18.09.2015 Aufrufe

Saale-Holzland Echo - Ausgabe 3. Quartal 2015

  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.die-linke-shk.de • <strong>3.</strong> <strong>Quartal</strong> <strong>2015</strong> • HOLZLAND ECHO • Seite 3<br />

rers eine Besetzung zu finden, auf<br />

die man langfristig bauen kann und<br />

die ihren Job auch gut macht. Als<br />

Stadträtin ist mir schon aufgefallen,<br />

dass die Kathi Günther ihren<br />

Job sehr gut macht. Nachdem ich<br />

im Amt war, habe ich sie daher gefragt,<br />

ob sie für diese Stelle zur Verfügung<br />

stehen würde. Sie hat dies<br />

bejaht und macht seitdem einen<br />

super Job. Sie achtet auf wirklich<br />

jedes Detail, ist sehr streng (muss<br />

man als Kämmerin auch sein) aber<br />

immer kompromissbereit. Mit ihr<br />

an der Spitze und dadurch, dass die<br />

Verwaltung wirklich gelernt hat, zu<br />

sparen, konnte die Situation schon<br />

verbessert werden. Das geht natürlich<br />

alles nicht von heute auf morgen.<br />

Wir sind jetzt soweit, dass jedes<br />

Amt die Mittel anmeldet, dann<br />

auch darauf achtet, nicht mehr auszugeben<br />

und dann auch nur die Dinge<br />

angeschafft werden, die unmittelbar<br />

gebraucht werden. Dadurch<br />

haben wir es geschafft, drei bis<br />

vier Millionen von den allgemeinen<br />

Kredit abzubauen und auch den<br />

Kassenkredit zu reduzieren. Das ist<br />

natürlich auch der gut funktionierenden<br />

Wirtschaft zu verdanken, so<br />

dass die Steuern auch so kommen,<br />

wie wir sie im Haushalt erwarten.<br />

Wir profitieren einerseits von der<br />

guten wirtschaftlichen Lage und<br />

andererseits davon, dass alle in der<br />

Verwaltung gelernt haben, sparsam<br />

mit dem umzugehen, was zur Verfügung<br />

steht.<br />

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />

zwischen den Vereinen<br />

und der Stadt?<br />

Sie könnte besser sein. Wirklich<br />

schade ist, dass man immer wieder<br />

mit verschiedenen Thematiken und<br />

Veranstaltungen versucht, die Vereine<br />

an einen Tisch zu holen, aber<br />

leider nur wenige kommen.<br />

Liegt das an der Aktivität der<br />

Vereine, oder besteht hier kein<br />

Bedarf der Zusammenarbeit?<br />

Teils teils. Gerade die großen Vereine<br />

sind sehr aktiv, machen eine<br />

gute Kinder- und Jugendarbeit, aber<br />

jeder macht sein eigenes Ding.<br />

Vielleicht ist es auch die Kahlaer<br />

Mentalität, dass große gemeinsame<br />

Veranstaltungen nur sehr<br />

schleppend anlaufen. Ich fande das<br />

Vereinsfest vor einigen Jahren sehr<br />

gut und würde mich freuen, wenn<br />

man so etwas wieder auf die Beine<br />

stellen könnte. Wir werden weiterhin<br />

alles versuchen, um alle an einen<br />

Tisch zu bekommen.<br />

Was gibt es für Schwerpunkte in<br />

der näheren Zukunft? Was möchtest<br />

du gerne noch bewegen?<br />

Die Sanierung der schlechten<br />

Straßen, vor allem der Hermann-Koch-Straße,<br />

Schulstraße,<br />

Bachstraße -- das wären noch die<br />

großen Projekte. Der Ruf von Kahla<br />

muss unbedingt besser werden.<br />

Kahla hat viel Potential, was leider<br />

gerne übersehen wird. Die Menschen<br />

hier reden meistens auch<br />

schlechter von Kahla, als es ist.<br />

Die Innenstadt muss weiter saniert<br />

werden, aber jetzt vor allem unter<br />

der Maßgabe, eine Entwicklung<br />

anzustoßen. Was wird mit dem Einzelhandel?<br />

Die Belebung der Innenstadt<br />

ist eines der wichtigsten Themen,<br />

die aber nur langfristig und<br />

