OCEAN7 2016-06
Slow Travel in Irland: Mit dem Hausboot auf dem Shannon durch die mystischen Midlands. The good and the bad: Weltumsegler Wolfgang Hausner über gute Gäste – schlechte Gäste an Bord. Bitte melden: Die besten Kontakte und (Daten-)Verbindungen für die Kommunikation auf Langfahrt.
Slow Travel in Irland: Mit dem Hausboot auf dem Shannon durch die mystischen Midlands.
The good and the bad: Weltumsegler Wolfgang Hausner über gute Gäste – schlechte Gäste an Bord.
Bitte melden: Die besten Kontakte und (Daten-)Verbindungen für die Kommunikation auf Langfahrt.
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
www.ocean7.at<br />
Unabhängiges YACHTMAGAZIN für Österreich<br />
<strong>06</strong>/<strong>2016</strong> November/Dezember<br />
Grand Soleil 58<br />
Die Wandelbare<br />
Bitte melden!<br />
Kommunikation auf Langfahrt<br />
Mit News der Verbände YCA und MSVÖ
3. BIS 6. MÄRZ 2011<br />
2. - 5. März 2017<br />
österreichs BootsMesse Nr. 1<br />
Boote • YAchteN • tAUcheN • PADDeLN • zUBehör<br />
Willkommen in tulln. Volle Vielfalt voraus: AUstriAN BoAt shoW<br />
– Boot tULLN 2017. Das Nr. 1 Event für Boote, Yachten, Wassersport-Touristik<br />
und Tauch sport zeigt die wichtigsten Trends, die interessantesten Neuheiten und<br />
einzig artige Auswahl: Von Motorbooten über Luxus yachten bis zum breit ge fächerten<br />
Zubehör. Der sichere Hafen für den größten Überblick.<br />
FoLgeN sie UNs AUF<br />
FAceBook.coM/MessetULLN.At<br />
www.messe-tulln.at
Editorial<br />
Zeit für<br />
neue Kräfte<br />
Alles was gut ist, kann man noch besser machen! <strong>OCEAN7</strong><br />
bekommt jetzt einen neuen, starken Impuls. Der heißt Tahsin Özen.<br />
Er ist ein Vollblutjournalist, ein brillianter Schreiber und leidenschaftlicher,<br />
erfahrener Segler. Seine hohe soziale Kompetenz<br />
machen ihn zu einem perfekten Teamplayer. Tahsin ist von<br />
Anfang an, also seit 2007, an Bord von <strong>OCEAN7</strong>. Viele wesentliche<br />
Ideen zur Blattgestaltung kamen von ihm. Er war immer<br />
einer meiner allerersten und wichtigsten Ansprechpartner, wenn<br />
es um die strategische Ausrichtung, die Blattlinie und um inhaltliche<br />
Fragen ging.<br />
Jetzt engagiert sich Tahsin als neuer Chefredakteur – gemeinsam<br />
mit unserer langjährigen Art-Direktorin Catharina Pichler – an<br />
der Umsetzung und Angebotserweiterung unseres Magazins<br />
<strong>OCEAN7</strong>, dem unabhängigen Yachtmagazin für Österreich.<br />
Tahsin Özen, Jahrgang 1972, ist in Villach aufgewachsen und<br />
Vater von zwei Töchtern und einem Sohn, die – kein Wunder<br />
bei dem Vater – längst die Leidenschaft fürs Segeln bei sich<br />
selbst entdeckt haben. Tahsin hat in Villach maturiert, anschließend<br />
in Wien studiert und eine erfolgreiche journalistische<br />
Karriere bei unterschiedlichen Magazinen gemacht. Er ist Inhaber<br />
der Medienagentur fett und kursiv mit Sitz in Wien. Unsere<br />
Leser kennen ihn bisher vor allem als Autor packend geschriebener<br />
Reportagen, sachlich fundierter und sauber recherchierter<br />
Yachttests und als ausgezeichneten Fotografen. Auf der Homepage<br />
seiner Agentur wird Tahsin so beschrieben: In Ankara<br />
geboren, in Villach integriert. Beides sehr gelungen. Was ihn<br />
aber nicht davon abhielt, in Wien Jus zu studieren, um dann<br />
doch lieber Chefredakteur von Automobil-, Tourismus- und<br />
Gastronomie-Magazinen zu werden. Und weil er schrieb wie<br />
gedruckt, drückte er sich auch nicht ums Drucken. Weshalb er<br />
hernach in einer Redaktions- und PR-Agentur auch alles produzierte.<br />
Nur Gutes natürlich. Wünscht sich einen Billardtisch.<br />
Aber nicht, um die ruhige Kugel zu schieben.<br />
Noch ein paar abschließende Sätze zu mir: Nach mehreren<br />
Jahrzehnten als Redakteur, Redaktionsleiter und Chefredakteur<br />
bei diversen großen Tageszeitungen in Österreich und vor allem<br />
in Deutschland, als Medienentwickler – unter anderem der<br />
kroatischen Tageszeitung 24sata und meinem Lieblingsprojekt<br />
<strong>OCEAN7</strong> – habe ich mich entschlossen, mich aus der operativen<br />
Hauptverantwortung für <strong>OCEAN7</strong> zurückzuziehen. Das fällt mir<br />
leicht, da mit Tahsin nicht nur ein guter Freund, sondern vor<br />
allem ein hervorragender Blattmacher voll neuer Ideen und<br />
handwerklichen Fähigkeiten <strong>OCEAN7</strong> weiterführen und weiterentwickeln<br />
wird. Ich selbst werde <strong>OCEAN7</strong> – wann immer das<br />
gewünscht wird – auch weiterhin mit Rat zur Verfügung stehen<br />
und gelegentlich die eine oder andere Reportage beitragen.<br />
Ich bedanke mich nicht nur bei meinen zu Freunden gewordenen<br />
Kollegen im Team von <strong>OCEAN7</strong> und von der Satz- &<br />
Druck-Team GmbH mit Wolfgang Forobosko, sondern vor allem<br />
auch bei den vielen zehntausenden regelmäßigen Lesern von<br />
<strong>OCEAN7</strong>, die uns in den vergangenen fast zehn Jahren zu dem<br />
entscheidenden österreichischen Medium im Bereich Fahrten -<br />
segeln und Motorbootfahren gemacht haben.<br />
Ich wünsche dem neuen Chefredakteur<br />
und <strong>OCEAN7</strong> eine gute Zukunft.<br />
Ganz herzlich,<br />
Thomas D. Dobernigg<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 3
<strong>06</strong>/<strong>2016</strong> November/Dezember 4,50 EUR<br />
Mit News der Verbände YCA und MSVÖ<br />
9 190001 016481<br />
<strong>OCEAN7</strong>Inhalt/Impressum<br />
14<br />
Impressum<br />
Medieninhaber: Satz- und Druck-Team GmbH |<br />
Feschnigstraße 232 | A-9020 Klagenfurt | +43(0)463/4619025<br />
www.ocean7.at | redaktion@ocean7.at | office@ocean7.at<br />
Firmenbuchnummer 105347 y | Landesgericht Klagenfurt |<br />
UID ATU 25773801<br />
Anwendbare Vorschrift: Österreichische Gewerbeordnung,<br />
Mediengesetz (www.ris.bka.gv.at)<br />
Geschäftsführer:<br />
Wolfgang Forobosko<br />
Chefredaktion:<br />
Thomas D. Dobernigg,<br />
Tahsin Özen<br />
Witthauergasse 31<br />
A-1180 Wien<br />
+43(0)650/9122950<br />
oezen@ocean7.at<br />
Art-Direktion:<br />
Catharina Pichler<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Birgit Hackl, Wolfgang Hausner,<br />
Bernd Hofstätter, Dr. Reinhard<br />
Kikinger, Kirsten Panzer,<br />
Alexandra Schöler-Haring,<br />
Dr. Alfred Zellinger<br />
Produktion:<br />
Satz- und Druck-Team GmbH<br />
Anzeigen:<br />
Bernd Hofstätter<br />
+43(0)664-5520932<br />
b.hofstaetter@ocean7.at<br />
Druck:<br />
Satz- und Druck-Team GmbH<br />
Einzelverkaufspreis:<br />
Österreich 4,50 Euro<br />
Abo-Preise:<br />
Bezugspreis Inland für<br />
sechs Ausgaben: 25 Euro<br />
Abo-Bestellung:<br />
abo@ocean7.at<br />
www.ocean7.at<br />
Vertrieb:<br />
Presse Großvertrieb Austria<br />
Trunk GmbH, St. Leonharder<br />
Straße 10, 5081 Anif/Salzburg<br />
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und<br />
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes bedarf<br />
der Zustimmung des Herausgebers. Die Ver wendung von Zitaten<br />
aus Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme eines<br />
Manuskriptes erwirbt der Herausgeber das ausschließliche Recht<br />
zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos wird keine Haftung übernommen.<br />
Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1<br />
und 2. Urheberschutzgesetz, sind durch den Herausgeber<br />
genehmigungspflichtig.<br />
Bei Nichtbelieferung ohne Herausgeber-Verschulden oder wegen<br />
Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche<br />
gegenüber dem Herausgeber.<br />
Offenlegung für <strong>OCEAN7</strong><br />
(Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz) Jury-Mitglied<br />
Medieninhaber: Satz- und Druck-Team GmbH,<br />
Feschnigstraße 232, A-9020 Klagenfurt<br />
Geschäftsführer: Wolfgang Forobosko<br />
<strong>OCEAN7</strong> steht im Alleineigentum von<br />
Satz- und Druck-Team GmbH, FN 105347 y<br />
Unternehmensgegenstand: Druck bzw. Herstellung<br />
von Druckwerken und Magazinen.<br />
Grundlegende Richtung: <strong>OCEAN7</strong> ist ein Magazin,<br />
das sich an yachtsportinteressierte Österreicher richtet.<br />
Verantwortlich für YCA-Mitteilungen<br />
Yacht Club Austria, Generalsekretariat<br />
A-4020 Linz, Lederergasse 88, www.yca.at<br />
Verantwortlich für Mitteilungen<br />
des Motorbootsport und<br />
Seefahrtsverbandes Österreich<br />
Motorbootsport und Seefahrtsverband Österreich,<br />
Ketzergasse 30, 1230 Wien, msvoe@msvoe.at, www.msvoe.at<br />
<strong>OCEAN7</strong> ist ein Magazin der<br />
Inhalt<br />
<strong>06</strong>/<strong>2016</strong><br />
November/Dezember<br />
Rubriken<br />
3 | Editorial<br />
6 | <strong>OCEAN7</strong>-Panorama<br />
8 | Best of<br />
10 | OCEAN-Woman<br />
66 | Bücherschapp<br />
Revier<br />
12 | News<br />
14 | Slow Travel in den Midlands<br />
Irland: im Hausboot den Shannon entlang<br />
20 | Venedig – Sailing Poetry<br />
Schriftsteller Alfred Zellinger in der<br />
und über die Lagunenstadt – Teil 1<br />
People<br />
26 | News<br />
28 | The good, the bad<br />
Wolfgang Hausner über Gäste an Bord, die<br />
mit dem Feuer spielen – oder Segel flicken<br />
www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />
UNABHÄNGIGES YACHTMAGAZIN FÜR ÖSTERREICH<br />
Grand Soleil 58<br />
Die Wandelbare<br />
Bitte melden!<br />
Kommunikation auf Langfahrt<br />
Coverfoto: Grand Soleil<br />
P. b. b. 12Z039473 M · <strong>OCEAN7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
GmbH
Inhalt<br />
44<br />
54<br />
Service<br />
34 | News<br />
36 | Wer will sich da noch prüfen lassen?<br />
MSVÖ-Prüfungsreferent Harald Melwisch im Interview:<br />
„Eine neue Prüfungsordnung muss her!“<br />
40 | Gute Kontakte auf hoher See<br />
Kommunikation auf Langfahrt<br />
44 | Flagship species<br />
Marine Flaggschiff-Arten – und ihr Meerwert<br />
Yachten<br />
52 | News<br />
54 | Wunderbar wandelbar<br />
Kleine Vorschau auf die große Grand Soleil 58<br />
56 | Randsport für alle<br />
Leistbarer Luxus: die Rand Picnic Sport aus Dänemark<br />
Verbände<br />
60 | Yacht Club Austria<br />
64 | Motorbootsport und<br />
Seefahrtsverband Österreich<br />
315<br />
Fast Cruising Individual Customization Easy Sailing Innovative Design<br />
WELTNEUHEIT!<br />
Mit Elektroantrieb<br />
315 345 385 415 455 505 575<br />
new<br />
588<br />
new<br />
675 www.hanseyachts.com<br />
NEU UND EINZIGARTIG:<br />
REVOLUTIONÄRER ELEKTROANTRIEB FÜR DIE HANSE 315<br />
ZU SEHEN AUF DER BOATSHOW BERNAU VOM 25.-27.11.<strong>2016</strong><br />
Hanse (Deutschland) Vertriebs GmbH & Co. KG<br />
Bernau am Chiemsee | Tel. +49 (8051) 9629767 | sales@hanseyachts.de
<strong>OCEAN7</strong>Panorama<br />
Kuba<br />
für Träumer
Kuba<br />
Das beste Mittel gegen Minusgrade und Winterdepression? Kuba, der größte<br />
ungeschliffene Rohdiamant der Karibik. Ein Traumrevier für Blauwassersegler,<br />
erreicht man doch mit einem Segel-Katamaran von Dream Yacht Charter ab<br />
Cienfuegos einsame Traumstrände und -inseln fernab der in den letzten Jahren<br />
so sehr in Mode gekommenen Touristenhochburgen. Das kleine Eiland Cayo<br />
Macho de Afuera beispielsweise, mit dessen Postkartenmotiven man einen ganzen<br />
Jahreskalender schmücken könnte. Oder die Königinnengärten im Archipiélago<br />
Jardines de la Reina – eines der letzten (noch) unberührten Paradiese für<br />
Schnorchler und Segler, wie der Name des Archipels schon verheißt.<br />
Damit der Karibik-Traumtörn im „sozialistischen“ Kuba ungetrübt bleibt, bietet<br />
Master Yachting Deutschland individuelle Charter-Angebote und Packages mit<br />
Rundumbetreuung an. Info: www.master-yachting.de<br />
Text und Foto: Tahsin Özen
Bestof<br />
Wer sind<br />
Champions?<br />
die<br />
Nach 521 Tests von 169 Motorbooten aus 19 Ländern durch<br />
17 unabhängige Fachjournalisten ist es nun soweit: Die Finalisten<br />
der Best of Boat Awards <strong>2016</strong> sind nominiert,<br />
die Gewinner werden am 23. November im Gala-Rahmen<br />
der Boot & Fun Berlin präsentiert.<br />
2014 von engagierten Journalisten ins Leben gerufen, stehen<br />
die Best of Boats Awards für professionelle und überregionale<br />
Motorboottests – ausschließlich aus dem Blickwinkel der<br />
Nutzer und nur diesen verpflichtet. Der Philosophie dieser<br />
jungen europäischen Auszeichnung für Motorboote folgen<br />
aktuell 17 erfahrene Redakteure aus 15 Nationen.<br />
Und sie waren fleißig: Über 500 Tests wurden allein in diesem<br />
Jahr in enger Zusammenarbeit, Diskussion und Bewertung<br />
bestritten, um die Finalisten für die fünf Best of Boat-<br />
Kategorien bestimmen zu können. Auch <strong>OCEAN7</strong>-Chefredakteur<br />
Thomas Dobernigg hat als Jury-Mitglied sein Bestes gegeben,<br />
um die Besten der Besten zu ermitteln. Die Finalisten in den<br />
jeweiligen Kategorien (im Bild die Frauscher 1414 Demon,<br />
nominiert für die Kategorie Best for Fun) haben wir für Sie im<br />
Kasten rechts gelistet.<br />
Die Gewinner werden am 23. November im Rahmen der Messe<br />
Boot & Fun Berlin feierlich verkündet, ein ausführlicher Bericht<br />
folgt in der nächsten Ausgabe.<br />
8 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Aktuell<br />
Ihr verlässlicher Partner<br />
beim Yachtkauf<br />
Yachten der Spitzenklasse<br />
Neu- und<br />
Gebrauchtyachten<br />
Kauf-Charter<br />
Ausstellungshalle<br />
in Kirchbichl/Tirol:<br />
Bootsausstellung<br />
(10/<strong>2016</strong> – 02/2017)<br />
Sun Odyssey 419<br />
Sun Odyssey 479<br />
Sun Odyssey 519<br />
Charter-Beratung<br />
Yachtcharter weltweit<br />
Die Finalisten<br />
Best for Beginners<br />
AMT 190 BR<br />
Bayliner VR 6<br />
Bella 700 BR<br />
Silver Eagle BR 640<br />
Best for Fishing<br />
Beneteau Barracuda 8<br />
Faster 545 CC<br />
Jeanneau Merry Fisher 795<br />
Best for Family<br />
Bavaria R 40 Fly<br />
Beneteau Gran Turismo 46<br />
Finn Marin Finnmaster T7<br />
Jeanneau Leader 46<br />
Sargo 33<br />
Targa 30.1<br />
Best for Fun<br />
Agapi 800<br />
Axopar 37<br />
Finnmaster Husky R8<br />
Frauscher Schnell – 1414 komfaorabel Demon – extravagant – edela<br />
Ganz Ovation 7.6<br />
Jeanneau Cap Camarat 10.5 WA<br />
Sea Ray 250 Sun Sport<br />
Best for Travel<br />
Bavaria E 40<br />
Beneteau Swift Trawler 30<br />
Delphia Escape 1150 Voyage<br />
Elling E 6<br />
Nimbus 305 Coupé E-Power<br />
Foto: Frauscher-Werft<br />
HAUSMESSE<br />
vom 10.–13.11.<strong>2016</strong>!<br />
Schnell, komfortabel,<br />
extravagant<br />
Komfort & Performance<br />
Leben Sie Ihre Träume –<br />
die beste Zeit ist jetzt!<br />
Tel. +43(0)5332/74291<br />
office@trend-travel-yachting.com<br />
charter@trend-travel-yachting.com<br />
www.trend-travel-yachting.com
<strong>OCEAN7</strong>Kolumne<br />
Und wieder einer dieser Sonnenuntergänge, die wohl nirgendwo sonst so herrlich<br />
zu betrachten sind wie vom Cockpit einer Segelyacht aus. Man genießt das Leben<br />
an Bord und den Sundowner in der Hand, lässt den Blick über die Bucht schweifen<br />
zu den sanften Hügeln der Insel vis-à-vis, zum Horizont – Farbenspiele!<br />
Und dann die beunruhigte Stimme der Skipperin: „Der Sonnenuntergang<br />
ist aber sehr rot. Gibt es da nicht diesen Spruch:<br />
,Abendrot ist Seemanns Not‘ – oder so ähnlich?“<br />
Auf der sich sanft in der Abendbrise wiegenden Segelyacht<br />
entfacht sich eine Diskussion, die erst enden soll, als sich die<br />
Dämmerung wie ein dunkelblaues Tuch über die Bucht gelegt<br />
hat. Und das allwissende Netz befragt wurde.<br />
„Abendrot und Morgenhell sind ein guter Wettergesell“, steht<br />
da zumindest im Bauernkalender und schließlich international:<br />
„Red sky at night, sailors delight.“<br />
Red sky in morning, sailor’s warning.<br />
Uff! Entspannt lehnt sich die Skipperin zurück und betrachtet<br />
die hell blitzenden Sterne am Himmelszelt. „Bei rotem Mond<br />
und hellen Sterne’ sind Gewitter gar nicht ferne.“ Das neue<br />
Crew-Mitglied aus der Steiermark, erstmals per Schiff on Tour,<br />
hat nun mit dieser Weisheit aus dem Munde seines bäuerlichen<br />
Großvaters aus St. Stefan ob Stainz auch seine Wortspende<br />
zum nächtlichen Thema abgegeben.<br />
Blick nach oben. Sind sie hell, die leuchtenden Sterne über<br />
uns? „Es gibt keinen Mond!“, streut der hungrige Teenager<br />
beiläufig ein und beginnt, das Dinghi für den Aufbruch zum<br />
Strand-Restaurant klar zu machen. Kein Mond? Bringt Neumond<br />
nicht Schlechtwetter? „Neumond mit Wind ist zu Regen<br />
oder Schnee gesinnt“ – das WLAN der Konoba funktioniert<br />
bestens an Bord. Zwar streicht gerade ein sanfter Windhauch<br />
über die kroatische Bucht, eines ist dennoch sicher: Mit Schnee<br />
ist nicht zu rechnen. Wobei ich mich gerade mit Schrecken an<br />
einen gar nicht lange zurückliegenden Sommer an Bord er -<br />
innere: Ich verzehrte mich damals geradezu nach meinem<br />
Neuseeland-Fleecepullover. Du meine Güte, die Wolken -<br />
formationen dieses Sommers hätten ganze Fotobände gefüllt!<br />
Apropos Wolken. Welche Wolken hatten wir denn heute, als<br />
wir die etwas stürmische Kvarner bezwangen? „Keine Wolken“,<br />
brummelt der Skipper und sucht seine Zigarillos im Schwalbennest.<br />
Keine Wolken? Autsch, das klingt gefährlich – so kann<br />
man ja überhaupt nichts voraussagen! „WeatherOnline spricht<br />
von einem stabilen Hoch“, ruft der Skipper aus der Kombüse<br />
auf der Suche nach einem Feuerzeug. „Wetter-Apps! Dass ich<br />
nicht lache! Sitzen die mit uns in einem Boot?“, denkt die<br />
nervöse Skipperin und erinnert die Mannschaft daran, dass<br />
irgendwann nach dem Einlaufen am Nachmittag am Himmel<br />
Cirren zu sehen waren.<br />
„Marestails and mackerel scales make tall ships carry low sails.“<br />
Unser steirisches Crew-Mitglied ist bereits eingetaucht in eine<br />
mit vielen Seglersprüchen gespickte britische Website. Wie<br />
bitte? Marestail heißt übersetzt Zinnkraut – und das hat in<br />
10 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
OceanWoman<br />
Alexandra Schöler ist<br />
WOMAN@ocean7.at<br />
ist Seglers …<br />
seiner Form eine Ähnlichkeit mit den Cirren. Die berühmten<br />
Cirrocumulus-Wolken ähneln hingegen den Schuppen der<br />
gemeinen Makrele. Da erhebt der Skipper seine Stimme: „Nun<br />
bleibt aber die Frage, ob diese Cirren am Nachmittag von SW<br />
nach NW gezogen sind? Das könnte Schlechtwetter ankündigen<br />
…“ „O nein!“, werfe ich ein. „… aber erst in zwei Tagen,<br />
und nur, wenn sie sich verdichten“, ergänzt der Skipper und<br />
lächelt ganz fein.<br />
Verdichtet haben sie sich nicht, der Sonnenuntergang war<br />
makellos. Aber rot. Ein sanfter Wind weht der Skipperin eine<br />
Locke ins Gesicht. Aus West, Ost, Nord oder Süd?<br />
„Landwind, es riecht nach gegrillten Calamares – ich hab’<br />
Hunger“, ruft der 16-jährige Junior aus dem startklaren Dinghi.<br />
Es riecht nach Fisch. Das hatten wir doch damals auch in der<br />
Megaflaute auf dem Atlantik, oder? Folgte dann nicht eine<br />
ausgewachsene Regenfront? „Kommt der Regen vor dem Wind,<br />
ocean7 210x665 20151116DP_Layout 1 16.11.2015 17:15 Seite 1<br />
nimm die Segel weg geschwind. Kommt der Wind vor dem<br />
Regen, wirst bald Vollzeug setzen mögen.“<br />
„Der Spruch stimmt immer“, meint der Skipper und zieht genüsslich<br />
an seinem Zigarillo. Der Rauch zwirbelt sich senkrecht<br />
in die Höhe. „Steigt der Rauch ganz gerade in die Höh‘n, bleibt<br />
das Wetter lange schön“.<br />
„Bauernkalendersprüche sind beruhigender als jede Wetter-<br />
App!“, denkt sich die Skipperin, gönnt sich noch einen letzten<br />
Rundblick auf den klaren Abendhimmel und macht sich klar<br />
fürs Dinghi. „Aber Vorsicht beim Anlegen am Steg“, ermahnt<br />
das steirische Crew-Mitglied und ergänzt: „Ist der Steg gespalten,<br />
hat der Skipper sich verschalten!“<br />
Gemächlich tuckern wir Richtung Konoba, hinter uns die immer<br />
kleiner werdende Segelyacht, deren Mast nach den Sternen<br />
zu greifen scheint. Gut so, denn: „Scheint die Sonne auf<br />
das Schwert, macht der Skipper was verkehrt!“<br />
DIE RICHTIGEN CHARTER-VERSICHERUNGEN<br />
Gute Agenturen empfehlen YACHT-POOL Charterversicherungen, weil Sie von der praxisnähe der Deckungskonzepte<br />
und der Schadenabwicklung überzeugt sind.<br />
Durch die praxisnahe Produktentwicklung und Schadenabwicklung ist YACHT-POOL seit Jahren Marktführer und damit<br />
die Nummer 1 auf dem Gebiet der Charterversicherungen in Europa.<br />
YACHT-POOL Deutschland | Schützenstraße 9 | D-85521 Ottobrunn | Telefon: +49 89 / 609 37 77 | Email: skipper@yacht-pool.de<br />
YACHT-POOL Österreich | Münsterholzstr. 45 | A-5163 Mattsee | Tel: +43 6217 / 5510 | Email: info@yacht-pool.at<br />
www.yacht-pool.com
RevierNews<br />
Weltpremiere<br />
20.–23. Oktober <strong>2016</strong>:<br />
Biograd Boat Show<br />
– ganz Kroatien<br />
in einem Hafen<br />
Auf 32.800 m 2 präsentiert sich Kroatien, das<br />
unangefochtene Lieblingsrevier der österreichischen<br />
Yachties, Ende Oktober im Rahmen der größten<br />
Bootsmesse des Landes.<br />
Kroatien als Top-Destination für Segler und Motorbootfahrer ist naheliegend.<br />
Nicht nur geografisch, sondern ganz besonders auch aufgrund<br />
der über 1.700 Kilometer langen Küste und der mehr als 1.100 davor<br />
eingestreuten Inseln, die eine Million und mehr Gelegenheiten für den<br />
maritimen Genuss eröffnen. Welches Revier, welche Yacht, welcher<br />
Vercharterer darf es denn nächstes Jahr sein?<br />
Anworten auf diese Fragen und Einblicke auf die neuesten Trends für<br />
die kommende Saison bietet die Biograd Boat Show, die größe Water-<br />
In-Messe Zentraleuropas. Über 300 Aussteller und Boote werden<br />
auch heuer wieder erwartet – als ein Highlight gilt unter anderem die<br />
Präsentation der Greenline 36 Hybrid Motoryacht, die in Biograd ihre<br />
Weltpremiere feiern wird.<br />
Zur Einstimmung auf die Biograd Boat Show 18.0 kann man<br />
übrigens unter www.bbs.com.hr eine virtuelle 360°-Tour durch<br />
die Messe machen.<br />
Als Gleityacht konzipiert, bietet die neue Greenline 36<br />
Hybrid aus der slowenischen SVP-Werft auch die Option<br />
auf geräuschlose Fahrt mittels E-Antrieb. Vorausgesetzt,<br />
man entscheidet sich für die Variante mit dem Volvo-D3-<br />
Motor, der die 2-Kabinen-Yacht auf bis zu 18 Knoten<br />
Marschfahrt bringt. Unter Strom sollen dann mit Hilfe<br />
von Lithium-Polymerbatterien (5,7 KW) bis zu 6,5 Knoten<br />
machbar sein, die dazugehörige Fotovoltaikanlage auf<br />
dem Dach (1,14 KW) bringt zusätzlichen Saft für Goodies<br />
wie Klima oder Heizung im Innenraum. Salon und Cockpit<br />
sind durch eine Schiebetür getrennt, liegen aber auf<br />
gleicher Höhe, was dem Wohlbefinden an Bord durchaus<br />
zuträglich ist. Erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird<br />
die neue Greenline 36 Hybrid auf der Biograd Boat Show<br />
<strong>2016</strong>. Infos: www.greenlinehybrid.si<br />
12 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Rum um die BVI<br />
Ein See<br />
voller<br />
Ideen<br />
Als 1842 ein verheerender Sturm die Fischerboote auf dem oberitalienischen Iseosee ver -<br />
nichtete, schlug die Stunde des jungen Schiffsbauers Pietro Riva. Er entwarf und baute die<br />
ersten Riva-Boote, die spätestens in den 1950er-Jahren unter Carlo Riva Inbegriff für edles<br />
