05.10.2016 Aufrufe

OCEAN7 2016-06

Slow Travel in Irland: Mit dem Hausboot auf dem Shannon durch die mystischen Midlands. The good and the bad: Weltumsegler Wolfgang Hausner über gute Gäste – schlechte Gäste an Bord. Bitte melden: Die besten Kontakte und (Daten-)Verbindungen für die Kommunikation auf Langfahrt.

Slow Travel in Irland: Mit dem Hausboot auf dem Shannon durch die mystischen Midlands.
The good and the bad: Weltumsegler Wolfgang Hausner über gute Gäste – schlechte Gäste an Bord.
Bitte melden: Die besten Kontakte und (Daten-)Verbindungen für die Kommunikation auf Langfahrt.

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www.ocean7.at<br />

Unabhängiges YACHTMAGAZIN für Österreich<br />

<strong>06</strong>/<strong>2016</strong> November/Dezember<br />

Grand Soleil 58<br />

Die Wandelbare<br />

Bitte melden!<br />

Kommunikation auf Langfahrt<br />

Mit News der Verbände YCA und MSVÖ


3. BIS 6. MÄRZ 2011<br />

2. - 5. März 2017<br />

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Editorial<br />

Zeit für<br />

neue Kräfte<br />

Alles was gut ist, kann man noch besser machen! <strong>OCEAN7</strong><br />

bekommt jetzt einen neuen, starken Impuls. Der heißt Tahsin Özen.<br />

Er ist ein Vollblutjournalist, ein brillianter Schreiber und leidenschaftlicher,<br />

erfahrener Segler. Seine hohe soziale Kompetenz<br />

machen ihn zu einem perfekten Teamplayer. Tahsin ist von<br />

Anfang an, also seit 2007, an Bord von <strong>OCEAN7</strong>. Viele wesentliche<br />

Ideen zur Blattgestaltung kamen von ihm. Er war immer<br />

einer meiner allerersten und wichtigsten Ansprechpartner, wenn<br />

es um die strategische Ausrichtung, die Blattlinie und um inhaltliche<br />

Fragen ging.<br />

Jetzt engagiert sich Tahsin als neuer Chefredakteur – gemeinsam<br />

mit unserer langjährigen Art-Direktorin Catharina Pichler – an<br />

der Umsetzung und Angebotserweiterung unseres Magazins<br />

<strong>OCEAN7</strong>, dem unabhängigen Yachtmagazin für Österreich.<br />

Tahsin Özen, Jahrgang 1972, ist in Villach aufgewachsen und<br />

Vater von zwei Töchtern und einem Sohn, die – kein Wunder<br />

bei dem Vater – längst die Leidenschaft fürs Segeln bei sich<br />

selbst entdeckt haben. Tahsin hat in Villach maturiert, anschließend<br />

in Wien studiert und eine erfolgreiche journalistische<br />

Karriere bei unterschiedlichen Magazinen gemacht. Er ist Inhaber<br />

der Medienagentur fett und kursiv mit Sitz in Wien. Unsere<br />

Leser kennen ihn bisher vor allem als Autor packend geschriebener<br />

Reportagen, sachlich fundierter und sauber recherchierter<br />

Yachttests und als ausgezeichneten Fotografen. Auf der Homepage<br />

seiner Agentur wird Tahsin so beschrieben: In Ankara<br />

geboren, in Villach integriert. Beides sehr gelungen. Was ihn<br />

aber nicht davon abhielt, in Wien Jus zu studieren, um dann<br />

doch lieber Chefredakteur von Automobil-, Tourismus- und<br />

Gastronomie-Magazinen zu werden. Und weil er schrieb wie<br />

gedruckt, drückte er sich auch nicht ums Drucken. Weshalb er<br />

hernach in einer Redaktions- und PR-Agentur auch alles produzierte.<br />

Nur Gutes natürlich. Wünscht sich einen Billardtisch.<br />

Aber nicht, um die ruhige Kugel zu schieben.<br />

Noch ein paar abschließende Sätze zu mir: Nach mehreren<br />

Jahrzehnten als Redakteur, Redaktionsleiter und Chefredakteur<br />

bei diversen großen Tageszeitungen in Österreich und vor allem<br />

in Deutschland, als Medienentwickler – unter anderem der<br />

kroatischen Tageszeitung 24sata und meinem Lieblingsprojekt<br />

<strong>OCEAN7</strong> – habe ich mich entschlossen, mich aus der operativen<br />

Hauptverantwortung für <strong>OCEAN7</strong> zurückzuziehen. Das fällt mir<br />

leicht, da mit Tahsin nicht nur ein guter Freund, sondern vor<br />

allem ein hervorragender Blattmacher voll neuer Ideen und<br />

handwerklichen Fähigkeiten <strong>OCEAN7</strong> weiterführen und weiterentwickeln<br />

wird. Ich selbst werde <strong>OCEAN7</strong> – wann immer das<br />

gewünscht wird – auch weiterhin mit Rat zur Verfügung stehen<br />

und gelegentlich die eine oder andere Reportage beitragen.<br />

Ich bedanke mich nicht nur bei meinen zu Freunden gewordenen<br />

Kollegen im Team von <strong>OCEAN7</strong> und von der Satz- &<br />

Druck-Team GmbH mit Wolfgang Forobosko, sondern vor allem<br />

auch bei den vielen zehntausenden regelmäßigen Lesern von<br />

<strong>OCEAN7</strong>, die uns in den vergangenen fast zehn Jahren zu dem<br />

entscheidenden österreichischen Medium im Bereich Fahrten -<br />

segeln und Motorbootfahren gemacht haben.<br />

Ich wünsche dem neuen Chefredakteur<br />

und <strong>OCEAN7</strong> eine gute Zukunft.<br />

Ganz herzlich,<br />

Thomas D. Dobernigg<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 3


<strong>06</strong>/<strong>2016</strong> November/Dezember 4,50 EUR<br />

Mit News der Verbände YCA und MSVÖ<br />

9 190001 016481<br />

<strong>OCEAN7</strong>Inhalt/Impressum<br />

14<br />

Impressum<br />

Medieninhaber: Satz- und Druck-Team GmbH |<br />

Feschnigstraße 232 | A-9020 Klagenfurt | +43(0)463/4619025<br />

www.ocean7.at | redaktion@ocean7.at | office@ocean7.at<br />

Firmenbuchnummer 105347 y | Landesgericht Klagenfurt |<br />

UID ATU 25773801<br />

Anwendbare Vorschrift: Österreichische Gewerbeordnung,<br />

Mediengesetz (www.ris.bka.gv.at)<br />

Geschäftsführer:<br />

Wolfgang Forobosko<br />

Chefredaktion:<br />

Thomas D. Dobernigg,<br />

Tahsin Özen<br />

Witthauergasse 31<br />

A-1180 Wien<br />

+43(0)650/9122950<br />

oezen@ocean7.at<br />

Art-Direktion:<br />

Catharina Pichler<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Birgit Hackl, Wolfgang Hausner,<br />

Bernd Hofstätter, Dr. Reinhard<br />

Kikinger, Kirsten Panzer,<br />

Alexandra Schöler-Haring,<br />

Dr. Alfred Zellinger<br />

Produktion:<br />

Satz- und Druck-Team GmbH<br />

Anzeigen:<br />

Bernd Hofstätter<br />

+43(0)664-5520932<br />

b.hofstaetter@ocean7.at<br />

Druck:<br />

Satz- und Druck-Team GmbH<br />

Einzelverkaufspreis:<br />

Österreich 4,50 Euro<br />

Abo-Preise:<br />

Bezugspreis Inland für<br />

sechs Ausgaben: 25 Euro<br />

Abo-Bestellung:<br />

abo@ocean7.at<br />

www.ocean7.at<br />

Vertrieb:<br />

Presse Großvertrieb Austria<br />

Trunk GmbH, St. Leonharder<br />

Straße 10, 5081 Anif/Salzburg<br />

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und<br />

Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes bedarf<br />

der Zustimmung des Herausgebers. Die Ver wendung von Zitaten<br />

aus Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme eines<br />

Manuskriptes erwirbt der Herausgeber das ausschließliche Recht<br />

zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos wird keine Haftung übernommen.<br />

Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1<br />

und 2. Urheberschutzgesetz, sind durch den Herausgeber<br />

genehmigungspflichtig.<br />

Bei Nichtbelieferung ohne Herausgeber-Verschulden oder wegen<br />

Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche<br />

gegenüber dem Herausgeber.<br />

Offenlegung für <strong>OCEAN7</strong><br />

(Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz) Jury-Mitglied<br />

Medieninhaber: Satz- und Druck-Team GmbH,<br />

Feschnigstraße 232, A-9020 Klagenfurt<br />

Geschäftsführer: Wolfgang Forobosko<br />

<strong>OCEAN7</strong> steht im Alleineigentum von<br />

Satz- und Druck-Team GmbH, FN 105347 y<br />

Unternehmensgegenstand: Druck bzw. Herstellung<br />

von Druckwerken und Magazinen.<br />

Grundlegende Richtung: <strong>OCEAN7</strong> ist ein Magazin,<br />

das sich an yachtsportinteressierte Österreicher richtet.<br />

Verantwortlich für YCA-Mitteilungen<br />

Yacht Club Austria, Generalsekretariat<br />

A-4020 Linz, Lederergasse 88, www.yca.at<br />

Verantwortlich für Mitteilungen<br />

des Motorbootsport und<br />

Seefahrtsverbandes Österreich<br />

Motorbootsport und Seefahrtsverband Österreich,<br />

Ketzergasse 30, 1230 Wien, msvoe@msvoe.at, www.msvoe.at<br />

<strong>OCEAN7</strong> ist ein Magazin der<br />

Inhalt<br />

<strong>06</strong>/<strong>2016</strong><br />

November/Dezember<br />

Rubriken<br />

3 | Editorial<br />

6 | <strong>OCEAN7</strong>-Panorama<br />

8 | Best of<br />

10 | OCEAN-Woman<br />

66 | Bücherschapp<br />

Revier<br />

12 | News<br />

14 | Slow Travel in den Midlands<br />

Irland: im Hausboot den Shannon entlang<br />

20 | Venedig – Sailing Poetry<br />

Schriftsteller Alfred Zellinger in der<br />

und über die Lagunenstadt – Teil 1<br />

People<br />

26 | News<br />

28 | The good, the bad<br />

Wolfgang Hausner über Gäste an Bord, die<br />

mit dem Feuer spielen – oder Segel flicken<br />

www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />

UNABHÄNGIGES YACHTMAGAZIN FÜR ÖSTERREICH<br />

Grand Soleil 58<br />

Die Wandelbare<br />

Bitte melden!<br />

Kommunikation auf Langfahrt<br />

Coverfoto: Grand Soleil<br />

P. b. b. 12Z039473 M · <strong>OCEAN7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

GmbH


Inhalt<br />

44<br />

54<br />

Service<br />

34 | News<br />

36 | Wer will sich da noch prüfen lassen?<br />

MSVÖ-Prüfungsreferent Harald Melwisch im Interview:<br />

„Eine neue Prüfungsordnung muss her!“<br />

40 | Gute Kontakte auf hoher See<br />

Kommunikation auf Langfahrt<br />

44 | Flagship species<br />

Marine Flaggschiff-Arten – und ihr Meerwert<br />

Yachten<br />

52 | News<br />

54 | Wunderbar wandelbar<br />

Kleine Vorschau auf die große Grand Soleil 58<br />

56 | Randsport für alle<br />

Leistbarer Luxus: die Rand Picnic Sport aus Dänemark<br />

Verbände<br />

60 | Yacht Club Austria<br />

64 | Motorbootsport und<br />

Seefahrtsverband Österreich<br />

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<strong>OCEAN7</strong>Panorama<br />

Kuba<br />

für Träumer


Kuba<br />

Das beste Mittel gegen Minusgrade und Winterdepression? Kuba, der größte<br />

ungeschliffene Rohdiamant der Karibik. Ein Traumrevier für Blauwassersegler,<br />

erreicht man doch mit einem Segel-Katamaran von Dream Yacht Charter ab<br />

Cienfuegos einsame Traumstrände und -inseln fernab der in den letzten Jahren<br />

so sehr in Mode gekommenen Touristenhochburgen. Das kleine Eiland Cayo<br />

Macho de Afuera beispielsweise, mit dessen Postkartenmotiven man einen ganzen<br />

Jahreskalender schmücken könnte. Oder die Königinnengärten im Archipiélago<br />

Jardines de la Reina – eines der letzten (noch) unberührten Paradiese für<br />

Schnorchler und Segler, wie der Name des Archipels schon verheißt.<br />

Damit der Karibik-Traumtörn im „sozialistischen“ Kuba ungetrübt bleibt, bietet<br />

Master Yachting Deutschland individuelle Charter-Angebote und Packages mit<br />

Rundumbetreuung an. Info: www.master-yachting.de<br />

Text und Foto: Tahsin Özen


Bestof<br />

Wer sind<br />

Champions?<br />

die<br />

Nach 521 Tests von 169 Motorbooten aus 19 Ländern durch<br />

17 unabhängige Fachjournalisten ist es nun soweit: Die Finalisten<br />

der Best of Boat Awards <strong>2016</strong> sind nominiert,<br />

die Gewinner werden am 23. November im Gala-Rahmen<br />

der Boot & Fun Berlin präsentiert.<br />

2014 von engagierten Journalisten ins Leben gerufen, stehen<br />

die Best of Boats Awards für professionelle und überregionale<br />

Motorboottests – ausschließlich aus dem Blickwinkel der<br />

Nutzer und nur diesen verpflichtet. Der Philosophie dieser<br />

jungen europäischen Auszeichnung für Motorboote folgen<br />

aktuell 17 erfahrene Redakteure aus 15 Nationen.<br />

Und sie waren fleißig: Über 500 Tests wurden allein in diesem<br />

Jahr in enger Zusammenarbeit, Diskussion und Bewertung<br />

bestritten, um die Finalisten für die fünf Best of Boat-<br />

Kategorien bestimmen zu können. Auch <strong>OCEAN7</strong>-Chefredakteur<br />

Thomas Dobernigg hat als Jury-Mitglied sein Bestes gegeben,<br />

um die Besten der Besten zu ermitteln. Die Finalisten in den<br />

jeweiligen Kategorien (im Bild die Frauscher 1414 Demon,<br />

nominiert für die Kategorie Best for Fun) haben wir für Sie im<br />

Kasten rechts gelistet.<br />

Die Gewinner werden am 23. November im Rahmen der Messe<br />

Boot & Fun Berlin feierlich verkündet, ein ausführlicher Bericht<br />

folgt in der nächsten Ausgabe.<br />

8 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


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Bella 700 BR<br />

Silver Eagle BR 640<br />

Best for Fishing<br />

Beneteau Barracuda 8<br />

Faster 545 CC<br />

Jeanneau Merry Fisher 795<br />

Best for Family<br />

Bavaria R 40 Fly<br />

Beneteau Gran Turismo 46<br />

Finn Marin Finnmaster T7<br />

Jeanneau Leader 46<br />

Sargo 33<br />

Targa 30.1<br />

Best for Fun<br />

Agapi 800<br />

Axopar 37<br />

Finnmaster Husky R8<br />

Frauscher Schnell – 1414 komfaorabel Demon – extravagant – edela<br />

Ganz Ovation 7.6<br />

Jeanneau Cap Camarat 10.5 WA<br />

Sea Ray 250 Sun Sport<br />

Best for Travel<br />

Bavaria E 40<br />

Beneteau Swift Trawler 30<br />

Delphia Escape 1150 Voyage<br />

Elling E 6<br />

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Foto: Frauscher-Werft<br />

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<strong>OCEAN7</strong>Kolumne<br />

Und wieder einer dieser Sonnenuntergänge, die wohl nirgendwo sonst so herrlich<br />

zu betrachten sind wie vom Cockpit einer Segelyacht aus. Man genießt das Leben<br />

an Bord und den Sundowner in der Hand, lässt den Blick über die Bucht schweifen<br />

zu den sanften Hügeln der Insel vis-à-vis, zum Horizont – Farbenspiele!<br />

Und dann die beunruhigte Stimme der Skipperin: „Der Sonnenuntergang<br />

ist aber sehr rot. Gibt es da nicht diesen Spruch:<br />

,Abendrot ist Seemanns Not‘ – oder so ähnlich?“<br />

Auf der sich sanft in der Abendbrise wiegenden Segelyacht<br />

entfacht sich eine Diskussion, die erst enden soll, als sich die<br />

Dämmerung wie ein dunkelblaues Tuch über die Bucht gelegt<br />

hat. Und das allwissende Netz befragt wurde.<br />

„Abendrot und Morgenhell sind ein guter Wettergesell“, steht<br />

da zumindest im Bauernkalender und schließlich international:<br />

„Red sky at night, sailors delight.“<br />

Red sky in morning, sailor’s warning.<br />

Uff! Entspannt lehnt sich die Skipperin zurück und betrachtet<br />

die hell blitzenden Sterne am Himmelszelt. „Bei rotem Mond<br />

und hellen Sterne’ sind Gewitter gar nicht ferne.“ Das neue<br />

Crew-Mitglied aus der Steiermark, erstmals per Schiff on Tour,<br />

hat nun mit dieser Weisheit aus dem Munde seines bäuerlichen<br />

Großvaters aus St. Stefan ob Stainz auch seine Wortspende<br />

zum nächtlichen Thema abgegeben.<br />

Blick nach oben. Sind sie hell, die leuchtenden Sterne über<br />

uns? „Es gibt keinen Mond!“, streut der hungrige Teenager<br />

beiläufig ein und beginnt, das Dinghi für den Aufbruch zum<br />

Strand-Restaurant klar zu machen. Kein Mond? Bringt Neumond<br />

nicht Schlechtwetter? „Neumond mit Wind ist zu Regen<br />

oder Schnee gesinnt“ – das WLAN der Konoba funktioniert<br />

bestens an Bord. Zwar streicht gerade ein sanfter Windhauch<br />

über die kroatische Bucht, eines ist dennoch sicher: Mit Schnee<br />

ist nicht zu rechnen. Wobei ich mich gerade mit Schrecken an<br />

einen gar nicht lange zurückliegenden Sommer an Bord er -<br />

innere: Ich verzehrte mich damals geradezu nach meinem<br />

Neuseeland-Fleecepullover. Du meine Güte, die Wolken -<br />

formationen dieses Sommers hätten ganze Fotobände gefüllt!<br />

Apropos Wolken. Welche Wolken hatten wir denn heute, als<br />

wir die etwas stürmische Kvarner bezwangen? „Keine Wolken“,<br />

brummelt der Skipper und sucht seine Zigarillos im Schwalbennest.<br />

Keine Wolken? Autsch, das klingt gefährlich – so kann<br />

man ja überhaupt nichts voraussagen! „WeatherOnline spricht<br />

von einem stabilen Hoch“, ruft der Skipper aus der Kombüse<br />

auf der Suche nach einem Feuerzeug. „Wetter-Apps! Dass ich<br />

nicht lache! Sitzen die mit uns in einem Boot?“, denkt die<br />

nervöse Skipperin und erinnert die Mannschaft daran, dass<br />

irgendwann nach dem Einlaufen am Nachmittag am Himmel<br />

Cirren zu sehen waren.<br />

„Marestails and mackerel scales make tall ships carry low sails.“<br />

Unser steirisches Crew-Mitglied ist bereits eingetaucht in eine<br />

mit vielen Seglersprüchen gespickte britische Website. Wie<br />

bitte? Marestail heißt übersetzt Zinnkraut – und das hat in<br />

10 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


OceanWoman<br />

Alexandra Schöler ist<br />

WOMAN@ocean7.at<br />

ist Seglers …<br />

seiner Form eine Ähnlichkeit mit den Cirren. Die berühmten<br />

Cirrocumulus-Wolken ähneln hingegen den Schuppen der<br />

gemeinen Makrele. Da erhebt der Skipper seine Stimme: „Nun<br />

bleibt aber die Frage, ob diese Cirren am Nachmittag von SW<br />

nach NW gezogen sind? Das könnte Schlechtwetter ankündigen<br />

…“ „O nein!“, werfe ich ein. „… aber erst in zwei Tagen,<br />

und nur, wenn sie sich verdichten“, ergänzt der Skipper und<br />

lächelt ganz fein.<br />

Verdichtet haben sie sich nicht, der Sonnenuntergang war<br />

makellos. Aber rot. Ein sanfter Wind weht der Skipperin eine<br />

Locke ins Gesicht. Aus West, Ost, Nord oder Süd?<br />

„Landwind, es riecht nach gegrillten Calamares – ich hab’<br />

Hunger“, ruft der 16-jährige Junior aus dem startklaren Dinghi.<br />

Es riecht nach Fisch. Das hatten wir doch damals auch in der<br />

Megaflaute auf dem Atlantik, oder? Folgte dann nicht eine<br />

ausgewachsene Regenfront? „Kommt der Regen vor dem Wind,<br />

ocean7 210x665 20151116DP_Layout 1 16.11.2015 17:15 Seite 1<br />

nimm die Segel weg geschwind. Kommt der Wind vor dem<br />

Regen, wirst bald Vollzeug setzen mögen.“<br />

„Der Spruch stimmt immer“, meint der Skipper und zieht genüsslich<br />

an seinem Zigarillo. Der Rauch zwirbelt sich senkrecht<br />

in die Höhe. „Steigt der Rauch ganz gerade in die Höh‘n, bleibt<br />

das Wetter lange schön“.<br />

„Bauernkalendersprüche sind beruhigender als jede Wetter-<br />

App!“, denkt sich die Skipperin, gönnt sich noch einen letzten<br />

Rundblick auf den klaren Abendhimmel und macht sich klar<br />

fürs Dinghi. „Aber Vorsicht beim Anlegen am Steg“, ermahnt<br />

das steirische Crew-Mitglied und ergänzt: „Ist der Steg gespalten,<br />

hat der Skipper sich verschalten!“<br />

Gemächlich tuckern wir Richtung Konoba, hinter uns die immer<br />

kleiner werdende Segelyacht, deren Mast nach den Sternen<br />

zu greifen scheint. Gut so, denn: „Scheint die Sonne auf<br />

das Schwert, macht der Skipper was verkehrt!“<br />

DIE RICHTIGEN CHARTER-VERSICHERUNGEN<br />

Gute Agenturen empfehlen YACHT-POOL Charterversicherungen, weil Sie von der praxisnähe der Deckungskonzepte<br />

und der Schadenabwicklung überzeugt sind.<br />

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RevierNews<br />

Weltpremiere<br />

20.–23. Oktober <strong>2016</strong>:<br />

Biograd Boat Show<br />

– ganz Kroatien<br />

in einem Hafen<br />

Auf 32.800 m 2 präsentiert sich Kroatien, das<br />

unangefochtene Lieblingsrevier der österreichischen<br />

Yachties, Ende Oktober im Rahmen der größten<br />

Bootsmesse des Landes.<br />

Kroatien als Top-Destination für Segler und Motorbootfahrer ist naheliegend.<br />

Nicht nur geografisch, sondern ganz besonders auch aufgrund<br />

der über 1.700 Kilometer langen Küste und der mehr als 1.100 davor<br />

eingestreuten Inseln, die eine Million und mehr Gelegenheiten für den<br />

maritimen Genuss eröffnen. Welches Revier, welche Yacht, welcher<br />

Vercharterer darf es denn nächstes Jahr sein?<br />

Anworten auf diese Fragen und Einblicke auf die neuesten Trends für<br />

die kommende Saison bietet die Biograd Boat Show, die größe Water-<br />

In-Messe Zentraleuropas. Über 300 Aussteller und Boote werden<br />

auch heuer wieder erwartet – als ein Highlight gilt unter anderem die<br />

Präsentation der Greenline 36 Hybrid Motoryacht, die in Biograd ihre<br />

Weltpremiere feiern wird.<br />

Zur Einstimmung auf die Biograd Boat Show 18.0 kann man<br />

übrigens unter www.bbs.com.hr eine virtuelle 360°-Tour durch<br />

die Messe machen.<br />

Als Gleityacht konzipiert, bietet die neue Greenline 36<br />

Hybrid aus der slowenischen SVP-Werft auch die Option<br />

auf geräuschlose Fahrt mittels E-Antrieb. Vorausgesetzt,<br />

man entscheidet sich für die Variante mit dem Volvo-D3-<br />

Motor, der die 2-Kabinen-Yacht auf bis zu 18 Knoten<br />

Marschfahrt bringt. Unter Strom sollen dann mit Hilfe<br />

von Lithium-Polymerbatterien (5,7 KW) bis zu 6,5 Knoten<br />

machbar sein, die dazugehörige Fotovoltaikanlage auf<br />

dem Dach (1,14 KW) bringt zusätzlichen Saft für Goodies<br />

wie Klima oder Heizung im Innenraum. Salon und Cockpit<br />

sind durch eine Schiebetür getrennt, liegen aber auf<br />

gleicher Höhe, was dem Wohlbefinden an Bord durchaus<br />

zuträglich ist. Erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird<br />

die neue Greenline 36 Hybrid auf der Biograd Boat Show<br />

<strong>2016</strong>. Infos: www.greenlinehybrid.si<br />

12 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Rum um die BVI<br />

Ein See<br />

voller<br />

Ideen<br />

Als 1842 ein verheerender Sturm die Fischerboote auf dem oberitalienischen Iseosee ver -<br />

nichtete, schlug die Stunde des jungen Schiffsbauers Pietro Riva. Er entwarf und baute die<br />

ersten Riva-Boote, die spätestens in den 1950er-Jahren unter Carlo Riva Inbegriff für edles<br />

Design, italienischen Luxus und La Dolce Vita wurden. Sie gelten als Rolls Royce der Meere,<br />

Prominente wie Brigitte Bardot, Sean Connery, Sophia Loren oder Richard Burton durften eine<br />

Riva-Yacht ihr Eigen nennen. Eine Spurensuche auf dem Iseosee, dem viertgrößten der ober -<br />

italienischen Seen, ist nicht nur von historischem oder landschaftlichem, sondern auch seglerischem<br />

Reiz. Das Revier gilt aufgrund günstiger Fallwinde als Paradies für Segler und Surfer und<br />

ist noch weit gehend vom Massentourismus verschont geblieben. Die Anreise mit dem Auto ist<br />

unkompliziert, für künftige Besitzer einer Fiat Riva – eine Sonderedition des Fiat 500 mit<br />

eleganten Details in Anlehnung an die große Schwester auf dem Wasser – ist sogar Pflicht.<br />

