03.11.2015 Aufrufe

zds#19

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

am wall<br />

Fr, 1.12 Uhr<br />

Hillmannsplatz,<br />

Sparkassen-Filiale<br />

Ein Dutzend Menschen steht vor<br />

dem Außenautomat Schlange.<br />

Die beiden Automaten im geöffneten<br />

Innenbereich sind leer.<br />

1.20 Uhr<br />

Herdentor, Eingangsbereich<br />

des „Tower Musikclubs“<br />

Schnell noch Zigaretten kaufen ist<br />

nicht: Auch vor dem Kiosk steht<br />

eine Schlange. Den Verkäufer hält<br />

das nicht davon ab, mit einer Gruppe<br />

Frauen zu flirten.<br />

1.30 Uhr<br />

Wallanlagen, Höhe Herdentor<br />

Ein Mann stützt seine Freundin, die<br />

deutlich betrunken ist. Auf ihren<br />

High Heels kann sie keinen geraden<br />

Schritt mehr machen.<br />

1.50 Uhr<br />

Ende der Katharinenpassage,<br />

Eingang „NFF Club“<br />

Schon zehn Minuten Wartezeit<br />

an der Tür. „Einlassstopp, Laden zu<br />

voll“, ruft der Türsteher.<br />

reportage<br />

×<br />

„Du willst<br />

29<br />

SCHNAPP<br />

SIE DIR<br />

Genug getrunken. Genug getanzt.<br />

doch jetzt<br />

nicht alleine<br />

und zu Fuß<br />

nach Hause<br />

gehen?“,<br />

tadelt der<br />

Türsteher.<br />

„Wird schon<br />

klappen“,<br />

sage ich.<br />

Jetzt auf schnellstem Weg<br />

nach Hause – durch die Wallanlagen?<br />

Ein Erfahrungsbericht<br />

Text: Wiebke Plasse<br />

Fotos: Dave Scirocco<br />

Die Musik schallt aus den Boxen, die<br />

Stimmung ist auf dem Höhepunkt. Ein<br />

Flirt hier, ein Tanz dort. Langsam lässt<br />

meine Lust nach. Auch meine Freundinnen<br />

haben sich aus dem Staub gemacht: Nur<br />

eine von ihnen kann ich von meinem Platz<br />

aus noch beobachten. Sie unterhält sich<br />

angeregt mit einem Fremden, der verzweifelt<br />

ihren Körperkontakt sucht. Heute<br />

Nacht wird sie zu ihm nach Hause gehen<br />

– das lässt ihr Blick verraten. Ich schaue<br />

gelangweilt in die Gesichter der tanzenden<br />

Menge: Sie sind schön. Sie strahlen und<br />

lachen. Doch scheint das Licht ihnen direkt<br />

in die Augen, verschwimmt die Illusion:<br />

rote Augen, tiefe Augenringe, verwischtes<br />

Make-up. Der Alkohol fließt in großen<br />

Mengen in die durstigen Hälse der nimmersatten<br />

Nachtmenschen. Ein neues<br />

Lied, laut schreit der DJ durch sein Mikro.<br />

Die Tanzfläche füllt sich, von allen Seiten<br />

kommen Leute wie auf Befehl aus ihren<br />

Ecken. Sie stürmen an mir vorbei,<br />

schubsen, drängeln, um den besten Platz<br />

auf der Tanzfläche zu bekommen. Ein<br />

High-Heels-Absatz platziert sich genau<br />

auf meinem Fuß – autsch! Ich habe genug.<br />

Ich will nach Hause!<br />

„Süße, ich hau ab. Meld dich, wenn was ist.<br />

Kuss“. Schnell raus. Hunger stillen, noch<br />

ein wenig chillen, dann ins Bett. Ich<br />

schaue an mir herunter: Rock, Pumps, ein<br />

T-Shirt. Besonders elegant ist das nicht,<br />

„normal“, würde ich sagen. Schick macht<br />

sich hingegen die riesige Laufmasche am

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!