Design, italienischen Luxus und La Dolce Vita wurden. Sie gelten als Rolls Royce der Meere,<br />
Prominente wie Brigitte Bardot, Sean Connery, Sophia Loren oder Richard Burton durften eine<br />
Riva-Yacht ihr Eigen nennen. Eine Spurensuche auf dem Iseosee, dem viertgrößten der ober -<br />
italienischen Seen, ist nicht nur von historischem oder landschaftlichem, sondern auch seglerischem<br />
Reiz. Das Revier gilt aufgrund günstiger Fallwinde als Paradies für Segler und Surfer und<br />
ist noch weit gehend vom Massentourismus verschont geblieben. Die Anreise mit dem Auto ist<br />
unkompliziert, für künftige Besitzer einer Fiat Riva – eine Sonderedition des Fiat 500 mit<br />
eleganten Details in Anlehnung an die große Schwester auf dem Wasser – ist sogar Pflicht.<br />
Segeln auf dem Iseosee: www.avas.it | Riva-Yachten: www.riva-yacht.com<br />
Fiat 500 Riva: www.fiat.at<br />
Seit mehr als 40 Jahren<br />
bietet Sunsail nun schon<br />
Segelreisen rund um den<br />
Erdball an. Wie wäre es<br />
zum Beispiel mit einem<br />
Karibik-Törn in einem nagelneuen<br />
Sunsail-454-Katamaran?<br />
Das neueste Modell<br />
von Leopard Catamarans<br />
kommt mit vier Kabinen und<br />
360-Grad-Panoramablick<br />
daher und wird im Frühjahr<br />
auch für Törns in Kroatien<br />
und Griechenland zur Ver -<br />
fügung stehen.<br />
Die Monohull-Flotte im<br />
Mittelmeer wird zudem um<br />
zwei neue Sunsail-Modelle<br />
(beide Sun Odyssey von<br />
Jeanneau) bereichert: Die<br />
Sunsail 34 hat zwei Kabinen<br />
und eine Nasszelle, die<br />
Sunsail 38 wird als Drei-<br />
Kabinen-Version mit zwei<br />
Nasszellen buchbar sein.<br />
In Italien und Kroatien<br />
werden auch weiterhin<br />
Wein- und Genussflottillen<br />
angeboten. Zur neuen<br />
Bahamas-Kiteboard-Flottille<br />
gesellt sich nun – erstmals<br />
im Sunsail-Programm – die<br />
BVI-Rum-Flottille auf den<br />
British Virgin Islands.<br />
Infos: www.sunsail.de
Where dear old Shannon‘s flowing,<br />
where the three leaved shamrock grows,<br />
where my heart is I am going to my little Irish rose…<br />
Aus „Where The River Shannon Flows“,<br />
1904 komponiert von James I. Russell<br />
Foto: Attila Jandi/Shutterstock
Irland/Midlands<br />
Slow Travel<br />
Wer die Midlands in Irland vom Hausboot aus erkunden will, sollte<br />
genug Zeit, einen guten Fleecepulli und sein persönliches Teehäferl<br />
mitbringen. Ein bisschen Aberglaube kann auch nicht schaden.<br />
Text und Fotos: Alexandra Schöler-Haring<br />
„Wow, der Shannon!“ Ich stehe auf der von Blumen gesäumten<br />
Terrasse des Lakeside Hotel in Killaloe. „No, that’s Lough Derg<br />
– a lake of the Shannon!“ Unser Busfahrer Frank blickt mich<br />
milde an und beginnt, eine irische Weise pfeifend das Gepäck<br />
zu entladen. Wir waren gerade zwei Stunden von Dublin ins<br />
Herz der irischen Midlands (zwischen Dublin im Osten und<br />
Galway im Westen) angereist. Das Gebiet ist durchzogen vom<br />
viel besungenen Shannon River, der im Nordwesten Irlands<br />
entspringt, sich seinen Weg bis zur moorigen Mitte Irlands<br />
bahnt und viele fischreiche Seen speist (wie eben den Lough<br />
Derg), um sich schließlich westlich von Limerick dem stürmischen<br />
Atlantik zu ergeben.<br />
250 Kilometer des Shannon sind schiffbar, wie mir unsere<br />
Hausboot-Skipperin Katrina bestätigt. Ein Törn, der bei gemütlicher<br />
Annäherung in zwei Wochen machbar sei. Natürlich gibt<br />
es einige Schleusen (Locks) zu überwinden. Einige werden<br />
gerne „Gin and Tonic Locks“ genannt. Katrina: „So easy, you<br />
don’t have to put down your glas!“ Slow Travel ist hier in den<br />
Midlands Programm – ein Spaziergang durch die kleine Stadt<br />
Killaloe am Lough Derg bestätigt uns das eindrucksvoll.<br />
Am nächsten Tag sind wir bei Lady and Lord Rosse auf Schloss<br />
Birr eingeladen – eine besondere Ehre, denn für die Öffentlichkeit<br />
ist nur der Park zugänglich. Als wir überwältigt von<br />
soviel Eleganz und Romantik durch die Gemächer wandeln,<br />
öffnet sich plötzlich eine damastbezogene Geheimtür und ein<br />
kleiner Junge in Jeans steht vor uns, um seiner Oma, der Lady<br />
des Anwesens, kurz Hallo zu sagen. Die Ahnengalerie im Speisezimmer<br />
schmücken unter anderem Lady Mary, eine der<br />
ersten Fotokünstlerinnen ihrer Zeit, und ihr Ehemann Willam<br />
Parson, 3. Earl von Rosse, der 1845 das damals größte Teleskop<br />
der Welt gebaut hatte. 17 Meter hoch ruht das „Leviathan“ genannte<br />
Meisterwerk im herrschaftlichen Park wie eine überdimensionierte,<br />
jedoch absolut friedliche Kanone. Die Tatsache,<br />
dass eine klare Sternennacht in Irland Seltenheitswert hat, hat<br />
den visionären Earl wohl nicht sehr beeindruckt. Ob es auch<br />
ein Schlossgespenst gibt? „Yes“, schmunzelt Lord Ross unter<br />
den wachsamen Augen seiner Ahnen in Öl, „but he is friendly!“<br />
A wise man always takes a coat. Die<br />
Silverbreeze, unser Hausboot von SilverLine Cruisers, empfängt<br />
uns freundlich am Kai von Killaloe. Der gemütliche Aufenthaltsraum<br />
und zugleich die Kombüse des Bootes – ausgeführt in<br />
Teak und Stechpalmenholz (!) – duftet nach Tee und frisch -<br />
gebackenen Scones. Ein Hochgenuss, während Skipperin<br />
Katari na von Irish Whaterways Fahrt aufnimmt und wir mit<br />
gemütlichen fünf Knoten in der Morgensonne über den Lough<br />
Derg Richtung Mountshannon tuckern. Um uns grüne Hügel,<br />
2<br />
Schafe, Kühe – Irland pur. Auf Steuerbord nähern wir uns dem<br />
Weltkulturerbe Holy Island, ein kleines Inselchen mit typisch<br />
irischem Rundturm. Einst sollen auf dieser Pilgerstätte sieben<br />
Kirchen gestanden sein. Heute ist sie ohne Dinghi nicht erreichbar<br />
– das kann aber zum Hausboot dazugebucht werden. Ich<br />
darf ins Dorf Dromeenir steuern, wo wir am weitläufigen Steg<br />
anlegen (grundsätzlich ist es erlaubt, überall mit dem Hausboot<br />
anzulegen und fünf Tage zu bleiben). Whaterways Irland stellt<br />
freie Moorings und Anlegeplätze bereit, nur in manchen Stadthäfen<br />
zahlt man ein paar Euro, z. B. für die warme Dusche – die<br />
1 Im Weltkulturerbe: Das kleine Holy Island ist nur mit Dinghi erreichbar.<br />
2 Im Paradies: Irische Kühe am Shannon, umgeben von unendlichem Grün.<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 15
<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
es aber an Bord des Hausbootes natürlich auch gibt. Ich spaziere die<br />
kleine Marina der 100-Seelen-Gemeinde entlang und bleibe vor einer<br />
großen Barke stehen. Ein Ehepaar bessert die Bordwände mit Farbe aus.<br />
Gay und Ann leben seit zehn Jahren auf der Aurora, einem ehemaligen<br />
Transportschiff, das innen ausgestattet ist wie ein kleines Landhaus,<br />
gusseiserner Ofen inklusive! Wieder auf dem Hausboot, fordern Schwäne<br />
auf der Plattform schnatternd ihren Tribut. Sie bekommen irisches Brot,<br />
das ebenfalls zum „tea“ gereicht wird – mit gesalzener Butter.<br />
Weiter Richtung Mountshannon. Es hat aufgefrischt – Fleecepulli überstülpen,<br />
Regenjacken drüberziehen. Ein kurzer Regenschauer, und schon<br />
strahlt wieder die Sonne – Fleecepulli und Regenjacke wieder ausziehen.<br />
Das ist Irland: Wolken zum Anfassen nahe, Licht zum Niederknien schön.<br />
In der Ferne Segelboote – gesegelt wird gerne in diesem Land. Mehrere<br />
Yachtclubs säumen den Lough Derg („Lough“ ist übrigens das gälische<br />
Wort für Lake, den See, und „Derg“ für Rot, die Färbung des Wassers,<br />
verursacht durch Mineralstoffe aus den moorigen Böden des Umlandes.<br />
Plötzlich aufkommender Wind in Mountshannon verlangt uns zwei<br />
Anlegemanöver ab, ehe wir an Land können. Ja, man spürt und riecht<br />
den Atlantik hier bereits, der so gerne mit raschen Wetterumschwüngen<br />
auf sich aufmerksam macht. Also Fleecepulli wieder an, Regenjacke<br />
drüber – und 15 Minuten später alles wieder retour. Es stimmt: The wise<br />
man (and OCEAN Woman) always takes a coat – jedenfalls in Irland!<br />
1<br />
Life is like a cup of tea, it’s all in how you<br />
make it! In Portumna im Norden des Lough Derg lerne ich ein<br />
neues englisches Wort. „Glamping“, erklärt Dick Ridge, der Initator des<br />
Pod Umna Glamping Village, „ist eine Kombination von Glamourous<br />
und Camping.“ Als Seglerin verstehe ich sofort, was gemeint ist. Für alle,<br />
die zwar gerne die Natur, das Wohlige und Urige am Campen mögen,<br />
aber nicht die Ameisen, den Regen und schlechte Liegematten, stehen<br />
in Dicks Garten einige „Eco Pods“ zur Verfügung: schnuckelige Holzhäuschen<br />
wie kleine Waben – oder sagen wir einfach Kojen.<br />
Sollten also einige Segler einmal Sehnsucht nach Landurlaub haben, ist<br />
das durchaus eine gemütliche Alternative. Gekocht wird in der Gemein-<br />
3<br />
2<br />
16 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Irland/Midlands xxxxxxx<br />
schaftsküche, es gibt Fahrräder, um durch die Gegend zu<br />
strolchen und ein Pub gleich ums Eck. Und selbstverständlich<br />
Tee. Mit Scones und Marmelade, irischer Butter und einem<br />
Klecks Schlagobers. Nicht die Engländer, sondern ihre irischen<br />
Nachbarn sind die wahren Europameister im Teetrinken – der<br />
Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 4,6 Kilo im Jahr. Wenig über -<br />
raschend wird in Irland daher auch nicht aus dem Kaffeesud,<br />
sondern aus den Teeblättern gelesen – Jeannette aus Galway<br />
blickt sogar online in die Teetassen.<br />
Ob „The Great Irish Famine“ – die große Hungersnot der<br />
1850er Jahre – vorausgesagt wurde, bleibt offen, sichtbar sind<br />
die Nachwirkungen bis heute. Workhouses, die Armenhäuser<br />
jener Zeiten, geben Einblick in die harten Zeiten einer Insel,<br />
deren geschichtliche und politische Entwicklung stets Zündstoff<br />
für Macht- und Glaubenskämpfe war und teilweise ja noch ist.<br />
Sláinte! Tuckert man mit dem Hausboot vom Lough Derg<br />
Richtung Norden den Shannon hinauf ins Städtchen Athlone,<br />
eröffnet eine einfache Lock dem Reisenden den Durchgang<br />
zum nächsten See, dem Lough Ree. Tipp: Unbedingt eine Nacht<br />
bleiben und im Sean‘s Pub, das angeblich über 1.000 Jahre alt<br />
sein soll, ein Glas Guinness genießen, während gleich neben<br />
dem Eingang auf der Langbank drei Musiker irische Lieder zum<br />
Besten geben.<br />
Schleusen? Gin<br />
and Tonic Locks!<br />
6<br />
4<br />
Holy Cow! Als ich meinem Sohn Finn Fotos von der<br />
einzigartigen Klosterruine Clonamacnoise schicke, kommt<br />
postwendend die Message „Game of Thrones!“ zurück. Die<br />
Fantasy-Fernsehserie spielt in einer Welt des europäischen<br />
Mittelalters und fände hier einen idealen Drehort. Der Heilige<br />
Ciarán – im fünften Jahrhundert erst Zimmermann, dann<br />
Mönch, bekam das Stück Land geschenkt und befand es als<br />
guten Platz für ein Kloster. Mehrere Straßen führen hier zusammen<br />
und vor allem der Shannon als Wasserstraße machen die<br />
Infrastruktur perfekt. Absolut verkehrsgünstig gelegen (auch<br />
für Hausboote), entwickelte sich das Kloster mehr und mehr<br />
zu einer weitläufigen Anlage mit zahlreichen Kirchen, Rundtürmen<br />
und den berühmten steinernen Hochkreuzen.<br />
Ciarán selbst erlebte den großen Aufschwung aufgrund seines<br />
frühen Ablebens zwar nicht, aber offenbar hatte er eine Lieblingskuh.<br />
Denn im Skriptorium der Klosteranlage wurden<br />
zahlreiche Schriften gefunden, darunter „Das Buch der dunkelhäutigen<br />
Kuh“. Als Ciarán starb, kam der Haut dieses Rindviehs<br />
Fotos: Shutterstock (2)<br />
5<br />
1 Birr Castle: Streng privat! Der Schlosspark steht aber allen Besuchern offen.<br />
2 Die Schlossherren: Lady and Lord Ross führen ihre Privatgäste gerne<br />
durch die Gemächer bis hin zur großen Ahnengalerie – im Speisezimmer.<br />
3 Glückliche Enten am Lough Derg, dem Shannon-See im mittleren Westen<br />
Irlands. Glückliche Wanderer erkennt man an Fleecepulli und Regenjacke.<br />
4 Glamour und Camping? Willkommen im „Glamping“-Village in Portumna.<br />
5 Tea time: Frisch gebackene Scones mit Butter und Marmelade gehören dazu.<br />
6 Tor zum Lough Ree: die Schleuse von Athlone, ein weiterer Gin and Tonic Lock<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 17
<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
große Bedeutung zu: Wer als Sterbender auf ihr lag, so die Kunde,<br />
sicherte sich eine gute Reise ins Jenseits! Gelegenheiten für solche<br />
Reisen gab es zu jener Zeit übrigens viele: Normannen, Wikinger<br />
und auch Engländer kamen und plünderten, was das Zeug hielt.<br />
Eine gute Infrastruktur hat eben nicht nur Vorteile. Heute steht man<br />
auf der „Wiese der Söhne des Nóise“, betrachtet die quicklebendigen<br />
Kühe und kann, sofern man will, mit dem Hausboot neben<br />
dem Friedhof übernachten. Ein mystischer Ort, der die wechselnden<br />
Farbstimmungen Irlands eindrucksvoll zur Geltung bringt.<br />
Heather everywhere. Irland und das Moor, „Bog“ genannt,<br />
gehören untrennbar zusammen. Die Gebiete um den Shannon<br />
River im Landesinneren sind geprägt von weiten Moorlandschaften,<br />
die durch in Seen und Senken abgesunkene, verrottete<br />
Bäume und Pflanzen entstanden sind.<br />
Künstlerin Helen Conneely gräbt seit einigen Jahren nach Bogwood-Holzstücken,<br />
ähnlich dem Treibholz an Stränden. Durch<br />
Sauerstoffmangel nur teilweise verrottete Eichen-, Eiben- und<br />
Kiefernhölzer lässt sie zwei Jahre austrocknen, um dann schleifend<br />
und polierend wunderschöne Skulpturen zu erschaffen. Geschätztes<br />
Alter des Holzes: 5.000 Jahre! Auch ich versuche mich an einem<br />
kleinen Eichenstück in ihrem Celtic Roots Studio, aber die Schleiferei<br />
erinnert mich zu sehr an unsere Schiffsarbeiten. Also radle ich<br />
lieber durch den Lough Boora Sculpture Park und genieße den<br />
Blick auf die Moorlandschaft. Erika – hier „Heather“ genannt –<br />
wächst überall, ebenso Rosmarin und der fleischfressende Sonnentau.<br />
Künstler haben ungewöhnliche Installationen in die Landschaft<br />
eingebettet, selbst eine stillgelegte Lokomotive zum Torftransport<br />
unterstreicht die Weite und Ruhe des Parks. Und es wäre nicht<br />
Irland, würde es keinen Feenwald geben! Wer gut Ausschau hält,<br />
entdeckt die kleinen, an Bäume genagelten Türchen der Feenhäuser.<br />
Übrigens wird man an irischen Feenplätzen seine Sorgen ganz<br />
leicht los, indem man die Hand auf einen Holzstamm legt.<br />
1<br />
2<br />
When irish eyes are smiling, they are up<br />
to something. „You like the Slow Travel Tour so far?“ fragt<br />
Captain Ritchie von Baysports mit einem verschmitzten Lächeln im<br />
Gesicht, als ich von unserem Hausboot auf sein riesiges Schlauchboot<br />
umsteige. Na klar, und wie! Keine Hektik, kein Stress – zumindest<br />
hier in den Midlands! Lough Ree, ein weiterer See entlang<br />
des Shannon, liegt still vor uns. Weit und breit keine Boote. Nur<br />
Schilf, Schwäne, freche Enten, sanfte Hügel querab. Und plötzlich<br />
500 PS. Deshalb also Ritchies Grinsen. Sein mit gewaltigen Innenbordmotoren<br />
ausgestattetes Schlauchboot fliegt über den See.<br />
„Irgendwie ganz witzig, aber wohl weniger lustig für Segler und<br />
Hausbootreisende“, denke ich mir beim Anblick der gewaltigen<br />
Bugwelle. In der Ferne erscheint auch schon der Mast eines Segel-<br />
3<br />
Fotos: Shutterstock (1), Ingo Mehling (1)<br />
Nicht die Engländer, sondern die<br />
Iren sind Weltmeister im Teetrinken<br />
18 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Lough Ree<br />
Athlone<br />
Clonmacnoise<br />
4<br />
Portumna<br />
Mountshannon<br />
Dromeenir<br />
Holy Island<br />
Lough Derg<br />
Killaloe<br />
5<br />
Slow Travel und mehr in Irland<br />
www.ireland.com<br />
Alle Infos über Irland auf dem Land<br />
www.waterwaysireland.org Alles Infos über Irland auf dem Wasser<br />
www.birrcastle.com<br />
Schloss mit Gespenst und Teleskop<br />
www.podumnavillage.ie „Glamping“ – glamouröses Camping<br />
www.irishworkhousecentre.ie Irische (Armen-)Geschichte<br />
www.celtic-roots.com Die Künstlerin Helen Conneely<br />
www.wineport.ie<br />
Das Hotel am Wasser für Genießer<br />
Limerick<br />
Ihr Ihr Ihr starker Partner für für für die die die Fahrtensegler<br />
bootes, das Ritchies wachsamen Augen nicht entgangen ist – er<br />
steigt sofort vom Gas. Irische Seemannschaft. Davon könnte<br />
sich so mancher Adria-Kapitän gerne anstecken lassen!<br />
Den letzten Abend versüßt uns das wunderschöne Wineport<br />
Lodge Hotel. Schiff am Steg, Drink am Kamin, Essen bei Kerzenlicht.<br />
„Dessert?“, fragt der Chef des Hauses fürsorglich. „Was<br />
ganz Kleines bitte“, antworte ich. Ein Lächeln umspielt die<br />
hellblauen Augen des Hausherren – und wenig später reihen<br />
sich Brownies neben Rhabarber Crumble Cake und Lemon Tart<br />
vor mir. Ein krönender Schluss nach den Scones vom Nachmittag<br />
mit Cream, Jam und Butter.<br />
1 Athlone. Top: Das Steak im Left Bank Bistro und das Guinnes im Sean‘s Pub.<br />
2 Clonmacnoise. Die Klosterruine wäre die perfekte „Game of Thrones“-Kulisse.<br />
3 Celtic Roots Studio. Hier bearbeitet Helen Conneely 5.000 Jahre altes Holz.<br />
4 Perfekte Infrastruktur? In Irland nur mit Anbindung an eine Wasserstraße.<br />
5 Blumen auf dem „Bog“ – so nennen die Iren ihre mystische Moorlandschaft.<br />
Fragen Fragen<br />
Fragen Sie Sie<br />
Sie<br />
jetzt Sie jetzt<br />
jetzt<br />
Ihre jetzt Ihre<br />
Ihre<br />
individuelle Ihre individuelle<br />
individuelle<br />
Offerte Offerte<br />
Offerte an an<br />
an<br />
– ein an –<br />
ein<br />
ein<br />
Vergleich – ein Vergleich<br />
Vergleich macht macht<br />
macht<br />
macht Sie Sie<br />
Sie<br />
sicher. Sie sicher.<br />
sicher.<br />
sicher.<br />
AUT16313 www.hqhh.de 09/<strong>2016</strong><br />
AUT16313 www.hqhh.de 09/<strong>2016</strong><br />
AUT16313 www.hqhh.de 09/<strong>2016</strong><br />
Wien · Tel. +43 1 710 92 22<br />
Wien Wien · Wien Tel. Tel. +43 · Tel. +43 1 710 +43 710 92 1 710 22 92 22 92 22<br />
pantaenius.at<br />
pantaenius.at<br />
pantaenius.at
<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
Teil 1<br />
Sailing<br />
PoetryTeil 1<br />
Alfred Zellinger, nach seinen „40 Jahren im Auge des Kapitalismus“<br />
jetzt „nur mehr“ Schriftsteller und Segler, liegt mit seinem Boot<br />
seit dieser Saison in der neuen Marina Sant’Elena/Venedig und<br />
schreibt übers Segeln durch europäische Kulturen, Geschichte und<br />
Geschichten – wofür das adriatische Meer und insbesondere Venedig<br />
ihm reichlich Material bieten.<br />
Fotos: Isabella Gaupmann, Alfred Zellinger<br />
20 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Seglertweet: Bin Venedig/im Café oder<br />
auf dem Boot/Sant‘Elena, Pier Ce<br />
Ankergrund Europa. Was wäre eigentlich typisch für Europa? Michel -<br />
angelos David? Da Vincis Mona Lisa? Botticellis Schaumgeborene Venus? Die<br />
Guernica? Homer? Ovid? Da Vincis Homo Vitruvianus? Die Königstochter Europa<br />
und der verliebte Zeus als Stier? Oder vielleicht einfach eine segelnde Barke, wie<br />
sie in der Geschichte auftauchte, im Zweitstromland Mesopotamiens, dann auf dem<br />
Nil und schließlich im Mittelmeer, erst nur die Küsten befahrend, später hinaus auf<br />
die offene See segelnd.<br />
Das Mittelmeer, Jahrtausende still und schifflos, trennte die Menschen erst, verband<br />
sie dann aber zwischen seinen Ufern, sobald mit der Seefahrt Wasser und Land zu<br />
leben begannen. Segel tauchen auf zwischen den Inseln, Neugier, Entdeckungs -<br />
fieber, Hoffnung auf Gewinn, Machtstreben und, ja, heute auch sportlicher Ehrgeiz<br />
treiben Menschen auf die Meere.<br />
Orient und Occident treffen aufeinander, Waren, Erkenntnisse, Techniken werden<br />
ausgetauscht, Kulturen breiten sich aus, die zu europäischen werden. Es gäbe keine<br />
Zivilisation ohne diese Segelbarken.<br />
Sailing Ulysses. Lese wieder die Odyssee, die mich mein Leben lang<br />
begleitet und früh meine europäische Identität prägte. Der Gesang der Schiffer, von<br />
den Wellen aufgenommen, zu den Küsten getragen, erzählt von Ufer zu Ufer, weitergesponnen<br />
in den Hafenbars, von Dichtern niedergeschrieben – so entstehen<br />
Geschichten, so entstehen Mythen.<br />
So werden diese weitergegeben.<br />
Der mediterrane Raum ist voll von Legenden, die Odyssee wurde erzählt von einer<br />
Hafentaverne zur nächsten, Homer war kein Segler, aber er hat die Seeleute seiner<br />
Zeit befragt, weshalb seine navigatorischen Angaben heute noch zutreffen.<br />
Seine interessantesten Abenteuer hat Odysseus übrigens nicht im ägäischen Meer<br />
erlebt, sondern im Ligurischen, Jonischen, Thyrrhenischen und Adriatischen Meer<br />
– und auf diesen Meeren habe ich seine Kurse gekreuzt. Eine Ausgabe der Odyssee<br />
befindet sich stets bei mir an Bord.<br />
Seglertweet: Von Leuchtfeuer zu<br />
Leuchtfeuer schreitet der Segler voran.<br />
Biograd–Venedig. Mit der Katawa, einer 46 Fuß-Grand Soleil, von Biograd<br />
nach Sant’Elena, Venedig. Wie schon mehrmals in früheren Jahren segeln wir die<br />
Strecke in drei Tagen.<br />
1. Tag, Biograd–Mali Lošinj: Machen fest in der geräumigen Stadtmarina, essen gut<br />
in einer Konoba mit dem passenden Namen für Seefahrer: Odisej.<br />
2. Tag, Mali Lošinj–Poreč: Anlegen an der Stadtmole, essen ausgezeichnet im<br />
Fischrestaurant Ulysses, oben beim alten Kloster, wo man sich auf istrische und<br />
Wir kreuzen den Kurs eines seltsamen Bootes, indigoblau,<br />
am Bug ein Auge aufgemalt, der Rumpf geteert,<br />
10 Riemen auf jeder Seite, ein Mast, eine Rah, Wanten<br />
aus Leder, das Segel aus Papyrus nützt den günstig<br />
stehenden Wind, wir bergen die Segel und gehen<br />
längsseits, der Skipper stellt sich vor als Odysseus; Herr<br />
von Ithaka und von Bord zu Bord unterhalten wir uns.<br />
Er komme von den Säulen der Herkules, habe dort den<br />
ewigen Strom des Okeanos geschaut und schaudernd<br />
kehrtgemacht, erzählt er, hätte den Winter zuvor auf der<br />
Insel der Circe verbracht, sein Boot dort an Land<br />
gezogen.<br />
Unsere Geschichte wird noch erzählt werden, sagt er,<br />
die Geschichte von Männern, die von der schönen<br />
Circe, die man eine „Zauberin“ nennen wird, in<br />
Schweine verwandelt wurden.<br />
Das ist wohl nicht weiter schwierig, sage ich, auf sowas<br />
verstünde sich doch jede schöne Frau – ganz ohne<br />
Zauberei.<br />
Circe verbringt den Sommer übrigens in dieser neuen Stadt<br />
am Fluss Tiberis, die man Rom nennt, sage ich, etwas<br />
landeinwärts, von Aeneas gegründet nach seiner Flucht aus<br />
dem brennenden Troja, habe die Frau an der Rezeption der<br />
Marina di Roma getroffen und zu einer Party mitgenommen<br />
in die Via Veneto, über Harry’s Bar, sie erfreue jetzt<br />
dort eine hohe Zahl neuer Anbeter. Wusste ich doch, lacht<br />
Odysseus, dass sie nicht lange um mich trauern wird …<br />
Dann setzen wir unseren Kurs fort und das Boot des<br />
Odysseus verschwindet hinter uns am Horizont.<br />
Logbucheintrag: Haben zwischen Tripolis und<br />
Lampedusa einen neuen Bootstyp gesichtet: etwa<br />
30 Tonnen, schwarz, hat die Form eines riesigen<br />
Sarges, das Deck wie ein Deckel aufgeklappt,<br />
vollbeladen mit hunderten Menschen.<br />
Später funkt Odysseus von seinem schnellgeruderten<br />
