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Komme ich aus einer Krebsfamilie? - Mamma Mia!

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Das brustkrebsmagazin<br />

www.mammamia-online.de<br />

Das brustkrebsmagazin<br />

<strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong><br />

<strong>Krebsfamilie</strong>?<br />

informationen für männer und frauen<br />

zum familiären brust- und eierstockkrebs<br />

Ratgeber 1/2009<br />

mit freundl<strong>ich</strong>er unterstützung durch das<br />

Deutsche Konsortium für „familiären brust- und eierstockkrebs“


Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Dieser Ratgeber zum familiären Brust- und<br />

Eierstockkrebs ist all denjenigen Menschen<br />

gewidmet, die es durch ihr Einverständnis<br />

überhaupt erst mögl<strong>ich</strong> gemacht haben,<br />

dass Wissenschaft und Forschung an ihrem<br />

Leben mit diesem Krankheitsbild teilhaben<br />

durften beziehungsweise noch haben dürfen.<br />

Mit ihrer Studienteilnahme haben sie<br />

die Basis der heutigen Standards geschaffen.<br />

Mögen s<strong>ich</strong> ihre Wünsche, insbesondere<br />

die Hoffnung auf wirksame Behandlungswege,<br />

vor allem aber auf eine effektive und<br />

sanfte Prophylaxe bald erfüllen.


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

<strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> <strong>Krebsfamilie</strong>?<br />

– Inzwischen weiß <strong>ich</strong>, dass s<strong>ich</strong><br />

fast jeder Krebspatient diese Frage<br />

stellt, der diese Krankheit n<strong>ich</strong>t nur<br />

am eigenen Leib, sondern auch<br />

bei seinen nächsten Verwandten,<br />

Eltern, Kindern, Geschwistern, Tanten<br />

oder Onkeln erlebt hat. Aber<br />

diese Sorge trifft auch diejenigen<br />

Familienmitglieder, die gesund sind.<br />

Diese Ungewissheit für s<strong>ich</strong> allein<br />

genommen stellt bereits eine große<br />

seelische Belastung dar. In solchen<br />

Situationen können nur Informationen<br />

für Klarheit sorgen. Diese<br />

Informationen sind die Antworten<br />

auf weitere Fragen, die s<strong>ich</strong> dann<br />

stellen: Wann besteht der Verdacht<br />

<strong>einer</strong> erbl<strong>ich</strong>en Belastung? Wer kann<br />

mir dabei helfen, mein persönl<strong>ich</strong>es<br />

Risiko abzuschätzen?<br />

Im besten Fall stellt s<strong>ich</strong> bereits bei<br />

<strong>einer</strong> Erstberatung her<strong>aus</strong>, dass es<br />

keinen Anhaltspunkt für ein erhöhtes<br />

Erkrankungsrisiko gibt und die Rat<br />

suchende Person demselben Risiko<br />

<strong>aus</strong>gesetzt ist wie die Allgemeinbevölkerung.<br />

Ist jedoch eines der der-<br />

zeitigen Einschlusskriterien des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“ für einen<br />

Gentest gegeben, so folgt quasi eine<br />

Lawine weiterer Fragestellungen, die<br />

es im Vorfeld <strong>einer</strong> etwaigen genetischen<br />

Testung zu bedenken und<br />

mögl<strong>ich</strong>st zu beantworten gilt. Dass<br />

es bereits eine Her<strong>aus</strong>forderung sein<br />

kann, allein die mögl<strong>ich</strong>erweise betroffenen<br />

Themen zu kennen, zeigt<br />

der Umfang dieses Ratgebers. Die<br />

Kenntnis aller Fakten, aber auch die<br />

Perspektive hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> der Optionen,<br />

