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De:Bug 179

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<strong>179</strong> — REVIEWS<br />

SINGLES<br />

Act Yo Age - Air Tracks EP<br />

[Air Signs Music]<br />

Fast schon stur in dem beständig wummernden Funk der zerhackten<br />

Stimmen und schnurgeraden Oldschoolbeats. "Change" ist genau der<br />

falsche Titel, aber er passt doch. Und diese Trompetensynths. Was für<br />

ein albernes Pathos in der Zwangsjacke. Dass sie auch lockerer können,<br />

zeigt die Rückseite, die nahezu den gleichen Groove vortäuscht,<br />

dann aber plötzlich zu einem swingenden Stück vorbildhafter Ravegarage<br />

wird.<br />

bleed<br />

Fabian Feyerabend - EP<br />

[Allyoucanbeat]<br />

Vier massive Tracks, die sich dennoch <strong>De</strong>troit verpflichtet fühlen und<br />

mit ihren stellenweise wummernden, stellenweise einfach nur wild<br />

um sich kickenden Grooves die perfekte Balance für einen Sound<br />

aufmachen, der in seinem Schwanken zwischen Erhabenheit und<br />

Einpeitschen immer wieder die Floors wie kein zweiter rocken kann.<br />

bleed<br />

Nachtbreaker - Lonely Wally EP<br />

[Apparel Music/LTD006 - WAS]<br />

Schön swingende Grooves voller verwirrter Kanten, deepe Szenerien<br />

im Hintergrund, glöckchenhafte Aufweckphasen,<br />

verwaschene Killersamples, "Lonely<br />

Wally" räkelt sich so schnuffelnd ins Unterbewusste<br />

unserer Seele, dass man den Track<br />

einfach über sich gießen möchte, wie einen<br />

Schokoladenbrunnen der Verjüngung. "Banne<br />

et Lelle" beginnt ähnlich unscheinbar,<br />

aber auch hier schwirrt zwischen der unwahrscheinlichen<br />

Präzision des Swings, den verrückten Hallräumen<br />

und dem glucksenden Slowmotion-Groove immer wieder ein doppelter<br />

Boden herum, der das Stück ähnlich wie "Blazoen" mit seinen freien<br />

Jazzeskapaden irgendwie aus dem Ruder laufen lässt, was einen<br />

dabei aber nur noch mehr begeistert. Und dann noch der pastorale<br />

Swing von "Aauw" mit seinen Schlittenglöckchen und dem ultradeep<br />

davonrennenden Bass. Große Platte.<br />

www.apparelmusic.com<br />

bleed<br />

Archie Pelago - Lakeside Obelisk<br />

[Archie Pelago Music/AP003]<br />

Was für ein Meisterwerk schon wieder. Archie Pelago gehört zu den<br />

ganz wenigen "Bands", die es schaffen, ihre<br />

Bläser und sonstigen Instrumente perfekt in<br />

den deepen warmen Sound zu integrieren,<br />

jazzig zu sein, elektronisch durch und durch,<br />

ohne dabei jemals den Boden zu verlieren,<br />

der immer wieder fordert, das Außergewöhnliche<br />

zu suchen. Swingende Beats,<br />

komplexe Arrangements, die bei anderen<br />

völlig überfrachtet wirken würden, in perfekter Balance, mit jedem<br />

Track neu erfinden, was man will und dabei doch nie ziellos wirken.<br />

Und dann noch nebenbei einen ultrawuseligen Amentrack raushauen.<br />

Perfekte EP durch und durch.<br />

bleed<br />

Appleblim & Komon - Jupiter Ep<br />

[Aus Music - WAS]<br />

Fast albern sind die Oldschoolmomente, mit denen "Jupiter" hier<br />

beginnt, aber dann wird es immer phantastischer, bewegt sich in den<br />

Fußstapfen zwischen Red Planet und Cobblestone Jazz mit einer Extraportion<br />

Bass und wuseligeren galaktischen Angklängen und kommt<br />

auf dem Rest der EP natürlich auch wieder mal auf Garage zu sprechen,<br />

wenn auch in abstrakterer und eher angedeuteter Form. Drei<br />

Tracks, in denen die beiden offensichtlich ihre deepsten melodischen<br />

<strong>De</strong>troit-Vorlieben ausgelebt haben, dabei aber doch die Beats im Vordergrund<br />