Boot, er sei bei einer Kalypso hängenge blieben, auf<br />
deren Felsen Ogygia, von dort beobachte er neue<br />
Himmelskörper, nach denen sich jedoch nicht navigieren<br />
lässt, die aufsteigen von stählernen Flößen im Meer, sich<br />
rasch gegen die Küste bewegen und feurige Explosionen<br />
bewirken, heller als die Sonne, er folge dem Schein der<br />
Feuer am Horizont, dort, wo das Land der Lotophagen<br />
liegt, der Blütenfresser und wo eben ein Aufstand gegen<br />
den König tobt, der Menschen auf den Straßen<br />
niedermachen lässt.<br />
Unbehagen/im Land der Lotophagen, sind denn alle<br />
high, fragt er, welchen Krauts Blüte ist es, von dem dieses<br />
Land den Namen hat? Aber jetzt hänge er erst einmal fest<br />
bei dieser Nymphe Kalypso, funkt O., ein Gott müsse erst<br />
kommen, die Gute zu bewegen, ihm sein Boot wieder<br />
freizugeben. Heute geht das einfacher: SMS senden<br />
und Beziehungsstatus im Facebook ändern.<br />
Circes navigatorische Anweisungen lauteten:<br />
Vor dem rauchenden Vulkan habe man sich zu<br />
entscheiden: südlich sich zu halten für den<br />
längeren Weg um Sizilien oder<br />
südöstlich zu jener Meerenge, die<br />
<strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 21
man heute die Straße von Messina nennt.<br />
<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
Odysseus entschied sich für diesen Kurs:<br />
Als er die Spitze Siziliens erreicht mit<br />
seinem markanten Strommast und den<br />
im Viertelstundentakt kreuzenden Fähren,<br />
beginnt es bereits zu dunkeln, backbords<br />
die Lichter des Fischerdorfes Scilla, wo in<br />
senkrechtem Fels die sechsköpfige Skylla<br />
haust und von oben nach Thunfischen<br />
fischt und nach Seeleuten. Steuerbords die<br />
Strudel der Charybdis, die sein Schiff zu<br />
verschlingen drohen. Dort lauert<br />
Charybdis, die wasserstrudelnde Göttin,<br />
dreimal gurgelt sie täglich es aus und<br />
schlurfet es dreimal schrecklich hinein,<br />
weh dir, wofern du der Schlurfenden<br />
nahest, selbst Poseidon könnte dich nicht<br />
dem Verderben entreißen, drum steure du<br />
dicht an Skyllas Felsen und rudre schnell<br />
mit dem Schiffe davon.<br />
Odysseus hält sich Backbord und verliert<br />
sechs Seeleute.<br />
Seufzend ruderten wir hinein in die<br />
schreckliche Enge, denn hier drohte Skylla,<br />
und dort die wilde Charybdis, hochauf<br />
spritzte der Schaum und bedeckte die<br />
beiden Gipfel der Felsen, ringsum<br />
donnerte furchtbar der Fels und unten<br />
blickten des Grundes schwarze Kiesel<br />
hervor, bleiches Entsetzen ergriff uns.<br />
Auf dem Weg also von Circes Halbinsel<br />
werden wir den Stromboli passieren,<br />
dessen Lava rauchend den Nordhang sich<br />
hinunterwälzt und aufdampfend ins Meer<br />
stürzt, wie schon zur Zeit, als Odysseus<br />
ihn steuerbords ließ; wir werden die<br />
Sireneninseln kreuzen, Skylla und<br />
Charybdis durchschiffen, das Jonische<br />
Meer durchsegeln, mit Ithaka an<br />
Steuerbord das adriatische Meer erreichen,<br />
dann über Ragusa, das man jetzt<br />
Dubrovnik nennt, über Split, Pola und<br />
Triest. Venedigs neue Marina Sant’Elena<br />
anlaufen.<br />
Und Odysseus funkt, diesmal stecke er in<br />
der Höhle der Zyklopin fest, die sieht sich<br />
als seine Gefangenenwärterin, unter ihrer<br />
Aufsicht muss er schreiben, bis der Schnee<br />
dem Frühjahr weicht und dann ein<br />
Manuskript abliefern, das ihr gefällt. Jetzt<br />
ist der Gute O. wirklich in Schwierigkeiten,<br />
wohl die Strafe für den Lendenbraten vom<br />
Heliosrind, genossen gemeinsam mit Circe<br />
in Rom. Doch dem ideenreichen Odysseus<br />
ist alles recht, den Winter über schreibt er<br />
diesmal, macht aus dem Logbuch einen<br />
Roman und erweicht so der Zyklopin Herz.<br />
1 2<br />
Seglertweet: Venedig auf eigenem Ki<br />
einem alten Palast von der Vorderfr<br />
den Hintereingängen des Flughafens<br />
mediterrane Rezepte konzentriert. Morgens meutert die Crew: Ich hätte mehr Bücher an Bord<br />
als Bier. Einigen uns auf den Kompromiss: je Buch ein Bier.<br />
3. Tag, Poreč–Venedig: Ausklarieren bei Zoll und Hafenkapitän, wozu bürokratisch verlangt<br />
wird, das Boot, das keine 20 Meter vom Zollsteg entfernt liegt, extra an diesen zu verlegen,<br />
dann Kurs 283, am frühen Abend erreichen wir die Lagune.<br />
Wäre auch in zwei Tagen erreichbar gewesen, mit einer Nachtfahrt: Spätnachmittags ausklarieren,<br />
dann Kurs direkt nach Venedig, nichts ist dabei im Weg, keine Klippen, keine Inseln, gelegentlich<br />
Schiffe. Vorher also die Lichterführung der Schifffahrt zu memorieren empfiehlt sich.<br />
Radar-Overlay über dem Kartenplotter gibt Sicherheit. Aber Nachtfahrten sind nicht wirklich<br />
angenehm, wenn in den frühen Morgenstunden die Kälte ins Ölzeug kriecht …<br />
Melden uns per Funk an, Kanal 77, passieren den Leuchtturm am Porto di Lido, halten uns von<br />
der Einfahrt zur Lagune backbords Richtung San Marco; Bojen, Dalben und Damas bezeichnen<br />
deutlich den Weg, an der Festung Sant’Andrea vorbei, der ziegelrote Kirchturm der Chiesa<br />
S. Elena, die aus dem 12. Jahrhundert stammt, ist markanter Ansteuerungspunkt. Legen also in<br />
Sant’Elena an, bestens empfangen von der charmanten Signora Adelaide, der Managerin. Mitsegler<br />
waren Toni Kossina, UYCT, und Manfred Habermann, Wien.<br />
Was mir übrigens in Häfen immer wieder auffällt: Die berühmte „Chicagoer Schule der teil -<br />
nehmenden Soziologie“ muss entstanden sein, weil einer der Professoren dort Segler war und<br />
das höchste Vergnügen aller Segler kannte, nämlich die teilnehmende Beobachtung der mehr<br />
oder weniger geschickten Anlegemanöver anderer Segler im Hafen, auch genannt „Hafenkino“<br />
– vom eigenen Decksstuhl aus betrachtet und am besten mit einem Longdrink in der Hand.<br />
Marina Sant’Elena/Venedig. Nachdem ich schon im Vorjahr anlässlich der Eröffnung<br />
der Kunstbiennale die neue Marina Sant’Elena genutzt habe, entschloss ich mich, mein<br />
Boot hierher zu verlegen. Was hier gleich auffällt: großzügige Steganlangen mit hinreichend<br />
Manövrierplatz dazwischen, mehr als man gewohnt ist, sowohl mit den in Italien üblichen<br />
Pfählen ausgestattet als auch teilweise mit Moorings. Die Marina ist für 160 Boote bis zu einer<br />
Länge von 60 Metern angelegt, bei einer Tiefe von 4,5 bis 6 m. Noch sind genügend Plätze frei,<br />
würde bald aber Reservierungen empfehlen.<br />
Erstes Plus: Ein wirklich funktionierendes Wi-Fi, anders als die Alibi-Installationen in anderen<br />
Marinas. Überzeugender Vorzug von Sant’Elena für mich ist aber: Man kann von dort bequem<br />
Foto: Photoman29/Shutterstock (1)<br />
22 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Palazzo<br />
Vendramin Calergi<br />
San Michele<br />
Italien/Venedig<br />
Le Vignole<br />
Palazzo<br />
Venier dei leoni<br />
Giudecca<br />
Markusplatz<br />
Biennale<br />
Biennale<br />
Giardini<br />
La Certosa<br />
Marina<br />
Sant’Elena<br />
Flughafen<br />
Venezia-Lido<br />
el anzulaufen heißt, sich<br />
ont zu nähern, statt von<br />
und der Bahnhöfe.<br />
3<br />
4<br />
Santa Maria<br />
Elisabetta<br />
zu Fuß, ohne auf Vaporetti angewiesen zu sein, in wenigen<br />
Minuten zu den Giardini mit den Ausstellungspavillons spazieren<br />
oder in 30 Minuten über die menschenreiche Riva degli Schiavoni<br />
zum Markusplatz.<br />
Im Süden sieht man gegenüber die Kuppel von Santa Maria<br />
Elisabetta auf dem Lido – für einen Badenachmittag nur eine<br />
Vaporettostation entfernt –, nach Norden kann man bis zu den<br />
österreichischen Bergen sehen – im Frühjahr noch schneebedeckt,<br />
während in Venedig schon Frühling herrscht. Und morgens<br />
werde ich geweckt von einer Art venezianischer Symphonie,<br />
gebildet aus dem Klang der Glocken der alten Kirche<br />
Sant’Elena, dem Zapfenstreich der Kadettenschule nebenan und<br />
Möwenschreien. Man könnte ein Stück konkreter Musik schreiben:<br />
für Kirchenglocken und Fanfaren, Schiffshörner und Möwenschreie.<br />
Dasselbe Unternehmen, die Cantiere Celli Srl betreibt übrigens<br />
auch die ebenfalls in der Lagune gelegene Marina Fiorita: von<br />
der Einfahrt steuerbords gelegen den Canale Treporti etwa zwei<br />
Meilen entlang, eine angenehm ruhige Marina mit dem melancholischen<br />
Charme eines Lagunen-Steppensees, umgeben von<br />
flachen Inseln mit Schilf und einsamen Fischern. Diese Marina<br />
wäre sogar mit dem Wagen vom Festland aus zu erreichen, mit<br />
Parkplatz direkt neben der Anlage.<br />
Die perfekt platzierte Marina Sant’Elena aber, gelegen inmitten<br />
von Venedig, umgeben von Geschichte und Modernität zugleich,<br />
1 Der Leuchtturm Porer wurde 1833 auf der gleichnamigen Insel errichtet<br />
2 Der Leuchtturm am Porto di Lido weist den Weg nach Venedig<br />
3 Marina Sant’Elena/Venedig: noch sind genügend Liegeplätze frei,<br />
4 doch bei dieser Top-Lage inmitten der Lagunenstadt wohl nicht mehr lange<br />
wird jedenfalls mein Hauptquartier sein für die nächsten Jahre<br />
und für meine Art des Segelns. Und wird wohl auch ein interessanter<br />
Platz werden für Segler aus aller Welt.<br />
Die Biennale di Venezia. Die Kunstbiennale ist<br />
immer ein guter Grund, Venedig zu besuchen. Es gibt sie seit<br />
mehr als 120 Jahren und ich frequentiere sie seit vier Jahrzehnten;<br />
die letzten Male bin ich Venedig dazu bereits mit der Katawa<br />
angelaufen – immer gespannt auf die jeweils etwa 5.000 Werke,<br />
ausgestellt von etwa 130 Staaten und von an die 500 Künstlern.<br />
Darunter befindet sich immer mindestens ein halbes Dutzend,<br />
die mich bewegen und mir im Gedächtnis bleiben. Seit 1980 gibt<br />
es in den Jahren dazwischen die Biennale di Architettura, die ich<br />
Charter 2017<br />
Jetzt anfordern !<br />
sail@yachtcharter-mueller.at<br />
entlang der<br />
gesamten Adria !<br />
... zu Frühbucherpreisen<br />
Der Katalog 2017 ist da<br />
... haben Sie unser neues Programm schon erhalten<br />
Tipp 2017 - PALMA<br />
Die Balearen: IBIZA, MALLORCA, MENORCA<br />
Telefon: 0732 / 65 10 05 Fax: + 0<br />
www.yachtcharter-mueller.at
<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
Mit dem Blick des Flaneurs durch Europas<br />
Städte und Häfen streifen, sie fügen zur<br />
Collage eines persönlichen, imaginären<br />
Europas, gelegen irgendwo zwischen Rom,<br />
Triest, London, Ge schichten notieren, wo<br />
immer man auf sie trifft, sie niederschreiben<br />
in den Cafés und Bars an den Kais, Notizen<br />
fürs Online-Stammcafé: Sailing Poetry.<br />
heuer erstmals besuche. Deren Motto ist „Reporting from the<br />
front“. Wer hinsieht, findet Ideen für die nächsten zwei oder auch<br />
200 Jahre.<br />
Spaziere vom Boot also morgens hinüber zur Eröffnung, habe<br />
mich für die drei Preview-Tage akkreditieren lassen. Komme<br />
zurecht zur Eröffnung der Ausstellung im Österreich-Pavillon: Die<br />
halbe Wiener Kulturszene ist hier versammelt; alle freuen sich,<br />
alle danken einander, die Kuratorin freut sich und dankt, die<br />
Architekten freuen sich und danken, der neue Kulturminister<br />
Drozda dankt dem alten Kulturminister Ostermayer für die Auswahl<br />
der Kuratorin, freut sich und dankt, dann darf man endlich<br />
zur Ausstellung. Jetzt freu’ ich mich und danke. Danach zurück<br />
aufs Boot, umziehen und ins Café Florian zum üblichen Biennale-<br />
Empfang. Die Biennale di Architettura ist noch bis 27.11. geöffnet;<br />
2017 gibt’s wieder die Kunstbiennale; Eröffnung am<br />
13.5., Preview 10–12.5., Thema: Universes in Universe.<br />
1 2<br />
An der Riva degli Schiavoni treffe ich auf Richard Wagner, Riccardo, wie ihn die<br />
Venezianer nennen, im Gefolge Cosima und Franz Liszt. Wir kommen gerade von<br />
den Giardini, sagt er, die einzige nennenswerte Ansammlung von Bäumen in<br />
Venedig, spaziere gern diesen Weg nach dem Abendessen, ehe ich nachts wieder den<br />
schweigsamen Kanal hinabfahre zu meinem einsamen Arbeitszimmer.<br />
Sie arbeiten an Ihrem großen Werk, dem Parsifal, sage ich. Er hat mir gestern erstmals<br />
die gesamte Ouvertüre am Klavier vorgespielt, wirft Cosima ein.<br />
Ja, sagt Wagner, auch wenn es um meine Gesundheit nicht zum Besten steht, der<br />
Parsifal hat Vorrang, und Bayreuth bleibt geschlossen, bis er fertig ist. Aber dieser Jude<br />
Levi darf den Parsifal nicht dirigieren, sagt Cosima, jedenfalls nicht ungetauft!<br />
Der ist allerdings der Generalmusikdirektor in München und als Dirigent der beste für<br />
dieses Werk, meint Wagner, ich halte an ihm fest, auch wenn ich die jüdische Rasse<br />
für den geborenen Feind der reinen Menschheit und alles Edlen halte ... an dem<br />
namentlich wir Deutsche zu Grunde gehen werden, fügt Cosima dieser antisemi -<br />
tischen Tirade hinzu und ich ziehe mich mit einer höflichen Verbeugung zurück.<br />
24 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Venedig<br />
Foto: Shutterstock (1), Jaione Garcia/Shutterstock (1)<br />
Wenn ich in Venedig bin, schau’ ich stets auch im<br />
Palazzo Venier dei Leoni vorbei. Gestern stoße ich dort<br />
wieder auf dessen Herrin: Peggy Guggenheim, la ultima<br />
Dogaressa, wie man sie in Venedig nennt.<br />
Sie sitzt still in einer Ecke, trägt ein venezianisches Kleid<br />
mit Krinoline im Stil des 16 Jahrhunderts, ist mit zwei<br />
riesigen Ohrringen geschmückt, jene, die Marcel<br />
Duchamp für sie gestaltet hat und die ich zuletzt an der<br />
Wand ihres Schlafzimmers gesehen habe, die vollbestückt<br />
ist mit Ohr ringen, von Künstlern des 20. Jahrhunderts für<br />
Peggy persönlich gestaltet. Sie sieht aus wie eine ihrer<br />
Skulpturen, wenn auch nicht eine von Giacometti.<br />
Jetzt sieht sie ihren Besuchern zu, meist unerkannt, wie<br />
die sich ihre Kunst ansehen. Ich weiß, was sie von ihren<br />
Gästen erwartet und küsse ihr wie immer zur Begrüßung<br />
die Hand, keine besondere Angelegenheit, kann mir aber<br />
gut William Burroughs vorstellen, den sogenannten<br />
Beat-Poeten, der auf Besuch in Venedig bei der berühmten,<br />
reichen Amerikanerin zu Gast sein wollte.<br />
„Naked Lunch“ war gerade erschienen und der, als man<br />
ihm zu einem Handkuss riet, einen etwas derben Witz<br />
machte: Wohin er Peggy durchaus küssen wolle, wenn<br />
auch nicht gerade auf die Hand, was ihr zu Ohren kam<br />
und worauf sie ihn aus ihrem Haus verbannte. Niemand<br />
beherrscht den Handkuss so wie Sie, sagt Peggy lachend.<br />
In Wien pflegt man den sogar im Kaffeehaus, sage ich,<br />
erinnere sie dann an die Geschichte mit Burrroughs.<br />
Sie lacht und sagt: Ich liebte ja stets die sogenannte<br />
Boheme, wenn deren Vertreter sich nur etwas besser zu<br />
benehmen wüssten. Es ist merkwürdig, in einem Museum<br />
zu wohnen, fährt sie fort, seitdem ich hier dreimal die<br />
Woche geöffnet habe, muss ich Seile spannen lassen,<br />
damit ich wenigstens im Schlafzimmer Ruhe habe<br />
und im Bad.<br />
Ihr Pavillon auf der Biennale wird hoch gelobt, sage ich.<br />
Ja, der griechische stand leer, des Bürgerkrieges wegen, so<br />
konnte ich ihn nutzen und die USA sehen sich durch<br />
mich gut repräsentiert, ihr eigener Pavillon ist nicht<br />
rechtzeitig fertig geworden, so habe ich Picasso ausgestellt,<br />
Matisse, Kandinsky, Polloc, Duchamp, Miro, Max Ernst,<br />
Giacometti, Paul Klee ... ist ohnehin nicht viel Besseres<br />
nachgekommen, die Malerei auf der Biennale wird jedes<br />
Jahr schlechter, es fehlt heute der Pioniergeist in der Kunst,<br />
wie es ihn gab, als ich noch sammelte. Heute wollen die<br />
Künstler alle nur mehr originell sein und gute Preise<br />
erzielen und ich kann mir ihre Werke gar nicht mehr<br />
leisten, gehöre ja bekanntlich zum armen Zweig der<br />
Guggenheims ...<br />
Habe übrigens gerade meine Gondel gerufen, mich zu<br />
den Giardini zu bringen, kommen Sie doch mit!<br />
Mit einer Gondel? frage ich etwas dämlich. Es<br />
ist die letzte Privatgondel Venedigs, sagt sie,<br />
mit einem Riva-Motorboot kann jeder fahren.<br />
Im Vorhof des Palazzos zum Canale hin steht<br />
die Skulptur Mario Marinis, ein Pferd mit<br />
einem nackten Reiter, der einen deutlich<br />
erigierten Penis zur Schau stellt. Diesen Penis<br />
hier vor dem Palazzo haben mir die<br />
Venezianer nie ganz verziehen, lacht Peggy,<br />
man erzählt sich, dass er abschraubbar sei<br />
und dass es ihn in verschiedenen Größen<br />
gäbe – je nach Bedarf.<br />
Und selbstverständlich stimmt, was man sich<br />
erzählt, sage ich, und Peggy, die indirekte<br />
Frage elegant übergehend, setzt fort: An hohen Feiertagen<br />
entferne ich ihn allerdings aus Respekt vor den Nonnen,<br />
die hier vorbei zu Santa Maria della Salute gerudert<br />
werden. Dass ich hier gern nackt meine Sonnenbäder<br />
nehme, missfällt den Venezianern übrigens auch, aber<br />
meist beobachten mich nur die Carabinieri von ihren<br />
Booten aus, mit Ferngläsern – so fühle ich mich stets gut<br />
beschützt in Venedig.<br />
Fahre diesmal also in Peggys Gondel zu den Giardini, ein<br />
junger, gut aussehender Gondoliere rudert uns, der mit<br />
seiner Chefin vertraut zu sein scheint und jedem Wink<br />
ihrer Hand gehorcht.<br />
Zum Abschied sagt Peggy zu mir: Kommen Sie doch heute<br />
Abend zu meinem kleinen Empfang, wir feiern auf der<br />
Dachterrasse, Sie werden ein paar Schriftstellerkollegen<br />
treffen – und nehmen Sie sich nichts mehr vor für diese<br />
Nacht. Als ich zu zögern scheine, sagt sie lachend: Nur<br />
keine Angst, es stimmt zwar, dass manche Männer sich<br />
von mir überfordert fühlen, wobei ich ihnen aber nicht<br />
mehr abverlange als das, was ich schon als junge Frau<br />
auf den pompejanischen Gemälden gesehen habe – und<br />
das darf man doch erwarten, oder?<br />
Werde mir diese pompejanischen Wandgemälde<br />
noch einmal genauer ansehen müssen.<br />
3<br />
1 Biennale, Hauptpavillon<br />
2 Im Palazzo Vendramin<br />
Calergi, heute als Casino<br />
genutzt, wohnte Richard<br />
Wagner.<br />
3 Mario Marini, L’Angelo<br />
della Città, 1948<br />
4 Palazzo Guggenheim<br />
5 Peggy Guggenheim<br />
5<br />
4<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 25
PeopleNews<br />
„Alles kann man kaufen,<br />
nur das Leben nicht.“<br />
Emmy Motschiunig, drei Wochen nach ihrer Rettung<br />
Text: Kirsten Panzer<br />
„Es ist einfach unglaublich, was man alles leisten kann, wenn<br />
es darum geht, zu überleben!“, Emmy Motschiunigs Augen<br />
strahlen, dass es eine wahre Freude ist – und zaubern auch<br />
ihrem Ehemann Walter ein Lächeln ins Gesicht. Und Emmy<br />
weiß, wovon sie spricht, denn sie hat überlebt. Das „Wie“ ist<br />
ihr allerdings bis heute ein Rätsel. Denn nie hätte sie gedacht,<br />
jemals zu einem solchen Kraftakt und zu einer solchen Aus -<br />
dauer fähig zu sein, ohne die sie heute nicht daheim sitzen<br />
und lachend das laute Schnorcheln der Kaffeemaschine<br />
kommentieren könnte. Gut sieht sie aus und unheimlich frisch,<br />
so als hätte sie gerade einen erholsamen Urlaub hinter sich<br />
und nicht vor kurzem erst Schiffbruch erlitten.<br />
Mitten in der Nacht. Mitten im südchinesischen<br />
Meer. Fest geschlafen hat sie, als es geschah und ein enormer<br />
Krach sie hochschrecken ließ. Walter war im Cockpit, sie<br />
unter Deck. Was war passiert? „Ein unbeleuchteter Frachter<br />
hat uns gerammt, genau in die Seite. Er fuhr ohne AIS und<br />
sein Radar kann auch nicht besetzt gewesen sein. Mit allen<br />
Schiffen um uns herum waren wir in Kontakt. Sie haben uns<br />
gesehen und uns gesagt, wie wir sie am besten passieren<br />
sollten. Nur der Riesenfrachter, der kam aus dem Nichts, wie<br />
ein Zombie.“ Emmy kann es heute noch nicht begreifen, wie<br />
so ein Schiff auf See unterwegs sein kann und vermutet, dass<br />
es sich um einen ausrangierten Frachter auf dem Weg zum Abwracken<br />
nach Bangladesch gehandelt haben muss.<br />
Dann ging alles ganz schnell. Der Frachter<br />
fuhr mit voller Fahrt weiter, der Mast der Calamares, eine<br />
C-Yacht 1100, hatte sich<br />
im Buganker verfangen, die<br />
obere Saling hing fest. Dann<br />
wurde die Yacht an der<br />
Bordwand mitgeschleift, an<br />
der Seite ein großes Loch.<br />
„Man muss sich einmal vorstellen,<br />
wie riesig das Schiff<br />
gewesen sein muss. Unser<br />
Emmy und Walter…<br />
... nach ihrer Rettung.<br />
Die Calamares, eine C-Yacht 1100, sank binnen vier Minuten<br />
nach der Kollision mit einem „Zombie“-Frachter – Emmy<br />
und Walter Motschiunig überlebten nur knapp.<br />
26 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Mast war immerhin 17 Meter hoch.“ Wassereintritt. Die Segelyacht sank innerhalb von<br />
drei, vier Minuten. „Dass das so schnell gehen würde, damit hätte ich nie gerechnet.<br />
Unsere Calamares ist einfach kopfüber abgetaucht, das hätte ich nicht für möglich<br />
gehalten“, erinnert sich Emmy an ihre bislang schrecklichste Nacht. Ihre Fröhlichkeit<br />
weicht kurz der Ungläubigkeit. Was sie noch immer verwundert ist aber, dass sie während<br />
des Unglücks kaum fähig gewesen sei zu denken. Mayday konnte sie noch funken,<br />
„doch ich habe in der Panik vergessen, die DSC-Taste zu drücken“. Erschreckend sei<br />
gewesen, wie sehr ein Kopf weh tun könne, wenn man nicht mehr denken kann. Eine<br />
Erfahrung, die sie nicht so leicht vergessen werde.<br />
Zieht euch nicht aus, sondern an! Die erfahrene Skipperin, die<br />
seit sieben Jahren immer sieben Monate am Stück mit ihrem Mann um die Welt segelt<br />
und dabei über 35.000 Seemeilen zurückgelegt hat, war hilflos, Walter übernahm<br />
ihr Kommando. „Ich lief immer nur hin und her und rief: ‚Ich hab’ nix an, ich hab’ nix an‘,<br />
ich kam ja gerade aus der Koje.“ Ist es das, woran man als Frau zuerst denkt, wenn<br />
man anfängt zu realisieren, dass da gerade ein unvorstellbares Unglück passiert?<br />
Nicht unbedingt, aber Emmy hat es getan, und das war wieder so ein intuitiv richtiger<br />
Gedanke, wie sie ihn oft während ihres Seglerlebens hatte. Wenn sie entschied, es<br />
wird ein Reff eingelegt, dann war es richtig, genauso ein Segel- oder Kurswechsel. In<br />
Momenten, in denen ihr Mann Walter noch lange nicht gehandelt hätte, entschied sie<br />
genau das Richtige. „Oft hat sich Walter nachher bei mir bedankt und gesehen, dass<br />
meine Entscheidung genau im richtigen Moment gefallen ist.“<br />
Ob es nun Intuition war, weibliche Umsicht oder einfach nur seglerisches Wissen:<br />
Darum ging es ihr damals nicht und geht es ihr auch heute nicht. Aber zum Bademantel<br />
hat sie wieder einmal zum genau richtigen Zeitpunkt gegriffen. „Den habe ich ganz<br />
eng um mich geschlungen, wenn ich anfing zu frieren, wir sind ja über neun Stunden<br />
im Wasser geschwommen, und er hat mich vor der Sonne geschützt und… vielleicht<br />
ist es ja auch nur Einbildung: Er hat mir Auftrieb gegeben, wenn er so um mich herum<br />
im Wasser aufschwamm.“ Vielleicht war es einfach das Gefühl, eine kleine eigene<br />
Insel um sich zu haben, während sie versuchten, eine immer kleiner werdende Insel<br />
zu erreichen. „Und das ist wirklich etwas, was ich jedem Skipper in einer solchen Not -<br />
situation mit auf den Weg geben möchte: Zieht euch nicht aus, sondern an! Zumindest<br />
etwas Leichtes. Dickes Ölzeug wird sicherlich zu schwer mit der Zeit, aber etwas<br />
