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04_Wagner_Heime

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das Gesetz wurde „die Möglichkeit der Anwendung anderer Methoden<br />

als Alternative zur Kastration bei Sexualstraftätern“ aufgenommen.<br />

170 Bei der Behandlung mit Cyproteronacetat handelt es<br />

sich um eine sogenannte „chemische Kastration“.<br />

Ursula Laschet verfasste die erste wissenschaftliche Publikation<br />

zu diesem Thema und äußerte sich auch zu juristischen Gesichtspunkten:<br />

171<br />

„Die Sexualität ist ein wesentlicher Aspekt der Persönlichkeit,<br />

deren freie Entfaltung im Grundgesetz der BRD garantiert ist. Die<br />

Androcur-Behandlung hemmt die Sexualität und greift damit in die<br />

Intimsphäre der Persönlichkeit einschränkend ein. Vor Beginn einer<br />

Androcur-Behandlung besteht daher volle Informationspflicht gegenüber<br />

dem Patienten und gegebenenfalls gegenüber seinem gesetzlichen<br />

Vertreter über die erwünschte Wirkung und unerwünschten<br />

Nebenwirkungen der Androcur-Behandlung, insbesondere über<br />

die Einschränkung des Geschlechtstriebs, der sexuellen Potenz und<br />

der Zeugungsfähigkeit unter Berücksichtigung der Reversibilität der<br />

Wirkung“. 172<br />

Laut einer Publikation aus dem Jahr 1971 (also zwei Jahre vor<br />

Markteinführung) wurde das Präparat auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

geprüft und angewandt. 173 Konkrete Einrichtungen<br />

werden nicht erwähnt. Da nicht bekannt war, ob die Reversibilität<br />

der Wirkung auch bei Einsatz des Präparats vor Abschluss der Pubertät<br />

gegeben war, warnten einige Wissenschaftler vor der Anwendung<br />

bei jüngeren Patienten. 174<br />

170<br />

Ebd., S. 27.<br />

171<br />

Ursula Laschet, Die Behandlung männlicher Sexualdeviationen, in: Vorlesungsreihe<br />

Schering (Heft 20), Berlin 1986, S. 8.<br />

172<br />

Ursula Laschet, Eine Möglichkeit zur medikamentösen Behandlung von sexuellen<br />

Deviationen und Perversionen beim Mann, in: Medizinische Mitteilungen<br />

Schering, Androcur – das orale Antiandrogen, 2. Heft 1973, S. 11–18, hier S. 16.<br />

173<br />

Ritzel, Antiandrogentherapie (wie Anm. 166).<br />

174<br />

Ebd., hier S. 167.<br />

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