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Fachmagazin für den Spielwareneinzelhandel
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INTERVIEW<br />
<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />
9<br />
Kunde merkt sofort, dass wir viel spielen<br />
und hinter den Spielen, die wir empfehlen,<br />
auch persönlich stehen.<br />
Sie werden zwar nicht reich, aber<br />
glücklich, war von Ihnen zu erfahren.<br />
Was aber, wenn die Glücksforschung<br />
irrt und Geld doch glücklich macht –<br />
wenigstens ein bisschen?<br />
T.B.: Ich glaube das nicht. Man benötigt<br />
zwar eine bestimmte Menge Geld, um<br />
seine Familie durchzubringen, aber das<br />
hat nichts mit Glücklichsein zu tun. Geld<br />
ist für mich Mittel zum Zweck. Schon als<br />
Kind habe ich mein Taschengeld rausgejubelt,<br />
während es meine Schwester<br />
gehortet hat.<br />
Die Spiele-Pyramide kommt ohne Online-Shop<br />
aus. Warum diese Abstinenz?<br />
T.B.: Ich glaube nicht an die Koexistenz<br />
eines Online-Shops und eines stationären<br />
Handels. Der stationäre Handel<br />
muss sich über die Qualität der Beratung<br />
und des Wohlfühlfaktors profilieren.<br />
Im Brettspielbereich kann ich nur in<br />
einem Interview herausfinden, was der<br />
Kunde wirklich will.<br />
Einspruch, Euer Ehren, Sie haben heute<br />
auch Kartonware, die keiner Erklärung<br />
bedarf!<br />
T.B.: Das ist richtig. Bei Playmobil oder<br />
Lego können wir nur über die Auswahl<br />
und die Präsentation punkten. Dennoch<br />
versuchen wir unsere Kompetenz aus<br />
dem Brettspielbereich auf andere Segmente<br />
zu übertragen. Wir probieren<br />
Bastelsachen auch aus. Das geht nicht<br />
überall, aber unser Unterscheidungsmerkmal<br />
gegenüber dem Online-Handel<br />
ist die Beratung und unsere Kompetenz.<br />
Getreu der Maxime des Philosophen<br />
der Macht, Machiavelli: Stärken stärken.<br />
T.B.: Ja. Da sind auch die Verbände gefordert.<br />
Einen Preiskampf können wir<br />
nicht gewinnen. Als Mitglied im Spielzeugring<br />
und VEDES Point sage ich,<br />
dass alle Verbände umdenken und den<br />
Kleinen andere Wege aufzeigen müssen,<br />
sich darzustellen.<br />
Die Welt predigt Multi- oder Omnichannel.<br />
Hat die Welt unrecht?<br />
T.B.: Ich glaube jedenfalls nicht an Multichannel,<br />
aber vielleicht haben wir den<br />
„Alle Verbände müssen<br />
umdenken und den Kleinen<br />
andere Wege aufzeigen,<br />
sich darzustellen.“<br />
THORSTEN BROMBAS,<br />
Inhaber Spiele-Pyramide<br />
Weg noch nicht gefunden, der für uns<br />
funktioniert. Neben einem stationären<br />
Laden parallel einen Webshop zu betreiben,<br />
halte ich für gefährlich.<br />
Vielleicht aber als Marketing-Instrument?<br />
T.B.: Definitiv, ich muss sogar die Darstellung<br />
meines Ladens online vorantreiben,<br />
aber in großen Umsätzen zu<br />
denken und zu glauben, jetzt zeig ich’s<br />
mal Amazon, das wird nicht funktionieren.<br />
Der Versuch der Verbände, Omnichannel<br />
als Königsweg aufzubauen, ist also<br />
mehr Aktivismus als weise Entscheidung,<br />
weil man ja was machen muss?<br />
T.B.: Das ist nicht so einfach zu beantworten.<br />
Geld in die Entwicklung eines<br />
Multichannel-Konzeptes zu stecken, ist<br />
durchaus sinnvoll. Wir müssen nur einen<br />
Weg finden, der uns nützt, denn Preisund<br />
Rabattschlachten in der Branche<br />
sind bestimmt nicht zielführend.<br />
Immer mehr Spielzeugläden verschwinden<br />
von der Bildfläche. Wäre es<br />
für Sie nicht verlockend, das erfolgreiche<br />
Spiele-Pyramide-Konzept zu multiplizieren?<br />
T.B.: Damit gehe ich jedes Jahr schwanger.<br />
Tatsächlich ist die Art, glaube ich,<br />
wie ich das Geschäft führe, wichtig.<br />
Gleichzeitig muss man extrem gutes<br />
Personal haben. Filialisierung ist jedenfalls<br />
ein spannendes Thema und ich bin<br />
mir nicht sicher, wie ich das in Zukunft<br />
handhaben werde. Ich habe gerade ein<br />
anderes Konzept im Kopf.<br />
Und welches?<br />
T.B.: Die Spiele-Pyramide macht sehr<br />
viele Events und Turniere mit bis zu 88<br />
Teilnehmern: pro Woche ein Mal einen<br />
Brettspielabend, zwei Mal Table Top, an<br />
einem Abend Magic und samstags meistens<br />
Turniere. Wir könnten noch sehr viel<br />
mehr realisieren, z.B. im RC-Bereich.<br />
Wenn ich allerdings in der oberen Etage<br />
88 Mann spielen lasse, leidet der Verkauf<br />
extrem darunter. Mir schwebt eine andere<br />
Location vor, eine Art Event Hall.<br />
Vor drei Jahren haben Sie den Sprung<br />
von 130 auf 450 m 2 gewagt. Aus einem<br />
reinen Brettspielladen ist ein abgespeckter<br />
Vollsortimenter geworden.<br />
Was war passiert?<br />
T.B.: Der Hauptgrund war die Schließung<br />
von Doering, die Institution für Spielwaren<br />
in Karlsruhe. Die VEDES fragte mich,<br />
ob ich mir vorstellen könnte, etwas<br />
Ähnliches zu machen. Dann habe ich<br />
gerechnet und überlegt. Konzeptionell<br />
passen Spielwaren und Brettspiele ideal<br />
zusammen. Für mich war dieser Schritt<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Die Spiele-Pyramide wurde 2005<br />
als reiner Brettspielladen mit 130<br />
m 2 in Karlsruhe gegründet. Als<br />
die badische Spielzeug-Institution<br />
Doering vor ein paar Jahren die<br />
Segel strich, wagte Inhaber Thorsten<br />
Brombas 2013 den nächsten<br />
Schritt. Heute präsentiert die Spiele-Pyramide<br />
auf 450 m 2 und zwei<br />
Etagen ein umfassendes Spielzeugsortiment<br />
aus Klassikern,<br />
Schnelldrehern wie Lego, Playmobil<br />
und Revell sowie Kinderbüchern.<br />
Nicht geändert hat sich das<br />
Faible von Thorsten Brombas für<br />
Brettspiele. Wer den Event-Kalender<br />
des Spieleladens durchforstet,<br />
gewinnt den Eindruck, Karlsruhe<br />
kennt nur eins: Spiele.