die s<strong>ich</strong> bieten, falls der Gentest n<strong>ich</strong>t<br />

die erhoffte, aber durch<strong>aus</strong> mögl<strong>ich</strong>e<br />

Entlastung bringt, erlauben meines<br />

Erachtens überhaupt erst eine fundierte<br />

Entscheidung für oder gegen<br />

die Durchführung des Tests.<br />

Dieser Ratgeber ist chronologisch<br />

aufgebaut. So schließen s<strong>ich</strong> für<br />

diejenigen, die letztendl<strong>ich</strong> tatsächl<strong>ich</strong><br />

als Hochrisiko-Patienten eingestuft<br />

werden, noch drei w<strong>ich</strong>tige<br />

Aspekte an. Zum einen finde <strong>ich</strong> es<br />

w<strong>ich</strong>tig zu wissen, dass man einen<br />

eigenen Beitrag dazu leisten kann,<br />

sein persönl<strong>ich</strong>es Erkrankungsrisiko<br />

zu minimieren. Zum anderen tut<br />

es gut zu wissen, dass es andere<br />

Betroffene in ähnl<strong>ich</strong>er Situation<br />

gibt, mit denen über das neu gegründete<br />

BRCA-Netzwerk oder das<br />

Internet ein Aust<strong>aus</strong>ch mögl<strong>ich</strong> ist.<br />

Schließl<strong>ich</strong> stellt s<strong>ich</strong> noch die Aufgabe,<br />

seine Familienangehörigen<br />

darüber zu informieren, dass sie<br />

gegebenenfalls auch ein erhöhtes<br />

Erkrankungsrisiko tragen.<br />

Ich freue m<strong>ich</strong>, dass die Idee, das<br />

bewährte Konzept der <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!<br />

in einen umfangre<strong>ich</strong>en Ratgeber zu<br />

diesem besonderen Thema zu überführen,<br />

auf so viel positive Resonanz<br />

gestoßen ist. So halten Sie heute das<br />

erste <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! Spezial in Ihren<br />

Händen. Bei meinen Recherchen<br />

durfte <strong>ich</strong> einige interessante Gespräche<br />

mit sehr vielen netten und<br />

engagierten Menschen führen und<br />

<strong>ich</strong> habe dabei selbst viel gelernt.<br />

Dies hat schließl<strong>ich</strong> meinen Blick<br />

für die anzusprechende Zielgruppe<br />

dieses Ratgebers geweitet. Ich<br />

würde es deshalb begrüßen, wenn<br />

ihn n<strong>ich</strong>t nur Betroffene und Rat<br />

Suchende zur Hand nehmen würden,<br />

sondern auch all diejenigen,<br />

die diesen Menschen typischerweise<br />

dann begegnen, wenn ihnen diese<br />

erste Frage (allmähl<strong>ich</strong>) in den<br />

Sinn kommt: „<strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong><br />

<strong>Krebsfamilie</strong>?“<br />

Ich hoffe nun, dass Sie die Antworten<br />

auf Ihre Fragen zum familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs in diesem<br />

Ratgeber finden werden. Sollten Sie<br />

s<strong>ich</strong> weitergehende Informationen<br />

wünschen, freue <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> auf Ihre<br />

Hinweise und Anregungen.<br />

Ihre Anne Mönn<strong>ich</strong><br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


Vorwort<br />

Auf dem Gebiet des erbl<strong>ich</strong>en<br />

Brust- und Eierstockkrebses hat es<br />

im letzten Jahrzehnt revolutionäre<br />

Fortschritte gegeben. Die in den<br />

folgenden Kapiteln aufgeführten<br />

Entwicklungen und Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />

der Diagnostik und Prävention sind<br />

ein her<strong>aus</strong>ragendes Beispiel dafür,<br />

wie schnell wissenschaftl<strong>ich</strong>e Erkenntnisse<br />

mittlerweile in die Klinik<br />

gelangen und wie w<strong>ich</strong>tig klinische<br />

Forschung für die Betreuung der<br />

betroffenen Menschen ist.<br />

Noch zu Beginn der neunziger<br />

Jahre wurde daran gezweifelt, ob<br />

es überhaupt eine erbl<strong>ich</strong>e Form<br />

des Brustkrebses und Risikogene<br />

gibt oder ob es s<strong>ich</strong> bei den familiär<br />

gehäuften Fällen n<strong>ich</strong>t um<br />

einen reinen Zufall handelt. Schon<br />

Mitte der neunziger Jahre hielt die<br />

wissenschaftl<strong>ich</strong>e Welt dann den<br />

Atem an, als klar wurde, dass die<br />

Entdeckung des ersten Hochrisiko-<br />

Gens unmittelbar bevor stand.<br />

Nach der Entdeckung beider Gene,<br />

BRCA1 und BRCA2 in den Jahren<br />

1994 und 1995 waren es dann<br />

Ärzte und Wissenschaftler, die gemeinsam<br />

nach <strong>einer</strong> Einbettung der<br />

Gendiagnostik in ein umfassendes<br />

Beratungskonzept verbunden mit<br />

dem Angebot präventiver Maßnahmen<br />

riefen. Denn was bringt der<br />

Nachweis eines hohen Erkrankungsrisikos,<br />

wenn man n<strong>ich</strong>t weiß, was<br />

dann zu tun ist? Es dauerte n<strong>ich</strong>t<br />

einmal ein Jahr, bis s<strong>ich</strong> in Deutschland<br />

zwölf Zentren formiert hatten,<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

