen Bereich nicht<br />
erreicht werden können. Voraussichtlich können diese<br />
vier Betten nach entsprechenden Umbaumaßnahmen<br />
bis Ende 2012 eingeweiht werden.<br />
SPAV spezialisierte ambulante Palliativversorgung<br />
Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung<br />
(SAPV) ist ein zusätzliches Angebot zur bestehenden<br />
ambulanten Versorgung und ermöglicht es schwerstkranken<br />
und sterbenden Menschen selbstbestimmt in<br />
ihrer vertrauten häuslichen Umgebung zu leben. Die<br />
Betreuung durch spezialisierte Ärzte und Pflegekräfte<br />
erlaubt Patienten, die unter Symptomen wie Schmerz,<br />
Angst, Atemnot, Erbrechen, Fieber Unruhe, Krampfanfälle<br />
u. a. leiden, einen Klinikaufenthalt zu vermeiden.<br />
Da das Team eine 24-Stunden-Bereitschaft anbietet,<br />
können die quälenden Symptome auch bei Nacht<br />
zuhause behandelt werden. Es finden regelmäßige<br />
Besuche bei den Patienten statt – auch „Notfallbesuche“,<br />
die auf Wunsch von Patient oder Angehörigen erfolgen.<br />
Das SAPV-Team nimmt seine Arbeit im ersten Quartal<br />
2012 auf.<br />
Wichtig: Der Hausarzt bleibt der behandelnde Arzt.<br />
Andrea Maier
Abschied nehmen<br />
W<br />
enn keine Heilung mehr möglich ist aber<br />
Linderung, dann ist es die Palliativmedizin, die<br />
kein Aufwand und keine Unterstützung der Patientin<br />
und auch ihrer Nahestehenden zu viel gewesen sei.<br />
den schwer kranken Menschen und ihren Angehörigen Zu jeder Zeit haben sich die Mitarbeiterinnen und<br />
sehr wertvoll wird.<br />
Mitarbeiter über das erwartete Maß hinaus „sehr ein-<br />
2007 wurde das Zentrum für Palliativmedizin der Klifühlsam, fürsorglich und respektvoll“ gezeigt. „Kein<br />
niken <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> mit dem ersten Standort einer Murren, kein unangemessenes Wort“, haben seine<br />
Palliativstation an der Helfenstein Klinik Geislingen kranke Schwester und die Besucher je vernommen.<br />
gegründet. Sie ist Teil <strong>des</strong> Onkologischen Schwer- Im Gegenteil – Pflegende und Mediziner seien selbst<br />
punktes / Onkologischen Zentrums und damit ständig schwierigsten Themen nicht aus dem Weg gegangen,<br />
überprüft, bewertet und zertifiziert. Jährlich werden sondern haben vielmehr aktiv Gespräche angeboten,<br />
mehr als 250 Patientinnen und Patienten auf dieser Fragen ausführlich beantwortet und auf unterschied-<br />
eigens und sehr behutsam gestalteten Station behandelt. lichste Weise Trost gespendet. „Sie fanden immer den<br />
Es wurde schon viel Loben<strong>des</strong> geschrieben und gesagt, richtigen Ton“ und das nicht nur „Ihrer Patientin“ ge-<br />
Auszeichnungen und Preise zieren die Station, doch genüber, sondern auch in Gesprächen mit Angehörigen<br />
wie wird sie in den schweren Stunden <strong>des</strong> Abschieds<br />
tatsächlich erlebt?<br />
Ein Bruder begleitete seine Schwester auf ihrem letzten<br />
Stück <strong>des</strong> Lebensweges und mit ihm die Familie.<br />
Die Frau wurde auf der Palliativstation betreut. Nach<br />
dem Tod seiner Schwester schlug er alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der Station für den kreisweiten<br />
‚Service-Oscar’ vor. Nicht weil er öffentliche Auszeichnungen<br />
jedweder Art für notwendig erachtet, wohl<br />
aber, weil er und seine Familie diese meist stille, sehr<br />
besondere Arbeit bekannt machen und noch umfassender<br />
würdigen wollen, als mit ihrem<br />
ganz persönlichen Dank.<br />
Der Bruder und andere Angehörige empfanden<br />
die Zeit auf der Palliativstation<br />
„überraschend positiv“. Überraschend<br />
<strong>des</strong>halb, weil „man doch immer von dem<br />
schrecklichen Sterben im Krankenhaus<br />
hört.“ Der selbst seit vielen Jahren im<br />
Pflegeberuf tätige Mann beschreibt den<br />
Umgang aller Stationsmitarbeitenden als<br />
durchweg professionell. Man sei der unheilbar<br />
kranken Frau mit ihren Schmerzen<br />
und ihrem Leiden bis zum Moment ihres<br />
To<strong>des</strong> angemessen und hilfreich begegnet.<br />
Doch nicht nur das:<br />
Besonders hebt er hervor, dass kein Klin-<br />
und Besuchern. Andrea Maier<br />
geln, kein noch so häufiges Nachfragen, Palliativstation HKG – Gedanken zum Abschied Foto: M. Radloff<br />
23
Portrait<br />
Kathrin Samper – Onkologische Fachschwester<br />
Station 81 – Gynäkologie. Aus einem der Patientinnenzimmer<br />
kommt eine zierliche Frau mit lachenden<br />
Augen und keckem Kurzhaarschnitt. Auf dem<br />
Schildchen an ihrer Arbeitskleidung steht ‚Gesundheits-<br />
und Krankenpflegerin für Onkologie’ und ihr<br />
Name: Kathrin Samper.<br />
Wie wurde aus dem lebhaften Mädchen, das in Grimmen,<br />
im nördlichen Mecklenburg-Vorpommern, aufgewachsen<br />
ist, gerne im Chor gesungen hat und begeisterte<br />
Kunstreiterin war, die Frau, die engagiert und mit<br />
Freude Frauen, die an Krebs erkrankt sind, begleitet?<br />
„Ich ging in der Grundschule in die AG ‚Junge Sanitäter’“<br />
erzählt die heute 35-Jährige und erinnert, dass<br />
sie schon nach den ersten Stunden entschieden hatte:<br />
„Ich werde Krankenschwester“. Sie wuchs durch verschiedene<br />
Orientierungsphasen und als sie 1995 ihr<br />
Abitur in der Tasche hatte, kam die Frage auf, ob sie<br />
nicht doch lieber studieren und Ärztin oder Lehrerin<br />
werden wolle. Nichts da. Die Entscheidung aus Kindertagen<br />
blieb – sie lernte in Stralsund den Beruf der<br />
Krankenschwester.<br />
Zuvor hatte sie im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen<br />
Jahres mit Senioren und straffälligen Jugendlichen<br />
gearbeitet. Die Arbeit mit Menschen macht ihr Freude,<br />
„aber eine Patientin mit meinem Pflegewissen so zu<br />
begleiten, dass es ihr möglichst gut geht, ist mir das<br />
24 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Liebste.“ In Stralsund gab es nur wenige freie Stellen<br />
für die frisch examinierte Pflegefachfrau. „Ich wollte<br />
gerne da arbeiten, wo ich Ski fahren lernen kann“, lacht<br />
die Sportliche und hat sich gleich im ersten Winter am<br />
Fuße der Alb diesen Wunsch erfüllt.<br />
Die junge Frau hat sich 970 Kilometer von ihrer Heimat<br />
entfernt sofort wohl gefühlt. Im Kollegium sind viele<br />
Nationen vertreten, „da ist es egal, woher man kommt.“<br />
Und wer so freudig arbeitet wie Kathrin Samper bekommt<br />
„das, was man gibt, auch meist zurück“. Mit<br />
dieser positiven Perspektive und ihrem ausgeprägten<br />
Teamgeist war für ‚Schwester Kathrin’ alles gut. Als<br />
2006 der erste Kurs in Palliativ-Pflege angeboten wurde,<br />
trug sie sich ein. „Das hat mich sehr interessiert.“ So<br />
sehr, dass sie daran dachte, in Jena einen neu geplanten
Studiengang in Palliativpflege zu belegen. Der fiel ins<br />
Wasser - „nicht schlimm“. Als sie immer wieder gefragt<br />
wurde, ob sie die Weiterbildung zur onkologischen<br />
Fachkraft machen wolle, lehnte sie ab. „Das ganze<br />
Arbeitsleben von Krebs umgeben – die Vorstellung<br />
gefiel mir nicht.“ Sie hatte einen guten Freund und<br />
ihre Tante an die heimtückische Krankheit verloren,<br />
das saß tief. Doch die steten Worte der Stationsleitung<br />
und der Patientinnen, die ihr „das“ zutrauten, wirkten<br />
nach. 2007 entschied sie sich für die Weiterbildung zur<br />
‚Gesundheits- und Krankenpflegerin für Onkologie’.<br />
Zwei Jahre Vollzeit-Ausbildung.<br />
Zwei Jahre Vorbereitung auf Leid, Verzweiflung<br />
und Tod?<br />
„Nein, das ist Onkologie überhaupt nicht!“ Mit leuchtenden<br />
Augen erzählt sie von der Vielzahl an Therapiemöglichkeiten,<br />
führt Beispiele von Heilung und neu<br />
gewonnener Lebensfreude an. „Wenn die Frauen im<br />
Brustzentrum zu den Nachsorgeterminen kommen, ist<br />
es so schön zu erleben, wie gut es vielen geht.“ In der<br />
Weiterbildung habe sie weitreichende Einblicke in alle<br />
möglichen medizinischen Fachrichtungen gewonnen.<br />
Ihr enormer Wissensdurst ist das eine, das andere ist,<br />
dass „in der Onkologie der Patient immer als Ganzes<br />
in seinem Umfeld gesehen wird“. Das fasziniert sie.<br />
„Pflege kann immens viel leisten!“<br />
Darauf ist Kathrin Samper stolz und auf ihre zusätzlichen<br />
Aufgaben im Onkologischen Schwerpunkt erst<br />
recht. Sie ist in den Qualitätszirkeln für die stete Verbesserung<br />
der gemeinsamen Arbeit engagiert, berät<br />
nicht nur die Patientinnen sondern auch Pflegekräfte<br />
anderer Stationen. Immer wieder wird sie gerufen,<br />
kann Rat geben und unterstützen. „Das ist für alle<br />
Beteiligten gut“, freut sie sich, „für die Patienten, für<br />
die Kolleginnen und für mich selbst, weil ich etwas<br />
bewirken kann.“ Mit diesem guten Gefühl hat sie sich<br />
auch einen inneren Schutz gegen das aufgebaut, was<br />
tatsächlich leidvoll in den Begegnungen mit dem Krebs<br />
ist. Intensive Supervision und die solide Ausbildung<br />
stärken sie. Und wenn ein Schicksal sie doch all zu tief<br />
trifft? „Dann gehe ich in einen Buchladen, am liebsten<br />
zu den Reisebüchern.“ Mit denen kann sie sich „ganz<br />
weit weg beamen“. Und wenn sie Urlaub hat, macht sie<br />
sich Stück für Stück an die Umsetzung ihrer Reiseträume:<br />
Osterinsel, Neuseeland, Argentinien, Namibia… .<br />
