Blasmusik-in-Tirol-2-2014
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schwerpunkt flöte<br />
Die Querflöte<br />
MK Jerzens<br />
Die Flöte gehört zu den uralten und heiligen Musik<strong>in</strong>strumenten der Menschheit.<br />
Sie wurde <strong>in</strong> der Neuzeit durch die Anbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>es Klappenmechanismus voll<br />
chromatisiert, blieb aber natürlicherweise e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Melodie<strong>in</strong>strument.<br />
Flöten s<strong>in</strong>d Blas<strong>in</strong>strumente mit am Rohr<br />
angebrachten Grifflöchern zur Erzeugung<br />
unterschiedlich hoher Töne. Das<br />
Urphänomen der kl<strong>in</strong>genden Tonsäule fand<br />
<strong>in</strong> der „Panflöte“ – der „Syr<strong>in</strong>x“ der Griechen<br />
– e<strong>in</strong>e erste <strong>in</strong>strumentale Anwendung. Die<br />
nächste Stufe der Entwicklung stellten Flöten<br />
dar, die mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Rohr auskamen,<br />
dafür aber Grifflöcher aufwiesen, durch welche<br />
die schw<strong>in</strong>gende Luftsäule verkürzt werden<br />
konnte. Man unterscheidet Schnabelflöten und<br />
Querflöten. In Ch<strong>in</strong>a kennt man die Flöte seit<br />
2700 vor Christus. Zunächst bestand sie aus<br />
Knochen, Schilf, Bambus oder Weide, später aus<br />
Holz, Metall und sogar Glas.<br />
Schnabelflöten oder Längsflöten s<strong>in</strong>d aus<br />
Holz, haben ihren Namen vom schnabelartigen<br />
Mundstück und s<strong>in</strong>d im Abendland seit dem<br />
11. Jahrhundert nachgewiesen. Die Blockflöte<br />
– e<strong>in</strong>e Schnabelflöte – war ab etwa 1400 vorherrschend,<br />
später auch im Orchester. Um 1750<br />
wurde sie von der Querflöte, der Traversflöte,<br />
verdrängt. Die Blockflöte ist <strong>in</strong> Sopran-, Alt-,<br />
Tenor- und Bassstimmung auch heute sehr beliebt,<br />
vor allem <strong>in</strong> der frühen Musikerziehung.<br />
Viele <strong>Blasmusik</strong>anten werden als K<strong>in</strong>d auf der<br />
Blockflöte begonnen haben. In der Szene Alter<br />
Musik gibt es herausragende Virtuosen auf der<br />
Blockflöte, da ist ke<strong>in</strong>e Rede mehr von e<strong>in</strong>em<br />
wenig modulationsfähigen Klang. In der <strong>Blasmusik</strong><br />
spielt die Blockflöte mit ihrem zarten<br />
Klang im Gegensatz zur Querflöte ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Die Querflöte setzt sich durch<br />
Die Querflöte, die <strong>in</strong> der <strong>Blasmusik</strong> das höchste<br />
Register stellt, kam vom Orient nach Deutschland<br />
und war ab dem 12. Jahrhundert als „deutsche<br />
Flöte“ <strong>in</strong> Europa im E<strong>in</strong>satz. Die Tonerzeugung<br />
erfolgt durch Anblasen der Kante e<strong>in</strong>es<br />
seitlich angebrachten Anblaslochs. Durch<br />
Überblasen ist außer dem Grundton der zweite<br />
bis fünfte Oberton erreichbar. Die mit Klappen<br />
versehenen Grifflöcher der modernen Flöte erschließen<br />
zusätzlich die chromatische Reihe von<br />
h bis c4 und darüber.<br />
Die Querflöte ist <strong>in</strong> besonderem Maß das<br />
Flöten<strong>in</strong>strument der polyphonen Musik geworden.<br />
Die Renaissance-Traversflöte ist e<strong>in</strong>teilig<br />
zyl<strong>in</strong>drisch und weit mensuiert wie die<br />
Blockflöte. Die barocke Traversflöte ist umgekehrt<br />
konisch und mehrteilig, das Holz an den<br />
Stoßstellen manchmal mit R<strong>in</strong>gen aus Elfenbe<strong>in</strong><br />
Fotos: Wolf<br />
verstärkt. Im 18. Jahrhundert war das Instrument<br />
äußerst beliebt.<br />
Dann entwickelte der Instrumentenbauer<br />
und Flötist Theobald Böhm 1832 das chromatische<br />
Klappensystem und gab der Querflöte<br />
ihre heutige zyl<strong>in</strong>drische Form. In Frankreich<br />
und England errang dieses System schnell große<br />
Beliebtheit, <strong>in</strong> Deutschland setzte es sich nur<br />
zögernd durch.<br />
Böhms Neuerung wurde auf andere Holzblas<strong>in</strong>strumente,<br />
etwa die Klar<strong>in</strong>ette, übertragen.<br />
Fast alle Flöten s<strong>in</strong>d heute Böhmflöten. Neben<br />
der großen, sehr modulationsfähigen Flöte<br />
gebräuchlich ist die „kle<strong>in</strong>e“ oder Piccolo-Flöte,<br />
die Altflöte und die Bassflöte. Die Querflöte ist<br />
spieltechnisch das beweglichste Blas<strong>in</strong>strument<br />
im Orchester. u.st.<br />
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Juni | BiT<br />
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