Stadtmagazin_CLP_13_web
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Hilfsprojekt<br />
<strong>13</strong><br />
Die von Kaplan Datham (rechts) beschenkten Kinder sagen der Kolpingfamilie St. Bernhard Dankeschön!<br />
Es gibt nur einen Ausweg: Bildung!<br />
Das Indienprojekt der Pfarrgemeinde St. Andreas, Cloppenburg<br />
Von Klaus Deux<br />
Indien, ein Staat in Südasien, dominiert mit<br />
seiner Größe fast den gesamten indischen<br />
Subkontinent. Politisch betrachtet ist Indien<br />
die größte parlamentarische Demokratie der<br />
Welt. Doch die Bevölkerung hat mit großen<br />
Problemen zu kämpfen, vor allem mit Armut,<br />
Unterentwicklung, Korruption und Analphabetentum,<br />
mit hoher Arbeitslosigkeit, Kinderarbeit<br />
und nicht zuletzt dem traditionellen<br />
Kastensystem, der hierarchischen Einordnung<br />
von Menschen qua Geburt und der damit verbundenen<br />
Kastenzugehörigkeit. Seit Jahrhunderten<br />
schon und bis in die Gegenwart hinterlässt<br />
dieses fanatisch beachtete, ideologische<br />
System der drei Einordnungen von rein“ bis<br />
unrein“ tiefe Spuren im sozialen, wirtschaftlichen<br />
und politischen Leben.<br />
Für uns unfassbar arbeiten indische Kinder<br />
aus der unteren Kaste im Alter zwischen 12 und<br />
17 Jahren bis zu 16 Stunden täglich, um mit dem<br />
Lohn ihre Familien zu unterstützen. In dem mit<br />
1,3 Milliarden Einwohnern bevölkerungsmäßig<br />
zweitgrößten Land der Erde gehört es leider<br />
zur Realität, dass nach Aussage der „International<br />
Labour Association“ 50 Millionen indische<br />
Mädchen und Jungen in Steinbrüchen<br />
und Fabriken arbeiten anstatt zur Schule zu<br />
gehen. Auch Datham Gorantla, seit 2014 als<br />
Kaplan in der kath. Pfarrgemeinde St. Andreas<br />
in Cloppenburg tätig, stammt aus Indien. Aus<br />
Nandigama im Bundesstaat Andhra Pradesh,<br />
im östlichen Süden des Landes gelegen. Viele<br />
der dort lebenden Eltern arbeiten zu einem Tageslohn<br />
von umgerechnet 2 – wenn sie denn<br />
überhaupt Arbeit haben! Somit mangelt es<br />
den Kindern oft am Notwendigsten und auch<br />
die Schulkleidung, die Schulbücher und selbst<br />
das Schulgeld können von den Hungerlöhnen<br />
SO KÖNNEN SIE HELFEN:<br />
– durch eine Geldspende, egal in welcher<br />
Höhe (ein Schulrucksack kostet umgerechnet<br />
8 Euro, eine Schuluniform<br />
etwa 20 Euro, Schulbücher kosten 20<br />
Euro, Schulgebühren etwa 150 Euro)<br />
– durch eine Patenschaft in Höhe<br />
von 150 Euro jährlich.<br />
KONTO:<br />
Kath. Kirchengemeinde<br />
St. Andreas Cloppenburg<br />
Projekt Indienhilfe“<br />
IBAN: DE66 4006 0265 0002 3077 00<br />
BIC: GENODEM1DKM<br />
Spendenquittungen stellt das Forum,<br />
Sevelter Straße 4 aus.<br />
nicht bezahlt werden. Besonders betroffen<br />
sind die Mädchen, da ihnen gesellschaftlich<br />
lediglich ein Minderwert zugedacht wird. Also<br />
wird nur den Jungen ein Schulbesuch und eine<br />
weitere Ausbildung gewährt.<br />
Diese unwürdigen Zustände beschreibt<br />
Kaplan Datham drastisch, zumal er erst seit einigen<br />
Tagen aus dem Heimaturlaub in In dien<br />
zurückgekehrt ist. Doch war er ja nicht mit<br />
leeren Händen dorthin gereist, so dass eine<br />
bedeutende Zahl der dortigen Schulkinder<br />
(insbesondere der Mädchen) durch die finanziellen<br />
