Wirtschaftskraft-Juni-2016
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WIRTSCHAFTSKRAFT JUNI <strong>2016</strong> 45<br />
Persönliches<br />
Ausbildung<br />
Beruf<br />
Lebensmotto<br />
Hobbys<br />
Ziele<br />
ZUR PERSON<br />
Axel Haverich<br />
Geboren am 9. März 1953<br />
in Lemgo<br />
Medizinstudium an der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover<br />
Herzchirurg<br />
„Geht nicht, gibt’s nicht.“<br />
Wandern, Schwimmen, Paddeln<br />
„Vielen Menschen helfen, und dafür<br />
die nächste Generation von Chirurgen<br />
ausbilden.“<br />
hat, Operationen, bei denen man den Erfolg<br />
nicht berechnen konnte – aber die Patienten<br />
wünschten sich den Eingriff,<br />
um zu überleben.<br />
Nach seiner ersten Herztransplantation<br />
fuhr Haverich völlig<br />
erschöpft nach Hause, schlief<br />
zwei Stunden, wurde wieder<br />
wach, sagte seiner Frau, es habe<br />
keinen Zweck, und fuhr zurück<br />
in die Klinik. Wo er in einem<br />
Raum neben dem Krankenzimmer<br />
des Patienten schlief. Der<br />
eigene emotionale Einsatz sei<br />
unverzichtbar, sagt er. Die Arbeit, die Menschen,<br />
das alles müsse einem selbst am – natürlich –<br />
Herzen liegen. Haverich weiß immer noch die<br />
Volle Kanne bis<br />
zum Schluss,<br />
und dann<br />
nicht mehr<br />
einmischen.<br />
Namen seiner ersten Herzpatienten und auch die<br />
zahlreicher späterer Schützlinge. Abschalten sei<br />
aber genauso wichtig, sagt er. Es habe Phasen gegeben,<br />
in denen er 16 Stunden am Tag zumindest<br />
mit dem Kopf in der Klinik gewesen sei. Inzwischen<br />
ist ihm der Urlaub mit der Familie besonders<br />
wichtig. Wandern in Norwegen, Paddeln.<br />
Und was ist mit Niederlagen? Wie geht ein berühmter<br />
Arzt mit Misserfolgen um? „Wandern<br />
im Harz“, sagt Axel Haverich. „Mit dem Zelt.<br />
Und ich komme erst wieder, wenn das verdaut<br />
ist.“<br />
1995 bekam er den Leibniz-Förderpreis von<br />
der Deutschen Forschungsgesellschaft. 3 Millionen<br />
Mark, die er investieren konnte, wo er wollte.<br />
Er entschied sich für die regenerative Medizin.<br />
Und daraus entstand dann die mitwachsende<br />
Herzklappe, die Patienten im Kindesalter<br />
ständige Operationen erspart. Auch das Exzellenzcluster<br />
„Rebirth“, das auf Haverichs Initiative<br />
zurückgeht, widmet sich dem Thema. Inzwischen<br />
erforscht das Team den Ersatz unter anderem<br />
von Herzmuskelgewebe. Apropos Team:<br />
„Ich habe nie was allein gemacht“, sagt Haverich.<br />
„Immer im Team. Immer auf<br />
Augenhöhe.“<br />
Er ist jetzt 63. Wie sieht es<br />
mit dem Loslassen aus? Sein<br />
früherer Vorgesetzter Hans<br />
Georg Borst, erzählt Haverich,<br />
habe ihm vor 20 Jahren<br />
den Büroschlüssel überreicht<br />
und sei dann aus der Stadt<br />
weggezogen. So ähnlich habe<br />
er das auch vor: „Volle Kanne<br />
bis zum Schluss, und dann<br />
nicht mehr einmischen.“ Nur wegziehen will er<br />
nicht. „Na ja“, sagt er, „vielleicht ein bisschen<br />
weiter aufs Land.“<br />
Die Namen seiner<br />
ersten Herzpatienten<br />
weiß Axel Haverich<br />
immer noch, auch die<br />
zahlreicher späterer<br />
Schützlinge.<br />
FOTOS: VON DITFURTH<br />
1983 ging er als Forschungsassistent an die<br />
Stanford University in den USA. Die Zeit dort<br />
habe ihm sehr genützt, erzählt er. Er lernte nicht<br />
nur noch eine Menge über das wissenschaftliche<br />
Arbeiten, er lernte auch, seine Ergebnisse zu präsentieren.<br />
Ein Erfolg nützt nur die Hälfte, wenn<br />
niemand davon erfährt. „Ohne das Jahr in den<br />
USA wäre ich nicht so weit gekommen“, sagt<br />
Axel Haverich.<br />
Mit 32 Jahren wurde er Oberarzt der Herzchirurgie<br />
der MHH, und nach einer dreijährigen<br />
Zwischenstation in Kiel (schon als Professor)<br />
kehrte er 1996 als Klinikdirektor nach Hannover<br />
zurück. Wo er jetzt in weißer Arzthose und im<br />
grünen Pulli in seinem Büro sitzt und erzählt,<br />
wie er damals mit Lungentransplantationen angefangen<br />
hat. Dass er auch riskante OPs gemacht<br />
Gruppenbild: Axel Haverich, Thorsten Wahlers, Kwabena Frimpong-Boateng,<br />
Professor Hans Georg Borst und Hans-Jochen Schaefers (von links).