die nach intensiver Diskussion und<br />

<strong>einer</strong> strengen Begutachtung durch<br />

die Deutsche Krebshilfe gefördert<br />

wurden. Kriterien für die Förderung<br />

waren eine maximale Patientenorientierung<br />

und das Angebot<br />

präventiver Maßnahmen, die, da<br />

sie in ihrem Nutzen noch n<strong>ich</strong>t<br />

evaluiert waren, in begleitenden<br />

Untersuchungen überprüft wurden.<br />

Die Krebshilfe hat hier eine Vorreiterrolle<br />

übernommen, da durch<br />

den Aufbau der Zentren ein wildes<br />

Testen mit Hinterlassen ratloser und<br />

verängstigter Menschen, wie dies<br />

in anderen Ländern der Fall war,<br />

weitestgehend vermieden wurde.<br />

Wo stehen wir jetzt? Darüber geben<br />

die folgenden Artikel <strong>aus</strong>führl<strong>ich</strong><br />

Auskunft. In den Zentren für<br />

erbl<strong>ich</strong>en Brust- und Eierstockkrebs<br />

wird eine umfassende Beratung<br />

durch Humangenetiker und Gynäkologen<br />

angeboten. Die betroffenen<br />

Frauen sollen somit in die Lage versetzt<br />

werden, eine eigenständige<br />

Entscheidung für oder gegen den<br />

Gentest und die verschiedenen<br />

prophylaktischen Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />

zu treffen. Durch ein langjähriges<br />

begleitendes Forschungsprojekt<br />

der Psychoonkologen haben wir<br />

gelernt, dass eine intensive Aufklärung<br />

über die bestehenden Risiken<br />

n<strong>ich</strong>t zu mehr Ängsten, sondern im<br />

Gegenteil, zu <strong>einer</strong> Reduktion der<br />

Angst bei den Betroffenen führt.<br />

Dies deckt s<strong>ich</strong> mit der alltägl<strong>ich</strong>en<br />

Erfahrung bei der Betreuung der<br />

Frauen. Oftmals empfinden sie es<br />

bei einem ersten Gespräch bereits<br />

als Erle<strong>ich</strong>terung, dass die Ärzte ihre<br />

Sorge um die vielen Erkrankungsfälle,<br />

die in der Familie aufgetreten<br />

sind, ernst nehmen und dies n<strong>ich</strong>t<br />

mit beruhigenden Sätzen abtun. Ein<br />

w<strong>ich</strong>tiges Thema für die Mutationsträgerinnen<br />

ist neben dem Umgang<br />

mit dem eigenen Erkrankungsrisiko<br />

und den eigenen Ängsten besonders<br />

die Sorge um die Kinder und<br />

die Frage, ob sie ihnen die Veränderung<br />

vielle<strong>ich</strong>t vererbt haben.<br />

Ein weiteres w<strong>ich</strong>tiges Thema bei<br />

der Beratung stellt die Frage nach<br />

<strong>einer</strong> mögl<strong>ich</strong>en Diskriminierung<br />

bei Nachweis <strong>einer</strong> Mutation dar.<br />

Mit dem derzeit in der Bearbeitung<br />

befindl<strong>ich</strong>en Gendiagnostikgesetz<br />

sollen die betroffenen Personen<br />

vor solchen etwaigen Benachteiligungen<br />

geschützt werden. Mit<br />

dieser w<strong>ich</strong>tigen Thematik der Beratung,<br />

selbständigen Entscheidung<br />

und dem Schutz vor Diskriminierung<br />

beschäftigen s<strong>ich</strong> gle<strong>ich</strong> mehrere<br />

Artikel.<br />

Im Beitrag von Prof. Meindl wird auf<br />

die genetischen Hintergründe eingegangen.<br />

Neben den Genen BRCA1<br />

und BRCA2 sind zwischenzeitl<strong>ich</strong><br />

weitere Risikogene gefunden worden,<br />

eine ganze Reihe gibt es noch<br />

zu entdecken. Bei diesen neuen<br />

Genen handelt es s<strong>ich</strong> um weniger<br />