Dünnes sollte man auf alle Fälle tragen.“<br />
Doch bis sie um ihr Leben schwimmen konnte, musste sie es erst einmal schaffen,<br />
aufzutauchen, denn die Calamares sank schnell und verschwand kopfüber in die Tiefe.<br />
Für Emmy der schrecklichste Augenblick während der ganzen Katastrophe: „Man<br />
versucht, nach oben zu schwimmen und weiß nicht, ob man es schaffen wird. Das war<br />
einfach furchtbar und für mich und mit Abstand das Allerschlimmste!“<br />
Aber scheinbar war es noch nicht Zeit zu gehen. Ein<br />
Satz, den sie immer wieder betont! Denn obwohl den Eheleuten wohl das Schlimmste<br />
passiert ist, was einem Segler geschehen kann, hatten sie doch viel Glück – das Wasser<br />
war 29 Grad warm, die Gefahr auszukühlen bestand in den ersten Stunden nicht.<br />
Den Hai, der sie zwischendurch umkreiste, hat Emmy nicht gesehen: „Mein Mann hat<br />
mich auf einmal angeschoben und ich hab’ noch gesagt, dass er es sein lassen soll,<br />
ich seine Hilfe nicht brauche.“ Erst später erzählte er ihr, dass er sie beide optisch<br />
vor dem Hai größer machen wollte, was unter Tauchern als gute Möglichkeit gilt,<br />
Haie zu vertreiben.<br />
Die See blieb ruhig, eine Dünung baute sich erst kurz vor ihrer Rettung auf und auch<br />
die war unglaublich: Mitten im knapp 30 Meter tiefen Meer eine Sandbank und auf<br />
dieser ein wegen eines Motorschadens ankerndes, kleines Fischerboot. „Da muss<br />
doch irgendjemand seine Hand im Spiel gehabt haben!“, schwört Emmy und<br />
ist einfach nur froh, wieder zu Hause zu sein.<br />
LAND IST<br />
NICHT GENUG<br />
TEL. +49 (0)9333 90 440-0<br />
WWW.MASTER-YACHTING.DE
<strong>OCEAN7</strong>People<br />
Gäste,<br />
the good<br />
&<br />
the bad<br />
Text und Fotos: Wolfgang Hausner<br />
Meinen 18-Meter-Kat Taboo III habe<br />
ich vor mehr als 37 Jahren auf den<br />
Philippinen entworfen und dann<br />
dort auch gebaut. Ein Kriterium für<br />
die Größe war der Wunsch, zahlende<br />
Gäste unterzubringen und ihnen die<br />
Möglichkeit zu geben, in einem<br />
netten Revier auszuspannen, die<br />
Seele baumeln zu lassen und zur<br />
selben Zeit natürlich die Bordkasse<br />
aufzu füllen. Das im Gegensatz zu<br />
langen Törns über größere Strecken,<br />
denn es ist nicht jedermanns Sache,<br />
für ein oder zwei Wochen über das<br />
Meer zu schaukeln und nur Wasser<br />
zu sehen. Aber Eiland-Hopping in<br />
einer netten Gegend mit Schnorcheln<br />
und Landausflügen ist etwas<br />
anderes. Über die Jahrzehnte hatte<br />
ich dann viele Gäste, von denen<br />
einige einen bleibenden Eindruck<br />
hinterließen. Nicht alle sind erwähnenswert,<br />
also beschränke ich mich<br />
aus Platz gründen auf fünf Begegnungen,<br />
die amüsant, negativ,<br />
normal und positiv waren. Gleich -<br />
zeitig möchte ich betonen, dass es sich<br />
bei den schlechten Erfahrungen um<br />
echte Ausnahmen handelt. Ich habe<br />
recherchiert und herausgefunden,<br />
dass weniger als ein Prozent zu den<br />
unangenehmen Zeitgenossen zählt,<br />
die ich nicht mehr an Bord haben<br />
möchte. Der Rest sind durchwegs<br />
nette Leute und einige davon zählen<br />
jetzt zu meinem Freundeskreis.<br />
28 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Wolfgang Hausners Gäste<br />
Ester, das technische Genie. Wir waren mit<br />
einem Ehepaar und drei Kindern unterwegs. Alles lief seine<br />
gewohnte Bahn, bis die Mutter eine leichte Magenverstimmung<br />
bekam und ab diesem Zeitpunkt nur noch abgekochtes Wasser<br />
trinken wollte. Was mich natürlich irritierte, weil Ester mir das<br />
Gefühl gab, das Wasser an Bord wäre schuld an ihrer Misere.<br />
Sie war übrigens die einzige, die ein Problem hatte.<br />
Egal wie, sie bekam regelmäßig ihr abgekochtes Wasser, bis sie<br />
eines Tages die Idee hatte, das selbst zu tun. Mit einem Gasherd<br />
überhaupt kein Problem, aber zu dem Zeitpunkt verwendete<br />
ich noch einen Primus-Kocher, der mit Petroleum betrieben<br />
wird. Nur müssen die Brenner mit Spiritus vorgeheizt werden,<br />
damit das unter Druck stehende Petroleum vergast und so eine<br />
normale Flamme bildet.<br />
Eines Morgens, relativ zeitig, hörten wir jemanden undeutlich<br />
rufen, kurz darauf kam die 13-jährige Tochter den Niedergang<br />
runter – und schoss sofort wieder hinaus. Rodelyn und ich<br />
waren miteinander verstrickt und der Anblick dieser intimen<br />
Beschäftigung war einfach zu viel für sie. Draußen rief sie<br />
„Feuer, Feuer“. Ich zog mir eine Hose an und sprang ihr nach.<br />
Aus dem anderem Kajütniedergang quoll schwarzer Rauch –<br />
zum Teufel, was war da los? Ich stürzte runter und sah, dass der<br />
Kocher praktisch in Brand stand.<br />
Was war passiert? Ester hatte in ihrer Blödheit einfach den Herd<br />
aufgedreht ohne vorher den Brenner vorzuheizen, obwohl sie<br />
mir schon einige Male dabei zugesehen hatte. Das Petroleum<br />
stand unter Druck und brannte sofort mit einer ekligen Rauchentwicklung,<br />
die die Umgebung schwarz einfärbte. Ich drehte<br />
den Hahn ab und schüttete Wasser auf den Kocher, was die<br />
Flammen sofort zum Erlöschen brachten – nicht aber meinen<br />
aufgestauten Ärger.<br />
Karl, der Angsthase. Im November war ich in<br />
Boracay und erwartete meinen nächsten Gast. Karl war ein<br />
Beamter, der laut eigener Erzählung ein einfaches Thai-Mädchen<br />
direkt vom Reisfeld weg geheiratet hatte. Einfach war sie vielleicht,<br />
aber nicht dumm: Bald sprach seine Frau deutsch,<br />
brachte Karl dazu, die Abendschule zu besuchen, um sich beruflich<br />
zu verbessern und so mehr Geld zu verdienen. Karl hatte<br />
Probleme, sich auf einen Ankunftstag bei mir festzulegen, da er<br />
einige Internet-Bekanntschaften vor seiner Abreise geknüpft<br />
hatte. Diese Damen mussten alle besucht und wenn möglich<br />
ausprobiert werden. Der einwöchige Törn auf Taboo III war<br />
sicherlich ein Vorwand für diese Reise nach Südost-Asien.<br />
Aber schlussendlich war er da und wir segelten noch am selben<br />
Tag ab. Weiter nördlich schraubte sich ein tropischer Wirbelsturm<br />
durch die Gegend, aber das verschwieg ich Karl. Mit<br />
seinem gleitenden Ankunftstermin hatte er mich genug genervt<br />
und jetzt war mein Motto: Mitgehangen ist mitgefangen. Außerdem<br />
hatte der Südwestwind den Ankerplatz ungemütlich gemacht,<br />
also mussten wir sowieso weg.<br />
Wir ankerten bald hinter der Insel Cabahan auf Tablas, verlegten<br />
uns aber später weiter in die Bucht hinein, um mehr Schutz vor<br />
dem auffrischenden Wind zu finden.<br />
Seit meinen letzten Erfahrungen mit Taifunen nehme ich ein<br />
Angebot von www.typhoon2000.com in Anspruch: Alle sechs<br />
Stunden bekommt man eine SMS aufs Handy, die totale Information<br />
liefert. Und das war auch jetzt der Fall: Supertaifun<br />
Reming befand sich momentan auf 13.5 N und 124.9 E, ent -<br />
wickelte über 250 km/h, schob 41 Fuß hohe Wellen vor sich<br />
her und bewegte sich mit 17 km/h nach dem Westen. Die km/h<br />
finde ich irritierend, ist aber verständlicher für die lokale Bevölkerung,<br />
die mit Knoten und Seemeilen wenig anfangen kann.<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 29
<strong>OCEAN7</strong>People<br />
„Feuer, Feuer“. Ich zog mir eine Hose<br />
Diese Informationen behielt ich für mich. Karl war kein Draufgänger.<br />
Obwohl wir jetzt vor zwei Anker vollkommen sicher<br />
lagen, würde er vielleicht die Situation falsch einschätzen und<br />
sich glatt in Gefahr wägen. Reming war 120 Seemeilen weiter<br />
nördlich und damit konnte ich leben. Um Mitternacht würde er<br />
uns am nächsten sein und ab dann konnte es nur besser werden.<br />
Aber noch pfiff uns der Sturm schrill um die Ohren. Es<br />
dauerte einige Stunden, bis er auf West drehte und damit hatten<br />
wir das Schlimmste hinter uns.<br />
Der nächste Tag war fast normal, Karl hatte jedoch die Nase voll<br />
und wollte zurück nach Boracay und wieder festen Boden<br />
unter seinen Beinen haben. Nachdem er seinen Aufenthalt auf<br />
Taboo III bereits beglichen hatte, war das kein Problem für mich.<br />
Karl: „Also, das ist es?“<br />
„Ja, das ist es.“ Und damit war das Kapitel Karl endgültig abgeschlossen.<br />
Das war eine eher unterhaltende Episode, aber es<br />
kann auch unangenehmer zugehen, wie ich Jahre später herausfand.<br />
Renate, die Fast-Alkoholikerin. Der Taifun<br />
Haiyan war der letzte im Jahr 2013 gewesen und der tropische<br />
Sturm Lingling ein paar Wochen später der erste in 2014. Er<br />
begann als tropische Depression am 4. Januar südöstlich von<br />
Mindanao, zog langsam nach dem Westen, überquerte die<br />
Insel und rappelte sich innerhalb einer Woche zu einem tropischen<br />
Sturm hoch. Wir waren zu diesem Zeitpunkt an der<br />
Die Parole war: „Nichts wie weg!“<br />
Das taten wir auch tags darauf bei gutem Wetter, nur hatten wir<br />
in der Nacht davor vor Anker ein heftiges Gewitter. Als wir beide<br />
am nächsten Morgen aus unseren Kabinen krabbelten, meinte<br />
ich: „Das war ein saftiges Gewitter“, aber Karl erwiderte ganz<br />
erbost: „Was, das waren fünf.“ Er musste die üppige Donnerei<br />
eindeutig in Gruppen eingeteilt haben.<br />
Mit zwei neuen Gästen segelte ich ein paar Tage später die selbe<br />
Strecke und dann weiter nach Sibuyan, eine Insel, die 30 Seemeilen<br />
weiter östlich liegt. Auf halbem Weg klingelte das Handy.<br />
„Ja, wer ist da?“<br />
„Der, der ausgestiegen ist“, also Karl.<br />
„Und, was ist?“<br />
„Ich möchte wieder einsteigen!“<br />
„Das geht nicht, wir sind auf halbem Weg nach Sibuyan und<br />
wenn ich jetzt zurück nach Boracay segle, verlieren wir einen<br />
ganzen Tag, und das kann ich meinen Gästen nicht antun.“<br />
Küste von Leyte unterwegs und segelten nach Einbruch der<br />
Dunkelheit in die Dupon Bucht, um dort einen sicheren Ankerplatz<br />
zu finden. Sicherlich kein Ausflugsort, am Ufer befand<br />
sich eine riesige Fabrik, die Kupfererz aufbereitete. In der<br />
Bucht lagen mindestens fünfzehn chinesische Frachter in der<br />
Warteschlange, um das Erz nach China zu bringen. Lingling<br />
sollte südlich von uns vorbeiziehen – damit hätten wir nördliche<br />
Winde und würden total geschützt am Ende der tiefen<br />
Bucht liegen.<br />
Also sozusagen alles unter Kontrolle, sollte man meinen, aber<br />
es kam nicht so. Lingling änderte den Kurs und kam ziemlich<br />
genau auf uns zu, und im Nu begann es kräftig zu blasen. Der<br />
Plattenanker schlierte, also wechselte ich ihn gegen den schweren<br />
Pflugscharanker aus, der mich bei Schlammgrund noch nie<br />
im Stich gelassen hatte. Ich fuhr mit dem Kat ins seichte Wasser,<br />
bis ich fast im Schlamm steckenblieb, und ließ den Anker mit<br />
30 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Wolfgang Hausners Gäste<br />
an und sprang ihr nach.<br />
zehn Meter Kettenvorlauf fallen. Der starke Wind blies den<br />
Kat zurück und wir hingen bombenfest an der geflochtenen<br />
Nylontrosse.<br />
An Bord war ein junges Pärchen aus Südtirol, Josef und Christine,<br />
sowie das ältere Ehepaar Frank und Renate. Vom ersten<br />
Tag an war mir aufgefallen, dass Renate gerne dem Alkohol<br />
zusprach und mengenmäßig die anderen Gäste weit hinter<br />
sich ließ. Die kostenlosen alkoholischen Getränke an Bord<br />
sind natürlich eine Versuchung für Menschen, die ihr Alkoholproblem<br />
nicht im Griff haben und sich dann fast bis zur Besinnungslosigkeit<br />
zuschütten. Dieses Gehabe stört mich nicht<br />
sonderlich, meine Gäste können trinken, soviel sie wollen,<br />
solange sie nicht im Rausch über Bord fallen oder einen Blödsinn<br />
machen.<br />
Und genau letzteres sollte passieren. Aber noch waren sie nach<br />
dem Abendmahl in bester Stimmung, während ich an Deck<br />
Ankerwache hielt. Der Wind war jetzt schräg auflandig und<br />
das Ufer steinig. Sollte der Kat schlieren, müsste ich so rasch<br />
wie möglich aus der Bucht raus, denn noch einmal Ankern<br />
bei diesen Windgeschwindigkeiten war nicht mehr möglich.<br />
Das hieße dann mit voller Maschinenkraft quer zum Wind<br />
fahren, während uns der Sturm aus der Bucht auf das offene<br />
Meer blies.<br />
Etwa um zehn Uhr kam ein Schlepper angedampft und fuhr ins<br />
seichte Wasser, bis er schräg vor uns steckenblieb und die Kette<br />
runterrasseln ließ. Kurz danach trieb er mit der ansteigenden<br />
Tide zurück und ankerte fürs erste. Eine Stunde später, der<br />
Sturm pfiff uns mit ca. 50 Knoten um die Ohren, legte sich der<br />
Schlepper quer zum Wind und schlierte knapp an uns vorbei.<br />
An Deck und auf der Brücke war keine Menschenseele zu sehen.<br />
Erst Minuten später, als das Schiff bereits inmitten der<br />
Frachter war, begann sich Leben zu zeigen. Die großen Schiffe<br />
selbst hatten auch Probleme, mehrere fuhren ziellos durch die<br />
Gegend, weil sie nicht mehr ankern konnten.<br />
Um Mitternacht begann der Sturm rapide nachzulassen, er<br />
drehte auf Süd, und kurz darauf begann eine starke Dünung in<br />
die Bucht zu rollen. Jetzt hingen wir an dem zweiten Pflugscharanker,<br />
den ich vorher zur Sicherheit gesetzt hatte. Die Parole<br />
war „nichts wie weg“, wir hatten nur einen Meter Wasser unter<br />
dem Totholz.<br />
Auf meinem GPS hatte ich einen vorherigen Ankerplatz gespeichert<br />
und den steuerten wir nun in der Dunkelheit an. Bald<br />
ankerten wir im Lee der steinigen Küste und ich konnte kurz<br />
Bilanz ziehen: Lingling war knapp südlich von uns vorbeigezogen,<br />
das erklärte den plötzlich drehenden Wind, jetzt entfernte<br />
er sich und damit begann sich alles wieder zu normalisieren. Es<br />
war knapp vor zwei Uhr morgens, die Gäste schliefen seit Stunden<br />
und wir taten kurz darauf dasselbe.<br />
Kurz vor sechs wurde ich von Christine geweckt: „Wolfgang, da<br />
ist Wasser in der Kabine und der ganze Fußboden ist nass“. Ich<br />
stürzte rüber und sah mir die Bescherung an.<br />
„Ich wollte auf die Toilette gehen, aber sie lief ständig über“,<br />
sagte Christine. Und warum das? Ganz einfach: Die Person, die<br />
sie zum letzten Mal benutzt hatte, hatte die elektrische Pumpe<br />
nicht abgeschaltet, die das Seewasser in die Muschel befördert.<br />
Sofort musste ich an Renate denken, die auch immer vergaß,<br />
das Licht abzudrehen. Aber momentan hatte ich andere Sorgen,<br />
sämtliche Bilgen in dem Bereich und im Salon waren bis knapp<br />
unter die Bodenbretter voll. Plastikbehälter schwammen herum,<br />
die aber dicht waren. Nicht so gut ging es ca. 150 Büchern –<br />
Lesematerial, das ich ständig mit anderen Yachties tauschte –,<br />
und total abgesoffen war der Entsafter. Zuerst musste das Wasser<br />
ausgepumpt werden und danach war meine Crew Rodelyn<br />
mehr als zwei Stunden damit beschäftigt, die Bilgen trockenzuwischen.<br />
Erst danach frühstückten wir und segelten ab. Die Bücher<br />
legten wir in die Sonne, das elektrische Küchengerät ging<br />
zuerst auf Tauchstation in Süßwasser, bevor ich es zerlegte und<br />
4 Stützpunkte:<br />
4 Stützpunkte:<br />
www.bootekamper.at<br />
www.bootekamper.at<br />
Günstige<br />
Charterkonditionen Günstige<br />
Charterkonditionen<br />
Deutschsprachiges<br />
Deutschsprachiges<br />
Personal vor Ort<br />
Personal vor Ort<br />
Kundenorientierte<br />
Abwicklung Kundenorientierte vor Ort<br />
Abwicklung vor Ort<br />
Yachtcharter<br />
Yachtcharter<br />
I<br />
I<br />
Skippertrainings I<br />
Skippertrainings I<br />
Führerscheine I<br />
Führerscheine I<br />
Yachtmanagement<br />
Yachtmanagement<br />
Sukosan<br />
Sukosan<br />
Biograd<br />
Biograd<br />
Sibenik<br />
Trogir<br />
Sibenik<br />
Trogir<br />
Fragen Sie<br />
uns Fragen auch Sie nach<br />
uns auch nach<br />
Mittwoch –<br />
Mittwoch-Charter<br />
–<br />
Mittwoch-Charter<br />
10-Tages-Charter<br />
10-Tages-Charter<br />
Kurz-Charter<br />
Kurz-Charter<br />
Sichern Sie<br />
sich Sichern jetzt Ihren Sie<br />
sich Frühbucher- jetzt Ihren<br />
Frühbucher- Rabatt!<br />
Rabatt!<br />
YACHTCHARTER<br />
YACHTCHARTER KAMPER<br />
KAMPER<br />
Murstraße 7 | A-8600 Bruck/Mur<br />
Murstraße Tel: 7 | +43 A-8600 (0) 3862 Bruck/Mur 24702<br />
E-Mail: offi Tel: ce@bootekamper.at<br />
+43 (0) 3862 24702<br />
E-Mail: offi ce@bootekamper.at
<strong>OCEAN7</strong>People<br />
mit etwas Öl einsprühte. Ich sprach mit Christine und Josef:<br />
Es war eindeutig, dass Renate für das Fiasko verantwortlich<br />
war. Die beiden Südtiroler tranken in normalem Maß und<br />
dasselbe galt für Frank, der einen netten Eindruck machte,<br />
aber sehr unter dem Einfluss seiner herben Frau stand. Renate<br />
hatte überhaupt keinen Kommentar zu dem Vorfall. Ich wartete<br />
den ganzen Tag auf irgendeine Reaktion, aber sie tat, als ob<br />
nichts passiert wäre.<br />
Am nächsten Morgen beim Frühstück legte ich dann los: „Irgendjemand<br />
von euch hat vorletzte Nacht im Suff die Toilettenpumpe<br />
laufen gelassen, was Schaden und obendrein eine<br />
Menge Arbeit verursacht hat“, und fixierte dabei die ganze Zeit<br />
Renate. „Und das kostet euch 500 Euro, die ich jetzt haben<br />
möchte.“ Zwei Minuten später lag das Geld auf dem Tisch, von<br />
dem ich Josef und Christine die Hälfte später wieder zurückgab.<br />
Das hatten wir vorher vereinbart, denn hätte ich nur<br />
Renate zur Verantwortung gezogen, hätte sie sicherlich alles<br />
geleugnet.<br />
Ein paar Tage später segelten wir über das sonnige Meer südlich<br />
von Bohol und trauten unseren Augen nicht: Vor uns<br />
schwamm ein kleines, etwas windschiefes Haus, komplett mit<br />
dem üblichen Nippa-Dach. Der Taifun Haiyan musste es auf<br />
das Meer hinausgespült haben und jetzt trieb die schwimm -<br />
fähige Bambuskonstruktion herrenlos über das Wasser. Irgendwann<br />
wird es sicherlich an einem Ufer landen und vielleicht<br />
wieder dem ursprünglichen Zweck zugeführt werden.<br />
1<br />
Ganz normale Gäste. Robert und Ernie Hausner aus<br />
der Steiermark hießen zwar so wie ich, aber wir waren nicht<br />
verwandt, außer über irgendwelche nicht nachvollziehbare<br />
Ecken. Robert brachte unter anderem den acht Kilogramm<br />
schweren Wärmetauscher mit, wofür ich ihm wirklich dankbar<br />
war. Schicken aus England hätte ewig lang gedauert und dann<br />
hätte ich mich noch mit dem hiesigen Zoll herumärgern müssen.<br />
Mit dabei auf dem Törn war meine Tochter Vaitea, die schon<br />
einige Wochen an Bord war. Die beiden anderen Gäste Anita und<br />
Andre aus Deutschland hatte ich gebeten, Glühkerzen und eine<br />
Reibahle zu besorgen. Letztlich hatte der alte Mercedes-Motor,<br />
der noch vorgeglüht werden musste, Hustenanfälle beim Starten.<br />
Das zusammen mit der maroden Kühlung begann mich langsam<br />
zu nerven. Es war, als ob mein Antrieb nach 36 Jahren das Handtuch<br />
schmeißen wollte. Den neuen Wärmetauscher zu installieren<br />
war zu aufwendig, das wollte ich später machen, aber das Startproblem<br />
mit den Glühkerzen bereinigten Robert und ich.<br />
Anita und Andre waren schon länger ein Paar, jetzt wollte Andre<br />
seinen Heiratsantrag auf dieser Fahrt machen, allerdings auf<br />
einem Super-Platz. Zuerst schlug ich Daquio vor, einer winzigen<br />
Insel wie aus dem Bilderbuch, nur regnete es dort gerade. „Ist<br />
das jetzt der schönste Platz, wo wir hinkommen, Wolfgang?“,<br />
fragte mich Andre. „Ja, aber es kann sein, dass Calangaman noch<br />
schöner ist, dort werden wir ein ein paar Tagen sein“, antwortete<br />
ich.<br />
Als wir in Calangaman ankerten, regnete es auch da und damit<br />
wurde der Kniefall bis auf weiteres auf Eis gelegt. Aber aufgeschoben<br />
ist nicht aufgehoben, es klappte dann doch, wie wir<br />
später erfuhren. Zwar nicht auf einer Insel wie geplant, sondern<br />
im Wasser des Infinity-Pools auf dem Dach des feudalen Marina<br />
Bay Sands Hotel in Singapur.<br />
Willi, der Unermüdliche. Ein Jahr später waren wir<br />
unterwegs nach Dinigat, einer Insel am östlichen Ende von<br />
Mindanao. Auf dieser Fahrt segelten wir südlich von Leyte an<br />
Binit Point vorbei. Und gerade dort platzte das Groß wieder –<br />
nicht nur an einer Naht, die ich schon vorher geklebt hatte,<br />
sondern gleich großflächiger. Fallwinde von den Bergen hatten<br />
den Nordost-Monsun kurzweilig verstärkt und dem altersschwachen<br />
Segel den Gnadenstoß versetzt. Es war meine Schuld:<br />
Hätte ich mich von den steilen Klippen einige Meilen ferngehalten,<br />
wäre es nicht passiert. Aber ich wollte keine Höhe<br />
verschenken, aus Erfahrung wusste ich, dass uns die starke<br />
Strömung in der Surigao-Straße um 30 bis 40° nach dem Süden<br />
versetzen würde. Egal wie – das Segel musste sofort runter, ehe<br />
es sich noch mehr auflöste, und unter Fock und Klüver segelten<br />
wir weiter.<br />
Willi suchte immer etwas, das er<br />
reparieren oder verbessern könnte<br />
32 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Wolfgang Hausners Gäste<br />
2 3<br />
4 5<br />
Mit an Bord waren Manuela und Willi aus Wien, die bereits<br />
zum fünften Mal zu Besuch waren. Willi meinte: „Das ist kein<br />
Problem, das reparieren wir am nächsten Ankerplatz.“ Diesen<br />
fanden wir in einer malerischen Bucht auf der Insel Unib.<br />
Über dem weißen Strand wiegten sich die Palmen, senkrechte<br />
Klippen stiegen dahinter in die Höhe, von wo auch Fisch adler<br />
ihre Rundflüge starteten. Willi übernahm die Reparatur, er war<br />
Tapeziermeister an der Wiener Volksoper gewesen und ich<br />
konnte ihm da wenig reinreden, nur mithelfen.<br />
Die wieder aufgegangene Naht und die anderen Risse mussten<br />
genäht werden, kleben ging nicht mehr, da der Härter hart<br />
wie Stein war. Bald war Willi im Segel begraben, während ich<br />
außen stand und wir abwechselnd die Nadel durch die alten<br />
Löcher der Naht stießen. Das dauerte natürlich Stunden, Willi<br />
schwitzte sich zu Tode, während ich es draußen luftiger hatte.<br />
Manuela sagte mir, wenn Willi einmal eine Arbeit angefangen<br />
hat, gibt es keine Pause, bis er fertig ist.<br />
Außerdem sucht er sich immer etwas, das er reparieren oder<br />
verbessern könnte. Bei einem vorherigen Besuch spleißte er<br />
das 8-kardelige Ankerseil in die 10 mm-Edelstahlkette, diese<br />
Kombination lief dann nahtlos über die Kettennuss des elektrischen<br />
Ankerspills und erleichterte das Anker-auf-Manöver. Ein<br />
anderes Mal mussten wir den Motor des Ankerspills ausbauen<br />
und da war es auch Willi, der eingeklemmt in dem engen<br />
Kettenkasten mit dem schweren Teil kämpfte. Als ich das später<br />
einmal selbst tun musste, schätzte ich Willis Bemühungen<br />
umso mehr. Von dem ausgerissenen Auge der Genua möchte<br />
ich gar nicht reden, das war eine Kleinigkeit für ihn, er hatte ja<br />
immer seine Nadeln und anderes Werkzeug mit. Mit anderen<br />
Worten: Gäste wie Willi kann man sich nur wünschen!<br />
1 Auf Kollisionskurs mit einem windschiefen Haus auf See südlich von Bohol.<br />
2 Vaitea und Loida verstanden sich auf Anhieb an Bord der Taboo III.<br />
3 Loida und die guten Gäste Andre, Wolfgang, Anita, vorne Ernie und Robert.<br />
4 Gäste an Bord, Gäste im Wasser: Auch Delfine besuchen uns gerne.<br />
5 Willi, vormals Tapezierer an der Wiener Volksoper, beim Segelnähen.<br />
© Yachtfilm.com<br />