Segeln auf dem Iseosee: www.avas.it | Riva-Yachten: www.riva-yacht.com<br />

Fiat 500 Riva: www.fiat.at<br />

Seit mehr als 40 Jahren<br />

bietet Sunsail nun schon<br />

Segelreisen rund um den<br />

Erdball an. Wie wäre es<br />

zum Beispiel mit einem<br />

Karibik-Törn in einem nagelneuen<br />

Sunsail-454-Katamaran?<br />

Das neueste Modell<br />

von Leopard Catamarans<br />

kommt mit vier Kabinen und<br />

360-Grad-Panoramablick<br />

daher und wird im Frühjahr<br />

auch für Törns in Kroatien<br />

und Griechenland zur Ver -<br />

fügung stehen.<br />

Die Monohull-Flotte im<br />

Mittelmeer wird zudem um<br />

zwei neue Sunsail-Modelle<br />

(beide Sun Odyssey von<br />

Jeanneau) bereichert: Die<br />

Sunsail 34 hat zwei Kabinen<br />

und eine Nasszelle, die<br />

Sunsail 38 wird als Drei-<br />

Kabinen-Version mit zwei<br />

Nasszellen buchbar sein.<br />

In Italien und Kroatien<br />

werden auch weiterhin<br />

Wein- und Genussflottillen<br />

angeboten. Zur neuen<br />

Bahamas-Kiteboard-Flottille<br />

gesellt sich nun – erstmals<br />

im Sunsail-Programm – die<br />

BVI-Rum-Flottille auf den<br />

British Virgin Islands.<br />

Infos: www.sunsail.de


Where dear old Shannon‘s flowing,<br />

where the three leaved shamrock grows,<br />

where my heart is I am going to my little Irish rose…<br />

Aus „Where The River Shannon Flows“,<br />

1904 komponiert von James I. Russell<br />

Foto: Attila Jandi/Shutterstock


Irland/Midlands<br />

Slow Travel<br />

Wer die Midlands in Irland vom Hausboot aus erkunden will, sollte<br />

genug Zeit, einen guten Fleecepulli und sein persönliches Teehäferl<br />

mitbringen. Ein bisschen Aberglaube kann auch nicht schaden.<br />

Text und Fotos: Alexandra Schöler-Haring<br />

„Wow, der Shannon!“ Ich stehe auf der von Blumen gesäumten<br />

Terrasse des Lakeside Hotel in Killaloe. „No, that’s Lough Derg<br />

– a lake of the Shannon!“ Unser Busfahrer Frank blickt mich<br />

milde an und beginnt, eine irische Weise pfeifend das Gepäck<br />

zu entladen. Wir waren gerade zwei Stunden von Dublin ins<br />

Herz der irischen Midlands (zwischen Dublin im Osten und<br />

Galway im Westen) angereist. Das Gebiet ist durchzogen vom<br />

viel besungenen Shannon River, der im Nordwesten Irlands<br />

entspringt, sich seinen Weg bis zur moorigen Mitte Irlands<br />

bahnt und viele fischreiche Seen speist (wie eben den Lough<br />

Derg), um sich schließlich westlich von Limerick dem stürmischen<br />

Atlantik zu ergeben.<br />

250 Kilometer des Shannon sind schiffbar, wie mir unsere<br />

Hausboot-Skipperin Katrina bestätigt. Ein Törn, der bei gemütlicher<br />

Annäherung in zwei Wochen machbar sei. Natürlich gibt<br />

es einige Schleusen (Locks) zu überwinden. Einige werden<br />

gerne „Gin and Tonic Locks“ genannt. Katrina: „So easy, you<br />

don’t have to put down your glas!“ Slow Travel ist hier in den<br />

Midlands Programm – ein Spaziergang durch die kleine Stadt<br />

Killaloe am Lough Derg bestätigt uns das eindrucksvoll.<br />

Am nächsten Tag sind wir bei Lady and Lord Rosse auf Schloss<br />

Birr eingeladen – eine besondere Ehre, denn für die Öffentlichkeit<br />

ist nur der Park zugänglich. Als wir überwältigt von<br />

soviel Eleganz und Romantik durch die Gemächer wandeln,<br />

öffnet sich plötzlich eine damastbezogene Geheimtür und ein<br />

kleiner Junge in Jeans steht vor uns, um seiner Oma, der Lady<br />

des Anwesens, kurz Hallo zu sagen. Die Ahnengalerie im Speisezimmer<br />

schmücken unter anderem Lady Mary, eine der<br />

ersten Fotokünstlerinnen ihrer Zeit, und ihr Ehemann Willam<br />

Parson, 3. Earl von Rosse, der 1845 das damals größte Teleskop<br />

der Welt gebaut hatte. 17 Meter hoch ruht das „Leviathan“ genannte<br />

Meisterwerk im herrschaftlichen Park wie eine überdimensionierte,<br />

jedoch absolut friedliche Kanone. Die Tatsache,<br />

dass eine klare Sternennacht in Irland Seltenheitswert hat, hat<br />

den visionären Earl wohl nicht sehr beeindruckt. Ob es auch<br />

ein Schlossgespenst gibt? „Yes“, schmunzelt Lord Ross unter<br />

den wachsamen Augen seiner Ahnen in Öl, „but he is friendly!“<br />

A wise man always takes a coat. Die<br />

Silverbreeze, unser Hausboot von SilverLine Cruisers, empfängt<br />

uns freundlich am Kai von Killaloe. Der gemütliche Aufenthaltsraum<br />

und zugleich die Kombüse des Bootes – ausgeführt in<br />

Teak und Stechpalmenholz (!) – duftet nach Tee und frisch -<br />

gebackenen Scones. Ein Hochgenuss, während Skipperin<br />

Katari na von Irish Whaterways Fahrt aufnimmt und wir mit<br />

gemütlichen fünf Knoten in der Morgensonne über den Lough<br />

Derg Richtung Mountshannon tuckern. Um uns grüne Hügel,<br />

2<br />

Schafe, Kühe – Irland pur. Auf Steuerbord nähern wir uns dem<br />

Weltkulturerbe Holy Island, ein kleines Inselchen mit typisch<br />

irischem Rundturm. Einst sollen auf dieser Pilgerstätte sieben<br />

Kirchen gestanden sein. Heute ist sie ohne Dinghi nicht erreichbar<br />

– das kann aber zum Hausboot dazugebucht werden. Ich<br />

darf ins Dorf Dromeenir steuern, wo wir am weitläufigen Steg<br />

anlegen (grundsätzlich ist es erlaubt, überall mit dem Hausboot<br />

anzulegen und fünf Tage zu bleiben). Whaterways Irland stellt<br />

freie Moorings und Anlegeplätze bereit, nur in manchen Stadthäfen<br />

zahlt man ein paar Euro, z. B. für die warme Dusche – die<br />

1 Im Weltkulturerbe: Das kleine Holy Island ist nur mit Dinghi erreichbar.<br />

2 Im Paradies: Irische Kühe am Shannon, umgeben von unendlichem Grün.<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 15


<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />

es aber an Bord des Hausbootes natürlich auch gibt. Ich spaziere die<br />

kleine Marina der 100-Seelen-Gemeinde entlang und bleibe vor einer<br />

großen Barke stehen. Ein Ehepaar bessert die Bordwände mit Farbe aus.<br />

Gay und Ann leben seit zehn Jahren auf der Aurora, einem ehemaligen<br />

Transportschiff, das innen ausgestattet ist wie ein kleines Landhaus,<br />

gusseiserner Ofen inklusive! Wieder auf dem Hausboot, fordern Schwäne<br />

auf der Plattform schnatternd ihren Tribut. Sie bekommen irisches Brot,<br />

das ebenfalls zum „tea“ gereicht wird – mit gesalzener Butter.<br />

Weiter Richtung Mountshannon. Es hat aufgefrischt – Fleecepulli überstülpen,<br />

Regenjacken drüberziehen. Ein kurzer Regenschauer, und schon<br />

strahlt wieder die Sonne – Fleecepulli und Regenjacke wieder ausziehen.<br />

Das ist Irland: Wolken zum Anfassen nahe, Licht zum Niederknien schön.<br />

In der Ferne Segelboote – gesegelt wird gerne in diesem Land. Mehrere<br />

Yachtclubs säumen den Lough Derg („Lough“ ist übrigens das gälische<br />

Wort für Lake, den See, und „Derg“ für Rot, die Färbung des Wassers,<br />

verursacht durch Mineralstoffe aus den moorigen Böden des Umlandes.<br />

Plötzlich aufkommender Wind in Mountshannon verlangt uns zwei<br />

Anlegemanöver ab, ehe wir an Land können. Ja, man spürt und riecht<br />

den Atlantik hier bereits, der so gerne mit raschen Wetterumschwüngen<br />

auf sich aufmerksam macht. Also Fleecepulli wieder an, Regenjacke<br />

drüber – und 15 Minuten später alles wieder retour. Es stimmt: The wise<br />

man (and OCEAN Woman) always takes a coat – jedenfalls in Irland!<br />

1<br />

Life is like a cup of tea, it’s all in how you<br />

make it! In Portumna im Norden des Lough Derg lerne ich ein<br />

neues englisches Wort. „Glamping“, erklärt Dick Ridge, der Initator des<br />

Pod Umna Glamping Village, „ist eine Kombination von Glamourous<br />

und Camping.“ Als Seglerin verstehe ich sofort, was gemeint ist. Für alle,<br />

die zwar gerne die Natur, das Wohlige und Urige am Campen mögen,<br />

aber nicht die Ameisen, den Regen und schlechte Liegematten, stehen<br />

in Dicks Garten einige „Eco Pods“ zur Verfügung: schnuckelige Holzhäuschen<br />

wie kleine Waben – oder sagen wir einfach Kojen.<br />

Sollten also einige Segler einmal Sehnsucht nach Landurlaub haben, ist<br />

das durchaus eine gemütliche Alternative. Gekocht wird in der Gemein-<br />

3<br />

2<br />

16 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Irland/Midlands xxxxxxx<br />

schaftsküche, es gibt Fahrräder, um durch die Gegend zu<br />

strolchen und ein Pub gleich ums Eck. Und selbstverständlich<br />

Tee. Mit Scones und Marmelade, irischer Butter und einem<br />

Klecks Schlagobers. Nicht die Engländer, sondern ihre irischen<br />

Nachbarn sind die wahren Europameister im Teetrinken – der<br />

Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 4,6 Kilo im Jahr. Wenig über -<br />

raschend wird in Irland daher auch nicht aus dem Kaffeesud,<br />

sondern aus den Teeblättern gelesen – Jeannette aus Galway<br />

blickt sogar online in die Teetassen.<br />

Ob „The Great Irish Famine“ – die große Hungersnot der<br />

1850er Jahre – vorausgesagt wurde, bleibt offen, sichtbar sind<br />

die Nachwirkungen bis heute. Workhouses, die Armenhäuser<br />

jener Zeiten, geben Einblick in die harten Zeiten einer Insel,<br />

deren geschichtliche und politische Entwicklung stets Zündstoff<br />

für Macht- und Glaubenskämpfe war und teilweise ja noch ist.<br />

Sláinte! Tuckert man mit dem Hausboot vom Lough Derg<br />

Richtung Norden den Shannon hinauf ins Städtchen Athlone,<br />

eröffnet eine einfache Lock dem Reisenden den Durchgang<br />

zum nächsten See, dem Lough Ree. Tipp: Unbedingt eine Nacht<br />

bleiben und im Sean‘s Pub, das angeblich über 1.000 Jahre alt<br />

sein soll, ein Glas Guinness genießen, während gleich neben<br />

dem Eingang auf der Langbank drei Musiker irische Lieder zum<br />

Besten geben.<br />

Schleusen? Gin<br />

and Tonic Locks!<br />

6<br />

4<br />

Holy Cow! Als ich meinem Sohn Finn Fotos von der<br />

einzigartigen Klosterruine Clonamacnoise schicke, kommt<br />

postwendend die Message „Game of Thrones!“ zurück. Die<br />

Fantasy-Fernsehserie spielt in einer Welt des europäischen<br />

Mittelalters und fände hier einen idealen Drehort. Der Heilige<br />

Ciarán – im fünften Jahrhundert erst Zimmermann, dann<br />

Mönch, bekam das Stück Land geschenkt und befand es als<br />

guten Platz für ein Kloster. Mehrere Straßen führen hier zusammen<br />

und vor allem der Shannon als Wasserstraße machen die<br />

Infrastruktur perfekt. Absolut verkehrsgünstig gelegen (auch<br />

für Hausboote), entwickelte sich das Kloster mehr und mehr<br />

zu einer weitläufigen Anlage mit zahlreichen Kirchen, Rundtürmen<br />

und den berühmten steinernen Hochkreuzen.<br />

Ciarán selbst erlebte den großen Aufschwung aufgrund seines<br />

frühen Ablebens zwar nicht, aber offenbar hatte er eine Lieblingskuh.<br />

Denn im Skriptorium der Klosteranlage wurden<br />

zahlreiche Schriften gefunden, darunter „Das Buch der dunkelhäutigen<br />

Kuh“. Als Ciarán starb, kam der Haut dieses Rindviehs<br />

Fotos: Shutterstock (2)<br />

5<br />

1 Birr Castle: Streng privat! Der Schlosspark steht aber allen Besuchern offen.<br />

2 Die Schlossherren: Lady and Lord Ross führen ihre Privatgäste gerne<br />

durch die Gemächer bis hin zur großen Ahnengalerie – im Speisezimmer.<br />

3 Glückliche Enten am Lough Derg, dem Shannon-See im mittleren Westen<br />

Irlands. Glückliche Wanderer erkennt man an Fleecepulli und Regenjacke.<br />

4 Glamour und Camping? Willkommen im „Glamping“-Village in Portumna.<br />

5 Tea time: Frisch gebackene Scones mit Butter und Marmelade gehören dazu.<br />

6 Tor zum Lough Ree: die Schleuse von Athlone, ein weiterer Gin and Tonic Lock<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 17


<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />

große Bedeutung zu: Wer als Sterbender auf ihr lag, so die Kunde,<br />

sicherte sich eine gute Reise ins Jenseits! Gelegenheiten für solche<br />

Reisen gab es zu jener Zeit übrigens viele: Normannen, Wikinger<br />

und auch Engländer kamen und plünderten, was das Zeug hielt.<br />

Eine gute Infrastruktur hat eben nicht nur Vorteile. Heute steht man<br />

auf der „Wiese der Söhne des Nóise“, betrachtet die quicklebendigen<br />

Kühe und kann, sofern man will, mit dem Hausboot neben<br />

dem Friedhof übernachten. Ein mystischer Ort, der die wechselnden<br />

Farbstimmungen Irlands eindrucksvoll zur Geltung bringt.<br />

Heather everywhere. Irland und das Moor, „Bog“ genannt,<br />

gehören untrennbar zusammen. Die Gebiete um den Shannon<br />

River im Landesinneren sind geprägt von weiten Moorlandschaften,<br />

die durch in Seen und Senken abgesunkene, verrottete<br />

Bäume und Pflanzen entstanden sind.<br />

Künstlerin Helen Conneely gräbt seit einigen Jahren nach Bogwood-Holzstücken,<br />

ähnlich dem Treibholz an Stränden. Durch<br />

Sauerstoffmangel nur teilweise verrottete Eichen-, Eiben- und<br />

Kiefernhölzer lässt sie zwei Jahre austrocknen, um dann schleifend<br />

und polierend wunderschöne Skulpturen zu erschaffen. Geschätztes<br />

Alter des Holzes: 5.000 Jahre! Auch ich versuche mich an einem<br />

kleinen Eichenstück in ihrem Celtic Roots Studio, aber die Schleiferei<br />

erinnert mich zu sehr an unsere Schiffsarbeiten. Also radle ich<br />

lieber durch den Lough Boora Sculpture Park und genieße den<br />

Blick auf die Moorlandschaft. Erika – hier „Heather“ genannt –<br />

wächst überall, ebenso Rosmarin und der fleischfressende Sonnentau.<br />

Künstler haben ungewöhnliche Installationen in die Landschaft<br />

eingebettet, selbst eine stillgelegte Lokomotive zum Torftransport<br />

unterstreicht die Weite und Ruhe des Parks. Und es wäre nicht<br />

Irland, würde es keinen Feenwald geben! Wer gut Ausschau hält,<br />

entdeckt die kleinen, an Bäume genagelten Türchen der Feenhäuser.<br />

Übrigens wird man an irischen Feenplätzen seine Sorgen ganz<br />

leicht los, indem man die Hand auf einen Holzstamm legt.<br />

1<br />

2<br />

When irish eyes are smiling, they are up<br />

to something. „You like the Slow Travel Tour so far?“ fragt<br />

Captain Ritchie von Baysports mit einem verschmitzten Lächeln im<br />

Gesicht, als ich von unserem Hausboot auf sein riesiges Schlauchboot<br />

umsteige. Na klar, und wie! Keine Hektik, kein Stress – zumindest<br />

hier in den Midlands! Lough Ree, ein weiterer See entlang<br />

des Shannon, liegt still vor uns. Weit und breit keine Boote. Nur<br />

Schilf, Schwäne, freche Enten, sanfte Hügel querab. Und plötzlich<br />

500 PS. Deshalb also Ritchies Grinsen. Sein mit gewaltigen Innenbordmotoren<br />

ausgestattetes Schlauchboot fliegt über den See.<br />

„Irgendwie ganz witzig, aber wohl weniger lustig für Segler und<br />

Hausbootreisende“, denke ich mir beim Anblick der gewaltigen<br />

Bugwelle. In der Ferne erscheint auch schon der Mast eines Segel-<br />

3<br />

Fotos: Shutterstock (1), Ingo Mehling (1)<br />

Nicht die Engländer, sondern die<br />

Iren sind Weltmeister im Teetrinken<br />

18 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Lough Ree<br />

Athlone<br />

Clonmacnoise<br />

4<br />

Portumna<br />

Mountshannon<br />

Dromeenir<br />

Holy Island<br />

Lough Derg<br />

Killaloe<br />

5<br />

Slow Travel und mehr in Irland<br />

www.ireland.com<br />

Alle Infos über Irland auf dem Land<br />

www.waterwaysireland.org Alles Infos über Irland auf dem Wasser<br />

www.birrcastle.com<br />

Schloss mit Gespenst und Teleskop<br />

www.podumnavillage.ie „Glamping“ – glamouröses Camping<br />

www.irishworkhousecentre.ie Irische (Armen-)Geschichte<br />

www.celtic-roots.com Die Künstlerin Helen Conneely<br />

www.wineport.ie<br />

Das Hotel am Wasser für Genießer<br />

Limerick<br />

Ihr Ihr Ihr starker Partner für für für die die die Fahrtensegler<br />

bootes, das Ritchies wachsamen Augen nicht entgangen ist – er<br />

steigt sofort vom Gas. Irische Seemannschaft. Davon könnte<br />

sich so mancher Adria-Kapitän gerne anstecken lassen!<br />

Den letzten Abend versüßt uns das wunderschöne Wineport<br />

Lodge Hotel. Schiff am Steg, Drink am Kamin, Essen bei Kerzenlicht.<br />

„Dessert?“, fragt der Chef des Hauses fürsorglich. „Was<br />

ganz Kleines bitte“, antworte ich. Ein Lächeln umspielt die<br />

hellblauen Augen des Hausherren – und wenig später reihen<br />

sich Brownies neben Rhabarber Crumble Cake und Lemon Tart<br />

vor mir. Ein krönender Schluss nach den Scones vom Nachmittag<br />

mit Cream, Jam und Butter.<br />

1 Athlone. Top: Das Steak im Left Bank Bistro und das Guinnes im Sean‘s Pub.<br />

2 Clonmacnoise. Die Klosterruine wäre die perfekte „Game of Thrones“-Kulisse.<br />

3 Celtic Roots Studio. Hier bearbeitet Helen Conneely 5.000 Jahre altes Holz.<br />

4 Perfekte Infrastruktur? In Irland nur mit Anbindung an eine Wasserstraße.<br />

5 Blumen auf dem „Bog“ – so nennen die Iren ihre mystische Moorlandschaft.<br />

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<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />

Teil 1<br />

Sailing<br />

PoetryTeil 1<br />

Alfred Zellinger, nach seinen „40 Jahren im Auge des Kapitalismus“<br />

jetzt „nur mehr“ Schriftsteller und Segler, liegt mit seinem Boot<br />

seit dieser Saison in der neuen Marina Sant’Elena/Venedig und<br />

schreibt übers Segeln durch europäische Kulturen, Geschichte und<br />

Geschichten – wofür das adriatische Meer und insbesondere Venedig<br />

ihm reichlich Material bieten.<br />

Fotos: Isabella Gaupmann, Alfred Zellinger<br />

20 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Seglertweet: Bin Venedig/im Café oder<br />

auf dem Boot/Sant‘Elena, Pier Ce<br />

Ankergrund Europa. Was wäre eigentlich typisch für Europa? Michel -<br />

angelos David? Da Vincis Mona Lisa? Botticellis Schaumgeborene Venus? Die<br />

Guernica? Homer? Ovid? Da Vincis Homo Vitruvianus? Die Königstochter Europa<br />

und der verliebte Zeus als Stier? Oder vielleicht einfach eine segelnde Barke, wie<br />

sie in der Geschichte auftauchte, im Zweitstromland Mesopotamiens, dann auf dem<br />

Nil und schließlich im Mittelmeer, erst nur die Küsten befahrend, später hinaus auf<br />

die offene See segelnd.<br />

Das Mittelmeer, Jahrtausende still und schifflos, trennte die Menschen erst, verband<br />

sie dann aber zwischen seinen Ufern, sobald mit der Seefahrt Wasser und Land zu<br />

leben begannen. Segel tauchen auf zwischen den Inseln, Neugier, Entdeckungs -<br />

fieber, Hoffnung auf Gewinn, Machtstreben und, ja, heute auch sportlicher Ehrgeiz<br />

treiben Menschen auf die Meere.<br />

Orient und Occident treffen aufeinander, Waren, Erkenntnisse, Techniken werden<br />

ausgetauscht, Kulturen breiten sich aus, die zu europäischen werden. Es gäbe keine<br />

Zivilisation ohne diese Segelbarken.<br />

Sailing Ulysses. Lese wieder die Odyssee, die mich mein Leben lang<br />

begleitet und früh meine europäische Identität prägte. Der Gesang der Schiffer, von<br />

den Wellen aufgenommen, zu den Küsten getragen, erzählt von Ufer zu Ufer, weitergesponnen<br />

in den Hafenbars, von Dichtern niedergeschrieben – so entstehen<br />

Geschichten, so entstehen Mythen.<br />

So werden diese weitergegeben.<br />

Der mediterrane Raum ist voll von Legenden, die Odyssee wurde erzählt von einer<br />

Hafentaverne zur nächsten, Homer war kein Segler, aber er hat die Seeleute seiner<br />

Zeit befragt, weshalb seine navigatorischen Angaben heute noch zutreffen.<br />

Seine interessantesten Abenteuer hat Odysseus übrigens nicht im ägäischen Meer<br />

erlebt, sondern im Ligurischen, Jonischen, Thyrrhenischen und Adriatischen Meer<br />

– und auf diesen Meeren habe ich seine Kurse gekreuzt. Eine Ausgabe der Odyssee<br />

befindet sich stets bei mir an Bord.<br />

Seglertweet: Von Leuchtfeuer zu<br />

Leuchtfeuer schreitet der Segler voran.<br />

Biograd–Venedig. Mit der Katawa, einer 46 Fuß-Grand Soleil, von Biograd<br />

nach Sant’Elena, Venedig. Wie schon mehrmals in früheren Jahren segeln wir die<br />

Strecke in drei Tagen.<br />

1. Tag, Biograd–Mali Lošinj: Machen fest in der geräumigen Stadtmarina, essen gut<br />

in einer Konoba mit dem passenden Namen für Seefahrer: Odisej.<br />

2. Tag, Mali Lošinj–Poreč: Anlegen an der Stadtmole, essen ausgezeichnet im<br />

Fischrestaurant Ulysses, oben beim alten Kloster, wo man sich auf istrische und<br />

