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„Eine zehnjährige Zinsbindung ist das<br />

Gefährlichste, was man tun kann“<br />

Interview mit Kurt Neuwirth, Gründer und Geschäftsführer der Neuwirth Finance GmbH<br />

Mario Draghi hat den Zins im Euroraum abgeschafft. Der Präsident der Europäischen<br />

Zentralbank musste dafür harsche Kritik einstecken. Zu Unrecht – meint der Zinsexperte<br />

Kurt Neuwirth von Neuwirth Finance. Die Alternative sei noch schlimmer. Zudem erläutert<br />

Neuwirth, was diese Situation für Bauherren bedeutet, die ihr Eigenheim finanzieren wollen.<br />

Herr Neuwirth, Sie gelten als einer der bekanntesten<br />

Zinsexperten Deutschlands. Was sagen Sie<br />

zur viel kritisierten Zinspolitik Mario Draghis?<br />

Über Mario Draghi wird gerade in Deutschland<br />

geschimpft wie verrückt. Der böse Notenbankchef<br />

drückt die Zinsen so weit runter, dass man mit<br />

klassischen Sparformen, Sparbüchern oder Lebensversicherungen<br />

kaum noch Renditen bekommt.<br />

Letztlich machen<br />

die Notenbanken,<br />

was<br />

die ureigenste<br />

Aufgabe der<br />

Politik wäre,<br />

nämlich Bedingungen für eine gut laufende, stabile<br />

Wirtschaft zu schaffen. Wenn Draghi die Geldpolitik<br />

nicht lockert und die Zinsen nicht senkt, müssen<br />

wir uns mit der Alternative auseinandersetzen.<br />

„Die Alternative sind 10 oder 20 Millionen<br />

mehr Arbeitslose in Europa und eine<br />

Wirtschaft, die kaputt geht.“<br />

Wie sieht diese aus?<br />

Die Alternative sind 10 oder 20 Millionen mehr<br />

Arbeitslose in Europa und eine Wirtschaft, die<br />

kaputt geht. Draghi muss die Geldpolitik lockern,<br />

weil die Wirtschaft nicht ins Laufen<br />

kommt. Ohne lockere Geldpolitik hätten wir ein<br />

Wachstum von Null oder vielleicht sogar darunter<br />

– und dann stecken wir wieder mitten in einer<br />

Rezession. Ist das die bessere Alternative? Ich<br />

kann zwar jeden Sparer verstehen, aber die Alternative<br />

zu Draghis Politik wäre schrecklicher.<br />

Wie wahrscheinlich ist vor diesem Hintergrund<br />

ein Ende dieser Niedrigzinspolitik?<br />

Das kommt auf die Perspektive<br />

an. Auf Sicht von einem Jahr<br />

beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />

faktisch 0%. Das Quantitative<br />

Easing wird auf jeden Fall bis<br />

März 2017 betrieben. Danach ist<br />

es wie beim Radfahren. Man<br />

wird vorsichtig und mit Stütz -<br />

rädern austesten, was passiert,<br />

wenn die Anleihekaufprogramme<br />

wegfallen. Dann wird man sehen,<br />

ob das Kind ohne Stützräder fahren<br />

kann, sprich die Wirtschaft<br />

ohne Unterstützung läuft, und<br />

ob die Kreditvergabe wieder<br />

steigt. Allerdings muss man<br />

zudem zwischen Kurzfrist- und<br />

Langfristzinsen unterscheiden.<br />

Inwiefern?<br />

Grundsätzlich bewegen sich<br />

beide zwar in ähnliche Richtungen.<br />

Allerdings unterliegen sie<br />

unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten,<br />

insbesondere bezüglich<br />

der Volatilität. Der kurzfristige<br />

Zins bleibt definitiv bis<br />

März 2017 niedrig, da Draghi<br />

an seiner bisherigen Vorgehensweise<br />

festhalten wird. Der langfristige<br />

Zins wird immer um einen<br />

Prozentpunkt steigen oder<br />

fallen können. Sobald irgendwelche<br />

Nachrichten kommen<br />

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