Yachtcharter- Weltweit<br />
Yachtverkauf<br />
Chartermanagement<br />
Ausbildung<br />
www.aichfeld-yachting.at<br />
www.salona-yachts.eu
ServiceNews<br />
Die ganze Welt des Wassersports –<br />
auf der Boot Tulln 2017<br />
Seit 46 Jahren gibt die Messe-Metropole Tulln die Kulisse für die Austrian<br />
Boat Show. Über 48.000 Besucher pilgerten im Vorjahr in die Stadt an<br />
der Donau, 2017 hat sich die Messe Tulln höchste Ziele gesetzt.<br />
Große Yachten, kleine Jollen, aktuelle Trends und viele Produktneuheiten<br />
rund um den Tauchsport, Bootsausrüstungen der<br />
neuesten Generation, maritime Serviceleistungen und Infos über<br />
die schönsten Destinationen rund um den Globus – das Leistungsspektrum<br />
der Boot Tulln wird 2017 noch breiter gefächert<br />
sein. Die Location für die größte Bootsmesse Österreichs hat<br />
ein Facelifting bekommen: Die Messehalle 3 – Ausstellungszentrum<br />
für Motorboote, Motoryachten und Elektroboote – beherbergt<br />
nun auch das neu gestaltete Messerestaurant und ein<br />
Tagungszentrum für moderne Infotainmentshows.<br />
Als Highlight wird die Niederösterreich-Halle auch heuer<br />
wieder Segelyachten mit bis zu 50 Fuß Länge beherbergen,<br />
aber auch für Daysailer und Multihulls genügend Platz bieten.<br />
Zur besseren Übersicht wird die Boot Tulln 2017 in sechs<br />
Kompetenzzentren gegliedert sein:<br />
1. Segeln: Segelyachten, Segelboote,<br />
Katamarane,Trimarane, Jollen, Ausbildung<br />
2. Motorboote: Motoryachten, Motorboote,<br />
Elektroboote, Schlauchboote, Ausbildung<br />
3. Tauchen: Ausrüstung, Reviere, Reisen,<br />
Ausbildung, Unterwasserfotografie<br />
4. Paddeln: Kajaks, Kanus, Stand Up Paddling<br />
5. Tourismus: Infos Wassersport-Destinationen,<br />
Marinas, weltweite Charter-Angebote<br />
6. Zubehör: Bootsausstattung, -ausrüstung, Bekleidung<br />
Messedirektor Mag. Thomas Diglas: „Als Veranstalter der<br />
größten und vielfältigsten Boots- und Wassersportfachmesse<br />
in Zentral- und Osteuropa haben wir unsere Ziele für 2017<br />
hoch angesetzt. Unter dem Motto Wassersport Total bietet<br />
die Messe Tulln die optimale Plattform für den kompletten<br />
Marktüberblick.“<br />
Austrian Boat Show –<br />
Boot Tulln<br />
2. bis 5. März 2017<br />
Eintrittspreise<br />
Erwachsene<br />
13 Euro<br />
Senioren- und Studentenkarte 11 Euro<br />
Jugendkarte (6–15 Jahre) 3 Euro<br />
Kinder bis 6 Jahre<br />
Eintritt frei<br />
Gruppenkarte (ab 20 Pers.) 11 Euro<br />
Öffnungszeiten<br />
Donnerstag, 2. bis Sonntag, 5. März 2017,<br />
10.00 bis 18.00 Uhr<br />
Infos und ermäßigte Tickets unter www.boot-tulln.at<br />
34 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Tea Time<br />
Hurra, das erste rutschfeste Bootsporzellan ist da!<br />
Für festen Halt bei Wind oder Welle sorgt der für das<br />
Auge beinahe unsichtbare transparente Magic-Grip-Reif,<br />
der fest mit dem Porzellanboden verbunden ist.<br />
Positiver Nebeneffekt: das Geschirr ist spülmaschinenfest,<br />
wie der deutsche Hersteller Kahla versichert.<br />
Die Sets werden in zwei maritimen Designs und in Weiß<br />
angeboten, das 14-teilige To-Go-Basisset für zwei Personen<br />
besteht aus je zwei Henkelbechern, Kaffeetassen,<br />
Snack-, Kuchen-, Pasta- und Esstellern sowie zwei<br />
Mini-snacktellern, die auch als Deckel oder Untertassen<br />
genutzt werden können. Natürlich alles stapelbar, so<br />
wie es sich nun einmal für Bootsgeschirr gehört.<br />
www.kahlaporzellan.com<br />
Safety first<br />
Checkpoint<br />
Geschwindigkeit, Wassertiefe, Windstärke …, mit der<br />
quatix 3 von Garmin hat man alles stets im Blick – und zwar<br />
von überall an Bord. Die Marineuhr fungiert dabei einfach als<br />
tragbares Instrument, das NMEA 2000-Daten von kompatiblen<br />
Garmin-Geräten anzeigt. Segelsportler werden auch die<br />
speziellen Regattafunktionen wie virtuelle Startlinie, Wende-<br />
Assistent und Wettkampf-Timer zu schätzen wissen.<br />
Die richtungsweisende Watersports-Smartwatch im edlen<br />
Design überzeugt aber nicht nur mit Boots-, Segel- und Angel-<br />
Features und vielen weiteren vorinstallierten Marinefunktionen.<br />
Sie begleitet das Herrchen gerne auch beim Laufen, Radfahren,<br />
Schwimmen oder Golfen.<br />
www.garmin.de<br />
Arbeiten unter extremen Bedingungen<br />
am oder auf dem Wasser erfordern<br />
auch extrem sicheres und zuverlässiges<br />
Arbeitsmaterial. Dazu zählen z. B.<br />
die Rettungswesten aus dem traditionsreichen<br />
Hause Secumar, deren innovative<br />
Produkte auch im Deutschen Museum in München ausgestellt<br />
sind. Soeben auf den Markt gekommen ist die neue Rettungsweste<br />
Golf 275 neon mit extrem reiß- und abriebfester Schutzhülle, die<br />
abwischbar und daher leicht zu reinigen ist. Damit der Tragekomfort<br />
nicht zu kurz kommt, wurde im Halsbereich ein Materialmix<br />
aus weichem Polyamidgewebe integriert. Die leuchtend neongelbe<br />
Farbe ist kein Modetrend, sondern dient der besseren Sichtbarkeit<br />
auch unter widrigsten Sichtverhältnissen.<br />
www.secumar.com<br />
Werner Werner Ober GmbH Ober & GmbH Co KG<br />
& C<br />
Yachtelektronik<br />
Yachtelektronik<br />
Reichsstrass Reichsstrass Reichsstrass<br />
38, 38, 38, 6890 6890 Lustenau<br />
Lustenau<br />
38, 6890 Lustenau<br />
Tel Tel Tel +43 +43 +43 (0)5577 (0)5577 Tel +43<br />
82419<br />
82419<br />
(0)5577 82419<br />
Fax Fax Fax +43 +43 +43 (0)5577 (0)5577 Fax +43<br />
86<strong>06</strong>1<br />
86<strong>06</strong>1<br />
(0)5577 86<strong>06</strong>1<br />
werner.ober@yachtelektronik.at<br />
werner.ober@yachtelektronik.at<br />
Ihr kompetenter Ihr kompetenter Partner Partn<br />
für Yachtelektronik!<br />
für Yachtelektronik!<br />
Ihr kompetenter Partner<br />
für Yachtelektronik!<br />
www.yachtelektronik.at<br />
www.yachtelektronik.at
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
36 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Seeschifffahrtsgesetz<br />
Fotos: Shutterstock<br />
Bereits 2012 wurde das Seeschifffahrts -<br />
gesetz vom österreichischen Verkehrsministerium<br />
geändert. Eines der Ziele war<br />
damals, neben MSVÖ und ÖSV auch anderen<br />
Prüfungsorganisationen die Abnahme von<br />
Sportbootführerscheinprüfungen See zu<br />
ermöglichen. Festgelegt wurde, dass alle<br />
Prüfungsorganisationen zusammenarbeiten<br />
und dem Bundesministerium für Verkehr,<br />
Innovation und Technologie jährlich berichten<br />
sollten. Falls dies nicht geschehe, was<br />
einige Pessimisten auch von Beginn an<br />
erwartet hatten, werde vom Ministerium<br />
eine einheitliche Prüfungsordnung erlassen.<br />
An deren Ausarbeitung wurde ab Ende<br />
2014 gearbeitet. Einer der Hauptpunkte<br />
des Entwurfes war „… wie Österreicherinnen<br />
und Österreichern ein leichterer Zugang zur<br />
Jachtführung ermöglicht, im Wesentlichen<br />
die Ablegung einer Schiffsführerprüfung<br />
vor Behörden eines anderen Staates und<br />
in einer anderen Sprache erspart werden<br />
könne“ (Quelle: ProJacht_Erläuterungen des<br />
Bundesministeriums, 12/2014).<br />
Doch was ist nun aus den hehren Plänen des<br />
Ministeriums geworden?<br />
<strong>OCEAN7</strong> hat dort nachgefragt, wo die<br />
Umsetzung erfolgen und die Erleichterung<br />
spürbar geworden sein sollte, bei DI Harald<br />
Melwisch – langjähriger Prüfungsreferent<br />
des MSVÖ und Präsident des King Yachting<br />
Clubs, also bei einem Profi, der mit der<br />
segelnden und Motorboot fahrenden Basis in<br />
engem Kontakt steht und täglich spürt, was<br />
Wassersportler bewegt.<br />
?<br />
Wer will sich da noch<br />
prüfen lassen<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 37
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
<strong>OCEAN7</strong>: Herr Melwisch, was waren Ihre<br />
ersten Gedanken, als sie von der Ziel -<br />
setzung des Ministeriums hörten?<br />
H. Melwisch: Ich war begeistert. Mir schien es damals so,<br />
dass das Verkehrsministerium seinen Auftrag verstanden hatte<br />
und der „Bootsführerscheintourismus“, der für Österreich ein<br />
Problem darstellt, endlich eingedämmt werden würde.<br />
Österreich hat höhere<br />
Anforderungen als Deutschland?<br />
Ja, unglaublich, aber wahr. So müssen beispielsweise bei uns die<br />
Prüflinge für den Fahrtenbereich 2 nun auch nicht mehr wie<br />
früher 500 sm nachweisen, sondern 500 sm auf einem Segelboot<br />
(unwichtig, ob unter Segeln oder Maschine) und 100 sm auf<br />
einem Motorboot. Zusammen also 600 sm. Im Vergleich dazu<br />
werden für den deutschen SKS für Motor- und Segelboote (inklusive<br />
International Certificate) nur 300 sm auf einem Segelboot<br />
verlangt. Im Fahrtbereich 3 sieht es noch viel schlimmer aus.<br />
Hier wurden bis zum vergangenen Jahr 1.000 sm als Erfahrungsnachweis<br />
verlangt. Jetzt müssen 1.500 zurückgelegte Seemeilen<br />
auf einem Segelboot und zusätzlich noch 900 sm auf einem<br />
Motorboot nachgewiesen werden. Und als ob das nicht schon<br />
mehr als genug wäre, muss ein Schlag mindestens 50 Stunden<br />
lang gewesen sein, bevor man zur Prüfung antreten kann. Das<br />
ist doch total unverhältnismäßig! Das gibt es in keinem anderen<br />
Land, nur in unserer schönen Alpenrepublik ohne Meerzugang.<br />
Was ist dann geschehen?<br />
Es wurde zwar eine einheitliche Prüfungsverordnung verabschiedet,<br />
aber die Anforderungen sowohl an die Prüflinge als<br />
auch an die Prüfer wurden dabei so stark angehoben, wie es in<br />
keinem anderen Land der Fall ist. Mit dieser Verordnung werden<br />
österreichische Wassersportler geradezu aufgefordert, ihre<br />
Scheine im benachbarten Ausland zu machen.<br />
Können Sie<br />
unseren Lesern<br />
vielleicht ein oder<br />
zwei Beispiele<br />
nennen?<br />
Für eine Prüfung zum österreichischen<br />
International<br />
Certificate für Motorund<br />
Segelboote müssen<br />
zwei Praxisprüfungen abgelegt<br />
werden – eine auf<br />
einem Motorboot, eine auf<br />
einem Segelboot. Dabei<br />
müssen 71 von 71 möglichen<br />
Punkten geprüft<br />
werden (!). Bis 2015 war<br />
es üblich, so wie in anderen<br />
Ländern auch, dass<br />
Motorbootmanöver auf einem Segelboot unter Motor geprüft<br />
werden, was die Prüfung wesentlich vereinfacht. Dagegen dürfen<br />
in Deutschland z. B. für den SKS für Motor- und Segelboote<br />
(inklusive International Certificate) Motorbootmanöver auf einem<br />
Segelboot unter Motor geprüft werden, es werden 13 Punkte von<br />
25 möglichen geprüft.<br />
Eine Erleichterung ist da wirklich nicht<br />
zu sehen. Aber wie sieht es mit den<br />
Prüfern aus? Hat sich da etwas zum<br />
Besseren gewendet?<br />
Da braucht man eigentlich nur ein „Salzbuckel“ zu sein, also<br />
genug Seemeilen gesammelt haben, sonst nichts. Allerdings wird<br />
auch in diesem Bereich wesentlich mehr verlangt als bisher.<br />
Waren es vor einem Jahr<br />
noch 5.000 sm, so muss<br />
ein Prüfer für FB3 jetzt<br />
10.000 sm auf einem Segelboot<br />
und 7.000 Seemeilen<br />
auf einem Motorboot<br />
zurückgelegt<br />
haben. In Deutschland<br />
muss ein Prüfer „geeignet<br />
und zuverlässig<br />
sein“ und die Prüfungsvorschriften<br />
kennen, in<br />
Österreich muss nur die<br />
„Eine neue Prüfungsordnung<br />
muss her.“<br />
DI Harald Melwisch, MSVÖ-Prüfungsreferent<br />
Summe der Seemeilen<br />
stimmen.<br />
Das hört sich<br />
nicht nach Fortschritt<br />
an.<br />
Nein. Es sieht vielmehr so aus, als habe das Verkehrsministerium<br />
seinen Auftrag vollkommen missverstanden und mit einer gemeinsamen<br />
Prüfungsordnung auch gleich noch die Anforderungen<br />
maßlos überzogen.<br />
Sieht es so aus oder ist es tatsächlich so?<br />
Das viel zu hohe Anforderungsniveau liegt auf der Hand. Doch<br />
sieht es ganz so aus, als ob das Verkehrsministerium nicht selbst<br />
an der Ausarbeitung der „Yachtführung-Prüfungsordnung 2015“<br />
beteiligt war. Jedenfalls bestreiten die Beamten der obersten<br />
Schifffahrtsbehörde, dass der absurde Kriterienkatalog auf ihrem<br />
Mist gewachsen sei. Es muss also Hintermänner gegeben haben,<br />
die entweder den Auftrag falsch verstanden haben, oder denen<br />
daran gelegen war, die Anforderungen so schamlos zu erhöhen.<br />
Sie wissen also, wer …?<br />
Ich weiß jedenfalls von Dokumenten, die es schon vor der<br />
Veröffentlichung der neuen Prüfungsordnung gab und an das<br />
38 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Seeschifffahrtsgesetz<br />
Herrn Schnabls Schreibtisch aus ans Ministerium geschickt wurden<br />
– oder zumindest mit seiner Kenntnis.<br />
Können Sie erklären, warum gerade diese<br />
Ausarbeitungen in die neue Prüfungsordnung<br />
übernommen wurden? Es sollen ja auch<br />
andere Vorschläge beim Ministerium<br />
eingegangen sein.<br />
Für mich gibt es in dieser Sache zwei Indizien: Zum einen hatten<br />
die zuständigen Beamten kaum bis gar kein Mitspracherecht. Aus<br />
Äußerungen von Beamten mir gegenüber lässt sich nur vermuten,<br />
dass hier Einfluss von „oben“ genommen wurde. Zum anderen hat<br />
der ehemalige Bundeskanzler Werner Faymann 2014 seinen Segelschein<br />
bei der Segelschule Hofbauer gemacht. So ein Zufall – meinen<br />
Sie nicht?<br />
Ministerium gingen. Es handelte sich dabei um eine Auflistung<br />
der erhöhten Anforderungen an Prüflinge und<br />
Prüfer, geschrieben von Peter Schnabl. Ich weiß allerdings<br />
nicht, ob Herr Schnabl diese Zusammenstellungen als<br />
Kompagnon des Herrn Gießler von der Segelschule Hofbauer<br />
oder als Mitglied der Wassersport Schulvereinigung<br />
Österreichs (WSVO) geschrieben hat. Außerdem gibt es<br />
vom Mai 2015 noch eine Praxis-Checkliste, die der Anlage<br />
3b der Prüfungsordnung entspricht. Als Autor wird von<br />
Schnabl der Herr Fritz Pohle genannt.<br />
Und wie geht es nun weiter? Gibt es Ihrer<br />
Meinung nach eine Möglichkeit, um das Prüfungswesen<br />
in Österreich wieder in richtige<br />
Bahnen zu lenken?<br />
Ich möchte den neuen Bundesminister Jörg Leichtfried bitten, sich<br />
genau anzusehen, was da gelaufen ist. Denn diese Vorgänge haben<br />
dem österreichischen Yachtsport und seinem Ansehen im In- und<br />
Ausland sehr geschadet – und tun es noch immer. Dann müsste<br />
nachgebessert bzw. überhaupt eine neue Prüfungsordung erlassen<br />
werden, die dem ursprünglichen Ziel dient, den Österreicherinnen<br />
und Österreichern einen leichteren Zugang zu Yachtprüfung im<br />
Heimatland zu ermöglichen und dabei dem internationalen Standard<br />
zu entsprechen. Die überzogenen Anforderungen müssen<br />
wieder zurückgenommen werden, sonst wird niemand mehr in<br />
Österreich eine Prüfung für den Yachtsport ablegen und der Run<br />
auf das kroatische Küstenpatent und den deutschen Sportbootführerschein<br />
See wird eine noch nie dagewesene Renaissance erleben.<br />
Wir wollten von Anfang an genau das Gegenteil erreichen.<br />
Herr Melwisch, vielen Dank<br />
für das Gespräch.<br />
Frühbucher Preise<br />
jetzt sichern!<br />
Foto: Tahsin Özen (1)<br />
Wie kommen Sie an diese Dokumente?<br />
Herr Schnabl hat sie Anfang Mai 2015 an den MSVÖ geschickt<br />
mit der Frage, ob dieser damit einverstanden sei.<br />
Klingt doch nach fairer Rücksprache …<br />
Ja, aber der MSVÖ war mit der extremen Erhöhung der<br />
Prüfungsanforderungen in keinster Weise einverstanden<br />
– und dennoch sind die Dokumente ans Ministerium<br />
gegangen. Daraus kann man ja nur noch schließen, dass<br />
die Dokumente ohne Einverständnis des MSVÖ von<br />
10x Kroatien<br />
3x Türkei<br />
Griechenland<br />
Charter weltweit<br />
www.pitter-yachting.com<br />
Mittwoch-Mittwoch I10-Tages Charter I Kurzcharter I One-Way<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 39
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
40 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Gute Kontakte auf hoher See<br />
In Österreich ist es mittlerweile zur Selbst -<br />
verständlichkeit geworden, dass jedes Haus<br />
Breitbandanschluss hat. Auch unterwegs sind<br />
Herr und Frau Österreicher (und ihre Sprösslinge)<br />
mittels Smartphone immer und überall online,<br />
auf Facebook wird jede Kleinigkeit des Lebens<br />
via www gepostet, Google steht bei Unklarheiten<br />
prompt mit Antworten bereit und auch riesige<br />
Dokumente können schwuppdiwupp hoch- und<br />
runtergeladen werden. Als Langfahrtsegler leben<br />
wir im Vergleich dazu noch immer im finsteren<br />
Kommunikationsmittelalter.<br />
Text: Birgit Hackl und Christian Feldbauer<br />
Fotos: Christian Feldbauer, Angus MacFeeley<br />
Neben klassischem Sprachfunk über Kurzwelle beschränkt sich<br />
unsere Kommunikation hauptsächlich auf das Empfangen von<br />
Wettervorhersagen, rudimentärem E-Mail-Verkehr (nur Text),<br />
und eventuell dem Publizieren kurzer Blogeinträge. Größere<br />
Dokumente (wie z. B. diesen Artikel hier) können wir nur<br />
versenden, wenn wir gerade vor einer Stadt vor Anker liegen<br />
und mit etwas Glück Wi-Fi finden. Selbst dann dauert es oft<br />
Stunden, bis alle Fotos hochgeladen sind – besonders ärgerlich,<br />
wenn dann bei 99 % doch wieder die Verbindung versagt.<br />
Mit viel Geduld und mehreren Anläufen klappt’s aber doch<br />
meist und es findet wieder ein Bericht von Pitufa unterwegs<br />
den Weg in die <strong>OCEAN7</strong>-Redaktion.<br />
Praktisch jede Yacht hat ein UKW-Funkgerät (englisch VHF),<br />
denn so ein Gerät ist unabdinglich zum Hören oder (Klopfauf-Holz)<br />
Senden von Notrufen und Kommunikation mit feindlichem<br />
Schiffsverkehr in brenzligen Situationen („Big Ship, Big<br />
Ship, we‘re on a collision course“). Im Alltag verwenden wir<br />
das UKW-Gerät hauptsächlich, um mit anderen Seglern zu<br />
tratschen, aber auch um tägliche Wetterdurchsagen oder Warnungen<br />
und Info der Küstenwache auf Kanal 16 zu hören.<br />
UKW-Funk funktioniert aber nur über kurze Distanzen, schon<br />
nach wenigen Seemeilen oder auch hinter einem hohen Berg<br />
wird das Funksignal zu schwach. In besiedelten Buchten und<br />
nahe der Küste kann man via Handy die Mobiltelefon-Netze<br />
nutzen. Bleibt man länger in einem Land, ist es ratsam, sich<br />
lokale SIM-Karten für Handy und UMTS/HSPA-Modem (z. B.<br />
USB-3G-Datastick fürs Notebook) zu besorgen. Führt der Törn<br />
über den Atlantik, stellt sich beim euphorischen Ankunfts-Blog<br />
allerdings schon ein Problem: Amerika und Europa verwenden<br />
unterschiedliche GSM-Frequenzen. Quadband-Geräte sollten<br />
weltweit funktionieren (Triband nur eingeschränkt).<br />
Auf Datenfang mit dem Laptop. Leider lässt<br />
die Daten-Geschwindigkeit vielerorts sehr zu wünschen übrig,<br />
sodass Surfen im Internet zum Geduldsspiel wird. 3G-Netze<br />
findet man abseits der westlichen Welt nur in größeren Städten,<br />
abseits davon oft nur 2G (EDGE) oder gar kein Netz. Am<br />
besten legt man sich eine Zeitung neben den Laptop, denn bis<br />
eine Seite aufgeht, kann schon einmal eine Viertelstunde vergehen.<br />
Geht gar nix mehr, hilft es manchmal, den Laptop aufs<br />
Bimini zu stellen oder über Kopf nach verschiedenen Seiten<br />
auszurichten. Verzweifelte, kommunikationshungrige Cruiser<br />
wurden auch schon dabei beobachtet, wie sie den Laptop im<br />
Dinghi auf der Suche nach dem fehlenden Empfangsbalken<br />
spazieren fuhren (Achtung, Spritzwassergefahr!). Eine schlechte<br />
Verbindung ist besonders in Kombination mit deftigen Preisen<br />
ärgerlich (wie z. B. hier bei uns in Französisch-Polynesien)!<br />
auf Langfahrt<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 41
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
Bad boy, bad boy! Geht man in der Nähe von Städten<br />
vor Anker, kann man auch deren Wi-Fi-Hotspots verwenden.<br />
Marinas (wenn vorhanden) und populäre Ankerbuchten<br />
werden oft mit Wi-Fi versorgt. Eine Verstärkerantenne an Bord<br />
hilft, auch schwache bzw. weiter entfernte Hotspots verwenden<br />
zu können. Auf Pitufa fährt seit vier Jahren ein „Bad Boy“<br />
mit, dessen Antenne wir im Buchtmodus mit einem Fall ins<br />
Rigg hochziehen. Vor Törns bauen wir das Gerät wieder ab.<br />
Es gibt mittlerweile auch schon Kombinationen, die Verstärkerantennen<br />
für Wi-Fi und Mobiltelefon-Netze in einem Gerät<br />
bieten (z. B. „The Wirie pro“, www.thewirie.com).<br />
Eine traditionelle Kommunikationsmethode für Seefahrer ist<br />
das Kurzwellenfunkgerät (englisch Single-Sideband oder SSB),<br />
das Sprachkommunikation über weite Distanzen ermöglicht.<br />
Wir haben gute Erfahrungen mit unserem Yaesu FT-857, einem<br />
relativ günstigen und kompakten Gerät, das in Kombination<br />
mit einem CG3000-Automatik-Tuner eine ausgezeichnete<br />
Funkqualität bringt. Früher hatten wir ein isoliertes Achterstag<br />
als Antenne, beim Austauschen des Stags entschieden wir uns<br />
aus Kostengründen gegen Isolatoren im Stag (somit nur zwei<br />
statt sechs Terminals) und spannten stattdessen einen separaten<br />
Antennendraht vom Geräteträger zur Mastspitze, die Qualität<br />
blieb gleich. Man sieht auch immer wieder einige Boote<br />
mit langen Peitschenantennen.<br />
Fahrtenseglerrunden treffen sich in SSB/HAM-Nets (Funkrunden<br />
zu bestimmten Zeiten auf bestimmten Frequenzen), um<br />
auf Törns Informationen zu Wetter, Seegang, Strömungen etc.<br />
auszutauschen. Wegen der täglichen Angabe von Position samt<br />
Kurs und Geschwindigkeit stellen diese Funknetze auch einen<br />
gewissen Sicherheitsfaktor dar. In manchen Segelrevieren gibt<br />
es dauerhaft Funkrunden, die dann weniger formell vonstatten<br />
gehen und eher Plauderstunden mit eingestreuter Info zu Ankerplätzen<br />
(Wetter, wie viele Boote etc.) gleichen. Zeiten und<br />
Frequenzen dieser Funkrunden findet man in Cruising Guides<br />
oder man fragt alte, hängengebliebene Hasen. In Kombi nation<br />
mit einem Paktor-Modem (leider fast so teuer wie das SSB-<br />
Funkgerät) ermöglicht SSB weltweiten E-Mail-Verkehr.<br />
Starke Kontakte auf hoher See. Winlink ist<br />
ein Netzwerk von Amateurfunkstationen (Amateurfunklizenz<br />
erforderlich!), der Account und die Nutzung ist kostenlos.<br />
Unglaublich, aber wahr: Private, Vereine und mancherorts<br />
Navy-Basen bauen aus technischem Interesse in Verbindung<br />
mit viel Philanthropie Riesenanlagen samt rotierbaren Richtantennen<br />
und stellen diese gratis für weltweite Nutzer zur<br />
Verfügung. Sie reihen oft gleich mehrere Funkgeräte und<br />
Paktormodems aneinander, um gleichzeitig Verbindungen auf<br />
mehreren Frequenzen zu ermöglichen. Als Nutzer hat man<br />
eine lange Liste mit Stationen rund um den Globus und deren<br />
Frequenzen zur Auswahl.<br />
1<br />
Datenrate: 3 bis 8<br />
Fernab der Zivilisation und auf hoher See ermöglicht dieses<br />
tolle Service Fahrtenseglern eine Verbindung zur Außenwelt.<br />
Man ruft via Paktormodem die nächste oder am besten funktionierende<br />
Station (in Polynesien ist das zurzeit eine Navy-<br />
Basis auf Hawaii, Rufzeichen KH6UL und KH6SP) und sendet<br />
an diese (bzw. empfängt von dieser) E-Mails. Die Station ist<br />
mit dem Internet verbunden und leitet Anfragen an die betreffenden<br />
Stellen weiter. Die Übertragung ist allerdings sehr<br />
langsam, die geringe Datenrate (in der Praxis 3 bis 8 kBytes/<br />
Minute) ermöglicht nur das Senden/Empfangen von Text-<br />
