Saale-Holzland Echo - Ausgabe 3. Quartal 2015
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www.die-linke-shk.de • <strong>3.</strong> <strong>Quartal</strong> <strong>2015</strong> • HOLZLAND ECHO • Seite 9<br />
Leserbrief zur kommunalen Selbstverwaltung<br />
und dem Klubhaus Crossen<br />
Nach der vergangenen <strong>Ausgabe</strong><br />
bekamen wir eine Leserzuschrift<br />
mit zwei Fragen von<br />
Wolfgang Maruschky, auf die der<br />
Gefragte Mike Huster gerne antwortet.<br />
1) Ich möchte gern einmal eine<br />
Darstellung haben seitens des<br />
Landtagsabgeordneten Herrn<br />
Huster, wie man sich in ihrer Partei<br />
ihrer politischen Arbeit praktisch<br />
eine kommunale Selbstverwaltung<br />
vorstellt. Diese Aussage<br />
wäre für mich hochinteressant<br />
und ich würde sie bitten, meine<br />
Anfrage und die Antwort in ihrem<br />
nächsten Informationsblatt zu<br />
veröffentlichen.<br />
Antwort Mike Huster:<br />
Wesentlich für eine kommunale<br />
Selbstverwaltung sind engagierte<br />
Bürger, ein guter Bürgermeister<br />
und Gemeinderat. Daneben ist die<br />
Finanzausstattung enorm wichtig.<br />
Die rot-rot-grüne Landesregierung<br />
hat auf die Finanznot vieler Gemeinden<br />
schon im Jahr <strong>2015</strong> mit<br />
einem Investitionsprogramm für die<br />
Gemeinden in Höhe von über 100<br />
Millionen € reagiert.<br />
2) Herr Huster hat eine Anfrage<br />
gestellt in der alten Legislaturperiode<br />
des Landtages zum Klubhaus<br />
Crossen. Es wäre doch auch einmal<br />
hochinteressant, diese Anfrage zu<br />
veröffentlichen und nochmals das<br />
Ziel und letztendlich was erreicht<br />
worden ist, darzustellen.<br />
Antwort Mike Huster:<br />
Meine Anfrage zum Clubhaus<br />
Crossen hatte das Ziel, zu erfragen,<br />
ob seitens der Fördergeber<br />
ein Nutzungskonzept der Gemeinde<br />
abverlangt wurde. Dem<br />
war nicht so. Die Förderung mancher<br />
Gemeinschafts- und Clubhäuser<br />
steht schon lange in der<br />
Kritik.<br />
Bürgermeister Uwe Berndt bemüht<br />
sich trotz der nicht leichten<br />
Ausgangslage darum, das Haus<br />
zu beleben.<br />
Im Rahmen meiner Möglichkeiten<br />
unterstütze ich ihn dabei.<br />
Klubhaus Crossen<br />
Schon während der Bauphase war<br />
dieses Projekt sehr umstritten.<br />
Aus der Zeit gefallen: die Umstellung auf Winterzeit<br />
Die Umstellung der Sommerzeit<br />
auf Winterzeit und andersherum<br />
sorgt alljährlich für Verwirrung.<br />
Dabei ist es nicht nur die berühmte<br />
und allgegenwärtige Frage, ob denn<br />
die Uhr vor- oder zurückgestellt<br />
werden müsse, die für Verwirrung<br />
sorgt. Es ist vor allem die Frage<br />
nach Sinn und Zweck der Zeitumstellung.<br />
Die Sommerzeit wurde<br />
einst eingeführt, um mit einer besseren<br />
Tageslichtausbeute in den<br />
Abendstunden der Sommermonate<br />
Energie zu sparen.<br />
Mittlerweile gilt es als erwiesen,<br />
dass dieser Effekt, wenn es ihn<br />
überhaupt gibt, allenfalls marginal<br />
ist. Tatsächlich aber hat die Umstellung<br />
der Zeit konkrete Auswirkungen.<br />
Etwa ein Viertel der Bevölkerung<br />
Deutschlands spricht laut<br />
einer repräsentativen FORSA-Umfrage<br />
von zumindest subjektiv empfundenem<br />
Unwohlsein in den Tagen<br />
nach der Zeitumstellung. Es haben<br />
sich mittlerweile dutzende Studien<br />
und wissenschaftliche Forschungsprojekte<br />
mit den sozialen und gesundheitlichen<br />
Auswirkungen der<br />
Zeitumstellung befasst.<br />
Dabei wurden unterschiedliche<br />
Ergebnisse erzielt. Während Untersuchungen<br />
über die Häufigkeit<br />
von Autounfällen rund um die Wochenenden<br />
der Uhrumstellungen<br />
zu keinen signifikanten oder sogar<br />
zuwidersprüchlichen Ergebnissen<br />
kommen, wurde festgestellt, dass<br />
die Häufigkeit von akuten Herzproblemen<br />
und Schlafstörungen signifikant<br />
erhöht ist, vor allem bei der<br />
Umstellung von Winter- auf Sommerzeit,<br />
wenn wir alle eine Stunde<br />
weniger schlafen können. Der Effekt<br />
des Jetlags durch die Verschiebung<br />
des Biorhythmus über eine<br />
komplette Zeitzone spielt hier die<br />
entscheidende Rolle, weniger die<br />
subjektive Wahrnehmung, dass es<br />
früh plötzlich wieder länger dunkel<br />
ist. Der Körper benötigt mehrere<br />
Tage, um sich an die Umstellung<br />
anzupassen.<br />
Wenn die Zeitumstellung subjektiv<br />
als so unangenehm wahrgenommen<br />
