Sommer 2010 -´s Dorfblattl - Gemeinde Haiming - Land Tirol
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<strong>´s</strong> <strong>Dorfblattl</strong> - <strong>Sommer</strong> <strong>2010</strong><br />
sCHUtZGebiete<br />
biOLOGisCHe vieLfALt iM ObeRLAND<br />
<strong>2010</strong> wurde von den Vereinten<br />
Nationen zum Internationalen<br />
Jahr der Biologischen Vielfalt<br />
erklärt mit dem Ziel, auf ihre<br />
Bedeutung aufmerksam zu machen<br />
und Maßnahmen zu ihrem<br />
Erhalt zu setzen. Diese Biodiversität<br />
umfasst sowohl die Vielfalt<br />
von Lebensräumen und Arten in<br />
einem Gebiet als auch die genetische<br />
Variabilität einer Art.<br />
Die biologische Vielfalt stellt<br />
eine Lebensgrundlage für die<br />
Menschen dar. In letzter Zeit<br />
hat man etwa in der <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
den Wert von seltenen<br />
alten Kulturpflanzen oder Haustierrassen<br />
wieder entdeckt, weil<br />
diese z.B. oft resistenter gegen<br />
Krankheiten sind. Auch die Artenvielfalt<br />
im Meer leistet einen<br />
wichtigen Beitrag zur Ernährung<br />
und wie viel davon abhängt sieht<br />
man oft erst, wenn diese z.B.<br />
durch Überfischung oder die aktuelle<br />
Ölkatastrophe im Golf von<br />
Mexiko bedroht ist. Auch für die<br />
Gesundheit ist die Biodiversität<br />
unerlässlich, da man aus vielen<br />
Organismen Arzneistoffe gewinnen<br />
kann. Dabei sind etwa viele<br />
Pflanzenarten vor allem in tropischen<br />
Regenwäldern noch gar<br />
nicht erforscht.<br />
Artenreiche Natur findet man<br />
aber nicht nur im Urwald oder<br />
im Korallenriff, sondern kann<br />
man auch vor der eigenen Haustür<br />
entdecken. Gerade das Oberinntal<br />
weist eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Lebensräume vom<br />
Seite 8<br />
Talboden bis ins Hochgebirge auf<br />
und entsprechend vielfältig ist<br />
auch die Flora und Fauna. Wenn<br />
man durch solche Gebiete wandert,<br />
wird bewusst, dass diese<br />
biologische Vielfalt auch einen<br />
sehr großen Erholungswert für<br />
den Menschen hat. Und das ist<br />
auch von wirtschaftlichem Interesse,<br />
da der Tourismus gerne<br />
mit abwechslungsreichen <strong>Land</strong>schaften<br />
wirbt, die besondere<br />
Naturerlebnisse bieten.<br />
Beim Erhalt von Arten und Lebensräumen<br />
nehmen Schutzgebiete<br />
eine wichtige Rolle ein, vom<br />
kleinen Naturdenkmal, das z.B.<br />
nur aus einem markanten Baum<br />
besteht bis hin zum großen Nationalpark.<br />
Im <strong>Tirol</strong>er Oberland<br />
gibt es Schutzgebiete, die einerseits<br />
weitgehend unberührte<br />
Naturlandschaft im Hochgebirge<br />
umfassen wie etwa im Naturpark<br />
Ötztal, andererseits aber auch<br />
Teile der Kulturlandschaft im Tal<br />
betreffen.<br />
Eines dieser Schutzgebiete im<br />
Talboden ist das Silzer Pirchet.<br />
Dieser Föhrenwald ist ein wichtiger<br />
Lebensraum für Pflanzen<br />
und Tiere und wird von Besuchern<br />
gern als Erholungsraum<br />
genutzt. Außerdem wirkt er sich<br />
auch positiv auf die Luftsituation<br />
im Talboden aus. Derzeit besteht<br />
der Wald zum Großteil aus Kiefern,<br />
die ca. 60 – 80 Jahre alt sind.<br />
Solche gleichförmigen Bestände<br />
sind relativ anfällig gegen Gefährdungen<br />