lassen. Sehr schön.<br />

www.ausmusic.co.uk<br />

bleed<br />

Vaal - Cine<br />

[Baastard/006]<br />

Ben Hoo lässt in seinem Remix das Piano langsam vorgedünstet anklingen,<br />

dabei kuschelt es im Hintergrund so<br />

gut, der Groove clickt vor lauter Glück, dass<br />

man perfekt auf den großen pathetischen<br />

Anschlag der Trompeten-Synths vorbereitet<br />

ist, die ich sonst verabscheue, die hier aber<br />

einfach mal perfekt passen und bei aller<br />

70er-Attitude doch eine nicht so nostalgische<br />

Magie haben. Luca C rubbelt seinen<br />

Remix etwas straighter auf die Chords aus und landet doch in einer<br />

völlig verzückten Welt aus grabendem Groove und klingelnden Glöckchen,<br />

am Mind-Against-Remix allerdings stört mich das Pathos des<br />

Tracks dann doch zu sehr.<br />

bleed<br />

Alchemyst - Lucy Ep<br />

[Bad Animal/004 - <strong>De</strong>cks]<br />

Die beiden Tracks von Alchemyst sind deepe dunkle Technomonster<br />

mit Gefühl. Ihr wisst schon. Holzige Bassdrum,<br />

darke aber doch feine Soundscapes,<br />

raschelnd aufgeriebener Groove, magische<br />

Wucht in allem und am Ende doch eine<br />

Sehnsucht nach <strong>De</strong>troit. Brilliant gemacht<br />

und dabei doch voller Erhabenheit. Die beiden<br />

Remixe von Moerbeck und Monomood<br />

sind einen Hauch bissiger und schrabbeliger,<br />

etwas industriell fast schon, aber passen doch gut ins Gesamtbild der<br />

EP.<br />

bleed<br />

Renaissance Man - Hard Feeling M.E.S.H. Variations<br />

[Black Ocean]<br />

<strong>De</strong>r "G.A.U.S.S."-Mix ist schon mal brachial. Unglaubliche, aber doch<br />

eher schleppende Breakbeats, massive<br />

Soundwelten, die immer wieder auf und abgebaut<br />

werden, ein Schwärmen in den Weiten<br />

der von den Breaks aufgerissenen Tälern,<br />

ein massives Zusammenbrechen und Wiederauferstehen<br />

ohne Unterlass. Und der abstraktere<br />

"M.E.S.H."-Mix ist genauso voller<br />

phantastischer Sounds, aber völlig abstrakt<br />

im Vergleich, und nach den beiden Stücken ist man jedenfalls wieder<br />

ganz und gar davon überzeugt, dass es eine Welt nach Breakbeats und<br />

House, nach Footwork und Breaks, nach Bass und dessen Auflösung<br />

gibt, denn davon klingt hier nie auch nur ein Hauch an.<br />

bleed<br />

Fedka The Irritant - Honk Honk<br />

[Bonus Round Records]<br />

Was für ein Wahnsinn. Die Synths drehen vom ersten Moment an<br />

durch, suggerieren eine Funkband in den<br />

hintersten Reihen des Soundschlamms, und<br />

immer wieder ist es Jazz (der Honkytonk-<br />

Art), der hier hinter allem Geschredder so<br />

blauäugig durchblitzt, dass man sich fragt,<br />

warum das noch niemand vorher gemacht<br />

hat? Ravend wirre Tracks, die immer über die<br />

Stränge schlagen, aber dabei doch so albern<br />

wirken, dass man ihnen ihre Kratzbürstigkeit abnimmt. Und wenn man<br />

ihn eine Weile alleine lässt, dann taugt Fedka The Irritant bestimmt<br />

auch als Polkawummertechnoband auf dem Umlandrave. Irre. Aber,<br />

ach was aber, klar und sehr sympathisch.<br />

bleed<br />

Ellen Allien & Thomas Muller - Free Nation EP<br />

[Bpitch Control - Rough Trade]<br />

Die beiden machen je einen eigenen Edit ihrer beiden Tracks, und es<br />

ist überraschend ruhig und elektroid in den<br />

Ellen-Allien-Versionen. Beherrscht, aber<br />

doch voller sprotziger Synths, konzentriert,<br />

aber doch mit einer inneren Aufruhr. Die<br />

Thomas-Muller-Edits (nun begreift man<br />

auch, warum die beiden in ihren Vorstellungen<br />

so weit auseinander lagen, dass die<br />

Edits Sinn machen) überschlagen sich auf<br />

"<strong>De</strong>lta Zoo" eher mit wummsigem Housesound, und auf "Free Nation"<br />