Wir kreuzen den Kurs eines seltsamen Bootes, indigoblau,<br />

am Bug ein Auge aufgemalt, der Rumpf geteert,<br />

10 Riemen auf jeder Seite, ein Mast, eine Rah, Wanten<br />

aus Leder, das Segel aus Papyrus nützt den günstig<br />

stehenden Wind, wir bergen die Segel und gehen<br />

längsseits, der Skipper stellt sich vor als Odysseus; Herr<br />

von Ithaka und von Bord zu Bord unterhalten wir uns.<br />

Er komme von den Säulen der Herkules, habe dort den<br />

ewigen Strom des Okeanos geschaut und schaudernd<br />

kehrtgemacht, erzählt er, hätte den Winter zuvor auf der<br />

Insel der Circe verbracht, sein Boot dort an Land<br />

gezogen.<br />

Unsere Geschichte wird noch erzählt werden, sagt er,<br />

die Geschichte von Männern, die von der schönen<br />

Circe, die man eine „Zauberin“ nennen wird, in<br />

Schweine verwandelt wurden.<br />

Das ist wohl nicht weiter schwierig, sage ich, auf sowas<br />

verstünde sich doch jede schöne Frau – ganz ohne<br />

Zauberei.<br />

Circe verbringt den Sommer übrigens in dieser neuen Stadt<br />

am Fluss Tiberis, die man Rom nennt, sage ich, etwas<br />

landeinwärts, von Aeneas gegründet nach seiner Flucht aus<br />

dem brennenden Troja, habe die Frau an der Rezeption der<br />

Marina di Roma getroffen und zu einer Party mitgenommen<br />

in die Via Veneto, über Harry’s Bar, sie erfreue jetzt<br />

dort eine hohe Zahl neuer Anbeter. Wusste ich doch, lacht<br />

Odysseus, dass sie nicht lange um mich trauern wird …<br />

Dann setzen wir unseren Kurs fort und das Boot des<br />

Odysseus verschwindet hinter uns am Horizont.<br />

Logbucheintrag: Haben zwischen Tripolis und<br />

Lampedusa einen neuen Bootstyp gesichtet: etwa<br />

30 Tonnen, schwarz, hat die Form eines riesigen<br />

Sarges, das Deck wie ein Deckel aufgeklappt,<br />

vollbeladen mit hunderten Menschen.<br />

Später funkt Odysseus von seinem schnellgeruderten<br />

Boot, er sei bei einer Kalypso hängenge blieben, auf<br />

deren Felsen Ogygia, von dort beobachte er neue<br />

Himmelskörper, nach denen sich jedoch nicht navigieren<br />

lässt, die aufsteigen von stählernen Flößen im Meer, sich<br />

rasch gegen die Küste bewegen und feurige Explosionen<br />

bewirken, heller als die Sonne, er folge dem Schein der<br />

Feuer am Horizont, dort, wo das Land der Lotophagen<br />

liegt, der Blütenfresser und wo eben ein Aufstand gegen<br />

den König tobt, der Menschen auf den Straßen<br />

niedermachen lässt.<br />

Unbehagen/im Land der Lotophagen, sind denn alle<br />

high, fragt er, welchen Krauts Blüte ist es, von dem dieses<br />

Land den Namen hat? Aber jetzt hänge er erst einmal fest<br />

bei dieser Nymphe Kalypso, funkt O., ein Gott müsse erst<br />

kommen, die Gute zu bewegen, ihm sein Boot wieder<br />

freizugeben. Heute geht das einfacher: SMS senden<br />

und Beziehungsstatus im Facebook ändern.<br />

Circes navigatorische Anweisungen lauteten:<br />

Vor dem rauchenden Vulkan habe man sich zu<br />

entscheiden: südlich sich zu halten für den<br />

längeren Weg um Sizilien oder<br />

südöstlich zu jener Meerenge, die<br />

<strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 21


man heute die Straße von Messina nennt.<br />

<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />

Odysseus entschied sich für diesen Kurs:<br />

Als er die Spitze Siziliens erreicht mit<br />

seinem markanten Strommast und den<br />

im Viertelstundentakt kreuzenden Fähren,<br />

beginnt es bereits zu dunkeln, backbords<br />

die Lichter des Fischerdorfes Scilla, wo in<br />

senkrechtem Fels die sechsköpfige Skylla<br />

haust und von oben nach Thunfischen<br />

fischt und nach Seeleuten. Steuerbords die<br />

Strudel der Charybdis, die sein Schiff zu<br />

verschlingen drohen. Dort lauert<br />

Charybdis, die wasserstrudelnde Göttin,<br />

dreimal gurgelt sie täglich es aus und<br />

schlurfet es dreimal schrecklich hinein,<br />

weh dir, wofern du der Schlurfenden<br />

nahest, selbst Poseidon könnte dich nicht<br />

dem Verderben entreißen, drum steure du<br />

dicht an Skyllas Felsen und rudre schnell<br />

mit dem Schiffe davon.<br />

Odysseus hält sich Backbord und verliert<br />

sechs Seeleute.<br />

Seufzend ruderten wir hinein in die<br />

schreckliche Enge, denn hier drohte Skylla,<br />

und dort die wilde Charybdis, hochauf<br />

spritzte der Schaum und bedeckte die<br />

beiden Gipfel der Felsen, ringsum<br />

donnerte furchtbar der Fels und unten<br />

blickten des Grundes schwarze Kiesel<br />

hervor, bleiches Entsetzen ergriff uns.<br />

Auf dem Weg also von Circes Halbinsel<br />

werden wir den Stromboli passieren,<br />

dessen Lava rauchend den Nordhang sich<br />

hinunterwälzt und aufdampfend ins Meer<br />

stürzt, wie schon zur Zeit, als Odysseus<br />

ihn steuerbords ließ; wir werden die<br />

Sireneninseln kreuzen, Skylla und<br />

Charybdis durchschiffen, das Jonische<br />

Meer durchsegeln, mit Ithaka an<br />

Steuerbord das adriatische Meer erreichen,<br />

dann über Ragusa, das man jetzt<br />

Dubrovnik nennt, über Split, Pola und<br />

Triest. Venedigs neue Marina Sant’Elena<br />

anlaufen.<br />

Und Odysseus funkt, diesmal stecke er in<br />

der Höhle der Zyklopin fest, die sieht sich<br />

als seine Gefangenenwärterin, unter ihrer<br />

Aufsicht muss er schreiben, bis der Schnee<br />

dem Frühjahr weicht und dann ein<br />

Manuskript abliefern, das ihr gefällt. Jetzt<br />

ist der Gute O. wirklich in Schwierigkeiten,<br />

wohl die Strafe für den Lendenbraten vom<br />

Heliosrind, genossen gemeinsam mit Circe<br />

in Rom. Doch dem ideenreichen Odysseus<br />

ist alles recht, den Winter über schreibt er<br />

diesmal, macht aus dem Logbuch einen<br />

Roman und erweicht so der Zyklopin Herz.<br />

1 2<br />

Seglertweet: Venedig auf eigenem Ki<br />

einem alten Palast von der Vorderfr<br />

den Hintereingängen des Flughafens<br />

mediterrane Rezepte konzentriert. Morgens meutert die Crew: Ich hätte mehr Bücher an Bord<br />

als Bier. Einigen uns auf den Kompromiss: je Buch ein Bier.<br />

3. Tag, Poreč–Venedig: Ausklarieren bei Zoll und Hafenkapitän, wozu bürokratisch verlangt<br />

wird, das Boot, das keine 20 Meter vom Zollsteg entfernt liegt, extra an diesen zu verlegen,<br />

dann Kurs 283, am frühen Abend erreichen wir die Lagune.<br />

Wäre auch in zwei Tagen erreichbar gewesen, mit einer Nachtfahrt: Spätnachmittags ausklarieren,<br />

dann Kurs direkt nach Venedig, nichts ist dabei im Weg, keine Klippen, keine Inseln, gelegentlich<br />

Schiffe. Vorher also die Lichterführung der Schifffahrt zu memorieren empfiehlt sich.<br />

Radar-Overlay über dem Kartenplotter gibt Sicherheit. Aber Nachtfahrten sind nicht wirklich<br />

angenehm, wenn in den frühen Morgenstunden die Kälte ins Ölzeug kriecht …<br />

Melden uns per Funk an, Kanal 77, passieren den Leuchtturm am Porto di Lido, halten uns von<br />

der Einfahrt zur Lagune backbords Richtung San Marco; Bojen, Dalben und Damas bezeichnen<br />

deutlich den Weg, an der Festung Sant’Andrea vorbei, der ziegelrote Kirchturm der Chiesa<br />

S. Elena, die aus dem 12. Jahrhundert stammt, ist markanter Ansteuerungspunkt. Legen also in<br />

Sant’Elena an, bestens empfangen von der charmanten Signora Adelaide, der Managerin. Mitsegler<br />

waren Toni Kossina, UYCT, und Manfred Habermann, Wien.<br />

Was mir übrigens in Häfen immer wieder auffällt: Die berühmte „Chicagoer Schule der teil -<br />

nehmenden Soziologie“ muss entstanden sein, weil einer der Professoren dort Segler war und<br />

das höchste Vergnügen aller Segler kannte, nämlich die teilnehmende Beobachtung der mehr<br />

oder weniger geschickten Anlegemanöver anderer Segler im Hafen, auch genannt „Hafenkino“<br />

– vom eigenen Decksstuhl aus betrachtet und am besten mit einem Longdrink in der Hand.<br />

Marina Sant’Elena/Venedig. Nachdem ich schon im Vorjahr anlässlich der Eröffnung<br />

der Kunstbiennale die neue Marina Sant’Elena genutzt habe, entschloss ich mich, mein<br />

Boot hierher zu verlegen. Was hier gleich auffällt: großzügige Steganlangen mit hinreichend<br />

Manövrierplatz dazwischen, mehr als man gewohnt ist, sowohl mit den in Italien üblichen<br />

Pfählen ausgestattet als auch teilweise mit Moorings. Die Marina ist für 160 Boote bis zu einer<br />

Länge von 60 Metern angelegt, bei einer Tiefe von 4,5 bis 6 m. Noch sind genügend Plätze frei,<br />

würde bald aber Reservierungen empfehlen.<br />

Erstes Plus: Ein wirklich funktionierendes Wi-Fi, anders als die Alibi-Installationen in anderen<br />

Marinas. Überzeugender Vorzug von Sant’Elena für mich ist aber: Man kann von dort bequem<br />

Foto: Photoman29/Shutterstock (1)<br />

22 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Palazzo<br />

Vendramin Calergi<br />

San Michele<br />

Italien/Venedig<br />

Le Vignole<br />

Palazzo<br />

Venier dei leoni<br />

Giudecca<br />

Markusplatz<br />

Biennale<br />

Biennale<br />

Giardini<br />

La Certosa<br />

Marina<br />

Sant’Elena<br />

Flughafen<br />

Venezia-Lido<br />

el anzulaufen heißt, sich<br />

ont zu nähern, statt von<br />

und der Bahnhöfe.<br />

3<br />

4<br />

Santa Maria<br />

Elisabetta<br />

zu Fuß, ohne auf Vaporetti angewiesen zu sein, in wenigen<br />

Minuten zu den Giardini mit den Ausstellungspavillons spazieren<br />

oder in 30 Minuten über die menschenreiche Riva degli Schiavoni<br />

zum Markusplatz.<br />

Im Süden sieht man gegenüber die Kuppel von Santa Maria<br />

Elisabetta auf dem Lido – für einen Badenachmittag nur eine<br />

Vaporettostation entfernt –, nach Norden kann man bis zu den<br />

österreichischen Bergen sehen – im Frühjahr noch schneebedeckt,<br />

während in Venedig schon Frühling herrscht. Und morgens<br />

werde ich geweckt von einer Art venezianischer Symphonie,<br />

gebildet aus dem Klang der Glocken der alten Kirche<br />

Sant’Elena, dem Zapfenstreich der Kadettenschule nebenan und<br />

Möwenschreien. Man könnte ein Stück konkreter Musik schreiben:<br />

für Kirchenglocken und Fanfaren, Schiffshörner und Möwenschreie.<br />

Dasselbe Unternehmen, die Cantiere Celli Srl betreibt übrigens<br />

auch die ebenfalls in der Lagune gelegene Marina Fiorita: von<br />

der Einfahrt steuerbords gelegen den Canale Treporti etwa zwei<br />

Meilen entlang, eine angenehm ruhige Marina mit dem melancholischen<br />

Charme eines Lagunen-Steppensees, umgeben von<br />

flachen Inseln mit Schilf und einsamen Fischern. Diese Marina<br />

wäre sogar mit dem Wagen vom Festland aus zu erreichen, mit<br />

Parkplatz direkt neben der Anlage.<br />

Die perfekt platzierte Marina Sant’Elena aber, gelegen inmitten<br />

von Venedig, umgeben von Geschichte und Modernität zugleich,<br />

1 Der Leuchtturm Porer wurde 1833 auf der gleichnamigen Insel errichtet<br />

2 Der Leuchtturm am Porto di Lido weist den Weg nach Venedig<br />

3 Marina Sant’Elena/Venedig: noch sind genügend Liegeplätze frei,<br />

4 doch bei dieser Top-Lage inmitten der Lagunenstadt wohl nicht mehr lange<br />

wird jedenfalls mein Hauptquartier sein für die nächsten Jahre<br />

und für meine Art des Segelns. Und wird wohl auch ein interessanter<br />

Platz werden für Segler aus aller Welt.<br />

Die Biennale di Venezia. Die Kunstbiennale ist<br />

immer ein guter Grund, Venedig zu besuchen. Es gibt sie seit<br />

mehr als 120 Jahren und ich frequentiere sie seit vier Jahrzehnten;<br />

die letzten Male bin ich Venedig dazu bereits mit der Katawa<br />

angelaufen – immer gespannt auf die jeweils etwa 5.000 Werke,<br />

ausgestellt von etwa 130 Staaten und von an die 500 Künstlern.<br />

Darunter befindet sich immer mindestens ein halbes Dutzend,<br />

die mich bewegen und mir im Gedächtnis bleiben. Seit 1980 gibt<br />

es in den Jahren dazwischen die Biennale di Architettura, die ich<br />

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<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />

Mit dem Blick des Flaneurs durch Europas<br />

Städte und Häfen streifen, sie fügen zur<br />

Collage eines persönlichen, imaginären<br />

Europas, gelegen irgendwo zwischen Rom,<br />

Triest, London, Ge schichten notieren, wo<br />

immer man auf sie trifft, sie niederschreiben<br />

in den Cafés und Bars an den Kais, Notizen<br />

fürs Online-Stammcafé: Sailing Poetry.<br />

heuer erstmals besuche. Deren Motto ist „Reporting from the<br />

front“. Wer hinsieht, findet Ideen für die nächsten zwei oder auch<br />

200 Jahre.<br />

Spaziere vom Boot also morgens hinüber zur Eröffnung, habe<br />

mich für die drei Preview-Tage akkreditieren lassen. Komme<br />

zurecht zur Eröffnung der Ausstellung im Österreich-Pavillon: Die<br />

halbe Wiener Kulturszene ist hier versammelt; alle freuen sich,<br />

alle danken einander, die Kuratorin freut sich und dankt, die<br />

Architekten freuen sich und danken, der neue Kulturminister<br />

Drozda dankt dem alten Kulturminister Ostermayer für die Auswahl<br />

der Kuratorin, freut sich und dankt, dann darf man endlich<br />

zur Ausstellung. Jetzt freu’ ich mich und danke. Danach zurück<br />

aufs Boot, umziehen und ins Café Florian zum üblichen Biennale-<br />

Empfang. Die Biennale di Architettura ist noch bis 27.11. geöffnet;<br />

2017 gibt’s wieder die Kunstbiennale; Eröffnung am<br />

13.5., Preview 10–12.5., Thema: Universes in Universe.<br />

1 2<br />

An der Riva degli Schiavoni treffe ich auf Richard Wagner, Riccardo, wie ihn die<br />

Venezianer nennen, im Gefolge Cosima und Franz Liszt. Wir kommen gerade von<br />

den Giardini, sagt er, die einzige nennenswerte Ansammlung von Bäumen in<br />

Venedig, spaziere gern diesen Weg nach dem Abendessen, ehe ich nachts wieder den<br />

schweigsamen Kanal hinabfahre zu meinem einsamen Arbeitszimmer.<br />

Sie arbeiten an Ihrem großen Werk, dem Parsifal, sage ich. Er hat mir gestern erstmals<br />

die gesamte Ouvertüre am Klavier vorgespielt, wirft Cosima ein.<br />

Ja, sagt Wagner, auch wenn es um meine Gesundheit nicht zum Besten steht, der<br />

Parsifal hat Vorrang, und Bayreuth bleibt geschlossen, bis er fertig ist. Aber dieser Jude<br />

Levi darf den Parsifal nicht dirigieren, sagt Cosima, jedenfalls nicht ungetauft!<br />

Der ist allerdings der Generalmusikdirektor in München und als Dirigent der beste für<br />

dieses Werk, meint Wagner, ich halte an ihm fest, auch wenn ich die jüdische Rasse<br />

für den geborenen Feind der reinen Menschheit und alles Edlen halte ... an dem<br />

namentlich wir Deutsche zu Grunde gehen werden, fügt Cosima dieser antisemi -<br />

tischen Tirade hinzu und ich ziehe mich mit einer höflichen Verbeugung zurück.<br />

24 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Venedig<br />

Foto: Shutterstock (1), Jaione Garcia/Shutterstock (1)<br />

Wenn ich in Venedig bin, schau’ ich stets auch im<br />

Palazzo Venier dei Leoni vorbei. Gestern stoße ich dort<br />

wieder auf dessen Herrin: Peggy Guggenheim, la ultima<br />

Dogaressa, wie man sie in Venedig nennt.<br />

Sie sitzt still in einer Ecke, trägt ein venezianisches Kleid<br />

mit Krinoline im Stil des 16 Jahrhunderts, ist mit zwei<br />

riesigen Ohrringen geschmückt, jene, die Marcel<br />

Duchamp für sie gestaltet hat und die ich zuletzt an der<br />

Wand ihres Schlafzimmers gesehen habe, die vollbestückt<br />

ist mit Ohr ringen, von Künstlern des 20. Jahrhunderts für<br />

Peggy persönlich gestaltet. Sie sieht aus wie eine ihrer<br />

Skulpturen, wenn auch nicht eine von Giacometti.<br />

Jetzt sieht sie ihren Besuchern zu, meist unerkannt, wie<br />

die sich ihre Kunst ansehen. Ich weiß, was sie von ihren<br />

Gästen erwartet und küsse ihr wie immer zur Begrüßung<br />

die Hand, keine besondere Angelegenheit, kann mir aber<br />

gut William Burroughs vorstellen, den sogenannten<br />

Beat-Poeten, der auf Besuch in Venedig bei der berühmten,<br />

reichen Amerikanerin zu Gast sein wollte.<br />

„Naked Lunch“ war gerade erschienen und der, als man<br />

ihm zu einem Handkuss riet, einen etwas derben Witz<br />

machte: Wohin er Peggy durchaus küssen wolle, wenn<br />

auch nicht gerade auf die Hand, was ihr zu Ohren kam<br />

und worauf sie ihn aus ihrem Haus verbannte. Niemand<br />

beherrscht den Handkuss so wie Sie, sagt Peggy lachend.<br />

In Wien pflegt man den sogar im Kaffeehaus, sage ich,<br />

erinnere sie dann an die Geschichte mit Burrroughs.<br />

Sie lacht und sagt: Ich liebte ja stets die sogenannte<br />

Boheme, wenn deren Vertreter sich nur etwas besser zu<br />

benehmen wüssten. Es ist merkwürdig, in einem Museum<br />

zu wohnen, fährt sie fort, seitdem ich hier dreimal die<br />

Woche geöffnet habe, muss ich Seile spannen lassen,<br />

damit ich wenigstens im Schlafzimmer Ruhe habe<br />

und im Bad.<br />

Ihr Pavillon auf der Biennale wird hoch gelobt, sage ich.<br />

Ja, der griechische stand leer, des Bürgerkrieges wegen, so<br />

konnte ich ihn nutzen und die USA sehen sich durch<br />

mich gut repräsentiert, ihr eigener Pavillon ist nicht<br />

rechtzeitig fertig geworden, so habe ich Picasso ausgestellt,<br />

Matisse, Kandinsky, Polloc, Duchamp, Miro, Max Ernst,<br />

Giacometti, Paul Klee ... ist ohnehin nicht viel Besseres<br />

nachgekommen, die Malerei auf der Biennale wird jedes<br />

Jahr schlechter, es fehlt heute der Pioniergeist in der Kunst,<br />

wie es ihn gab, als ich noch sammelte. Heute wollen die<br />

Künstler alle nur mehr originell sein und gute Preise<br />

erzielen und ich kann mir ihre Werke gar nicht mehr<br />

leisten, gehöre ja bekanntlich zum armen Zweig der<br />

Guggenheims ...<br />

Habe übrigens gerade meine Gondel gerufen, mich zu<br />

den Giardini zu bringen, kommen Sie doch mit!<br />

Mit einer Gondel? frage ich etwas dämlich. Es<br />

ist die letzte Privatgondel Venedigs, sagt sie,<br />

mit einem Riva-Motorboot kann jeder fahren.<br />

Im Vorhof des Palazzos zum Canale hin steht<br />

die Skulptur Mario Marinis, ein Pferd mit<br />

einem nackten Reiter, der einen deutlich<br />

erigierten Penis zur Schau stellt. Diesen Penis<br />

hier vor dem Palazzo haben mir die<br />

Venezianer nie ganz verziehen, lacht Peggy,<br />

man erzählt sich, dass er abschraubbar sei<br />

und dass es ihn in verschiedenen Größen<br />

gäbe – je nach Bedarf.<br />

Und selbstverständlich stimmt, was man sich<br />

erzählt, sage ich, und Peggy, die indirekte<br />

Frage elegant übergehend, setzt fort: An hohen Feiertagen<br />

entferne ich ihn allerdings aus Respekt vor den Nonnen,<br />

die hier vorbei zu Santa Maria della Salute gerudert<br />

werden. Dass ich hier gern nackt meine Sonnenbäder<br />

nehme, missfällt den Venezianern übrigens auch, aber<br />

meist beobachten mich nur die Carabinieri von ihren<br />

Booten aus, mit Ferngläsern – so fühle ich mich stets gut<br />

beschützt in Venedig.<br />

Fahre diesmal also in Peggys Gondel zu den Giardini, ein<br />

junger, gut aussehender Gondoliere rudert uns, der mit<br />

seiner Chefin vertraut zu sein scheint und jedem Wink<br />

ihrer Hand gehorcht.<br />

Zum Abschied sagt Peggy zu mir: Kommen Sie doch heute<br />

Abend zu meinem kleinen Empfang, wir feiern auf der<br />

Dachterrasse, Sie werden ein paar Schriftstellerkollegen<br />

treffen – und nehmen Sie sich nichts mehr vor für diese<br />

Nacht. Als ich zu zögern scheine, sagt sie lachend: Nur<br />

keine Angst, es stimmt zwar, dass manche Männer sich<br />

von mir überfordert fühlen, wobei ich ihnen aber nicht<br />

mehr abverlange als das, was ich schon als junge Frau<br />

auf den pompejanischen Gemälden gesehen habe – und<br />

das darf man doch erwarten, oder?<br />

Werde mir diese pompejanischen Wandgemälde<br />

noch einmal genauer ansehen müssen.<br />

3<br />

1 Biennale, Hauptpavillon<br />

2 Im Palazzo Vendramin<br />

Calergi, heute als Casino<br />

genutzt, wohnte Richard<br />

Wagner.<br />

3 Mario Marini, L’Angelo<br />

della Città, 1948<br />

4 Palazzo Guggenheim<br />

5 Peggy Guggenheim<br />

5<br />

4<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 25


PeopleNews<br />

„Alles kann man kaufen,<br />

nur das Leben nicht.“<br />

Emmy Motschiunig, drei Wochen nach ihrer Rettung<br />

Text: Kirsten Panzer<br />

„Es ist einfach unglaublich, was man alles leisten kann, wenn<br />

es darum geht, zu überleben!“, Emmy Motschiunigs Augen<br />

strahlen, dass es eine wahre Freude ist – und zaubern auch<br />

ihrem Ehemann Walter ein Lächeln ins Gesicht. Und Emmy<br />

weiß, wovon sie spricht, denn sie hat überlebt. Das „Wie“ ist<br />

ihr allerdings bis heute ein Rätsel. Denn nie hätte sie gedacht,<br />

jemals zu einem solchen Kraftakt und zu einer solchen Aus -<br />

dauer fähig zu sein, ohne die sie heute nicht daheim sitzen<br />

und lachend das laute Schnorcheln der Kaffeemaschine<br />

kommentieren könnte. Gut sieht sie aus und unheimlich frisch,<br />

so als hätte sie gerade einen erholsamen Urlaub hinter sich<br />

und nicht vor kurzem erst Schiffbruch erlitten.<br />

Mitten in der Nacht. Mitten im südchinesischen<br />

Meer. Fest geschlafen hat sie, als es geschah und ein enormer<br />

Krach sie hochschrecken ließ. Walter war im Cockpit, sie<br />

unter Deck. Was war passiert? „Ein unbeleuchteter Frachter<br />

hat uns gerammt, genau in die Seite. Er fuhr ohne AIS und<br />

sein Radar kann auch nicht besetzt gewesen sein. Mit allen<br />

Schiffen um uns herum waren wir in Kontakt. Sie haben uns<br />

gesehen und uns gesagt, wie wir sie am besten passieren<br />

sollten. Nur der Riesenfrachter, der kam aus dem Nichts, wie<br />

ein Zombie.“ Emmy kann es heute noch nicht begreifen, wie<br />

so ein Schiff auf See unterwegs sein kann und vermutet, dass<br />

es sich um einen ausrangierten Frachter auf dem Weg zum Abwracken<br />

nach Bangladesch gehandelt haben muss.<br />

Dann ging alles ganz schnell. Der Frachter<br />

fuhr mit voller Fahrt weiter, der Mast der Calamares, eine<br />

C-Yacht 1100, hatte sich<br />

im Buganker verfangen, die<br />

obere Saling hing fest. Dann<br />

wurde die Yacht an der<br />

Bordwand mitgeschleift, an<br />

der Seite ein großes Loch.<br />

„Man muss sich einmal vorstellen,<br />

wie riesig das Schiff<br />

gewesen sein muss. Unser<br />

Emmy und Walter…<br />

... nach ihrer Rettung.<br />

Die Calamares, eine C-Yacht 1100, sank binnen vier Minuten<br />

nach der Kollision mit einem „Zombie“-Frachter – Emmy<br />

und Walter Motschiunig überlebten nur knapp.<br />

26 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Mast war immerhin 17 Meter hoch.“ Wassereintritt. Die Segelyacht sank innerhalb von<br />

drei, vier Minuten. „Dass das so schnell gehen würde, damit hätte ich nie gerechnet.<br />

Unsere Calamares ist einfach kopfüber abgetaucht, das hätte ich nicht für möglich<br />

gehalten“, erinnert sich Emmy an ihre bislang schrecklichste Nacht. Ihre Fröhlichkeit<br />

weicht kurz der Ungläubigkeit. Was sie noch immer verwundert ist aber, dass sie während<br />

des Unglücks kaum fähig gewesen sei zu denken. Mayday konnte sie noch funken,<br />

„doch ich habe in der Panik vergessen, die DSC-Taste zu drücken“. Erschreckend sei<br />

gewesen, wie sehr ein Kopf weh tun könne, wenn man nicht mehr denken kann. Eine<br />

Erfahrung, die sie nicht so leicht vergessen werde.<br />

Zieht euch nicht aus, sondern an! Die erfahrene Skipperin, die<br />

seit sieben Jahren immer sieben Monate am Stück mit ihrem Mann um die Welt segelt<br />

und dabei über 35.000 Seemeilen zurückgelegt hat, war hilflos, Walter übernahm<br />

ihr Kommando. „Ich lief immer nur hin und her und rief: ‚Ich hab’ nix an, ich hab’ nix an‘,<br />

ich kam ja gerade aus der Koje.“ Ist es das, woran man als Frau zuerst denkt, wenn<br />

man anfängt zu realisieren, dass da gerade ein unvorstellbares Unglück passiert?<br />

Nicht unbedingt, aber Emmy hat es getan, und das war wieder so ein intuitiv richtiger<br />

Gedanke, wie sie ihn oft während ihres Seglerlebens hatte. Wenn sie entschied, es<br />

wird ein Reff eingelegt, dann war es richtig, genauso ein Segel- oder Kurswechsel. In<br />

Momenten, in denen ihr Mann Walter noch lange nicht gehandelt hätte, entschied sie<br />

genau das Richtige. „Oft hat sich Walter nachher bei mir bedankt und gesehen, dass<br />

meine Entscheidung genau im richtigen Moment gefallen ist.“<br />

Ob es nun Intuition war, weibliche Umsicht oder einfach nur seglerisches Wissen:<br />