wie z.B. Schädlinge<br />
Dieses Aquarell zeigt den Ortolan mit Locherboden im Hintergrund.<br />
Aus der <strong>Gemeinde</strong><br />
Auf diesem Luftbild sieht man das Ortolan-Schutzgebiet ganz genau.<br />
oder Stürme. Daher ist das Ziel<br />
eines mehrjährigen Schutzwaldprojektes<br />
die Entwicklung einer<br />
stabileren, mehrschichtigen<br />
Waldstruktur. Durch Auflichten<br />
des Bestandes wird z.B. die Naturverjüngung<br />
mit der Kiefer<br />
gefördert. Außerdem werden<br />
auch heimische Laubbäume (z.B.<br />
Bergulme, Winterlinde, Esche)<br />
angepflanzt, weil aufgrund der<br />
Standortverhältnisse ein höherer<br />
Laubholzanteil zu erwarten wäre.<br />
Das wirkt sich positiv auf die<br />
Waldstabilität aus und erhöht<br />
zugleich die Artenvielfalt.<br />
Einen ganz anderen Charakter<br />
hat die nördlich angrenzende<br />
„Silzer Innau“. Sie ist einer der<br />
wenigen weitgehend naturnahen<br />
Auwaldreste, die noch am<br />
Inn zu finden sind. Besonders<br />
beeindruckend ist es, wenn die<br />
Au bei Hochwasser überflutet<br />
wird. Diese Wechselwirkung<br />
zwischen Wasser und <strong>Land</strong> ist<br />
entscheidend für das Funktionieren<br />
eines Auwaldes und die<br />
dort vorkommenden Laubbäume<br />
wie Grauerlen, Pappeln und<br />
Weiden tolerieren im Gegensatz<br />
zu Nadelbäumen auch längere<br />
Überflutungen. Auwälder zählen<br />
zu den artenreichsten Lebensräumen<br />
und so verwundert es<br />
nicht, dass auch diese Innau trotz<br />
der kleinen Fläche viele Arten beherbergt.<br />
Da dort auch seltene<br />
Vögel wie z.B. Gartenbaumläufer<br />
oder Flussuferläufer vorkommen,<br />
sollten die Schotterflächen und<br />
der Auwald zur Brutzeit im Frühling<br />
nicht betreten werden.<br />
Die landwirtschaftlich genutzten<br />
Flächen zwischen Staudach und<br />
<strong>Haiming</strong> gehören schließlich zum<br />
Natura 2000 Gebiet „Ortolan-Vorkommen<br />
Silz – <strong>Haiming</strong> – Stams“.<br />
Dieses europäische Vogelschutzgebiet<br />
dient dem Schutz des Ortolans,<br />
eines etwa spatzengroßen<br />
Singvogels. Diese Vogelart hat<br />
hier ihr letztes Brutgebiet in ganz<br />
Österreich, wobei die Nester am<br />
Boden vor allem in Getreide-<br />
und Kartoffelfeldern angelegt<br />
werden. Ein für dieses Gebiet<br />
entwickeltes landwirtschaftliches<br />
Förderprogramm soll einen<br />
Anzreiz bieten, Flächen so<br />
zu bewirtschaften, dass diese Art<br />
erfolgreich brüten kann. Durch<br />
diese Maßnahmen profitieren<br />
neben dem Ortolan auch andere<br />
seltene Bodenbrüter wie die<br />
Feldlerche, das Braunkehlchen<br />
oder die Wachtel. Seit diesem<br />
Jahr gibt es außerdem auch Getreidefelder,<br />
wo der biologische<br />
Anbau von alten Sorten wie dem<br />
Obernberger Schwarzhafer oder<br />
dem Chrysanth-Hanser-Roggen<br />
gefördert wird.<br />
In allen drei Gebieten werden<br />
heuer Tafeln neu aufgestellt oder<br />
ersetzt, die auf diese Schutzgebiete<br />
hinweisen sollen. Weitere<br />
Informationen über die Schutzgebiete<br />
in <strong>Tirol</strong> und zum Thema<br />
„Biologische Vielfalt“ können im<br />
Internet nachgelesen werden<br />
(www.tiroler-schutzgebiete.at;<br />
www.biologischevielfalt.at).<br />
(Text und Fotos: Andreas Danzl,<br />
Schutzgebietsbetreuer)