verliert es sich ein wenig, wo Ellen Allien konzentriert und krabbelig<br />

bleibt. Merkwürdige Zusammenstellung, die einzeln viel mehr gewirkt<br />

hätte.<br />

bleed<br />

Ellis <strong>De</strong> Havilland -<br />

Born Out Of Cheapness And Frustration Part 1 & Two<br />

[Bunker]<br />

Die Bunker-4000-Serie bringt hier eine Sammlung von Tracks aus<br />

dem Chicago Underground heraus, die in ihrer<br />

wilden Acidästhetik ganz schön loshämmern<br />

und dabei doch in dem dichten Sud<br />

ihrer Aufnahme auf Tape manchmal etwas<br />

zu sehr im Brei versinken. Für Freunde der<br />

Geschichte von Acid sicher ein perfektes<br />

Fest, wir finden es manchmal doch einen<br />

Hauch zu kaputt, wenn es aber seinen Weg<br />

durch den Bandsalat findet, dann kicken die Tracks mit einer Freude an<br />

der 303, die man einfach genießen muss.<br />

bleed<br />

Formally Unknown - Untitled EP [Capital Bass/CB004]<br />

Funky. Breite Bassmomente, dichte harmonische Breaks, ravende<br />

Zuckungen von Breaks bis Techno, immer spartanisch, aber doch präzise<br />

bis ins Letzte arrangiert, voller freakiger Sprunghaftigkeit, darkem<br />

Gewissen und einer Monumentalität, die sich nicht allzu ernst nimmt.<br />

bleed<br />

Femme En Fourrure - The Beach EP [Cocoa Music]<br />

Die EP klingt wie ein Nebel verhangenes Moor inmitten einer Großstadt<br />

bei Nacht. Einsam, erdrückend, unheimlich.<br />

Damit ist der Sound noch wesentlich<br />

sphärischer und hypnotischer als bei<br />

ihrem <strong>De</strong>bütalbum, das doch den technoiden<br />

Convex-Industries-Rahmen im Juni etwas<br />

aufbrach. Gedankenschwer legt sich die<br />

kratzig theatralische, heruntergepitchte<br />

Stimme über die schleppenden Downtempo-Drums,<br />

erinnert zwangsläufig etwas an Fever Ray. Seicht funkeln<br />

immer wieder trashbehaftete Synthie-Irrlichter im Nebel auf, brechen<br />

die Einsamkeit, leuchten aber nur schwach und verlieren sich in der<br />

verschwommenen, wabernden Soundästhetik. Die Kickdrum ist präsent,<br />

dominiert aber nicht, ist nur Sklave einer soundgewordenen<br />

Dystopie, die wie eine schützende Gewissheit über den schlaflosen<br />

Geistern der Stadt schwebt. <strong>De</strong>r Remix zum Titelstück "The Beach"<br />

von Maria Minerva ist wesentlich indielastiger, übersetzt die Dystopie<br />

in einen verklärten Hoffnungsschimmer.<br />

ck<br />

Chymera - <strong>De</strong>ath by Misadventure Remix Collection<br />

[Connaiseur Recordings/CNS017D]<br />

<strong>De</strong>r Clemens-Ruh-Remix macht schon mal den perfekten Einstieg.<br />