Andrea Maier<br />
Fotos: A. Maier und M. Radloff<br />
25
Vielfalt der <strong>Kliniken</strong><br />
Unterstützende Angebote durch<br />
... Therapiezentrum<br />
Ein Schwerpunkt der Therapeuten <strong>des</strong> Therapiezentrums<br />
ist die Onkologie.<br />
Während bei den meisten Patienten eine Leistungssteigerung,<br />
Muskelaufbau oder Steigerung <strong>des</strong> Bewegungsausmaßes<br />
erwartet wird ist es das Hauptziel in der<br />
Onkologie die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität<br />
weitestgehend zu erhalten. Berücksichtigt werden dabei<br />
auch die Begleiterscheinungen der medizinischen<br />
Behandlung durch beispielsweise Bestrahlung oder<br />
Chemotherapie.<br />
Unsere Therapiemöglichkeiten dabei sind vielfältig<br />
Physiotherapie<br />
• Krankengymnastik und Atemtherapie<br />
• Krankengymnastik auf neurologischer Grundlage<br />
(Bobath-Konzept)<br />
• Physikalische Maßnahmen (z. B. Wärme-, Kälte-<br />
behandlung, Elektrotherapie, usw.) mit Massage<br />
und Lymphdrainage<br />
• Entspannungstherapie und Schmerzlinderung<br />
• Bewegungstherapie und Körperwahrnehmungs-<br />
training<br />
Ergotherapie<br />
• Verbesserung bzw. Erhalt von Feinmotorik und<br />
Koordination<br />
• Verbesserung der Kognition und<br />
Wahrnehmungstraining<br />
26 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
• Alltagstraining<br />
• Behandlung nach Bobath<br />
• ablenkende Therapie durch z. B. handwerkliche<br />
Tätigkeiten<br />
Logopädie<br />
Dies alles ist sowohl bei einem stationären Aufenthalt<br />
als auch ambulant im Therapiezentrum möglich.<br />
Folgt eine medizinisch Weiterbehandlung (z. B. Bestrahlung)<br />
in unserem Hause werden die verschiedenen<br />
Termine im Therapiezentrum mit der Physiotherapie,<br />
Ergotherapie und Logopädie koordiniert.<br />
Ulrike Kast / Andrea Maier<br />
Fotos: Tammen GmbH
... Sozialdienst<br />
W<br />
as tun, wenn eine schwerwiegende Diagnose<br />
Verzweiflung auslöst, wohin sich mit all den<br />
Fragen und der Ratlosigkeit wenden?<br />
Im Onkologischen Schwerpunkt der Landkreiskliniken<br />
stehen den Patienten und ihren Angehörigen die<br />
Mitarbeiterinnen <strong>des</strong> Sozialdienstes mit Rat und Tat<br />
zur Seite.<br />
Dabei teilen sich sechs Sozialpädagoginnen vier Stellen.<br />
Sie werden von zwei Sekretärinnen bei der Organisation<br />
ihrer vielfältigen Beratungsarbeit unterstützt.<br />
Während zwei der Fachfrauen sich im Bereich Psychoonkologie<br />
zusätzlich qualifiziert haben sind zwei<br />
weitere speziell in Palliativpflege ausgebildet. In Verbindung<br />
mit den sozialpädagogischen Kenntnissen<br />
und Erfahrungen der Sozialdienst-Mitarbeiterinnen<br />
runden die Zusatzausbildungen den kompetenten<br />
Umgang mit onkologisch erkrankten Patienten und<br />
deren Angehörigen sinnvoll ab.<br />
Sozialrechtliche Beratung und Intervention<br />
• Beratung nach dem Sozialgesetzbuch<br />
• Vollmacht, gesetzliche Betreuung,<br />
Patientenverfügung<br />
• Entgeltfortzahlung, Übergangsgeldleistungen<br />
• Beihilfen (z.B. Krebsfond)<br />
• Leistungen der Pflegeversicherung, <strong>des</strong> Schwerbe-<br />
hindertenrechts, der Krankenkasse und Renten-<br />
versicherungsträger<br />
• Wiedereingliederung am Arbeitsplatz<br />
• Vermittlung an Schuldnerberatungsstelle<br />
Beratung und Vermittlung zur Rehabilitation<br />
• Anschlussheilbehandlung, onkologische<br />
Rehabilitation<br />
• Frührehabilitation, Geriatrische Rehabilitation,<br />
Berufliche Rehabilitation<br />
• Stationäre Weiterbehandlung<br />
In verschiedenen Abteilungen finden wöchentlich<br />
teamübergreifende Besprechungen statt. Dabei werden<br />
die jeweiligen Kompetenzen von Pflegenden, Ärzten,<br />
Physiotherapeutinnen, der Brückenpflege, der Psychologinnen<br />
und <strong>des</strong> Sozialdienstes intensiv zusammengeführt.<br />
Von der Vernetzung profitieren alle zum Wohle<br />
der Patienten. Das Miteinander unterschiedlicher<br />
Disziplinen ermöglicht einen umfassenden Blick auf<br />
die Patienten als ganzheitliche Menschen.<br />
Wegen ihrer Vernetzung und den vielfältigen Beratungsangeboten<br />
besteht zwischen etlichen Patienten<br />
und den Sozialdienst-Mitarbeiterinnen ein langer,<br />
intensiver Kontakt. Der Sozialdienst im Rahmen <strong>des</strong><br />
Onkologischen Schwerpunktes wird von Patienten und<br />
Angehörigen als hilfreiche Unterstützung geschätzt<br />
und gerne angenommen.<br />
Gerlinde Ernst<br />
Psychosoziale Beratung und Intervention<br />
• Psychosoziale Beratung und Unterstützung im<br />
Hinblick auf die Krankheitsbewältigung<br />
• bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung<br />
und den Krankheitsfolgen<br />
• bei Fragen zum Umgang mit der Erkrankung in<br />
der Familie und dem persönlichen Umfeld<br />
• in Krisen und bei Konflikten<br />
• bei Schwierigkeiten in der Arzt-, Pflege-,<br />
Patienten-Kommunikation<br />
• Vermittlung an Selbsthilfegruppen<br />
Beratung zur Nachsorge<br />
• Häusliche Pflege insofern nicht die Brückenpflege<br />
den Patienten betreut<br />
• Kurzzeitpflege, Langzeitpflege, Hospiz, Tagespflege<br />
• Haushaltshilfe, Familienpflege<br />
• Koordinierung und Überleitung in Hilfen<br />
<strong>des</strong> sozialen Netzwerks<br />
27
Vielfalt der <strong>Kliniken</strong><br />
Unterstützende Angebote durch<br />
... Psychoonkologie<br />
„Sie haben Krebs!“<br />
Wer diese Diagnose erhält, fällt meist ins Bodenlose.<br />
Plötzlich steht das bisher gelebte Leben in Frage. „Die<br />
ärztliche Mitteilung ist in ein paar Minuten gesagt<br />
und verändert ein ganzes Leben!“, so schildert es eine<br />
Betroffene.<br />
In dieser Situation tauchen viele Fragen auf. Wie geht<br />
es jetzt weiter? Wie viel Zeit bleibt mir? Was steht mir<br />
bevor? Wie sage ich es meinen Kindern? Kann ich<br />
meinen Beruf noch ausüben? Warum muss es ausgerechnet<br />
mich treffen?<br />
Bereits seit 1985 bietet die Klinik am Eichert onkologischen<br />
Patienten und ihren Angehörigen psychologische<br />
Beratung, Begleitung und psychotherapeutische Hilfe<br />
an. Viele Patienten und auch Angehörige nehmen die<br />
Unterstützung gerne an, um leichter mit ihren Sorgen,<br />
Zweifeln und Hoffnungen umgehen zu können.<br />
Ziel der Psychologen ist es, Patienten bei der persönlichen<br />
seelischen Verarbeitung ihrer Krankheit<br />
und den Therapiefolgen zu unterstützen und so ihre<br />
28 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Lebensqualität zu verbessern. Sie klären drängende<br />
Fragen, vermitteln sachliche Informationen, helfen<br />
den Schock der Diagnose und aufkommende Ängste<br />
zu bewältigen, begleiten während belastender diagnostischer<br />
und therapeutischer Maßnahmen (z. B. OP oder<br />
Chemotherapie) und im fortgeschrittenen Krankheitsstadium,<br />
unterstützen bei der Rückkehr in den<br />
Lebensalltag, zeigen geeignete Entspannungsverfahren<br />
auf, führen gemeinsame Gespräche mit Partnern und<br />
Kindern und vieles mehr.<br />
Alle Krebspatienten, die in der Klinik am Eichert behandelt<br />
werden, können den Psychologischen Dienst<br />
jederzeit in Anspruch nehmen.<br />
Kontakt über die jeweilige Pflegegruppe direkt oder<br />
Dr. Iris Schüle: 07161 64-2735,<br />
Lieselotte Brömer: 07161 64-2822<br />
Dr. Iris Schüle<br />
Dr. Iris Schüle und seit Dezember 2011 als „Verstärkung“ Dipl. Psychologin Lieselotte Brömer Foto: M. Radloff
... Klinische Ethikkomitees<br />
Die Schwestern und Ärzte kennen Herrn Richard* schon<br />
seit mehreren Wochen. Sie hatten den 79-jährigen rüstigen<br />
Mann wegen einer schweren Infektionserkrankung<br />
behandelt, so dass er die Klinik wieder verlassen und einen<br />
Aufenthalt in einer Rehaklinik antreten konnte.<br />
Nach einem Tag in der Rehaklinik kommt es zu einem<br />
schweren Schlaganfall, so dass Herr Richard wieder in die<br />
Klinik eingeliefert wird. Die eingeleiteten medizinischen<br />
Maßnahmen erbringen jedoch leider nicht den erhofften<br />
Erfolg. Es werden dauerhaft schwere körperliche Auswirkungen<br />
bleiben. Herr Richard ist bei klarem Bewusstsein<br />
und Verstand. Er macht deutlich, dass er keine intensivmedizinische<br />
Behandlung wünscht sondern lieber<br />
sterben möchte. Angesichts der Aussichtlosigkeit seiner<br />
Situation kommt für ihn eine Verlängerung seines Lebens<br />
nicht in Frage, weil es für ihn nur Leidensverlängerung<br />
bedeutet. Auch in seiner Patientenverfügung hat er sich<br />
entsprechend geäußert. Das Behandlungsteam würde<br />
jedoch gerne einen weiteren Therapieversuch bei Herrn<br />
Richard durchführen.<br />
Wie soll jetzt verfahren werden?<br />
Um die verschiedenen Aspekte dieser schwierigen Entscheidung<br />
von allen Seiten zu berücksichtigen und abzuwägen,<br />
wird von der Pflegegruppe das Ethikkomitee<br />
einberufen. In einer ausführlichen Diskussion werden<br />
alle relevanten Seiten der medizinischen, persönlichen<br />
und sozialen Situation <strong>des</strong> Patienten, seine Wünsche<br />
und Lebenshaltung beleuchtet. Nach Abwägung <strong>des</strong><br />
bisherigen Krankheitsverlaufs, der Prognose und der<br />
von Herrn Richard geäußerten Einstellung wird klar,<br />