Darum ging es ihr damals nicht und geht es ihr auch heute nicht. Aber zum Bademantel<br />

hat sie wieder einmal zum genau richtigen Zeitpunkt gegriffen. „Den habe ich ganz<br />

eng um mich geschlungen, wenn ich anfing zu frieren, wir sind ja über neun Stunden<br />

im Wasser geschwommen, und er hat mich vor der Sonne geschützt und… vielleicht<br />

ist es ja auch nur Einbildung: Er hat mir Auftrieb gegeben, wenn er so um mich herum<br />

im Wasser aufschwamm.“ Vielleicht war es einfach das Gefühl, eine kleine eigene<br />

Insel um sich zu haben, während sie versuchten, eine immer kleiner werdende Insel<br />

zu erreichen. „Und das ist wirklich etwas, was ich jedem Skipper in einer solchen Not -<br />

situation mit auf den Weg geben möchte: Zieht euch nicht aus, sondern an! Zumindest<br />

etwas Leichtes. Dickes Ölzeug wird sicherlich zu schwer mit der Zeit, aber etwas<br />

Dünnes sollte man auf alle Fälle tragen.“<br />

Doch bis sie um ihr Leben schwimmen konnte, musste sie es erst einmal schaffen,<br />

aufzutauchen, denn die Calamares sank schnell und verschwand kopfüber in die Tiefe.<br />

Für Emmy der schrecklichste Augenblick während der ganzen Katastrophe: „Man<br />

versucht, nach oben zu schwimmen und weiß nicht, ob man es schaffen wird. Das war<br />

einfach furchtbar und für mich und mit Abstand das Allerschlimmste!“<br />

Aber scheinbar war es noch nicht Zeit zu gehen. Ein<br />

Satz, den sie immer wieder betont! Denn obwohl den Eheleuten wohl das Schlimmste<br />

passiert ist, was einem Segler geschehen kann, hatten sie doch viel Glück – das Wasser<br />

war 29 Grad warm, die Gefahr auszukühlen bestand in den ersten Stunden nicht.<br />

Den Hai, der sie zwischendurch umkreiste, hat Emmy nicht gesehen: „Mein Mann hat<br />

mich auf einmal angeschoben und ich hab’ noch gesagt, dass er es sein lassen soll,<br />

ich seine Hilfe nicht brauche.“ Erst später erzählte er ihr, dass er sie beide optisch<br />

vor dem Hai größer machen wollte, was unter Tauchern als gute Möglichkeit gilt,<br />

Haie zu vertreiben.<br />

Die See blieb ruhig, eine Dünung baute sich erst kurz vor ihrer Rettung auf und auch<br />

die war unglaublich: Mitten im knapp 30 Meter tiefen Meer eine Sandbank und auf<br />

dieser ein wegen eines Motorschadens ankerndes, kleines Fischerboot. „Da muss<br />

doch irgendjemand seine Hand im Spiel gehabt haben!“, schwört Emmy und<br />

ist einfach nur froh, wieder zu Hause zu sein.<br />

LAND IST<br />

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<strong>OCEAN7</strong>People<br />

Gäste,<br />

the good<br />

&<br />

the bad<br />

Text und Fotos: Wolfgang Hausner<br />

Meinen 18-Meter-Kat Taboo III habe<br />

ich vor mehr als 37 Jahren auf den<br />

Philippinen entworfen und dann<br />

dort auch gebaut. Ein Kriterium für<br />

die Größe war der Wunsch, zahlende<br />

Gäste unterzubringen und ihnen die<br />

Möglichkeit zu geben, in einem<br />

netten Revier auszuspannen, die<br />

Seele baumeln zu lassen und zur<br />

selben Zeit natürlich die Bordkasse<br />

aufzu füllen. Das im Gegensatz zu<br />

langen Törns über größere Strecken,<br />

denn es ist nicht jedermanns Sache,<br />

für ein oder zwei Wochen über das<br />

Meer zu schaukeln und nur Wasser<br />

zu sehen. Aber Eiland-Hopping in<br />

einer netten Gegend mit Schnorcheln<br />

und Landausflügen ist etwas<br />

anderes. Über die Jahrzehnte hatte<br />

ich dann viele Gäste, von denen<br />

einige einen bleibenden Eindruck<br />

hinterließen. Nicht alle sind erwähnenswert,<br />

also beschränke ich mich<br />

aus Platz gründen auf fünf Begegnungen,<br />

die amüsant, negativ,<br />

normal und positiv waren. Gleich -<br />

zeitig möchte ich betonen, dass es sich<br />

bei den schlechten Erfahrungen um<br />

echte Ausnahmen handelt. Ich habe<br />

recherchiert und herausgefunden,<br />

dass weniger als ein Prozent zu den<br />

unangenehmen Zeitgenossen zählt,<br />

die ich nicht mehr an Bord haben<br />

möchte. Der Rest sind durchwegs<br />

nette Leute und einige davon zählen<br />

jetzt zu meinem Freundeskreis.<br />

28 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Wolfgang Hausners Gäste<br />

Ester, das technische Genie. Wir waren mit<br />

einem Ehepaar und drei Kindern unterwegs. Alles lief seine<br />

gewohnte Bahn, bis die Mutter eine leichte Magenverstimmung<br />

bekam und ab diesem Zeitpunkt nur noch abgekochtes Wasser<br />

trinken wollte. Was mich natürlich irritierte, weil Ester mir das<br />

Gefühl gab, das Wasser an Bord wäre schuld an ihrer Misere.<br />

Sie war übrigens die einzige, die ein Problem hatte.<br />

Egal wie, sie bekam regelmäßig ihr abgekochtes Wasser, bis sie<br />

eines Tages die Idee hatte, das selbst zu tun. Mit einem Gasherd<br />

überhaupt kein Problem, aber zu dem Zeitpunkt verwendete<br />

ich noch einen Primus-Kocher, der mit Petroleum betrieben<br />

wird. Nur müssen die Brenner mit Spiritus vorgeheizt werden,<br />

damit das unter Druck stehende Petroleum vergast und so eine<br />

normale Flamme bildet.<br />

Eines Morgens, relativ zeitig, hörten wir jemanden undeutlich<br />

rufen, kurz darauf kam die 13-jährige Tochter den Niedergang<br />

runter – und schoss sofort wieder hinaus. Rodelyn und ich<br />

waren miteinander verstrickt und der Anblick dieser intimen<br />

Beschäftigung war einfach zu viel für sie. Draußen rief sie<br />

„Feuer, Feuer“. Ich zog mir eine Hose an und sprang ihr nach.<br />

Aus dem anderem Kajütniedergang quoll schwarzer Rauch –<br />

zum Teufel, was war da los? Ich stürzte runter und sah, dass der<br />

Kocher praktisch in Brand stand.<br />

Was war passiert? Ester hatte in ihrer Blödheit einfach den Herd<br />

aufgedreht ohne vorher den Brenner vorzuheizen, obwohl sie<br />

mir schon einige Male dabei zugesehen hatte. Das Petroleum<br />

stand unter Druck und brannte sofort mit einer ekligen Rauchentwicklung,<br />

die die Umgebung schwarz einfärbte. Ich drehte<br />

den Hahn ab und schüttete Wasser auf den Kocher, was die<br />

Flammen sofort zum Erlöschen brachten – nicht aber meinen<br />

aufgestauten Ärger.<br />

Karl, der Angsthase. Im November war ich in<br />

Boracay und erwartete meinen nächsten Gast. Karl war ein<br />

Beamter, der laut eigener Erzählung ein einfaches Thai-Mädchen<br />

direkt vom Reisfeld weg geheiratet hatte. Einfach war sie vielleicht,<br />

aber nicht dumm: Bald sprach seine Frau deutsch,<br />

brachte Karl dazu, die Abendschule zu besuchen, um sich beruflich<br />

zu verbessern und so mehr Geld zu verdienen. Karl hatte<br />

Probleme, sich auf einen Ankunftstag bei mir festzulegen, da er<br />

einige Internet-Bekanntschaften vor seiner Abreise geknüpft<br />

hatte. Diese Damen mussten alle besucht und wenn möglich<br />

ausprobiert werden. Der einwöchige Törn auf Taboo III war<br />

sicherlich ein Vorwand für diese Reise nach Südost-Asien.<br />

Aber schlussendlich war er da und wir segelten noch am selben<br />

Tag ab. Weiter nördlich schraubte sich ein tropischer Wirbelsturm<br />

durch die Gegend, aber das verschwieg ich Karl. Mit<br />

seinem gleitenden Ankunftstermin hatte er mich genug genervt<br />

und jetzt war mein Motto: Mitgehangen ist mitgefangen. Außerdem<br />

hatte der Südwestwind den Ankerplatz ungemütlich gemacht,<br />

also mussten wir sowieso weg.<br />

Wir ankerten bald hinter der Insel Cabahan auf Tablas, verlegten<br />

uns aber später weiter in die Bucht hinein, um mehr Schutz vor<br />

dem auffrischenden Wind zu finden.<br />

Seit meinen letzten Erfahrungen mit Taifunen nehme ich ein<br />

Angebot von www.typhoon2000.com in Anspruch: Alle sechs<br />

Stunden bekommt man eine SMS aufs Handy, die totale Information<br />

liefert. Und das war auch jetzt der Fall: Supertaifun<br />

Reming befand sich momentan auf 13.5 N und 124.9 E, ent -<br />

wickelte über 250 km/h, schob 41 Fuß hohe Wellen vor sich<br />

her und bewegte sich mit 17 km/h nach dem Westen. Die km/h<br />

finde ich irritierend, ist aber verständlicher für die lokale Bevölkerung,<br />

die mit Knoten und Seemeilen wenig anfangen kann.<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 29


<strong>OCEAN7</strong>People<br />

„Feuer, Feuer“. Ich zog mir eine Hose<br />

Diese Informationen behielt ich für mich. Karl war kein Draufgänger.<br />

Obwohl wir jetzt vor zwei Anker vollkommen sicher<br />

lagen, würde er vielleicht die Situation falsch einschätzen und<br />

sich glatt in Gefahr wägen. Reming war 120 Seemeilen weiter<br />

nördlich und damit konnte ich leben. Um Mitternacht würde er<br />

uns am nächsten sein und ab dann konnte es nur besser werden.<br />

Aber noch pfiff uns der Sturm schrill um die Ohren. Es<br />

dauerte einige Stunden, bis er auf West drehte und damit hatten<br />

wir das Schlimmste hinter uns.<br />

Der nächste Tag war fast normal, Karl hatte jedoch die Nase voll<br />

und wollte zurück nach Boracay und wieder festen Boden<br />

unter seinen Beinen haben. Nachdem er seinen Aufenthalt auf<br />

Taboo III bereits beglichen hatte, war das kein Problem für mich.<br />

Karl: „Also, das ist es?“<br />

„Ja, das ist es.“ Und damit war das Kapitel Karl endgültig abgeschlossen.<br />

Das war eine eher unterhaltende Episode, aber es<br />

kann auch unangenehmer zugehen, wie ich Jahre später herausfand.<br />

Renate, die Fast-Alkoholikerin. Der Taifun<br />

Haiyan war der letzte im Jahr 2013 gewesen und der tropische<br />

Sturm Lingling ein paar Wochen später der erste in 2014. Er<br />

begann als tropische Depression am 4. Januar südöstlich von<br />

Mindanao, zog langsam nach dem Westen, überquerte die<br />

Insel und rappelte sich innerhalb einer Woche zu einem tropischen<br />

Sturm hoch. Wir waren zu diesem Zeitpunkt an der<br />

Die Parole war: „Nichts wie weg!“<br />

Das taten wir auch tags darauf bei gutem Wetter, nur hatten wir<br />

in der Nacht davor vor Anker ein heftiges Gewitter. Als wir beide<br />

am nächsten Morgen aus unseren Kabinen krabbelten, meinte<br />

ich: „Das war ein saftiges Gewitter“, aber Karl erwiderte ganz<br />

erbost: „Was, das waren fünf.“ Er musste die üppige Donnerei<br />

eindeutig in Gruppen eingeteilt haben.<br />

Mit zwei neuen Gästen segelte ich ein paar Tage später die selbe<br />

Strecke und dann weiter nach Sibuyan, eine Insel, die 30 Seemeilen<br />

weiter östlich liegt. Auf halbem Weg klingelte das Handy.<br />

„Ja, wer ist da?“<br />

„Der, der ausgestiegen ist“, also Karl.<br />

„Und, was ist?“<br />

„Ich möchte wieder einsteigen!“<br />

„Das geht nicht, wir sind auf halbem Weg nach Sibuyan und<br />

wenn ich jetzt zurück nach Boracay segle, verlieren wir einen<br />

ganzen Tag, und das kann ich meinen Gästen nicht antun.“<br />

Küste von Leyte unterwegs und segelten nach Einbruch der<br />

Dunkelheit in die Dupon Bucht, um dort einen sicheren Ankerplatz<br />

zu finden. Sicherlich kein Ausflugsort, am Ufer befand<br />

sich eine riesige Fabrik, die Kupfererz aufbereitete. In der<br />

Bucht lagen mindestens fünfzehn chinesische Frachter in der<br />

Warteschlange, um das Erz nach China zu bringen. Lingling<br />

sollte südlich von uns vorbeiziehen – damit hätten wir nördliche<br />

Winde und würden total geschützt am Ende der tiefen<br />

Bucht liegen.<br />

Also sozusagen alles unter Kontrolle, sollte man meinen, aber<br />

es kam nicht so. Lingling änderte den Kurs und kam ziemlich<br />

genau auf uns zu, und im Nu begann es kräftig zu blasen. Der<br />

Plattenanker schlierte, also wechselte ich ihn gegen den schweren<br />

Pflugscharanker aus, der mich bei Schlammgrund noch nie<br />

im Stich gelassen hatte. Ich fuhr mit dem Kat ins seichte Wasser,<br />

bis ich fast im Schlamm steckenblieb, und ließ den Anker mit<br />

30 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Wolfgang Hausners Gäste<br />

an und sprang ihr nach.<br />

zehn Meter Kettenvorlauf fallen. Der starke Wind blies den<br />

Kat zurück und wir hingen bombenfest an der geflochtenen<br />

Nylontrosse.<br />

An Bord war ein junges Pärchen aus Südtirol, Josef und Christine,<br />

sowie das ältere Ehepaar Frank und Renate. Vom ersten<br />

Tag an war mir aufgefallen, dass Renate gerne dem Alkohol<br />

zusprach und mengenmäßig die anderen Gäste weit hinter<br />

sich ließ. Die kostenlosen alkoholischen Getränke an Bord<br />

sind natürlich eine Versuchung für Menschen, die ihr Alkoholproblem<br />

nicht im Griff haben und sich dann fast bis zur Besinnungslosigkeit<br />

zuschütten. Dieses Gehabe stört mich nicht<br />

sonderlich, meine Gäste können trinken, soviel sie wollen,<br />

solange sie nicht im Rausch über Bord fallen oder einen Blödsinn<br />

machen.<br />

Und genau letzteres sollte passieren. Aber noch waren sie nach<br />

dem Abendmahl in bester Stimmung, während ich an Deck<br />

Ankerwache hielt. Der Wind war jetzt schräg auflandig und<br />

das Ufer steinig. Sollte der Kat schlieren, müsste ich so rasch<br />

wie möglich aus der Bucht raus, denn noch einmal Ankern<br />

bei diesen Windgeschwindigkeiten war nicht mehr möglich.<br />

Das hieße dann mit voller Maschinenkraft quer zum Wind<br />

fahren, während uns der Sturm aus der Bucht auf das offene<br />

Meer blies.<br />

Etwa um zehn Uhr kam ein Schlepper angedampft und fuhr ins<br />

seichte Wasser, bis er schräg vor uns steckenblieb und die Kette<br />

runterrasseln ließ. Kurz danach trieb er mit der ansteigenden<br />

Tide zurück und ankerte fürs erste. Eine Stunde später, der<br />

Sturm pfiff uns mit ca. 50 Knoten um die Ohren, legte sich der<br />

Schlepper quer zum Wind und schlierte knapp an uns vorbei.<br />

An Deck und auf der Brücke war keine Menschenseele zu sehen.<br />

Erst Minuten später, als das Schiff bereits inmitten der<br />

Frachter war, begann sich Leben zu zeigen. Die großen Schiffe<br />

selbst hatten auch Probleme, mehrere fuhren ziellos durch die<br />

Gegend, weil sie nicht mehr ankern konnten.<br />

Um Mitternacht begann der Sturm rapide nachzulassen, er<br />

drehte auf Süd, und kurz darauf begann eine starke Dünung in<br />

die Bucht zu rollen. Jetzt hingen wir an dem zweiten Pflugscharanker,<br />

den ich vorher zur Sicherheit gesetzt hatte. Die Parole<br />

war „nichts wie weg“, wir hatten nur einen Meter Wasser unter<br />

dem Totholz.<br />

Auf meinem GPS hatte ich einen vorherigen Ankerplatz gespeichert<br />

und den steuerten wir nun in der Dunkelheit an. Bald<br />

ankerten wir im Lee der steinigen Küste und ich konnte kurz<br />

Bilanz ziehen: Lingling war knapp südlich von uns vorbeigezogen,<br />

das erklärte den plötzlich drehenden Wind, jetzt entfernte<br />

er sich und damit begann sich alles wieder zu normalisieren. Es<br />

war knapp vor zwei Uhr morgens, die Gäste schliefen seit Stunden<br />

und wir taten kurz darauf dasselbe.<br />

Kurz vor sechs wurde ich von Christine geweckt: „Wolfgang, da<br />

ist Wasser in der Kabine und der ganze Fußboden ist nass“. Ich<br />

stürzte rüber und sah mir die Bescherung an.<br />

„Ich wollte auf die Toilette gehen, aber sie lief ständig über“,<br />

sagte Christine. Und warum das? Ganz einfach: Die Person, die<br />

sie zum letzten Mal benutzt hatte, hatte die elektrische Pumpe<br />

nicht abgeschaltet, die das Seewasser in die Muschel befördert.<br />

Sofort musste ich an Renate denken, die auch immer vergaß,<br />

das Licht abzudrehen. Aber momentan hatte ich andere Sorgen,<br />

sämtliche Bilgen in dem Bereich und im Salon waren bis knapp<br />

unter die Bodenbretter voll. Plastikbehälter schwammen herum,<br />

die aber dicht waren. Nicht so gut ging es ca. 150 Büchern –<br />

Lesematerial, das ich ständig mit anderen Yachties tauschte –,<br />

und total abgesoffen war der Entsafter. Zuerst musste das Wasser<br />

ausgepumpt werden und danach war meine Crew Rodelyn<br />

mehr als zwei Stunden damit beschäftigt, die Bilgen trockenzuwischen.<br />

Erst danach frühstückten wir und segelten ab. Die Bücher<br />

legten wir in die Sonne, das elektrische Küchengerät ging<br />

zuerst auf Tauchstation in Süßwasser, bevor ich es zerlegte und<br />

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<strong>OCEAN7</strong>People<br />

mit etwas Öl einsprühte. Ich sprach mit Christine und Josef:<br />

Es war eindeutig, dass Renate für das Fiasko verantwortlich<br />

war. Die beiden Südtiroler tranken in normalem Maß und<br />

dasselbe galt für Frank, der einen netten Eindruck machte,<br />

aber sehr unter dem Einfluss seiner herben Frau stand. Renate<br />

hatte überhaupt keinen Kommentar zu dem Vorfall. Ich wartete<br />

den ganzen Tag auf irgendeine Reaktion, aber sie tat, als ob<br />

nichts passiert wäre.<br />

Am nächsten Morgen beim Frühstück legte ich dann los: „Irgendjemand<br />

von euch hat vorletzte Nacht im Suff die Toilettenpumpe<br />

laufen gelassen, was Schaden und obendrein eine<br />

Menge Arbeit verursacht hat“, und fixierte dabei die ganze Zeit<br />

Renate. „Und das kostet euch 500 Euro, die ich jetzt haben<br />

möchte.“ Zwei Minuten später lag das Geld auf dem Tisch, von<br />

dem ich Josef und Christine die Hälfte später wieder zurückgab.<br />

Das hatten wir vorher vereinbart, denn hätte ich nur<br />

Renate zur Verantwortung gezogen, hätte sie sicherlich alles<br />

geleugnet.<br />

Ein paar Tage später segelten wir über das sonnige Meer südlich<br />

von Bohol und trauten unseren Augen nicht: Vor uns<br />

schwamm ein kleines, etwas windschiefes Haus, komplett mit<br />

dem üblichen Nippa-Dach. Der Taifun Haiyan musste es auf<br />

das Meer hinausgespült haben und jetzt trieb die schwimm -<br />

fähige Bambuskonstruktion herrenlos über das Wasser. Irgendwann<br />

wird es sicherlich an einem Ufer landen und vielleicht<br />

wieder dem ursprünglichen Zweck zugeführt werden.<br />

1<br />

Ganz normale Gäste. Robert und Ernie Hausner aus<br />

der Steiermark hießen zwar so wie ich, aber wir waren nicht<br />

verwandt, außer über irgendwelche nicht nachvollziehbare<br />

Ecken. Robert brachte unter anderem den acht Kilogramm<br />

schweren Wärmetauscher mit, wofür ich ihm wirklich dankbar<br />

war. Schicken aus England hätte ewig lang gedauert und dann<br />

hätte ich mich noch mit dem hiesigen Zoll herumärgern müssen.<br />

Mit dabei auf dem Törn war meine Tochter Vaitea, die schon<br />

einige Wochen an Bord war. Die beiden anderen Gäste Anita und<br />

Andre aus Deutschland hatte ich gebeten, Glühkerzen und eine<br />

Reibahle zu besorgen. Letztlich hatte der alte Mercedes-Motor,<br />

der noch vorgeglüht werden musste, Hustenanfälle beim Starten.<br />

Das zusammen mit der maroden Kühlung begann mich langsam<br />

zu nerven. Es war, als ob mein Antrieb nach 36 Jahren das Handtuch<br />

schmeißen wollte. Den neuen Wärmetauscher zu installieren<br />

war zu aufwendig, das wollte ich später machen, aber das Startproblem<br />

mit den Glühkerzen bereinigten Robert und ich.<br />

Anita und Andre waren schon länger ein Paar, jetzt wollte Andre<br />

seinen Heiratsantrag auf dieser Fahrt machen, allerdings auf<br />

einem Super-Platz. Zuerst schlug ich Daquio vor, einer winzigen<br />

Insel wie aus dem Bilderbuch, nur regnete es dort gerade. „Ist<br />

das jetzt der schönste Platz, wo wir hinkommen, Wolfgang?“,<br />

fragte mich Andre. „Ja, aber es kann sein, dass Calangaman noch<br />

schöner ist, dort werden wir ein ein paar Tagen sein“, antwortete<br />

ich.<br />

Als wir in Calangaman ankerten, regnete es auch da und damit<br />

wurde der Kniefall bis auf weiteres auf Eis gelegt. Aber aufgeschoben<br />

ist nicht aufgehoben, es klappte dann doch, wie wir<br />

später erfuhren. Zwar nicht auf einer Insel wie geplant, sondern<br />

im Wasser des Infinity-Pools auf dem Dach des feudalen Marina<br />

Bay Sands Hotel in Singapur.<br />

Willi, der Unermüdliche. Ein Jahr später waren wir<br />

unterwegs nach Dinigat, einer Insel am östlichen Ende von<br />

Mindanao. Auf dieser Fahrt segelten wir südlich von Leyte an<br />

Binit Point vorbei. Und gerade dort platzte das Groß wieder –<br />

nicht nur an einer Naht, die ich schon vorher geklebt hatte,<br />

sondern gleich großflächiger. Fallwinde von den Bergen hatten<br />

den Nordost-Monsun kurzweilig verstärkt und dem altersschwachen<br />

Segel den Gnadenstoß versetzt. Es war meine Schuld:<br />

Hätte ich mich von den steilen Klippen einige Meilen ferngehalten,<br />

wäre es nicht passiert. Aber ich wollte keine Höhe<br />

verschenken, aus Erfahrung wusste ich, dass uns die starke<br />

Strömung in der Surigao-Straße um 30 bis 40° nach dem Süden<br />

versetzen würde. Egal wie – das Segel musste sofort runter, ehe<br />

es sich noch mehr auflöste, und unter Fock und Klüver segelten<br />

wir weiter.<br />

Willi suchte immer etwas, das er<br />

reparieren oder verbessern könnte<br />

32 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Wolfgang Hausners Gäste<br />

