ImmoCompact_Sonderausgabe_DIM2016
Das Fachmagazin für die Immobilienwirtschaft
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„Immobilienmakler sind ideale Kooperationsund<br />
Vertriebspartner für uns“<br />
Interview mit Friedrich Thiele, Vorstand der Deutschen Leibrenten Grundbesitz AG<br />
Fast alle älteren Immobilieneigentümer möchten bis zum Lebensende in den eigenen<br />
vier Wänden wohnen bleiben. Die Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG will mit einem<br />
hierzulande wenig genutzten Modell Senioren den Verbleib im vertrauten Zuhause ermöglichen.<br />
Dabei setzt sie auch auf die Kooperation mit Immobilienmaklern.<br />
Friedrich Thiele<br />
Herr Thiele, ältere Immobilieneigentümer mit<br />
Geldsorgen, das klingt erst einmal ungewöhnlich.<br />
Wohneigentum galt doch lange als das klassische<br />
Altersvorsorgemodell für die Generation der heute<br />
über 60-Jährigen?<br />
Eine Studie, die wir gemeinsam mit dem Institut für<br />
Versicherungswissenschaft der Universität Köln<br />
durchgeführt haben, zeigt, dass es um die Finanzen<br />
von Immobilieneigentümern im Alter längst nicht<br />
immer so gut steht wie oft angenommen. Der<br />
Traum vom sorgenfreien Leben in der eigenen<br />
Wohnung hat sich für viele Menschen über 69 Jahre<br />
– die Altersgruppe, die wir in unserer Untersuchung<br />
befragt haben – leider nicht erfüllt. Fast ein<br />
Viertel hat die Immobilie noch nicht abbezahlt, bei<br />
den Hochbetagten ist der Anteil sogar etwas höher.<br />
Das macht deutlich: Wer es bis Ende 60 nicht<br />
schafft, die Immobilienschulden zu tilgen, dem<br />
wird es vermutlich zu Lebzeiten nicht mehr gelingen.<br />
Das bedeutet für die Betroffenen<br />
finanzielle Einschränkungen<br />
noch im hohen Alter und für<br />
die Erben womöglich eine unerwartete<br />
Belastung.<br />
Viele Menschen leben aber gut<br />
im Wohneigentum, das sie noch<br />
nicht abbezahlt haben. Warum<br />
sollte das gerade für Senioren eine<br />
Belastung darstellen?<br />
Mit dem Renteneintritt sinkt für<br />
viele Menschen der finanzielle<br />
Spielraum. Neues Vermögen wird<br />
nicht mehr gebildet und oft sind<br />
auch die Ersparnisse schnell aufgebraucht,<br />
da die Kosten im<br />
Alter erfahrungsgemäß unterschätzt<br />
werden. In unserer Befragung<br />
klagt etwa jeder Vierte<br />
darüber, dass das Geld gerade so<br />
zum Leben reicht. Neben der<br />
Immobilie verfügt ein Drittel<br />
über kein weiteres Vermögen,<br />
die ganze Lebensleistung ist in<br />
Haus oder Wohnung geflossen.<br />
Stehen dann ungeplant zusätzliche<br />
Ausgaben an, etwa für<br />
Gesundheit und Pflege, geraten<br />
die Senioren in eine prekäre Lage.<br />
In einer solchen Lage wäre doch<br />
der Verkauf ein sinnvoller<br />
Schritt. Mit dem Geld ließe sich<br />
eine günstigere Immobilie erwerben<br />
oder man lebt zur Miete –<br />
und hat noch genügend übrig für<br />
die Kosten der Lebenshaltung.<br />
Das ist korrekt, aber dieser<br />
Schritt entspricht überhaupt<br />
nicht dem Wunsch der älteren<br />
Eigentümer. Viele von ihnen<br />
bewohnen ihre Immobilie<br />
schon seit Jahrzehnten, zu den<br />
eigenen vier Wänden haben sie<br />
eine tiefe emotionale Bindung<br />
aufgebaut – ein Auszug kommt<br />
für sie daher nicht infrage.<br />
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