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De:Bug 156

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tes Gewissen, und er will mehr über Memos<br />

Schicksal erfahren. <strong>De</strong>shalb bezahlt er Luz dafür,<br />

Zeit mit Memo zu verbringen und ihm ihre<br />

Erinnerungen daran als Film zu schicken. Logisch,<br />

dass es zwischen Luz und Memo funkt.<br />

Und natürlich mündet das Ganze in einem Geschlechtsakt,<br />

in dem die futuristische Technologie<br />

eine entscheidende Rolle spielt. Anders als<br />

in Strange Days gibt es hier aber nicht Brutalo-,<br />

sondern ausgesprochenen Blümchen-Sex. Zu<br />

allem Überfluss sind die Liebenden dabei auch<br />

noch in quietschrotes Licht getaucht - der Teufel<br />

weiß, wo das plötzlich herkommt. Es ist nicht die<br />

einzige Szene, in der visuell ein bisschen zu dick<br />

aufgetragen wird.<br />

Die Cineasten<br />

haben es schon<br />

immer gewusst:<br />

Was in unserem<br />

Kopf abläuft,<br />

ist nichts anderes<br />

als ein Film.<br />

Die mexikanische Mauer<br />

Trotzdem ist es ein faszinierender Film. Das<br />

liegt daran, dass er nicht nur über den Letzthorizont<br />

der Kinematografie fantasiert. Er denkt<br />

außerdem auch die Globalisierung zu Ende.<br />

Dabei greift er auf eine Idee zurück, die Rivera<br />

- ein in New Jersey aufgewachsener Sohn einer<br />

US-Amerikanerin und eines peruanischen<br />

Immigranten - bereits 1997 in einer Kurzfilm-<br />

Mockumentary verbraten hat. Sie handelt von<br />

Arbeitsrobotern in den USA, die von Mexiko<br />

aus bedient werden. Wie im letzten Jahr auch<br />

der britische Low-Budget-Streifen Monsters,<br />

siedelt Rivera seinen Plot in einer nicht allzu<br />

fernen Zukunft an, in der die Grenze zwischen<br />

Mexiko und den Vereinigten Staaten dicht gemacht<br />

und mit einer gigantischen Mauer ver-<br />

siegelt worden ist. <strong>De</strong>r Cyberspace sorgt dafür,<br />

dass die US-Wirtschaft trotzdem an die billigen<br />

Arbeitskräfte kommt, auf deren Ausbeutung sie<br />

angewiesen ist. Sie kommen nun nicht mehr als<br />

"Wetbacks" über den Rio Grande geschwommen.<br />

Stattdessen bleiben sie in Mexiko und<br />

ackern in digitalen Sweatshops. Dort werden sie<br />

mit ihren Nodes an eine Virtuelle Realität angeschlossen<br />

und steuern auf diese Weise Roboter,<br />

die in Florida Orangen ernten oder in Iowa im<br />

Schlachthof malochen. Manche wissen nicht<br />

einmal, ob die Baustelle, auf der sie aus der Distanz<br />

schuften, in New York oder in Los Angeles<br />

liegt. Umgekehrt sitzen nördlich der Grenze Piloten<br />

und steuern per Telepräsenz unbemannte<br />

Kampfdrohnen. Sie führen einen "war on terror"<br />

und sind zu weit vom Geschehen entfernt,<br />

um sich ernsthaft Gedanken zu machen, wenn<br />

es mal wieder Unschuldige wie Memos Vater<br />

trifft. Auch hier denkt Rivera aktuelle politische<br />

Entwicklungen zu Ende. Ach nein, das ist ja<br />

schon Realität.

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