dass es ethisch gerechtfertigt ist, seinem Wunsch zu<br />
folgen und seinem klar geäußerten Willen gemäß die<br />
Therapie nicht auszudehnen.<br />
Ziel und Aufgabe der beiden Ethikkomitees unserer<br />
<strong>Kliniken</strong> ist es, den behandelnden Ärzten und Pflegeteams<br />
bei schwierigen ethischen Entscheidungen im<br />
medizinischen Alltag Unterstützung und Rat zu geben.<br />
Den Ethikkomitees gehören Mitarbeiter aus dem ärztlichen<br />
und pflegerischen Dienst und aus nichtmedizinischen<br />
Bereichen an. Es wird versucht, den Patienten,<br />
ihren Angehörigen und den Mitarbeitern Empfehlungen<br />
an die Hand zu geben, die bei schwierigen ethischen<br />
Entscheidungsfindungen zu unterstützen.<br />
Im Mittelpunkt steht immer der Patient, dem wir in<br />
seiner Lebenssituation gerecht werden wollen.<br />
* Der Name <strong>des</strong> Patienten wurde geändert.<br />
Dr. Christoph Grünwald<br />
Noch sind nicht alle Mitglieder <strong>des</strong> Göppinger Ethikteams versammelt. Nach einer lockeren Begrüßung beginnt es<br />
schon bei Tagesordnungspunkt 2 sehr ernst zu werden. Foto: M. Radloff<br />
29
Vielfalt der <strong>Kliniken</strong><br />
Unterstützende Angebote durch<br />
... Klinikseelsorge<br />
Die Nachtwolken<br />
an deinem Himmel<br />
kann ich nicht vertreiben,<br />
deinen Schmerz<br />
kann ich nicht von dir nehmen,<br />
das Verlorene<br />
nicht wiederbringen.<br />
Lass mich dennoch,<br />
arm, wie ich bin,<br />
an deiner Seite bleiben,<br />
bis das Leben<br />
die zarte Spur der Hoffnung<br />
in dein Herz zeichnet.<br />
Antje Sabine Naegeli<br />
30 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Unter dieser Voraussetzung begleiten meine Kollegen<br />
aus der Klinikseelsorge und ich Menschen in ganz<br />
unterschiedlichen Situationen in der Klinik, auch<br />
Menschen mit einer Krebserkrankung. Es kann sein,<br />
dass sich uns eine Person ganz unmittelbar anvertraut:<br />
„Ich habe Krebs, gerade habe ich es erfahren.“ Diese<br />
Diagnose ist für die meisten ein großer Schock, sie<br />
fühlen sich, als wäre ihnen der Boden weggezogen<br />
worden. Vielen Menschen tut es dann gut, wenn sie<br />
sich aussprechen und vielleicht auch weinen können.<br />
Menschliche Zuwendung und Wärme, Verständnis<br />
und Anteilnahme sind vielen willkommen, ebenso die<br />
Möglichkeit sich auszusprechen oder dem Unfassbaren<br />
im gemeinsamen Schweigen zu begegnen. Ängste und<br />
Sehnsüchte, Erfahrungen und Hoffnungen, Wünsche<br />
und Zweifel gegenüber Gott, alles darf zur Sprache<br />
kommen. Viele Menschen fühlen sich in guter Weise<br />
von einem Gebet, einem Segenszuspruch oder einem<br />
hoffnungsvollen Text angesprochen.<br />
Auch in den Chemo-Ambulanzen sind wir präsent,<br />
begleiten die Menschen dort auf ihrem Weg, freuen<br />
uns mit über erfreuliche Ergebnisse und halten das<br />
Schwere ein Stück weit mit aus. Das gemeinsame Lachen<br />
gehört dabei auch immer wieder dazu.<br />
Die Gesprächsthemen können ganz unterschiedlich<br />
sein: das eigene Erleben, die Reaktionen der Umwelt,<br />
das Hineinfinden in die neue Situation, was gut tut in<br />
solch einer Situation und was nicht, wie sich das Leben<br />
und der eigene Blick darauf durch diese Erfahrung<br />
verändert.<br />
Für manchen Menschen geht es nicht ohne wiederholte<br />
Klinikaufenthalte. Gerne begleiten wir sie und<br />
ihre Angehörigen in dieser Zeit, auch am Lebensende.<br />
Wir wünschen allen Menschen, dass sie etwas von dem<br />
erfahren, wovon Dietrich Bonhoeffers Worte sprechen:<br />
Von guten Mächten wunderbar geborgen,<br />
erwarten wir getrost, was kommen mag.<br />
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen<br />
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.<br />
Beate Schlumberger
... Selbsthilfegruppen<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.<br />
Gruppe Göppingen<br />
Frau Klinghofer, Tel.: 07161 5045710<br />
Gründungsjahr: 1979, Teilnehmer ca.100,<br />
Die Gruppe betreut Betroffene auch zuhause oder im<br />
Pflegeheim. Offen für Patientinnen mit verschiedenen<br />
Krebserkrankungen<br />
Treffen: jeden 1. Dienstag im Monat, 14.00 Uhr in der<br />
Feuerwache, Mörikestr. 12, Göppingen<br />
Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs e. V.<br />
Gruppe Geislingen<br />
Frau Slazak, Tel.: 07331 61364<br />
Gründungsjahr: 1984, Teilnehmer: ca. 100, Offen für<br />
Patientinnen mit verschiedenen Krebserkrankungen<br />
Treffen: jeden 1. Dienstag im Monat, 15.00 Uhr im Haus<br />
der Begegnung, Bahnhofstr. 75, Geislingen<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V.<br />
Gruppe Göppingen – Junge Menschen<br />
Frau Konti, Tel.: 07161 33374, E-Mail: konti.kcs@t-online.de<br />
Gründungsjahr: 1999, Mitglieder: ca. 20, offen für Patientinnen<br />
mit verschiedenen Krebserkrankungen.<br />
Treffen: jeden 1. Dienstag im Monat, 19.30 Uhr in den<br />
Räumen der IKK, Gartenstr. 10, Göppingen<br />
TEB e. V. Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse,<br />
Baden-Württemberg, Regionalgruppe Lauter-Fils<br />
Herr Kistenfeger, Tel: 07335 5310<br />
Gründungsjahr: 2007, Mitglieder: ca. 15 bis 25, Austausch<br />
und Informationstreffen von Betroffenen und Angehörigen<br />
Treffen: vierwöchig mittwochs, 14.30 -17.00 Uhr, im DRK<br />
Zentrum, Göppingen<br />
Schmerz Göppingen (DSL)<br />
Herr Poimer, Tel.: 07334 8327, Frau Junginger,<br />
Tel.: 07334/8930, Gründungsjahr: 1997, Mitglieder: 24<br />
Für PatientInnen mit verschiedenen Schmerzerkrankungen<br />
(Tumor-, Rücken-, Phantomschmerz usw.)<br />
Treffen: jeden 3. Montag im Monat, 19.00 Uhr Wilhelmshilfe<br />
e. V. Karlshof, Gartenstraße 14, Göppingen<br />
SHG-Prostatakrebs Göppingen<br />
Herr Kurz, Tel.: 07161 659444<br />
Gründungsjahr: 2008, Mitglieder: ca. 50,<br />
In unserer Gruppe wird offen über unsere Krankheit sowie<br />
Sorgen u. Nöte gesprochen<br />
Treffen: jeden 1. Mittwoch im Monat, 18.30 Uhr in der Klinik<br />
am Eichert, Mehrzweckraum III, Göppingen<br />
leben-d-ich trotz Krebs<br />
Gruppe Geislingen<br />
- www.leben-d-ich.de / Frau Reiser, Tel.: 07331 6 57 55<br />
Gründungsjahr 1997, Mitglieder: ca. 30 Frauen im Alter<br />
von 35 bis 50; Ziel: Gegenseitiges Begleiten und Stützen<br />
auf dem Weg zur Gesundheit<br />
Treffen: jeden 2. Dienstag im Monat, 19.30 Uhr, Haus der<br />
Begegnung, Bahnhofstraße 75, Geislingen<br />
Deutsche ILCO<br />
Gruppe Göppingen<br />
Herr Scheck, Tel.: 07165 1068<br />
Gründungsjahr: 1979, Mitglieder: ca. 100,<br />
Die Gruppe ist auch für Darmkrebspatienten ohne „künstlichen<br />
Ausgang“ offen.<br />
Treffen: jeden 2. Donnerstag im Monat, 18.00 Uhr in der<br />
Gaststätte „Frisch Auf “ Göppingen<br />
SHG Leben ohne Magen<br />
Herr Vossler, Tel.: 07033 45436<br />
Gründungsjahr: 2010, Mitglieder: ca. 55,<br />
Treffen: jeden 2. Donnerstag im Monat, 18.00 Uhr im<br />
Klinikum Esslingen, Hirschlandstr. 97, Casino Haus<br />
Selbsthilfegruppe Magenkrebs – Reutlingen<br />
Frau Groß, Tel.: 07121 371956<br />
Gründungsjahr: 2005, Mitglieder ca. 50,<br />
Informationstreffen für Betroffene und Angehörige.<br />
Treffen: jeden 3. Donnerstag im Monat, 19.00 Uhr im<br />
Klinikum am Steineberg in Reutlingen, Steinenbergstr. 31,<br />
Verwaltungsgebäude Jeden 3. Dienstag im Monat, 15.00<br />
Uhr im Krankenhaus Bad Cannstatt, Prießnitzweg 24,<br />
Hörssaal, Ebene 5<br />
31
Das Interview<br />
Chefarzt Dr. Gerhard Allmendiger im Gespräch<br />
<strong>Kliniken</strong>-Telegraf: Herr Dr. Allmendinger, Sie sind<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Onkologischen Schwerpunktes der<br />
<strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> – was bedeutet das für Sie?<br />
Dr. Gerhard Allmendinger: Es erfüllt mich mit Stolz.<br />
Ich war im Onkologischen Terrain der Klinik von Anfang<br />
an dabei. Schon als Oberarzt war ich sozusagen der<br />
Sekretär <strong>des</strong> 1983 ins Leben gerufenen Onkologischen<br />
Arbeitskreises. Wir trafen uns damals einmal im Monat<br />
mit niedergelassenen Ärzten. Ich habe damals alles, was<br />
- oftmals sehr kontrovers – diskutiert und beschlossen<br />
wurde, zusammengefasst und dokumentiert. Für mich<br />
ist daher die Übernahme der Sprechertätigkeit nichts<br />
wesentlich Neues. Besonders ist mir viel eher, dass ich<br />
gegen Ende meiner Dienstjahre, jetzt mit 62, dies als<br />
zentrale Aufgabe wahrnehme.<br />
K-T: Sind Sie als Chefarzt der gastroenterologischen<br />
Klinik eng mit dem Onkologischen Schwerpunkt verknüpft?<br />
Allmendinger: Ja. Das hängt damit zusammen, dass<br />
ich von Anfang an die sonografische Diagnostik, die<br />
hier an der Klinik einen hohen Stellenwert hat, geleitet<br />
habe. Über diesen Dreh- und Angelpunkt Sonografie<br />
sind alle onkologisch erkrankten Patienten irgendwann<br />
einmal bei mir gewesen. Ich war ihr Verknüpfungspunkt<br />
inmitten eines Netzes in der Klinik, ihre<br />
Anlaufstelle. Der Kontakt mit dem Patienten bei der<br />
Sonografie ist eng: Man sitzt beim Patienten, nimmt<br />
ihn bei der Untersuchung sozusagen in den Arm, man<br />
ist ihm nahe. Das wirkt sich dahingehend aus, dass<br />
man emphatisch für den Patienten denkt. Im direkten<br />
