06.06.2016 Aufrufe

De:Bug 179

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ACTRESS<br />

GHETTOVILLE<br />

[WERKDISCS/NINJA TUNE]<br />

PINK SKULL<br />

HUITLACOCHE<br />

[MY FAVORITE ROBOT RECORDS]<br />

01 Actress<br />

Ghettoville<br />

Werkdiscs/Ninja Tune<br />

02 Pink Skull<br />

Huitlacoche<br />

My Favorite Robot Records<br />

03 Achterbahn D’Amour<br />

Odd Movements<br />

Acid Test<br />

04 Flying Lotus<br />

Ideas Drafts Loops<br />

Not On A Label<br />

05 Burial<br />

River <strong>De</strong>aler EP<br />

Hyperdub<br />

06 Childish Gambino<br />

Because The Internet<br />

Glassnote<br />

07 Nina Kraviz & Luke Hess<br />

Mr. Jones EP<br />

Rekids<br />

08 Haf Haf<br />

Notch LP<br />

Gang Of Ducks<br />

09 Archie Pelago<br />

Lakeside Obelisk<br />

Archie Pelago Music<br />

10 Soulphiction<br />

When Radio Was Boss<br />

Pampa Records<br />

11 Break SL<br />

Haisel Stieht<br />

UV Limited<br />

12 Vessels<br />

Elliptic EP<br />

Cuckundoo Records<br />

13 Frits Wentink<br />

Fluffy Tit<br />

Wolfskuil Ltd.<br />

14 Lord Of The Isles<br />

301C Symphony<br />

Permanent Vacation<br />

15 Redshape<br />

Wires<br />

Present<br />

16 Illum Sphere<br />

Ghosts Of Then And Now<br />

Ninja Tune<br />

17 Mouse On Mars<br />

Spezmodia EP<br />

Monkeytown<br />

18 Mikal<br />

Immaterial EP<br />

Metalheadz<br />

19 Trus’Me<br />

Somebody<br />

Prime Numbers<br />

20 Alien Rain<br />

Acid Reign<br />

<strong>De</strong>ep Sound Channels<br />

21 Magic Mountain High<br />

Tiny Breadcrumbs<br />

Off Minor<br />

22 Neneh Cherry<br />

Blank Project<br />

Smalltown Supersound<br />

23 Raz Ohara<br />

Moksha<br />

Album Label<br />

24 Douster<br />

Iz U High<br />

No Brainer Records<br />

25 Twwth<br />

Thousand Million EP<br />

Signal Life<br />

www.werkdiscs.com<br />

Bei seinem inzwischen vierten Album angelangt, enthält die Musik für<br />

Actress angeblich keine lesbare Sprache mehr. Nun ist es mit der Sprache<br />

in der Musik zwar ohnehin so eine Sache, weil die sich ja nie ganz eindeutig<br />

entziffern lässt. Was bei "Ghettoville" allerdings auffällt, ist der fortgeschrittene<br />

Zustand des Verfalls, in dem man den Großteil seiner Tracks vorfindet. Schon<br />

die erste Nummer, "Forgiven", erinnert auf den ersten Eindruck mehr an<br />

Industrial-Etüden, als an Weiterentwicklungen von House und Bassmusik.<br />

Man ist geneigt, an beschädigtes Fabrikgerät zu denken – mit einer gut<br />

geschmierten Tanzflächenmaschine hat das alles sehr wenig zu tun. In recht<br />

ähnlicher Stimmung geht es zunächst weiter. Zwischendurch kommt nach<br />

und nach Bewegung in die Sache, in "Corner" noch verhalten und mit einer<br />

herrlichen trashigen Synthie-Bläser-Melodie, dann, in "Birdcage" zum Beispiel,<br />

beginnt der Groove wieder ein wenig an die rumpelnde Motorik von "Splazsh"<br />

anzuknüpfen, mit diesem aggressiven Schaben im Beat, das es bei Actress so<br />

häufig gibt, wie wenn jemand mit der geballten Faust in der Hosentasche tanzt.<br />

Dazwischen bricht sich immer mal eine schwer nostalgische Melancholie<br />

Bahn, als trauere Cunningham der verlorenen Zuversicht in seine Musik nach.<br />

"Street Corp" lässt die Flaschenhälse erst euphorisch aneinanderkrachen<br />

und lädt dann, begleitet von schaurig-schönen Gehörgangkratzern und alles<br />

zermalmendem Bassbrummen, zum polyphonen Pusten über die Öffnung der<br />

zur Hälfte leergesoffenen Kannen ein. Und wo wir schon bei Unbehagen sind:<br />

"Time" britzelt, flimmert, zittert und reibt sich behände durch die Boxen und<br />

flüstert einem dämonisch fauchende Sprachfragmente in den Nacken, bis die<br />

Härchen sich aufstellen. "Frontline" pumpt sich hinter der fest verschlossenen<br />

