Freiräume
Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC Ausgabe 08/2015
Querspur: Das Zukunftsmagazin des ÖAMTC
Ausgabe 08/2015
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„Nicht der Output,<br />
sondern die<br />
Wirkung zählt“<br />
INNOVATIONSPROZESSE BENÖTIGEN GEISTIGE UNVOREINGENOMMENHEIT<br />
UND PLATZ ZUM EXPERIMENTIEREN. FREIRÄUME, DIE ES ABSEITS URBANER<br />
BALLUNGSRÄUME MEIST NICHT GIBT. UM DIES ZU ÄNDERN, GRÜNDETE<br />
MARTIN HOLLINETZ OTELO (OFFENES TECHNOLOGIE LABOR), WO KINDER<br />
UND ERWACHSENE IM LÄNDLICHEN RAUM INNOVATIVE IDEEN ERPROBEN<br />
KÖNNEN. Das Gespräch führte Catherine Gottwald<br />
querspur: Das von Ihnen 2010<br />
initiierte Offene Technologie Labor,<br />
kurz OTELO, versteht sich als systematischer<br />
Freiraum, der Menschen abseits<br />
urbaner Ballungszentren kostenlose<br />
Infrastruktur für kreative und technische<br />
Aktivitäten zur Verfügung stellt<br />
und bei der Verwirklichung ihrer Ideen<br />
unterstützt. In einem Interview haben<br />
Sie OTELO einmal als Mischung aus<br />
„Jugendzentrum und Forschungslabor“<br />
bezeichnet. Gilt das auch heute noch?<br />
Martin Hollinetz: Nein. Heute würde<br />
ich OTELO weniger als Jugendzentrum,<br />
sondern mehr als „Forschungslabor<br />
für generationenübergreifende<br />
Aktivitäten“ bezeichnen. Fakt ist, dass<br />
die meisten Menschen, die ins OTELO<br />
kommen, zwischen 25 und 70 Jahre alt<br />
sind. Wir sehen das OTELO als „bürgerschaftliches<br />
Forschungslabor“, wo<br />
wir gemeinsam in partizipatorischen<br />
Prozessen an der Zukunft der eigenen<br />
Kommune arbeiten.<br />
TECHNOLOGIE ALS<br />
KUNSTFERTIGKEIT<br />
VERSTEHEN<br />
querspur: Schlummert in den Bürgern<br />
also ein bisher unerkanntes Potenzial,<br />
das in Innovationsfreiräumen, wie sie<br />
OTELO bietet, aus dem Dornröschenschlaf<br />
geweckt werden kann? Im<br />
OTELO gibt es ja keine Vorgaben<br />
bezüglich der Erreichung von Zielen …<br />
Hollinetz: Wir schaffen Rahmenbedingungen,<br />
wo wir etwas dürfen und<br />
nicht müssen. Wir sind von keinem<br />
System im Umfeld verpflichtet, für<br />
eine bestimmte Problemlösung etwas<br />
austüfteln zu müssen, für das wir<br />
im Gegenzug Geld bekommen. Unsere<br />
Legitimation ist, gemeinsam mit<br />
den Bürgern Zukunft offen und lustvoll<br />
zu entwickeln. Das ist ein Riesenprivileg<br />
und es braucht auch die Bereitschaft<br />
einer Kommune, sich das zu<br />
gönnen. So wird der Raum zum Raum<br />
für die gesamte Bevölkerung, wo jeder<br />
das Recht hat, etwas zu tun.<br />
querspur: OTELO steht also allen<br />
Menschen offen, die Lust am Experimentieren,<br />
Erfahren und Wissensaustausch<br />
haben und/oder sich inspirieren<br />
lassen wollen.<br />
Hollinetz: Technische oder andere<br />
Vorkenntnisse sind nicht Voraussetzung,<br />
um bei OTELO mitzumachen.<br />
Offenheit, Neugierde, künstlerisches,<br />
kreatives oder technisches<br />
Interesse sowie soziale Orientierung<br />
schon. „Offenes Technologie-Labor“<br />
klingt oft zu technisch. Wir möchten<br />
aber den Begriff Technologie in seiner<br />
ursprünglichen Form nutzbar machen<br />
und verstanden wissen: Technologie<br />
im griechischen Sinne von „Kunstfertigkeit“<br />
beschreibt den Prozess der<br />
Gestaltung von Natur und Umwelt.<br />
Wir verbinden diesen schöpferischen<br />
Akt mit einer Laborsituation.<br />
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