2 3<br />

4 5<br />

Mit an Bord waren Manuela und Willi aus Wien, die bereits<br />

zum fünften Mal zu Besuch waren. Willi meinte: „Das ist kein<br />

Problem, das reparieren wir am nächsten Ankerplatz.“ Diesen<br />

fanden wir in einer malerischen Bucht auf der Insel Unib.<br />

Über dem weißen Strand wiegten sich die Palmen, senkrechte<br />

Klippen stiegen dahinter in die Höhe, von wo auch Fisch adler<br />

ihre Rundflüge starteten. Willi übernahm die Reparatur, er war<br />

Tapeziermeister an der Wiener Volksoper gewesen und ich<br />

konnte ihm da wenig reinreden, nur mithelfen.<br />

Die wieder aufgegangene Naht und die anderen Risse mussten<br />

genäht werden, kleben ging nicht mehr, da der Härter hart<br />

wie Stein war. Bald war Willi im Segel begraben, während ich<br />

außen stand und wir abwechselnd die Nadel durch die alten<br />

Löcher der Naht stießen. Das dauerte natürlich Stunden, Willi<br />

schwitzte sich zu Tode, während ich es draußen luftiger hatte.<br />

Manuela sagte mir, wenn Willi einmal eine Arbeit angefangen<br />

hat, gibt es keine Pause, bis er fertig ist.<br />

Außerdem sucht er sich immer etwas, das er reparieren oder<br />

verbessern könnte. Bei einem vorherigen Besuch spleißte er<br />

das 8-kardelige Ankerseil in die 10 mm-Edelstahlkette, diese<br />

Kombination lief dann nahtlos über die Kettennuss des elektrischen<br />

Ankerspills und erleichterte das Anker-auf-Manöver. Ein<br />

anderes Mal mussten wir den Motor des Ankerspills ausbauen<br />

und da war es auch Willi, der eingeklemmt in dem engen<br />

Kettenkasten mit dem schweren Teil kämpfte. Als ich das später<br />

einmal selbst tun musste, schätzte ich Willis Bemühungen<br />

umso mehr. Von dem ausgerissenen Auge der Genua möchte<br />

ich gar nicht reden, das war eine Kleinigkeit für ihn, er hatte ja<br />

immer seine Nadeln und anderes Werkzeug mit. Mit anderen<br />

Worten: Gäste wie Willi kann man sich nur wünschen!<br />

1 Auf Kollisionskurs mit einem windschiefen Haus auf See südlich von Bohol.<br />

2 Vaitea und Loida verstanden sich auf Anhieb an Bord der Taboo III.<br />

3 Loida und die guten Gäste Andre, Wolfgang, Anita, vorne Ernie und Robert.<br />

4 Gäste an Bord, Gäste im Wasser: Auch Delfine besuchen uns gerne.<br />

5 Willi, vormals Tapezierer an der Wiener Volksoper, beim Segelnähen.<br />

© Yachtfilm.com<br />

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ServiceNews<br />

Die ganze Welt des Wassersports –<br />

auf der Boot Tulln 2017<br />

Seit 46 Jahren gibt die Messe-Metropole Tulln die Kulisse für die Austrian<br />

Boat Show. Über 48.000 Besucher pilgerten im Vorjahr in die Stadt an<br />

der Donau, 2017 hat sich die Messe Tulln höchste Ziele gesetzt.<br />

Große Yachten, kleine Jollen, aktuelle Trends und viele Produktneuheiten<br />

rund um den Tauchsport, Bootsausrüstungen der<br />

neuesten Generation, maritime Serviceleistungen und Infos über<br />

die schönsten Destinationen rund um den Globus – das Leistungsspektrum<br />

der Boot Tulln wird 2017 noch breiter gefächert<br />

sein. Die Location für die größte Bootsmesse Österreichs hat<br />

ein Facelifting bekommen: Die Messehalle 3 – Ausstellungszentrum<br />

für Motorboote, Motoryachten und Elektroboote – beherbergt<br />

nun auch das neu gestaltete Messerestaurant und ein<br />

Tagungszentrum für moderne Infotainmentshows.<br />

Als Highlight wird die Niederösterreich-Halle auch heuer<br />

wieder Segelyachten mit bis zu 50 Fuß Länge beherbergen,<br />

aber auch für Daysailer und Multihulls genügend Platz bieten.<br />

Zur besseren Übersicht wird die Boot Tulln 2017 in sechs<br />

Kompetenzzentren gegliedert sein:<br />

1. Segeln: Segelyachten, Segelboote,<br />

Katamarane,Trimarane, Jollen, Ausbildung<br />

2. Motorboote: Motoryachten, Motorboote,<br />

Elektroboote, Schlauchboote, Ausbildung<br />

3. Tauchen: Ausrüstung, Reviere, Reisen,<br />

Ausbildung, Unterwasserfotografie<br />

4. Paddeln: Kajaks, Kanus, Stand Up Paddling<br />

5. Tourismus: Infos Wassersport-Destinationen,<br />

Marinas, weltweite Charter-Angebote<br />

6. Zubehör: Bootsausstattung, -ausrüstung, Bekleidung<br />

Messedirektor Mag. Thomas Diglas: „Als Veranstalter der<br />

größten und vielfältigsten Boots- und Wassersportfachmesse<br />

in Zentral- und Osteuropa haben wir unsere Ziele für 2017<br />

hoch angesetzt. Unter dem Motto Wassersport Total bietet<br />

die Messe Tulln die optimale Plattform für den kompletten<br />

Marktüberblick.“<br />

Austrian Boat Show –<br />

Boot Tulln<br />

2. bis 5. März 2017<br />

Eintrittspreise<br />

Erwachsene<br />

13 Euro<br />

Senioren- und Studentenkarte 11 Euro<br />

Jugendkarte (6–15 Jahre) 3 Euro<br />

Kinder bis 6 Jahre<br />

Eintritt frei<br />

Gruppenkarte (ab 20 Pers.) 11 Euro<br />

Öffnungszeiten<br />

Donnerstag, 2. bis Sonntag, 5. März 2017,<br />

10.00 bis 18.00 Uhr<br />

Infos und ermäßigte Tickets unter www.boot-tulln.at<br />

34 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Tea Time<br />

Hurra, das erste rutschfeste Bootsporzellan ist da!<br />

Für festen Halt bei Wind oder Welle sorgt der für das<br />

Auge beinahe unsichtbare transparente Magic-Grip-Reif,<br />

der fest mit dem Porzellanboden verbunden ist.<br />

Positiver Nebeneffekt: das Geschirr ist spülmaschinenfest,<br />

wie der deutsche Hersteller Kahla versichert.<br />

Die Sets werden in zwei maritimen Designs und in Weiß<br />

angeboten, das 14-teilige To-Go-Basisset für zwei Personen<br />

besteht aus je zwei Henkelbechern, Kaffeetassen,<br />

Snack-, Kuchen-, Pasta- und Esstellern sowie zwei<br />

Mini-snacktellern, die auch als Deckel oder Untertassen<br />

genutzt werden können. Natürlich alles stapelbar, so<br />

wie es sich nun einmal für Bootsgeschirr gehört.<br />

www.kahlaporzellan.com<br />

Safety first<br />

Checkpoint<br />

Geschwindigkeit, Wassertiefe, Windstärke …, mit der<br />

quatix 3 von Garmin hat man alles stets im Blick – und zwar<br />

von überall an Bord. Die Marineuhr fungiert dabei einfach als<br />

tragbares Instrument, das NMEA 2000-Daten von kompatiblen<br />

Garmin-Geräten anzeigt. Segelsportler werden auch die<br />

speziellen Regattafunktionen wie virtuelle Startlinie, Wende-<br />

Assistent und Wettkampf-Timer zu schätzen wissen.<br />

Die richtungsweisende Watersports-Smartwatch im edlen<br />

Design überzeugt aber nicht nur mit Boots-, Segel- und Angel-<br />

Features und vielen weiteren vorinstallierten Marinefunktionen.<br />

Sie begleitet das Herrchen gerne auch beim Laufen, Radfahren,<br />

Schwimmen oder Golfen.<br />

www.garmin.de<br />

Arbeiten unter extremen Bedingungen<br />

am oder auf dem Wasser erfordern<br />

auch extrem sicheres und zuverlässiges<br />

Arbeitsmaterial. Dazu zählen z. B.<br />

die Rettungswesten aus dem traditionsreichen<br />

Hause Secumar, deren innovative<br />

Produkte auch im Deutschen Museum in München ausgestellt<br />

sind. Soeben auf den Markt gekommen ist die neue Rettungsweste<br />

Golf 275 neon mit extrem reiß- und abriebfester Schutzhülle, die<br />

abwischbar und daher leicht zu reinigen ist. Damit der Tragekomfort<br />

nicht zu kurz kommt, wurde im Halsbereich ein Materialmix<br />

aus weichem Polyamidgewebe integriert. Die leuchtend neongelbe<br />

Farbe ist kein Modetrend, sondern dient der besseren Sichtbarkeit<br />

auch unter widrigsten Sichtverhältnissen.<br />

www.secumar.com<br />

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<strong>OCEAN7</strong>Service<br />

36 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Seeschifffahrtsgesetz<br />

Fotos: Shutterstock<br />

Bereits 2012 wurde das Seeschifffahrts -<br />

gesetz vom österreichischen Verkehrsministerium<br />

geändert. Eines der Ziele war<br />

damals, neben MSVÖ und ÖSV auch anderen<br />

Prüfungsorganisationen die Abnahme von<br />

Sportbootführerscheinprüfungen See zu<br />

ermöglichen. Festgelegt wurde, dass alle<br />

Prüfungsorganisationen zusammenarbeiten<br />

und dem Bundesministerium für Verkehr,<br />

Innovation und Technologie jährlich berichten<br />

sollten. Falls dies nicht geschehe, was<br />

einige Pessimisten auch von Beginn an<br />

erwartet hatten, werde vom Ministerium<br />

eine einheitliche Prüfungsordnung erlassen.<br />

An deren Ausarbeitung wurde ab Ende<br />

2014 gearbeitet. Einer der Hauptpunkte<br />

des Entwurfes war „… wie Österreicherinnen<br />

und Österreichern ein leichterer Zugang zur<br />

Jachtführung ermöglicht, im Wesentlichen<br />

die Ablegung einer Schiffsführerprüfung<br />

vor Behörden eines anderen Staates und<br />

in einer anderen Sprache erspart werden<br />

könne“ (Quelle: ProJacht_Erläuterungen des<br />

Bundesministeriums, 12/2014).<br />

Doch was ist nun aus den hehren Plänen des<br />

Ministeriums geworden?<br />

<strong>OCEAN7</strong> hat dort nachgefragt, wo die<br />

Umsetzung erfolgen und die Erleichterung<br />

spürbar geworden sein sollte, bei DI Harald<br />

Melwisch – langjähriger Prüfungsreferent<br />

des MSVÖ und Präsident des King Yachting<br />

Clubs, also bei einem Profi, der mit der<br />

segelnden und Motorboot fahrenden Basis in<br />

engem Kontakt steht und täglich spürt, was<br />

Wassersportler bewegt.<br />

?<br />

Wer will sich da noch<br />

prüfen lassen<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 37


<strong>OCEAN7</strong>Service<br />

<strong>OCEAN7</strong>: Herr Melwisch, was waren Ihre<br />

ersten Gedanken, als sie von der Ziel -<br />

setzung des Ministeriums hörten?<br />

H. Melwisch: Ich war begeistert. Mir schien es damals so,<br />

dass das Verkehrsministerium seinen Auftrag verstanden hatte<br />

und der „Bootsführerscheintourismus“, der für Österreich ein<br />

Problem darstellt, endlich eingedämmt werden würde.<br />

Österreich hat höhere<br />

Anforderungen als Deutschland?<br />

Ja, unglaublich, aber wahr. So müssen beispielsweise bei uns die<br />

Prüflinge für den Fahrtenbereich 2 nun auch nicht mehr wie<br />

früher 500 sm nachweisen, sondern 500 sm auf einem Segelboot<br />

(unwichtig, ob unter Segeln oder Maschine) und 100 sm auf<br />

einem Motorboot. Zusammen also 600 sm. Im Vergleich dazu<br />

werden für den deutschen SKS für Motor- und Segelboote (inklusive<br />

International Certificate) nur 300 sm auf einem Segelboot<br />

verlangt. Im Fahrtbereich 3 sieht es noch viel schlimmer aus.<br />

Hier wurden bis zum vergangenen Jahr 1.000 sm als Erfahrungsnachweis<br />

verlangt. Jetzt müssen 1.500 zurückgelegte Seemeilen<br />

auf einem Segelboot und zusätzlich noch 900 sm auf einem<br />

Motorboot nachgewiesen werden. Und als ob das nicht schon<br />

mehr als genug wäre, muss ein Schlag mindestens 50 Stunden<br />

lang gewesen sein, bevor man zur Prüfung antreten kann. Das<br />

ist doch total unverhältnismäßig! Das gibt es in keinem anderen<br />

Land, nur in unserer schönen Alpenrepublik ohne Meerzugang.<br />

Was ist dann geschehen?<br />

Es wurde zwar eine einheitliche Prüfungsverordnung verabschiedet,<br />

aber die Anforderungen sowohl an die Prüflinge als<br />

auch an die Prüfer wurden dabei so stark angehoben, wie es in<br />

keinem anderen Land der Fall ist. Mit dieser Verordnung werden<br />

österreichische Wassersportler geradezu aufgefordert, ihre<br />

Scheine im benachbarten Ausland zu machen.<br />

Können Sie<br />

unseren Lesern<br />

vielleicht ein oder<br />

zwei Beispiele<br />

nennen?<br />

Für eine Prüfung zum österreichischen<br />

International<br />

Certificate für Motorund<br />

Segelboote müssen<br />

zwei Praxisprüfungen abgelegt<br />

werden – eine auf<br />

einem Motorboot, eine auf<br />

einem Segelboot. Dabei<br />

müssen 71 von 71 möglichen<br />

Punkten geprüft<br />

werden (!). Bis 2015 war<br />

es üblich, so wie in anderen<br />

Ländern auch, dass<br />

Motorbootmanöver auf einem Segelboot unter Motor geprüft<br />

werden, was die Prüfung wesentlich vereinfacht. Dagegen dürfen<br />

in Deutschland z. B. für den SKS für Motor- und Segelboote<br />

(inklusive International Certificate) Motorbootmanöver auf einem<br />

Segelboot unter Motor geprüft werden, es werden 13 Punkte von<br />

25 möglichen geprüft.<br />

Eine Erleichterung ist da wirklich nicht<br />

zu sehen. Aber wie sieht es mit den<br />

Prüfern aus? Hat sich da etwas zum<br />

Besseren gewendet?<br />

Da braucht man eigentlich nur ein „Salzbuckel“ zu sein, also<br />

genug Seemeilen gesammelt haben, sonst nichts. Allerdings wird<br />

auch in diesem Bereich wesentlich mehr verlangt als bisher.<br />

Waren es vor einem Jahr<br />

noch 5.000 sm, so muss<br />

ein Prüfer für FB3 jetzt<br />

10.000 sm auf einem Segelboot<br />

und 7.000 Seemeilen<br />

auf einem Motorboot<br />

zurückgelegt<br />

haben. In Deutschland<br />

muss ein Prüfer „geeignet<br />

und zuverlässig<br />

sein“ und die Prüfungsvorschriften<br />

kennen, in<br />

Österreich muss nur die<br />

„Eine neue Prüfungsordnung<br />

muss her.“<br />

DI Harald Melwisch, MSVÖ-Prüfungsreferent<br />

Summe der Seemeilen<br />

stimmen.<br />

Das hört sich<br />

nicht nach Fortschritt<br />

an.<br />

Nein. Es sieht vielmehr so aus, als habe das Verkehrsministerium<br />

seinen Auftrag vollkommen missverstanden und mit einer gemeinsamen<br />

Prüfungsordnung auch gleich noch die Anforderungen<br />

maßlos überzogen.<br />

Sieht es so aus oder ist es tatsächlich so?<br />

Das viel zu hohe Anforderungsniveau liegt auf der Hand. Doch<br />

sieht es ganz so aus, als ob das Verkehrsministerium nicht selbst<br />

an der Ausarbeitung der „Yachtführung-Prüfungsordnung 2015“<br />

beteiligt war. Jedenfalls bestreiten die Beamten der obersten<br />

Schifffahrtsbehörde, dass der absurde Kriterienkatalog auf ihrem<br />

Mist gewachsen sei. Es muss also Hintermänner gegeben haben,<br />

die entweder den Auftrag falsch verstanden haben, oder denen<br />

daran gelegen war, die Anforderungen so schamlos zu erhöhen.<br />

Sie wissen also, wer …?<br />

Ich weiß jedenfalls von Dokumenten, die es schon vor der<br />

Veröffentlichung der neuen Prüfungsordnung gab und an das<br />

38 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Seeschifffahrtsgesetz<br />

Herrn Schnabls Schreibtisch aus ans Ministerium geschickt wurden<br />

– oder zumindest mit seiner Kenntnis.<br />

Können Sie erklären, warum gerade diese<br />

Ausarbeitungen in die neue Prüfungsordnung<br />

übernommen wurden? Es sollen ja auch<br />

andere Vorschläge beim Ministerium<br />

eingegangen sein.<br />

Für mich gibt es in dieser Sache zwei Indizien: Zum einen hatten<br />

die zuständigen Beamten kaum bis gar kein Mitspracherecht. Aus<br />

Äußerungen von Beamten mir gegenüber lässt sich nur vermuten,<br />

dass hier Einfluss von „oben“ genommen wurde. Zum anderen hat<br />

der ehemalige Bundeskanzler Werner Faymann 2014 seinen Segelschein<br />

bei der Segelschule Hofbauer gemacht. So ein Zufall – meinen<br />

Sie nicht?<br />

Ministerium gingen. Es handelte sich dabei um eine Auflistung<br />

der erhöhten Anforderungen an Prüflinge und<br />

Prüfer, geschrieben von Peter Schnabl. Ich weiß allerdings<br />

nicht, ob Herr Schnabl diese Zusammenstellungen als<br />

Kompagnon des Herrn Gießler von der Segelschule Hofbauer<br />

oder als Mitglied der Wassersport Schulvereinigung<br />

Österreichs (WSVO) geschrieben hat. Außerdem gibt es<br />

vom Mai 2015 noch eine Praxis-Checkliste, die der Anlage<br />

3b der Prüfungsordnung entspricht. Als Autor wird von<br />

Schnabl der Herr Fritz Pohle genannt.<br />

Und wie geht es nun weiter? Gibt es Ihrer<br />

Meinung nach eine Möglichkeit, um das Prüfungswesen<br />

in Österreich wieder in richtige<br />

Bahnen zu lenken?<br />

Ich möchte den neuen Bundesminister Jörg Leichtfried bitten, sich<br />

genau anzusehen, was da gelaufen ist. Denn diese Vorgänge haben<br />

dem österreichischen Yachtsport und seinem Ansehen im In- und<br />

Ausland sehr geschadet – und tun es noch immer. Dann müsste<br />

nachgebessert bzw. überhaupt eine neue Prüfungsordung erlassen<br />

werden, die dem ursprünglichen Ziel dient, den Österreicherinnen<br />

und Österreichern einen leichteren Zugang zu Yachtprüfung im<br />

Heimatland zu ermöglichen und dabei dem internationalen Standard<br />

zu entsprechen. Die überzogenen Anforderungen müssen<br />

wieder zurückgenommen werden, sonst wird niemand mehr in<br />

Österreich eine Prüfung für den Yachtsport ablegen und der Run<br />

auf das kroatische Küstenpatent und den deutschen Sportbootführerschein<br />

See wird eine noch nie dagewesene Renaissance erleben.<br />

Wir wollten von Anfang an genau das Gegenteil erreichen.<br />

Herr Melwisch, vielen Dank<br />

für das Gespräch.<br />

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Foto: Tahsin Özen (1)<br />

Wie kommen Sie an diese Dokumente?<br />

Herr Schnabl hat sie Anfang Mai 2015 an den MSVÖ geschickt<br />

mit der Frage, ob dieser damit einverstanden sei.<br />

Klingt doch nach fairer Rücksprache …<br />

Ja, aber der MSVÖ war mit der extremen Erhöhung der<br />

Prüfungsanforderungen in keinster Weise einverstanden<br />

– und dennoch sind die Dokumente ans Ministerium<br />

gegangen. Daraus kann man ja nur noch schließen, dass<br />

die Dokumente ohne Einverständnis des MSVÖ von<br />

10x Kroatien<br />

3x Türkei<br />

Griechenland<br />

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November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 39


<strong>OCEAN7</strong>Service<br />

40 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Gute Kontakte auf hoher See<br />

In Österreich ist es mittlerweile zur Selbst -<br />

verständlichkeit geworden, dass jedes Haus<br />

Breitbandanschluss hat. Auch unterwegs sind<br />

Herr und Frau Österreicher (und ihre Sprösslinge)<br />

mittels Smartphone immer und überall online,<br />

auf Facebook wird jede Kleinigkeit des Lebens<br />

via www gepostet, Google steht bei Unklarheiten<br />

prompt mit Antworten bereit und auch riesige<br />

Dokumente können schwuppdiwupp hoch- und<br />

runtergeladen werden. Als Langfahrtsegler leben<br />

wir im Vergleich dazu noch immer im finsteren<br />

Kommunikationsmittelalter.<br />

Text: Birgit Hackl und Christian Feldbauer<br />

Fotos: Christian Feldbauer, Angus MacFeeley<br />

Neben klassischem Sprachfunk über Kurzwelle beschränkt sich<br />

unsere Kommunikation hauptsächlich auf das Empfangen von<br />

Wettervorhersagen, rudimentärem E-Mail-Verkehr (nur Text),<br />

und eventuell dem Publizieren kurzer Blogeinträge. Größere<br />

Dokumente (wie z. B. diesen Artikel hier) können wir nur<br />

versenden, wenn wir gerade vor einer Stadt vor Anker liegen<br />

und mit etwas Glück Wi-Fi finden. Selbst dann dauert es oft<br />

Stunden, bis alle Fotos hochgeladen sind – besonders ärgerlich,<br />

wenn dann bei 99 % doch wieder die Verbindung versagt.<br />

Mit viel Geduld und mehreren Anläufen klappt’s aber doch<br />

meist und es findet wieder ein Bericht von Pitufa unterwegs<br />

den Weg in die <strong>OCEAN7</strong>-Redaktion.<br />

Praktisch jede Yacht hat ein UKW-Funkgerät (englisch VHF),<br />

denn so ein Gerät ist unabdinglich zum Hören oder (Klopfauf-Holz)<br />

Senden von Notrufen und Kommunikation mit feindlichem<br />

Schiffsverkehr in brenzligen Situationen („Big Ship, Big<br />

Ship, we‘re on a collision course“). Im Alltag verwenden wir<br />

das UKW-Gerät hauptsächlich, um mit anderen Seglern zu<br />

tratschen, aber auch um tägliche Wetterdurchsagen oder Warnungen<br />

und Info der Küstenwache auf Kanal 16 zu hören.<br />

UKW-Funk funktioniert aber nur über kurze Distanzen, schon<br />

nach wenigen Seemeilen oder auch hinter einem hohen Berg<br />

wird das Funksignal zu schwach. In besiedelten Buchten und<br />

nahe der Küste kann man via Handy die Mobiltelefon-Netze<br />

nutzen. Bleibt man länger in einem Land, ist es ratsam, sich<br />

lokale SIM-Karten für Handy und UMTS/HSPA-Modem (z. B.<br />

USB-3G-Datastick fürs Notebook) zu besorgen. Führt der Törn<br />

über den Atlantik, stellt sich beim euphorischen Ankunfts-Blog<br />

allerdings schon ein Problem: Amerika und Europa verwenden<br />

unterschiedliche GSM-Frequenzen. Quadband-Geräte sollten<br />

weltweit funktionieren (Triband nur eingeschränkt).<br />

Auf Datenfang mit dem Laptop. Leider lässt<br />

die Daten-Geschwindigkeit vielerorts sehr zu wünschen übrig,<br />

sodass Surfen im Internet zum Geduldsspiel wird. 3G-Netze<br />

findet man abseits der westlichen Welt nur in größeren Städten,<br />

abseits davon oft nur 2G (EDGE) oder gar kein Netz. Am<br />

besten legt man sich eine Zeitung neben den Laptop, denn bis<br />

eine Seite aufgeht, kann schon einmal eine Viertelstunde vergehen.<br />

Geht gar nix mehr, hilft es manchmal, den Laptop aufs<br />

Bimini zu stellen oder über Kopf nach verschiedenen Seiten<br />

auszurichten. Verzweifelte, kommunikationshungrige Cruiser<br />

wurden auch schon dabei beobachtet, wie sie den Laptop im<br />

Dinghi auf der Suche nach dem fehlenden Empfangsbalken<br />

spazieren fuhren (Achtung, Spritzwassergefahr!). Eine schlechte<br />

Verbindung ist besonders in Kombination mit deftigen Preisen<br />

ärgerlich (wie z. B. hier bei uns in Französisch-Polynesien)!<br />

auf Langfahrt<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 41


<strong>OCEAN7</strong>Service<br />

Bad boy, bad boy! Geht man in der Nähe von Städten<br />

vor Anker, kann man auch deren Wi-Fi-Hotspots verwenden.<br />

Marinas (wenn vorhanden) und populäre Ankerbuchten<br />

werden oft mit Wi-Fi versorgt. Eine Verstärkerantenne an Bord<br />

hilft, auch schwache bzw. weiter entfernte Hotspots verwenden<br />

zu können. Auf Pitufa fährt seit vier Jahren ein „Bad Boy“<br />

mit, dessen Antenne wir im Buchtmodus mit einem Fall ins<br />

Rigg hochziehen. Vor Törns bauen wir das Gerät wieder ab.<br />

Es gibt mittlerweile auch schon Kombinationen, die Verstärkerantennen<br />

für Wi-Fi und Mobiltelefon-Netze in einem Gerät<br />

bieten (z. B. „The Wirie pro“, www.thewirie.com).<br />

Eine traditionelle Kommunikationsmethode für Seefahrer ist<br />

das Kurzwellenfunkgerät (englisch Single-Sideband oder SSB),<br />

das Sprachkommunikation über weite Distanzen ermöglicht.<br />

Wir haben gute Erfahrungen mit unserem Yaesu FT-857, einem<br />

relativ günstigen und kompakten Gerät, das in Kombination<br />

mit einem CG3000-Automatik-Tuner eine ausgezeichnete<br />

Funkqualität bringt. Früher hatten wir ein isoliertes Achterstag<br />

als Antenne, beim Austauschen des Stags entschieden wir uns<br />

aus Kostengründen gegen Isolatoren im Stag (somit nur zwei<br />

statt sechs Terminals) und spannten stattdessen einen separaten<br />

Antennendraht vom Geräteträger zur Mastspitze, die Qualität<br />

blieb gleich. Man sieht auch immer wieder einige Boote<br />

mit langen Peitschenantennen.<br />

Fahrtenseglerrunden treffen sich in SSB/HAM-Nets (Funkrunden<br />

zu bestimmten Zeiten auf bestimmten Frequenzen), um<br />

auf Törns Informationen zu Wetter, Seegang, Strömungen etc.<br />

auszutauschen. Wegen der täglichen Angabe von Position samt<br />

Kurs und Geschwindigkeit stellen diese Funknetze auch einen<br />

gewissen Sicherheitsfaktor dar. In manchen Segelrevieren gibt<br />

es dauerhaft Funkrunden, die dann weniger formell vonstatten<br />

gehen und eher Plauderstunden mit eingestreuter Info zu Ankerplätzen<br />

(Wetter, wie viele Boote etc.) gleichen. Zeiten und<br />

Frequenzen dieser Funkrunden findet man in Cruising Guides<br />

oder man fragt alte, hängengebliebene Hasen. In Kombi nation<br />

mit einem Paktor-Modem (leider fast so teuer wie das SSB-<br />

Funkgerät) ermöglicht SSB weltweiten E-Mail-Verkehr.<br />

Starke Kontakte auf hoher See. Winlink ist<br />

ein Netzwerk von Amateurfunkstationen (Amateurfunklizenz<br />

erforderlich!), der Account und die Nutzung ist kostenlos.<br />

Unglaublich, aber wahr: Private, Vereine und mancherorts<br />

Navy-Basen bauen aus technischem Interesse in Verbindung<br />

mit viel Philanthropie Riesenanlagen samt rotierbaren Richtantennen<br />

und stellen diese gratis für weltweite Nutzer zur<br />

Verfügung. Sie reihen oft gleich mehrere Funkgeräte und<br />

Paktormodems aneinander, um gleichzeitig Verbindungen auf<br />

mehreren Frequenzen zu ermöglichen. Als Nutzer hat man<br />

eine lange Liste mit Stationen rund um den Globus und deren<br />

Frequenzen zur Auswahl.<br />

1<br />

Datenrate: 3 bis 8<br />

Fernab der Zivilisation und auf hoher See ermöglicht dieses<br />

tolle Service Fahrtenseglern eine Verbindung zur Außenwelt.<br />

Man ruft via Paktormodem die nächste oder am besten funktionierende<br />

Station (in Polynesien ist das zurzeit eine Navy-<br />

Basis auf Hawaii, Rufzeichen KH6UL und KH6SP) und sendet<br />

an diese (bzw. empfängt von dieser) E-Mails. Die Station ist<br />

mit dem Internet verbunden und leitet Anfragen an die betreffenden<br />

Stellen weiter. Die Übertragung ist allerdings sehr<br />

langsam, die geringe Datenrate (in der Praxis 3 bis 8 kBytes/<br />

Minute) ermöglicht nur das Senden/Empfangen von Text-<br />

E-Mails, was man auch berücksichtigen sollte, wenn man von<br />

4<br />

42 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Gute Kontakte auf hoher See<br />