gefährl<strong>ich</strong>e Gene, die vermutl<strong>ich</strong><br />

miteinander interagieren, um so<br />

den Brustkrebs <strong>aus</strong>zulösen. Eine


Einführung in die klinische Diagnostik<br />

kommt dann in Betracht, wenn<br />

wir klare Risikovorhersagen damit<br />

machen können. In den Zentren<br />

werden entsprechende assoziierte<br />

Forschungsprojekte durchgeführt.<br />

Zu warnen ist an dieser Stelle vor allerlei<br />

genetischen Untersuchungen,<br />

deren klinische Relevanz noch völlig<br />

unklar ist.<br />

Wir wissen mittlerweile auch, dass<br />

die erbl<strong>ich</strong>en Tumoren sowohl in<br />

der Bildgebung als auch unter dem<br />

Mikroskop ein ganz spezifisches<br />

Aussehen haben. Durch die Entdeckung<br />

dieser Charakteristika<br />

konnte die Früherkennung nochmals<br />

deutl<strong>ich</strong> verbessert werden. Hierzu<br />

kommen die Referenzpathologen<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Rita Schmutzler<br />

Koordinatorin des Deutschen Konsortiums für<br />

„Familiären Brust- und Eierstockkrebs“<br />

und Referenzradiologen zu Wort.<br />

Spannend sind neuere Untersuchungen,<br />

die darauf hindeuten,<br />

dass die erbl<strong>ich</strong>en Tumoren von<br />

anderen Therapien als die sporadischen<br />

Tumoren profitieren.<br />

So gibt es seit kurzem ein erstes<br />

Molekül, welches gezielt mutierte<br />

Tumorzellen angreift, während es<br />

die gesunden Zellen praktisch n<strong>ich</strong>t<br />

schädigt. Diese so genannten PARP-<br />

Inhibitoren werden seit einem Jahr<br />

im Rahmen von klinischen Studien<br />

in einigen der Zentren erprobt und<br />

im Artikel von Dr. Kast dargestellt.<br />

Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend<br />

und lassen darauf<br />

hoffen, dass die BRCA-bedingten<br />

Tumoren künftig besser behandelt<br />

werden können.<br />

Prof. Dr. rer. nat. Alfons Meindl<br />

Die jüngste Entwicklung ist die Etablierung<br />

<strong>einer</strong> Frauenselbsthilfe <strong>aus</strong><br />

dem Kreis der in den Zentren betreuten<br />

Frauen und Männer. Denn<br />

alle ärztl<strong>ich</strong>e Aufklärung kann das<br />

Gespräch mit anderen Betroffenen<br />

n<strong>ich</strong>t ersetzen. Dies gilt besonders,<br />

wenn es um so schwerwiegende Entscheidungen<br />

wie zum Beispiel eine<br />

prophylaktische Brustdrüsenentfernung<br />

geht. Dr. Fromm und Gundel<br />

Kamecke schildern das neue Netzwerk<br />

<strong>aus</strong> der S<strong>ich</strong>t von Betroffenen<br />

und verdeutl<strong>ich</strong>en auch die enthusiastische<br />

Aufbruchsstimmung. Auf<br />

die noch engere Zusammenarbeit<br />

mit den betroffenen Frauen und<br />

Männern im gemeinsamen Kampf<br />

gegen den Krebs setzen auch wir<br />

Ärzte große Hoffnung.<br />

Sprecher der Molekulargenetiker des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären Brust- und Eierstockkrebs“<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


Inhalt<br />

Einleitung<br />

3 EDITORIAL<br />

4 VORWORT<br />

6 INHALT<br />

1. <strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> <strong>Krebsfamilie</strong>?<br />

9 GENETISCHE ASPEKTE DES BRUSTKREBSES<br />

12 ZWöLF SPEZIALISIERTE ZENTREN FüR BETROFFENE<br />

Das Verbundprojekt der Deutschen Krebshilfe hat viel erre<strong>ich</strong>t<br />

