Fachübergreifende Zusammenarbeit - Kliniken des Landkreises ...
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K-T: Wie bitte?<br />
Allmendinger: Jeden Freitagnachmittag bin ich von Tübingen<br />
und später von Zürich nach Auendorf gefahren,<br />
hab’ Jeans und so eine blaue Arbeitsjacke angezogen<br />
und bin auf den Traktor gestiegen. Mein Vater war<br />
schon älter und die Landwirtschaft auf der Alb beschwerlich,<br />
da waren meine Eltern froh um Hilfe. Ich<br />
war immerhin der erste, der aus diesem Haus, das seit<br />
1550 von der gleichen Familie, immer vom Ältesten,<br />
bewohnt wurde, ausgebüchst war. Da war ich meinem<br />
Vater doch etwas schuldig.<br />
K-T: Welche Werte sind Ihnen als Mensch und als Arzt<br />
besonders wichtig?<br />
Allmendinger: Glaubhaftigkeit. Wahrhaftigkeit.<br />
Meine Erfahrung ist es, dass die meisten Menschen<br />
merken, wenn man ihnen gespielt gegenüber tritt. Ich<br />
erachte als wesentlich, dass man sich in meinem Beruf<br />
jedem Menschen wahrhaftig widmet. Jeder der zu mir<br />
kommt soll das Gefühl haben, dass ich ganz für ihn da<br />
bin, ohne andere Interessen nebenbei. Jeder der zu mir<br />
kommt soll sich ernst genommen fühlen, nicht schnell<br />
wieder hinaus geschoben. Es geht in unserem Beruf<br />
oft sehr hektisch zu, das macht es schwierig - gerade<br />
<strong>des</strong>halb lege ich großen Wert darauf. Dazu gehört, dass<br />
ich auch nach Jahren noch um die Anliegen eines Patienten<br />
weiß. Früher konnte ich mir alles merken, heute<br />
lese ich eben nach was ich nicht mehr erinnere. Ein<br />
Patient kennt seine Geschichte, er sollte nicht immer<br />
wieder alles von vorne erzählen müssen. Er fühlt sich<br />
besser wenn ich noch weiß was ihn bewegte, als er<br />
mir beim letzten Besuch sein Herz ausgeschüttet hat.<br />
Zu diesem Ernstnehmen gehört für mich auch, dass<br />
ich die Menschen grüße. Nicht nur meine Patienten,<br />
sondern möglichst alle, denen ich begegne.<br />
K-T: Sind Sie tatsächlich immer so, wie ein Sonnenschein?<br />
Allmendinger: (winkt lachend ab) Nein, natürlich nicht.<br />
Das sind Kleinigkeiten, die nicht viel kosten, aber gut<br />
tun. Ich möchte in der Lage sein die eigenen momenta-<br />
nen Emotionen, die<br />
selbstverständlich<br />
nicht immer rosig<br />
sind, abzulegen, um<br />
den Menschen hier<br />
im Haus das Gefühl<br />
zu geben, dass<br />
sie als Person wahr<br />
genommen werden.<br />
(Überlegt lange) Das<br />
schließt allerdings<br />
nicht aus, dass ich in<br />
meiner Position als<br />
Chefarzt Mitarbeitern<br />
auch manchmal<br />
Dinge sagen muss,<br />
die ihnen nicht gefallen.<br />
Das ist die<br />
andere Seite der Glaubhaftigkeit, die mir überhaupt<br />
nicht leicht fällt, weil sie verletzen kann.<br />
K-T: Woher nehmen Sie die Kraft, die Glaubhaftigkeit<br />
braucht?<br />
Allmendinger: Dazu gehört sicher das Glück, noch nie<br />
bewusst schmerzhaft verletzt worden zu sein. (überlegt)<br />
Nein, ich musste noch nie schwer angeschlagen<br />
aus dem Haus gehen und mich fragen, wie ich das<br />
aushalten soll.<br />
K-T: Eine Klinik wird immer auch vom Klischee erbitterter<br />
Machtkämpfe begleitet…<br />
Allmendinger: Offenbar signalisiert meine Wesensart<br />
anderen gegenüber, dass Beißen nichts bringt. Wenn<br />
das schon mal versucht wurde gelang es mir glücklicherweise<br />
bislang immer, ein neutrales Niveau zu<br />
erreichen.<br />
K-T: Sind Sie fromm?<br />
Allmendinger: Nein, gewiss nicht im üblichen Sinn.<br />
Ich bin christlich erzogen und hätte auch Theologie<br />
studieren können, aber ich wäre niemals ein „frommer“<br />
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