2 3<br />

kb pro Minute …<br />

zu Hause aus an eine Yacht auf großer Fahrt schreibt: Bitte<br />

niemals Fotos und größeren Anhänge an eine Winlink-Adresse<br />

schicken!<br />

Ein sehr praktisches Service ist Saildocs. Via E-Mail fordert man<br />

bestimmte Wettervorhersagen oder gar beliebige Web-Sites<br />

(bzw. deren Text-Inhalt) an. Wetterberichte empfangen wir in<br />

Form von Textbulletins und Grib-Files (letztere ca. 10 bis 20<br />

kB, also mehrere Minuten Übertragungszeit).<br />

Weiters gibt es Services, die es uns ermöglichen, via Paktor-E-<br />

Mail Zugriff auf „normale“ E-Mail-Accounts (z. B. Google oder<br />

Yahoo) zu erhalten oder Nachrichten in Kurzform (RSS-News-<br />

Feeds) zu lesen. Um einen neuen Eintrag (eventuell mit Positionsbericht)<br />

auf unserem Blog (www.de.pitufa.at) zu schreiben,<br />

müssen wir nur ein (Paktor-)E-Mail einsenden und so<br />

können wir auch unterwegs regelmäßige Updates auf unserer<br />

Homepage veröffentlichen. Segler, die keine Amateurfunklizenz<br />

haben, finden mit SailMail ein weiteres Netzwerk aus<br />

weltweiten Paktor-Funkstationen. Dieses läuft auf Marinefunkfrequenzen<br />

(Schiffsfunk-Lizenz) und ein Account kostet 275<br />

USD jährlich. Für Kurzwellenfunk (und somit auch für Winlink<br />

oder SailMail) braucht man schon beim Einbau und Set-up<br />

einiges an technischem Fachverständnis. Das tägliche Einwählen<br />

bei einer gewissen Station funktioniert aufgrund der Natur<br />

der Kurzwellenausbreitung nur während kurzer Zeitfenster<br />

(abhängig von Sonnenaktivität, Tages- und Jahreszeit), manchmal<br />

auch gar nicht.<br />

Das Satellitentelefon als Modem. Wer sich<br />

nicht mit Amateurfunkkursen und Wellenausbreitung auseinandersetzen<br />

möchte, kann mittels Satellitentelefon den Kontakt<br />

zur Außenwelt aufrecht erhalten. Verschiedene Provider bieten<br />

Dienste für unterschiedliche Ansprüche. Iridium bietet eine<br />

globale Abdeckung, die Geräte sind allerdings nicht ganz<br />

billig (700 bis 1.000 USD) und dann zahlt man noch zusätzlich<br />

für Wertkarten (ca. 700 USD für 500 Minuten, gültig für ein<br />

Jahr). Globalstar funktioniert nur entlang von Küsten (keine<br />

Ozean-Abdeckung). Falls man in der Karibik oder entlang der<br />

Kontinente unterwegs ist, ist dieser Anbieter eine günstigere<br />

Alternative als Iridium. Satellitentelefone können auch per<br />

USB-Kabel am Laptop angeschlossen und als Modem verwendet<br />

werden. Das neuere Iridium GO! erzeugt einen lokalen<br />

Wi-Fi-Hotspot für die Verwendung mit Smartphones. Leider ist<br />

auch die Iridium-Technologie relativ veraltet und die Datenrate<br />

ist mit maximal 18 kBytes/Minute nicht sehr viel größer als bei<br />

Kurzwelle+Paktor, dafür funktioniert die Datenübertragung<br />

rund um die Uhr. Inmarsat bietet globales Breitband-Internet<br />

an, erfordert aber spezielle, relativ große Antennen und ist<br />

wegen der stolzen Preise eher für die kommerzielle Schifffahrt<br />

oder Superyachten gedacht.<br />

Wir kennen Segler, die ganz auf Kommunikation unterwegs<br />

verzichten, denn die Chance auf Kontakt mit der Außenwelt<br />

bringt auch die Verpflichtung, sich regelmäßig zu melden. Das<br />

nimmt dem Leben unter Segeln ein wenig den Hauch von<br />

Freiheit und Romantik, doch tägliche Wetterberichte bringen<br />

im Gegenzug einiges an Sicherheit und regelmäßige E-Mails<br />

und Blogeinträge sparen den Daheimgebliebenen unnötige<br />

Sorgen. Dafür opfern wir gern eine Viertelstunde pro Tag,<br />

lauschen dem kryptischen Singen, Heulen und und Krachen<br />

im Äther und senden aktuelle Erfahrungsberichte aus der<br />

Südsee an alle da draußen, die‘s interessiert. Nachzulesen auf<br />

unserem Blog www.de.pitufa.at.<br />

1 Die Station mit dem Rufzeichen KH6UL auf Hawaii ist<br />

Pitufas wichtigste Verbindung zur Außenwelt.<br />

2 Kontaktfreudiger Equipmentschrank der Winlink-Station auf<br />

Hawaii – ein tolles Tool auf Langfahrt.<br />

3 Die Station auf Hawaii ist vollautomatisiert, solarbetrieben und<br />

mit dem Internet verbunden.<br />

4 Auch abgelegene Insulaner (hier Inmarsat auf Maupihaa) halten<br />

via Satphone den Kontakt aufrecht.<br />

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<strong>OCEAN7</strong>Service<br />

Als „Flaggschiff“ wird üblicherweise das Führungsschiff eines<br />

Flottenverbandes bezeichnet. Auch das größte Schiff einer Flotte oder<br />

Reederei wird so genannt. Ganz allgemein dient der Begriff „Flaggschiff“<br />

als Synonym für herausragende Produkte oder Unternehmungen.<br />

In unserem Fall sprechen wir von ganz besonderen Meeresbewohnern.<br />

Text und Fotos: Dr. Reinhard Kikinger


Flaggschiff-Arten<br />

Flaggschiff<br />

Arten<br />

Schutzschirm für Lebensräume<br />

2<br />

Mantas, Meeresschildkröten, Haie und einige weitere spektakuläre<br />

Meeresbewohner werden oft als marine Flaggschiffarten<br />

oder „Flagship species“ bezeichnet. Sie stechen<br />

wegen ihrer Größe und Popularität aus der Fülle der marinen<br />

Fauna hervor, lokal sind sie für den Tauchtourismus<br />

von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Ihr Schutz spannt<br />

im besten Fall einen Schutzschirm über sämtliche Mitbewohner<br />

ihres Lebensraums, indem zum Beispiel ein<br />

Korallenriff oder eine große Meeresbucht komplett<br />

unter Schutz gestellt werden. Diese Schutzschirm-<br />

Funktion, ökologisch wichtig und ökonomisch<br />

sinnvoll, verleiht diesen „Flagship species“ die<br />

zusätzliche Bezeichnung „Umbrella species“.<br />

1 Der Flottenverband besteht hier aus Pilotfischen aus der Familie der<br />

Stachelmakrelen und dem Flaggschiff namens Manta alfredi. Mantas<br />

und weitere spektakuläre Meeresbewohner werden „Flagship-“ oder<br />

„Umbrella Species“ der Ozeane genannt. Wie diese Bezeichnung zu<br />

verstehen ist, wer dazu gehört und welche Aufgaben diese Arten<br />

erfüllen, diskutiert dieser Beitrag.<br />

2 Voller Erwartung. Das Safariboot hat den Motor abgestellt und schaukelt<br />

vor dem Strand einer unbewohnten Malediveninsel. Die Gruppe von<br />

Schnorchlern ist bereits im Wasser und erwartet gespannt die<br />

Begegnungen, die sich am Außenriff des Atolls ergeben könnten.<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 45


<strong>OCEAN7</strong>Service<br />

1 2<br />

Mantas. Die Begegnung mit diesen Riesen -<br />

rochen wünschen sich die meisten Taucher<br />

und Schnorchler. Dafür gibt es mehrere Gründe:<br />

Mantas sind groß, elegant, oft nahe der Wasseroberfläche,<br />

harmlos, langsam schwimmend und meistens<br />

auch nicht scheu. Sie eignen sich daher<br />

hervorragend als Fotomotiv. Die sogenannten<br />

„Manta Points“, wo sich mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit Mantas aufhalten,<br />

sind höchst beliebte Ziele von Tauch- und<br />

Schnorchel-Safaris. Allerdings gilt auch hier: Nur ein<br />

gründliches Briefing an Bord zum richtigen Verhalten<br />

unter Wasser garantiert, dass der „Manta Point“ auch ein solcher<br />

bleibt. Wenn die Springer von Bord laut klatschend neben<br />

den Tieren landen anstatt leise in das Wasser zu gleiten, wenn<br />

3<br />

4<br />

Die riesigen Mantas ernähren<br />

sich von winzigem Plankton<br />

46 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


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Schnorchler mit rekordverdächtiger Flossen-<br />

Schlagzahl hinter den Mantas herjagen anstatt ruhig<br />

an der Oberfläche treibend die Tiere zu beobachten, wenn<br />

Taucher hektisch herumfuchteln oder versuchen, die Mantas zu<br />

berühren – dann haben sie es geschafft, die Mantas zu verjagen und<br />

haben sich selbst um das ersehnte Vergnügen gebracht. Ruhiges Verhalten,<br />

respektvoller Abstand und Einfühlung in die Lebenswelt der Tiere sind ganz allgemein<br />

die Schlüssel, um Manta und Co. ausgiebig beobachten und fotografieren<br />

zu können, ohne sie zu stören. Bei Tauchgängen an Korallenriffen ist es meistens<br />

der Riffmanta Manta alfredi, der uns begegnet. Er kann Spannweiten bis zu vier<br />

Meter erreichen. Noch größer wird der Ozeanische Manta Manta birostris, der<br />

sich eher in den Weiten des offenen Ozeans aufhält. Aber auch er kommt an die<br />

Riffe zu sogenannten Putzerstationen, um durch Putzerfische von Parasiten befreit<br />

zu werden. Die beiden Manta-Arten unterscheiden sich nicht nur durch ihre Größe,<br />

sondern auch durch ihre Zeichnung an Dorsal- und Ventralseite und durch die<br />

Art der begleitenden Schiffshalter.<br />

Haie. Sie zählen zu den Ikonen der Meerestiere. Spätestens seit Hans Hass haben<br />

sie nicht nur in Österreich ein legendäres Image, für Hollywood dienen sie immer<br />

noch als gewinnträchtige Hauptdarsteller in Gruselschockern. Dort ist es meist der<br />

Weiße Hai, Carcharodon carcharias, der für klingelnde Kinokassen sorgt. Dieser<br />

Art blickt man ja tatsächlich am besten aus einem Schutzkäfig ins Auge. Aber unter<br />

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Ausland zzgl. €<br />

13,– Porto<br />

1 Neugier. Mit etwas Glück sind Mantas an Tauchern und Schnorchlern interessiert und kommen zur<br />

genaueren Inspektion der sonderbaren Besucher näher. Die Augen sitzen weit vorne seitlich am Kopf.<br />

Während ich ihn fotografiere, mustert er mich aufmerksam.<br />

2 Loopings. Um eine räumlich begrenzte Planktonwolke besonders effizient beweiden zu können, vollführen<br />

diese beiden Mantas eine Serie von Loopings. Hier sind sie gerade im Übergang in die Rückenlage.<br />

3 Ungeheuer elegant. Ein Manta schwebt die Küste entlang. Seine beiden Kopflappen sind eingerollt und<br />

erinnern an Hörner. Das ist wohl der Grund, warum diese sanften Tiere in früheren Zeiten den Namen<br />

Teufelsrochen erhalten haben.<br />

4 Essenszeit. Mantas sind Planktonfresser. Im weit geöffneten Maul sind die Kiemenreusen zu sehen.<br />

Die Kopflappen fungieren nun als Spoiler, die das planktonreiche Wasser in die Mundöffnung leiten.<br />

5 Rendezvous. Mantas schließen sich bei verschiedenen Gelegenheiten zu größeren Gruppen zusammen:<br />

an Putzer-Stationen, in reichen Weidegründen und wie hier zur Partnerwahl. Es ist ein Reigen mehrerer<br />

Mantas zu sehen, in dem Männchen und Weibchen anmutige Kreise ziehen.<br />

6 Unverwechselbar. Das Muster von dunklen Flecken an der hellen Bauchseite der Mantas ist<br />

vergleichbar mit unserem Fingerabdruck. Jedes Individuum ist damit eindeutig identifizierbar.<br />

abo@ocean7.at<br />

www.ocean7.at


<strong>OCEAN7</strong>Service<br />

1<br />

Auch der Walhai ist ein<br />

Plankton-Konsument<br />

den hunderten Hai-Arten gibt es etliche, die ohne wesentliches<br />

Gefahrenpotential von Tauchern und Schnorchlern an<br />

ihren Urlaubsorten beobachtet werden können. Erhöhter<br />

Pulsschlag ist auf alle Fälle bei der ersten Hai-Begegnung<br />

garantiert, auch wenn der Hai nur einen Meter groß ist. Unter<br />

Wasser sieht er ohnehin größer aus, und die Tatsache,<br />

dass es ein Hai war, lässt ihn in der Erinnerung gleich nochmal<br />

ein Stück wachsen. Nachdem viele Touristen diese eleganten<br />

Raubfische in ihrem Lebensraum sehen wollen, sind<br />

Riff-Haie vor den Resorts vieler tropischer Inseln und an<br />

speziellen Tauchplätzen nicht nur geduldet, sondern erwünscht<br />

und geschützt. Die daraus erzielten Einnahmen<br />

durch den Tourismus sind die nachhaltige Alternative zu dem<br />

zerstörerischen und brutalen Handel mit den Flossen der<br />

Haie für Suppen.<br />

nach Groß-fischen Ausschau hält. Der Napoleon ist stationär,<br />

daher mit einiger Sicherheit in seinem Revier anzutreffen.<br />

Neugierig und daher gut anzulocken, besticht er durch<br />

seine Farbenpracht und entwickelt im Alter ein markantes<br />

Kopfprofil. Mit bis über zwei Metern Körperlänge und<br />

3<br />

Napoleon-Fisch. Neben den großen<br />

Zackenbarschen ist es vor allem der<br />

Napoleon-Fisch, Cheilinus undulatus, der<br />

das Herz jedes Unterwasserfotografen<br />

höher schlagen lässt, wenn er<br />

4<br />

48 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong><br />

2


Flaggschiff-Arten<br />

5 6<br />

massivem Körperbau zählt er zu den eindrucksvollsten Bewohnern<br />

steiler Außenriffe. Er hat noch einen weiteren Vorzug, der<br />

ihm jedoch zum Verhängnis wird: Er ist schmackhaft. Das ist der<br />

Grund, warum seine Bestände in vielen Riffen stark zurückgehen.<br />

Er wird gefangen und zu Spezialitäten-Restaurants vor allem in<br />

Hongkong und Singapur exportiert, wobei der Lebendtransport<br />

am gewinnträchtigsten ist. Dort kann der Gast, der es<br />

offenbar nötig hat, unter verschiedenen Körperteilen des<br />

lebenden Gefangenen wählen. Am teuersten und prestigeträchtigsten<br />

sind die wulstigen Lippen des unglücklichen<br />

Fisches. Auch in diesem Fall ist Tauch-Tourismus<br />

eine alternative Einkunftsquelle, bei der der Fisch nicht<br />

nur einmal, sondern jahrelang gewinnbringend und<br />

umweltfreundlich genützt werden kann.<br />

7<br />

1 Sanfter Riese. Der Walhai, Rhincodon typus, ist mit bis zu zwölf Meter<br />

Länge der größte aller Haie. Eine Begegnung mit ihm zählt zu den absoluten<br />

Höhepunkten jedes Taucherlebens.<br />

2 Schiffshalter. An der Flanke des Schwarzspitzen-Riffhais hat sich ein Schiffshalter,<br />

Echeneis sp., festgesaugt und wird auf diese Weise ohne eigenen<br />

Energieaufwand transportiert. Mit einer gefurchten Haftscheibe auf ihrem<br />

Kopf saugen sich diese Fische an Haien, Rochen, Walen, Schildkröten und<br />

versuchsweise auch mal an Tauchern fest.<br />

3 Begleitschutz. Eine Schule junger Gold Stachelmakrelen, Gnathanodon<br />

speciosus, findet im geöffneten Maul des Mantas Schutz vor Freßfeinden.<br />

Diese sogenannten Pilotfische nützen den großen Begleiter zu ihrer eigenen<br />

Sicherheit.<br />

4 Wegwerf-Wirtschaft. Dieser Manta wurde von Fischern getötet und seine<br />

Flossenspitzen wurden abgeschnitten. Sie dienen als Köder für den Fang<br />

von Tigerhaien. Sollte ein Tigerhai an die Angel gehen, werden auch ihm die<br />

Flossen abgeschnitten und für Haifischflossen-Suppe an den asiatischen<br />

Markt verkauft.<br />

5 Auf Patrouille. Zwei Schwarzspitzen-Riffhaie, Carcharhinus melanopterus,<br />

patrouillieren das Riff entlang. Es sind zwei Weibchen, erkennbar an den<br />

nicht vorhandenen Claspern der Bauchflossen.<br />

6 Aristoteles‘ Irrtum. Das unterständige Maul der Haie führte zur irrigen<br />

Annahme, dass sich Haie in Rückenlage drehen müssten, um zu fressen.<br />

Durch die spätere Möglichkeit der direkten Beobachtung unter Wasser<br />

wurde dieser Irrtum geklärt.<br />

8<br />

7 Charakterkopf. Der Napoleon-Fisch, Cheilinus undulatus, erreicht mit über<br />

zwei Metern Länge eindrucksvolle Größen. Der ausgeprägte Stirnhöcker<br />

adulter Tiere erinnert an den Napoleon-Hut des französischen Kaisers, daher<br />

der deutsche Name dieses größten aller Lippfische.<br />

8 Besucher kommen. Dieser Napoleon-Fisch erwartet schon die Taucher des<br />

Safari-Bootes. Für ihn sind die Taucher eine willkommene Abwechslung.<br />

Umgekehrt sind für die Taucher die großen Napoleon-Fische ein sehr<br />

beliebtes Foto Motiv. Eine klassische Win–Win-Situation.<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 49


<strong>OCEAN7</strong>Service<br />

Schildkröten. Ich kenne niemanden, der Meeresschildkröten<br />

nicht mag (ausgenommen manche Fischer). Jeder, der die<br />

Babys beim Schlupf aus dem Nest und bei ihrer Wanderung zum<br />

Meer gesehen hat, wird zum nachdenklichen Bewunderer dieser<br />

Tiere. Nach langer und gefahrvoller Entwicklung im offenen Meer<br />

kehren sie im Adult-Stadium an die Küsten zurück und dort haben<br />

wir dann die Chance, gemeinsam mit ihnen zu tauchen und zu<br />

schnorcheln. Sie zählen zu den absoluten Lieblingen der Urlauber<br />

und der Schutz dieser devisenbringenden Reptilien ist daher auch<br />

im Interesse von Reiseveranstaltern und Resort-Betreibern. Auch<br />

hier gilt Ähnliches wie bei den voran gegangenen Beispielen: Der<br />

Schutz der Flaggschiffarten generiert nachhaltiges und andauerndes<br />

Einkommen. Dagegen ist ihre einmalige Verwendung als<br />

Materiallieferant – sei es als Köder, als Luxusdelikatesse oder als<br />

Schmuckartikel – nur kurzfristig möglich und führt im schlimmsten<br />

Fall zum Kollaps des Bestandes.<br />

1<br />

2 3<br />

Die Echte Karettschildkröte<br />

verspeist gerne Schwämme<br />

Literatur und Links<br />

SPOTILA, J.R. (2004). Sea Turtles. A complete guide<br />

to their biology, behaviour, and conservation.<br />

The Johns Hopkins University Press and<br />

Oakwood Arts. 227pp. ISBN 0-8018-8007-6.<br />

50 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong><br />

www.mantatrust.org<br />

www.sharkproject.org<br />

4<br />

50 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Flaggschiff-Arten<br />

1 Synchron-Schwimmen. Die beste Interaktion mit<br />

Meerestieren ist berührungslos. Wenn die Tiere<br />

keine Angst haben und die Menschen so wie diese<br />

Freitaucherin über entsprechendes Wissen und<br />

Können verfügen, dann sind gemeinsame Aktionen<br />

wie diese möglich.<br />

2 Kontaktfreudig. Wo Meeresschildkröten keine<br />

schlechten Erfahrungen mit Menschen machten,<br />

sind sie uns gegenüber nicht scheu und kommen<br />

nahe an uns heran.<br />

3 Gepanzert und doch verletzlich. Die Hornschuppen<br />

der Echten Karettschildkröte, Eretmochelys<br />

imbricata, sind für Schmuckartikel und<br />

Gebrauchsgegenstände wie Brillenfassungen und<br />

Kämme begehrt. Wir als Konsumenten haben die<br />

Wahl, ob wir solche Artikel aus Raubbau an der<br />

Natur kaufen oder verweigern.<br />

4 Leckerbissen. Wenn Meerestiere angefüttert<br />

werden, dann nur mit ihrem natürlichen Futter. In<br />

diesem Fall ist es ein Stück Schwamm, das die<br />

Echte Karettschildkröte sonst mühsam im Riff<br />

zwischen Korallen suchen muss. Hier wird ihr der<br />

Leckerbissen aus der Hand serviert.<br />

5 Luftholen. Meeresschildkröten und Meeressäuger<br />

müssen von Zeit zu Zeit an der Oberfläche Luft<br />

holen. Schnell fahrende Motorboote werden für sie<br />

schnell zur tödlichen Gefahr.<br />

5<br />

eigene Basen in Kroatien<br />

Y A C H T C H A R T E R<br />

Y A C H T S A L E<br />

Y A C H T M A N A G E M E N T<br />

A-4112 St. Gotthard / Linz, Am Steinberg 8<br />

Tel. +43 7234 84545, Fax +43 7234 84545-20<br />

office@yachting2000.at


YachtNews<br />

Hanse<br />

mit Strom<br />

Die Hanse 315 mit dem neuen, speziell für den<br />

Einsatz auf Seen entwickelten Elektroantrieb ist<br />

ein besonderes Highlight der diesjährigen Boat<br />

Show Bernau vom 25. bis 27. November am<br />

Chiemsee – es werden aber auch die Hanse 345,<br />

385, 415, 445 und 455 im Yachtzentrum zu<br />

sehen sein.<br />

Darüber hinaus wird die nahezu komplette Palette<br />

an Dehler-Segelyachten zur Schau gestellt,<br />

darunter auch die neue Dehler 34, die vor<br />

kurzem erst ihre Weltpremiere gefeiert hat.<br />

Wer vor Ort fündig wird, darf sich über die Dehler<br />

Champion Choice-Rabatt-Aktion oder den Hanse<br />

Early Bird-Rabatt für Neuboote freuen.<br />

www.hanseyachtsvertrieb.de<br />

Luxury please<br />

„Super- und Mega-Yachts only“, das ist das Motto der elitären Ferretti<br />

Group, die sich auf den Bau von Luxus-Cruisern von 30 bis 90 Metern<br />

Länge spezialisiert hat. Mit der neuen Navetta 37, kürzlich auf der<br />

Monaco Yacht Show als Flaggschiff der Halbgleiter-Flotte präsentiert,<br />

gibt das traditionsreiche Unternehmen das erste Exempel für die<br />

Rundumerneuerung der gesamten Navetta Custom Line.<br />

Vier Exemplare der 37-Meter-Yacht mit komplett neuer Frontpartie<br />

für noch mehr Komfort außen wie innen sind bereits verkauft, über den<br />

Preis kann man nur spekulieren. Der spielt für potenzielle Käufer aber<br />

sowieso nur eine untergeordnete Rolle.<br />

www.ferretti-yachts.com<br />

Love me Tender<br />

Ob als Dinghi oder als rasantes RIB – die norditalienischen Schlauchboote<br />

von SURMarine sind eine „Allzweckwaffe“. Elegant, dynamisch und<br />

belastbar bieten diese Tender viele Optionen und individuelle Anpassungsmöglichkeiten.<br />

Typisch italienisch eben. Elegant und funktional.<br />

Hergestellt werden die Boote von SURMarine in der 1999 in Norditalien<br />

gegründeten Produktionsstätte. Dort wird großes Augenmerk auf hohe<br />

Leistungsfähigkeit, geringes Gewicht, niedrige Wartungskosten und<br />

kompakte Größen (1,90 bis 4,80 m Länge) gelegt. Jetzt gibt es die<br />

Schlauchboote von SURMarine auch in Österreich. Exklusivvertrieb:<br />

Peter Pöschl, www.navigation4you.at<br />

52 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Falten und lospaddeln<br />

