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videoThek<br />
Sasori - Jailhouse 41 Vol. 2<br />
Japan 1972<br />
Regie: Shunya Ito<br />
89 Minuten<br />
Rapid Eye Movies (aus der Reihe Nippon Classics)<br />
www.rapideyemovies.de<br />
Wow. Was? Jetzt auch noch drüber schreiben? Okay... Nunja. Heftig? Heftig.<br />
Ersteinmal zu Beginn: Für den Westeuropäer ist das schon nicht ganz so leicht<br />
verdauliche Kost. Diese brutale Langsamkeit der Schnitte, der Kameraführung.<br />
Diese Totalen. Diese krasse Story. Moment, Story? Es gibt Vergewaltigungsszenen,<br />
Entmannungen (konsequenterweise auch dieses), viel (nicht ganz so realistisches)<br />
Blut, Brutalität, fiese Grimassen und all so'n Zeuch. Gespickt mit<br />
Mystischem und Mythischem, mit kulturellen Hintergründen, die wir gar nicht<br />
kapieren können, falls wir nicht (Hallo Carsten Collenbusch!) Japanologen sind.<br />
Auch für mich, der Takeshi Kitano zu einem seinen Lieblingsfilmmacher zählt -<br />
unvergessen das so gnadenlos geniale Hana Bi, Violent Cop, Brothers, und<br />
noch so viele Outputs, bei denen "Beat" seine Finger im Spiel hat - ist der Film<br />
erst mal nur heavy. Aber es gibt da wohl eine Story, basierend auf dem ersten<br />
Film der Sasuri-Reihe: Die Hauptakteurin ist in einem äußerst brutalen Gefängnis<br />
-wohl nicht ohne Grund- untergebracht, sadistische Spiele der Gefängniswärter<br />
natürlich an der Tagesordnung. Nach einer Flucht mit anderen weiblichen<br />
Gefangenen sehen sich jene einer Katz-und-Maus-Flucht ausgesetzt, in dem<br />
die Rollen der Jäger und Gejagten nicht ganz so fix<br />
festgelegt sind. Männer werden als bedrohliche<br />
sexualtriebgesteuerte (aber auch armselige und<br />
lächerliche) Wesen dargestellt, Frauen als Objekt der<br />
Begierde, die aber nicht weniger gefährlich sind.<br />
Grenzenlose Brutalität und Erniedrigung beider<br />
Lager bestimmen die Tagesordnung.<br />
Dazwischen immer wieder surreale<br />
mythische Sequenzen, wie eingangs<br />
schon berichtet. Das alles zieht sich<br />
durch bis zum gnadenlosen Ende...<br />
Ein Film des "Sexploitaion"-Genres<br />
der 70er. Nach dem<br />
Genuss bleibt der rezensierende<br />
Betrachter erst mal ratlos zurück.<br />
Das alles mutet teilweise sehr theater-<br />
, aber auch märchenhaft an;<br />
was ist Realität, was sind Traumsequenzen,<br />
was ist zu ertragen, was geht darüber hinaus, wird aber trotz krassüberspitzter<br />
Darstellung dennoch toleriert? Oft ertappt man sich dabei, zu überlegen,<br />
ob das jetzt gerade wirklich passiert ist, sein kann. Ähnliches ist mir nur<br />
bei Michael Hanekes "Funny Games" wiederfahren, in meinen Augen nebst<br />
David Lynch's "Lost Highway" einer der heftigsten Filme, die mein Leben bisher<br />
kreuzten... Dazu ein wunderschönes Lied, das nicht sehr schmeichelhaft mit<br />
Männern umgeht, aber mit traumhaft schönen Klängen die Flucht und Taten der<br />
Frauen untermalt, sich dabei auch genug Zeit und Wiederholungen nimmt, um<br />
sich in den Kopf zu bohren. Hier gibt es keine Opfer- und keine eindeutigen<br />
Täterrolle, jeder bzw. jede übernimmt diesen Part. Selber angucken? Ja, selber<br />
angucken. Ist natürlich nicht für Jedermann/Jedefrau, interessant zwar, aber<br />
nicht ganz unproblematisch. Für Gedankenwelt, inneren Frieden und moralische<br />
