Wochenblick Ausgabe 10/2016
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DA SCHAU HIN<br />
13<br />
e:Wandern in den Urwäldern des Brunnentals<br />
rchideenwanderung<br />
auf. Dem nicht genug, sie<br />
bildet gerne Kreuzungen,<br />
nicht nur mit der Duft-Händelwurz,<br />
auch mit den Kohlröschen-Arten,<br />
der Höswurz<br />
und einigen Fingerwurz-Arten.<br />
Die beste Orchideenzeit<br />
– so auch für die Mücken-Händelwurz<br />
– geht<br />
von Mitte Juni bis Anfang<br />
August.<br />
Wenn eine Wanderung zum<br />
großen Teil auf<br />
einer Forststraße<br />
verläuft,<br />
muss man eigentlich<br />
davon<br />
ausgehen,<br />
dass die umliegenden<br />
Wälder<br />
dementsprechend<br />
von der<br />
Forstwirtschaft<br />
geprägt sind,<br />
oder einfacher<br />
ausgedrückt,<br />
dass es sich<br />
dann meist um artenarme<br />
Forste aus mitleidserregenden<br />
Fichten handelt.<br />
Umso erstaunlicher, dass<br />
genau das hier im Brunnental<br />
bei Steyrling nicht<br />
der Fall ist. Es gibt zwar<br />
Mücken-<br />
Händelwurz<br />
genügend Forststraßen,<br />
trotzdem sind die Wälder<br />
hier auffallend ursprünglich,<br />
in großen Teilen haben<br />
sie sogar Urwald-Charakter.<br />
Buchen, Fichten, Tannen,<br />
Mehlbeeren, Rotföhren,<br />
Lärchen, Eschen und<br />
Berg-Ahorn bestimmen<br />
das Landschaftsbild. Uralte<br />
Bäume, Jungpfl anzen<br />
und tote, vermodernde Bäume<br />
mit Baumschwämmen<br />
besetzt, wechseln einander<br />
ab und sind die ideale<br />
Voraussetzung für einen<br />
artenreichen Orchideenbesatz.<br />
Grün-Ständelwurz,<br />
Rot-Ständelwurz,<br />
Kurzblatt-Ständelwurz,<br />
Widerbart, Korallenwurz,<br />
Schmalblatt-Waldvöglein,<br />
Breitblatt-Waldvöglein und<br />
Rot-Waldvöglein<br />
stellen sich hier<br />
ein. An den lichteren<br />
Stellen sind<br />
es Frauenschuh,<br />
Mücken-Händ<br />
e l w u r z ,<br />
Duft-Händelwurz,<br />
Fuchs-Fingerwurz<br />
und<br />
Sumpf-Ständelwurz.<br />
All diese<br />
Blütenpracht<br />
zur schönsten<br />
Jahreszeit sollte<br />
uns aber auch daran mahnen<br />
– wie unlängst die „Woche<br />
der Artenvielfalt“ – sich<br />
an der Formenvielfalt und<br />
Schönheit der Natur und<br />
ihrer heimischen Orchideen<br />
zu erfreuen und sich für ihren<br />
Schutz einzusetzen.<br />
Oben am Sattel entfernt<br />
sich der 430er-Wanderweg<br />
links weg hinunter Richtung<br />
Heindlboden, wir bleiben<br />
aber rechts auf der Forststraße<br />
in Richtung Weißenbachtal,<br />
bis diese plötzlich<br />
im Nichts endet. Und das<br />
Nichts ist meistens hübsch<br />
und genauso ist es auch<br />
hier. Nur mehr ein kleiner,<br />
unmarkierter Pfad verläuft<br />
entlang des Baches, an dem<br />
immer wieder ausgewaschene<br />
Becken zum Baden<br />
einladen. Die Sonne scheint<br />
uns auf den<br />
Rücken, im<br />
Bach fl ießt<br />
kristallklares<br />
Wasser,<br />
Orchideen,<br />
wohin man<br />
sieht, und<br />
trotzdem weit<br />
und breit kein<br />
Mensch. Unfassbar eigentlich,<br />
in welch herrlichem<br />
Land wir leben dürfen.<br />
Der Pfad wechselt nun die<br />
Bachseite und es verwundert,<br />
dass ein Seil den Aufstieg<br />
auf der anderen Seite<br />
erleichtert. Keine Markierung,<br />
kein wirklicher Weg,<br />
–aber ein Sicherungsseil?<br />
Der weitere Wegverlauf ist<br />
eher abenteuerlich und eine<br />
Herausforderung, selbst<br />
für Fährtensucher. Hie und<br />
da hilft ein Steinmännchen<br />
bei der Orientierung und<br />
überall begeistert dieser Urwald<br />
mit seinen mächtigen<br />
Buchen. Bei einem Jagdhochsitz<br />
im Stierkar scheint<br />
es, als wäre der Weg zu<br />
Ende, doch auch hier hilft<br />
ein Seil in den Graben<br />
hinab und<br />
auf der anderen<br />
Seite<br />
wieder<br />
steil bergauf<br />
und<br />
plötzlich<br />
stehen wir<br />
vor einem<br />
beeindruckenden<br />
Wasserfall.<br />
Schnurgerade fällt das<br />
Wasser in das kleine, kristallgrüne<br />
Wasserbecken. Es<br />
ist schon ein kleines Naturwunder,<br />
das es hier im Stierkar<br />
zu bewundern gibt...<br />
Buchtipp: Norbert Griebl:<br />
Orchideenwanderungen in<br />
Österreich, Leopold Stocker<br />
Verlag, 225 S., Weichband,<br />
34 Wanderungen,<br />
zahlreiche Abb. u. Karten,<br />
€ 19,90 (ISBN 978-3-7020-<br />
1533-6)<br />
Wandervorschlag: Brunnental/Stierkar<br />
Anreise: Von Linz auf der A1 und der A9 bis zur Abfahrt<br />
Klaus, dann die Pyhrnpass-Straße B138 bis Preisegg, die<br />
H319 rechts hinein nach Steyrling, dann ins Brunnental bis<br />
zum Fahrverbot.<br />
Öffentliche Verkehrsanbindung: Mit der Bahn von Linz Hbf.<br />
bzw. Selzthal bis Steyrling oder mit der Buslinie 430 von<br />
Kirchdorf bis Steyrling.<br />
Gehzeit: 3 Stunden (bis zum Wasserfall, hin und zurück).<br />
Bergauf: 354 m – Achtung: teilweise keine Wegmarkierung!