grünvoll.de - Herbst/Winter 2015

Gutes tun und darüber reden!
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CSR ist nicht alleine für Großbetriebe
geeignet, sondern auch für den
Mittelstand
Sich als Unternehmen mit sozialen Projekten und
nachhaltigem Wirtschaften profilieren? Das ist
doch nur etwas für Großunternehmen! Diese Sichtweise
ist im Mittelstand häufig anzutreffen. Doch
stimmt das so? Dass der Mittelstand und auch
Kleinunternehmen solche Projekte ebenfalls mit
Gewinn umsetzen, belegen inzwischen zahlreiche
Beispiele. Es gehört allerdings Wissen zur Umsetzung
dazu.
Sicher, Großunternehmen verfügen über ausreichende
Ressourcen, um ökologische oder soziale
Projekte aufzubauen und Ergebnisse über ihre PR-
Abteilungen in die Medien zu bringen. Dies schafft
Bekanntheit und prägt ein positives Image. Konzerne
tauchen immer wieder mit ihren ökologischen
oder sozialen Projekten in den Schlagzeilen
auf. Viele von ihnen arbeiten mit eigenen Nachhaltigkeits-
oder CSR-Abteilungen. CSR steht für Corporated
Social Responsibility. Dies ist ein Konzept,
dem zufolge Unternehmen und Organisationen die
Verantwortung für die Folgen übernehmen, die ihr
Handeln auf die Umwelt und auf die Gesellschaft
hat. Negative Folgen sollen minimiert und mit CSRgerechten
Projekten positive Effekte erzielt werden.
Die großen Kapitalgesellschaften haben CSR weitgehend
eingeführt. Dieses Instrument ist aber auch
für den Mittelstand interessant, denn es verhilft zu
einem guten Image und begrenzt Risiken. Allerdings
stehen kleinen Unternehmen kaum die Mittel
und Möglichkeit der Konzerne zur Verfügung: Eine
eigene CSR-Abteilung aufzubauen ist für Mittelständler
in der Regel nicht darstellbar, und häufig
fehlen dazu auch die Kompetenzen.
Gleichwohl, es gibt sie, die CSR-Projekte im Mittelstand.
Da ist beispielsweise der Handwerker, der
zwei seiner wichtigsten betrieblichen Probleme mit
einem sozialen Projekt löst: Die Gewinnung von
Auszubildenden und von Kunden. Er bietet einer
benachbarten Schule kostenlos eine Aktion zur
Schulrenovierung an. Dazu stellt er Materialien und
sein Know-how zu Verfügung. Die Arbeiten führen
Schülerinnen und Schüler unter seiner Anleitung
aus, und zu dieser Aktion wird die lokale Presse
eingeladen.
Das Ergebnis: Die Beobachtung der Schülerinnen
und Schüler bei der Arbeit zeigt, wer für einen Ausbildungsplatz
geeignet ist – das Projekt wird sozusagen
zum Assessment-Center im Minipraktikum.
Der Handwerker kann Jugendlichen, die
ihm geeignet erscheinen, gezielte Ausbildungsangebote
machen. Zudem machen sich die Jugendlichen
auf diese Weise mit Ausbildungsberufen
vertraut, die sie sonst vielleicht übersehen hätten.
Die Schule wiederum bekommt nahezu kostenfrei
eine Renovierungsaktion, und die Presseberichte
darüber schaffen Sichtbarkeit und Attraktivität bei
der Kundschaft: Ein Win-Win- Geschäft für alle Beteiligten.
Dies ist eine gelungene Umsetzung von
CSR, denn hier verbindet sich eine von der Bevölkerung
positiv bewertete Maßnahme mit konkreten
Unternehmenszielen.
Verschiedene große Unternehmen haben dies aufgegriffen,
und sie beziehen ihre Personalabteilungen
inzwischen aktiv in ihre CSR-Strategie mit ein.
Angehende Manager oder andere Führungskräfte
schicken sie beispielsweise für eine Woche in soziale
Einrichtungen. Die sozialen Betriebe bekommen
so kostenlose Unterstützung etwa bei
Malerarbeiten oder in der Betreuung von Suchtkranken
oder Flüchtlingen.
Die Führungskräfte wiederum setzen sich während
ihres Einsatzes mit sozialen Themen auseinander.
Sie lernen eigene Grenzen kennen, stärken ihre soziale
Kompetenz und Empathie, und sie verbessern
ihre Kommunikationsfähigkeiten. Außerdem sensibilisiert
die Teilnahme an solchen Projekten die
Führungskräfte für die Schicksale anderer Menschen
– eine Fähigkeit, die gerade für Führungskräfte
äußerst hilfreich ist.
Die Wirtschaft ist diesen Weg anfangs allerdings
nicht ganz freiwillig gegangen. Zwei Ursachen
haben diese Entwicklung besonders vorangetrieben:
Einerseits mussten zahlreiche Unternehmen in der
Vergangenheit auf imagebeschädigende Skandale