2. Welche Arten <strong>einer</strong> familiären Belastung gibt es?<br />

15 MUTATIONEN, ERBGÄNGE UND ERKRANKUNGSRISIKEN<br />

3. Sind familiäre Tumoren etwas Besonderes?<br />

21 PATHOLOGISCHE BESONDERHEITEN DES ERBLICHEN BRUSTKREBSES<br />

Mikroskopische Diagnostik von BRCA-Tumoren<br />

23 PATHOLOGISCHE BESONDERHEITEN DES ERBLICHEN EIERSTOCKKREBSES<br />

Vererbungsmodus n<strong>ich</strong>t allein durch mikroskopische Untersuchung erkennbar<br />

25 RADIOLOGISCHE BESONDERHEITEN FAMILIÄRER TUMOREN<br />

Das radiologische Früherkennungskonzept<br />

4. Bin <strong>ich</strong> etwa selbst betroffen?<br />

31 INFORMATIONEN ZUR BERATUNG, GENANALySE UND KOSTENüBERNAHME<br />

36 GENDIAGNOSTIK UND MEDIZINISCHE BETREUUNG VON RISIKOPATIENTEN<br />

Kostenübernahme durch die private Krankenvers<strong>ich</strong>erung<br />

5. Wie kann <strong>ich</strong> seelisch mit <strong>einer</strong> familiären Belastung umgehen?<br />

41 ÄNGSTE UND SORGEN<br />

Zum seelischen Umgang mit <strong>einer</strong> Genmutation<br />

44 KINDER UND JUGENDLICHE IN DER RISIKOFAMILIE<br />

6. Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

49 GENANALySE UND DATENSCHUTZ<br />

52 GUT ZU WISSEN!<br />

Die vers<strong>ich</strong>erungsrechtl<strong>ich</strong>e Brisanz von Gentests<br />

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67 NACHGEFRAGT<br />

Berücks<strong>ich</strong>tigung der familiären Belastung als Behinderung?<br />

7. Welche Optionen habe <strong>ich</strong> als Risikopatient(in)?<br />

69 DIE BEHANDLUNG FAMILIÄRER TUMOREN<br />

73 RISIKOMINIMIERUNG<br />

Vorsorgl<strong>ich</strong>e Maßnahmen bei familiärem Krebsrisiko<br />

78 DER FAMILIÄRE EIERSTOCKKREBS<br />

44 KINDER UND JUGENDLICHE IN DER RISIKOFAMILIE<br />

8. Soll <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> testen lassen? – Entscheidungshilfen<br />

83 ANGST BEIM GENTEST?<br />

Ergebnisse <strong>aus</strong> dem Projekt der Deutschen Krebshilfe<br />

85 ENTSCHEIDUNGSHILFEN<br />

Pro & Contra<br />

44 KINDER UND JUGENDLICHE IN DER RISIKOFAMILIE<br />

9. Welchen Beitrag kann <strong>ich</strong> selbst leisten?<br />

89 MöGLICHKEITEN ZUR MINIMIERUNG DES ERKRANKUNGSRISIKOS<br />

93 DIE SIMONTON-ARBEIT ALS RETTUNGSSEIL IM LEBEN<br />

Was kann <strong>ich</strong> bei <strong>einer</strong> Krebserkrankung oder familiären Belastung für meine Seele tun?<br />

44 KINDER UND JUGENDLICHE IN DER RISIKOFAMILIE<br />

10. Wo kann <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit anderen Betroffenen <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen?<br />

97 DAS BRCA-NETZWERK<br />

Hilfe für Betroffene <strong>aus</strong> Brust- und Eierstockkrebsfamilien<br />

99 ANONyMER AUSTAUSCH IM INTERNET<br />

44 KINDER UND JUGENDLICHE IN DER RISIKOFAMILIE<br />

11. Wie sage <strong>ich</strong> es meinen Verwandten?<br />

101 ANREGUNGEN ZUR KOMMUNIKATION IN DER FAMILIE<br />

44 KINDER UND JUGENDLICHE IN DER RISIKOFAMILIE<br />

12. Anhang<br />

107 DIE BUNDESWEITEN ZENTREN FüR „FAMILIÄREN BRUST- UND EIERSTOCKKREBS“<br />

Gynäkologische, humangenetische und psychoonkologische Beratung und Betreuung<br />

