1-2016
Zeitschrift für Elektro-, Gebäude- und Sicherheitstechnik, Smart Home
Zeitschrift für Elektro-, Gebäude- und Sicherheitstechnik, Smart Home
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Editorial<br />
Ing. Frank Sichla<br />
Braucht das Smart Home einen<br />
Breitband-Internet-Anschluss?<br />
Das smarte Zuhause liegt immer noch voll im Trend. Man spricht sogar von einem<br />
bevorstehenden Durchbruch, und das Prüfungs- und Beratungsunternehmen<br />
Deloitte prognostiziert, dass sich die Anzahl der Smart Homes in den kommenden<br />
Jahren auf eine runde Million verdreifachen wird.<br />
Diese Hochstimmung schlägt sich natürlich in den Medien wider. So lese ich in<br />
einem Editorial: „Anwendungsbereiche vernetzter Technologien gibt es im Smart<br />
Home viele. Im Mittelpunkt stehen die Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität, die<br />
Sicherheit und die effiziente Energienutzung im privaten Zuhause.“<br />
Stimmt! Wohnqualität, Sicherheit und Energieeffizienz – das sind die drei<br />
Anwendungssäulen, auf denen die Idee vom Smart Home beruht. Wenngleich<br />
auch festzustellen ist, dass sich die Mehrwert-Spielräume hier in Grenzen halten,<br />
sofern diese die ökonomische Vernunft diktiert. Doch Wohnungen und Wohnhäuser<br />
können natürlich auch Status-Objekte sein...<br />
Nachdenklich stimmte mich der nächste Satz: „Die Funktionen benötigen jedoch<br />
einen schnellen und zuverlässigen Fernzugriff auf die Haustechnik.“ Fernzugriff in<br />
punkto Wohn- und Lebensqualität im eigenen Zuhause? Da kann ich mir zunächst<br />
nur den Befehl zum Hochfahren der Heizung vorstellen, wenn der Bewohner (etwa<br />
berufsbedingt) zu variablen Tageszeiten dort eintrifft. Fernzugriff und Sicherheit?<br />
Wer möchte schon eine gut gesicherte Wohnung noch zusätzlich aus der Ferne<br />
überwachen? Fernzugriff auf die Heizungsanlage, den Energieverbraucher Nummer<br />
1? Was soll das bringen, wenn diese bereits optimal zeitprogrammiert wurde?<br />
Leider finde ich nicht eine konkrete Antwort auf meine Fragen. Deshalb weite<br />
ich die Suche aus. Hilfreich scheint der Bericht über die Vernetzung eines Tesla-<br />
Automobils mit dem Smart Home System von digitalSTROM. „Dabei können laut<br />
Hersteller viele praktikable Anwendungen entstehen,“ heißt es. Und: „Das Beispiel<br />
verdeutlicht die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Vernetzungstechnologie<br />
... über starke, offene Schnittstellen.“ Konkrete Beispiele: „Ihr Garagentor kann<br />
zukünftig vollautomatisch funktionieren. Durch die Verbindung zum Wagen<br />
öffnet und schließt es sich ganz von allein. Weitere Aktionen, wie automatische<br />
Heizungsregelung, wenn Sie nicht zuhause sind, Anwesenheitssimulation oder<br />
automatisiertes Licht auf der Einfahrt, wenn es dunkel wird und Sie noch auf dem<br />
Nachhauseweg sind – problemlos umsetzbar.“<br />
Doch soll der Wegfall des Drucks auf den Knopf des Garagenöffners ein echter<br />
Fortschritt sein? Und ja richtig, meine Heizung funktioniert automatisch, auch<br />
wenn ich nicht zuhause bin. Wozu also Fernzugriff? Und wieso benötigen alte Hüte<br />
wie Anwesenheitssimulation und automatische Lichteinschaltung plötzlich das<br />
Internet? Lohnt sich dafür ein 17-Zoll-Display im Auto? Lohnt sich die Investition<br />
in entsprechende Technik im Smart Home? Und vor allem: Lohnt es sich, meine<br />
Zuhause über offene IP-Schnittstellen vermutlich durch Hacker angreifbar zu<br />
machen? Da bleibe ich skeptisch!<br />
Um nicht falsch verstanden zu werden: Der erklärte konsequente Ausbau der<br />
Breitbandnetze in Deutschland ist sicher zu begrüßen. Schnelles Internet bedeutet<br />
bequemes Surfen und ermöglicht das Internet der Dinge. Doch gehört auch die<br />
Smart-Home-Technik ins Internet? Dieser Frage werde ich weiterhin kritisch<br />
nachgehen.<br />
Ing. Frank Sichla, Redaktion Haus + Elektronik<br />
Haus + Elektronik 1/<strong>2016</strong> 3<br />
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