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Strahlenexposition durch natürliche Radionuklide im Trinkwasser in ...

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Aktivitätsverhältnis von Rn-222 und Pb-210 nach vollständigem Zerfall des Rn-222 dem Verhältnis der Halbwertszeiten<br />

der beiden Nuklide umgekehrt proportional; das bedeutet, 1 Bq Pb-210 entsteht aus 2130 Bq Rn-222. E<strong>in</strong> weiteres,<br />

<strong>im</strong> Strahlenschutz relevantes Folgenuklid des Rn-222 ist Po-210, e<strong>in</strong> Alpha-Strahler mit e<strong>in</strong>er Halbwertszeit von 138<br />

Tagen.<br />

Für das Auftreten von Pb-210 und Po-210 <strong>im</strong> Grundwasser kommt sowohl das <strong>durch</strong> zirkulierendes Wasser bed<strong>in</strong>gte<br />

Auswaschen aus dem Untergrundgeste<strong>in</strong> als auch der radioaktive Zerfall des <strong>im</strong> Wasser gelösten Rn-222 <strong>in</strong> Betracht.<br />

Von Blei- und Poloniumverb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> <strong>natürliche</strong>n Wässern wird allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Löslichkeit angenommen.<br />

Beide <strong>Radionuklide</strong> s<strong>in</strong>d häufig an organische oder anorganische Kolloide gebunden. Während Pb-210 auch lösliche<br />

Verb<strong>in</strong>dungen mit organischen Komplexen bildet und da<strong>durch</strong> Mobilität erhält, wird Po-210 wegen der bevorzugten<br />

Adsorption an Oberflächen hauptsächlich partikelgebunden transportiert oder dem Wasser entzogen [7].<br />

1.2 <strong>Strahlenexposition</strong> <strong>durch</strong> <strong>natürliche</strong> Radioaktivität <strong>im</strong> <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong> (Literaturwerte)<br />

Die <strong>Strahlenexposition</strong> der Bevölkerung <strong>durch</strong> <strong>natürliche</strong> <strong>Radionuklide</strong> <strong>im</strong> <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong> setzt sich <strong>im</strong> Wesentlichen zusammen<br />

aus der Summe der Ingestions-Folgedosen (kurz auch Folgedosis oder Ingestionsdosis), die <strong>durch</strong> die dosisrelevanten<br />

<strong>natürliche</strong>n Nuklide Ra-228, Ra-226, Po-210, Pb-210 sowie Rn-222 hervorgerufen werden, und der Inhalations-Folgedosis,<br />

die <strong>durch</strong> Inhalation von Rn-222 bed<strong>in</strong>gt ist. Während die Ingestionsdosis direkt <strong>durch</strong> die Aktivitätszufuhr<br />

der <strong>im</strong> <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong> enthaltenen <strong>Radionuklide</strong> verursacht wird, ist die Inhalations-Folgedosis auf die Erhöhung<br />

der Rn-222-Konzentration der Raumluft <strong>in</strong>folge der Nutzung radonhaltigen Leitungswassers (z. B. Duschen) zurückzuführen.<br />

Die altersabhängige Ingestionsdosis ergibt sich aus der Multiplikation der Größen Radionuklidkonzentration,<br />

<strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong>menge und Ingestions-Folgedosiskoeffizient. Die altersunabhängige radonbed<strong>in</strong>gte Inhalations-<br />

Folgedosis kann aus der Rn-222-Aktivitätskonzentration <strong>im</strong> <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong> bei Berücksichtigung der Expositionszeit, des<br />

Inhalations-Folgedosiskoeffizienten und des Rn-222-Transferfaktors Luft/Wasser abgeschätzt werden [15]. Der Transferfaktor<br />

berücksichtigt u. a. typische Werte für die Luftwechselrate des Raumes, die täglich pro Person verbrauchte<br />

Wassermenge und das Wohnraumvolumen.<br />

Mit den Aktivitätskonzentrationen aus e<strong>in</strong>er Reihe von Untersuchungsprogrammen <strong>in</strong> verschiedenen Ländern [7, 10,<br />

16, 17] lassen sich bei Berücksichtigung aller dosisrelevanten <strong>natürliche</strong>n <strong>Radionuklide</strong> mittlere Werte der Ingestions-<br />

