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38 Leckeres beim Blick über´n Tellerrand – nicht nur zum Spargel!<br />
Das Schinkenêum in Apen<br />
Weil ein traditionelles Museum ja eine Angelegenheit ist, wo „Sachen nur rum<br />
stehen und deshalb nichts los ist“ nennt Arnd Müller sein Schinkenmuseum<br />
„Schinkenêum“ – frei nach dem „Ozeaneum“ in Stralsund, wo angesichts der<br />
Forschung in einer lebendigen Unterwasserwelt ja auch richtig was los ist.<br />
Wie bei ihm, im Schinkenêum in Apen<br />
an der Hauptstraße 212, das eine<br />
sehr lebendige Schinkenräucherei<br />
ist. Und das seit fast 270 Jahren und immer<br />
noch so aktiv wie damals, 1748. Da gründete<br />
Nikolaus Meyer, der Urahn des jetzigen Inhabers,<br />
seine Schinkenräucherei. Just im selben<br />
Haus, wo die Kunst, einen guten Schinken gut<br />
zu räuchern, bis ins Detail exerziert wird. Aus<br />
Leidenschaft hatte Jung-Nikolaus den Beruf<br />
nicht ergriffen, vielmehr war ihm deutlich<br />
nahe gelegt worden, den Hof zu verlassen, da<br />
er als „überflüssige Nebenlinie“ dort nichts<br />
mehr zu suchen hatte – wobei er am liebsten<br />
schinkenselbstversorgender Bauer geblieben<br />
wäre.<br />
Aber nun, die Zeiten waren nun mal so<br />
und weil Nikolaus Meyer ein cleverer junger<br />
Mann war, machte er das Beste aus dem Rausschmiss:<br />
Er zog nach Apen, weil einerseits der<br />
kleine Ort ein Marktflecken war und zudem<br />
die Dänen just eine Route über die Moore gefestigt<br />
hatten, so dass Meyer seine Schinken<br />
problemlos nach Hamburg bringen und dort<br />
verkaufen konnte.<br />
Für den Rückweg lud er sich all das auf, was<br />
man in Apen gebrauchen konnte: Textilien,<br />
Kaffee, Geschirr, ganze Betten und viel mehr,<br />
jedoch ausschließlich Waren, die schnell<br />
verkauft werden konnten – bis die nächsten<br />
Schinken auf Reisen gingen! Da war die Ortskernlage<br />
Gold wert und ist es mit dem alten<br />
Haus noch heute, als letzt übrig gebliebener<br />
Zeuge dieser Baukultur. Arnd Müller sagt<br />
dazu: „Apen sei Dank, dass sich in unserem<br />
Dorf nicht die Moderne durchgesetzt hat, die<br />
ja jedwede Schinkenherstellung in das Gewerbegebiet<br />
und die Klimatechnik abrücken<br />
will. In Apen haben wir es geschafft, diese<br />
kostbare nachtluftdurchflutete Bausubstanz<br />
durch die Zeit zu retten!“<br />
Und er fügt hinzu, dass das doch mal was<br />
wäre, „wenn es eine Zeitmaschine gäbe, in<br />
die man einsteigt, um die eigenen Ahnen zu