04_Wagner_Heime
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FORSCHUNG / RESEARCH<br />
denen es keinen Anhaltspunkt auf eine Einwilligung der Eltern gegeben<br />
haben soll. 13<br />
3. Rechtliche und ethische Rahmenbedingungen<br />
pharmazeutischer Forschung<br />
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts werden Arzneimittel wissenschaftlich<br />
auf ihre Wirksamkeit getestet. 14 Einerseits gilt: „Medizinische<br />
Forschung ist mit Blick auf die Verbesserung von Lebensqualität<br />
und Lebenserwartung unentbehrlich“. 15 Andererseits ist<br />
gerade in Deutschland die Forschung am Menschen durch inhumane<br />
Versuche während der Zeit des Nationalsozialismus historisch<br />
hochgradig belastet. 16<br />
Laut Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist die Freiheit<br />
der Forschung „ein mit der Selbstbestimmung verbundenes<br />
Recht jedes Menschen“. 17 Medizinische Forschung am Menschen ist<br />
jedoch ein Sonderfall. Sie steht „im Dienst des Patienten, seiner Interessen,<br />
seiner Gesundheit“ und setzt somit der Forschungsfreiheit<br />
Grenzen. 18 Im Rahmen von Diskussionen zu Fragen medizinischer<br />
Ethik entstand Ende 1900 der preußische Erlass über Menschenversuche.<br />
Darin wurde festgelegt, dass Versuchspersonen der Teilnahme<br />
am Experiment zugestimmt haben mussten, nachdem sie<br />
vorher über den Versuch belehrt worden waren (für solch eine Einwilligung<br />
wird heute der Begriff des informed consent verwendet).<br />
Diese Richtlinie war damals weltweit einzigartig. Allerdings fand<br />
dieser für die medizinische Forschung grundlegende Erlass unter<br />
13<br />
Asmus Finzen, Arzt, Patient und Gesellschaft, Stuttgart 1969, S. 131 ff.<br />
14<br />
Andreas Reuland, Menschenversuche in der Weimarer Republik, Norderstedt<br />
20<strong>04</strong>, S. 5.<br />
15<br />
Groß, Grenzen (wie Anm. 5), hier S. 417.<br />
16<br />
Vgl. ebd.<br />
17<br />
Nikolaus Knoepffler, Eine ethische Grundposition der Deklaration von Helsinki?,<br />
in: Hans-Jörg Ehni / Urban Wiesing (Hg.), Die Deklaration von Helsinki.<br />
Revisionen und Kontroversen, Köln 2012, S. 17–24, hier S. 18.<br />
18<br />
Ebd.<br />
Sozial.Geschichte Online 19 (2016) 65