Folgedosis für Säugl<strong>in</strong>ge und Erwachsene von ca. 20 – 50 µSv/a bzw. 5 – 10 µSv/a abschätzen, wenn man von e<strong>in</strong>er<br />

jährlichen <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong>menge von 350 Liter für Erwachsene und von 170 Liter für Säugl<strong>in</strong>ge ausgeht. Das radioaktive<br />

Edelgas Rn-222 verursacht bei mittleren Konzentrationen von 4 – 10 Bq/l neben der Ingestionsdosis zusätzlich e<strong>in</strong>e<br />

mittlere Inhalations-Folgedosis von 14 – 35 µSv/a. In Regionen erhöhter <strong>natürliche</strong>r Radioaktivität können sich Max<strong>im</strong>alwerte<br />

der Ingestionsdosis oberhalb von 500 µSv/a und 100 µSv/a für Säugl<strong>in</strong>ge bzw. Erwachsene ergeben. Die<br />

<strong>durch</strong> Rn-222 bed<strong>in</strong>gte altersunabhängige Inhalationsdosis kann auf Werte oberhalb von 3000 µSv/a ansteigen.<br />

E<strong>in</strong>e Reduzierung der <strong>Strahlenexposition</strong> <strong>durch</strong> <strong>natürliche</strong> <strong>Radionuklide</strong> <strong>in</strong> <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong> erfordert <strong>in</strong>sbesondere bei größeren<br />

Wasserwerken e<strong>in</strong>en hohen technologischen Aufwand zur Verr<strong>in</strong>gerung der Gehalte von Ra-228, Ra-226, Po-210<br />

und Pb-210 [18, 19, 20, 21]. Demgegenüber kann der Radon-Gehalt <strong>durch</strong> Belüftungsprozesse <strong>im</strong> Wasserwerk vergleichsweise<br />

kostengünstig herabgesetzt werden [22,79].<br />

1.3 Supranationale und nationale Regelungen über <strong>natürliche</strong> Radioaktivität <strong>im</strong> <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong><br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>heitliches Konzept zum Schutz der Bevölkerung vor dem aus dem Konsum von <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong> resultierenden<br />

<strong>Strahlenexposition</strong> <strong>durch</strong> künstliche und <strong>natürliche</strong> <strong>Radionuklide</strong> existiert bisher nicht. Den rechtlichen Rahmen<br />

für nationale Regelungen bilden folgende Regelwerke:<br />

WHO-<strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong>empfehlung<br />

Mit den „WHO Guidel<strong>in</strong>es for dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g water quality, second edition (1993), Vol. 1, 4. Radiological aspects“ (WHO-<br />

<strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong>empfehlung) [23a] wurde erstmals e<strong>in</strong>e Empfehlung zur Begrenzung radioaktiver Stoffe <strong>im</strong> <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong><br />

e<strong>in</strong>geführt. Auf der Grundlage e<strong>in</strong>er Dosisempfehlung („committed effective dose“) von 0,1 mSv pro Jahr für den Erwachsenen<br />

und e<strong>in</strong>es angenommenen <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong>verzehrs von 730 l pro Jahr werden Aktivitätskonzentrationen künstlicher<br />

und e<strong>in</strong>iger <strong>natürliche</strong>r <strong>Radionuklide</strong> abgeleitet; <strong>in</strong> diesem Zusammenhang werden Kalium-40 und Radon nicht<br />

betrachtet. Radiologische Grundlage ist die Akzeptanz e<strong>in</strong>es Lebenszeitrisikos von etwa 10 -4 über den <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong>verzehr<br />

bei e<strong>in</strong>em angenommen Risiko e<strong>in</strong>er Krebsmortalität von 5 % pro Sievert.<br />

Als Screen<strong>in</strong>g-Parameter für die praktische <strong>Tr<strong>in</strong>kwasser</strong>überwachung werden 0,1 Bq/l Gesamt-α- und 1 Bq/l Gesamt-β-<br />

Aktivitätskonzentration e<strong>in</strong>geführt (ohne Beitrag von Tritium). Die WHO-Guidel<strong>in</strong>es wurden 2004 überarbeitet (third<br />

edition) [23]: Die Grundpr<strong>in</strong>zipien blieben unverändert, der Parameterwert für die Gesamt-α-Aktivität wurde auf<br />

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