Sanftes Piano, klingelnd und doch nicht zu<br />

kitschig, flausig dichte Hintergründe, schimmernde<br />

Melancholie. Ein Track, der einen<br />

einfach aus der Welt hebt in eine vergeistigtere,<br />

die auf dem Floor dennoch nicht verliert.<br />

Darbinyan verlegt sich dann auf die<br />

dunkleren Breaks und übertreibt es vielleicht<br />

ein wenig mit den kitschigen Melodien, der<br />

Vic-Mella-Remix erinnert mich ein wenig zu sehr an Barmusik, aber<br />

mit Spielplatzbackdrops wie auf dem Estebele-Remix macht man nie<br />

was falsch und kommt den sanften Originalen von Chymera auch wesentlich<br />

näher.<br />

bleed<br />

Vessels - Elliptic EP<br />

[Cuckundoo Records/Cuck 9]<br />

Wunderschöne, fast klassiche Indietronica irgendwie. "Elliptic"<br />

schwingt sich vom ersten Sound an auf und<br />

bringt die Synths zum Summen, groovt klassisch<br />

mit Schlagzeug durch den Hintergrund<br />

und säuselt immer wieder in den Breaks<br />

zwischen einer Folkfusion und Krautrock herum.<br />

Wenn sie auf Angriff schalten wie bei<br />

"Blue Clouds", gefallen sie mir aber noch<br />

besser, weil dann die Energie einfach auf jeden<br />

Sound überzuspringen scheint, und auch auf ihren klassischeren<br />

Tracks mit Gitarre fühlen sie sich noch mehr zu Hause und rocken alles<br />

nieder. Sehr schöne EP zwischen allem, was früher mal ein Stuhl war.<br />

bleed<br />

Alien Rain - Acid Reign<br />

[<strong>De</strong>ep Sound Channels/DSC002 - Clone]<br />

Schon ein richtig dreckiger Acidfucker, den Milton Bradley hier serviert.<br />

Erinnert ein wenig an die ruhigen B-<br />

Seiten von alten X-Trax, aber so Benelux-beeinflusst<br />

wie Bradley ist, verwundert das<br />

kaum. "Acid Reign 2" geht vor allem hypnotisch<br />

zur Sache, gibt dem Track genug Entfaltungsmöglichkeiten<br />

bei acht Minuten<br />

Laufzeit und bounced ungemein mit dem<br />

Quentchen mehr an Bassdrum-<strong>De</strong>cay, dass<br />

es dafür braucht. <strong>De</strong>r erste Teil auf der A lässt die distorted 303 richtig<br />

schmatzen und sorgt mit Abandoned-Places-Atmo für ein wohligschauriges<br />

Empfinden. Strobo und Amphetamine pur.<br />

www.shipwrec.org<br />

bth<br />

V.A. - 100DSR/VAR5<br />

[<strong>De</strong>lsin/100dsr/var5 - Rushhour]<br />

Die geliebten Menschen von <strong>De</strong>lsin haben letztes Jahr ihren hundertsten<br />

