Facetten November 2012
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knüpfen, zu ordnen und darauf zu reagieren.<br />
Dabei werden neue Sinneseindrücke<br />
in Beziehung zu bereits gemachten Sinneserfahrungen<br />
gesetzt. Allmählich fügen<br />
sich diese Puzzleteile zu einem Bild zusammen.<br />
Dabei spielt der tagtägliche Gebrauch<br />
der Sinne eine entscheidende Rolle.<br />
Kinder sind von Natur aus neugierig<br />
und haben einen ausgeprägten Drang<br />
nach neuen Erfahrungen. Für ein Kind<br />
stellt die sinnliche Wahrnehmung das Tor<br />
zur Welt dar. Wahrnehmung ist ein aktiver<br />
Prozess, bei dem das Kind mit allen<br />
Sinnen seine Umwelt kennen lernt.<br />
Der Handel bietet einige Spiele zu diesem<br />
Thema an. Man kann aber mit einfachen<br />
Mitteln und etwas Fantasie selber<br />
tätig werden. Bezieht man das Kind in die<br />
Anfertigung der selbst kreierten Spiele mit<br />
ein, dann wird es zu einer runden und<br />
guten Sache.<br />
Gerade heute, in einer Zeit des Fernsehens,<br />
des Fern-hörens und Fern-sprechens,<br />
brauchen Kinder auch das Greifbare<br />
– eine Welt, die man anfassen,<br />
fühlen, riechen, schmecken, sehen und<br />
in der man sich bewegen kann. In der<br />
Förderung der Sinne sehen wir, die Erzieherinnen<br />
des Georg-Wündisch-Hauses,<br />
einen Teil unserer Aufgaben. Durch intensives<br />
Spielen, das den ganzen Körper<br />
beansprucht, erlangt das Kind eine Fülle<br />
an Sinneswahrnehmungen, die notwendig<br />
sind, um das Gehirn in seiner Gesamtheit<br />
zu entwickeln. Dies gilt es zu unterstützen.<br />
Jeden Tag.<br />
Carina Otto (Erzieherin)<br />
Rezept für Knete<br />
250 g Mehl<br />
250 ml Wasser<br />
125 g Salz<br />
1-2 EL ÖL<br />
1 EL Weinstein (Naturkostladen)<br />
Lebensmittelfarbe<br />
Mehl, Wasser, Salz und Weinstein über<br />
kleiner Flamme mit einem Holzlöffel rührend<br />
erhitzen, bis die Masse verdickt. Leicht<br />
abkühlen lassen und mit dem Öl durchkneten.<br />
Lebensmittelfarbe hinzufügen und<br />
kneten, bis die Farbe gleichmäßig verteilt<br />
ist. Luftdicht verschlossen aufbewahren.<br />
Umfassende<br />
Umwelterfahrungen<br />
KiTa oder Betreuungsgeld –<br />
das ist nicht die Frage!<br />
Die Regierungskoalition möchte Sorgeberechtigten, die<br />
für die Betreuung ihrer Kleinkinder keine Krippe oder<br />
Tagesmutter in Anspruch nehmen, ab Januar 2013 ein<br />
Betreuungsgeld von 100 Euro monatlich zahlen. Ab<br />
2014 soll der Betrag für zwei- und dreijährige Kinder<br />
auf 150 Euro erhöht werden.<br />
Über das Betreuungsgeld ist schon viel diskutiert und<br />
geschrieben worden. Aus Sicht der Sozialgruppe Kassel<br />
e. V. fehlt in den meisten Äußerungen ein entscheidender<br />
Aspekt: die Individualität. Es ist zudem falsch,<br />
aus einer pädagogischen eine finanzielle Dienstleistung<br />
zu machen und zwar für den Fall des Verzichts<br />
– wenn das Thema an dieser Stelle zu Ende ist.<br />
Das Sozialgesetzbuch VIII formuliert in § 1 Satz 1 das<br />
Recht auf Erziehung, Elternverantwortung und Jugendhilfe<br />
dergestalt, dass „jeder junge Mensch ein Recht<br />
auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung<br />
zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen<br />
Persönlichkeit hat“. In Satz 2 beschreibt das Gesetz<br />
die Verantwortung für „Pflege und Erziehung als<br />
das natürliche Recht der Eltern und zuvörderst als die<br />
ihnen obliegende Pflicht“. In Satz 4 ist die Umfänglichkeit<br />
so formuliert, dass die Jugendhilfe (also die staatliche<br />
Einwirkung) zu einer positiven Lebensführung für<br />
junge Menschen und ihre Familien sowie zu einer kinder-<br />
und familienfreundlichen Umwelt beitragen soll.<br />
Es ist gut, dass Eltern in ihrer Verantwortung Wahlmöglichkeiten<br />
haben. Die Grundlage für die Antwort<br />
auf die Frage, wo und wie sie ihrer Verantwortung<br />
nachkommen, ist alleine im Kind zu finden, denn bekanntlich<br />
ist jedes Kind anders. Eine begrenzte Zeit<br />
außerhalb des familiären Umfeldes Gemeinschaft zu<br />
spüren, Grenzen erkennen zu lernen, Rücksichtnahme<br />
innerhalb gruppendynamischer Prozesse zu üben bzw.<br />
einzubringen und die eigene Persönlichkeit zu ertasten,<br />
das bietet in besonderer Weise das Umfeld einer<br />
Kindertagesstätte.<br />
Es geht also nicht darum, ob die KiTa eine Alternative gegenüber<br />
dem Zuhause ist oder umgekehrt, sondern um<br />
die Frage, wo Kinder die wichtigen Umwelterfahrungen<br />
machen können, die das Gesetz als Anspruch setzt.<br />
Gerald Reißmann (Vorsitzender der Sozialgruppe Kassel)<br />
Regina Loh (Leiterin des Georg-Wündisch-Haus)<br />
Georg-Wündisch-Haus FACETTEN 13