wird und die Folgen der Zeitumstellung<br />
objektiv so nachteilig<br />
sind und auch das Argument der<br />
Energieeinsparung widerlegt ist,<br />
stellt sich die Frage, ob die Umstellung<br />
der Uhren nicht aus der Zeit<br />
gefallen ist und abgeschafft werden<br />
müsste. Diese Frage lässt sich mit<br />
einem klaren Ja beantworten. Aber<br />
was ist besser: die Winterzeit, die<br />
für unsere Längengrade die astronomische<br />
Normalzeit ist, oder die<br />
um eine Stunde versetzte Sommerzeit?<br />
Der natürliche Biorhythmus des<br />
Menschen orientiert sich am Sonnenlauf.<br />
In unserer technisierten<br />
Gesellschaft verschiebt sich der<br />
Wachzyklus der Menschen immer<br />
weiter in die Abendstunden hinein,<br />
man spricht vom sozialen Jetlag.<br />
Durch verschiedene Faktoren wie<br />
Arbeitszeiten und Freizeitgestaltung,<br />
die sich nicht symmetrisch<br />
auf die Zeit des Tageslichts aufteilen,<br />
verschiebt sich der Schlafzyklus<br />
leicht in die zweite Nachthälfte<br />
hinein. Bei etwa einem Drittel der<br />
Bevölkerung Mitteleuropas beträgt<br />
dieser „Social Jetlag“ zwei Stunden<br />
und mehr, bei zwölf Prozent liegt er<br />
sogar bei drei Stunden und mehr,<br />
so eine Studie Till Roenneberg und<br />
Thomas Kantermann. Die gesundheitlichen<br />
Risiken dieses permanenten<br />
Jetlags lägen vor allem in<br />
der Entwicklung von Adipositas<br />
und Diabetes. Die Umstellung der<br />
Uhr von Winterzeit auf Sommerzeit<br />
wirkt diesem sozialen Jetlag<br />
für die Sommermonate entgegen,<br />
weil dann der Tageslichtzyklus eine<br />
Stunde in die „Nachtzeit“ hinein<br />
verschoben wird, das Tageslicht<br />
besser ausgenutzt werden kann<br />
und für den Schlafzyklus länger die<br />
notwendige Dunkelheit herrscht.<br />
Wenn die Zeitumstellung abgeschafft<br />
würde, sollte die Sommerzeit<br />
beibehalten werden. Die Uhren<br />
nicht mehr zurück auf Winterzeit zu<br />
stellen, bedeutete faktisch einen<br />
Wechsel der Zeitzone nach Osten.<br />
In Westeuropa wird das bereits<br />
praktiziert. In Frankreich gilt wie<br />
in Deutschland Mitteleuropäische<br />
Zeit, obwohl seine geographische<br />
Lage schwerpunktmäßig westlich,<br />
in der nächsten Zeitzone, liegen<br />
müsste. In Spanien gilt ebenfalls<br />
Mitteleuropäische Zeit, obwohl es<br />
astronomisch gesehen dort zwei<br />
Stunden zeitiger sein müsste als<br />
hier.<br />
Die Vorteile der Abschaffung der<br />
Winterzeit für Deutschland lägen<br />
im sozialen und gesundheitlichen<br />
Aspekt auf der Hand. Sie hätte darüber<br />
hinaus noch weitere Vorteile,<br />
wie zum Beispiel die optimale Nutzung<br />
von Photovoltaikstrom, dessen<br />
maximale Erzeugungsleistung<br />
(vom Sonnenstand abhängig) nahezu<br />
optimal mit der maximalen Mit-<br />
tagsspitze beim Stromverbrauch<br />
(uhrzeitabhängig) übereinstimmen<br />
würde.<br />
Wenn die Forderung nach Abschaffung<br />
der Zeitumstellung diskutiert<br />
wird, sollte es also die Forderung<br />
nach Abschaffung der Winterzeit<br />
sein. Ein Alleingang Deutschlands<br />
ist allerdings nicht ohne weiteres<br />
möglich, denn die Sommerzeit<br />
wird auf EU-Ebene geregelt. Die<br />
EU-Sommerzeitverordnung regelt<br />
die einheitliche Umstellung der Uhren<br />
für sämtliche EU-Mitgliedsstaaten.<br />
Lediglich die Zugehörigkeit zu<br />
einer bestimmten Zeitzone lässt<br />
sich auf nationalstaatlicher Ebene<br />
regeln. Ohne Bruch des EU-Rechts<br />
gäbe es für Deutschland theoretisch<br />
nur eine Möglichkeit, die Zeitumstellung<br />
abzuschaffen. Hierzulande<br />
müsste durch halbjährliche<br />
Änderung des Zeitgesetzes die Zugehörigkeit<br />
der Zeitzone verändert<br />
werden, so dass die gleichzeitig<br />
EU-verordnete Sommerzeitumstellung<br />
kompensiert würde. Da diese<br />
Vorstellung eher absurd anmutet,<br />
kann diesem Thema, mit dem<br />
sich inzwischen auch das Büro der<br />
Technikfolgenabschätzung im Bundestag<br />
befasst und dem überfraktionell<br />
im Bundestag immer mehr<br />
Beachtung geschenkt wird, nur auf<br />
EU-Ebene begegnet werden.<br />
Ralph Lenkert, Bundestagsabgeordneter<br />
für den Wahlkreis Jena,<br />
Gera und den SHK. Sprecher der<br />
Fraktion DIE LINKE. in den Ausschüssen<br />
für Umwelt, Naturschutz,<br />
Bau und Reaktorsicherheit und<br />
Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.