E-Mails, was man auch berücksichtigen sollte, wenn man von<br />
4<br />
42 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Gute Kontakte auf hoher See<br />
2 3<br />
kb pro Minute …<br />
zu Hause aus an eine Yacht auf großer Fahrt schreibt: Bitte<br />
niemals Fotos und größeren Anhänge an eine Winlink-Adresse<br />
schicken!<br />
Ein sehr praktisches Service ist Saildocs. Via E-Mail fordert man<br />
bestimmte Wettervorhersagen oder gar beliebige Web-Sites<br />
(bzw. deren Text-Inhalt) an. Wetterberichte empfangen wir in<br />
Form von Textbulletins und Grib-Files (letztere ca. 10 bis 20<br />
kB, also mehrere Minuten Übertragungszeit).<br />
Weiters gibt es Services, die es uns ermöglichen, via Paktor-E-<br />
Mail Zugriff auf „normale“ E-Mail-Accounts (z. B. Google oder<br />
Yahoo) zu erhalten oder Nachrichten in Kurzform (RSS-News-<br />
Feeds) zu lesen. Um einen neuen Eintrag (eventuell mit Positionsbericht)<br />
auf unserem Blog (www.de.pitufa.at) zu schreiben,<br />
müssen wir nur ein (Paktor-)E-Mail einsenden und so<br />
können wir auch unterwegs regelmäßige Updates auf unserer<br />
Homepage veröffentlichen. Segler, die keine Amateurfunklizenz<br />
haben, finden mit SailMail ein weiteres Netzwerk aus<br />
weltweiten Paktor-Funkstationen. Dieses läuft auf Marinefunkfrequenzen<br />
(Schiffsfunk-Lizenz) und ein Account kostet 275<br />
USD jährlich. Für Kurzwellenfunk (und somit auch für Winlink<br />
oder SailMail) braucht man schon beim Einbau und Set-up<br />
einiges an technischem Fachverständnis. Das tägliche Einwählen<br />
bei einer gewissen Station funktioniert aufgrund der Natur<br />
der Kurzwellenausbreitung nur während kurzer Zeitfenster<br />
(abhängig von Sonnenaktivität, Tages- und Jahreszeit), manchmal<br />
auch gar nicht.<br />
Das Satellitentelefon als Modem. Wer sich<br />
nicht mit Amateurfunkkursen und Wellenausbreitung auseinandersetzen<br />
möchte, kann mittels Satellitentelefon den Kontakt<br />
zur Außenwelt aufrecht erhalten. Verschiedene Provider bieten<br />
Dienste für unterschiedliche Ansprüche. Iridium bietet eine<br />
globale Abdeckung, die Geräte sind allerdings nicht ganz<br />
billig (700 bis 1.000 USD) und dann zahlt man noch zusätzlich<br />
für Wertkarten (ca. 700 USD für 500 Minuten, gültig für ein<br />
Jahr). Globalstar funktioniert nur entlang von Küsten (keine<br />
Ozean-Abdeckung). Falls man in der Karibik oder entlang der<br />
Kontinente unterwegs ist, ist dieser Anbieter eine günstigere<br />
Alternative als Iridium. Satellitentelefone können auch per<br />
USB-Kabel am Laptop angeschlossen und als Modem verwendet<br />
werden. Das neuere Iridium GO! erzeugt einen lokalen<br />
Wi-Fi-Hotspot für die Verwendung mit Smartphones. Leider ist<br />
auch die Iridium-Technologie relativ veraltet und die Datenrate<br />
ist mit maximal 18 kBytes/Minute nicht sehr viel größer als bei<br />
Kurzwelle+Paktor, dafür funktioniert die Datenübertragung<br />
rund um die Uhr. Inmarsat bietet globales Breitband-Internet<br />
an, erfordert aber spezielle, relativ große Antennen und ist<br />
wegen der stolzen Preise eher für die kommerzielle Schifffahrt<br />
oder Superyachten gedacht.<br />
Wir kennen Segler, die ganz auf Kommunikation unterwegs<br />
verzichten, denn die Chance auf Kontakt mit der Außenwelt<br />
bringt auch die Verpflichtung, sich regelmäßig zu melden. Das<br />
nimmt dem Leben unter Segeln ein wenig den Hauch von<br />
Freiheit und Romantik, doch tägliche Wetterberichte bringen<br />
im Gegenzug einiges an Sicherheit und regelmäßige E-Mails<br />
und Blogeinträge sparen den Daheimgebliebenen unnötige<br />
Sorgen. Dafür opfern wir gern eine Viertelstunde pro Tag,<br />
lauschen dem kryptischen Singen, Heulen und und Krachen<br />
im Äther und senden aktuelle Erfahrungsberichte aus der<br />
Südsee an alle da draußen, die‘s interessiert. Nachzulesen auf<br />
unserem Blog www.de.pitufa.at.<br />
1 Die Station mit dem Rufzeichen KH6UL auf Hawaii ist<br />
Pitufas wichtigste Verbindung zur Außenwelt.<br />
2 Kontaktfreudiger Equipmentschrank der Winlink-Station auf<br />
Hawaii – ein tolles Tool auf Langfahrt.<br />
3 Die Station auf Hawaii ist vollautomatisiert, solarbetrieben und<br />
mit dem Internet verbunden.<br />
4 Auch abgelegene Insulaner (hier Inmarsat auf Maupihaa) halten<br />
via Satphone den Kontakt aufrecht.<br />
Palmetshofer<br />
Nautic<br />
Der Ausrüster für Langfahrtsegler<br />
Installation, Service und Vertretungen von:<br />
• UK Segel, Riggs, Drahtseilverpressungen, Reffanlagen usw.<br />
• Yachtelektronik, autorisiertes Raymarine und Mastervolt Center, Sterling,<br />
Victron, Philippi, Votronic …<br />
• Solartechnik- Windgeneratoren mit MPP-Ladetechnologie samt System-Montagelösungen<br />
• Energiesysteme wie Generatoren, Lichtmaschinen Hochleistungsregler uvm.<br />
• Seewasserentsalzungsanlagen, Sanitär- und Wassersysteme, Bugschrauben,<br />
Heizungen und Klimaanlagen<br />
Wir erledigen für Sie an Ihrer Yacht mögliche Versicherungsschäden<br />
Weltweite Organisation und Montageservice<br />
Tel. +43 7237 37360 • www.palmetshofer-nautic.at
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
Als „Flaggschiff“ wird üblicherweise das Führungsschiff eines<br />
Flottenverbandes bezeichnet. Auch das größte Schiff einer Flotte oder<br />
Reederei wird so genannt. Ganz allgemein dient der Begriff „Flaggschiff“<br />
als Synonym für herausragende Produkte oder Unternehmungen.<br />
In unserem Fall sprechen wir von ganz besonderen Meeresbewohnern.<br />
Text und Fotos: Dr. Reinhard Kikinger
Flaggschiff-Arten<br />
Flaggschiff<br />
Arten<br />
Schutzschirm für Lebensräume<br />
2<br />
Mantas, Meeresschildkröten, Haie und einige weitere spektakuläre<br />
Meeresbewohner werden oft als marine Flaggschiffarten<br />
oder „Flagship species“ bezeichnet. Sie stechen<br />
wegen ihrer Größe und Popularität aus der Fülle der marinen<br />
Fauna hervor, lokal sind sie für den Tauchtourismus<br />
von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Ihr Schutz spannt<br />
im besten Fall einen Schutzschirm über sämtliche Mitbewohner<br />
ihres Lebensraums, indem zum Beispiel ein<br />
Korallenriff oder eine große Meeresbucht komplett<br />
unter Schutz gestellt werden. Diese Schutzschirm-<br />
Funktion, ökologisch wichtig und ökonomisch<br />
sinnvoll, verleiht diesen „Flagship species“ die<br />
zusätzliche Bezeichnung „Umbrella species“.<br />
1 Der Flottenverband besteht hier aus Pilotfischen aus der Familie der<br />
Stachelmakrelen und dem Flaggschiff namens Manta alfredi. Mantas<br />
und weitere spektakuläre Meeresbewohner werden „Flagship-“ oder<br />
„Umbrella Species“ der Ozeane genannt. Wie diese Bezeichnung zu<br />
verstehen ist, wer dazu gehört und welche Aufgaben diese Arten<br />
erfüllen, diskutiert dieser Beitrag.<br />
2 Voller Erwartung. Das Safariboot hat den Motor abgestellt und schaukelt<br />
vor dem Strand einer unbewohnten Malediveninsel. Die Gruppe von<br />
Schnorchlern ist bereits im Wasser und erwartet gespannt die<br />
Begegnungen, die sich am Außenriff des Atolls ergeben könnten.<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 45
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
1 2<br />
Mantas. Die Begegnung mit diesen Riesen -<br />
rochen wünschen sich die meisten Taucher<br />
und Schnorchler. Dafür gibt es mehrere Gründe:<br />
Mantas sind groß, elegant, oft nahe der Wasseroberfläche,<br />
harmlos, langsam schwimmend und meistens<br />
auch nicht scheu. Sie eignen sich daher<br />
hervorragend als Fotomotiv. Die sogenannten<br />
„Manta Points“, wo sich mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit Mantas aufhalten,<br />
sind höchst beliebte Ziele von Tauch- und<br />
Schnorchel-Safaris. Allerdings gilt auch hier: Nur ein<br />
gründliches Briefing an Bord zum richtigen Verhalten<br />
unter Wasser garantiert, dass der „Manta Point“ auch ein solcher<br />
bleibt. Wenn die Springer von Bord laut klatschend neben<br />
den Tieren landen anstatt leise in das Wasser zu gleiten, wenn<br />
3<br />
4<br />
Die riesigen Mantas ernähren<br />
sich von winzigem Plankton<br />
46 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
0 6 / 2 0 1 4 N o v e m b e r / D e z e m b e r 4 , 5 0 E U R<br />
05<br />
01<br />
19000 01 016481<br />
Keine Ausgabe mehr<br />
verpassen, jetzt bequem<br />
nach Hause bestellen!<br />
Jahres-<br />
ABO<br />
www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />
U N A B H Ä N G I G E S Y A C H T M A G A Z I N F Ü R Ö S T E R E I C H<br />
5 6<br />
0 1 / 2 0 1 6 J ä n n e r / F e b r u a r 4 , 5 0 E U R<br />
www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />
U N A B H Ä N G I G E S Y A C H T M A G A Z I N F Ü R Ö S T E R E I C H<br />
Schnorchler mit rekordverdächtiger Flossen-<br />
Schlagzahl hinter den Mantas herjagen anstatt ruhig<br />
an der Oberfläche treibend die Tiere zu beobachten, wenn<br />
Taucher hektisch herumfuchteln oder versuchen, die Mantas zu<br />
berühren – dann haben sie es geschafft, die Mantas zu verjagen und<br />
haben sich selbst um das ersehnte Vergnügen gebracht. Ruhiges Verhalten,<br />
respektvoller Abstand und Einfühlung in die Lebenswelt der Tiere sind ganz allgemein<br />
die Schlüssel, um Manta und Co. ausgiebig beobachten und fotografieren<br />
zu können, ohne sie zu stören. Bei Tauchgängen an Korallenriffen ist es meistens<br />
der Riffmanta Manta alfredi, der uns begegnet. Er kann Spannweiten bis zu vier<br />
Meter erreichen. Noch größer wird der Ozeanische Manta Manta birostris, der<br />
sich eher in den Weiten des offenen Ozeans aufhält. Aber auch er kommt an die<br />
Riffe zu sogenannten Putzerstationen, um durch Putzerfische von Parasiten befreit<br />
zu werden. Die beiden Manta-Arten unterscheiden sich nicht nur durch ihre Größe,<br />
sondern auch durch ihre Zeichnung an Dorsal- und Ventralseite und durch die<br />
Art der begleitenden Schiffshalter.<br />
Haie. Sie zählen zu den Ikonen der Meerestiere. Spätestens seit Hans Hass haben<br />
sie nicht nur in Österreich ein legendäres Image, für Hollywood dienen sie immer<br />
noch als gewinnträchtige Hauptdarsteller in Gruselschockern. Dort ist es meist der<br />
Weiße Hai, Carcharodon carcharias, der für klingelnde Kinokassen sorgt. Dieser<br />
Art blickt man ja tatsächlich am besten aus einem Schutzkäfig ins Auge. Aber unter<br />
www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />
So wird die AASW 2017<br />
Wiener Seglerfamilie in Kroatien<br />
6 Ausgaben<br />
für nur<br />
Bente 24 im Test<br />
Hitverdächtig!<br />
www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />
<strong>OCEAN7</strong> auf den Kapverden<br />
Inseln der Sehnsucht<br />
Mit News der Verbände YCA, MSVÖ und SFVS<br />
Gutes noch<br />
besser machen<br />
Kampf um Gerechtigkeit<br />
Fair Trade mit Tres Hombres<br />
Auf alten<br />
Segelrouten<br />
Tender <strong>06</strong><br />
www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />
Cool Running<br />
Mit News der Verbände YCA, MSVÖ und SFVS<br />
U N A B H Ä N G I G E S Y A C H T M A G A Z I N F Ü R Ö S T E R E I C H<br />
0 3 / 2 0 1 6 M a i / J u n i 4 , 5 0 E U R<br />
U N A B H Ä N G I G E S Y A C H T M A G A Z I N F Ü R Ö S T E R E I C H<br />
0 4 / 2 0 1 6 J u l i / A u g u s t 4 , 5 0 E U R<br />
U N A B H Ä N G I G E S Y A C H T M A G A Z I N F Ü R Ö S T E R E I C H<br />
0 5 / 2 0 1 6 S e p t e m b e r / O k t o b e r 4 , 5 0 E U R<br />
Mit News der Verbände YCA, MSVÖ und SFVS<br />
www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />
Fahrtensegler berichten<br />
Mit News der Verbände YCA, MSVÖ und SFVS<br />
OVERBLUE 44 im Test<br />
Alpe Adria Sailing Week <strong>2016</strong><br />
Mit News der Verbände YCA, MSVÖ und SFVS<br />
9 190001 016481<br />
Menschen im Hintergrund<br />
€ 25,–<br />
P. b. b. 12Z039473 M · <strong>OCEAN7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
Mit der<br />
License To Chill<br />
U N A B H Ä N G I G E S Y A C H T M A G A Z I N F Ü R Ö S T E R R E I C H<br />
0 6 / 2 0 1 6 N o v e m b e r / D e z e m b e r 4 , 5 0 E U R<br />
R40 Fly<br />
Das nächste Level<br />
So ankern wir sicher<br />
9 190001 016481<br />
P. b. b. 12Z039473 M · <strong>OCEAN7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
Grand Soleil 58<br />
Die Wandelbare<br />
Bitte melden!<br />
Kommunikation auf Langfahrt<br />
Mit News der Verbände YCA und MSVÖ<br />
9 190001 016481<br />
9 190001 016481<br />
9 190001 016481<br />
P. b. b. 12Z039473 M · <strong>OCEAN7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
P. b. b. 12Z039473 M · <strong>OCEAN7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
P. b. b. 12Z039473 M · <strong>OCEAN7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
9 190001 016481<br />
P. b. b. 12Z039473 M · OCEAN<br />
Ausland zzgl. €<br />
13,– Porto<br />
1 Neugier. Mit etwas Glück sind Mantas an Tauchern und Schnorchlern interessiert und kommen zur<br />
genaueren Inspektion der sonderbaren Besucher näher. Die Augen sitzen weit vorne seitlich am Kopf.<br />
Während ich ihn fotografiere, mustert er mich aufmerksam.<br />
2 Loopings. Um eine räumlich begrenzte Planktonwolke besonders effizient beweiden zu können, vollführen<br />
diese beiden Mantas eine Serie von Loopings. Hier sind sie gerade im Übergang in die Rückenlage.<br />
3 Ungeheuer elegant. Ein Manta schwebt die Küste entlang. Seine beiden Kopflappen sind eingerollt und<br />
erinnern an Hörner. Das ist wohl der Grund, warum diese sanften Tiere in früheren Zeiten den Namen<br />
Teufelsrochen erhalten haben.<br />
4 Essenszeit. Mantas sind Planktonfresser. Im weit geöffneten Maul sind die Kiemenreusen zu sehen.<br />
Die Kopflappen fungieren nun als Spoiler, die das planktonreiche Wasser in die Mundöffnung leiten.<br />
5 Rendezvous. Mantas schließen sich bei verschiedenen Gelegenheiten zu größeren Gruppen zusammen:<br />
an Putzer-Stationen, in reichen Weidegründen und wie hier zur Partnerwahl. Es ist ein Reigen mehrerer<br />
Mantas zu sehen, in dem Männchen und Weibchen anmutige Kreise ziehen.<br />
6 Unverwechselbar. Das Muster von dunklen Flecken an der hellen Bauchseite der Mantas ist<br />
vergleichbar mit unserem Fingerabdruck. Jedes Individuum ist damit eindeutig identifizierbar.<br />
abo@ocean7.at<br />
www.ocean7.at
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
1<br />
Auch der Walhai ist ein<br />
Plankton-Konsument<br />
den hunderten Hai-Arten gibt es etliche, die ohne wesentliches<br />
Gefahrenpotential von Tauchern und Schnorchlern an<br />
ihren Urlaubsorten beobachtet werden können. Erhöhter<br />
Pulsschlag ist auf alle Fälle bei der ersten Hai-Begegnung<br />
garantiert, auch wenn der Hai nur einen Meter groß ist. Unter<br />
Wasser sieht er ohnehin größer aus, und die Tatsache,<br />
dass es ein Hai war, lässt ihn in der Erinnerung gleich nochmal<br />
ein Stück wachsen. Nachdem viele Touristen diese eleganten<br />
Raubfische in ihrem Lebensraum sehen wollen, sind<br />
Riff-Haie vor den Resorts vieler tropischer Inseln und an<br />
speziellen Tauchplätzen nicht nur geduldet, sondern erwünscht<br />
und geschützt. Die daraus erzielten Einnahmen<br />
durch den Tourismus sind die nachhaltige Alternative zu dem<br />
zerstörerischen und brutalen Handel mit den Flossen der<br />
Haie für Suppen.<br />
nach Groß-fischen Ausschau hält. Der Napoleon ist stationär,<br />
daher mit einiger Sicherheit in seinem Revier anzutreffen.<br />
Neugierig und daher gut anzulocken, besticht er durch<br />
seine Farbenpracht und entwickelt im Alter ein markantes<br />
Kopfprofil. Mit bis über zwei Metern Körperlänge und<br />
3<br />
Napoleon-Fisch. Neben den großen<br />
Zackenbarschen ist es vor allem der<br />
Napoleon-Fisch, Cheilinus undulatus, der<br />
das Herz jedes Unterwasserfotografen<br />
höher schlagen lässt, wenn er<br />
4<br />
48 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong><br />
2
Flaggschiff-Arten<br />
5 6<br />
massivem Körperbau zählt er zu den eindrucksvollsten Bewohnern<br />
steiler Außenriffe. Er hat noch einen weiteren Vorzug, der<br />
ihm jedoch zum Verhängnis wird: Er ist schmackhaft. Das ist der<br />
Grund, warum seine Bestände in vielen Riffen stark zurückgehen.<br />
Er wird gefangen und zu Spezialitäten-Restaurants vor allem in<br />
Hongkong und Singapur exportiert, wobei der Lebendtransport<br />
am gewinnträchtigsten ist. Dort kann der Gast, der es<br />
offenbar nötig hat, unter verschiedenen Körperteilen des<br />
lebenden Gefangenen wählen. Am teuersten und prestigeträchtigsten<br />
sind die wulstigen Lippen des unglücklichen<br />
Fisches. Auch in diesem Fall ist Tauch-Tourismus<br />
eine alternative Einkunftsquelle, bei der der Fisch nicht<br />
nur einmal, sondern jahrelang gewinnbringend und<br />
umweltfreundlich genützt werden kann.<br />
7<br />
1 Sanfter Riese. Der Walhai, Rhincodon typus, ist mit bis zu zwölf Meter<br />
Länge der größte aller Haie. Eine Begegnung mit ihm zählt zu den absoluten<br />
Höhepunkten jedes Taucherlebens.<br />
2 Schiffshalter. An der Flanke des Schwarzspitzen-Riffhais hat sich ein Schiffshalter,<br />
Echeneis sp., festgesaugt und wird auf diese Weise ohne eigenen<br />
Energieaufwand transportiert. Mit einer gefurchten Haftscheibe auf ihrem<br />
Kopf saugen sich diese Fische an Haien, Rochen, Walen, Schildkröten und<br />
versuchsweise auch mal an Tauchern fest.<br />
3 Begleitschutz. Eine Schule junger Gold Stachelmakrelen, Gnathanodon<br />
speciosus, findet im geöffneten Maul des Mantas Schutz vor Freßfeinden.<br />
Diese sogenannten Pilotfische nützen den großen Begleiter zu ihrer eigenen<br />
Sicherheit.<br />
4 Wegwerf-Wirtschaft. Dieser Manta wurde von Fischern getötet und seine<br />
Flossenspitzen wurden abgeschnitten. Sie dienen als Köder für den Fang<br />
von Tigerhaien. Sollte ein Tigerhai an die Angel gehen, werden auch ihm die<br />
Flossen abgeschnitten und für Haifischflossen-Suppe an den asiatischen<br />
Markt verkauft.<br />
5 Auf Patrouille. Zwei Schwarzspitzen-Riffhaie, Carcharhinus melanopterus,<br />
patrouillieren das Riff entlang. Es sind zwei Weibchen, erkennbar an den<br />
nicht vorhandenen Claspern der Bauchflossen.<br />
6 Aristoteles‘ Irrtum. Das unterständige Maul der Haie führte zur irrigen<br />
Annahme, dass sich Haie in Rückenlage drehen müssten, um zu fressen.<br />
Durch die spätere Möglichkeit der direkten Beobachtung unter Wasser<br />
wurde dieser Irrtum geklärt.<br />
8<br />
7 Charakterkopf. Der Napoleon-Fisch, Cheilinus undulatus, erreicht mit über<br />
zwei Metern Länge eindrucksvolle Größen. Der ausgeprägte Stirnhöcker<br />
adulter Tiere erinnert an den Napoleon-Hut des französischen Kaisers, daher<br />
der deutsche Name dieses größten aller Lippfische.<br />
8 Besucher kommen. Dieser Napoleon-Fisch erwartet schon die Taucher des<br />
Safari-Bootes. Für ihn sind die Taucher eine willkommene Abwechslung.<br />
Umgekehrt sind für die Taucher die großen Napoleon-Fische ein sehr<br />
beliebtes Foto Motiv. Eine klassische Win–Win-Situation.<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 49
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
Schildkröten. Ich kenne niemanden, der Meeresschildkröten<br />
nicht mag (ausgenommen manche Fischer). Jeder, der die<br />
Babys beim Schlupf aus dem Nest und bei ihrer Wanderung zum<br />
Meer gesehen hat, wird zum nachdenklichen Bewunderer dieser<br />
Tiere. Nach langer und gefahrvoller Entwicklung im offenen Meer<br />
kehren sie im Adult-Stadium an die Küsten zurück und dort haben<br />
wir dann die Chance, gemeinsam mit ihnen zu tauchen und zu<br />
schnorcheln. Sie zählen zu den absoluten Lieblingen der Urlauber<br />
und der Schutz dieser devisenbringenden Reptilien ist daher auch<br />
im Interesse von Reiseveranstaltern und Resort-Betreibern. Auch<br />
hier gilt Ähnliches wie bei den voran gegangenen Beispielen: Der<br />
Schutz der Flaggschiffarten generiert nachhaltiges und andauerndes<br />
Einkommen. Dagegen ist ihre einmalige Verwendung als<br />
Materiallieferant – sei es als Köder, als Luxusdelikatesse oder als<br />
Schmuckartikel – nur kurzfristig möglich und führt im schlimmsten<br />
Fall zum Kollaps des Bestandes.<br />
1<br />
2 3<br />
Die Echte Karettschildkröte<br />
verspeist gerne Schwämme<br />
Literatur und Links<br />
SPOTILA, J.R. (2004). Sea Turtles. A complete guide<br />
to their biology, behaviour, and conservation.<br />
The Johns Hopkins University Press and<br />
Oakwood Arts. 227pp. ISBN 0-8018-8007-6.<br />
50 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong><br />
www.mantatrust.org<br />
www.sharkproject.org<br />
4<br />
50 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Flaggschiff-Arten<br />
1 Synchron-Schwimmen. Die beste Interaktion mit<br />
Meerestieren ist berührungslos. Wenn die Tiere<br />
keine Angst haben und die Menschen so wie diese<br />
Freitaucherin über entsprechendes Wissen und<br />
Können verfügen, dann sind gemeinsame Aktionen<br />
wie diese möglich.<br />
2 Kontaktfreudig. Wo Meeresschildkröten keine<br />
schlechten Erfahrungen mit Menschen machten,<br />
sind sie uns gegenüber nicht scheu und kommen<br />
nahe an uns heran.<br />
3 Gepanzert und doch verletzlich. Die Hornschuppen<br />
der Echten Karettschildkröte, Eretmochelys<br />
imbricata, sind für Schmuckartikel und<br />
Gebrauchsgegenstände wie Brillenfassungen und<br />
Kämme begehrt. Wir als Konsumenten haben die<br />
Wahl, ob wir solche Artikel aus Raubbau an der<br />
Natur kaufen oder verweigern.<br />
4 Leckerbissen. Wenn Meerestiere angefüttert<br />
werden, dann nur mit ihrem natürlichen Futter. In<br />
diesem Fall ist es ein Stück Schwamm, das die<br />
Echte Karettschildkröte sonst mühsam im Riff<br />
zwischen Korallen suchen muss. Hier wird ihr der<br />
Leckerbissen aus der Hand serviert.<br />
5 Luftholen. Meeresschildkröten und Meeressäuger<br />
müssen von Zeit zu Zeit an der Oberfläche Luft<br />
holen. Schnell fahrende Motorboote werden für sie<br />
schnell zur tödlichen Gefahr.<br />
5<br />
eigene Basen in Kroatien<br />
Y A C H T C H A R T E R<br />
Y A C H T S A L E<br />
Y A C H T M A N A G E M E N T<br />
A-4112 St. Gotthard / Linz, Am Steinberg 8<br />
Tel. +43 7234 84545, Fax +43 7234 84545-20<br />
office@yachting2000.at
YachtNews<br />
Hanse<br />
mit Strom<br />
Die Hanse 315 mit dem neuen, speziell für den<br />
Einsatz auf Seen entwickelten Elektroantrieb ist<br />
ein besonderes Highlight der diesjährigen Boat<br />
Show Bernau vom 25. bis 27. November am<br />
Chiemsee – es werden aber auch die Hanse 345,<br />
385, 415, 445 und 455 im Yachtzentrum zu<br />
sehen sein.<br />
Darüber hinaus wird die nahezu komplette Palette<br />
an Dehler-Segelyachten zur Schau gestellt,<br />
darunter auch die neue Dehler 34, die vor<br />
kurzem erst ihre Weltpremiere gefeiert hat.<br />
Wer vor Ort fündig wird, darf sich über die Dehler<br />
Champion Choice-Rabatt-Aktion oder den Hanse<br />
Early Bird-Rabatt für Neuboote freuen.<br />
www.hanseyachtsvertrieb.de<br />
Luxury please<br />
„Super- und Mega-Yachts only“, das ist das Motto der elitären Ferretti<br />
Group, die sich auf den Bau von Luxus-Cruisern von 30 bis 90 Metern<br />
Länge spezialisiert hat. Mit der neuen Navetta 37, kürzlich auf der<br />
Monaco Yacht Show als Flaggschiff der Halbgleiter-Flotte präsentiert,<br />
