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1.4 Progesteron im Nervensystem<br />
Auch das vorwiegend für seine Wirkungen als Sexualhormon bekannte Progesteron weckt seit zwei<br />
Dekaden immer mehr Interesse für seine Wirkungen im Nervensystem. Der Familie der Steroidhormone<br />
zugehörig ist es zugleich wichtigster Vertreter der Gestagene und wirkt vornehmlich während<br />
des weiblichen Zyklus und der Schwangerschaft. Doch es wurden auch verschiedene non‐reproduktive,<br />
neuroprotektive und neuroregenerative Effekte beschrieben [3, 26, 29, 65]. Sowohl im<br />
PNS [63] als auch im ZNS [47] werden die essenziellen Enzyme der Steroidsynthese exprimiert.<br />
Diese ermöglichen es den Zellen, u.a. Progesteron de novo aus Cholesterol über die Bildung von<br />
Pregnenolon zu synthetisieren. Hierbei sind besonders die Schlüsselenzyme<br />
„cytochrome<br />
P450 side chain cleavage enzyme“ (P450scc) und „3β‐Hydroxysteroid‐Dehydrogenase“ (3β‐HSD)<br />
von Interesse. Dies weist darauf hin, dass sowohl im zentralen als auch im peripheren Nervensystem<br />
endogenes Progesteron gebildet wird.<br />
Viele Wirkungen des Progesterons werden über genomische Mechanismen vermittelt. Hierbei fungieren<br />
die klassischen Progesteronrezeptoren A (PR‐A) und B (PR‐B) als Transkriptionsfaktoren, welche<br />
ihre Konformation nach Bindung von Progesteron ändern und anschließend als Komplex an die<br />
DNA binden. Zunehmend werden jedoch auch andere, non‐genomische Signalwege<br />
beschrieben<br />
[27]. Hier scheint vornehmlich der Vema‐Rezeptor, auch bekannt als „progesterone receptor<br />
membrane component 1“ (PGRMC1), von Bedeutung zu sein. Ihm wird eine wichtige Rolle in der<br />
Regulation der axonalen Zielfindung zugesprochen, besonders, da es eine alters‐abhängige Expression<br />
im Rückenmark zu geben scheint, insbesondere während embryonaler Entwicklungsphasen<br />
[62]. Bisher fehlen jedoch Studien zur Wirkung von Progesteron auf den neuronalen Wachstumskegel<br />
peripherer Neurone.<br />
Effekte von Progesteron im Nervensystem<br />
• Förderung der Neurogenese und neuronale Entwicklung [3]<br />
• Posttraumatische und anti‐degenerative Neuroprotektion [3, 26, 29]<br />
• Regulation der Myelinisierung und axonale Regeneration im PNS [3, 63,<br />
65]<br />
• wachstumsfördernden Einfluss auf den neuronalen Wachstumskegel<br />
[52]<br />
• positiver Einfluss bei peripherem neuropathischen Schmerz [53]<br />
Abb. 2 Effekte von Progesteron im Nervensystem<br />
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