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Kontaminierte Bausubstanz - Abfallratgeber Bayern

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44 Erkundung kontaminierter Gebäude<br />

Fenster<br />

Dachaufbau mit weißer<br />

KMF-Wolle<br />

Dachpappe auf<br />

Holzschalung<br />

Dachpappe aufgeklebt<br />

auf Trapezblech<br />

4.4.5 Fenster, Türen, Treppen<br />

Verdachtsmomente:<br />

• Anschlussfugen (PAK, PCB)<br />

• Dämmungen im Randbereich der Fenster<br />

oder im Rollladenkasten (Asbest, KMF,<br />

Teerkork)<br />

• Fensterbänke (Asbestzement)<br />

• Feuerschutztüren (Asbest)<br />

• gestrichene Metallteile (PCB)<br />

Vorgehensweise:<br />

Die Gebäudeaufnahme muss die Materialbestimmung<br />

der Fensterrahmen, Türen, Innenund<br />

Außenfensterbretter zumindest stichprobenhaft<br />

beinhalten. Häufig finden sich an diesen<br />

Bauteilen durch Verblendungen verdeckte<br />

Isolierungen oder elastische Fugenmassen.<br />

Bei Treppen ist die Art der Tragkonstruktion und<br />

der Trittstufen anzugeben. Auch bei Treppen<br />

finden sich oft dauerelastische Verfugungen.<br />

Feuerschutztüren lassen sich bei entsprechender<br />

Erfahrung des Fachgutachters nach Baualter und<br />

Typ hinsichtlich möglicher Asbestfüllungen im<br />

Türschloss und Blatt beurteilen. Eine beschädigungsfreie<br />

Beprobung ist nicht möglich.<br />

Lackfarben auf Metalloberflächen waren bis weit<br />

in die 70er Jahre oft primär PCB-haltig (Weichmacher).<br />

Bei Innenräumen mit sehr hohen PCB-<br />

Belastungen können sich auch sekundär deutlich<br />

erhöhte Gehalte ergeben. Als Farbpigmente<br />

kommen die verschiedensten Schwermetalle in<br />

Frage. In älteren Rostschutzgrundierungen ist<br />

Blei dominierend („Bleimennige“). Die Probennahme<br />

sollte (außer bei sekundären Belastungen)<br />

nach Anstrichtypen erfolgen. Eine bestimmte<br />

Farbe wird über mehrere Einzelstellen als<br />

Mischprobe durch Abkratzen beprobt. Bei Verdacht<br />

auf sekundäre Belastungen sind etwaige<br />

Staubanhaftungen vorab zu entfernen, da sie zu<br />

Ergebnisverfälschungen führen können.<br />

4.4.6 Dach<br />

Verdachtsmomente:<br />

• Dachstuhl- und Schalungsholz (PCP, Lindan,<br />

PAK, Holzschutzmittel, OCP)<br />

• Taubenkot<br />

• Hausbock und andere Holzschädlinge<br />

• Dämmungen (KMF, Teerkork/PAK)<br />

• Dachpappen (PAK), oft mehrlagig und<br />

mehrere „Generationen“, oft Voranstrich<br />

• Flachdach- und Ausgleichsschüttungen aus<br />

Schlacke (Schwermetalle, PAK)<br />

• Einblechungen aus Blei<br />

• Asbestzement-Dachplatten<br />

Vorgehensweise:<br />

Eine detaillierte Beprobung und Untersuchung<br />

des Dachstuhlholzes ist nur dann sinnvoll, wenn<br />

eine Weiternutzung des Gebäudes oder eine<br />

Wiederverwendung des Bauholzes vorgesehen<br />

ist. Beim Rückbau ist die Einstufung gemäß der<br />

„Verordnung über die Entsorgung von Altholz“<br />

(in Kraft ab Frühjahr 2003) durchzuführen. Bei<br />

der Beprobung bzw. Gebäudeaufnahme ist Holz<br />

der Altholzkategorie A I („naturbelassenes oder<br />

lediglich mechanisch bearbeitetes Altholz …“) zu<br />

dokumentieren. Generell ist Dachstuhlholz als<br />

Kategorie A IV einzustufen.<br />

Durch eine chemische Analyse lässt sich u.U.<br />

eine andere Zuordnung begründen. Eine Untersuchung<br />

kann dann sinnvoll sein, wenn entgegen<br />

der Einstufung eine Belastung mit Holzschutzmitteln<br />

nicht vermutet wird und somit bei der<br />

Entsorgung Kosten gespart werden könnten. Die<br />

große Anzahl von Holzschutzmitteln lässt sich<br />

dann am besten mittels einer Übersichtsanalyse<br />

(siehe auch Kap. 3.2.3) eingrenzen. Zur Probennahme<br />

werden oberflächennah Späne gewonnen.<br />

Je nach Art und Größe des Dachstuhls ist<br />

eine Mischbeprobung oder eine Einzelbeprobung<br />

der einzelnen Bauteile (Pfetten, Sparren,<br />

Schalung, Lattung etc.) sinnvoll.<br />

Fallen bei der Begehung des Dachstuhls große<br />

Mengen an Taubenkot auf, so ist dies zu dokumentieren.<br />

Gleiches gilt für Hinweise auf<br />

Holzschädlinge (Befall mit Hausbock oder Echtem<br />

Hausschwamm). In manchen Bundesländern –<br />

nicht in <strong>Bayern</strong> – besteht eine Meldepflicht bei<br />

der Bauaufsichtsbehörde.<br />

Innenverkleidungen sind unbedingt zu öffnen,<br />

um dahinter liegende Isolierungen zu beurteilen.<br />

Dachpappen liegen oft mehrlagig übereinander,<br />

insbesondere die ältesten, d. h. untersten könnten<br />

teerhaltig sein. Einzelbeprobungen der Dachpappen<br />

machen nur ganz vereinzelt Sinn, wenn<br />

diese Schichten voneinander trennbar sind und<br />

sehr unterschiedliche Schadstoffgehalte aufweisen.<br />

Die Dachpappen können mit dem Unterlager<br />

verklebt oder vernagelt sein. Die Trennbarkeit und<br />

insbesondere der Anteil an Restanhaftungen<br />

am Unterlager muss beurteilt werden. Dies ist<br />

besonders bei mineralischen Untergründen<br />

bedeutsam für die Entsorgungskosten.<br />

Kontrollierter Rückbau / BayLfU 2003

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