Clubtür zu einem Endlose-Stampfer auf, während es einen bei "Gaze" mit<br />

zerhackstückeltem Störgeräusche-Soulsample sofort komplett hineinzieht.<br />

Einigen Stücken lässt Cunningham dabei kaum mehr als zwei Minuten Zeit,<br />

um ihre Botschaft zu verkünden – oder eben nicht. Vielleicht sollte man aber<br />

auch nicht zu allzu sehr von den Worten der Ankündigung auf die "Sprache"<br />

der Musik schließen. Ganz sicher ist "Ghettoville" ein anderes Statement als<br />

die vorangegangenen Platten. <strong>De</strong>r Beat ist zurück, wird jedoch weitgehend<br />

aus dem Club-Zusammenhang gerissen, darf meistens lediglich Fragment<br />

sein. Das kann man ebenso gut als Abstraktion und Suchbewegung verstehen,<br />

ohne in jedem verrauschten Rumpeln gleich einen Schwanengesang<br />

erkennen zu müssen. Und wenn in "Rap" eine verfremdete Stimme "Wrap<br />

yourself around me" singt, ließe sich das durchaus als Aufforderung verstehen.<br />

Als kleine Aufmerksamkeit Cunninghams an seine Fans gibt es "Hazyville",<br />

das erste Album von Actress, in remasterter Form als Zugabe obendrauf.<br />

TCB<br />

www.cosmic-disco.com<br />

Irgendwie hört man schon am Namen, dass Pink Skull mal eine Band war.<br />

Eine Liveband, wie man mit etwas Abstand sagen würde. Und Amis. In<br />

wechselnden Besetzungen rings um Justin Geller und Julian Grefe gehört seit<br />

einer Weile Joe Lentini (den man vielleicht von seinen Releases auf Schematic<br />

kennt) dazu und ihr Sound hat sich in etwas verwandelt, dass uns schon<br />

mit den letzten EPs auf Days Of Being Wild und My Favorite Robot Records<br />

gepackt hat. Und jetzt? Das Album! Es hält nicht nur, was die EP schon<br />

versprochen hatte, sondern ist durch und durch ein Meisterwerk. Jeder Track<br />

wirkt irgendwie wie aus Stein gemeißelt. Hier wird um jeden Sound gekämpft.<br />

Egal, ob es in flatterigen Breakbeats oder geraden Drums losgeht, die Tracks<br />

sind voller darker Angriffslust, verrückter Breaks, unglaublich gedämpfter<br />

Synths, Stimmungen, Magie. Ich würde mir wünschen, man verpflichtete Pink<br />

Skull für den nächsten "Blade Runner". Das wäre konsequent. Ihre Basslines<br />

brechen Knochen, ihre Sounds zeugen vom Wissen um die Vergangenheit<br />

der Synthgeschichte, sind aber alles andere als rückwärtsgewandt, und<br />

in jedem der Stücke steckt diese Energie, die einem die Zukunft verheißt.<br />

Diese Einsamkeit der Dystopie, in der sich doch irgendwie ein Versprechen<br />

einer Welt findet, die voller Geheimnisse und Spannung steckt. Ein Album<br />

für den Floor, fürs Hirn, voller Funk und doch voller Geschichten. Wie schon<br />

der Titel. "Huitlacoche". Sieht aus wie angeranztes Hirn. Oder schlimmer.<br />

Wie Dinge halt aussehen, die sich Maisbeulenbrand nennen. Jahrelang als<br />

Schädling bekämpft, landet das Zeug mittlerweile in den Sternerestaurants<br />

als mexikanischer Trüffel. Die Mexikaner wussten das schon immer. Gesund<br />

ist es auch noch. Und schwer zu tippen. Warum wir das erzählen? Weil es so<br />

gut passt. Die Pilzeuphorie der Halbwahnsinnigen, die mexikanischen Mythen<br />

die die US-Seele immer wieder durcheinandergebracht haben. Pink Skull<br />

sind Psychic-TV-Fans, Faust, Can. Lieben ihren modularen Synth. Die Wüste<br />

vermutlich. Das perfekt Unnachahmliche im Unperfekten. Das Kaputte mit<br />

Hintergedanken. Die Zerstörung als Mittel der Entdeckung. Und die innere<br />

Reise, die nirgendwohin führt, außer zu unerwarteten Ergebnissen, die sich<br />

lohnen. Und all das kann man in den Tracks des Albums fast schmecken.<br />

Glanz? Nein, Gewucher führt zum Glück. Mutanten, abseitige Ideen, die Reste<br />

des Unentdeckten mitten in einer durchleuchteten Welt. "Huitlacoche". Wie<br />

schmeckt das? Je nachdem wen man fragt wie Erde, Dreck, Müll, oder nussig,<br />

süsslich, fruchtig, göttlich. Erste Farmer in den Staaten infizieren schon ihre<br />

Felder . Eine Goldgrube. Und die Etymologie zuletzt. Schlafende Scheiße. So,<br />

jetzt haben wir Hunger. Wird gestillt durch Hören des Albums in Dauerschleife.<br />

BLEED<br />

70

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!