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I<br />
Einleitung<br />
1.1 Der Wachstumskegel und die axonale Zielfindung<br />
Die Funktion des Nervensystems wird maßgeblich von den Verschaltungen der Neurone bestimmt.<br />
Diese werden vornehmlich während der Entwicklungsphasen des zentralen (ZNS) und peripheren<br />
(PNS) Nervensystems angelegt, doch auch zu späteren Zeitpunkten sind Neuverknüpfungen<br />
möglich. Grundlage dieser Verschaltungen sind hochkomplexe Mechanismen, welche die richtige<br />
Zielführung und –findung gewährleisten. Um hierbei die korrekten Anknüpfungsstellen zu finden,<br />
ist das spezialisierte Vorderende aussprossender Neurone, der Wachstumskegel (growth<br />
cone), von essenzieller Bedeutung. Erstmals 1890 von Santiago Ramón y Cajal (1890) beschrieben<br />
[12], empfängt der Wachstumskegel spezifische und unspezifische Signale, verarbeitet diese und<br />
wandelt sie in gerichtete Umstrukturierungen und Bewegungen um. Mit Hilfe seiner großen rezeptiven<br />
Oberfläche verbindet der Wachstumskegel somit sensorische, motorische, integrative und<br />
adaptive Funktionen.<br />
Die neuronale Migration und axonale Zielfindung wird geleitet von Signalen, welche zum einen in<br />
gebundener und zum anderen in löslicher Form auf den Wachstumskegel einwirken. Adhäsive Moleküle<br />
auf Zelloberflächen (transmembrane Zelladhäsionsmoleküle (CAM)) oder in der extrazellulären<br />
Matrix (Laminin und Fibronektin) beeinflussen durch direkte Bindungen an Rezeptoren auf Zellmembranausstülpungen<br />
des Wachstumskegels und über dadurch ausgelöste intrazelluläre Signalkaskaden<br />
die Führung des Axons. Zusätzlich sind auch anti‐adhäsive oberflächengebundene Moleküle<br />
bekannt, wie etwa Slit und Ephrin [15]. Hinzu kommen die gelösten Stoffe, welche über Konzentrationsgradienten<br />
im Sinne der Chemotaxis sowohl anziehend als auch abstoßend wirken.<br />
Hierzu gehören u.a. Morphogene, Transkriptionsfaktoren, neurotrophische Faktoren und Neurotransmitter.<br />
Wie die Signalmoleküle auf den Wachstumskegel wirken, hängt dabei von der intrazellulären<br />
Verarbeitung der umgebungsbedingten Signale ab [18, 41].<br />
Die Dynamik des Wachstumskegels ist hauptsächlich durch tastende Bewegungen gekennzeichnet;<br />
findet dieser anziehende Signale, lässt sich ein Längenwachstum in Richtung des Gradienten feststellen.<br />
Bei abstoßenden Signalen wiederum wird entweder ein Umlenken oder ein Wachstumsstopp<br />
beobachtet. Das Auswachsen manifestiert sich als Verlängerung des Axons, wobei der<br />
Wachstumskegel sowohl im PNS als auch im ZNS proximal zum Axon reift. Das Vorschieben (protrusion)<br />
kennzeichnet eine Elongation von Filopodia und Lamellipodia, es folgt eine Verdichtung<br />
(engorgement), wobei ein gerichteter Transport von Vesikeln und Organellen in die Schleier der<br />
Lamellipodia stattfindet. In der anschließenden Festigungsphase (consolidation) nimmt der proximale<br />
Teil des Wachstumskegels eine zylindrische Form an, und ein reger bidirektionaler Organellen‐Transport<br />
ist zu beobachten. Diese Mechanismen führen insgesamt zu einer Addition eines<br />
neuen distalen Segmentes am Axon [15, 16, 28, 41].<br />
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