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jahre zur 68er-Bewegung. Die<br />
Zeitzeugen aus der betreffenden<br />
Generation (unter anderen sprach<br />
Claus Dieter Krohn – Sozialisationsvariablen<br />
Jugendbewegter<br />
in den fünfziger Jahren – über<br />
bündische Cuttercrew und Jazzkellerszene,<br />
Hermann Korte<br />
über Tod der Jungenschaft? Die<br />
Studentenbewegung als Zäsur)<br />
bezeugten eher, dass ihre Gruppen<br />
„Gemischtwarenläden“ waren, dass<br />
politisches Engagement individuell<br />
und außerhalb des Gruppenlebens<br />
stattfand oder dass sich die Gruppen<br />
spalteten, wenn es darum ging,<br />
sich politisch zu positionieren oder<br />
gar zu engagieren.<br />
Andererseits wies Detlef Siegfried<br />
darauf hin, dass es außerhalb der<br />
jugendbewegten Szene „Selbsterziehungsgruppen“<br />
gab. Damit<br />
relativierte er das Thema „Selbsterringung“.<br />
Wie es nicht anders zu<br />
erwarten war, gab es zu „Neunzehnhundertachtundsechzig“weitere<br />
bemerkenswerte Erkenntnisse:<br />
§ Detlef Siegfried hob die<br />
Suche der Nachkriegsgeneration<br />
nach einem Dritten Weg<br />
als Ausweg aus der Ost-West-<br />
Polarisierung hervor. Politisch<br />
suchte man nach einer Sym-<br />
biose von Sozialismus und<br />
Demokratie zur Überwindung<br />
von Kapitalismus und östlicher<br />
Kommandowirtschaft.<br />
Kulturell war die Musik das<br />
wichtigste Ausdrucksmittel<br />
und Vehikel nichtverbaler<br />
Gesellschaftskritik. Die Waldeck-Festivals<br />
zeigten dies wie<br />
in einem Brennglas auf.<br />
Doch nicht primär die Texte<br />
verbanden, sondern der<br />
Sound von Rock ‚n‘ Roll und<br />
Beatmusik, der „subverbal<br />
links verortet“ war, und dies<br />
transnational. – Der Alltag<br />
der fünfziger und sechziger<br />
Jahre war gekennzeichnet<br />
durch den wachsenden Wohlstand,<br />
woraus sich ein Streben<br />
nach aktiver Partizipation<br />
ergab.<br />
Als wichtige Schrift wurde<br />
mehrfach der von Diethart<br />
Kerbs herausgegebene Sammelband<br />
„Die hedonistische<br />
Linke“ (1971) genannt.<br />
§ Tom Schroeder schilderte<br />
als Beteiligter in Wort und<br />
Film die Waldeck-Festivals,<br />
insbesondere ihre Schlussphase<br />
1968 und 1969, als das<br />
Schlagwort von den in die<br />
… achtundsechzig<br />
Bild oben: Archivarin Susanne Rappe-Weber<br />
Foto: molo<br />
Bild links: Detlef Siegfried (l.) und Alfons<br />
Kenkmann Foto: molo<br />
Ecke zu stellenden Gitarren in<br />
Umlauf kam.<br />
§ Jürgen Reulecke sprach<br />
darüber, wie sich die Älteren<br />
innerhalb der Freischar, etwa<br />
der Freideutsche Kreis, zu<br />
den Jüngeren verhielten, die<br />
sich in den sechziger Jahren<br />
politisch links engagierten:<br />
Sie fühlten sich herausgefordert,<br />
nicht abgestoßen.<br />
Sie hofften auf konstruktive<br />
neue Ansätze bei den Jungen,<br />
verteidigten sie, etwa gegenüber<br />
heftigen Einsätzen der<br />
Polizei, wollten sich zu den<br />
Jungen hin öffnen. Z.B. bei<br />
ihrem Hamburger Konvent<br />
1969 In Unruhe leben mit<br />
dem Referenten Walter Jens.<br />
Sie bescheinigten den Jungen<br />
nachgeholten Ungehorsam,<br />
Bekämpfung der Werte der<br />
Väter. Selber mussten sie sich<br />
vorhalten lassen, zur Generation<br />
der Nazis zu gehören, am<br />
Dritten Reich beteiligt gewesen<br />
zu sein; zwar viel gelitten<br />
zu haben (Krieg, Gefangenschaft<br />
etc.), aber keine Antwort<br />
auf ihre Verstrickung in<br />
den Faschismus gefunden zu<br />
haben.<br />
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