Release gebürtig zelebriert. Die fünfteilige<br />

12“-Serie kommt nun zum Ende. Da darf<br />

man auch schon einmal ein wenig nostalgisch<br />

werden: BNJMN mit sehr kurzem<br />

Opener. <strong>De</strong>lta Funktionen mit fies verzerrtem<br />

Subbass-Knattern und grober Säge. Herva<br />

geht da ein wenig frickeliger an die Sache,<br />

skippt durchs Radio und bastelt sich so ein<br />

Stück Musik: ein paar Breaks hier, ein wenig Rauschen da und fertig ist<br />

..., ja was denn eigentlich? Die B-Seite kommt mit Bleak und John<br />

Beltran straighter und deeper daher. Vor allem Beltran, der die Ehre hat<br />

die Serie zu beenden, fährt mit einem Tieflader Pathos vor und einer<br />

leider etwas sehr komprimierten Kick. Trotzdem ist “Return To Nightfall“<br />

einer dieser wunderbaren Endlostracks, die immer noch wieder<br />

eine Runde weiterdrehen (müssen), Schicht um Schicht, Fläche um<br />

Fläche - Repeat und Repeat und Repeat.<br />

www.delsinrecords.com<br />

malte<br />

Lawrence - Films & Windows Remixe<br />

[Dial - Kompakt]<br />

XDB macht den Anfang mit seinem Remix von "Angels At Night". Sehr<br />

gefühlvolles langsames Anschleichen an das<br />

Thema, harmonisch breit gefächert angelegt,<br />

elegisch und doch mit einem sehr sanften<br />

Kick, der Lawrence alle Ehre macht, auch<br />

wenn ich ein wenig den Bass vermisse. Stephen<br />

Tang federt direkter in etwas verschwommenen<br />

Synthwelten, die doch klar in<br />

Richtung <strong>De</strong>troit driften, und Carsten Jost<br />

und DJ Richard beenden die EP mit einem überraschend minimalen<br />

Charmer.<br />

www.dial-rec.de<br />

bleed<br />

Valanx - Ejecta Remixes<br />

[diametric/19-diam - DNP]<br />

Von dem vorausgehenden Valanx-Album "Ejecta" erscheint jetzt die<br />

Remix-EP auf Arne Weinbergs Label diametric.<br />

Vier Künstler haben auf der 12-inch ihr<br />

liebstes Stück des Albums neu interpretiert<br />

und mit ihren eigenen Wendungen und eigenem<br />

Klang versehen. Darunter zum Beispiel<br />

"ADMX-71" aka "Adam X". Seine Version<br />

von "Trail Of Conjuration" greift vor allem den<br />

Tribalcharakter des Originals auf und überträgt<br />

ihn in ein dunkles, industrielles Warehouse-/Rave-Technostück,<br />

getränkt von der synästhetischen, geistigen Vorstellung einer verlassenen<br />

Industriehalle - voll von Stroboskoplicht und Nebel."The Exaltics"<br />

ließ sich als weiterer großer Name nicht nehmen, eine Reinterpretation<br />

beizusteuern und kreierte aus "Beyond doubt" ein metallisch<br />

klingendes, gut durchdachtes industrielles Monster mit einer starken<br />

und sehr dominanten Subbassline. Die zwei weiteren Remixe kommen<br />

von CRC und Louis Haiman und stehen den anderen in ihrer Qualität<br />

nicht nach. Vor allem der Haiman-Remix von "Legion v2" ist ein hervorragendes<br />

Dubtechnostück geworden, in welchem der Subbass<br />

und die tiefen Rhythmen einen mit endlosen Echos und Reverbs hypnotisierend,<br />

wirbelnd für sich unaufhaltsam vereinnahmen. Vinyl only,<br />

so be fast.<br />

jonas<br />

Kill Frenzy - Naked Piano<br />

[Dirty Bird]<br />

Manchmal ist Dirty Bird einfach überragend. "Naked Piano" von Kill<br />

Frenzy ist so ein Stück, das einen lehrt, niemandem<br />

zu vertrauen. Erst dunkel anschleichen,<br />

dann Peaktimesamba vortäuschen,<br />

dann auf die breiten Basswellen zurückfallen<br />

und am Ende auch noch einen Slowmotionbreak<br />

reinmogeln. Killer. "For The Ladies" ist<br />

Booty unter klinischen Bedinungen. Alles im<br />

gleißenden Licht des Operationssaals, aber<br />

doch irgendwie so bling. Eine alberne Platte, die aber doch immer<br />

wieder über sich hinaus wächst.<br />

bleed<br />

Peace Division - Club Therapy Remixes<br />

[Dogmatik Records/DOG1205]<br />

Das Original ist ein funky zuckelndes Monster mit einem Hauch Bigbeat,<br />

der mich dennoch nicht stört. Die Stimme dazu ist so lässig,<br />

auch wenn es nicht gerade ultraoriginell ist, zu sagen: Ich brauche<br />

einfach nur gute Musik. <strong>De</strong>r Ton machts. Dan Ghenacia kommt da nie<br />