Ein Papierschiff gefaltet und dann schwimmen<br />

lassen – wer hat das noch nicht gemacht? Otto Van de<br />

Steene und Thomas Weyn haben das gleiche Prinzip in<br />

einem größeren Maßstab angewandt. Heraus kam ein<br />

Origami-Kanu, das wie ein Papierschiffchen gefaltet<br />

wird. Natürlich ist es nicht aus Papier, sondern aus<br />

einem leichtgewichtigen HiTech-Kunststoff. Das Onak-<br />

Kajak passt in einen Koffer und ist in zehn Minuten<br />

einsatzbereit. Das clevere Konzept überzeugte die<br />

Juroren der Outdoor-Show in Friedrichshafen und die<br />

beiden innovativen Kajak-Freaks gingen mit der<br />

Siegerprämie nach Hause. 1195 bis 1295 Euro.<br />

www.onakcanoes.com<br />

Foilen im<br />

Retro-Style<br />

Hat da jemand verschollene Pläne eines geheimen<br />

Projektes entdeckt und dann nachgebaut? Der<br />

Motorfoiler des Slowenen Tomaž Zore, Aeronautik-<br />

Ingenieuer und Linienpilot, ist bereits in zwei<br />

Ausführungen erfolgreich auf dem Wasser unterwegs.<br />

Der stylische Retro-Racer wartet noch auf eine<br />

Investitionsspitze von rund vier Millionen Euro, um<br />

in die Serienproduktion gehen zu können. In der<br />

Zwischenzeit schauen wir uns die Youtube-Filme<br />

an und träumen weiter vom Flug übers Wasser …<br />

www.wfoilsail.com<br />

Bootsschau in<br />

den Tiroler Bergen<br />

Eine besonders reizvolle Gelegenheit, um Maritimes mit dem Alpinen zu<br />

verbinden, bietet sich von 10. bis 13. November in Kirchbichl in Tirol.<br />

An diesen vier Tagen lädt Familie Grassl zur Trend Travel & Yachting<br />

Hausmesse vor imposanter Bergkulisse.<br />

Neben zahlreichen Neu- und Gebrauchtyachten – im Fokus die drei<br />

Sun Odyssey-Segelyachten 419, 479 und 519 – werden auch die<br />

neuesten Charter-Angebote präsentiert. Das Familienunternehmen<br />

betreut übrigens selbst rund 60 Charterschiffe auf eigenen Stützpunkten<br />

in Kroatien und auf den Kapverden.<br />

Tipp: Neben Jeanneau-Yachten sind auch Fountaine Pajot-Katamarane und<br />

Neel-Trimarane über Trend Travel & Yachting erhältlich.<br />

www.trend-travel-yachting.com<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 53


<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />

Wunderbar<br />

wandelbar<br />

Text: Tahsin Özen | Fotos: Werft<br />

Gestern noch auf dem Reißbrett, heute schon sieben Stück<br />

verkauft. Und keine Yacht gleicht der anderen, wie werftseitig<br />

stolz verkündet wird. Aber natürlich gibt es Basics, die nicht<br />

verhandelbar sind.<br />

Das Design beispielsweise – ein italienisches Gustostück, entstanden<br />

in kreativer Kooperation von Nauta Design und dem<br />

Stararchitekten Umberto Felci. Die Früchte der Verbindung<br />

können sich sehen lassen: Fast schon spartanisch wirkt der<br />

Rumpf mit seiner scharfen Form, die, am breiten Heck ansetzend,<br />

wie lasergesteuert den Bug sucht und letztlich im Bugspriet<br />

aus Karbon (optional) sein Ziel findet.<br />

Kompromisslos klare Linien, Schrägen und Kanten an Deck,<br />

ein weit ausladendes Cockpit und zwei schwarze Steuerräder,<br />

die ganz unmissverständlich die sportliche Stärke der 58er in<br />

den Fokus rücken. Würde man allein da oben stehen, während<br />

die restliche Crew das Leben unter Deck genießt, dürfte man<br />

sich zu Recht etwas einsam und verlassen fühlen.<br />

Zwei Leitmotive: Genuss und Sport. Ohne<br />

Zweifel kann man sich hier auf dem Deck der GS58 zwei<br />

Großfamilien auf Urlaubstörn ebenso gut vorstellen wie ein<br />

gutes Dutzend Regattasegler, die es definitiv nicht auf die Rote<br />

Laterne abgesehen haben. Letztere werden sich daher auch<br />

für den sportlich ausgelegten Segelplan und gegen die Selbstwendefock<br />

entscheiden und den Konstrukteuren Rosen dafür<br />

streuen, dass in die Konzeption des Schiffsrumpfs vor allem<br />

ihre ganze Erfahrung aus dem „Fast Cruiser“-Programm eingeflossen<br />

ist.<br />

Dass auf Sicherheit und einfaches Handling ebenso Wert gelegt<br />

wurde, dürften die Genuss-Segler wohlwollend zur Kenntnis<br />

nehmen. Die Leinen, Fallen und Schoten sind verdeckt und<br />

weit außen bis nach Achtern geführt, sodass sich beide Seiten<br />

im Cockpit sicher und frei bewegen können. Im Weg stehen<br />

wird man sich bei so viel Raum (mit Platz für zwei Cockpit-<br />

Tische) kaum.<br />

54 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Auf einer Länge von<br />

fast 18 und einer Breite<br />

von über fünf Metern<br />

bietet die neue GS58<br />

aus dem Hause Grand<br />

Soleil viel Spielraum<br />

auf höchstem Niveau<br />

– für Langfahrtsegler<br />

ebenso wie für sportlich<br />

ambitionierte Racer. Ein<br />

cleveres Modulsystem<br />

macht’s möglich.<br />

Yacht-Shopping. Klassische Pantry in L-Form achtern<br />

oder doch lieber eine quer laufende Küchenzeile vorne beim<br />

Mast? Zwei Einzelbetten oder je ein „King size bed“ in den<br />

beiden freundlicherweise auch für den Kopf barrierefreien<br />

Achterkabinen? Selbst in der Eignerkabine muss man sich<br />

zwischen einem großen Bett in der Mitte oder an der Seite<br />

entscheiden, Platz für ausreichend Stauraum und sogar einen<br />

Schminktisch bleibt aber in jedem Fall. Ein modulares Planungssystem,<br />

mit dem Grand Soleil das für die Zukunft gesteckte<br />

Ziel der standardisierten „Customization“ erreichen will,<br />

soll maßgeblich zur Entscheidungsfindung beitragen.<br />

Das Tüpfelchen auf dem i lieferte die Werft Cantiere del Pardo<br />

bereits auf der Messe in Genua: Sie präsentierten ein im Maßstab<br />

1:1 nachgebautes GS58-Modularmodell, das von Interessenten<br />

begangen, besichtigt und nach eigenen Wünschen zusammengestellt<br />

werden konnte. So macht Yacht-Shopping Spaß.<br />

Info, Beratung und Verkauf: www.navigation4you.at<br />

Technische Daten<br />

Länge über alles .........................17,5 m<br />

Maximale Breite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,2 m<br />

Tiefgang ................................2,9 m<br />

Verdrängung ..........................18.900 kg<br />

Motorisierung ............................75 PS<br />

Dieseltank ............................... 600 l<br />

Wassertank .............................. 800 l<br />

Schlafplätze ...............................8/10<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 55


<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />

Randsport<br />

für alle<br />

„Das Teil ist einfach geil“, sagt Nils Möstl, als er die Planen von<br />

seinen beiden Picnic Sports hievt. Als Importeur in Österreich<br />

(Sailing Center Möstl & Möstl) hat er <strong>OCEAN7</strong> zu einer Testfahrt<br />

auf dem Neusiedler See eingeladen und offenbar auch<br />

das passende Wetter dafür gleich mitbestellt: Die Herbstsonne<br />

tanzt vergnügt auf dem See und der sonst so konstante Wind<br />

hat sich eine Auszeit genommen – keine Welle.<br />

Da liegen sie nun, die in Sky Grey mit dem Torqeedo Cruise<br />

10.0, die in Lake Blue mit dem 4.0-Außenborder bestückt.<br />

E-Antrieb als Garant für geräusch- und emissionsfreien Vortrieb<br />

– so macht das Cruisen und Erkunden von stillen Buchten in<br />

geselliger Runde besonders viel Spaß.<br />

Potenziert wird der Fun-Faktor durch die großzügige Sitzgruppe,<br />

die dank des breiten Hecks in weitem Rund um den<br />

zentralen Tisch angelegt ist und auf den ersten Blick an eine<br />

Chillout-Lounge erinnert. Die Bestätigung folgt auf den zweiten<br />

Blick, nämlich nach dem Absenken des Tisches auf Sitzbankhöhe.<br />

Gefertigt ist er (wie auch der Steuerstand und das Deck)<br />

aus Kebony-Holz – der ökologischen Alternative zu Teak,<br />

gefertigt aus veredeltem norwegischen Ahorn aus nachhaltiger<br />

Forstwirtschaft. Und der Schiffsrumpf? Gebaut mit Material aus<br />

recycelten Plastikflaschen.<br />

„Schaut billig aus“, möchte man meinen, genau das Gegenteil<br />

ist der Fall. CEO Carl Rand, der Architektur und Bootsdesign<br />

studiert hat, legte schon auf dem Reißbrett größten Wert auf<br />

dänisches Design. Wer Bang & Olufsen, Hans J. Wegner oder<br />

Arne Jacobsen kennt, weiß, was das bedeutet: klare Linien,<br />

schlichte und zeitlose Formen, keine harten Ecken und Kanten,<br />

kein Schnickschnack. Selbst die Scheuerleiste aus schwarzem<br />

Gummi rund um das Freibord unterstreicht dezent das puristische<br />

Erscheinungsbild der Rand Picnic Sport.<br />

Größer, luxuriöser, teurer. Diesem aktuellen<br />

Yacht-Trend kontert jetzt die junge dänische<br />

Werft Rand und zeigt mit der Picnic Sport,<br />

dass nachhaltiger Bootsbau, puristisches<br />

Design und hoher Komfort einander nicht<br />

ausschließen. Unverschämt? Das ist der<br />

Preis auch.<br />

Text und Fotos: Tahsin Özen<br />

Vom Leben auf dem Wasser. Mit wenigen<br />

Handgriffen hat Nils das Sonnentuch aus der Backskiste am<br />

Heck (fasst 700 Liter) gefischt und über uns gespannt. Vor uns<br />

der elegante Steuerstand mit chromblitzendem Lenkrad, rechts<br />

56 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Rand Picnic Sport<br />

oben die Bedieneinheit des E-Außenborders. Hebel nach vor,<br />

Energie! Obwohl unter Spannung, cruist die Picnic Sport geräuschlos<br />

und leger aus der Neusiedler Rinne auf den See.<br />

Volle Fahrt voraus – aber auch das macht dem Motorboot<br />

nichts aus. Nur ein leichtes Surren und der schneller vorbeiziehende<br />

Schilfgürtel verraten, dass wir ganz ordentlich Fahrt<br />

machen – die werftseitig angegebene Maximalgeschwindigkeit<br />

von 13 km/h (Cruise 4.0) reizen wir aber nicht aus.<br />

Wir halten uns an die Philosophie von Carl Rand: cruisen und<br />

genießen. Das fällt leicht, denn selbst bei strenger Kurvenfahrt<br />

ist die Picnic Sport nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen<br />

– keine Ausreden mehr, wenn die Limo-Flasche auf dem Tisch<br />

umkippt. Dafür viel Raum für einen sonnigen Nachmittag mit<br />

der Familie oder mit Freunden in einer stillen Bucht. Wer will,<br />

kann über die Badeplattform ins Wasser abtauchen – über die<br />

per Knopfdruck ausfahrende Badeleiter kommt man stilvoll<br />

wieder an Bord. Und dann – nomen est omen – ist es Zeit für<br />

das Picknick, dazu ein gutes Glas (burgenländischen) Wein,<br />

begleitet von Lounge-Musik aus der satten, formschön in den<br />

Steuerstand integrierten Stereoanlage.<br />

Klingt nach Luxus? Ist es aber nicht. Mit einem<br />

Basispreis von nur 12.990 Euro bietet die Picnic Sport einen<br />

unschlagbar günstigen Einstieg in die Welt der Motorboote für<br />

alle, die das Leben auf dem Wasser und die Natur lieben. „Der<br />

Mix aus modernem Design, Komfort, einfacher Technik und<br />

kinderleichter Bedienung ist einzigartig in dieser Klasse, und<br />

der Preis ist unschlagbar“, sagt Nils auf dem Weg zurück in die<br />

Marina, den wir auf der Picnic Sport mit dem Torqeedo Cruise<br />

10.0-E-Motor begehen.<br />

Noch einmal rutscht uns der Hebel ganz nach vorne aus. Und<br />

obwohl es sich beinahe schon so anfühlt, als würden wir<br />

1 Rand Picnic Sport: Nicht nur formschön, sondern auch formstabil geschnitten.<br />

2 Rand und Torqeedo in nachhaltiger und umweltfreundlicher Symbiose.<br />

3 Gut im Griff: Das Lenkrad aus edlem Chrom und Kebony-Holz.<br />

4 Puristisch: Der zentral positionierte Steuerstand mit moderner Steuereinheit.<br />

5 So hebt man stilvoll den Außenborder aus dem Wasser – und macht Musik.<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 57


<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />

gleiten, pickt die Picnic Sport auf dem Wasser wie frischer Leim zwischen<br />

den Fingern. Maximum Speed lt. Werft: 35 km/h. Auf dem Neusiedler See<br />

aber ein seemännisches No-Go. Zurück in der Marina belegt Nils die Picnic<br />

Sport an den formvollendeten Klampen (eine schmückt den Bug, zwei<br />

weitere das Heck) und tätschelt liebevoll auf die acht Zentimeter breite<br />

Rumpfkante, über die wir so leicht von Bord gehen, als würde die Picnic<br />

Sport selbst unser Gewicht auf der anderen Seite ausgleichen.<br />

Technische Daten<br />

Länge ..................500 cm<br />

Breite ..................205 cm<br />

Gewicht .................280 kg<br />

Tiefgang .................15 cm<br />

Max. Zuladung ............900 kg<br />

Max. Crew ........... 10 Personen<br />

Max. Power ............... 25 PS<br />

Motorisierung: Für den Antrieb<br />

der Rand Picnic Sport stehen drei<br />

E-Motoren und drei Verbrennungs -<br />

motoren zur Auswahl.<br />

Alle technischen Details unter<br />

www.randboats.com<br />

Allgemeine Infos:<br />

www.randboats.com<br />

Beratung, Probefahrten<br />

und Verkauf in Österreich:<br />

www.sailing-center.at<br />

Carl Rand ist CEO der gerade mal<br />

ein Jahr alten Werft Rand, Erfinder<br />

der Picnic Sport und Bootsverleiher<br />

in Kopenhagen. Im Exklusiv-Interview<br />

mit <strong>OCEAN7</strong> im September verrät<br />

er, warum in der Werft gerade an der<br />

Picnic Sport Version III gefeilt wird<br />

und warum man ein bisschen „crazy“<br />

sein muss, um auf andere, innovative<br />

Gedanken zu kommen.<br />

Ein bisschen<br />

Kopenhagen. Ein Hauch von Abenteuer<br />

liegt in der Luft. Ein ausgedehnter Spaziergang<br />

durch die Altstadt, vorbei an der königlichen<br />

Wasserstraße Nyhavn (Bild oben) mit seinen<br />

mittelalterlichen Schiffen und Häusern, entlang<br />

der Uferpromenade Langelinie bis zur weltberühmten<br />

Kleinen Meerjungfrau und retour über<br />

den hippen Stadtteil Christianshavn mit dem<br />

vielleicht modernsten Opernhaus der Welt zeigt:<br />

Hier werden Visionen nicht nur geboren,<br />

sondern auch formschöne Realität.<br />

Heimvorteil für Carl Rand. Er empfing uns zum<br />

Interview in seinem Bootsverleih GoBoat an der<br />

Uferpromenade Islands Brygge – und spendierte<br />

uns gleich auf einer seiner für Ausflugsgäste<br />

etwas abgespeckten Ur-Picnic-Motorboote eine<br />

Stadtrundfahrt auf dem Wasser.<br />

<strong>OCEAN7</strong>: Ganz ehrlich Herr<br />

Rand, wir hätten uns einen<br />

altehrwürdigen Manager in<br />

Anzug und Krawatte erwartet<br />

– wie alt sind Sie?<br />

Carl Rand (lacht): 31 Jahre, tut mir Leid,<br />

wenn ich Sie jetzt enttäuscht habe.<br />

Ganz und gar nicht, sehr<br />

erfreut! Und wie alt ist das<br />

Boot, in dem wir nun sitzen?<br />

Rand (checkt seine App auf dem<br />

Smartphone): Sagen wir es einmal so:<br />

In Summe ist es bereits dreimal um die Welt<br />

gefahren – in den drei Jahren seiner Existenz.<br />

Das ist ja irre …<br />

Ja, so wie wir auch.<br />

58 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


verrückt sind wir schon<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Wir lassen einfach nicht locker. Seit meinem sechsten Lebensjahr<br />

wusste ich schon, dass ich einmal Boote designen werde. Mit der<br />

Rand Picnic habe ich mir diesen Traum erfüllt, dachte ich jedenfalls.<br />

Dann habe ich mein Team zusammengetrommelt und gesagt: „Da<br />

geht noch mehr.“ Die Picnic Sport war geboren. Dann habe ich mein<br />

Team angeschaut und gefragt: „Sind wir jetzt on top?“ Die Antwort<br />

quer durch die Bank: „Da geht noch mehr.“ Und wir ließen die<br />

Picnic Sport II vom Stapel laufen. Derzeit tüfteln wir …<br />

Lassen Sie mich raten: An der Picnic<br />

Sport Version III. Was wird anders sein?<br />

Nun ja, sie wird um einen Fuß länger sein und über einen<br />

zusätzlichen Stauraum im Bug verfügen, alles andere sind Details<br />

– wir sind Perfektionisten.<br />

Tipp: „Venedig des Nordens“ wird Kopenhagen völlig zu<br />

Recht auch genannt. Wer die Designer-Metropole vom Wasser<br />

aus erkunden will, kann sich bei GoBoat eine „basic“-Picnic<br />

leihen und auf eigene Faust durch die Kanäle schippern.<br />

Infos: www.goboat.dk/en<br />

Mit Geschmack, das<br />

dänische Design ist<br />

unverkennbar.<br />

Dänisch ist nicht nur das Design,<br />

die Picnic Sport wird auch in<br />

meiner Werft in Kopenhagen<br />

gebaut. Ich geselle mich gerne zu<br />

meinen zehn Mitarbeitern und wir<br />

schleifen, bürsten, schrauben und<br />

kleben gemeinsam oft bis tief in<br />

die Nacht hinein. Mit dem Ziel,<br />

ein möglichst schönes, einfach zu bedienendes und für alle<br />

erschwingliches Motorboot zu bauen, das Freude macht.<br />

Nicht nur den Menschen,<br />

sondern auch der Natur …<br />

Genau, darauf lege ich großen Wert. Von den Baumaterialien bis hin<br />

zur Motorisierung. Zwar müssen wir noch Verbrennungsmotoren im<br />

Programm haben, doch die Zukunft geht ganz klar in Richtung<br />

Elektroantrieb. Und da sind wir mit den drei E-Motoren ganz klar<br />

vorne. Mein Leitmotiv ist ja, Mensch und Natur auf dem Wasser<br />

zusammenzubringen – ich nenne das „Natural Socializing“ – und da<br />

passt der Verbrennungsmotor nicht wirklich ins Bild.<br />

Mit einem Startpreis von 12.990 Euro<br />

wurde die Messlatte erstaunlich niedrig<br />

angelegt …<br />

Wie ich schon sagte: Ein bisschen verrückt sind wir schon. Aber<br />

wenn ich mir so anschaue, was einem da für viel Geld angeboten<br />

wird – das will ich nicht. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Wir<br />

wollen so gut sein wie Tesla, aber nicht so teuer. Kein Luxusgut,<br />

das sich nur einige wenige leisten können. Sondern ein stilvolles<br />

Motorboot, das möglichst viele Menschen zusammenbringt und<br />

einfach Spaß macht.<br />

Herr Rand, vielen Dank für das Gespräch.<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 59


Yacht Club Austria<br />

Interview mit einem der Masterminds<br />

im Yacht Club Austria: Gottfried<br />

„Titzl“ Rieser ist seit Mai <strong>2016</strong> für die<br />

Ausbildung im Club zuständig.<br />

Gottfried<br />

Titzl<br />

Rieser<br />

Interview geführt von Denise Hurch<br />

Foto: Gottfried Rieser<br />

Bitte stell’ dich den Lesern kurz vor.<br />

Nun, ich segle seit fast 30 Jahren in den verschiedensten Revieren<br />

Europas, sei es hoch im Norden am 70. Breitengrad oder vor<br />

Ägypten. Eines meiner Favoritenreviere ist Schottland, mein<br />

Heimatrevier ist aber die Adria, da geht nichts drüber. Ich bin 60<br />

Jahre alt, verheiratet mit einer wunderbaren Frau, zwei Buben<br />

samt Familie und fünf Enkelkinder. Ich wohne im Zentralraum<br />

Linz in einem alten, umgebauten Bauernhof und bin seit heuer<br />

in der Freizeitphase meiner Altersteilzeit.<br />

Du bist bei vielen auch unter dem Namen Titzl bekannt.<br />

Woher kommt dieser Spitzname?<br />

Das ist eine lange Geschichte, hier die Kurzversion: Zum Nachbarsbuben<br />

haben alle nur „Tarzan“ gesagt – damals war noch<br />

Lex Barker die Idealbesetzung für die gleichnamigen Filme – und<br />

ich konnte das nicht aussprechen, irgendwie klang es so wie<br />

„Titzi“. Und weil das wahrscheinlich so witzig war, haben mich<br />

meine Eltern, Geschwister, die Nachbarn, die Lehrerinnen, meine<br />

Freunde – mit einem Wort alle – nur mehr „Titzi“ gerufen – und<br />

das ist mir bis heute geblieben.<br />

Du bist schon seit Jahren ein aktives Mitglied des Yacht Club<br />

Austria: In welchen Bereichen des Yacht Club Austria<br />

warst du bis jetzt freiwillig tätig und was hat dich dazu<br />

bewogen, aktiv mitzuwirken?<br />

Ich war tatsächlich schon in einigen Funktionen tätig: 2008 bis<br />

2013 Generalsekretär, vorher Assistent im Vorstand, Crew-<br />

Commander in der Crew Oberösterreich. Ich habe verschiedene<br />

Arbeitsgruppen geleitet und einige Projekte auf die Beine<br />

gestellt.<br />

Warum ich das mache? Ganz einfach: Der Yacht Club Austria ist<br />

für mich der beste Yacht Club Österreichs. Er ist in allen Bundesländern<br />

aktiv, seine Struktur ist demokratisch aufgestellt, jedes<br />

einzelne Mitglied hat die Möglichkeit, ohne große Umwege direkt<br />

zum Vorstand zu kommen, Wünsche und Anregungen zu<br />

deponieren und auch mitzuarbeiten. Unser Wirkungskreis und<br />

unser Portfolio sind einfach so vielfältig, da findet sich für jeden<br />

Nautiker etwas.<br />

Wie bist du zu der Stelle als Ausbildungsreferent gekommen<br />

und welcher Aspekt gefällt dir dabei am besten?<br />

Die Ausbildung ist die Kernkompetenz des Yacht Club Austria<br />

– da sind wir einerseits unseren Gründungsvätern verpflichtet<br />

und andererseits wollen wir unseren Mitgliedern die bestmögliche<br />

Ausbildung zukommen lassen. Heuer im Frühjahr stellte<br />

unser Commodore sein Programm „YCA 2020“ vor, im Zuge<br />

dieser Zukunftsvision hat er auch sein Team zusammengestellt.<br />

Und beim Thema „Ausbildung“ hat er mich ersucht, die entsprechenden<br />

Weichen zu stellen.<br />

Insgesamt ist es für mich eine große Ehre, hier mitzuarbeiten.<br />

Denn im Yacht Club Austria kann ich was bewegen, und das<br />

tut gut!<br />

Wie würdest du deine Tätigkeit beschreiben?<br />

Mein Job lässt sich in drei Kategorien teilen:<br />

a) Die Ausbildung der SchiffsführerInnen: Hier ist das Konzept<br />

zu erstellen, das Seminardesign zu entwickeln, die einzelnen<br />

Schritte abzugleichen. Gott sei dank unterstützen mich da unsere<br />

TrainerInnen und ReferentInnen, die mir rückmelden, was gut<br />

läuft oder was holprig rüberkommt.<br />

60 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


News November/Dezember <strong>2016</strong><br />

b) Die Ausbildung unserer TrainerInnen: Im Artikel auf der nächsten Seite<br />

wird ja der 4. Lehrgang „Ausbildung zum zertifizierten Trainer im YCA“<br />

beschrieben. Als Ausbildungsreferent bin ich da als Lehrgangsleiter und<br />

Organisator gefordert.<br />

c) Die Systematisierung der YCA-Bildungsmaßnahmen: Das ist ein neuer<br />

Zugang zur Aus- und Weiterbildung im YCA. An diesem Projekt arbeiten<br />

derzeit engagierte Trainer und Ausbildungsverantwortliche. Wir wollen<br />

damit erreichen, dass unsere Skipper und Skipperinnen nicht nach der<br />

guten YCA-Ausbildung aufhören zu lernen, sondern sich immer wieder<br />

weiterbilden. Diese Weiterbildung soll auch ein System haben und nicht<br />

auf einen Zufallsgenerator angewiesen sein.<br />

Wir wissen eh alle: Die See ist der größte Lehrmeister. Es gibt aber schon<br />

auch Möglichkeiten, nicht alles empirisch zu erfahren und hautnah mitzuerleben.<br />

Und hier wollen wir ansetzen und geeignete Angebote an unsere<br />

Mitglieder machen. Ein Beispiel gefällig? Mir ist lieber, ein Skipper besucht<br />

einen Skipper-Medic-Kurs und weiß, wie er sich im Fall des Falles zu verhalten<br />

hat, bevor einem seiner Mitsegler etwas passiert.<br />

Die Jugend-Ausbildung beim YCA liegt dir sehr am Herzen und<br />

es gibt heuer ja auch das österreichweite Jugendförderungsprogramm<br />

des YCA. Warum sollen junge Leute segeln?<br />

Was soll ich sagen? Die Jugend ist unsere Zukunft. Punkt. Unsere durchschnittliche<br />

