08.12.2012 Aufrufe

als PDF - Mamma Mia!

als PDF - Mamma Mia!

als PDF - Mamma Mia!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zurückgreifen und so daran arbeiten, unklaren befunden<br />

nachzugehen und weitere neue risikogene zu identifizieren.<br />

nachdem der Test durchgeführt wurde, wird von unseren<br />

Gynäkologen sofort eine risikoadaptierte Vorsorge<br />

in die Wege geleitet.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Aus Angst vor einer schlechten nachricht<br />

verzichten viele Frauen auf den Gentest. Vergeben sie<br />

dadurch nicht die wichtige chance einer prophylaktischen<br />

behandlung?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: ich persönlich finde den Gentest<br />

sinnvoll, weil es heutzutage viele Möglichkeiten gibt,<br />

das Krebsrisiko trotz Vorhandensein einer Genmutation<br />

zu reduzieren. Zum einen können wir betroffene engmaschiger<br />

kontrollieren. Zum anderen gibt es auch operative<br />

Maßnahmen zur risikoreduktion. eine prophylaktische<br />

entfernung der eierstöcke beispielsweise reduziert<br />

das brustkrebsrisiko um 50 Prozent. Weiterhin gibt es<br />

die Möglichkeit, den brustdrüsenkörper zu entfernen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Das klingt nach sehr rabiaten eingriffen –<br />

insbesondere bei jungen Frauen, deren Familienplanung<br />

noch nicht abgeschlossen ist …<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Die entscheidung für solche<br />

eingriffe ist sicherlich nicht einfach. sie sollten daher<br />

nur nach intensiver beratung und reiflicher Überlegung<br />

durchgeführt werden. bei jungen Frauen mit Kinderwunsch<br />

versuchen wir, das individuelle risiko aufgrund<br />

der Familienanamnese zu bestimmen. so sind beispielsweise<br />

erkrankungsalter und erkrankungsverlauf bei<br />

Mitgliedern oft ähnlich. Für Frauen, die bereits an brustkrebs<br />

erkrankt sind, besteht auch ein erhöhtes Zweiterkrankungsrisiko<br />

der anderen brust oder der eierstöcke.<br />

in einer aktuellen Untersuchung des Konsortiums<br />

konnten wir kürzlich <strong>als</strong> erste weltweit zeigen, dass das<br />

Zweiterkrankungsrisiko wesentlich durch das betroffene<br />

Gen und das Alter bei ersterkrankung bestimmt wird.<br />

so hat zum beispiel eine brustkrebspatientin mit einer<br />

brcA1-Mutation, die erstm<strong>als</strong> vor dem 40. Lebensjahr<br />

erkrankte, eine 50-prozentige Wiedererkrankungswahrscheinlichkeit<br />

während eine brcA2-Mutationsträgerin,<br />

die nach dem 50 Lebensjahr erkrankte, nur ein 10-prozentiges<br />

rückfallrisiko hat.<br />

42<br />

Tumor ist nicht gleich Tumor<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: entfernung der eierstöcke – bedeutet das<br />

verfrühte Wechseljahre?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: nicht wirklich. Wir wissen heute,<br />

dass wir den Frauen eine niedrig dosierte Hormonersatztherapie<br />

geben können, ohne das risiko wieder zu<br />

erhöhen. Denn die von uns empfohlene Dosis liegt weit<br />

unter der im Körper produzierten Menge. ist die Gebärmutter<br />

vorhanden, gibt man Östrogen und Gestagen,<br />

wenn nicht, dann reichen Östrogene aus.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: sie sprachen von prophylaktischer entfernung<br />

des brustdrüsengewebes. Welche Möglichkeit<br />

einer brustrekonstruktion gibt es in diesem Fall?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Der brustdrüsenkörper kann<br />

zum einen durch ein silikonimplantat ersetzt werden,<br />

zum anderen ist aber auch eine rekonstruktion aus eigengewebe<br />

möglich. Jede Technik hat Vor- und nachteile,<br />

die individuell besprochen werden müssen. Wir<br />

besprechen mit der Patientin alle Möglichkeiten und<br />

empfehlen dann einen Arzt, der bei der gewünschten<br />

Technik erfahren ist. Dabei arbeiten wir mit Operateuren<br />

aus ganz Deutschland zusammen. Die Kostenübernahme<br />

muss im Voraus mit der Kasse abgeklärt werden.<br />

bisher hatten wir allerdings kaum Probleme. etwas unklar<br />

ist, ob die brustwarze mit entfernt werden sollte. es<br />

werden derzeit Operationsmethoden entwickelt, die das<br />

Drüsengewebe so weit aus der Mamille entfernen können,<br />

dass sie erhalten bleiben könnte. sollte die brust<br />

mit silikon aufgebaut werden, muss das implantat auf jeden<br />

Fall unter den brustmuskel gelegt werden. Die Haut<br />

ist nach der entfernung des Drüsenkörpers zu dünn, um<br />

das implantat zu fixieren.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Gibt es bezüglich der behandlung von<br />

Frauen mit brustkrebs besonderheiten, wenn eine Genmutation<br />

vorliegt? Welche Therapien machen sinn?<br />

Prof. Dr. rita schmutzler: Die behandlung des familiären<br />

brustkrebses ist Gegenstand derzeitiger und<br />

sicher weiterer zukünftiger Forschungsprojekte. Laboruntersuchungen<br />

und erste klinische erfahrungen<br />

deuten darauf hin, dass solche chemotherapien am<br />

besten wirken, die das erbgut der Zelle direkt angrei-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!