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unter den nationalen Machtverhältnissen in erster Linie die politische Stellung und der politische<br />

Einfluss zwischen dem alten Regime und den politischen Vertretern der Opferseite verstanden<br />

wird, allerdings unter Berücksichtigung der Rolle und des Einflusses des Militärs und<br />

der Zivilgesellschaft. Von besonderer Relevanz ist gerade im Hinblick auf die gesellschaftliche<br />

Brisanz, inwieweit das vorausgegangene Regime die Aufklärung der Vergangenheit beeinflussen,<br />

wenn nicht sogar behindern kann. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Entscheidung<br />

für einen solchen TJ-Mechanismus mit einer relativen Machtbalance zwischen altem Regime<br />

und Opposition verbunden ist, da Wahrheitskommissionen häufig aus verhandelten Vereinbarungen<br />

entstehen (Chapman/Ball 2001: 12). Das Machtverhältnis gilt es genauer zu untersuchen.<br />

Dabei stehen nicht nur die einzelnen Seiten im Interesse dieser Arbeit, sondern auch, ob<br />

die allgemeinen Machtverhältnisse im Mandat widergespiegelt werden. Das Mandat, welches<br />

sozusagen das Gründungsdokument einer Wahrheitskommission bildet, entsprechend die Arbeit<br />

dieser beschränkt als auch gleichzeitig ermöglicht, stellt dahingehend eine gute Möglichkeit<br />

dar, potenzielle Einwirkungen widerzuspiegeln und erforschen zu können. Neben einer<br />

theoretischen Ausarbeitung von Kriterien für die Bestimmung dieses Einflusses soll darüber<br />

hinaus eine Anwendung auf die Realität erfolgen. Dazu wird ein Vergleich zwischen der Comisión<br />

Nacional de Verdad y Reconciliación in Chile und der Truth and Reconciliation Commission<br />

von Südafrika angestellt. Damit verbunden ist die Überlegung, dass weitere Faktoren<br />

die entsprechenden Machtverhältnisse und letztendlich die Aufarbeitung beeinflussen, von denen<br />

einer durch einen Vergleich herausgestellt werden soll. Diese Arbeit beruht auf einer qualitativen<br />

Vorgehensweise. Dennoch ermöglicht sie durch ihre vergleichende Perspektive erste<br />

Ähnlichkeiten und Unterschiede der beiden ausgewählten Fallbeispiele aufzuzeigen und Rückschlüsse<br />

zu ziehen bzw. Schlussfolgerungen zu treffen.<br />

Zur Beantwortung der Fragestellung wird deshalb in einem ersten Teil der Arbeit der relevante<br />

theoretische Hintergrund von Wahrheitskommissionen dargestellt, d.h. die Erläuterung<br />

des Begriffs „Wahrheitskommission“, der Forschungsstand sowie die hier angewendete theoretische<br />

Perspektive und die zu analysierenden Kriterien des Mandats. In einem zweiten Teil<br />

werden dann die genannten Fallbeispiele in Bezug auf die Fragestellung untersucht. Nach einer<br />

kurzen Darstellung des historischen Hintergrunds, auf dem diese Wahrheitskommissionen<br />

sozusagen beruhen, werden in einem weiteren Schritt die jeweiligen Machtverhältnisse analysiert<br />

und das Mandat der Wahrheitskommission anhand der entwickelten Kriterien untersucht.<br />

In einem abschließenden Fazit werden die Ergebnisse der Fallbeispiele zusammengeführt und<br />

zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragestellung herangezogen.<br />

Theoretischer Teil: Wahrheitskommissionen<br />

Der erste Teil dieser Arbeit soll den theoretischen Unterbau für die daran anknüpfende Analyse<br />

der Fallbeispiele zur Beantwortung der oben genannten Fragestellung liefern. Dazu wird in einem<br />

ersten Schritt der Begriff der Wahrheitskommission und die dahinter stehende Einrichtung<br />

erläutert sowie daran anschließend der Forschungsstand, der mit der Fragestellung verbunden<br />

ist, dargelegt. Schließlich werden das hier aufgegriffene theoretische Verständnis, die Analysekriterien<br />

des Mandats und die zu untersuchenden Hypothesen vorgestellt.<br />

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