mit viel Geduld angepackt werden<br />

kann. Gastronomie und Kultur gilt<br />

es, wieder zu beleben. Wir brauchen<br />

endlich einen Flächennutzungsplan,<br />

ein Parkleitsystem und<br />

weitere Punkte. Vieles davon ist<br />

auch im Stadtentwicklungskonzept<br />

verankert, welches in vielen Bereichen<br />

mit meinen Ideen korrespondiert.<br />

Auch der Erhalt und die Sanierung<br />

des Freibades ist ein wichtiger Aspekt,<br />

den man nicht vergessen sollte.<br />

Wenn jetzt ein Investor der Stadt<br />

viel Geld zur Verfügung stellen<br />

würde, so dass die finanziellen<br />

Zwänge wegfallen. Was wären<br />

deine Wünsche?<br />

Wie eben gesagt, die Sanierung<br />

der Straßen und des Freibades. Ich<br />

hätte auch gerne eine Kehrmaschine.<br />

Das Parkplatzproblem in der<br />

Innenstadt könnte dann auch mit<br />

einem Parkhaus gelöst werden. Der<br />

Rosengarten müsste als schönes,<br />

modernes Kulturzentrum renoviert<br />

werden. Dann würden mir noch<br />

ganze viele kleine Projekte einfallen,<br />

die wir gemeinsam mit den Bürgerinnen<br />

und Bürgern entwickeln<br />

könnten.<br />

Gerade die gastronomische Situation<br />

hat sich ja eher verschlechtert<br />

in den vergangenen Jahren ...<br />

Ja leider. Der Pachtvertrag im Rosengarten<br />

läuft aus. Wir suchen<br />

auf jeden Fall nach Nachfolgern<br />

und haben auch schon Ideen. Man<br />

kann ganz viel aus diesem Gebäude<br />

machen. Hier braucht es vor allem<br />

eine bessere Bewerbung, um auch<br />

eine Nische zu finden, die von den<br />

Menschen angenommen wird. Die<br />

Lage ist eigentlich optimal. Ein Busparkplatz<br />

in der Nähe müsste noch<br />

gefunden oder geschaffen werden.<br />

Die Erhaltung des Rosengartens als<br />

kommunaler Veranstaltungsort ist<br />

mir sehr wichtig.<br />

Touristisch ist Kahla noch eher<br />

ein kleines Licht. Wie siehst du<br />

hier die Chancen, das zu verbessern?<br />

Gerade wenn man im Sommer<br />

aufmerksam den Markt beobachtet,<br />

sieht man eine nicht geringe<br />

Anzahl von Tagestouristen, die die<br />

Stadt erkunden. Vereinzelt kommen<br />

auch Reisebusse, die Kahla<br />

als Zwischenstopp ansteuern. Man<br />

merkt schon, dass da ein Potential<br />

ist. Man muss es jedoch auch nutzen.<br />

Wir möchten auch ein eigenes<br />

Stadtmarketing etablieren. Das ist<br />

natürlich von der finanziellen Lage<br />

abhängig.<br />

Die neue Landesregierung hat<br />

sich vorgenommen, eine Funktional-,<br />

Verwaltung- und Gebietsreform<br />

auf den Weg zu bringen.<br />

Kahla ist ja ein Paradebeispiel<br />

für die aktuelle Situation. Zwei<br />

Verwaltungen (Stadt Kahla und<br />

VG Südliches <strong>Saale</strong>tal) sitzen<br />

Luftlinie nur 500 meter entfernt<br />

voneinander. Wie siehst du das?<br />

Ich möchte jetzt erst einmal das<br />

Vorschaltgesetz abwarten, um Klarheit<br />

zu bekommen, was genau gewollt<br />

ist. Hier für das Umland, also<br />

für die Dörfer rundherum, muss<br />

eine sinnvolle Lösung gefunden<br />

werden. Mir würde da ein Verwaltungskonstrukt<br />

vorschweben, in<br />

dem die Stadt Kahla die Aufgaben<br />

übernimmt und die umliegenden<br />

Gemeinden mit involviert sind.<br />

Die Gemeinden müssten mit ihren<br />

Problemen gehört und beachtet<br />

werden. Auf der anderen Seite können<br />

wir gemeinsam natürlich ganz<br />

anders an Aufgaben herangehen,<br />

wenn man die Größe und die Ausstattung<br />

der Bauhöfe vergleicht:<br />

Vieles wird doppelt vorgehalten,<br />

dafür fehlt es an anderer Stelle.<br />