Kontakt erfährt man mehr vom Patienten, auch das<br />
kann für die Therapie oft hilfreich sein.<br />
K-T: Sie sind seit über 30 Jahren intensiv mit menschlichen<br />
Schicksalen befasst – positiv wie auch negativ.<br />
Wie gehen Sie damit um?<br />
Allmendinger: Man muss den Umgang damit erlernen.<br />
Wenn einem das Schicksal eines Menschen sehr zu<br />
Herzen geht, ist es unmöglich, gleich auf den nächsten<br />
zuzugehen und ganz für ihn da zu sein. Ich muss<br />
32 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
also bei jedem Menschen immer bei Null anfangen,<br />
ich darf die Emotion vom vorherigen Gespräch nicht<br />
mitnehmen. Wie man das am Ende <strong>des</strong> Tages mit sich<br />
selbst abmacht, das kann ich Ihnen und auch meinen<br />
Mitarbeitern nicht sagen, es gibt kein Rezept. Da hat<br />
wohl jeder sein eigenes Geheimnis. Ich selbst kann<br />
Themen, die mich sehr berühren, in meiner Familie<br />
gut verarbeiten. Meine Frau ist praktizierende Ärztin,<br />
auch sie bringt manche ihrer Überlegungen mit nach<br />
Hause. Wir besprechen vieles - dann ist es nur noch<br />
halb so schwer zu tragen. Das geht natürlich nicht<br />
immer, für „kleinere“ Probleme muss ich schon im<br />
Gespräch mit dem Patienten oder mit den Angehörigen<br />
eine Lösung gefunden haben.<br />
K-T: War Ihnen als Student klar, was Sie mit dem<br />
Arztberuf emotional erwartet?<br />
Allmendinger: Ich war mir <strong>des</strong>sen voll bewusst. Genau<br />
das war für mich eine wichtige Überlegung, ob ich<br />
diesen Anforderungen standhalten kann. Vorbereitet<br />
war ich insofern, als die Vision meiner Verwandten<br />
war, dass ich Theologie studieren sollte. Klar, ich komme<br />
vom Land, wir hatten keine großen finanziellen<br />
Möglichkeiten, also sollte ich in ein Seminar. Das<br />
wäre praktisch gewesen, aber ich wollte nicht. Ich<br />
hatte mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt,<br />
und da eine Kusine von mir im Medizinberuf ihr<br />
Glück gefunden hatte, fragte ich: Warum nicht auch<br />
ich? Ein kinderloser Onkel von mir finanzierte das<br />
Studium. Nur durch seine selbstlose Unterstützung<br />
war es überhaupt möglich.<br />
K-T: Wie war Ihre Jugend an der Albkante?<br />
Allmendinger: Naja, fünf der neun Jahre, die ich in<br />
Göppingen zur Schule ging, gab es keine direkte Verbindung<br />
zur Stadt – die Straße war abgerutscht. Der<br />
Bus fuhr ‚außen herum’, wir waren über eine Stunde<br />
unterwegs zur Schule, da wäre ein Internat sicher nicht<br />
das Schlechteste gewesen. Während <strong>des</strong> Studiums war<br />
ich dann hauptberuflich Landwirt…
K-T: Wie bitte?<br />
Allmendinger: Jeden Freitagnachmittag bin ich von Tübingen<br />
und später von Zürich nach Auendorf gefahren,<br />
hab’ Jeans und so eine blaue Arbeitsjacke angezogen<br />
und bin auf den Traktor gestiegen. Mein Vater war<br />
schon älter und die Landwirtschaft auf der Alb beschwerlich,<br />
da waren meine Eltern froh um Hilfe. Ich<br />
war immerhin der erste, der aus diesem Haus, das seit<br />
1550 von der gleichen Familie, immer vom Ältesten,<br />
bewohnt wurde, ausgebüchst war. Da war ich meinem<br />
Vater doch etwas schuldig.<br />
K-T: Welche Werte sind Ihnen als Mensch und als Arzt<br />
besonders wichtig?<br />
Allmendinger: Glaubhaftigkeit. Wahrhaftigkeit.<br />
Meine Erfahrung ist es, dass die meisten Menschen<br />
merken, wenn man ihnen gespielt gegenüber tritt. Ich<br />
erachte als wesentlich, dass man sich in meinem Beruf<br />
jedem Menschen wahrhaftig widmet. Jeder der zu mir<br />
kommt soll das Gefühl haben, dass ich ganz für ihn da<br />
bin, ohne andere Interessen nebenbei. Jeder der zu mir<br />
kommt soll sich ernst genommen fühlen, nicht schnell<br />
wieder hinaus geschoben. Es geht in unserem Beruf<br />
oft sehr hektisch zu, das macht es schwierig - gerade<br />
<strong>des</strong>halb lege ich großen Wert darauf. Dazu gehört, dass<br />
ich auch nach Jahren noch um die Anliegen eines Patienten<br />
weiß. Früher konnte ich mir alles merken, heute<br />
lese ich eben nach was ich nicht mehr erinnere. Ein<br />
Patient kennt seine Geschichte, er sollte nicht immer<br />
wieder alles von vorne erzählen müssen. Er fühlt sich<br />
besser wenn ich noch weiß was ihn bewegte, als er<br />
mir beim letzten Besuch sein Herz ausgeschüttet hat.<br />
Zu diesem Ernstnehmen gehört für mich auch, dass<br />
ich die Menschen grüße. Nicht nur meine Patienten,<br />
sondern möglichst alle, denen ich begegne.<br />
K-T: Sind Sie tatsächlich immer so, wie ein Sonnenschein?<br />
Allmendinger: (winkt lachend ab) Nein, natürlich nicht.<br />
Das sind Kleinigkeiten, die nicht viel kosten, aber gut<br />
tun. Ich möchte in der Lage sein die eigenen momenta-<br />
nen Emotionen, die<br />
selbstverständlich<br />
nicht immer rosig<br />
sind, abzulegen, um<br />
den Menschen hier<br />
im Haus das Gefühl<br />
zu geben, dass<br />
sie als Person wahr<br />
genommen werden.<br />
(Überlegt lange) Das<br />
schließt allerdings<br />
nicht aus, dass ich in<br />
meiner Position als<br />
Chefarzt Mitarbeitern<br />
auch manchmal<br />
Dinge sagen muss,<br />
die ihnen nicht gefallen.<br />
Das ist die<br />
andere Seite der Glaubhaftigkeit, die mir überhaupt<br />
nicht leicht fällt, weil sie verletzen kann.<br />
K-T: Woher nehmen Sie die Kraft, die Glaubhaftigkeit<br />
braucht?<br />
Allmendinger: Dazu gehört sicher das Glück, noch nie<br />
bewusst schmerzhaft verletzt worden zu sein. (überlegt)<br />
Nein, ich musste noch nie schwer angeschlagen<br />
aus dem Haus gehen und mich fragen, wie ich das<br />
aushalten soll.<br />
K-T: Eine Klinik wird immer auch vom Klischee erbitterter<br />
Machtkämpfe begleitet…<br />
Allmendinger: Offenbar signalisiert meine Wesensart<br />
anderen gegenüber, dass Beißen nichts bringt. Wenn<br />
das schon mal versucht wurde gelang es mir glücklicherweise<br />
bislang immer, ein neutrales Niveau zu<br />
erreichen.<br />
K-T: Sind Sie fromm?<br />
Allmendinger: Nein, gewiss nicht im üblichen Sinn.<br />
Ich bin christlich erzogen und hätte auch Theologie<br />
studieren können, aber ich wäre niemals ein „frommer“<br />
33
Interview<br />
Pfarrer geworden. Vermutlich hätte ich vieles kritisch<br />
hinterfragt und ich hätte mich ganz sicher auf Dauer<br />
nicht wohl gefühlt. Weil ich sehr viel von dem, was ich<br />
als Arzt täglich erlebe, nicht mit göttlicher Fügung in<br />
Einklang bringen kann. Dass das Gottes Wille ist, was<br />
hier so alles geschieht, kann ich mir nicht vorstellen.<br />
Da muss ich Gott als berechnende Instanz in Frage<br />
stellen: So viel Ungerechtigkeit kann nicht gewollt<br />
sein - da würde Gott sehr viele Fehler machen.<br />
K-T: Wo finden Sie Entspannung?<br />
Allmendinger: Ich fühle mich in meiner Familie sehr<br />
wohl und ich gehe nach getaner Arbeit intensiv meinen<br />
Hobbys nach. Seit vielen Jahren kann ich abends<br />
stundenlang in meinen Büchern schmökern…<br />
K-T: Was lesen Sie?<br />
Allmendinger: Alte Bücher. Ich sammle Bücher der<br />
Gotik und Renaissance – also Bücher von vor 1600. Das<br />
hab’ ich schon sehr früh angefangen – mit einer alten<br />
Bibel, der Trau-Bibel meiner Großmutter - und betreibe<br />
es mittlerweile mit ziemlicher Perfektion. Wenn<br />
mich einmal großer Kummer plagt, finde durchaus<br />
Ruhe bei den alten Büchern. Auch die Eisenbahn war<br />
lange Zeit ein schönes Hobby, ich habe mit meinem<br />
Sohn eine Anlage im Garten aufgebaut. Zu meinem<br />
Bedauern wollte er eines Tages lieber Klavier statt<br />
Eisenbahn spielen…<br />
K-T: Glauben Sie, dass der Mensch eine Seele hat?<br />
Allmendinger: Da bin ich der festen Überzeugung. Das<br />
hat für mich nichts mit Religion zu tun. Vieles von dem,<br />
was wir tun - im Guten wie im Bösen – wird dadurch<br />
möglich, dass der Mensch nicht nur Materie sondern<br />
ein beseeltes Wesen ist. Sehr vieles wäre mir ohne die<br />
Vorstellung von Seele nicht verständlich.<br />
K-T: Wie erfreuen Sie Ihre Seele?<br />
Allmendinger: Durch ein harmonisches Miteinander,<br />
mit meinen alten Büchern (schmunzelt) und dadurch,<br />
Anderen möglichst gut zu tun.<br />
34 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
K-T: Als Mediziner?<br />
Allmendinger: Auch - aber ich bin der Überzeugung,<br />
dass es nicht genügt, fachlich gut zu sein. Es sind die<br />
Kleinigkeiten von Mensch zu Mensch, die vieles bewirken<br />
können … Kürzlich sagte ein schwerkranker<br />
alter Mann, der schon sehr lange zu meinen Patienten<br />
gehört, er fühle sich bei mir immer ernst genommen,<br />
das sei ihm sehr viel wert. Und dann nannte er mich<br />
„die Seele <strong>des</strong> Krankenhauses“. Ich darf sagen, das hat<br />
mich tief, sehr tief berührt – und in meinem Streben<br />
bestärkt. Fotos und Interview: Andrea Maier<br />
Steckbrief:<br />
1948 in Auendorf geboren und mit zwei Geschwistern<br />
in der elterlichen Landwirtschaft aufgewachsen, Medizinstudium<br />
in Tübingen und Zürich. In jeder freien<br />
Minute half er - bis zu seiner Hochzeit 1973 – auf dem<br />
heimatlichen Hof, seit Mai 1990 Chefarzt, Gerhard<br />
Allmendinger ist verheiratet, hat zwei Kinder und<br />
bislang! zwei Enkel.
Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong><br />
Klinik am Eichert von Medizinstudenten ausgezeichnet<br />
Die Studierenden der Medizin im Praktischen Jahr<br />
haben gewählt: Die Klinik am Eichert wurde zum<br />
besten akademischen Lehrkrankenhaus der Universität<br />
Ulm 2011 auserkoren.<br />
„Für die Klinik am Eichert ist das Wahlergebnis eine<br />
große Ehre – offensichtlich sind die Studenten gerne<br />
bei uns.“ Dem Chefarzt der Kinderklinik, Dr. Dieter<br />
Wölfel, ist die Freude deutlich anzusehen. Seit beinahe<br />
zehn Jahren ist der fröhliche Kinder– und Jugendarzt<br />
der sogenannte PJ-Beauftragte der Klinik. Das PJ, das<br />
Praktische Jahr, ist der letzte Schritt in der grundlegenden<br />
Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten. Nachdem<br />
die Studenten rund fünf Jahre lang überwiegend<br />
theoretisches Wissen aufgenommen haben, lernen sie<br />
im Praktischen Jahr (PJ) – an den Universitäten oder<br />
in speziell ausgewählten Lehrkrankenhäusern – unter<br />
Anleitung und Aufsicht das unmittelbare praktische<br />
Arbeiten am Krankenbett mit den Patienten und auch<br />
mit deren Angehörigen.<br />
Verschiedene Untersuchungstechniken werden ebenso<br />
erlernt und eingeübt wie das Ausarbeiten von Diagnosen<br />
und Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten.<br />
„Selbstverständlich prägt dieser praktische Ausbildungsteil<br />
die jungen Mediziner“, Dr. Dieter Wölfel<br />
erinnert sich noch gut an sein Praktisches Jahr, das<br />
er in Coburg absolvierte. Der Stil einer ganzen Klinik<br />
werde in dieser Zeit weitergegeben – das verpflichte<br />
zu sorgfältiger, verantwortungsbewusster Arbeit mit<br />
dem Nachwuchs, denn „dies sind die Ärztinnen und<br />
Ärzte von morgen – unsere Zukunft“. Alle Mitarbeiter<br />
der Klinik am Eichert könnten auf diese Auszeichnung<br />
stolz sein, betont Dr. Dieter Wölfel und meint damit<br />
neben dem ärztlichen Personal genauso die Pflegenden,<br />
Therapeuten, Mitarbeiter der Verwaltung, der Küche<br />
und aller anderer Bereiche. „Offenbar kümmern sich<br />
alle auf allen Ebenen gut um die Studenten, sonst wäre<br />
die Wahl nicht auf uns gefallen.“<br />
Die Göppinger Klinik ist aus gutem Grund seit vielen<br />
Jahren ausgewähltes Lehrkrankenhaus der Universität<br />
Ulm. 60 Medizinstudierende können pro Tertial, also<br />
in jedem der drei Jahresteile, in den Hauptfächern<br />
im Haus Innere Medizin und Chirurgie ausgebildet<br />
36 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
werden. Dazu können die Wahlfächer Anästhesiologie,<br />
Frauenheilkunde, Orthopädie, Pädiatrie, Radiologie<br />
und Urologie belegt werden. Doch nicht nur die<br />
Medizinstudenten profitieren von ihrem Eingebundensein<br />
in den Klinikalltag – die oftmals kreativen<br />
und auch kritischen Fragen und Anmerkungen der<br />
PJ-ler sorgen, so Wölfel, für „frischen Wind und gute<br />
Ideen“. Chefärzte und Oberärzte haben nicht nur die<br />
Aufgabe die jungen Mitarbeiter sorgsam zu begleiten,<br />
sie können dabei auch gut beobachten, ob der werdende<br />
Arzt oder die angehende Ärztin gut ins Team einer<br />
Abteilung passen. Durch die intensive ‚Probezeit’ für<br />
beide Seiten hat die Klinik keine Nachwuchssorgen.<br />
Viele der PJ-ler bleiben nach ihrem Abschlussexamen<br />
als Assistenzärzte am Eichert und spezialisieren sich<br />
ihren Interessen entsprechend. Andrea Maier<br />
Foto: M. Radloff
HOPE - Europäisches Austauschprogramm für Krankenhausbeschäftigte<br />
European Hospital and Healthcare Federation<br />
(HOPE) ist der ständige Ausschuss der Krankenhäuser<br />
in Europa. Die Aufgabe von HOPE ist in erster<br />
Linie der gegenseitige Informationsaustausch, die Interessenvertretung<br />
und die Fort– und Weiterbildung auf<br />
europäischer Ebene. Die Mitglieder von HOPE sind die<br />
nationalen Spitzenverbände der Krankenhäuser sowie<br />
Vertreter der Gesundheitsbehörden der EU–Länder<br />
sowie Norwegen und der Schweiz als Beobachter.<br />
Deutschland wird bei HOPE von der Deutschen Krankenhausgesellschaft<br />
(DKG) vertreten. Die Aufgabe<br />
der DKG bei HOPE ist die nationale Koordination<br />
für Deutschland z. B. die Zuteilung der ausländischen<br />
Bewerber entsprechend ihrer Interessenlage auf die<br />
teilnehmenden deutschen Krankenhäuser.<br />
Im Rahmen dieses Programms waren Ingeborg Gangl<br />
und Katrin Gebhart aus Wien für vier Wochen in<br />
der Klinik am Eichert. Ingeborg Gangl arbeitet als<br />
Krankenschwester in der Dialyse <strong>des</strong> Wiener Krankenhauses<br />
SMZ Ost. Katrin Gebhart als Leiterin <strong>des</strong><br />
Controlling <strong>des</strong> Orthopädischen Spitals Speising GmbH<br />
in Wien. Die Schwerpunkte der Einsätze in der Klinik<br />
am Eichert waren der Pflege– und Funktionsdienst<br />
für Ingeborg Gangl und das Zentrale Finanzwesen<br />
bei Katrin Gebhart, neben diesen Einsätzen fanden<br />
jedoch zahlreiche weitere Besuche in verschiedenen<br />
Bereichen der Klinik statt.<br />
Der Zweck <strong>des</strong> Austauschprogramms ist es, zu einem<br />
tieferen Verständnis der unterschiedlichen Gesundheitsund<br />
Krankenhaussysteme innerhalb Europas beizutragen<br />
sowie die <strong>Zusammenarbeit</strong> und den gegenseitigen<br />
Austausch von Mitarbeitern im Gesundheitswesen<br />
zu fördern. In der Regel sind es Führungskräfte aller<br />
Bereiche und Berufsgruppen eines Krankenhauses die<br />
am Austauschprogram teilnehmen. Die Vorraussetzungen<br />
sind eine ausreichende Berufserfahrung und<br />
fundierte Sprachkenntnisse. Der HOPE–Austausch<br />
findet jährlich unter einem wechselnden Motto statt.<br />
Das Motto lautet 2011 “Better health – a shared challenge<br />
for hospitals and primary health care“.<br />
Nach der Bestätigung durch die DKG formulieren die<br />
Teilnehmer ihre Zielvorstellungen und gleichen sie<br />
mit ihren Gastkrankenhäusern ab. Die Schwerpunkte<br />
sollen dabei die Interessen der Teilnehmer sowie das<br />
Motto <strong>des</strong> Austausches sein.<br />
Darüber hinaus soll das Programm einen allgemeinen<br />
Überblick über das jeweilige Gesundheits- und Krankenhaussystem<br />
geben, insbesondere mit Blick auf die<br />
Finanzierung, die Qualitätssicherung sowie Besonderheiten<br />
der jeweiligen Berufsgruppe der Teilnehmer.<br />
Neben der Arbeit in der Klinik bleibt auch Zeit um<br />
Land und Leute kennen zu lernen.<br />
Nach Ende <strong>des</strong> Einsatzes im Gastland findet im Anschluss<br />
ein Auswertungstreffen in einer europäischen<br />
Großstadt statt. In diesem Jahr war es Turku in Finnland.<br />
Hier präsentieren die Teilnehmer ihre Erfahrungen<br />
entsprechend dem Motto <strong>des</strong> laufenden Jahres im<br />
Rahmen eines kleinen Vortrages.<br />
Er kann auf Deutsch, Englisch oder Französisch gehalten<br />
werden und wird simultan übersetzt.<br />
2012 wird das Auswertungstreffen in Berlin von der<br />
Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) getragen.<br />
Günter Bühlmaier<br />
K. Gebhart, J. Patrick , I. Gangl Foto: privat<br />
37
Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong><br />
Ersatz <strong>des</strong> alten Krankenhaus-Informations-Systems<br />
Am 26.9.2011 fiel der Startschuss für das Projekt<br />
„KISmi“, der Migration <strong>des</strong> Krankenhaus-Informations-Systems<br />
(kurz: KIS). Nach dem das bisherige<br />
KIS "Clinicom / CareCenter" von der Firma Siemens<br />
gekündigt wurde, hat ein interdisziplinäres Team das<br />
neue System ausgewählt: "ORBIS" von der Firma AGFA.<br />
Seit über 20 Jahren ist das "Clinicom / CareCenter"<br />
in beiden <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen in<br />
Betrieb. Mit steigender Durchdringung wird es zwischenzeitlich<br />
von mehr als 1500 Mitarbeitern aller an<br />
der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen<br />
genutzt. Nachdem die weitere Entwicklung und Pflege<br />
der Software von der Firma Siemens gekündigt ist,<br />
müssen nun alle in ein neues KIS eingewiesen werden.<br />
Beim "KickOff " wurden zunächst alle an der Vorbereitung<br />
<strong>des</strong> Umstiegs Beteiligten umfassend über die<br />
Projekt-Vorbereitung informiert. Bei voll besetztem<br />
Saal gab es in der Begrüßung eine klare Ansage durch<br />
den Geschäftsführer Prof. Dr. Martin: "Kein Zugriff<br />
ohne Schulung!“ Er verdeutlichte dies mit der Analogie<br />
<strong>des</strong> Erwerbs vom Führerschein: Alle müssen rechtzeitig<br />
für den Umgang mit dem ORBIS qualifiziert sein.<br />
Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Ludwig<br />
Duschek stellte die Bedeutung <strong>des</strong> Projektes für alle<br />
Beschäftigten heraus. Auch wenn die <strong>Kliniken</strong> über<br />
umfassende IT-Erfahrungen verfügen, ist "KISmi" das<br />
wohl umfassendste Projekt, welches die <strong>Kliniken</strong> im<br />
kommenden Jahr stemmen müssen. "Nur gemeinsam<br />
werden wir das schaffen!"<br />
Die konkrete Projekt-Planung wurde vom neuen Geschäftsbereichsleiter<br />
der "MIO" (Medizintechnik, IT<br />
und Organisation), Bernd Behrend erläutert. Das<br />
Ziel, die Geschäftsprozesse mit dem neuen KIS weiter<br />
zu optimieren, muss stufenweise angegangen werden.<br />
Zunächst ist es wichtig, in den benannten Teilprojekt-<br />
Gruppen, die bisher von Clinicom unterstützten Geschäftsprozesse<br />
so zu dokumentieren, dass sie sauber<br />
auf das neue ORBIS übertragen werden können. Wenn<br />
Clinicom zum 1. Januar 2013 abgeschaltet wird, müssen<br />
alle Datenfelder im ORBIS wieder gefunden werden.<br />
Alle Funktion müssen getestet sein, nichts darf übersehen<br />
werden!<br />
38 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
Alle Ideen zur weiteren Optimierung sollen in den<br />
Teilprojekten erarbeitet werden. Nach der Umstellung<br />
soll Anfang 2013 zügig eine Optimierungs-Phase beginnen,<br />
in der all die neuen Möglichkeiten erschlossen<br />
werden, die ein modernes KIS mitbringt.<br />
Zunächst fordert das Projekt jedoch einen großen<br />
organisatorischen Kraftakt: Der "Baukasten" ist zwischenzeitlich<br />
geliefert. Allein schon von der Firma<br />
AGFA sind mehr als 500 Beratertage für die Unterstützung<br />
der Migration eingeplant. Gemeinsam mit<br />
den Teilprojektgruppen werden die konkreten Einstellungen<br />
abgestimmt; anschließend wird das System<br />