für Betroffene und Angehörige<br />

110 AUTORENVERZEICHNIS<br />

113 GLOSSAR<br />

118 IMPRESSUM<br />

119 WIR DANKEN<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


1<br />

<strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong><br />

<strong>Krebsfamilie</strong>?<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Genetische Aspekte<br />

des Brustkrebses<br />

Erkranken mehrere Frauen in <strong>einer</strong><br />

Familie an Brustkrebs, kommt bei<br />

manchen Familienmitgliedern die<br />

überlegung auf, ob der Krebs in<br />

der Familie liegen könnte. Die folgenden<br />

Erläuterungen sollen Ihnen<br />

grundlegende Informationen geben<br />

und Sie ermutigen, s<strong>ich</strong> von einem<br />

Experten <strong>aus</strong>führl<strong>ich</strong> zu Ihrem individuellen<br />

Risiko beraten zu lassen.<br />

DIE MEISTEN BRUSTKREBS-<br />

ERKRANKUNGEN SIND<br />

POLyGEN-MULTIFAKTORIELL<br />

BEDINGT<br />

Meistens ist Brustkrebs polygen-multifaktoriell<br />

bedingt, das bedeutet,<br />

dass mehrere Erbanlagen und zusätzl<strong>ich</strong>e<br />

Faktoren zur Entstehung<br />

der Krankheit beitragen. Von den<br />

einzelnen Erbanlagen, die weitgehend<br />

unbekannt sind, trägt jede für<br />

s<strong>ich</strong> nur wenig zur Krankheitsentstehung<br />

bei. Vielmehr ist es das Zusammenwirken<br />

dieser Erbanlagen, das<br />

die Erkrankung hervorruft. Von den<br />

zusätzl<strong>ich</strong>en Faktoren sind einige<br />

bekannt: Ein frühes Einsetzen der<br />

Pubertät, eine späte letzte Regelblutung,<br />

keine Schwangerschaft,<br />

übergew<strong>ich</strong>t, Alkoholkonsum, ein<br />

d<strong>ich</strong>tes Brustdrüsengewebe und vor<br />

allem das Alter erhöhen das Brustkrebsrisiko.<br />

Bei <strong>einer</strong> polygen-multifaktoriellen<br />

Vererbung ist man für<br />

die Angabe eines Wiederholungsri-<br />

sikos auf statistische Analysen angewiesen.<br />

In der Praxis stehen dafür so<br />

genannte Risikotabellen und Computerprogramme<br />

zur Verfügung,<br />

die auf unterschiedl<strong>ich</strong>en Modellen<br />

beruhen. Im Rahmen <strong>einer</strong> solchen<br />

polygen-multifaktoriellen Genese<br />

kommt es n<strong>ich</strong>t selten vor, dass in<br />

<strong>einer</strong> Familie eine oder mehrere<br />

Frauen betroffen sind.<br />

BRUSTKREBS KANN AUCH<br />

DURCH EINE EINZELNE<br />

ERBANLAGE BEDINGT SEIN<br />

Das gehäufte Auftreten von Brust-<br />

und/oder Eierstockkrebs in <strong>einer</strong><br />

Familie kann allerdings auch ein<br />

Hinweis auf eine erbl<strong>ich</strong>e Form<br />

der Erkrankung sein, die durch<br />

eine einzelne Erbanlage bedingt<br />

ist. Man spr<strong>ich</strong>t in diesem Fall<br />

von monogener Vererbung. Weitere<br />

Hinweise auf eine monogene<br />

Form sind unter anderem ein frühes<br />

Erkrankungsalter (vor dem 50. Lebensjahr),<br />

ein beidseitiges Auftreten<br />

oder multifokale, also an mehreren<br />

Stellen auftretende Tumoren sowie<br />

eine Brustkrebserkrankung beim<br />

Mann.<br />

Etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle<br />

von Brust- und/oder Eierstockkrebs<br />

haben eine solche monogene Ursache.<br />

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen<br />

in dieser Gruppe werden<br />

1 | <strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> <strong>Krebsfamilie</strong>?<br />

