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Zoë 04/15

Gesundheit, Freude & Zeitgeist für Menschen mitten im Leben

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Das Falsche perfekt zu<br />

machen ist perfekt falsch“,<br />

mahnt Prof. Dr. Michael<br />

Braungart bei seinem Vortrag am<br />

Future Day in Wien immer wieder und<br />

bringt zum Thema Müllvermeidung<br />

einen drastischen Vergleich: „Es ist so,<br />

wie wenn man sagt: ‚Dann schlage ich<br />

jemanden nur noch fünf statt zehn<br />

Mal an Tag‘.“ Eine ökologische Lösung<br />

kann seines Erachtens nur darin liegen,<br />

gleich von Anfang an intelligent zu<br />

produzieren, und seine Argumente<br />

sind mehr als überzeugend. „Wir bringen<br />

heute mehr Schildkröten, Wale<br />

und Robben durch Plastik um als<br />

durch irgendetwas sonst. In einem Vogelmagen<br />

haben wir bis zu 600 Stück<br />

kleine Plastikteilchen gefunden – kann<br />

ich da mit einer Reduktion um zehn<br />

Prozent irgendetwas bewirken? Das<br />

wird in China in Sekunden ausgeglichen“,<br />

verdeutlicht Michael Braungart.<br />

Und Beispiele hat er noch genug auf<br />

Lager: „Allein in Kinderspielsachen<br />

wurden 600 giftige Stoffe entdeckt.<br />

Ob Holzspielsachen oder Plastikzeug<br />

– es ist nicht für Kinder gemacht. Es<br />

ist so gemacht, dass es billig ist. Ein<br />

anderes Beispiel ist Toilettenpapier.<br />

Ein Kilo Recycling-Toilettenpapier<br />

ent hält so viel Kohlenwasserstoff, dass<br />

30 Millionen Liter Wasser über den<br />

Grenzwert belastet werden. Nichts in<br />

dem Papier, weder die Aufheller noch<br />

die Hilfsstoffe, wurden jemals für<br />

biologische Kreisläufe gemacht. Und<br />

wenn man heute einen Park- oder<br />

Kassenzettel angreift, nimmt man so<br />

viel Schadstoffe auf, dass diese in der<br />

Muttermilch direkt nachweisbar sind.<br />

Autoreifen werden mittlerweile mit<br />

mehr als 500 Chemikalien hergestellt.<br />

Früher lag der Gummi auf der<br />

Straße, das war schon dumm genug,<br />

aber durch die ,tolle Verbesserung‘<br />

wird er jetzt eingeatmet. Wir verlieren<br />

durch Feinstaub drei bis fünf Jahre<br />

Lebenserwartung im Durchschnitt<br />

in Österreich und das ist viel mehr<br />

als durch Alkohol. Die Latexallergie<br />

kommt auch nicht durch Kondome,<br />

sondern durch das Einatmen von<br />

Latex. Wir brauchen also unschädliche<br />

Verbrauchsgüter, die vollständig<br />

biologisch abgebaut werden können,<br />

und Gebrauchsgüter, die sich sinnvoll<br />

recyceln lassen. Wir müssen nicht<br />

weniger produzieren, sondern verschwenderisch<br />

und in technisch und<br />

biologischen Kreisläufen denken – mit<br />

der Natur als Vorbild. “<br />

Alles ist nützlich –<br />

es gibt keinen Müll<br />

Die Zukunft der Ökologie ist blau statt<br />

grün. Bei der neuen Denkweise der<br />

„blue economy“ gibt es weder Abfälle<br />

noch Gifte, sondern nur Rohstoffe.<br />

In diesem Sinne hat Michael Braungart<br />

in Zusammenarbeit mit William<br />

McDonough die Cradle-to-Cradle-<br />

Methode (C2C) entwickelt, die eine<br />

ökologisch-industrielle Revolution<br />

darstellt. Bei der Cradle-to-Cradle-<br />

Methode (von der Wiege in die Wiege)<br />

werden alle Produkte, die beim Gebrauch<br />

verschleißen, ob Bremsbeläge,<br />

Kleidung, Sitzflächen, Schuhsohlen<br />

oder Waschmittel, für den biologischen<br />

Kreislauf gemacht, sodass sie<br />

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