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Die biber Oktober Ausgabe

Wahlen in Wien, Politiker beim Kaffeesud lesen, Wahlgängs, Koreaner in Kroatien

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„Warum macht ihr ihnen nicht auf, ihr trägen Schnarchnasen?“<br />

„Warum sollen wir in Europa<br />

die Welt retten und all<br />

diese syrischen Flüchtlinge<br />

aufnehmen, wenn sich ihre<br />

arabischen Brüder und<br />

Schwestern im Glauben nicht<br />

um sie kümmern?“<br />

Gastkommentar von Karim El-Gawhary<br />

Fakt ist, die arabische Welt ist derzeit in<br />

der Aufnahme und Hilfe für die syrischen<br />

Flüchtlinge zweigeteilt. <strong>Die</strong> Nachbarländer<br />

Syriens, mit derzeit vier Millionen registrierten<br />

Flüchtlingen, tragen in dieser Krise eine Bürde, die<br />

jenseits der europäischen Vorstellungskraft liegt. Das<br />

kleine Jordanien hat 630.000 aufgenommen. Im kleinen<br />

Libanon ist derzeit mindestens jeder vierte Bewohner<br />

ein syrischer Flüchtling. Das wären umgerechnet<br />

auf Österreich zwei Millionen Flüchtlinge. Da wär was<br />

los am Wiener und Salzburger Hauptbahnhof. In der<br />

Türkei leben zwei Millionen Syrer. Von diesen Ländern<br />

aus betrachtet ist die europäische Flüchtlingskrise ein<br />

Flüchtlingskrislein.<br />

VERLORENE GENERATION<br />

Und gerade diese Länder, die das Gros der Flüchtlinge<br />

aufgenommen haben, fühlen sich vom Rest der Welt<br />

und auch vom europäischen Nachbarn alleine gelassen.<br />

Das UN-Flüchtlingswerk bräuchte für das laufende Jahr<br />

4,5 Milliarden Dollar, um die dortigen Flüchtlinge mit<br />

dem Nötigsten zu versorgen. Bisher wurden weniger<br />

als 40 Prozent dieser Summe eingezahlt. Das heißt<br />

konkret, dass Flüchtlingsprogramme, etwa im Libanon,<br />

zurückfahren werden müssen, zum Beispiel bei Schulprogrammen.<br />

Im Moment gehen 750.000 syrische<br />

schulpflichtige Kinder nicht zur Schule. Da geht gerade<br />

eine ganze Generation vor die Hunde, die eigentlich<br />

später ihr Land wieder aufbauen sollte. Wer heute also<br />

schreit, dass das europäische Boot voll sei, der sollte<br />

wenigsten finanziell dafür sorgen, dass das libanesische,<br />

türkische und jordanische Boot nicht untergeht.<br />

Von der Nahostregion aus gesehen ist das europäische<br />

Flüchtlingsproblem also relativ.<br />

Und doch gibt es da auch jenen zweiten Teil der<br />

arabischen Welt, der sich bisher aus der Flüchtlingskrise<br />

fein herausgehalten hat. Ausgerechnet die ölreichen<br />

Golfstaaten nehmen keine Flüchtlinge auf. Wenngleich<br />

/ POLITIKA / 13

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