Mutationen, also Veränderungen im<br />

BRCA1- oder BRCA2-Gen, nachgewiesen.<br />

BRCA1- und BRCA2-Mutationen<br />

werden autosomal-dominant<br />

mit variabler Expressivität und<br />

verminderter Penetranz vererbt. Bei<br />

<strong>einer</strong> autosomal-dominant erbl<strong>ich</strong>en<br />

Erkrankung genügt das Vorhandensein<br />

<strong>einer</strong> veränderten Erbanlage<br />

auf einem der beiden homologen<br />

(von Vater und Mutter ererbten)<br />

Chromosomen, damit es zur Ausprägung<br />

der Krankheit kommt. Die<br />

Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit für die Weitergabe<br />

der veränderten Erbanlage an<br />

ein Kind beträgt 50 Prozent. Variable<br />

Expressivität bedeutet, dass ein<br />

dominantes Gen bei verschiedenen<br />

Trägern unterschiedl<strong>ich</strong> <strong>aus</strong>geprägt<br />

auftreten kann. Unter verminderter<br />

Penetranz (Durchschlagkraft <strong>einer</strong><br />

Mutation) versteht man in diesem<br />

Zusammenhang die Tatsache, dass<br />

n<strong>ich</strong>t alle Träger <strong>einer</strong> Mutation erkranken.<br />

Bei BRCA1-Mutationsträgerinnen<br />

kommt es bei etwa 60 bis 80 Prozent<br />

aller Fälle zu Brust- und bei etwa<br />

40 bis 55 Prozent zu Eierstockkrebs.<br />

BRCA2-Mutationsträgerinnen entwickeln<br />

in etwa 45 bis 80 Prozent der<br />

Fälle Brust- und in etwa zehn bis 20<br />

Prozent der Fälle Eierstockkrebs. Bei<br />

Männern mit BRCA2-Mutation beträgt<br />

das Risiko <strong>einer</strong> Brustkrebserkrankung<br />

etwa sieben Prozent.<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


10<br />

Bei <strong>einer</strong> BRCA1-Mutation dürfte das<br />

Brustkrebsrisiko für Männer auch<br />

erhöht sein, wenn auch eine Bezifferung<br />

derzeit n<strong>ich</strong>t mögl<strong>ich</strong> ist. Auch<br />

das Risiko für eine weitere Krebserkrankung<br />

der Brust oder der Eierstöcke<br />

ist bei Mutationsträgerinnen<br />

signifikant erhöht und abhängig vom<br />

Ersterkrankungsalter. Bei Ersterkrankung<br />

vor dem 50. Lebensjahr entwickeln<br />

nach zehn Jahren rund 40<br />

Prozent der Betroffenen erneut Brustkrebs,<br />

bei Ersterkrankung nach dem<br />

50. Lebensjahr etwa zwölf Prozent.<br />

Zusätzl<strong>ich</strong> besteht bei Personen mit<br />

<strong>einer</strong> BRCA1-Mutation ein erhöhtes<br />

Risiko für andere Krebsarten wie unter<br />

anderem Magen-Darm-, Prostata-,<br />

Hautkrebs und Leukämie. Bei <strong>einer</strong><br />

BRCA2-Mutation ist außerdem das<br />

Risiko für Bauchspe<strong>ich</strong>eldrüsenkrebs<br />

erhöht.<br />

WANN IST EINE GEN-<br />

DIAGNOSTIK SINNVOLL?<br />

Durch eine molekulargenetische Analyse<br />

(DNA-Analyse) bei <strong>einer</strong>/einem<br />

Betroffenen kann festgestellt werden,<br />

ob eine Veränderung in einem der<br />

beiden genannten Gene als Ursache<br />

für das gehäufte Auftreten des Brust-<br />

und/oder Eierstockkrebses in <strong>einer</strong><br />

Familie verantwortl<strong>ich</strong> ist. Hierfür ist<br />

eine Blutentnahme erforderl<strong>ich</strong>. Derzeit<br />

wird im Rahmen des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären Brust-<br />

und Eierstockkrebs“ ein Gentest für<br />

BRCA1/BRCA2 angeboten, wenn<br />

unter Verwandten <strong>einer</strong> (väterl<strong>ich</strong>en<br />

oder mütterl<strong>ich</strong>en) Familie eines der<br />

Einschlusskriterien vorliegt (siehe<br />

Kasten).<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Unter Verwandten <strong>einer</strong> (väterl<strong>ich</strong>en oder mütterl<strong>ich</strong>en) Familie<br />