Altersstruktur im Club ist sehr hoch angesiedelt. Segeln ist halt<br />

auch ein teures Freizeitvergnügen, da brauchen wir uns nichts vormachen.<br />

Nicht jeder kann sich das leisten.<br />

Daher auch unsere Jugendförderung in der Ausbildung, bei unseren Regatten<br />

und bei unseren Binnenaktivitäten auf dem Attersee, auf dem Wörthersee,<br />

in Grado und bei unserer Clubyacht in Izola (nähere Details in der<br />

nächsten Ausgabe).<br />

Welche Ziele hast du dir für das Jahr 2017 gesetzt?<br />

2017 wird echt spannend: Es ist uns gelungen, österreichweit das gleiche<br />

Ausbildungsschema anzubieten und 2017 wird sich zeigen, ob wir damit<br />

erfolgreich sind. Und das Projekt „Systematisierung der Aus- und Weiterbildung“<br />

wird (hoffentlich) umgesetzt. Und unsere Clubyacht Vaju geht in<br />

Betrieb. Und der 4. Ausbildungslehrgang startet im Jänner 2017. Und unsere<br />

zwei Laser auf dem Attersee werden viel gesegelt. Und unser Weiter -<br />

bildungsprogramm auf der Clubyacht Isabell wird von den Mitgliedern<br />

angenommen. Und, und, und …<br />

Was möchtest du den Lesern noch mitteilen?<br />

Jeder Verein ist nur so stark, wie sich die Mitglieder einbringen. Ich freue<br />

mich über jede Anregung, über Rückmeldungen und natürlich auch über<br />

die Mitarbeit, no na!<br />

Ach ja, einen Gedanken von Antoine de Saint‘Exupery möchte<br />

ich den p.t. Lesern noch mitgeben: „Wenn Du ein Schiff<br />

bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen,<br />

um Holz zu beschaffen, Werkzeuge<br />

vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben<br />

und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die<br />

Menschen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“<br />

YACHT CLUB AUSTRIA<br />

Generalsekretariat<br />

Lederergasse 88 · A-4020 Linz<br />

+43(0)732/781086<br />

office@yca.at · www.yca.at<br />

Crew Wien,<br />

Nö, Burgenland<br />

Crew-Commander Christian Schifter<br />

Ludwiggasse 3, Haus 4<br />

1140 Wien · +43/(0)1/7109222<br />

cschifter@pantaenius.com<br />

Crew Salzburg<br />

Crew-Commander<br />

Arch. DI Christian Zimmer<br />

Fadingerstraße 6 · 5020 Salzburg<br />

+43(0)650/4229647<br />

zimmer_christian@ymail.com<br />

Crew Oberösterreich<br />

Crew-Commander<br />

Thomas Hickersberger<br />

Haiderstraße 14 · 4030 Linz<br />

+43/(0)676/3<strong>06</strong>7224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

Crew Tirol und<br />

Vorarlberg<br />

Crew-Commander Johannes Lindig<br />

Andechsstraße 17 · 6020 Innsbruck<br />

+43/(0)660/5208136<br />

j.lindig@tsn.at<br />

Crew Kärnten<br />

Crew-Commander Fritz Abl<br />

Waidmannsdorfer Straße 64<br />

9020 Klagenfurt<br />

+43/(0)664/2436871<br />

office@yca-crew-ktn.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

Crew Steiermark<br />

Crew-Commander Mike Hecker<br />

Raiffeisenstraße 9/3/16<br />

8600 Bruck a. d. Mur<br />

+43/(0)676/86643046<br />

mike.hecker@yca.at<br />

Crew Jugend<br />

Jugendbeauftragter<br />

Matthias Eckerstorfer<br />

Neufahrergasse 30 · 4040 Linz<br />

+43/(0)650/5583470<br />

matthias.eckerstorfer@gmail.com<br />

Ausbildung<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

Fischillstraße 1 · 4<strong>06</strong>3 Hörsching<br />

+43/(0)664/37<strong>06</strong>027<br />

gottfried.rieser@yca.at


Yacht Club Austria<br />

4.OSI-<br />

Lehrgang<br />

2017/2018<br />

Text: Gottfried Rieser<br />

Seit nunmehr sechs Jahren ist der Yacht Club Austria in der<br />

Qualifizierung für Trainer im Offshore-Bereich aktiv und<br />

setzt österreichweit und über die Grenzen hinaus beachtete<br />

Initiativen in seiner Trainerausbildung.<br />

Der 4. YCA-Ausbildungslehrgang für Trainer steht fest und<br />

startet mit einem Theorie-Assessment am 14./15. Jänner 2017<br />

(Termine, Inhalte und Beschreibung unter www.yca.at).<br />

Die beiden Säulen des Programms sind einerseits die<br />

Vertiefung der Theorie-Kenntnisse sowie eine fundierte<br />

Weiterbildung in der Praxis. So werden Sie beispielsweise<br />

als Abschluss dieser Ausbildung im Solent an der Südküste<br />

Englands den Feinschliff erhalten. Wer Interesse hat, als<br />

Trainer/Trainerin sowohl im Theoriesaal als auch auf der<br />

Yacht auf dem Meer oder der Donau oder auf Binnengewässern<br />

tätig zu sein, ist in diesem Lehrgang genau richtig.<br />

Foto: Shutterstock<br />

Der Ferlacher Michael Huss (45) wurde während des<br />

Segelurlaubs mit seiner Familie auf den Seychellen zum<br />

Lebensretter. In einem Gespräch mit <strong>OCEAN7</strong> berichtet<br />

er von den dramatischen Ereignissen.<br />

Text: Thomas D. Dobernigg<br />

Fotos: Seychelles News Agency, Shutterstock<br />

Michi Huss<br />

Kärn<br />

3 Me<br />

Michael Huss ist ein erfahrener, gewissenhafter Segler mit solider Ausbildung.<br />

Diesen Voraussetzungen haben es drei Menschen auf den<br />

Seychellen zu verdanken, dass sie eine schreckliche Tragödie überleben<br />

konnten, bei der drei ihrer Angehörigen starben.<br />

„Ich saß mit meiner Frau Karin, meinem Co-Skipper Wilfried Schippel<br />

und dessen Begleiterin Dagmar im Cockpit des gecharterten 40-Fuß-<br />

Katamarans und wir spielten Karten. Wir waren vor Anker vor der<br />

Hafeneinfahrt von La Digue auf den Seychellen. Im Hafen war ein<br />

großes Fest zum Marienfeiertag im Gange, mein Sohn war mit seiner<br />

Freundin mit dem Dinghi dorthin gefahren,“ erzählt Michael Huss.<br />

Es war 20.30 Uhr und stockfinster, wie das in den Tropen so ist. Michael<br />

Huss berichtet weiter: „Trotz der lauten Feiern in dem rund 150 Meter<br />

entfernten Hafen hörten wir plötzlich neben dem Steuerbordrumpf<br />

einen Schwimmer im Wasser ,Help! I need help!‘ rufen. Dann klammerte<br />

sich ein Mann an die Heckstufen und stammelte immer wieder<br />

,Help. I need a tender‘. Er zitterte am ganzen Körper, war restlos erschöpft<br />

und verstört. Es war Skipper Teddy Stravens und er berichtete<br />

Apropos Binnengewässer: Eine Neuerung bringt dieser<br />

vierte Lehrgang: Aufgrund der großen Nachfrage werden<br />

wir auch Trainer für die Binnengewässer (Donau, Wasserstraßen,<br />

Flüsse, Seen) ausbilden. Um die Entscheidung<br />

vielleicht leichter zu machen, stellen wir folgende Fragen:<br />

· Glauben Sie, dass Sie fachlich in der Lage sind, anderen<br />

Personen nautische Theoriekenntnisse zu vermitteln?<br />

· Glauben Sie, dass Sie in der nautischen Praxis so fit sind,<br />

dass Sie Ihr Wissen und Ihr Können an Auszubildende<br />

und Trainees weitergeben können?<br />

· Können Sie sich vorstellen, als Trainer im Aus- und Weiterbildungsangebot<br />

des Yacht Club Austria tätig zu sein?<br />

Wenn diese Fragen mit einem Ja beantwortet werden, dann<br />

spricht alles für eine Teilnahme. Und wenn dann auch noch<br />

die formalen Voraussetzungen (Seemeilen, Befähigungsnachweise<br />

etc.) vorliegen, freuen wir uns auf Ihre Anmeldung.<br />

Rückfragen an: Gottfried Rieser OSI<br />

gottfried.rieser@yca.at, +43(0)664/37<strong>06</strong>0 27<br />

62 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


News November/Dezember <strong>2016</strong><br />

ist YCA-Offshore Sailing Instructor<br />

tner rettet<br />

nschenleben<br />

von zwei Meter hohen Wellen auf der Fahrt vom<br />

Marienfest zur Nachbarinsel Praslin und davon,<br />

dass sein kleines Fischerboot plötzlich kenterte.<br />

Niemand hatte Rettungswesten. Es war ein älteres<br />

Paar an Bord, ein junges Paar und ein sechsjähriger<br />

Junge. Und er. Er entschied sich, loszuschwimmen.<br />

Nach rund einer Stunde durch die Nacht, bei zwei<br />

Meter hohen Wellen, erreichte er schwimmend und<br />

mit letzter Kraft unseren Katamaran“.<br />

La Digue<br />

Michael Huss reagierte zielgerichtet, klar, strukturiert und ohne zu zögern<br />

richtig. Er holte alle notwendigen Informationen ein, dann setzte er über<br />

Funk auf Kanal 16 dreimal seinen Mayday-Ruf ab, um eine Rettungsaktion<br />

einzuleiten. Huss: „Aber ich hörte keine Antwort. Niemand reagierte auf den<br />

Funkspruch.“ Dann, endlich, meldete sich ein in der Nähe liegender Einhand-Weltumsegler.<br />

Ein Hamburger, der unter südafrikanischer Flagge segelt.<br />

Er bestätigte den Mayday-Ruf und auch, dass dieser die Küstenwache erreicht<br />

hatte und fungierte fortan als Relais-Station. So konnte Huss über<br />

Funk schließlich auch die Aktivitäten der Küstenwache mitverfolgen.<br />

Es dauerte bis 23 Uhr, bis die Rettungsaktion voll anlief, die Michael Huss,<br />

der Pipeline-Techniker aus Ferlach, in die Wege geleitet hatte. Die ganze<br />

Nacht hindurch sah er die Suchscheinwerfer, hörte die Meldungen am Funk<br />

und erfuhr so, dass Küstenwache und Navy im Einsatz waren. „Ich habe erst<br />

vor kurzem ein ISAF-Training absolviert und kannte die Zeitkurve für die<br />

Überlebenschancen genau. Die wurden von Minute zu Minute geringer. Es<br />

war ein beklemmendes Gefühl.“<br />

Schließlich schlief Huss im Morgengrauen erschöpft im Cockpit ein, wurde<br />

aber sofort von schwerem Rotorengeräusch wieder geweckt: „Ein gewaltiger<br />

Hubschrauber der australischen Marine beteiligte sich an der weiteren<br />

Suche. Ihm und seiner Besatzung war es schließlich zu verdanken, dass 16<br />

Stunden nach dem schrecklichen Unglück zwei Menschen lebend aus dem<br />

27 Grad warmen Wasser geborgen werden konnten. Es war der 33-jährige<br />

Aubrey Jacqueline und der sechsjährige Sohn seiner Geliebten. Ihr hatte er,<br />

unmittelbar bevor sie in den Fluten versank, noch das Versprechen gegeben,<br />

zu überleben und den kleinen Chang-Tave zu retten.“<br />

Michael Huss hat so perfekt und richtig reagiert, weil er hervorragend ausgebildet<br />

ist, selbst im größten Stress die Ruhe bewahrte und genau wusste,<br />

was er zu tun hatte: Alle relevanten Informationen einholen, sie langsam<br />

und deutlich in das Funkgerät zu sprechen und dreimal zu wiederholen,<br />

wie das für das GMDSS, das weltweite Seenot- und Sicherheitsfunksystem,<br />

vorgeschrieben ist. „Ich habe erst unlängst einen entsprechenden Kurs über<br />

den Yacht Club Austria bei Conny Schifter absolviert und das alles ver -<br />

innerlicht.“ Huss hat mehr als 10.000 Seemeilen in seinem Logbuch stehen,<br />

hat den Offshore Sailing Instructor erfolgreich absolviert und ist Skipper<br />

seiner eigenen Hochsee-Regattacrew „Carinthian Gipsy Sailors“. Mit Skipper<br />

Peter Schicho und dessen Trinity nahm Michael Huss bereits dreimal erfolgreich<br />

an der Alpe Adria Sailing Week teil.<br />

Sein Rat an alle Urlaubssegler: „Auch am Ankerplatz muss das Funkgerät<br />

mit Kanal 16 immer eingeschaltet sein. Es geht schließlich nicht nur darum,<br />

bei einem eigenen Notfall Hilfe erreichen zu können, sondern auch anderen<br />

in der Not helfen zu können“.<br />

Aubrey Jacqueline<br />

November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> 63


Motorbootsport und SeefahrtsVerband Österreich<br />

Motorboot<br />

rennsport<br />

<strong>2016</strong><br />

Text und Foto:<br />

Alfred Tissot<br />

Rupert Temper. Rupp fährt heuer wieder in der Klasse<br />

F2 und seine Saison verläuft bis dato sehr erfolgreich. Beim<br />

Rennen in Brodenbach im Mai konnte er bei der international<br />

ausgeschriebenen deutschen Meisterschaft nach hartem Kampf<br />

mit Stefan Hagin den ersten Platz erringen.<br />

In der Klasse World Formula 2 startete er in Finnland mit einem<br />

Defekt der Steuerbox, welcher ihm ca. 20 % mehr Öl in<br />

den Motor pumpte als normal. Dennoch belegte er Platz 2.<br />

Nach dem Rennen überschlugen sich aber die Ereignisse: Der<br />

Sieger wurde disqualifiziert und Rupp an die erste Stelle gereiht.<br />

Kurz vor Protestschluss wurde aber auch Rupp wegen<br />

einer angeblichen illegalen Benzinleitung disqualifiziert. Alles<br />

Protestieren half nichts, er musste ohne Punkte nach Hause<br />

fahren. Im zweiten Rennen in der Schweiz blieb er im 2. Qualifying<br />

ohne Sprit liegen und musste somit als Letzter an den<br />

Start gehen. Bei der starken Aufholjagd konnte er das Rennen<br />

trotz eines Überschlags als Zehnter beenden. Im dritten Rennen<br />

in Tvedestrand/NOR befand er sich aufgrund eines falschen<br />

Propellers permanent in Gefahr, mit dem Boot abzuheben<br />

– trotzdem schaffte er es zum ersten Mal auf das Podium<br />

und wurde Dritter. Beim vierten Rennen in Tonsberg/NOR<br />

gewann er das Speedrace, wurde im Matchrace Dritter und<br />

startete das Rennen auf dem zweiten Platz. Im Kampf um den<br />

Sieg hatte er einen Überschlag, wurde aber trotz defektem<br />

Boot Siebenter. In Zarasai/LIT waren beim Rennen gleich 14<br />

Fahrer mit einem Abstand von max. 1,4 Sekunden fast gleich<br />

schnell, Rupp gelang es, auf den zweiten Platz zu fahren. In<br />

der Gesamtwertung liegt er nun an dritter Stelle und sieht dem<br />

letzten Rennen in Portugal mit großem Ehrgeiz entgegen.<br />

Attila Havas. Beim Europameisterschaftslauf der Klasse<br />

O-700 in Jedovnice/CZ begann das Training sehr vielversprechend.<br />

Den ersten Lauf konnte Attila mit großem Vorsprung<br />

als Erster beenden. Am Steg angekommen, bemerkten die<br />

In der Gesamtwertung liegt Attila Havas vor dem letzten Rennen in Boretto auf Platz Vier.<br />

64 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Wasserski-<br />

Racing<br />

Text: DI Hans Lux<br />

Mechaniker aber einen Riss im Propellerblatt, somit musste<br />

er den zweiten Lauf mit einem anderen Propeller angehen.<br />

Dabei konnte er seine Leistung vom Vortag nicht mehr<br />

wiederholen und wurde Zweiter. Im dritten Lauf brach ihm<br />

zwei Runden vor Schluss eine Zündkerze, er kämpfte sich<br />

trotz Handikap als Zweiter ins Ziel, fuhr aber entgegen dem<br />

Reglement direkt ins Fahrerlager und wurde<br />

somit disqualifiziert. Im vierten und letzten Lauf<br />

kämpfte er sich mit einem angeschlagenen Motor<br />

als Dritter ins Ziel und wurde nach Punkten<br />

Vize-Europameister in der Klasse O-700.<br />

Attila startet auch in der Klasse World F-500.<br />

Beim ersten Rennen in Barcis/IT hatte sein Motor<br />

wegen einer undichten Stelle zu wenig Leistung,<br />

er beendete das Rennen trotzdem als<br />

Zweiter.<br />

Im dritten Rennen in Baja/HU war er Trainingsschnellster,<br />

leider brach ihm aber im ersten Lauf<br />

am Samstag das Getriebe – er kam nicht ins Ziel.<br />

Am Sonntag herrschte den ganzen Tag über so<br />

starker Wind, dass das Rennen letztlich abgesagt<br />

werden musste und Attila ohne Punkte nach<br />

Hause fuhr.<br />

Das dritte Rennen fand in Ternoplo/UK statt. Bei<br />

diesem Rennen explodierte sein Motorblock und<br />

da er keinen Ersatz für 500 ccm dabei hatte,<br />

musste er auf den 700er-Block ausweichen. Dieser<br />

passte natürlich nicht hundertprozentig –<br />

und somit wurde er nur Fünfter. In der Gesamtwertung<br />

liegt er vor dem letzten Rennen in<br />

Boretto auf Platz Vier.<br />

Ferenc Csako belegte bei der EM O-700<br />

den fünften Rang, er hatte während des ganzen<br />

Wochenendes mit mehreren Problemen zu<br />

kämpfen. In der Klasse F-500 konnte er bei den<br />

ersten beiden Rennen jeweils den achten Rang<br />

erreichen und im dritten Rennen wurde er<br />

Neunter. Somit liegt er vor dem letzten Rennen<br />

auf dem fünften Gesamtrang.<br />

Anton Rosenleitner konnte bei der<br />

EM der Klasse O-700 den sechsten Platz erreichen.<br />

Bei der F-500 läuft es zur Zeit nicht so gut,<br />

in Barcis/IT hatte er immer wieder Probleme mit<br />

dem Propeller und dem Getriebe und wurde<br />

somit nur Elfter. Das Rennen in Baja/HU beendete<br />

er auf dem siebenten Platz. Damit liegt er<br />

vor dem letzten Rennen gesamt auf Platz 10.<br />

Bei der Europameisterschaft in Krems<br />

lieferten sich Sabine und Kathrin Ortlieb ein<br />

Kopf-an-Kopf-Rennen, letztlich holte sich<br />

Sabine mit zwei Punkten Vorsprung Gold vor<br />

Kathrin. Beide starteten in der Klasse Ladies<br />

F1 (bis 1600 PS) als Favoritinnen. Pech für<br />

Haselsteiner: Für sie kam nach einem<br />

Motorschaden das Aus.<br />

Rund 60 Teams aus ganz Europa bestritten<br />

vier Wettbewerbe innerhalb von acht Tagen.<br />

Die jüngere Sabine holte sich den ersten Sieg.<br />

Kathrin folgte knapp dahinter mit fünf<br />

Punkten Rückstand. Der dritte Platz ging an<br />

die Australierin Chelsea Blight, die außer<br />

Wertung startete.<br />

Beim zweiten Rennen setzten sich die<br />

Geschwister vom Start weg an die Spitze.<br />

Diesmal gewann Kathrin vor Sabine mit drei<br />

Punkten Vorsprung. WSC-Tulln-Kollegin<br />

Katharina Haselsteiner musste wegen<br />

eines Motorschadens bereits vor dem Start<br />

aufgeben und konnte die restlichen<br />

Rennen nicht bestreiten.<br />

Am dritten Wettkampftag musste Sabine, die<br />

von Anfang an in Führung gelegen war,<br />

aufgrund eines Motorschadens plötzlich<br />

anhalten. Das Rennen war gelaufen, die<br />

1.000 Punkte gingen an Kathrin.<br />

Damit stand fest: Die Entscheidung fällt im<br />

letzten Lauf. Kathrin hatte mit 2.995 Punkten<br />

eine gute Ausgangslage. Sabine musste<br />

gewinnen und noch dazu vier Punkte vor<br />

ihrer Schwester ins Ziel kommen. Kathrin<br />

genügte ein zweiter Platz für den EM-Titel.<br />

Bei Geschwindigkeiten von über 140 km/h<br />

wurde Kathrin dann plötzlich in der ersten<br />

Wende zum Stoppen gezwungen. Der Motor<br />

war ausgefallen. Damit konnte sie das<br />

Rennen nicht beenden und Sabine holte sich<br />

souverän die 1.000 Punkte ab. Mit insgesamt<br />

2.997 Punkten lag sie knapp vor ihrer<br />

Schwester und gewann damit Gold und den<br />

EM-Titel in der F1.<br />

Insgesamt gingen bei der Europameisterschaft<br />

zehn Tullner in den verschiedensten Klassen<br />

an den Start. Dabei zeigten auch die<br />

Familienmitglieder Ernst und Christian<br />

Ortlieb gute Leistungen. Ersterer konnte sich<br />

bei den Masters (35 plus) Platz vier belegen,<br />

Christian fuhr bei den Herren F2 (bis 300 PS)<br />

auf den fünften Rang.<br />

In der Klasse Eurokids B (bis 14 Jahre)<br />

errang Hubertus Mayerhofer nach Bronze.<br />

Natascha Storf landete auf Platz fünf.<br />

Victoria Storf erreichte bei den Junioren (bis<br />

17 Jahre) Platz vier. Insgesamt ein sehr<br />

respektables Ergebnis für die hochmotivierten<br />

Tullner Nachwuchsläufer.<br />

65<br />

Foto: Shutterstock


<strong>OCEAN7</strong> Bücherschapp<br />

Wenn an Bord<br />

das Licht ausgeht<br />

Yachteigner und Bootsbesitzer wissen: Bord -<br />

elektrik ist ein weites (Spannungs-)Feld. Gehen<br />

in der Kajüte die Lichter oder gar die Instrumente<br />

aus, beginnt die fieberhafte Suche nach<br />

der Fehlerquelle in den unterschiedlichsten<br />

Schaltkreisen an Bord. Und endet nicht selten<br />

mit einem wütend in die Ecke geworfenen<br />

Schraubenzieher. Dass es auch anders geht,<br />

zeigt Andy Johnson im neu erschienenen Handbuch<br />

Perfekte Bootselektrik. Darin erläutert er<br />

alle relevanten Aspekte der Bootselektrik und<br />

vermittelt Motorbootfahrern und Seglern anhand<br />

von leicht verständlichen Schritt-für-<br />

Schritt-Bildfolgen sowie vielen Detailzeichnungen<br />

und Tabellen das nötige Fachwissen, um<br />

elektrische Probleme an Bord selbst lösen zu können.<br />

Andy Johnson: „Wer noch nie Arbeiten an der Bordelektrik durchgeführt hat oder vor<br />

den ersten Schritten zögert, dem hilft dieses Buch, Schalter, Kabel, Sicherungen<br />

und andere Bestandteile der batteriegespeisten elektrischen Ausrüstung an Bord<br />

besser zu verstehen. Wo nötig, erlauben die ausführlichen Erklärungen einen<br />

tieferen Einblick in die Arbeitsweise des Bordnetzes.“<br />

Sehr entspannend …<br />

Perfekte Bootselektrik<br />

Von Andy Johnson, erschienen im Delius Klasing Verlag,<br />

gebundene Ausgabe, 192 Seiten, 200 x 252 mm, ISBN 978-3-667-1<strong>06</strong>84-1, € 30,80<br />

Terra Mystica<br />

Gespenstische Inseln, mystische Felsformationen<br />

aus Gold, verwunschene Kontinente: Die Seefahrtsgeschichte<br />

ist reich an sagenumwobenem Land,<br />

das oft auch in alten Karten der Weltmeere auftaucht<br />

– und das es nie gegeben hat. Dennoch<br />

waren sie Ziel tollkühner Expeditionen, über Jahrhunderte<br />

waren Seefahrer, Könige, Militär, Piraten<br />

und Kartenmacher überzeugt von ihrer Existenz<br />

und suchten mit Schiffen, zu Fuß und aus der Luft<br />

nach ihnen.<br />

Dirk Liesemer, freiberuflicher Journalist, begab sich<br />

auf Spurensuche und listet nun in seinem Buch<br />

Lexikon der Phantominseln dreißig dieser imaginären<br />

Inseln auf. Mit allem Wissenswerten von<br />

ihrer vermeintlichen Entdeckung bis zu ihrer<br />

Widerlegung: vielfältige, kuriose Geschichten, die über alle Ozeane und quer durch<br />

die Weltgeschichte führen. So ist das Lexikon der Phantominseln nicht nur spannender<br />

Lesestoff für die kalte Jahreszeit, sondern auch eine Chronik menschlicher Irrungen<br />

und Wirrungen. Mit Fingerzeig auf Machtgelüste, Hochstapelei, Kurzsichtigkeit – und<br />

auf die List der Täuschung.<br />

Lexikon der Phantominseln<br />

Von Dirk Liesemer, erschienen im mare-Verlag, 160 Seiten mit Illustrationen,<br />

gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-86648-236-4, € 24,70<br />

12 Superyachten<br />

für zu Hause<br />

Ganz ehrlich: Träumt nicht jeder von uns<br />

davon, einmal am Steuer einer Superyacht<br />

zu stehen und unter vollen Segeln oder<br />

vollem Schub übers Meer zu sausen? Mit<br />

dem Super Yachts Kalender 2017 kann<br />

man seine Fantasie jeden Monat aufs<br />

Neue beflügeln, ein ganzes Jahr lang. Ob<br />

brandneue Schiffe wie die Symphony oder<br />

die Silver Fast, Mega-Yachten wie die 147<br />

Meter lange Topaz oder legendäre<br />

Segelyachten wie die Athena, die Eos oder<br />

die Vertigo – mit zwölf beeindruckenden<br />

Motiven gibt der Prachtkalender einen<br />

spannenden Einblick in die große Welt<br />

der Superyachten.<br />

Super Yachts 2017<br />

Kalender mit Cover und 12 farbigen<br />

Monatsblättern im Format 56 x 41,5 cm,<br />

ISBN 978-3-7822-1254-0, Koehlers<br />

Verlagsgesellschaft, € 25,60<br />

<strong>OCEAN7</strong> verlost drei Kalender Super<br />

Yachts 2017. Einfach eine E-Mail mit<br />

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etwas Glück gewinnen! Einsendeschluss:<br />

30.11.<strong>2016</strong>. Die Gewinner werden per<br />

E-Mail verständigt. Keine Barablöse. Der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Gewinn<br />

spiel<br />

66 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>


Veranstalter:<br />

20.-23.10. <strong>2016</strong>.<br />

BIOGRAD<br />

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