parametriert. Für die Nutzer <strong>des</strong> KIS müssen mehr als<br />
1000 Schulungstage eingeplant werden.<br />
Bernd Behrend: Die Integration <strong>des</strong> neuen KiS
Um dies zu koordinieren, ist eine ausgefeilte Projekt-<br />
Organisation erforderlich. Als hausinterner Projektleiter<br />
wurde der Leiter <strong>des</strong> Bereichs Organisation<br />
Eugen Rapp eingesetzt. Herr Schlotterbeck von der<br />
Firma AGFA wird ihn unterstützen. Die Organisation<br />
erfolgt in den einzelnen Teilprojekten. Diese sind<br />
interdisziplinär mit erfahrenen Vertretern aller betroffenen<br />
Berufsgruppen besetzt. Um solch ein Projekt<br />
zu bewältigen, sind neue Strukturen erforderlich: In<br />
einer Präsentation erläuterte Eugen Rapp, dass die<br />
Schulungen im Schneeball-System erfolgen. Aus den<br />
einzelnen Fachgruppen werden Trainer geschult, die<br />
dann innerhalb ihrer Fachgruppe wiederum ihre Kollegen<br />
schulen.<br />
Foto: M. Radloff<br />
Weiter wird in jedem Bereich min<strong>des</strong>tens ein Mitarbeiter<br />
umfassender qualifiziert, um seine Kollegen als<br />
"Key-User" bei speziellen Fragen nachschulen oder<br />
unterstützen zu können.<br />
Zum Start wird eine solide Basis für ORBIS erarbeitet.<br />
Von den Möglichkeiten dieses neuen KIS, konnten die<br />
an der Auswahl Beteiligten bereits in anderen <strong>Kliniken</strong><br />
einen ersten Eindruck gewinnen. Die Einrichtung <strong>des</strong><br />
Systems wird dann innerhalb der Teilprojekte koordiniert.<br />
Spätestens Ende <strong>des</strong> dritten Quartals 2012<br />
müssen alle „Probeflüge“ absolviert sein. Bis Mitte<br />
November 2012 können noch die letzten Stellschrauben<br />
nachjustiert werden, dann geht es auf die „Startbahn“.<br />
Im vierten Quartal erfolgen dann die Schulungen aller<br />
Mitarbeiter. Erst danach erhalten sie die Zugriffsberechtigung<br />
für ORBIS. Allen Beteiligten ist bewusst,<br />
dass wir dies nur gemeinsam bewältigen können! In<br />
einer Analogie vergleicht Bernd Behrend dies mit der<br />
Einrichtung eines neuen Flugzeugs.<br />
Zum 1. Januar 2013 hebt der Jumbo ab. Alle Mitarbeiter<br />
müssen sich rechtzeitig vorbereiten. Ohne Schulung<br />
gibt's keine "Boarding Card"!<br />
Ziel ist das papierlose Klinikum: In einer ersten Optimierung<br />
wird die papierlose Kommunikation mit den<br />
Leistungsstellen angestrebt. Im Endausbau sollen alle<br />
für die Behandlung der Patienten erforderlichen Informationen<br />
zu jeder Zeit an jedem Ort verfügbar sein.<br />
Bernd Behrend<br />
39
Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong><br />
40 Jahre Krankenhausfunk an der Helfenstein Klinik Geislingen<br />
Am 7.12.2011 hat der Krankenhausfunk der<br />
Helfenstein Klinik mit einem „Tag <strong>des</strong> offenen<br />
Krankenhausfunks“ sein 40 jähriges Bestehen gefeiert.<br />
Er gehört zu den ältesten Einrichtungen seiner Art in<br />
Baden-Württemberg. Die beiden ehrenamtlich tätigen<br />
Moderatoren, Marlis Hoppe und Reiner Wenzel,<br />
haben sich für diesen Tag einiges einfallen lassen und<br />
durften im Laufe der sechsstündigen Sendung illustre<br />
Gäste begrüßen. So waren neben den Mitarbeitern<br />
<strong>des</strong> Hauses, den zahlreichen Freunden und Förderern<br />
<strong>des</strong> Krankenhausfunks aus der lokalen Politik und<br />
dem Geschäftsleben auch der Aufsichtsratsvorsitzende<br />
Landrat Edgar Wolff, Geschäftsführer Professor Dr. Jörg<br />
Martin und der Kaufmännische Direktor Wolfgang<br />
Schmid zu einer Stippvisite bei der Jubiläumsveranstaltung.<br />
Sie nutzen die Gelegenheit um sich für das<br />
große ehrenamtliche Engagement der Radiomacher<br />
zu bedanken. Landrat Wolff dankte Marlis Hoppe für<br />
ihre zehnjährige Tätigkeit mit einem Blumenstrauß<br />
und Prof. Dr. Martin überreichte Reiner Wenzel ein<br />
edles Tröpfchen.<br />
Viele der nachmittäglichen Gäste waren spontan bereit,<br />
ein Live gesendetes, locker moderiertes Interview zu<br />
40 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
geben. So entstanden kurzweilige und informative Sendebeiträge.<br />
Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen haben<br />
zur entspannten Atmosphäre beigetragen. Geislinger<br />
Unternehmen haben die Feier mit Spenden unterstützt.<br />
Gegründet wurde der Klinikfunk vor 40 Jahren vom<br />
ehemaligen Redakteur der Geislinger Zeitung Rolf E.<br />
Pfaff. Er hat das kleine Studio im Keller der Geislinger<br />
Klinik mit Hilfe von zahlreichen Spendengeldern eingerichtet.<br />
Fast 30 Jahre lang war er selber am Mikrofon<br />
gesessen. 2001 hat Marlis Hoppe die einmal wöchentlich<br />
ausgestrahlte Sendung übernommen. Seit einem<br />
Jahr wird sie dabei von Reiner Wenzel unterstützt.<br />
Alexander Vater<br />
Der Krankenhausfunk ist jeden Montag von<br />
18.30 bis 20 Uhr auf Sendung. Anrufer können sich<br />
Musikwünsche erfüllen lassen und/oder Grüße ans<br />
Patientenbett übermitteln.<br />
• 07331 23-139 (Anrufbeantworter)<br />
• 07331 23-140 (während der Sendung)<br />
• Fax: 07331-23138.<br />
Im Studio vor dem Monitor Reiner Wenzel und daneben Marlis Hoppe. Die Gäste Prof. Jörg Martin,<br />
Landrat Edgar Wolff, Alexander Vater und der Kfm. Direktor Wolfgang Schmid. Foto: Claudia Burst GZ
Auszeichnung der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> mit dem KlinikAward 2011<br />
Allen Grund zum Jubeln<br />
hat das Team <strong>des</strong> Qualitätsmanagements<br />
an den <strong>Kliniken</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>. Mit ihrem<br />
Zuweiserkonzept „one face to<br />
the customer“ wurden sie beim<br />
Klinik Marketing Kongress im<br />
November 2011 in Köln mit<br />
dem begehrten KlinikAward<br />
ausgezeichnet. In der Kategorie<br />
‚Bestes Zuweisermarketing’<br />
belegte das engagierte Frauenteam<br />
den zweiten Platz. Aus<br />
weit über 100 Bewerbern in 7 Kategorien<br />
und immerhin 28 Nominierten<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz wählte die Jury das Konzept<br />
der Landkreiskliniken als zweitbestes<br />
aus.<br />
Besonders überzeugte das Komitee, das<br />
personalisierte Zuweisermanagement.<br />
Die beiden Kontaktmanagerinnen Sabine<br />
Froberg und Ellen Stritzel-Rücker<br />
(li. Foto) besuchen zweimal im Jahr<br />
die rund 300 Niedergelassenen im<br />
Landkreis, stellen Neuerungen und<br />
Bewährtes vor, erläutern Veränderungen<br />
und gehen direkt auf Anliegen aus<br />
den Arztpraxen ein. „Der direkte Kontakt<br />
ermöglicht gezielte Information<br />
und bestmöglichen Austausch ohne<br />
Umwege“, erläutert Susanne Scheck.<br />
Die Referentin der Geschäftsführung<br />
und Leitung <strong>des</strong> Referats Qualitäts-/<br />
Projektmanagement und Marketing<br />
war gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen<br />
Uta Tekdal, Christine Ferstl<br />
und Sabine Froberg beim Kongress in<br />
Köln. Zu recht stolz auf ihre kreativen<br />
Ideen und die engagierte Umsetzung<br />
ihres Konzeptes nahm das Team den<br />
KlinikAward für den zweiten Platz<br />
entgegen.<br />
Der erste Platz ging an eine Klinik im<br />
benachbarten Ausland, somit leitet<br />
das Team im Landkreis Göppingen<br />
deutschlandweit das beste Zuweisermarketing.<br />
Andrea Maier<br />
41
Personalien<br />
Neu dabei: Walter Ruschel, Technischer Leiter der <strong>Kliniken</strong><br />
Seit Mitte November ist Walter Ruschel neuer Leiter<br />
der Abteilung Technik für beide <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Landkreises</strong>. Damit ist er bei sämtlichen Angelegenheiten<br />
rund um den laufenden Betrieb, Instandsetzung,<br />
Wartung und auch bei Neubaumaßnahmen an der<br />
Helfenstein Klinik in Geislingen und an der Göppinger<br />
Klinik am Eichert federführend.<br />
Foto: privat<br />
Ganz gleich ob ein Wasserhahn tropft, die Arbeitssicherheit<br />
Änderungen an einem Arbeitsplatz nahe legt,<br />
Umbauten anstehen, Fernheizungsrohre repariert werden<br />
müssen, eine neue Lichtrufanlage eingerichtet wird<br />
oder grundlegende Sanierungen, wie beispielsweise<br />
im Foyer am Eichert mit der neuen Zentralen Patientenaufnahme,<br />
stattfinden - Walter Ruschel trägt die<br />
Verantwortung für die technische Gebäudeausrüstung.<br />
Kurz nach seinem 55. Geburtstag hat der gebürtige<br />
Saarländer seine Aufgaben im Landkreis Göppingen<br />
mit Zuversicht und frischer Energie angenommen.<br />
Ein eindrucksvoller Erfahrungsschatz rüstet den<br />
Familienvater und Ehemann bestens für die neue<br />
Herausforderung. Nach seinem Studium der Versorgungstechnik<br />
in Trier führte Walter Ruschel unterschiedlichste<br />
Projekte in verschiedenen Industrie- und<br />
Pharmaunternehmen durch. Zwölf Jahre später leitete<br />
der damals 36-Jährige eine Niederlassung und wechselte<br />
die Perspektive: Er trat in das Planungsgeschehen<br />
von Gebäuden mit hochkomplexen technischen<br />
Anforderungen ein. Labore, <strong>Kliniken</strong>, ein namhaftes<br />
Museum und viele andere Gebäude mit hochkom-<br />
42 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
plexen Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung<br />
auszustatten, gehörte zu seinen Aufgaben. Dass dabei<br />
energiesparende Anlagentechnik bevorzugt wurde, war<br />
für die Auftraggeber selbstverständlich. „Da waren ganz<br />
schön kniffelige Herausforderungen dabei“, erinnert<br />
sich Walter Ruschel.<br />
Ergänzt und vertieft wird seine Erfahrung noch durch<br />
die Lehrtätigkeit die er an der Hochschule in Nürnberg<br />
inne hatte. Dabei war es vor allem die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
mit jungen Studenten und die Notwendigkeit sich<br />
ständig auf dem neuesten technischen Stand zu halten,<br />
was ihn daran besonders reizte.<br />
An den beiden Häusern in Geislingen und Göppingen<br />
gibt es für ihn und sein engagiertes Team genug zu tun.<br />
Der Technikchef will jede Gelegenheit nutzten auch<br />
die energetische Sanierung, wo es sinnvoll ist, voran<br />
zu bringen. Dass er sich mit Mitte Fünfzig „und viel<br />
Freude“ solch weitreichenden Herausforderungen<br />
stellt, begründet er mit „Spaß an der Arbeit“ und<br />
einem erneuten interessanten Perspektivwechsel: Die<br />
Dinge von der Auftraggeberseite aus anzugehen fordert<br />
einerseits einen neuen Blick auf das Geschehen und<br />
wird andererseits von seiner langjährigen Erfahrung<br />
grundlegend gestützt.<br />