gibt das traditionsreiche Unternehmen das erste Exempel für die<br />
Rundumerneuerung der gesamten Navetta Custom Line.<br />
Vier Exemplare der 37-Meter-Yacht mit komplett neuer Frontpartie<br />
für noch mehr Komfort außen wie innen sind bereits verkauft, über den<br />
Preis kann man nur spekulieren. Der spielt für potenzielle Käufer aber<br />
sowieso nur eine untergeordnete Rolle.<br />
www.ferretti-yachts.com<br />
Love me Tender<br />
Ob als Dinghi oder als rasantes RIB – die norditalienischen Schlauchboote<br />
von SURMarine sind eine „Allzweckwaffe“. Elegant, dynamisch und<br />
belastbar bieten diese Tender viele Optionen und individuelle Anpassungsmöglichkeiten.<br />
Typisch italienisch eben. Elegant und funktional.<br />
Hergestellt werden die Boote von SURMarine in der 1999 in Norditalien<br />
gegründeten Produktionsstätte. Dort wird großes Augenmerk auf hohe<br />
Leistungsfähigkeit, geringes Gewicht, niedrige Wartungskosten und<br />
kompakte Größen (1,90 bis 4,80 m Länge) gelegt. Jetzt gibt es die<br />
Schlauchboote von SURMarine auch in Österreich. Exklusivvertrieb:<br />
Peter Pöschl, www.navigation4you.at<br />
52 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Falten und lospaddeln<br />
Ein Papierschiff gefaltet und dann schwimmen<br />
lassen – wer hat das noch nicht gemacht? Otto Van de<br />
Steene und Thomas Weyn haben das gleiche Prinzip in<br />
einem größeren Maßstab angewandt. Heraus kam ein<br />
Origami-Kanu, das wie ein Papierschiffchen gefaltet<br />
wird. Natürlich ist es nicht aus Papier, sondern aus<br />
einem leichtgewichtigen HiTech-Kunststoff. Das Onak-<br />
Kajak passt in einen Koffer und ist in zehn Minuten<br />
einsatzbereit. Das clevere Konzept überzeugte die<br />
Juroren der Outdoor-Show in Friedrichshafen und die<br />
beiden innovativen Kajak-Freaks gingen mit der<br />
Siegerprämie nach Hause. 1195 bis 1295 Euro.<br />
www.onakcanoes.com<br />
Foilen im<br />
Retro-Style<br />
Hat da jemand verschollene Pläne eines geheimen<br />
Projektes entdeckt und dann nachgebaut? Der<br />
Motorfoiler des Slowenen Tomaž Zore, Aeronautik-<br />
Ingenieuer und Linienpilot, ist bereits in zwei<br />
Ausführungen erfolgreich auf dem Wasser unterwegs.<br />
Der stylische Retro-Racer wartet noch auf eine<br />
Investitionsspitze von rund vier Millionen Euro, um<br />
in die Serienproduktion gehen zu können. In der<br />
Zwischenzeit schauen wir uns die Youtube-Filme<br />
an und träumen weiter vom Flug übers Wasser …<br />
www.wfoilsail.com<br />
Bootsschau in<br />
den Tiroler Bergen<br />
Eine besonders reizvolle Gelegenheit, um Maritimes mit dem Alpinen zu<br />
verbinden, bietet sich von 10. bis 13. November in Kirchbichl in Tirol.<br />
An diesen vier Tagen lädt Familie Grassl zur Trend Travel & Yachting<br />
Hausmesse vor imposanter Bergkulisse.<br />
Neben zahlreichen Neu- und Gebrauchtyachten – im Fokus die drei<br />
Sun Odyssey-Segelyachten 419, 479 und 519 – werden auch die<br />
neuesten Charter-Angebote präsentiert. Das Familienunternehmen<br />
betreut übrigens selbst rund 60 Charterschiffe auf eigenen Stützpunkten<br />
in Kroatien und auf den Kapverden.<br />
Tipp: Neben Jeanneau-Yachten sind auch Fountaine Pajot-Katamarane und<br />
Neel-Trimarane über Trend Travel & Yachting erhältlich.<br />
www.trend-travel-yachting.com<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 53
<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />
Wunderbar<br />
wandelbar<br />
Text: Tahsin Özen | Fotos: Werft<br />
Gestern noch auf dem Reißbrett, heute schon sieben Stück<br />
verkauft. Und keine Yacht gleicht der anderen, wie werftseitig<br />
stolz verkündet wird. Aber natürlich gibt es Basics, die nicht<br />
verhandelbar sind.<br />
Das Design beispielsweise – ein italienisches Gustostück, entstanden<br />
in kreativer Kooperation von Nauta Design und dem<br />
Stararchitekten Umberto Felci. Die Früchte der Verbindung<br />
können sich sehen lassen: Fast schon spartanisch wirkt der<br />
Rumpf mit seiner scharfen Form, die, am breiten Heck ansetzend,<br />
wie lasergesteuert den Bug sucht und letztlich im Bugspriet<br />
aus Karbon (optional) sein Ziel findet.<br />
Kompromisslos klare Linien, Schrägen und Kanten an Deck,<br />
ein weit ausladendes Cockpit und zwei schwarze Steuerräder,<br />
die ganz unmissverständlich die sportliche Stärke der 58er in<br />
den Fokus rücken. Würde man allein da oben stehen, während<br />
die restliche Crew das Leben unter Deck genießt, dürfte man<br />
sich zu Recht etwas einsam und verlassen fühlen.<br />
Zwei Leitmotive: Genuss und Sport. Ohne<br />
Zweifel kann man sich hier auf dem Deck der GS58 zwei<br />
Großfamilien auf Urlaubstörn ebenso gut vorstellen wie ein<br />
gutes Dutzend Regattasegler, die es definitiv nicht auf die Rote<br />
Laterne abgesehen haben. Letztere werden sich daher auch<br />
für den sportlich ausgelegten Segelplan und gegen die Selbstwendefock<br />
entscheiden und den Konstrukteuren Rosen dafür<br />
streuen, dass in die Konzeption des Schiffsrumpfs vor allem<br />
ihre ganze Erfahrung aus dem „Fast Cruiser“-Programm eingeflossen<br />
ist.<br />
Dass auf Sicherheit und einfaches Handling ebenso Wert gelegt<br />
wurde, dürften die Genuss-Segler wohlwollend zur Kenntnis<br />
nehmen. Die Leinen, Fallen und Schoten sind verdeckt und<br />
weit außen bis nach Achtern geführt, sodass sich beide Seiten<br />
im Cockpit sicher und frei bewegen können. Im Weg stehen<br />
wird man sich bei so viel Raum (mit Platz für zwei Cockpit-<br />
Tische) kaum.<br />
54 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Auf einer Länge von<br />
fast 18 und einer Breite<br />
von über fünf Metern<br />
bietet die neue GS58<br />
aus dem Hause Grand<br />
Soleil viel Spielraum<br />
auf höchstem Niveau<br />
– für Langfahrtsegler<br />
ebenso wie für sportlich<br />
ambitionierte Racer. Ein<br />
cleveres Modulsystem<br />
macht’s möglich.<br />
Yacht-Shopping. Klassische Pantry in L-Form achtern<br />
oder doch lieber eine quer laufende Küchenzeile vorne beim<br />
Mast? Zwei Einzelbetten oder je ein „King size bed“ in den<br />
beiden freundlicherweise auch für den Kopf barrierefreien<br />
Achterkabinen? Selbst in der Eignerkabine muss man sich<br />
zwischen einem großen Bett in der Mitte oder an der Seite<br />
entscheiden, Platz für ausreichend Stauraum und sogar einen<br />
Schminktisch bleibt aber in jedem Fall. Ein modulares Planungssystem,<br />
mit dem Grand Soleil das für die Zukunft gesteckte<br />
Ziel der standardisierten „Customization“ erreichen will,<br />
soll maßgeblich zur Entscheidungsfindung beitragen.<br />
Das Tüpfelchen auf dem i lieferte die Werft Cantiere del Pardo<br />
bereits auf der Messe in Genua: Sie präsentierten ein im Maßstab<br />
1:1 nachgebautes GS58-Modularmodell, das von Interessenten<br />
begangen, besichtigt und nach eigenen Wünschen zusammengestellt<br />
werden konnte. So macht Yacht-Shopping Spaß.<br />
Info, Beratung und Verkauf: www.navigation4you.at<br />
Technische Daten<br />
Länge über alles .........................17,5 m<br />
Maximale Breite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,2 m<br />
Tiefgang ................................2,9 m<br />
Verdrängung ..........................18.900 kg<br />
Motorisierung ............................75 PS<br />
Dieseltank ............................... 600 l<br />
Wassertank .............................. 800 l<br />
Schlafplätze ...............................8/10<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 55
<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />
Randsport<br />
für alle<br />
„Das Teil ist einfach geil“, sagt Nils Möstl, als er die Planen von<br />
seinen beiden Picnic Sports hievt. Als Importeur in Österreich<br />
(Sailing Center Möstl & Möstl) hat er <strong>OCEAN7</strong> zu einer Testfahrt<br />
auf dem Neusiedler See eingeladen und offenbar auch<br />
das passende Wetter dafür gleich mitbestellt: Die Herbstsonne<br />
tanzt vergnügt auf dem See und der sonst so konstante Wind<br />
hat sich eine Auszeit genommen – keine Welle.<br />
Da liegen sie nun, die in Sky Grey mit dem Torqeedo Cruise<br />
10.0, die in Lake Blue mit dem 4.0-Außenborder bestückt.<br />
E-Antrieb als Garant für geräusch- und emissionsfreien Vortrieb<br />
– so macht das Cruisen und Erkunden von stillen Buchten in<br />
geselliger Runde besonders viel Spaß.<br />
Potenziert wird der Fun-Faktor durch die großzügige Sitzgruppe,<br />
die dank des breiten Hecks in weitem Rund um den<br />
zentralen Tisch angelegt ist und auf den ersten Blick an eine<br />
Chillout-Lounge erinnert. Die Bestätigung folgt auf den zweiten<br />
Blick, nämlich nach dem Absenken des Tisches auf Sitzbankhöhe.<br />
Gefertigt ist er (wie auch der Steuerstand und das Deck)<br />
aus Kebony-Holz – der ökologischen Alternative zu Teak,<br />
gefertigt aus veredeltem norwegischen Ahorn aus nachhaltiger<br />
Forstwirtschaft. Und der Schiffsrumpf? Gebaut mit Material aus<br />
recycelten Plastikflaschen.<br />
„Schaut billig aus“, möchte man meinen, genau das Gegenteil<br />
ist der Fall. CEO Carl Rand, der Architektur und Bootsdesign<br />
studiert hat, legte schon auf dem Reißbrett größten Wert auf<br />
dänisches Design. Wer Bang & Olufsen, Hans J. Wegner oder<br />
Arne Jacobsen kennt, weiß, was das bedeutet: klare Linien,<br />
schlichte und zeitlose Formen, keine harten Ecken und Kanten,<br />
kein Schnickschnack. Selbst die Scheuerleiste aus schwarzem<br />
Gummi rund um das Freibord unterstreicht dezent das puristische<br />
Erscheinungsbild der Rand Picnic Sport.<br />
Größer, luxuriöser, teurer. Diesem aktuellen<br />
Yacht-Trend kontert jetzt die junge dänische<br />
Werft Rand und zeigt mit der Picnic Sport,<br />
dass nachhaltiger Bootsbau, puristisches<br />
Design und hoher Komfort einander nicht<br />
ausschließen. Unverschämt? Das ist der<br />
Preis auch.<br />
Text und Fotos: Tahsin Özen<br />
Vom Leben auf dem Wasser. Mit wenigen<br />
Handgriffen hat Nils das Sonnentuch aus der Backskiste am<br />
Heck (fasst 700 Liter) gefischt und über uns gespannt. Vor uns<br />
der elegante Steuerstand mit chromblitzendem Lenkrad, rechts<br />
56 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Rand Picnic Sport<br />
oben die Bedieneinheit des E-Außenborders. Hebel nach vor,<br />
Energie! Obwohl unter Spannung, cruist die Picnic Sport geräuschlos<br />
und leger aus der Neusiedler Rinne auf den See.<br />
Volle Fahrt voraus – aber auch das macht dem Motorboot<br />
nichts aus. Nur ein leichtes Surren und der schneller vorbeiziehende<br />
Schilfgürtel verraten, dass wir ganz ordentlich Fahrt<br />
machen – die werftseitig angegebene Maximalgeschwindigkeit<br />
von 13 km/h (Cruise 4.0) reizen wir aber nicht aus.<br />
Wir halten uns an die Philosophie von Carl Rand: cruisen und<br />
genießen. Das fällt leicht, denn selbst bei strenger Kurvenfahrt<br />
ist die Picnic Sport nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen<br />
– keine Ausreden mehr, wenn die Limo-Flasche auf dem Tisch<br />
umkippt. Dafür viel Raum für einen sonnigen Nachmittag mit<br />
der Familie oder mit Freunden in einer stillen Bucht. Wer will,<br />
kann über die Badeplattform ins Wasser abtauchen – über die<br />
per Knopfdruck ausfahrende Badeleiter kommt man stilvoll<br />
wieder an Bord. Und dann – nomen est omen – ist es Zeit für<br />
das Picknick, dazu ein gutes Glas (burgenländischen) Wein,<br />
begleitet von Lounge-Musik aus der satten, formschön in den<br />
Steuerstand integrierten Stereoanlage.<br />
Klingt nach Luxus? Ist es aber nicht. Mit einem<br />
Basispreis von nur 12.990 Euro bietet die Picnic Sport einen<br />
unschlagbar günstigen Einstieg in die Welt der Motorboote für<br />
alle, die das Leben auf dem Wasser und die Natur lieben. „Der<br />
Mix aus modernem Design, Komfort, einfacher Technik und<br />
kinderleichter Bedienung ist einzigartig in dieser Klasse, und<br />
der Preis ist unschlagbar“, sagt Nils auf dem Weg zurück in die<br />
Marina, den wir auf der Picnic Sport mit dem Torqeedo Cruise<br />
10.0-E-Motor begehen.<br />
Noch einmal rutscht uns der Hebel ganz nach vorne aus. Und<br />
obwohl es sich beinahe schon so anfühlt, als würden wir<br />
1 Rand Picnic Sport: Nicht nur formschön, sondern auch formstabil geschnitten.<br />
2 Rand und Torqeedo in nachhaltiger und umweltfreundlicher Symbiose.<br />
3 Gut im Griff: Das Lenkrad aus edlem Chrom und Kebony-Holz.<br />
4 Puristisch: Der zentral positionierte Steuerstand mit moderner Steuereinheit.<br />
5 So hebt man stilvoll den Außenborder aus dem Wasser – und macht Musik.<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 57
<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />
gleiten, pickt die Picnic Sport auf dem Wasser wie frischer Leim zwischen<br />
den Fingern. Maximum Speed lt. Werft: 35 km/h. Auf dem Neusiedler See<br />
aber ein seemännisches No-Go. Zurück in der Marina belegt Nils die Picnic<br />
Sport an den formvollendeten Klampen (eine schmückt den Bug, zwei<br />
weitere das Heck) und tätschelt liebevoll auf die acht Zentimeter breite<br />
Rumpfkante, über die wir so leicht von Bord gehen, als würde die Picnic<br />
Sport selbst unser Gewicht auf der anderen Seite ausgleichen.<br />
Technische Daten<br />
Länge ..................500 cm<br />
Breite ..................205 cm<br />
Gewicht .................280 kg<br />
Tiefgang .................15 cm<br />
Max. Zuladung ............900 kg<br />
Max. Crew ........... 10 Personen<br />
Max. Power ............... 25 PS<br />
Motorisierung: Für den Antrieb<br />
der Rand Picnic Sport stehen drei<br />
E-Motoren und drei Verbrennungs -<br />
motoren zur Auswahl.<br />
Alle technischen Details unter<br />
www.randboats.com<br />
Allgemeine Infos:<br />
www.randboats.com<br />
Beratung, Probefahrten<br />
und Verkauf in Österreich:<br />
www.sailing-center.at<br />
Carl Rand ist CEO der gerade mal<br />
ein Jahr alten Werft Rand, Erfinder<br />
der Picnic Sport und Bootsverleiher<br />
in Kopenhagen. Im Exklusiv-Interview<br />
mit <strong>OCEAN7</strong> im September verrät<br />
er, warum in der Werft gerade an der<br />
Picnic Sport Version III gefeilt wird<br />
und warum man ein bisschen „crazy“<br />
sein muss, um auf andere, innovative<br />
Gedanken zu kommen.<br />
Ein bisschen<br />
Kopenhagen. Ein Hauch von Abenteuer<br />
liegt in der Luft. Ein ausgedehnter Spaziergang<br />
durch die Altstadt, vorbei an der königlichen<br />
Wasserstraße Nyhavn (Bild oben) mit seinen<br />
mittelalterlichen Schiffen und Häusern, entlang<br />
der Uferpromenade Langelinie bis zur weltberühmten<br />
Kleinen Meerjungfrau und retour über<br />
den hippen Stadtteil Christianshavn mit dem<br />
vielleicht modernsten Opernhaus der Welt zeigt:<br />
Hier werden Visionen nicht nur geboren,<br />
sondern auch formschöne Realität.<br />
Heimvorteil für Carl Rand. Er empfing uns zum<br />
Interview in seinem Bootsverleih GoBoat an der<br />
Uferpromenade Islands Brygge – und spendierte<br />
uns gleich auf einer seiner für Ausflugsgäste<br />
etwas abgespeckten Ur-Picnic-Motorboote eine<br />
Stadtrundfahrt auf dem Wasser.<br />
<strong>OCEAN7</strong>: Ganz ehrlich Herr<br />
Rand, wir hätten uns einen<br />
altehrwürdigen Manager in<br />
Anzug und Krawatte erwartet<br />
– wie alt sind Sie?<br />
Carl Rand (lacht): 31 Jahre, tut mir Leid,<br />
wenn ich Sie jetzt enttäuscht habe.<br />
Ganz und gar nicht, sehr<br />
erfreut! Und wie alt ist das<br />
Boot, in dem wir nun sitzen?<br />
Rand (checkt seine App auf dem<br />
Smartphone): Sagen wir es einmal so:<br />
In Summe ist es bereits dreimal um die Welt<br />
gefahren – in den drei Jahren seiner Existenz.<br />
Das ist ja irre …<br />
Ja, so wie wir auch.<br />
58 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
verrückt sind wir schon<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Wir lassen einfach nicht locker. Seit meinem sechsten Lebensjahr<br />
wusste ich schon, dass ich einmal Boote designen werde. Mit der<br />
Rand Picnic habe ich mir diesen Traum erfüllt, dachte ich jedenfalls.<br />
Dann habe ich mein Team zusammengetrommelt und gesagt: „Da<br />
geht noch mehr.“ Die Picnic Sport war geboren. Dann habe ich mein<br />
Team angeschaut und gefragt: „Sind wir jetzt on top?“ Die Antwort<br />
quer durch die Bank: „Da geht noch mehr.“ Und wir ließen die<br />
Picnic Sport II vom Stapel laufen. Derzeit tüfteln wir …<br />
Lassen Sie mich raten: An der Picnic<br />
Sport Version III. Was wird anders sein?<br />
Nun ja, sie wird um einen Fuß länger sein und über einen<br />
zusätzlichen Stauraum im Bug verfügen, alles andere sind Details<br />
– wir sind Perfektionisten.<br />
Tipp: „Venedig des Nordens“ wird Kopenhagen völlig zu<br />
Recht auch genannt. Wer die Designer-Metropole vom Wasser<br />
aus erkunden will, kann sich bei GoBoat eine „basic“-Picnic<br />
leihen und auf eigene Faust durch die Kanäle schippern.<br />
Infos: www.goboat.dk/en<br />
Mit Geschmack, das<br />
dänische Design ist<br />
unverkennbar.<br />
Dänisch ist nicht nur das Design,<br />
die Picnic Sport wird auch in<br />
meiner Werft in Kopenhagen<br />
gebaut. Ich geselle mich gerne zu<br />
meinen zehn Mitarbeitern und wir<br />
schleifen, bürsten, schrauben und<br />
kleben gemeinsam oft bis tief in<br />
die Nacht hinein. Mit dem Ziel,<br />
ein möglichst schönes, einfach zu bedienendes und für alle<br />
erschwingliches Motorboot zu bauen, das Freude macht.<br />
Nicht nur den Menschen,<br />
sondern auch der Natur …<br />
Genau, darauf lege ich großen Wert. Von den Baumaterialien bis hin<br />
zur Motorisierung. Zwar müssen wir noch Verbrennungsmotoren im<br />
Programm haben, doch die Zukunft geht ganz klar in Richtung<br />
Elektroantrieb. Und da sind wir mit den drei E-Motoren ganz klar<br />
vorne. Mein Leitmotiv ist ja, Mensch und Natur auf dem Wasser<br />
zusammenzubringen – ich nenne das „Natural Socializing“ – und da<br />
passt der Verbrennungsmotor nicht wirklich ins Bild.<br />
Mit einem Startpreis von 12.990 Euro<br />
wurde die Messlatte erstaunlich niedrig<br />
angelegt …<br />
Wie ich schon sagte: Ein bisschen verrückt sind wir schon. Aber<br />
wenn ich mir so anschaue, was einem da für viel Geld angeboten<br />
wird – das will ich nicht. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Wir<br />
wollen so gut sein wie Tesla, aber nicht so teuer. Kein Luxusgut,<br />
das sich nur einige wenige leisten können. Sondern ein stilvolles<br />
Motorboot, das möglichst viele Menschen zusammenbringt und<br />
einfach Spaß macht.<br />
Herr Rand, vielen Dank für das Gespräch.<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> 59
Yacht Club Austria<br />
Interview mit einem der Masterminds<br />
im Yacht Club Austria: Gottfried<br />
„Titzl“ Rieser ist seit Mai <strong>2016</strong> für die<br />
Ausbildung im Club zuständig.<br />
Gottfried<br />
Titzl<br />
Rieser<br />
Interview geführt von Denise Hurch<br />
Foto: Gottfried Rieser<br />
Bitte stell’ dich den Lesern kurz vor.<br />
Nun, ich segle seit fast 30 Jahren in den verschiedensten Revieren<br />
Europas, sei es hoch im Norden am 70. Breitengrad oder vor<br />
Ägypten. Eines meiner Favoritenreviere ist Schottland, mein<br />
Heimatrevier ist aber die Adria, da geht nichts drüber. Ich bin 60<br />
Jahre alt, verheiratet mit einer wunderbaren Frau, zwei Buben<br />
samt Familie und fünf Enkelkinder. Ich wohne im Zentralraum<br />
Linz in einem alten, umgebauten Bauernhof und bin seit heuer<br />
in der Freizeitphase meiner Altersteilzeit.<br />
Du bist bei vielen auch unter dem Namen Titzl bekannt.<br />
Woher kommt dieser Spitzname?<br />
Das ist eine lange Geschichte, hier die Kurzversion: Zum Nachbarsbuben<br />
haben alle nur „Tarzan“ gesagt – damals war noch<br />
Lex Barker die Idealbesetzung für die gleichnamigen Filme – und<br />
ich konnte das nicht aussprechen, irgendwie klang es so wie<br />
„Titzi“. Und weil das wahrscheinlich so witzig war, haben mich<br />
meine Eltern, Geschwister, die Nachbarn, die Lehrerinnen, meine<br />
Freunde – mit einem Wort alle – nur mehr „Titzi“ gerufen – und<br />
das ist mir bis heute geblieben.<br />
Du bist schon seit Jahren ein aktives Mitglied des Yacht Club<br />
Austria: In welchen Bereichen des Yacht Club Austria<br />
warst du bis jetzt freiwillig tätig und was hat dich dazu<br />
bewogen, aktiv mitzuwirken?<br />
Ich war tatsächlich schon in einigen Funktionen tätig: 2008 bis<br />
2013 Generalsekretär, vorher Assistent im Vorstand, Crew-<br />
Commander in der Crew Oberösterreich. Ich habe verschiedene<br />
Arbeitsgruppen geleitet und einige Projekte auf die Beine<br />
gestellt.<br />
Warum ich das mache? Ganz einfach: Der Yacht Club Austria ist<br />
für mich der beste Yacht Club Österreichs. Er ist in allen Bundesländern<br />
aktiv, seine Struktur ist demokratisch aufgestellt, jedes<br />
einzelne Mitglied hat die Möglichkeit, ohne große Umwege direkt<br />
zum Vorstand zu kommen, Wünsche und Anregungen zu<br />
deponieren und auch mitzuarbeiten. Unser Wirkungskreis und<br />
unser Portfolio sind einfach so vielfältig, da findet sich für jeden<br />
Nautiker etwas.<br />
Wie bist du zu der Stelle als Ausbildungsreferent gekommen<br />
und welcher Aspekt gefällt dir dabei am besten?<br />
Die Ausbildung ist die Kernkompetenz des Yacht Club Austria<br />
– da sind wir einerseits unseren Gründungsvätern verpflichtet<br />
und andererseits wollen wir unseren Mitgliedern die bestmögliche<br />
Ausbildung zukommen lassen. Heuer im Frühjahr stellte<br />
unser Commodore sein Programm „YCA 2020“ vor, im Zuge<br />
dieser Zukunftsvision hat er auch sein Team zusammengestellt.<br />
Und beim Thema „Ausbildung“ hat er mich ersucht, die entsprechenden<br />
Weichen zu stellen.<br />
Insgesamt ist es für mich eine große Ehre, hier mitzuarbeiten.<br />
Denn im Yacht Club Austria kann ich was bewegen, und das<br />
tut gut!<br />
Wie würdest du deine Tätigkeit beschreiben?<br />
Mein Job lässt sich in drei Kategorien teilen:<br />
a) Die Ausbildung der SchiffsführerInnen: Hier ist das Konzept<br />
zu erstellen, das Seminardesign zu entwickeln, die einzelnen<br />
Schritte abzugleichen. Gott sei dank unterstützen mich da unsere<br />
TrainerInnen und ReferentInnen, die mir rückmelden, was gut<br />
läuft oder was holprig rüberkommt.<br />
60 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
News November/Dezember <strong>2016</strong><br />
b) Die Ausbildung unserer TrainerInnen: Im Artikel auf der nächsten Seite<br />
wird ja der 4. Lehrgang „Ausbildung zum zertifizierten Trainer im YCA“<br />
beschrieben. Als Ausbildungsreferent bin ich da als Lehrgangsleiter und<br />
Organisator gefordert.<br />
c) Die Systematisierung der YCA-Bildungsmaßnahmen: Das ist ein neuer<br />
Zugang zur Aus- und Weiterbildung im YCA. An diesem Projekt arbeiten<br />
derzeit engagierte Trainer und Ausbildungsverantwortliche. Wir wollen<br />
damit erreichen, dass unsere Skipper und Skipperinnen nicht nach der<br />
guten YCA-Ausbildung aufhören zu lernen, sondern sich immer wieder<br />
weiterbilden. Diese Weiterbildung soll auch ein System haben und nicht<br />
auf einen Zufallsgenerator angewiesen sein.<br />
Wir wissen eh alle: Die See ist der größte Lehrmeister. Es gibt aber schon<br />
auch Möglichkeiten, nicht alles empirisch zu erfahren und hautnah mitzuerleben.<br />
Und hier wollen wir ansetzen und geeignete Angebote an unsere<br />