Instanzen. Aber wohl unbedingt notwendig???<br />
Matthias Horn<br />
TNT - Live In Madrid<br />
(MTM/SPV)<br />
TNT sind - der Name lässt's vermuten<br />
- im klassischen Hartwurstsektor<br />
beheimatet und hier<br />
eine der besseren Bands. Mit<br />
vorliegender Live-DVD feiert<br />
sich die Band, die im Laufe ihrer<br />
inzwischen 24jährigen Karriere<br />
etliche Highlights des Melodic<br />
Hardrock-Sektors abgeliefert<br />
hat, zu guten Teilen auch selbst<br />
ab. Hierfür ließen sich Tony Harnell<br />
und seine Gefolgschaft am<br />
1. April 2006 in einem kleinen aber feinen Madrider Club nach<br />
allen Regeln der Kunst hoch leben. Apropos Harnell - der Mann<br />
am Mikro gab am Abend der Aufzeichnung sein TNT-Abschiedskonzert,<br />
was den Erwerb des Silberlings noch einmal interessanter<br />
machen dürfte. Die optische Umsetzung ist mit sechs<br />
Kameras ziemlich gelungen, und die Akustik entspricht dem,<br />
was das Auge tatsächlich sieht - abgesehen von den charakteristischen<br />
(und in der Tat schwer umsetzbaren) Chören. Die<br />
Stimmung im Publikum und auf der Bühne ist durchweg gut, die<br />
Songauswahl mit vielen Klassikern ebenfalls, Mr. Harnell's Stimme<br />
ist nach wie vor einfach beeindruckend und sogar das Solo<br />
von Saitenhexer Ronnie LeTekro fällt angenehm originell aus,<br />
so dass man sich als Hardrock-Freund am Ende nur noch fragen<br />
muss, ob man sich die DVD mit oder ohne der 82-minütigen<br />
Audio-Version des Gigs (mit identischer Setlist) besorgen<br />
soll. Einziges Manko: Es hätten sowohl ein paar Live-Tracks<br />
mehr als auch ein bisschen mehr "Bonus" sein dürfen - die zwei<br />
Mono-Livetakes aus Oslo und vom 2004er Sweden Rock sowie<br />
die Signing-Session vom 2004er Deep Impact Festival kommen<br />
gerade mal auf zehn Minuten. Dennoch ist "Live In Madrid" ein<br />
sehenswertes Dokument einer erstklassigen Melodic Hardrock-<br />
Band geworden, die es in dieser Konstellation bedauernswerter<br />
Weise wohl nicht mehr geben wird.<br />
Heavy<br />
Tokyo Drifter<br />
Japan 1966<br />
Regie: Seijun Suzuki<br />
Länge: 82 Min.<br />
Rapid Eye Movies (aus der Reihe Nippon Classics)<br />
www.rapideyemovies.de<br />
Tetsu ist ein Yakuza-Killer, dessen Syndikat aufgrund eines perfiden<br />
Ränkespiels um Immobilien, Geld und Macht, angezettelt<br />
vom finster-stylischen Yakuzaboss Otsuka, in Trümmern liegt.<br />
Der herrenlose Tetsu muss flüchten, ständig verfolgt von den<br />
Schergen Otsukas. Seine Odyssee entwickelt sich zu einer tödlichen<br />
Reise ohne Wiederkehr, und wie es sich für den japanischen<br />
Yakuza-Film der 60er Jahre gehört, ist Tetsus langer Weg<br />
mit Leichen gepflastert. Soviel zur Story von Tokio Drifter, im<br />
Verlaufe derer der Zuschauer schon mal leicht den Faden verlieren<br />
kann. Bei genauerer Betrachtung erscheint die oberflächlich<br />
vorgetragene Geschichte von Tokio Drifter aber ohnehin<br />
zweitrangig, denn Regisseur Suzuki erweckt den Eindruck, als<br />
läge seine eigentliche Intention nicht in einer stringent und<br />
schlüssig vorgetragenen Handlung. Vielmehr legt er sein<br />
Augenmerk eher auf filmische Ästhetik und natürlich das Innenleben<br />
seiner Figuren, welches er mit filmeigenen Mitteln - so<br />
scheint es zumindest - nach außen zu kehren versucht. Her-