Seine Frau und die beiden Kinder leben in Renningen<br />
bei Leonberg. Walter Ruschel wohnt unter der Woche<br />
im Personalwohnheim am Wäldchen. „Nach der Einarbeitungszeit<br />
sehen wir weiter“, sagt der passionierte<br />
Segler, Skiläufer und Briefmarkensammler und macht<br />
sich auf den Weg, weiter Menschen und Materie in<br />
den <strong>Kliniken</strong> kennen zu lernen. Andrea Maier
Wer ist der neue MIO-Chef?<br />
Seit 1. September 2011 ist Bernd Behrend der neue<br />
Leiter <strong>des</strong> Geschäftsbereichs Medizintechnik,<br />
IT + Organisation.<br />
Informatikstudium mit medizinischem<br />
Schwerpunkt, 25<br />
Jahre im Gesundheitswesen<br />
tätig, viele kleine, etliche große<br />
Projekte initiiert, entwickelt<br />
und geleitet, seit 15 Jahren<br />
im Vorstand <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong><br />
der Krankenhaus-IT-<br />
Foto: M. Radloff Leiter, 51 Jahre alt, verheiratet,<br />
zwei erwachsene Töchter<br />
– wenn Bernd Behrend sagt „Bei den anstehenden<br />
Veränderungen müssen wir alle mitnehmen“, dann<br />
sagt er das nicht, weil es gut klingt.<br />
Mit dem anstehenden Wechsel <strong>des</strong> Krankenhaus-<br />
Informations-Systems kommen Veränderungen auf<br />
alle Mitarbeiter, die an der Behandlung der Patienten<br />
beteiligt sind, zu. „Für niemanden ist es einfach, wenn<br />
sich gewohnte Abläufe verändern“, weiß Bernd Behrend.<br />
„Wir sollten die Chance ergreifen und unsere<br />
Arbeitsabläufe optimaler gestalten. Nur gemeinsam<br />
kommen wir zu guten Lösungen.“ In diesem Sinne<br />
sind alle betroffenen Fachbereiche in eine umfassende<br />
Projekt-Organisation eingebunden.<br />
Vor dem Start in den Echtbetrieb wird jede Mitarbeiterin<br />
und jeder Mitarbeiter eine Art Führerschein im<br />
neuen „Orbis“ absolvieren.<br />
Bernd Behrend vergleicht dies mit einem Flug: „Wer an<br />
Bord will, muss vor dem Start einsteigen. Wenn wir in<br />
der Luft sind, ist es zu spät.“ Gleich zu Beginn seines<br />
Dienstes wurde ein 50-köpfiges Team gebildet. Als<br />
Projektleiter ist der Leiter <strong>des</strong> Organisationsbereiches,<br />
Eugen Rapp eingesetzt. Eineinhalb Jahre sind das Ziel:<br />
Zum Jahresbeginn 2013 ist der Start geplant.<br />
Fahrt aufgenommen hat Bernd Behrend auch in seinen<br />
weiteren Aufgaben: Mit knapp 20 Mitarbeitern betreut<br />
die MIO je<strong>des</strong> Beatmungsgerät, jeden Monitor auf<br />
der Intensivstation, jeden PC-Arbeitsplatz und jeden<br />
Internetzugang, Tausende Meter Kabel, zigtausende<br />
Stecker, Verbindungen und unbeschreiblich viel mehr<br />
sind betroffen, wenn es gilt ein neues Informationssystem<br />
überall gleichzeitig zu etablieren ohne irgendwo<br />
nennenswerte Unterbrechungen auszulösen. „Der<br />
Betrieb muss reibungslos funktionieren - so gut wie<br />
bisher und künftig noch besser.“ Etwas anderes ist für<br />
Bernd Behrend kein Ziel sondern eine Selbstverständlichkeit:<br />
„Wir arbeiten mit Menschen für Menschen<br />
– alles, was wir bewegen, soll der Klinik dazu dienen,<br />
zum Wohl der Patienten zu arbeiten.“ Um dies rundum<br />
zu gewährleisten, legt er Wert auf Fairness und offene<br />
Kommunikation. Dass jede Umstellung in diesem<br />
Ausmaß auch ziemlich viel mit guten Nerven zu tun<br />
hat, fügt er lächelnd an.<br />
Um die Herausforderungen immer wieder frisch und<br />
offen anzugehen, schätzt der Familienvater „die Ruhe<br />
im Grünen“. In der Lüneburger Heide und zeitweise<br />
in Südafrika aufgewachsen, wohnt er zusammen mit<br />
seiner Frau nun in Nürtingen. Beide fühlen sich in ihrer<br />
Wahlheimat, am Rand von Streuobstwiesen und nahe<br />
dem Albtrauf, wohl. In seiner Freizeit packt er gern sein<br />
Kajak auf den Campingbus um damit auf einen alpinen<br />
Wildbach Natur pur zu erleben. Im Alltag genießt er<br />
bei seiner morgendlichen Joggingrunde heimische<br />
Wiesen und Wälder als wohltuenden Ausgleich.<br />
Andrea Maier<br />
Bernd Behrend in der Walze Foto: privat<br />
43
Personalien<br />
Sieg in Berlin<br />
Bei einem wahrlich spannenden Freundschaftsspiel<br />
der Betriebsport-Fußballer der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong><br />
gegen den FC Bun<strong>des</strong>tag in Berlin siegte die<br />
<strong>Kliniken</strong>-Elf verdient.<br />
Zehn Jahre gibt es sie schon, die bewegungsfreudige<br />
Fußballmannschaft der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>. Zum<br />
runden ‚Geburtstag’ lud der Göppinger Politiker Klaus<br />
Riegert (MdB) die aktiven Spieler nach Berlin. Ein<br />
Freundschaftsspiel gegen den ‚FC Bun<strong>des</strong>tag’ stand<br />
auf dem Programm. Im Jahn-Sportpark-Stadion, im<br />
angesagten Stadtteil Prenzlauer Berg, trat die <strong>Kliniken</strong>-<br />
Mannschaft zuversichtlich gegen elf aktive Mitglieder<br />
<strong>des</strong> derzeitigen Bun<strong>des</strong>tagplenums an. Die Partie gestaltete<br />
sich zunächst ausgeglichen. Zur Halbzeit stand<br />
es immerhin 1:0 für das <strong>Kliniken</strong>-Team. Zu Beginn<br />
der zweiten Halbzeit konnte ausgerechnet Klaus Riegert<br />
den Ausgleichstreffer für die Politiker erzielen.<br />
Die spannende zweite Hälfte brachte nach einigen<br />
Kontermöglichkeiten für beide Mannschaften die<br />
Entscheidung: Mit einem hart errungenen Siegestreffer<br />
44 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
gewann die Betriebssportmannschaft der <strong>Kliniken</strong> mit<br />
2:1. Dr. Martin Lipp, Oberarzt der Anästhesie, hatte als<br />
bewährter Mannschaftskapitän sein Team am Vorabend<br />
beim besten Pizzabäcker Berlins optimal vorbereitet<br />
und aufgestellt.<br />
Die siegreiche <strong>Kliniken</strong>-Mannschaft war nach dem<br />
Spiel zur „dritten Halbzeit“ in die Lan<strong>des</strong>vertretung<br />
Baden-Württembergs eingeladen. Beim gemütlichen<br />
Nachspiel wurden neben dem verbindenden Thema<br />
Fußball auch krankenhauspolitische Themen mit den<br />
Bun<strong>des</strong>tagspolitikern diskutiert.<br />
Bei der Rückreise stellte die Aschewolke <strong>des</strong> isländischen<br />
Vulkans die <strong>Kliniken</strong>-Fußballer auf eine zähe<br />
Geduldsprobe. Der schließlich ausgefallene Flug wurde<br />
in eine Zugfahrt getauscht und die rundum gute<br />
Laune der Sportler nahm keinerlei Schaden. Das gut<br />
eingespielte Team macht sich freudig daran auch in<br />
den kommenden zehn Jahren mit viel Spaß gemeinsam<br />
Fußball zu spielen und fit zu bleiben. Andrea Maier<br />
Foto: Dr. Martin Lipp
Examen - Nachwuchs für die Gesundheits- und Krankenpflege<br />
Das Glücksgefühl war riesig, die Erleichterung und<br />
die Freudentränen waren deutlich zu sehen! Am<br />
14. September 2011 bestanden 18 Auszubildende die<br />
staatlichen Abschlussprüfungen und dürfen nun die<br />
Berufbezeichnung „Gesundheits- und Krankenpflegerin“<br />
bzw. „Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin“<br />
führen.<br />
Der Prüfungsvorsitzende Herr Dr. Pöhler, Leiter <strong>des</strong><br />
Gesundheitsamtes, übereichte persönlich im Anschluss<br />
an die anstrengenden mündlichen Prüfungen die<br />
Zeugnisse und beglückwünschte die Prüflinge zu ihren<br />
teilweise hervorragenden Leistungen. Mit ihnen freuten<br />
sich alle Lehrenden, insbesondere die Kursleitungen<br />
Frau Andrea Thomann und Frau Sabine Becker.<br />
Eine Besonderheit gilt es dieses Jahr hervorzuheben:<br />
Drei Auszubildende (Brigitte Pavel, Nadine Sailer<br />
und Jacqueline Uhlemann) stellten sich mit hohem<br />
Engagement der Herausforderung, einen zweiten<br />
pflegerischen Berufsabschluss in nur einem weiteren<br />
Ausbildungsjahr zu erwerben. Bereits 2009/2010 hatten<br />
die drei Schülerinnen ihr Examen zur „Gesundheits-<br />
Viola Benedikt<br />
Luminita Blesch<br />
Marina Bölstler<br />
Sandra Burzlaff<br />
Julia Feidel<br />
Monique Gäßler<br />
Carina Grolig<br />
Lisa-Marie Hau<br />
Stefanie Kiefer<br />
Anne Neumann<br />
Ilona Ortlieb<br />
Sabrina Parisi<br />
Tina Ponto<br />
Anja Speicher<br />
Sarah Tausch<br />
und Krankenpflegerin“ erfolgreich bestanden und dürfen<br />
nun zusätzlich auch noch die Berufsbezeichnung<br />
„Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin“ führen.<br />
Dr. Pöhler wies neben den gezeigten exzellenten<br />
Ergebnissen auch auf die hohe Motivation hin, die es<br />
erfordert, in vier Jahren zwei derart anspruchsvolle<br />
Ausbildungen so erfolgreich abzuschließen.<br />
„Die Ausbildung ist abwechslungsreich, aber auch<br />
sehr anspruchsvoll. Professionell zu pflegen bedeutet,<br />
trotz der aktuellen gesundheitspolitischen und<br />
wirtschaftlichen Herausforderungen in den <strong>Kliniken</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong>, qualitativ hochwertig und vor allem<br />
patientenorientiert zu pflegen. Unsere Gesellschaft<br />
braucht Sie und wir sind uns sicher, dass Sie sehr gut<br />
auf die beruflichen Anforderungen vorbereitet sind!“<br />
so Schulleiter Lucio Cecconi. Lucio Cecconi<br />
Foto: M. Radloff<br />
45
Aktuelles aus den <strong>Kliniken</strong><br />
Examen in der Helfenstein Klinik<br />
Am 13. September 2011 haben an der Schule für<br />
Pflegeberufe der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen<br />
am Standort Helfenstein Klinik Geislingen<br />
17 Auszubildende nach dreijähriger Ausbildung das<br />
Staatsexamen erfolgreich abgelegt.<br />
In einem auf Kompetenzen ausgelegten Lehrplan<br />
werden an der Schule für Pflegeberufe der <strong>Kliniken</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen bei den zukünftigen<br />
Pflegefachkräften in 2100 theoretischen und über<br />
3000 praktischen Stunden nicht nur die Entwicklung<br />
fachlicher, sondern auch sozialer, analytischer und<br />
kommunikativer Kompetenzen gefördert. Mit der<br />
kompetenzorientieten Ausbildung wird besonders<br />
Wert auf das Lösen von komplexen Praxissituationen<br />
46 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
gelegt. Dadurch möchte man den steigenden beruflichen<br />
Anforderungen in der Pflege begegnen. Wegen<br />
der demographischen Entwicklung in Deutschland<br />
steigt der Bedarf an Fachkräften im Pflegebereich<br />
kontinuierlich. So haben alle Auszubildenden ohne<br />
Probleme ein für sie passen<strong>des</strong> Arbeitsfeld gefunden.<br />
Nach einer schriftlichen und praktischen Prüfung<br />
wurde mit der mündlichen Prüfung der letzte Prüfungsteil<br />
