Kontaminierte Bausubstanz - Abfallratgeber Bayern
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3<br />
16 Schadstoffe in der <strong>Bausubstanz</strong><br />
verwitterte<br />
Asbestzementplatte<br />
Belastung der<br />
<strong>Bausubstanz</strong>:<br />
– primär<br />
– sekundär<br />
– nutzungsbedingt<br />
– durch Gebäudeunterhalt<br />
– biologisch bedingt<br />
Beispiele für schwach-<br />
und festgebundene<br />
Asbestprodukte mit<br />
Asbestgehalten<br />
(Quellen der Asbestgehalte:<br />
VDI-Richtlinie 3866 Teil I<br />
und Zwiener „Handbuch der<br />
Gebäudeschadstoffe“)<br />
Schadstoffe<br />
in der <strong>Bausubstanz</strong><br />
3.1 Vorkommen<br />
Die Herkunft von Belastungen der <strong>Bausubstanz</strong><br />
durch Schadstoffe kann sehr unterschiedlicher<br />
Natur sein. Zu unterscheiden sind primäre,<br />
sekundäre und nutzungsbedingte Belastungen.<br />
Außerdem können Kontaminationen aus dem<br />
Gebäudeunterhalt und biologisch bedingte<br />
Gefährdungen vorhanden sein.<br />
Unter primären Belastungen versteht man<br />
Schadstoffe, die während des Herstellungsprozesses<br />
als Zusatzstoffe in die Baustoffe<br />
eingebracht wurden (z.B. PCB- haltige Fugenmassen)<br />
bzw. die durch die natürlichen stofflichen<br />
Zusammensetzungen bedingt sind (z.B.<br />
Asbest). Zur Verbesserung der Baustoffeigenschaften<br />
wurden insbesondere im Zeitraum von<br />
1960 bis Mitte der 80er Jahre Stoffe wie Asbest,<br />
PCB, PCP und Lindan häufig eingesetzt. Das<br />
nachfolgende Kapitel 3.2 gibt einen Überblick<br />
über Stoffe, die insbesondere im Hinblick auf<br />
die aktuellen abfallrechtlichen Regelungen als<br />
Schadstoffe einzuordnen sind.<br />
Der Begriff sekundäre Belastungen wird nicht<br />
einheitlich verwendet. Im engeren Sinn versteht<br />
man darunter die Verunreinigung eines zuvor<br />
unbelasteten Materials durch einen stark kontaminierten<br />
Baustoff. So führt das Verdampfen<br />
von PCB aus dauerelastischen Fugenmassen<br />
zur PCB-Anreicherung in der Raumluft. Die<br />
Raumluftkontamination trägt langfristig wiederum<br />
zur flächenhaften Belastung von z. B. Fußbodenbelägen,<br />
Textilien oder Holzoberflächen<br />
bei. Sekundäre Kontaminationen beschränken<br />
sich in der Regel auf die Oberflächen von<br />
Baustoffen.<br />
Schwachgebundene Asbestprodukte<br />
Spritzasbest (fast 100%)<br />
Mörtel (ca. 40%)<br />
Putze (ca. 20%)<br />
Stopfmassen (ca. 40%)<br />
Leichtbauplatten (bis 60%)<br />
Pappen (ca. 40%, nach VDI fast 100%)<br />
Schnüre, Gewebe (ca. 100%)<br />
Schaumstoffe<br />
Festgebundene Asbestprodukte<br />
Asbestzement-Produkte (AZ) (ca. 15%)<br />
(Fassadenverkleidungen, Dacheindeckungen,<br />
Trennwände, Lüftungskanäle, Fensterbänke)<br />
früher geläufige Bezeichnung „Eternit“<br />
Fußbodenplatten (Floor-Flex Platten) (ca. 15%)<br />
Kitte (ca. 3-40%)<br />
Bremsbeläge (z. B. Aufzüge)<br />
Eine weiter gefasste Definition des Begriffes<br />
sekundäre Belastungen beinhaltet auch die nutzungsbedingten<br />
Belastungen der <strong>Bausubstanz</strong>.<br />
Zu diesen gehören vor allem Verunreinigungen,<br />
die durch den Umgang mit Gefahrstoffen im<br />
Zusammenhang mit der Produktion entstanden<br />
sind. Einen Überblick über typische branchenspezifische<br />
Stoffe enthält Anhang 2 der<br />
BayBodSchVwV. Die am häufigsten nutzungsbedingt<br />
auftretenden Stoffe sind in Kapitel 3.3<br />
kurz charakterisiert. Für weitere Informationen zu<br />
nutzungsbedingten Kontaminationen wird auf<br />
die Literatur zur Altlastenbearbeitung verwiesen.<br />
Weiterhin zu beachten sind Kontaminationen<br />
aus dem Gebäudeunterhalt (Reinigung, Desinfektion,<br />
Schädlingsbekämpfung).<br />
Gebäude, die über längere Zeit dem Verfall preisgegeben<br />
werden, weisen zusätzliche biologisch<br />
bedingte Gefährdungen durch Ungeziefer<br />
(z.B. bei Verunreinigungen mit Taubenkot) und<br />
mikrobiologische Schädigungen (z. B. Schimmelbildung)<br />
auf.<br />
Ergänzende Informationen zu den wichtigsten<br />
Gebäudeschadstoffen sind in Form von Stoffdatenblättern<br />
als Anhang 6 beigefügt.<br />
3.2 Primäre Belastungen<br />
3.2.1 Asbest<br />
Aufgrund der günstigen Faser-Eigenschaften wie<br />
Nichtbrennbarkeit, chemische Beständigkeit,<br />
sehr hohe Hitzebeständigkeit, elektrische Isolierfähigkeit<br />
und hohe Elastizität sowie Zugfähigkeit<br />
wurde Asbest in mehr als 3.000 Produkten<br />
eingesetzt. Grundsätzlich ist zwischen schwachgebundenen<br />
und festgebundenen Asbestprodukten<br />
zu unterscheiden. Als Produktbezeichnungen<br />
finden sich z. B.: Internit, Promabest,<br />
it-Dichtungen, Glasal (BRD) Baufatherm, Sokalit,<br />
Neptunit, Morinol-Kitt (DDR).<br />
Die von der Fa. Eternit hergestellten Bauplatten<br />
(sogen. Eternit-Platten) waren früher (bis ca.<br />
1991) ebenfalls asbesthaltig.<br />
Spritzasbest wurde 1969 (DDR) und 1979 (BRD)<br />
verboten. 1982 folgte ein Verbot für sonstige<br />
schwachgebundene Asbestprodukte im Baubereich.<br />
Dem Ende der Herstellung von Asbestzementprodukten<br />
für den Hochbau 1991 folgte<br />
1992 das Verwendungsverbot in Deutschland.<br />
Heute dürfen asbesthaltige Erzeugnisse im<br />
Baubereich gemäß der Chemikalien-Verbotsverordnung<br />
nicht mehr in Verkehr gebracht werden.<br />
In bestehenden Gebäuden sind noch große<br />
Mengen an Asbestprodukten verbaut, die erst in<br />
Zukunft saniert werden können. Beim Rückbau<br />
Kontrollierter Rückbau / BayLfU 2003