Gebündelt könnte man hier einen<br />

Einsparungseffekt bei gleichzeitig<br />

besserer Aufgabenbewältigung erzielen.<br />

Ich setze mich auch dafür ein, dass<br />

Kahla wieder ein Mittelzentrum<br />

wird. Mein Vorgänger hat sich in<br />

diesem Punkt leider wenig bemüht.<br />

Kahla gilt als Schwerpunkt der<br />

Neonazi-Szene im SHK. Wie hast<br />

du dich darauf eingestellt?<br />

Gleich nach Amtsantritt wurde der<br />

Thüringentag der nationalen Jugend<br />

in Kahla angemeldet und durchgeführt.<br />

Das war natürlich gleich eine<br />

sehr brenzlige Situation. Man hat<br />

gemerkt, dass die Politik der Stadt<br />

in den vergangenen Jahren dazu<br />

geführt hat, dass man in der Bürgerschaft<br />

kein Engagement gegen<br />

Rechts hat. Es wurde irgendwie<br />

geduldet, es wurde weggeschaut<br />

und damit salonfähig gemacht.<br />

Jetzt haben wir das Problem, dass<br />

ein breites bürgerschaftliches Engagement<br />

nicht vorhanden ist. Die<br />

Bürgerinitiative um Heike Döbler<br />

ist sehr stark, sie machen sehr<br />

viel, stehen aber häufig alleine da.<br />

Das politische Engagement gegen<br />

Rechts wirkt sich für Frau Döbler<br />

leider negativ auf ihre Arbeit mit<br />

der „täglich Brotinsel“ aus. Somit<br />

funktioniert leider die Einschüchterung,<br />

denn viele haben Angst, sich<br />

laut zu äußern, weil sie eben sehen,<br />

dass man dann unter Umständen<br />

angegriffen und diskreditiert wird.<br />

Ich habe jetzt versucht, in meiner<br />

Verwaltung mit Schulungen auf das<br />

Problem aufmerksam zu machen,<br />

gerade im Ordnungsamt. Was gibt<br />

es für Probleme, wie erkenne ich<br />

diese und wie geht man mit dem<br />

entsprechenden Klientel um? Das<br />

sollte jetzt innerhalb der Verwaltung<br />

klar strukturiert sein.<br />

Und wir haben jetzt im Stadtrat einige<br />

Beschlüsse gefasst. Die Verwaltung<br />

nimmt per Beschluss keine<br />

Spenden von Rechtsextremen<br />

an und stellt sich damit hinter die<br />

Spendenablehnung von Vereinen<br />

wie z.B. der „täglich Brotinsel“, die<br />

dafür viel Kritik einstecken musste.<br />

Hier steht die Stadt auch beispielhaft<br />

für andere Organisationen. Das<br />

DLRG hat sich dem angeschlossen<br />

und wird auch die Spende vom<br />

Spendenschwimmen zurück geben.<br />

Als nächstes möchte ich einen Präventionsrat<br />

gründen, um alle zu<br />

diesem Thema in einem Boot zu<br />

haben. Hierzu gehören die Kirche,<br />

die Kindergärten, Schulen, Polizei,<br />

DRK, Verwaltung und gerne auch<br />

Vereine, um das Engagement auch<br />

auf breite Schultern zu verteilen. Es<br />

gibt leider noch zu wenig Engagement<br />

in der Stadt.<br />

Zum Abschluss: Noch sind es<br />

3 Jahre bis zur nächsten Wahl.<br />

Kannst du dir denn eine weitere<br />

Amtsperiode vorstellen?<br />

Ja, sogar unheimlich gerne. Der Beruf<br />

macht mir viel Spaß, trotz aller<br />

Widrigkeiten, die sich vor allem in<br />

einer psychischen Belastung niederschlagen.<br />

Es gibt immer jemanden<br />

der das, was man entscheidet,<br />

als falsch ansieht. Oft hat man auch<br />

immer mit den Leuten zu tun, die<br />

gegen einen arbeiten.<br />

Auf der anderen Seite bekommt<br />

man dann an Stellen positives Feedback,<br />

an denen man das als letztes<br />

erwartet. Das macht Mut und motiviert<br />

mich, weiterhin für diese Stadt<br />

und vor allem die Bürgerinnen und<br />

Bürger zu arbeiten.<br />

Interview: Markus Gleichmann

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!