auch nur ansatzweise ran, aber Red Rack'em macht einen verzaubert<br />

detroitig abseitigen Mix dazu, der in seinem ständigen Wechseln der<br />

Oberflächen nur noch mehr perfekte Verwirrung stiftet. Ein Stück, das<br />

einem wie Quecksilber ständig durch die Ohren rinnt und einem doch<br />

so nah geht. Verwegen.<br />

bleed<br />

Oake - Vollstreckung<br />

[Downwards Records/DN058]<br />

Auf "Offenbarung" folgt nun die zweite EP "Vollstreckung", wie auch<br />

schon die erste auf Regis' und Females Label<br />

Downwards erscheinend. Um die generelle<br />

Bewertung vorwegzunehmen: Man mag sogar<br />

sagen, dass diese zweite EP die erste<br />

noch einmal übertrifft - sie ist noch gedrungener,<br />

kühler, atmosphärischer und schlussendlich<br />

auch kräftiger. Die alles umschließende,<br />

finstere, bedrückende, kryptisch<br />

anmutende Rahmenatmosphäre spiegelt sich dabei besonders in<br />

"Tuturden Glit Chreteen Dwe" und "Wekanee Sinn Redrech Enjenn"<br />

wieder. Außergewöhnliche, dramatisch technoid schlagende Trommelschläge<br />

kommen hier zusammen mit ebenso außergewöhnlichen<br />

Vocalarrangements, welche in der Kombination die Synergieeffekte<br />

aus Techno, Drone, Wave und Post-Punk in nahezu idealer Art und<br />

Weise bündeln. Damit bildet Oake in Perfektion genau das ab, was<br />

Downwards musikalisch prägt und ausmacht. Es dürfte bei dem Output<br />

nur eine Frage der Zeit sein, bis Oakes erstes Album erscheint.<br />

Man darf hoffen.<br />

jonas<br />

Divvorce - Vanessa (A Dreamer)<br />

[Fifth Wall/5Wall009]<br />

Die zweite 12“ des aus Brooklyn stammenden Künstlers Divvorce<br />

kommt auf seinem noch jungen mit Hound<br />

Scales gegründeten Label Fifth Wall heraus.<br />

Für rauen Warehouse-Klang mit bevorzugt<br />

intensiven Kickdrums umgeben von einer<br />

eisigen Atmosphäre stehend, transferiert er<br />

diese Kernmerkmale auf zwei recht unterschiedliche<br />

Weisen in seine Stücke "Wander<br />

7" und "Roquentin's Release". Während<br />

"Wander 7" eher mit einem funky Vocal housig-mäandert, bildet<br />

"Roquentin's Release" dann mit seinem wesentlich gröberen und<br />

technoideren Klang das vervollständigende Pendant dazu. Wirklich<br />

gelungene Remixe von Unklone und Physical Therapy runden die EP<br />

ab.<br />

jonas<br />

Johannes Heil - The Spirit Molecule<br />

[Figure SPC/Q - Intergroove]<br />

Zwei Versionen. Beide 20 Minuten. Endlose Dubs, Konzentration bis<br />

ins letzte kleine Rauschen, zeitlos und so in<br />

sich gekehrt, dass man nach einer Weile<br />

nicht mehr das Gefühl hat, Musik zu hören,<br />

sondern sich in einem Raum wiederfindet,<br />

der irgendwie anders geworden ist. Musik, in<br />

die man sich ganz versenken muss, damit sie<br />

wirkt, dann aber ist sie in ihrer Abstraktion<br />

auf eine Art minimal, die wir lange nicht mehr<br />

gehört haben. Ein Release für - wie sagen wir das - Kenner. Dubtechno<br />

in Reinstform.<br />

bleed<br />

Sides of Chaz - Sweat Tea<br />

[Fork and Spoon]<br />

Chaz Bundick ist schon ein irrer Typ! Wer erinnert sich nicht gerne an<br />

seine in bester Chillwavemanier daherproduzierten,<br />

superentspannten Abhänger-Alben<br />

als Toro Y Moi. Schon währenddessen<br />

frönte Bundick mit diversen Seitenprojekten<br />

wie Les Sins oder eben Sides of Chaz dem<br />

multiplen Muckertum. Mit dem schönen<br />

Namen "Sweat Tea“ kommt jetzt eine neue<br />

Sides-of-Chaz-Single um die Ecke. Ein ziemlich<br />

verkifftes Stoner-Songwriter-Stück, auf dem geschrammelt, gepickt,<br />

gegniedelt und genölt wird, was das Zeug hält. <strong>De</strong>m steht die<br />

B-Seite "Take My Car" in nichts nach.<br />

jw<br />

Federleicht - Realtime Sessions 01<br />

[Form Resonance/FR019]<br />

Ich muss sagen, so gefallen mir Federleicht am besten. Im Rohschnitt.<br />

Die Sounds und das Zusammenspiel wirken<br />

hier einfach ruffer, direkter, verwirrter, aber<br />

doch voller Energie und haben auch ständig<br />

einen Blick für alles jenseits des Floors. Versponnen,<br />

aber manchmal eben auch purer<br />

deutscher Housesoul, dann wieder Kleinode<br />

für den charmanten Floor, sommerliche Momente<br />

und als Ganzes mit genau dieser Balance<br />

aus Experiment und Floor, dieser unbekümmerten Direktheit,<br />

die es braucht um Federleicht-Tracks wirklich zum Schwingen zu<br />

bringen.<br />

bleed<br />

Franco Vizzo feat. Brenda Alfonso - Unless Your Memory<br />

[Get Slow/005 - <strong>De</strong>cks]<br />

Allein wegen des Marino-Remixes des Titeltracks ist das eine phantastische<br />

EP. Man hat das Gefühl, die breiten Flächen würden immer<br />

ruhiger, alles führe einen auf diesen Punkt zu, an dem man ganz Ohr<br />

ist, lauscht selbst auf das kleinste Geräusch, und der Groove sitzt<br />

so schleppend auf allem, dass man sich in ihm aufhängen möchte.<br />

Grandioser Slowmotion-Soul für Verliebte auf dem Floor. Ein Meer von<br />

Tränen des Glücks. Das Original ist wesentlich dichter und dubbiger<br />

und weit näher an einem <strong>De</strong>epHouse-Sound, aber auch sehr elegant,<br />

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