Not_Vital_A4_020512_ok
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Lasst hundert Blumen blühen – ein<br />
Denkmal?<br />
D<br />
enkmale sollen Menschen an eine<br />
bestimmte Person, ein bestimmtes<br />
Geschehen oder an eine bestimmte Tat<br />
erinnern. Auch das Werk „Lasst hundert<br />
Blumen blühen“ kann als eine Art Denkmal<br />
aufgefasst werden: Der Titel erinnert<br />
an die gleichnamige, im Jahre 1957 von<br />
der damaligen chinesischen Regierung<br />
unter ihren Führer Mao Zedong angestoßene<br />
Polit-Kampagne, die mehr Beteiligung<br />
am Aufbau des Staates forderte<br />
und Vorschläge für eine Verbesserung<br />
forderte. Schon nach wenigen Wochen<br />
wurde wegen zu vieler kritischer Stimmen<br />
die Aktion abgebrochen.<br />
D<br />
Denkmale stehen normalerweise<br />
auf öffentlichen Plätzen und gut<br />
wahrnehmbaren Orten. Dies ist hier<br />
nicht der Fall: <strong>Not</strong> <strong>Vital</strong>s Kunstprojekt ist<br />
nur für einen Zeitraum von 10 Wochen<br />
zu sehen, dann wird es wieder abgebaut.<br />
Es ist sozusagen ein Denkmal auf Zeit.<br />
Die Blütezeit der Denkmale und der<br />
damit oft verbundener Heldenkult sind<br />
heute längst vorbei. Dennoch entstehen<br />
aus besonderem Grund noch Denkmale,<br />
etwa in Berlin das „Denkmal für die<br />
ermordeten Juden Europas“ (2005). Die<br />
2711 Betonstelen (Quader) des von Peter<br />
Eisenmann entworfenen Mahnmals erinnern<br />
an die Millionen Opfer der nationalsozialistischen<br />
Verfolgung. Die Betonquader<br />
lassen an Grabsteine denken,<br />
besitzen also ähnlich den Lotosblumen<br />
<strong>Not</strong> <strong>Vital</strong>s eine symbolische Bedeutung.<br />
Allerdings lässt der Künstler <strong>Not</strong> <strong>Vital</strong><br />
auch eine ästhetische Auffassung gelten,<br />
die ganz unabhängig vom Titel eine rein<br />
sinnliche Betrachtung ermöglicht.<br />
Arbeitsvorschläge<br />
• Vergleiche die formale Gestaltung des<br />
„Denkmals für die ermordeten Juden Europas“<br />
mit dem Werk „Lasst hundert Blumen<br />
blühen“. Beschreibe Ähnlichkeiten<br />
sowie Unterschiede und deute die damit<br />
erzielte Wirkung.<br />
• Recherchiere nach bedeutenden historischen<br />
Denkmalen und vergleiche deren<br />
Gestaltung und Botschaft (z.B. Reiterstandbild<br />
des Kaisers Marc Aurel in Rom,<br />
Denkmal Erzherzog Karls auf dem Heldenplatz<br />
in Wien, Ruetliwiese bei Seelisberg/<br />
CH, Goethe-Schiller-Denkmal in<br />
Weimar, Freiheitsstatue in New York).<br />
• Suche Denkmale in Deiner Umgebung<br />
und d<strong>ok</strong>umentiere sie zeichnerisch oder<br />
fotografisch. Informiere Dich darüber,<br />
woran das Denkmal erinnern soll.<br />
• Denkmale müssen nicht immer figürlich<br />
Personen abbilden, sondern können<br />
wie <strong>Not</strong> <strong>Vital</strong>s Werk mit Symbolen<br />
(hier: Lotosknospen) arbeiten. Überlege<br />
ein Konzept für ein von Dir entworfenes<br />
Denkmal, das an einen ganz persönlichen<br />
Anlass, ein Geschehen erinnern soll.<br />
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