juden-von-rothenfels
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Juden <strong>von</strong> Rothenfels 11<br />
Würzburger<br />
Urkunde,<br />
März 1222<br />
In der Zeugenreihe,<br />
vorletzte Zeile:<br />
natan de rotenuelse<br />
Jahrhundert. 26 Seit dem Beginn der Aufzeichnungen<br />
erscheint Berg<strong>rothenfels</strong> als ein Teil der Stadt, und die<br />
Bewohner des Dorfes genießen die Bürgerrechte; nur<br />
für 150 Jahre, <strong>von</strong> 1822 bis 1972, gehen die Kommunen<br />
getrennte Wege. 27 Die jüdische Gemeinde, um ein<br />
Ergebnis der Untersuchung vorwegzunehmen, wird im<br />
Lauf der Zeit aus dem ummauerten Bereich der Stadt<br />
in das offene Dorf verdrängt.<br />
Angesichts der relativ späten Nachrichten über die<br />
Anfänge <strong>von</strong> Rothenfels erscheint es geradezu sensationell,<br />
dass wir über den Juden Nathan bereits aus der<br />
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Kunde <strong>von</strong> der<br />
Existenz des Ortes haben und auch den Namen eines<br />
Bewohners kennen. Galten bisher die Grafen <strong>von</strong><br />
Rieneck-Rothenfels (1243-1333) zu Recht als planmäßige<br />
Förderer der Siedlung und des Amtes, so rücken<br />
nun schon die Herren <strong>von</strong> Grumbach (1150-1243) als<br />
mögliche und wahrscheinliche Gründer eines Dorfes<br />
oder Marktes ins Blickfeld. Mehr lässt sich dazu aus<br />
den Dokumenten <strong>von</strong> 1222 und 1234 aber nicht herauslesen,<br />
ohne in Spekulationen zu verfallen.<br />
26 StAWt-R Rep. 54 Nr. 101 fol. 5‘; StAWü Salbuch Nr. 136 fol.<br />
5‘, 10-18‘, 31‘; Salbuch Nr. 137 fol. 10-16, 228-233.<br />
27 Zum 1. 10. 1822 lösten sich Berg<strong>rothenfels</strong> und Windheim aus<br />
dem Gemeindeverband Rothenfels; mit dem 1. 1. 1972 wurde<br />
Berg<strong>rothenfels</strong> in die Stadt Rothenfels wieder eingegliedert.<br />
Ausführlich dazu P. Kolb, Berg<strong>rothenfels</strong>, passim.<br />
3. Nathan <strong>von</strong> Rothenfels und seine Zeit<br />
Worum geht es in diesen für die Rothenfelser Geschichte<br />
so willkommenen Würzburger Urkunden? Es<br />
handelt sich um Privatgeschäfte, wie sie in allen Städten<br />
alltäglich abgeschlossen und „mit Brief und Siegel“<br />
rechtskräftig werden. Beim ersten verpfändet der<br />
Ritter (und Würzburger Bürger) Billung der Jüngere<br />
<strong>von</strong> Pleichfeld dem Juden joseph de wertheim einen<br />
Weinberg in Unterdürrbach, einem heutigen Vorort der<br />
Stadt. Die Urkunde ist ausgestellt vom Schottenkloster<br />
St. Jakob, in der stattlichen Zeugenreihe findet sich<br />
natan de rotenuelse. 28 Beim zweiten Dokument geht<br />
es um Vererbung und Verkauf eines Hauses in Würzburg<br />
und der Einkünfte daraus zwischen jüdischen Familien.<br />
Hier sind Verwandte des Zeugen Joseph de<br />
Wertheim direkt beteiligt. Aussteller ist das Domkapitel,<br />
das Geschäft bezeugen mehrere Kanoniker und<br />
Laien und eine Reihe <strong>von</strong> Juden, darunter wieder Nathan<br />
de Rotenuels. 29<br />
28 StAWü WU 6507 (Urkunde ohne Tagesangabe, März 1222).<br />
Regest: C. H. v. Lang, Regesta, Bd. II, S. 127. Ohne Quellenangabe<br />
genannt bei F. Hundsnurscher / G. Taddey, Jüdische Gemeinden,<br />
S. 294.<br />
29 StAWü WU 7746 (Urkunde ohne Tagesangabe, März 1234).<br />
Regest: W. Engel, Urkundenregesten zur Geschichte der Stadt<br />
Würzburg, S. 30 f (Nr. 19). Druck: Bayerische Akademie der