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pflegenetz.pflege.assistenz<br />

Ein Schatz, den man heben<br />

muss<br />

Diversität in der Ausbildung zur Pflegehilfe bzw. zur<br />

Fachsozialbetreuerin und zum Fachsozialbetreuer<br />

VON HARIS CUKUR, MANUELA OBEREGGER.<br />

FOTOS VON MARIJANA STEFANOVIC.<br />

Nicht nur im alltäglichen Miteinander, sondern auch in Pflege und Betreuung wird eine Öffnung in<br />

Richtung unterschiedlicher Dimensionen von Diversität weiterhin (und in steigendem Ausmaß) von<br />

Bedeutung sein. Wir möchten ein Projekt, das an der AWZ Soziales Wien GmbH (AWZ) in lebendiger und<br />

mit allen Sinnen erfahrbarer Weise durchgeführt wurde, vorstellen.<br />

Zunächst sollen einige Zahlen betreffend<br />

die Diversitätsdimensionen Migrationshintergrund<br />

und Alter die steigende Bedeutung<br />

der Beachtung von Diversität im<br />

Rahmen von Pflege und Betreuung deutlich<br />

machen:<br />

1,7 Millionen der insgesamt 8,5 Millionen<br />

Einwohnerinnen und Einwohner Österreichs<br />

waren im Jahr 2014 Migrantinnen<br />

und Migranten der 1. und 2. Generation.<br />

Ein Drittel kam dabei aus EU-Staaten und<br />

dem EWR-Raum oder aus der Schweiz,<br />

zwei Drittel der Personen mit Migrationshintergrund<br />

kamen aus Drittstaaten.<br />

Die größte Gruppe der Menschen mit<br />

Migrationshintergrund machen Personen<br />

deutscher Herkunft aus, gefolgt von<br />

Migrantinnen und Migranten aus Serbien,<br />

Montenegro und dem Kosovo, Platz<br />

drei belegen Menschen türkischer Herkunft<br />

(Statistik Austria, 2015a).<br />

1,6 Millionen der in Österreich Lebenden<br />

waren über 65 Jahre alt, das entspricht<br />

einem Bevölkerungsanteil von 18,4%.<br />

Bis zum Jahr 2030 wird er mit 23,4%<br />

prognostiziert. Von den oben genannten<br />

1,7 Millionen Personen mit Migrationshintergrund<br />

zählten im Jahr 2014 insgesamt<br />

10,3% zur Generation 65+ (Statistik<br />

Austria, 2015b).<br />

Konkret bedeutet das: nicht allein<br />

Sprach- und kulturelle Kenntnisse sind<br />

in Pflege und Betreuung zunehmend<br />

gefragt, sondern auch die Fähigkeit, spezifische<br />

Bedarfslagen zu erkennen, die<br />

sich aus der Migration ergeben, und dies<br />

betrifft besonders Ältere, die Pflege- und<br />

Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen<br />

werden. Es gilt also, diese Fähigkeit<br />

zu schulen und zu vermitteln.<br />

Pflegehelferinnen und Pflegehelfer<br />

bzw. auch Fachsozialbetreuerinnen und<br />

Fachsozialbetreuer sind in Ausübung<br />

ihrer Tätigkeit in der direkten Pflege<br />

und Betreuung besonders nahe an Klientinnen<br />

und Klienten, was neben der<br />

Unterstützung in allen pflegerischen<br />

Dimensionen auch Betreuung und damit<br />

auch Tages- oder Freizeitgestaltung<br />

einschließt. Hier ist es von besonderer<br />

Bedeutung, dass Sensibilität und Kompetenz<br />

in Zusammenhang mit allen Diversitätsdimensionen<br />

gegeben ist.<br />

An unserer Ausbildungseinrichtung ist es<br />

erklärtes Ziel, Diversität nicht nur zum<br />

Thema zu machen und die Mitarbeitenden<br />

darin zu schulen, sondern die Vielfalt<br />

auch täglich zu leben. Die Frage, die<br />

sich stellte, war: wie ist das auch abseits<br />

des theoretischen Unterrichts möglich?<br />

Wir haben uns für eine Form des Lernens<br />

entschieden, in dem Diversität in ihren<br />

Dimensionen von den Auszubildenden<br />

selbst erlebt und erfahren werden kann.<br />

Neben der Kenntnis über die einzelnen<br />

Diversitätsdimensionen sollte auch affektiv-emotional<br />

etwas vermittelt und<br />

behalten werden, nämlich: das bewusste<br />

Anerkennen und Einbeziehen von Vielfalt<br />

verbessert Sensibilität und Gespür füreinander,<br />

ist ein Gewinn für alle Beteiligten,<br />

und macht außerdem Freude, weil<br />

andere Lebenswelten interessant sind.<br />

Wir wollten dabei die Ressourcen, die die<br />

Lernenden mitbringen, nutzen.<br />

Welche Ressourcen sind das unter anderem?<br />

Eine Datenerhebung zu unseren<br />

Auszubildenden der Wiener Schule für<br />

Sozialberufe und der Ausbildungseinrichtung<br />

für Pflege- und Heimhilfe (beides<br />

Bereiche der AWZ) zeigte, dass der Anteil<br />

der Auszubildenden bzw. der Teilnehmenden,<br />

die nicht in Österreich geboren<br />

wurden, bei 45% liegt. Das ist aus unserer<br />

Sicht ein Schatz, den man heben<br />

muss.<br />

Auszubildende sollen darin begleitet<br />

werden, zunächst die Vielfalt der Dimensionen<br />

von Diversität zu erkennen: Bedarf<br />

und Bedürfnisse von Menschen sind<br />

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