absolviert. Der Schulleiter Lucio Cecconi<br />
und die Kursleiterin Helga Winci-Walker überreichten<br />
feierlich die Prüfungsurkunden.<br />
Beim anschließenden Imbiss im Pavillon der Schule<br />
wurde der Examensabschluss noch gebührend gefeiert.<br />
Alexander Vater<br />
Nanita Dewald, Amelie Gerner, Alexandra Geul, Sabrina Graf, Caroline Haug, Alexandra Henze, Ellen Käfer, Alexander<br />
Kozak, Judith Lokaj , Carolin Maliska, Daniela Merkel, Loreen Reußink, Anja Rupacki, Jennifer Scheffler, Marion Schichor,<br />
Caroline Schneller und Sonja Woldrich und das Lehrerteam der Schule für Pflegeberufe.<br />
Foto: L. Duschek
Neue Fachkräfte für die Intensiv- und Anästhesiepflege<br />
Ende Oktober 2011 schlossen 20 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer die Fachweiterbildung für<br />
Intensivpflege und Anästhesie erfolgreich ab. Der<br />
Weiterbildungslehrgang findet im Verbund mit den<br />
Kreiskliniken Kirchheim-Nürtingen, dem Paracelsuskrankenhaus<br />
Ruit und der Filderklinik Bonlanden am<br />
Institut für Fort- und Weiterbildung der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Landkreises</strong> Göppingen gGmbH statt.<br />
Er erstreckt sich berufsbegleitend über zwei Jahre<br />
und umfasst 720 Stunden Theorieunterricht und<br />
2350 Stunden Praxis unter fachkundiger Anleitung.<br />
Kursleiterin ist die Diplompädagogin Karin Eisenschmid-Hirschfeld.<br />
Mit dem erfolgreichen Abschluss<br />
der Fachweiterbildung erwerben die Teilnehmer zugleich<br />
die Fachhochschulreife.<br />
Von den <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen nahmen<br />
teil: Beate Ciciera, Benjamin Barnhill, Inge Wenger,<br />
Michael Burggraf, Bennhard Seeger, Ilka Clement,<br />
Oliver Lahr, Sebastian Mrochen, Ina Schnarrenberger<br />
und Götz Oliver Steimle.<br />
Wir gratulieren allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
der Fachweiterbildung ganz herzlich!<br />
Dr. Karin Kaiser<br />
Foto: privat<br />
47
Neue Aufl age:<br />
Dr. Wilhelm Schäberle Ultraschall in der Gefäßediagnostik<br />
Seit mehr als 17 Jahren engagiert sich der Oberarzt<br />
der Allgemeinchirurgischen Klinik am Eichert<br />
Dr. Wilhelm Schäberle, in der Aus- und Weiterbildung<br />
für Gefäßdiagnostik durch Ultraschall.<br />
Inzwischen hat er rund 60 Kurse zur Farbduplexsonografi<br />
e der Gefäße in Göppingen durchgeführt, die<br />
durch die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der<br />
Medizin (DEGUM), die Kassenärztliche Bun<strong>des</strong>vereinigung<br />
und inzwischen auch durch die Deutsche<br />
Gesellschaft für Gefäßchirurgie zertifi ziert werden.<br />
In diesen Kursen wurden über 1500 Ärzte aus dem<br />
gesamten deutschen Bun<strong>des</strong>gebiet und zum Teil auch<br />
aus Österreich und der Schweiz aus- und weitergebildet.<br />
Dr. Wilhelm Schäberle ist Autor verschiedener Lehrbücher<br />
im Bereich Duplexsonographie. 2010 kam die<br />
- komplett überarbeitete und inzwischen 550 Seiten starke<br />
– dritte Aufl age <strong>des</strong> Lehrbuches „Ultraschall in der<br />
Gefäßdiagnostik“ heraus, auch in englischer Version.<br />
Das deutschsprachige Lehrbuch gilt als Standardwerk<br />
Ultraschall in der Gefäßdiagnostik<br />
Dr. Wilhelm Schäberle; 3. akt. Aufl . 2010; 537 Seiten<br />
Preis: 121,45€<br />
in der Ultraschalldiagnostik von Gefäßen. Neben der<br />
Darstellung aller gefäßchirurgisch und angiologisch<br />
bedeutsamen Gefäßerkrankungen im ultraschalldiagnostischen<br />
Bild, liegt sein Erfolgskonzept in der<br />
therapieorientierten Darstellung <strong>des</strong> Untersuchungsablaufs<br />
sowie der Bewertung im Methodenvergleich.
KlinikDialog 2012<br />
Schmerz lass nach!<br />
Moderne Konzepte zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen<br />
• Dienstag, 31.01.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />
Referenten: Prof. Dr. Matthias Fischer, Chefarzt; Dr. Wolfgang Frey, Oberarzt<br />
Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie das Schmerzteam<br />
Man(n) ist so alt wie seine Arterien<br />
Aktuelle diagnostische und therapeutische Möglichkeiten bei drohenden Gefäßverschlüssen<br />
• Dienstag, 28.02.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />
Referenten: Dr. Peter Richter, Chefarzt, Gefäßchirurgie, Klinik für Allgemeinchirurgie<br />
Prof. Dr. Stephen Schröder, Chefarzt, Klinik für Kardiologie<br />
Dr. Gerhard Rupp-Heim, Oberarzt, Institut für Radiologie und Nuklearmedizin<br />
Hilfe, die Gelenke tun weh!<br />
Mit Strahlen gegen den Schmerz<br />
• Dienstag, 08.05.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />
Referenten: Prof. Dr. Gerd Becker, Chefarzt, Klinik für Radioonkologie und Praxis für Strahlentherapie<br />
Dr. Thomas Mattes, Chefarzt, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Fachbereich Orthopädie<br />
Ein drängen<strong>des</strong> Problem: Inkontinenz – eine verkannte Volkskrankheit<br />
• Dienstag, 19.06.2012 Ort: Helfenstein Klinik, Gemeinschaftsgebäude<br />
Referenten: Dr. Theodor Dinkelacker, Chefarzt, Frauenklinik; Dr. Georg Tellinger, Oberarzt, Frauenklinik<br />
Dr. Matthias Hahn, Chefarzt, Chirurgische Klinik; Dr. Martin Barth, Chefarzt, Urologische Klinik<br />
Tumorerkrankungen im Magen-Darm-Trakt aus verschiedenen Blickwinkeln<br />
Diagnostik und Therapie, begleitende homöopathische Behandlung und psychologische Begleitung<br />
• Dienstag, 25.09.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />
Referenten: Dr. Gerhard Allmendinger, Chefarzt, Medizinische Klinik<br />
Prof. Dr. Gerd Becker, Chefarzt, Klinik für Radioonkologie und Praxis für Strahlentherapie<br />
Dr. Liesel Lais-Schweer, Praktische Ärztin/Homöopathie, Bad Boll<br />
Dr. Iris Schüle, Diplom Psychologin, Onkologischer Schwerpunkt<br />
Mann o Mann - beste Jahre, nütze die Zeit!<br />
Aktuelles über „Männergesundheit“<br />
• Dienstag, 23.10.2012 Ort: Helfenstein Klinik, Gemeinschaftsgebäude<br />
Referent: Dr. Andreas Schuler, Chefarzt, Medizinische Klinik<br />
Veranstaltungen<br />
Dem Schulter - und Nackenschmerz aktiv begegnen<br />
• Dienstag, 27.11.2012 Ort: Klinik am Eichert, Hörsaal<br />
Referenten: Prof. Dr. Christoph Ulrich, Geschäftsführender Chefarzt, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie,<br />
Fachbereich Unfallchirurgie; Iris Lasser, Oberärztin, Unfallchirurgie<br />
Ulrike Kast, Physiotherapeutin, Leiterin Therapiezentrum<br />
49
Veranstaltungen<br />
Zwischen Kompromiss und Bauchgefühl<br />
Kann ein ganz normales Standard-Computerprogramm<br />
Medium für Empfindungen, für tiefe Gefühle sein?<br />
Dr. Eduard Ohngemach, der viele Jahre in der Klinik<br />
am Eichert als Radiologe tätig war, gibt mit seiner<br />
aktuellen Ausstellung „zwischen ‚Kompromiss’ und<br />
‚Bauchgefühl’ eindrucksvolle Antworten. Er zeigt derzeit<br />
in den Räumen der Klinik für Radiologie und<br />
Strahlentherapie Bilder, die durch seinen Kontakt mit<br />
krebskranken Patienten inspiriert und am Computer<br />
erschaffen sind.<br />
Obgleich weder Psychologe noch Kunsttherapeut,<br />
gelingt es dem in Kasachstan aufgewachsenen Facharzt<br />
für Radioonkologie Menschen, die aufgrund ihrer<br />
Erkrankung in Schmerz, Sorge und Angst blockiert<br />
sind, zu öffnen. Nicht selten beginnt so der Weg in<br />
eine deutlich verbesserte Reaktion auf medizinische<br />
Therapien.<br />
Angefangen hat alles vor vielen Jahren, als Ohngemach<br />
mit „schnell gemachten Bildchen“ am PC „teils völlig<br />
versteinerte Patienten wenigstens zu einem kleinen<br />
Lächeln“ bringen konnte. „Wenn ein noch so kleiner<br />
Kontakt da ist, kann ich als Arzt viel besser helfen“,<br />
50 <strong>Kliniken</strong>-Telegraf 12/2011<br />
erklärt er. In mehreren Gesprächen mit den Patienten<br />
entstanden immer komplexere, buntere und tiefsinnigere<br />
Bilder auf seinem Monitor. „Irgendwann bin<br />
ich beinahe erschrocken, als ich feststellte: Ich male<br />
Gefühle“. Der virtuelle Pinsel, der Cursor als Stift, die<br />
Farben zum Anklicken sind für den großen Mann<br />
mit Bart und freundlich lächelnden Augen „ein gutes<br />
Medium“ – nicht zuletzt, um seinen eigenen Empfindungen<br />
aus den Begegnungen mit Krankheit, Angst<br />
und Verzweiflung Ausdruck zu verleihen.<br />
Die Bilder, die derzeit im Untergeschoss der Klinik zu<br />
bestaunen sind, tragen bedeutungsvolle Bezeichnungen:<br />
„innere Kraft“, „Gelassenheit“, „Blitze der Wissenschaft“,<br />
„Seelenschrei“ oder „vom Winde verweht“, auch<br />
Anspielungen auf Märchen und erzählte Geschichten<br />
sind oftmals in Farbe und Form verborgen. Je<strong>des</strong> Bild<br />
ist vom Kontakt mit dem Patienten inspiriert. „Das Bild<br />
ist Spiegel <strong>des</strong>sen, was ich erzählt bekomme und mit<br />
dem Menschen erlebe“, so Eduard Ohngemach, dem<br />
Kommunikation zwischen Menschen und erst recht<br />
zwischen Arzt und Patient eine Herzensangelegenheit<br />
ist. Andrea Maier<br />
Dr. Ohngemach und Bilder seiner Ausstellung in der Klinik am Eichert Foto: A. Maier
Impressum<br />
<strong>Kliniken</strong>-Telegraf Die Zeitschrift der <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen<br />
Herausgeber: <strong>Kliniken</strong> <strong>des</strong> <strong>Landkreises</strong> Göppingen gGmbH<br />
Vorsitzender <strong>des</strong> Aufsichtsrats: Landrat Edgar Wolff<br />
Geschäftsführer: Prof. Dr. Jörg Martin<br />
V. i. S. d. P. Max Radloff<br />
Die Beiträge der Autoren geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Redaktion: Sabine Braterschofsky - Zentrale Ansprechpartnerin <strong>des</strong> Marketing-Teams<br />
Ludwig Duschek - Stv. Betriebsratsvorsitzender<br />
Dr. Karin Kaiser - Leiterin <strong>des</strong> Instituts für Innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung<br />
Andrea Maier - Freie Journalistin<br />
Max Radloff - Betriebsratsvorsitzender<br />
Anschrift: Eichertstraße 3<br />
73035 Göppingen<br />
E-Mail: <strong>Kliniken</strong>-Telegraf@KaE.de<br />
Telefon: 07161 64-2302 oder 07331 23-103<br />
Layout: Max Radloff<br />
Druck: GO Druck Media GmbH & Co. KG – Kirchheim unter Teck<br />
Auflage: 5.000<br />
Erscheinen: 2 x pro Jahr - kostenfrei<br />
Internet: www.kliniken-landkreis-goeppingen.de<br />
Die Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern<br />
für das Jahr 2012 alles erdenklich Gute.<br />
Am Neujahrsmorgen<br />
Auf stillem Felde blieben<br />
Die Lichter übrig.<br />
Shiki (1867-1912)<br />
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