Mitglieder machen. Ein Beispiel gefällig? Mir ist lieber, ein Skipper besucht<br />
einen Skipper-Medic-Kurs und weiß, wie er sich im Fall des Falles zu verhalten<br />
hat, bevor einem seiner Mitsegler etwas passiert.<br />
Die Jugend-Ausbildung beim YCA liegt dir sehr am Herzen und<br />
es gibt heuer ja auch das österreichweite Jugendförderungsprogramm<br />
des YCA. Warum sollen junge Leute segeln?<br />
Was soll ich sagen? Die Jugend ist unsere Zukunft. Punkt. Unsere durchschnittliche<br />
Altersstruktur im Club ist sehr hoch angesiedelt. Segeln ist halt<br />
auch ein teures Freizeitvergnügen, da brauchen wir uns nichts vormachen.<br />
Nicht jeder kann sich das leisten.<br />
Daher auch unsere Jugendförderung in der Ausbildung, bei unseren Regatten<br />
und bei unseren Binnenaktivitäten auf dem Attersee, auf dem Wörthersee,<br />
in Grado und bei unserer Clubyacht in Izola (nähere Details in der<br />
nächsten Ausgabe).<br />
Welche Ziele hast du dir für das Jahr 2017 gesetzt?<br />
2017 wird echt spannend: Es ist uns gelungen, österreichweit das gleiche<br />
Ausbildungsschema anzubieten und 2017 wird sich zeigen, ob wir damit<br />
erfolgreich sind. Und das Projekt „Systematisierung der Aus- und Weiterbildung“<br />
wird (hoffentlich) umgesetzt. Und unsere Clubyacht Vaju geht in<br />
Betrieb. Und der 4. Ausbildungslehrgang startet im Jänner 2017. Und unsere<br />
zwei Laser auf dem Attersee werden viel gesegelt. Und unser Weiter -<br />
bildungsprogramm auf der Clubyacht Isabell wird von den Mitgliedern<br />
angenommen. Und, und, und …<br />
Was möchtest du den Lesern noch mitteilen?<br />
Jeder Verein ist nur so stark, wie sich die Mitglieder einbringen. Ich freue<br />
mich über jede Anregung, über Rückmeldungen und natürlich auch über<br />
die Mitarbeit, no na!<br />
Ach ja, einen Gedanken von Antoine de Saint‘Exupery möchte<br />
ich den p.t. Lesern noch mitgeben: „Wenn Du ein Schiff<br />
bauen willst, so trommle nicht Leute zusammen,<br />
um Holz zu beschaffen, Werkzeuge<br />
vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben<br />
und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die<br />
Menschen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“<br />
YACHT CLUB AUSTRIA<br />
Generalsekretariat<br />
Lederergasse 88 · A-4020 Linz<br />
+43(0)732/781086<br />
office@yca.at · www.yca.at<br />
Crew Wien,<br />
Nö, Burgenland<br />
Crew-Commander Christian Schifter<br />
Ludwiggasse 3, Haus 4<br />
1140 Wien · +43/(0)1/7109222<br />
cschifter@pantaenius.com<br />
Crew Salzburg<br />
Crew-Commander<br />
Arch. DI Christian Zimmer<br />
Fadingerstraße 6 · 5020 Salzburg<br />
+43(0)650/4229647<br />
zimmer_christian@ymail.com<br />
Crew Oberösterreich<br />
Crew-Commander<br />
Thomas Hickersberger<br />
Haiderstraße 14 · 4030 Linz<br />
+43/(0)676/3<strong>06</strong>7224<br />
thomas.hickersberger@yca.at<br />
Crew Tirol und<br />
Vorarlberg<br />
Crew-Commander Johannes Lindig<br />
Andechsstraße 17 · 6020 Innsbruck<br />
+43/(0)660/5208136<br />
j.lindig@tsn.at<br />
Crew Kärnten<br />
Crew-Commander Fritz Abl<br />
Waidmannsdorfer Straße 64<br />
9020 Klagenfurt<br />
+43/(0)664/2436871<br />
office@yca-crew-ktn.at<br />
www.yca-crew-ktn.at<br />
Crew Steiermark<br />
Crew-Commander Mike Hecker<br />
Raiffeisenstraße 9/3/16<br />
8600 Bruck a. d. Mur<br />
+43/(0)676/86643046<br />
mike.hecker@yca.at<br />
Crew Jugend<br />
Jugendbeauftragter<br />
Matthias Eckerstorfer<br />
Neufahrergasse 30 · 4040 Linz<br />
+43/(0)650/5583470<br />
matthias.eckerstorfer@gmail.com<br />
Ausbildung<br />
YCA-Ausbildungsleiter<br />
Gottfried „Titzl“ Rieser<br />
Fischillstraße 1 · 4<strong>06</strong>3 Hörsching<br />
+43/(0)664/37<strong>06</strong>027<br />
gottfried.rieser@yca.at
Yacht Club Austria<br />
4.OSI-<br />
Lehrgang<br />
2017/2018<br />
Text: Gottfried Rieser<br />
Seit nunmehr sechs Jahren ist der Yacht Club Austria in der<br />
Qualifizierung für Trainer im Offshore-Bereich aktiv und<br />
setzt österreichweit und über die Grenzen hinaus beachtete<br />
Initiativen in seiner Trainerausbildung.<br />
Der 4. YCA-Ausbildungslehrgang für Trainer steht fest und<br />
startet mit einem Theorie-Assessment am 14./15. Jänner 2017<br />
(Termine, Inhalte und Beschreibung unter www.yca.at).<br />
Die beiden Säulen des Programms sind einerseits die<br />
Vertiefung der Theorie-Kenntnisse sowie eine fundierte<br />
Weiterbildung in der Praxis. So werden Sie beispielsweise<br />
als Abschluss dieser Ausbildung im Solent an der Südküste<br />
Englands den Feinschliff erhalten. Wer Interesse hat, als<br />
Trainer/Trainerin sowohl im Theoriesaal als auch auf der<br />
Yacht auf dem Meer oder der Donau oder auf Binnengewässern<br />
tätig zu sein, ist in diesem Lehrgang genau richtig.<br />
Foto: Shutterstock<br />
Der Ferlacher Michael Huss (45) wurde während des<br />
Segelurlaubs mit seiner Familie auf den Seychellen zum<br />
Lebensretter. In einem Gespräch mit <strong>OCEAN7</strong> berichtet<br />
er von den dramatischen Ereignissen.<br />
Text: Thomas D. Dobernigg<br />
Fotos: Seychelles News Agency, Shutterstock<br />
Michi Huss<br />
Kärn<br />
3 Me<br />
Michael Huss ist ein erfahrener, gewissenhafter Segler mit solider Ausbildung.<br />
Diesen Voraussetzungen haben es drei Menschen auf den<br />
Seychellen zu verdanken, dass sie eine schreckliche Tragödie überleben<br />
konnten, bei der drei ihrer Angehörigen starben.<br />
„Ich saß mit meiner Frau Karin, meinem Co-Skipper Wilfried Schippel<br />
und dessen Begleiterin Dagmar im Cockpit des gecharterten 40-Fuß-<br />
Katamarans und wir spielten Karten. Wir waren vor Anker vor der<br />
Hafeneinfahrt von La Digue auf den Seychellen. Im Hafen war ein<br />
großes Fest zum Marienfeiertag im Gange, mein Sohn war mit seiner<br />
Freundin mit dem Dinghi dorthin gefahren,“ erzählt Michael Huss.<br />
Es war 20.30 Uhr und stockfinster, wie das in den Tropen so ist. Michael<br />
Huss berichtet weiter: „Trotz der lauten Feiern in dem rund 150 Meter<br />
entfernten Hafen hörten wir plötzlich neben dem Steuerbordrumpf<br />
einen Schwimmer im Wasser ,Help! I need help!‘ rufen. Dann klammerte<br />
sich ein Mann an die Heckstufen und stammelte immer wieder<br />
,Help. I need a tender‘. Er zitterte am ganzen Körper, war restlos erschöpft<br />
und verstört. Es war Skipper Teddy Stravens und er berichtete<br />
Apropos Binnengewässer: Eine Neuerung bringt dieser<br />
vierte Lehrgang: Aufgrund der großen Nachfrage werden<br />
wir auch Trainer für die Binnengewässer (Donau, Wasserstraßen,<br />
Flüsse, Seen) ausbilden. Um die Entscheidung<br />
vielleicht leichter zu machen, stellen wir folgende Fragen:<br />
· Glauben Sie, dass Sie fachlich in der Lage sind, anderen<br />
Personen nautische Theoriekenntnisse zu vermitteln?<br />
· Glauben Sie, dass Sie in der nautischen Praxis so fit sind,<br />
dass Sie Ihr Wissen und Ihr Können an Auszubildende<br />
und Trainees weitergeben können?<br />
· Können Sie sich vorstellen, als Trainer im Aus- und Weiterbildungsangebot<br />
des Yacht Club Austria tätig zu sein?<br />
Wenn diese Fragen mit einem Ja beantwortet werden, dann<br />
spricht alles für eine Teilnahme. Und wenn dann auch noch<br />
die formalen Voraussetzungen (Seemeilen, Befähigungsnachweise<br />
etc.) vorliegen, freuen wir uns auf Ihre Anmeldung.<br />
Rückfragen an: Gottfried Rieser OSI<br />
gottfried.rieser@yca.at, +43(0)664/37<strong>06</strong>0 27<br />
62 <strong>OCEAN7</strong> <strong>06</strong>/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
News November/Dezember <strong>2016</strong><br />
ist YCA-Offshore Sailing Instructor<br />
tner rettet<br />
nschenleben<br />
von zwei Meter hohen Wellen auf der Fahrt vom<br />
Marienfest zur Nachbarinsel Praslin und davon,<br />
dass sein kleines Fischerboot plötzlich kenterte.<br />
Niemand hatte Rettungswesten. Es war ein älteres<br />
Paar an Bord, ein junges Paar und ein sechsjähriger<br />
Junge. Und er. Er entschied sich, loszuschwimmen.<br />
Nach rund einer Stunde durch die Nacht, bei zwei<br />
Meter hohen Wellen, erreichte er schwimmend und<br />
mit letzter Kraft unseren Katamaran“.<br />
La Digue<br />
Michael Huss reagierte zielgerichtet, klar, strukturiert und ohne zu zögern<br />
richtig. Er holte alle notwendigen Informationen ein, dann setzte er über<br />
Funk auf Kanal 16 dreimal seinen Mayday-Ruf ab, um eine Rettungsaktion<br />
einzuleiten. Huss: „Aber ich hörte keine Antwort. Niemand reagierte auf den<br />
Funkspruch.“ Dann, endlich, meldete sich ein in der Nähe liegender Einhand-Weltumsegler.<br />
Ein Hamburger, der unter südafrikanischer Flagge segelt.<br />
Er bestätigte den Mayday-Ruf und auch, dass dieser die Küstenwache erreicht<br />
hatte und fungierte fortan als Relais-Station. So konnte Huss über<br />
Funk schließlich auch die Aktivitäten der Küstenwache mitverfolgen.<br />
Es dauerte bis 23 Uhr, bis die Rettungsaktion voll anlief, die Michael Huss,<br />
der Pipeline-Techniker aus Ferlach, in die Wege geleitet hatte. Die ganze<br />
Nacht hindurch sah er die Suchscheinwerfer, hörte die Meldungen am Funk<br />
und erfuhr so, dass Küstenwache und Navy im Einsatz waren. „Ich habe erst<br />
vor kurzem ein ISAF-Training absolviert und kannte die Zeitkurve für die<br />
Überlebenschancen genau. Die wurden von Minute zu Minute geringer. Es<br />
war ein beklemmendes Gefühl.“<br />
Schließlich schlief Huss im Morgengrauen erschöpft im Cockpit ein, wurde<br />
aber sofort von schwerem Rotorengeräusch wieder geweckt: „Ein gewaltiger<br />
Hubschrauber der australischen Marine beteiligte sich an der weiteren<br />
Suche. Ihm und seiner Besatzung war es schließlich zu verdanken, dass 16<br />
Stunden nach dem schrecklichen Unglück zwei Menschen lebend aus dem<br />
27 Grad warmen Wasser geborgen werden konnten. Es war der 33-jährige<br />
Aubrey Jacqueline und der sechsjährige Sohn seiner Geliebten. Ihr hatte er,<br />
unmittelbar bevor sie in den Fluten versank, noch das Versprechen gegeben,<br />
zu überleben und den kleinen Chang-Tave zu retten.“<br />
Michael Huss hat so perfekt und richtig reagiert, weil er hervorragend ausgebildet<br />
ist, selbst im größten Stress die Ruhe bewahrte und genau wusste,<br />
was er zu tun hatte: Alle relevanten Informationen einholen, sie langsam<br />
und deutlich in das Funkgerät zu sprechen und dreimal zu wiederholen,<br />
wie das für das GMDSS, das weltweite Seenot- und Sicherheitsfunksystem,<br />
vorgeschrieben ist. „Ich habe erst unlängst einen entsprechenden Kurs über<br />
den Yacht Club Austria bei Conny Schifter absolviert und das alles ver -<br />
innerlicht.“ Huss hat mehr als 10.000 Seemeilen in seinem Logbuch stehen,<br />
hat den Offshore Sailing Instructor erfolgreich absolviert und ist Skipper<br />
seiner eigenen Hochsee-Regattacrew „Carinthian Gipsy Sailors“. Mit Skipper<br />
Peter Schicho und dessen Trinity nahm Michael Huss bereits dreimal erfolgreich<br />
an der Alpe Adria Sailing Week teil.<br />
Sein Rat an alle Urlaubssegler: „Auch am Ankerplatz muss das Funkgerät<br />
mit Kanal 16 immer eingeschaltet sein. Es geht schließlich nicht nur darum,<br />
bei einem eigenen Notfall Hilfe erreichen zu können, sondern auch anderen<br />
in der Not helfen zu können“.<br />
Aubrey Jacqueline<br />
November/Dezember <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> 63
Motorbootsport und SeefahrtsVerband Österreich<br />
Motorboot<br />
rennsport<br />
<strong>2016</strong><br />
Text und Foto:<br />
Alfred Tissot<br />
Rupert Temper. Rupp fährt heuer wieder in der Klasse<br />
F2 und seine Saison verläuft bis dato sehr erfolgreich. Beim<br />
Rennen in Brodenbach im Mai konnte er bei der international<br />
ausgeschriebenen deutschen Meisterschaft nach hartem Kampf<br />
mit Stefan Hagin den ersten Platz erringen.<br />
In der Klasse World Formula 2 startete er in Finnland mit einem<br />
Defekt der Steuerbox, welcher ihm ca. 20 % mehr Öl in<br />
den Motor pumpte als normal. Dennoch belegte er Platz 2.<br />
Nach dem Rennen überschlugen sich aber die Ereignisse: Der<br />
Sieger wurde disqualifiziert und Rupp an die erste Stelle gereiht.<br />
Kurz vor Protestschluss wurde aber auch Rupp wegen<br />
einer angeblichen illegalen Benzinleitung disqualifiziert. Alles<br />
Protestieren half nichts, er musste ohne Punkte nach Hause<br />
fahren. Im zweiten Rennen in der Schweiz blieb er im 2. Qualifying<br />
ohne Sprit liegen und musste somit als Letzter an den<br />
Start gehen. Bei der starken Aufholjagd konnte er das Rennen<br />
trotz eines Überschlags als Zehnter beenden. Im dritten Rennen<br />
in Tvedestrand/NOR befand er sich aufgrund eines falschen<br />
Propellers permanent in Gefahr, mit dem Boot abzuheben<br />
– trotzdem schaffte er es zum ersten Mal auf das Podium<br />
und wurde Dritter. Beim vierten Rennen in Tonsberg/NOR<br />
gewann er das Speedrace, wurde im Matchrace Dritter und<br />
startete das Rennen auf dem zweiten Platz. Im Kampf um den<br />
Sieg hatte er einen Überschlag, wurde aber trotz defektem<br />
Boot Siebenter. In Zarasai/LIT waren beim Rennen gleich 14<br />
Fahrer mit einem Abstand von max. 1,4 Sekunden fast gleich<br />
schnell, Rupp gelang es, auf den zweiten Platz zu fahren. In<br />
der Gesamtwertung liegt er nun an dritter Stelle und sieht dem<br />
letzten Rennen in Portugal mit großem Ehrgeiz entgegen.<br />
Attila Havas. Beim Europameisterschaftslauf der Klasse<br />
O-700 in Jedovnice/CZ begann das Training sehr vielversprechend.<br />
Den ersten Lauf konnte Attila mit großem Vorsprung<br />
als Erster beenden. Am Steg angekommen, bemerkten die<br />
In der Gesamtwertung liegt Attila Havas vor dem letzten Rennen in Boretto auf Platz Vier.<br />
64 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Wasserski-<br />
Racing<br />
Text: DI Hans Lux<br />
Mechaniker aber einen Riss im Propellerblatt, somit musste<br />
er den zweiten Lauf mit einem anderen Propeller angehen.<br />
Dabei konnte er seine Leistung vom Vortag nicht mehr<br />
wiederholen und wurde Zweiter. Im dritten Lauf brach ihm<br />
zwei Runden vor Schluss eine Zündkerze, er kämpfte sich<br />
trotz Handikap als Zweiter ins Ziel, fuhr aber entgegen dem<br />
Reglement direkt ins Fahrerlager und wurde<br />
somit disqualifiziert. Im vierten und letzten Lauf<br />
kämpfte er sich mit einem angeschlagenen Motor<br />
als Dritter ins Ziel und wurde nach Punkten<br />
Vize-Europameister in der Klasse O-700.<br />
Attila startet auch in der Klasse World F-500.<br />
Beim ersten Rennen in Barcis/IT hatte sein Motor<br />
wegen einer undichten Stelle zu wenig Leistung,<br />
er beendete das Rennen trotzdem als<br />
Zweiter.<br />
Im dritten Rennen in Baja/HU war er Trainingsschnellster,<br />
leider brach ihm aber im ersten Lauf<br />
am Samstag das Getriebe – er kam nicht ins Ziel.<br />
Am Sonntag herrschte den ganzen Tag über so<br />
starker Wind, dass das Rennen letztlich abgesagt<br />
werden musste und Attila ohne Punkte nach<br />
Hause fuhr.<br />
Das dritte Rennen fand in Ternoplo/UK statt. Bei<br />
diesem Rennen explodierte sein Motorblock und<br />
da er keinen Ersatz für 500 ccm dabei hatte,<br />
musste er auf den 700er-Block ausweichen. Dieser<br />
passte natürlich nicht hundertprozentig –<br />
und somit wurde er nur Fünfter. In der Gesamtwertung<br />
liegt er vor dem letzten Rennen in<br />
Boretto auf Platz Vier.<br />
Ferenc Csako belegte bei der EM O-700<br />
den fünften Rang, er hatte während des ganzen<br />
Wochenendes mit mehreren Problemen zu<br />
kämpfen. In der Klasse F-500 konnte er bei den<br />
ersten beiden Rennen jeweils den achten Rang<br />
erreichen und im dritten Rennen wurde er<br />
Neunter. Somit liegt er vor dem letzten Rennen<br />
auf dem fünften Gesamtrang.<br />
Anton Rosenleitner konnte bei der<br />
EM der Klasse O-700 den sechsten Platz erreichen.<br />
Bei der F-500 läuft es zur Zeit nicht so gut,<br />
in Barcis/IT hatte er immer wieder Probleme mit<br />
dem Propeller und dem Getriebe und wurde<br />
somit nur Elfter. Das Rennen in Baja/HU beendete<br />
er auf dem siebenten Platz. Damit liegt er<br />
vor dem letzten Rennen gesamt auf Platz 10.<br />
Bei der Europameisterschaft in Krems<br />
lieferten sich Sabine und Kathrin Ortlieb ein<br />
Kopf-an-Kopf-Rennen, letztlich holte sich<br />
Sabine mit zwei Punkten Vorsprung Gold vor<br />
Kathrin. Beide starteten in der Klasse Ladies<br />
F1 (bis 1600 PS) als Favoritinnen. Pech für<br />
Haselsteiner: Für sie kam nach einem<br />
Motorschaden das Aus.<br />
Rund 60 Teams aus ganz Europa bestritten<br />
vier Wettbewerbe innerhalb von acht Tagen.<br />
Die jüngere Sabine holte sich den ersten Sieg.<br />
Kathrin folgte knapp dahinter mit fünf<br />
Punkten Rückstand. Der dritte Platz ging an<br />
die Australierin Chelsea Blight, die außer<br />
Wertung startete.<br />
Beim zweiten Rennen setzten sich die<br />
Geschwister vom Start weg an die Spitze.<br />
Diesmal gewann Kathrin vor Sabine mit drei<br />
Punkten Vorsprung. WSC-Tulln-Kollegin<br />
Katharina Haselsteiner musste wegen<br />
eines Motorschadens bereits vor dem Start<br />
aufgeben und konnte die restlichen<br />
Rennen nicht bestreiten.<br />
Am dritten Wettkampftag musste Sabine, die<br />
von Anfang an in Führung gelegen war,<br />
aufgrund eines Motorschadens plötzlich<br />
anhalten. Das Rennen war gelaufen, die<br />
1.000 Punkte gingen an Kathrin.<br />
Damit stand fest: Die Entscheidung fällt im<br />
letzten Lauf. Kathrin hatte mit 2.995 Punkten<br />
eine gute Ausgangslage. Sabine musste<br />
gewinnen und noch dazu vier Punkte vor<br />
ihrer Schwester ins Ziel kommen. Kathrin<br />
genügte ein zweiter Platz für den EM-Titel.<br />
Bei Geschwindigkeiten von über 140 km/h<br />
wurde Kathrin dann plötzlich in der ersten<br />
Wende zum Stoppen gezwungen. Der Motor<br />
war ausgefallen. Damit konnte sie das<br />
Rennen nicht beenden und Sabine holte sich<br />
souverän die 1.000 Punkte ab. Mit insgesamt<br />
2.997 Punkten lag sie knapp vor ihrer<br />
Schwester und gewann damit Gold und den<br />
EM-Titel in der F1.<br />
Insgesamt gingen bei der Europameisterschaft<br />
zehn Tullner in den verschiedensten Klassen<br />
an den Start. Dabei zeigten auch die<br />
Familienmitglieder Ernst und Christian<br />
Ortlieb gute Leistungen. Ersterer konnte sich<br />
bei den Masters (35 plus) Platz vier belegen,<br />
Christian fuhr bei den Herren F2 (bis 300 PS)<br />
auf den fünften Rang.<br />
In der Klasse Eurokids B (bis 14 Jahre)<br />
errang Hubertus Mayerhofer nach Bronze.<br />
Natascha Storf landete auf Platz fünf.<br />
Victoria Storf erreichte bei den Junioren (bis<br />
17 Jahre) Platz vier. Insgesamt ein sehr<br />
respektables Ergebnis für die hochmotivierten<br />
Tullner Nachwuchsläufer.<br />
65<br />
Foto: Shutterstock
<strong>OCEAN7</strong> Bücherschapp<br />
Wenn an Bord<br />
das Licht ausgeht<br />
Yachteigner und Bootsbesitzer wissen: Bord -<br />
elektrik ist ein weites (Spannungs-)Feld. Gehen<br />
in der Kajüte die Lichter oder gar die Instrumente<br />
aus, beginnt die fieberhafte Suche nach<br />
der Fehlerquelle in den unterschiedlichsten<br />
Schaltkreisen an Bord. Und endet nicht selten<br />
mit einem wütend in die Ecke geworfenen<br />
Schraubenzieher. Dass es auch anders geht,<br />
zeigt Andy Johnson im neu erschienenen Handbuch<br />
Perfekte Bootselektrik. Darin erläutert er<br />
alle relevanten Aspekte der Bootselektrik und<br />
vermittelt Motorbootfahrern und Seglern anhand<br />
von leicht verständlichen Schritt-für-<br />
Schritt-Bildfolgen sowie vielen Detailzeichnungen<br />
und Tabellen das nötige Fachwissen, um<br />
elektrische Probleme an Bord selbst lösen zu können.<br />
Andy Johnson: „Wer noch nie Arbeiten an der Bordelektrik durchgeführt hat oder vor<br />
den ersten Schritten zögert, dem hilft dieses Buch, Schalter, Kabel, Sicherungen<br />
und andere Bestandteile der batteriegespeisten elektrischen Ausrüstung an Bord<br />
besser zu verstehen. Wo nötig, erlauben die ausführlichen Erklärungen einen<br />
tieferen Einblick in die Arbeitsweise des Bordnetzes.“<br />
Sehr entspannend …<br />
Perfekte Bootselektrik<br />
Von Andy Johnson, erschienen im Delius Klasing Verlag,<br />
gebundene Ausgabe, 192 Seiten, 200 x 252 mm, ISBN 978-3-667-1<strong>06</strong>84-1, € 30,80<br />
Terra Mystica<br />
Gespenstische Inseln, mystische Felsformationen<br />
aus Gold, verwunschene Kontinente: Die Seefahrtsgeschichte<br />
ist reich an sagenumwobenem Land,<br />
das oft auch in alten Karten der Weltmeere auftaucht<br />
– und das es nie gegeben hat. Dennoch<br />
waren sie Ziel tollkühner Expeditionen, über Jahrhunderte<br />
waren Seefahrer, Könige, Militär, Piraten<br />
und Kartenmacher überzeugt von ihrer Existenz<br />
und suchten mit Schiffen, zu Fuß und aus der Luft<br />
nach ihnen.<br />
Dirk Liesemer, freiberuflicher Journalist, begab sich<br />
auf Spurensuche und listet nun in seinem Buch<br />
Lexikon der Phantominseln dreißig dieser imaginären<br />
Inseln auf. Mit allem Wissenswerten von<br />
ihrer vermeintlichen Entdeckung bis zu ihrer<br />
Widerlegung: vielfältige, kuriose Geschichten, die über alle Ozeane und quer durch<br />
die Weltgeschichte führen. So ist das Lexikon der Phantominseln nicht nur spannender<br />
Lesestoff für die kalte Jahreszeit, sondern auch eine Chronik menschlicher Irrungen<br />
und Wirrungen. Mit Fingerzeig auf Machtgelüste, Hochstapelei, Kurzsichtigkeit – und<br />
auf die List der Täuschung.<br />
Lexikon der Phantominseln<br />
Von Dirk Liesemer, erschienen im mare-Verlag, 160 Seiten mit Illustrationen,<br />
gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-86648-236-4, € 24,70<br />
12 Superyachten<br />
für zu Hause<br />
Ganz ehrlich: Träumt nicht jeder von uns<br />
davon, einmal am Steuer einer Superyacht<br />
zu stehen und unter vollen Segeln oder<br />
vollem Schub übers Meer zu sausen? Mit<br />
dem Super Yachts Kalender 2017 kann<br />
man seine Fantasie jeden Monat aufs<br />
Neue beflügeln, ein ganzes Jahr lang. Ob<br />
brandneue Schiffe wie die Symphony oder<br />
die Silver Fast, Mega-Yachten wie die 147<br />
Meter lange Topaz oder legendäre<br />
Segelyachten wie die Athena, die Eos oder<br />
die Vertigo – mit zwölf beeindruckenden<br />
Motiven gibt der Prachtkalender einen<br />
spannenden Einblick in die große Welt<br />
der Superyachten.<br />
Super Yachts 2017<br />
Kalender mit Cover und 12 farbigen<br />
Monatsblättern im Format 56 x 41,5 cm,<br />
ISBN 978-3-7822-1254-0, Koehlers<br />
Verlagsgesellschaft, € 25,60<br />
<strong>OCEAN7</strong> verlost drei Kalender Super<br />
Yachts 2017. Einfach eine E-Mail mit<br />
Betreff-Zeile „Kalender Super Yachts 2017“<br />
an gewinnen@ocean7.at schicken und mit<br />
etwas Glück gewinnen! Einsendeschluss:<br />
30.11.<strong>2016</strong>. Die Gewinner werden per<br />
E-Mail verständigt. Keine Barablöse. Der<br />
Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Gewinn<br />
spiel<br />
66 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | November/Dezember <strong>2016</strong>
Veranstalter:<br />
20.-23.10. <strong>2016</strong>.<br />
BIOGRAD<br />
BOat sHOW<br />
Mittel- und Osteuropas In-Wasser Boat Show<br />
www.bbs.com.hr<br />
Unterkunft mit Frühstück in **** Ilirija Hotels für 39€ pro Person<br />
sales@ilirijabiograd.com · Tel: 385 (0)23 383 556