Mittel aus seinem Hilfsprojekt auch zukünftig<br />
unterstützt werden. Der Spendenaufruf<br />
war im Advent 2015 erfolgt, und die daraus<br />
generierte Summe so hoch, dass allen Kindern<br />
in der Grundschule seiner Heimatgemeinde<br />
(1.–5. Klasse) und in einem Internat für Mädchen<br />
(10.–15. Klasse) mit Schultaschen, Schulgeld,<br />
Schulbüchern, Schuluniformen und mit<br />
einer finanziellen Unterstützung der bedürftigen<br />
Familien direkt geholfen werden konnte.<br />
Die Spenden aus Cloppenburg machen<br />
es vielen Schul kindern möglich, ein weiteres<br />
Jahr die Schule zu besuchen und damit einen<br />
Grundstein dafür zu legen, durch Bildung ihr<br />
künftiges Leben besser abgesi chert zu wissen.<br />
Konsequenterweise unterstützt die Pfarrgemeinde<br />
St. Andreas dieses Hilfsprojekt auch in<br />
Zukunft weiter. Kaplan Datham reist einmal im<br />
Jahr in seine Heimat und wird dort persönlich<br />
die Bedürftigen aufsuchen und die Geldmittel<br />
überbringen. Er wird in Cloppenburg auf Anfrage<br />
und bei diversen Veranstaltungen über<br />
die Hilfe berichten. Und dass er sich für die<br />
korrekte Verwendung des Geldes verwendet,<br />
steht ohnehin außer Frage.<br />
Ein paar persönliche Fragen an<br />
Kaplan Deva Datham Gorantla<br />
Klaus Deux/<strong>Stadtmagazin</strong>:<br />
Wollten Sie schon immer Priester werden?<br />
Kaplan Datham: Ich wollte schon von klein<br />
auf Priester werden. Ich wuchs, zusammen<br />
mit meinen beiden Brüdern, in bescheidenen<br />
Verhältnissen auf. Recht früh schon verlor ich<br />
meinen Vater durch einen Verkehrsunfall. Die<br />
Familie schaffte es dennoch, dass ich meinen<br />
Traum wahr machen konnte und so empfing<br />
ich 2007 die Priesterweihe. Ich war dann drei<br />
Jahre als Kaplan in meinem Bistum Vijayawada<br />
tätig. Danach habe ich ein zweijähriges Lizentiats-Studiums<br />
der Moraltheologie in Bangalore<br />
aufgenommen und abgeschlossen.<br />
Klaus Deux: Wie kamen Sie denn nach<br />
Deutschland und wie haben Sie sich hier<br />
eingelebt?<br />
Kaplan Datham: Auf Bitten meines Bischofs<br />
habe ich mich für einen Aufenthalt in Deutschland<br />
entschieden. Und hier bin ich nun – als<br />
Kaplan in Cloppenburg, in einer für mich total<br />
fremden Welt! Vieles – auch das kirchliche Leben<br />
– ist ganz anders als in meiner Heimat. Die<br />
Sprache, Kultur, das Essen und vor allem das<br />
kalte Wetter hier. Aber ich habe mich hier sehr<br />
gut eingelebt, denn ich wurde von vielen netten<br />
und hilfsbereiten Menschen vorbehaltlos<br />
und freudig unterstützt. Ich bin also sehr zufrieden.<br />
Für fünf Jahre bin ich vorerst hierher<br />
entsandt.<br />
Klaus Deux: Und was geschieht dann?<br />
Kaplan Datham: Das kann ich noch nicht<br />
sagen. Vielleicht darf ich ja noch länger in<br />
Deutschland bleiben. Aber ich möchte auch<br />
gerne noch mein Studium der Moraltheologie<br />
mit einer Promotion abschließen. Vielleicht<br />
hier, vielleicht in Indien, wir wissen ja, dass<br />
Gottes Wege sich oft erst dann erschließen,<br />
wenn wir sie bereits begehen.<br />
Kaplan Datham lächelt und wir sind sicher,<br />
dass er den Weg der Hilfsbereitschaft weiterhin<br />
in aller Konsequenz gehen wird.<br />
Tel.: Kaplan Datham 04471-70149-88 oder<br />
0151-6368 <strong>13</strong>61 ■