liegt eine der folgenden Konstellationen vor:<br />

� drei Frauen mit Brustkrebs, unabhängig vom Alter<br />

� zwei Frauen mit Brustkrebs, davon eine Erkrankung vor dem 51.<br />

Lebensjahr<br />

� eine Frau mit Brustkrebs und eine Frau mit Eierstockkrebs<br />

� zwei Frauen mit Eierstockkrebs<br />

� eine Frau und ein Mann mit Brustkrebs<br />

� eine Frau mit Eierstockkrebs und ein Mann mit Brustkrebs<br />

� eine Frau mit Brustkrebs vor dem 36. Geburtstag<br />

� eine Frau mit bilateralem Brustkrebs, wobei die Ersterkrankung<br />

vor dem 51. Geburtstag war<br />

� eine Frau mit Brust- und Eierstockkrebs<br />

Derzeitige Einschlusskriterien des Deutschen Konsortiums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs<br />

für einen BRCA-Gentest.<br />

Bei diesen Konstellationen ist die<br />

Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit, eine Mutation<br />

im BRCA1- oder BRCA2-Gen zu<br />

finden, größer als zehn Prozent.<br />

Die Untersuchung sollte bei <strong>einer</strong><br />

Betroffenen durchgeführt werden.<br />

Wir sprechen in diesem Fall von<br />

einem/<strong>einer</strong> Indexpatienten/-patientin.<br />

Wenn mehrere betroffene Verwandte<br />

zur Verfügung stehen, sollte<br />

man den/die als Indexpatient(in)<br />

<strong>aus</strong>wählen, bei der/dem am ehesten<br />

eine Mutation vermutet werden<br />

kann, also zum Beispiel die Person<br />

mit dem frühesten Erkrankungsalter.<br />

Abgesehen von wenigen wiederkehrenden<br />

Mutationen sind die meisten<br />

Mutationen familienspezifisch, so<br />

dass die Sequenzierung von BRCA1<br />

und BRCA2 erforderl<strong>ich</strong> ist, was<br />

geraume Zeit dauern kann. Bei der<br />

Gendiagnostik können auch Genvarianten<br />

festgestellt werden, die n<strong>ich</strong>t<br />

krankheitsrelevant sind und als Polymorphismen<br />

beze<strong>ich</strong>net werden. Es<br />

können auch so genannte unklassifizierte<br />

Varianten nachgewiesen<br />

werden, deren Bedeutung derzeit<br />

noch unklar ist.<br />

WAS IST DER SINN EINES<br />

GENTESTS?<br />

Durch den Nachweis <strong>einer</strong> Mutation<br />

in einem BRCA-Gen erhält man Gewissheit<br />

über ein deutl<strong>ich</strong> erhöhtes<br />

Risiko für Brust- beziehungsweise<br />

Eierstockkrebs. Zudem können in<br />

diesem Fall auch gesunde Familienmitglieder<br />

im Rahmen eines prädiktiven<br />

Gentests auf das Vorliegen<br />

dieser Mutation untersucht werden.<br />

Dar<strong>aus</strong> wird die Problematik eines<br />

prädiktiven Gentests ers<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>,<br />

wenn kein(e) Indexpatient(in) untersucht<br />

werden kann. Findet man zum


Beispiel in einem solchen Fall keine<br />

Mutation bei der getesteten Person,<br />

so kann ein hohes Risiko n<strong>ich</strong>t <strong>aus</strong>geschlossen<br />

werden, da es n<strong>ich</strong>t<br />

klar ist, ob durch diesen Test die bei<br />

dem/der Indexpatienten/-patientin<br />

vorgelegene Mutation <strong>aus</strong>geschlossen<br />

wurde.<br />

Für betroffene und gesunde Personen,<br />

bei denen eine Mutation in<br />

einem BRCA-Gen festgestellt wurde,<br />

stehen unterschiedl<strong>ich</strong>e Optionen<br />

zur Verfügung: Früherkennungsmaßnahmen<br />

durch regelmäßige Untersuchungen<br />

bezügl<strong>ich</strong> des eventuellen<br />

Auftretens eines Brust- beziehungsweise<br />

Eierstocktumors und/oder<br />

präventive, also vorsorgl<strong>ich</strong>e operative<br />

Maßnahmen wie die Entfernung<br />

des Brustdrüsenkörpers und/oder<br />

der Eierstöcke (siehe Seite 73).<br />

Wenn keine Mutation in einem der<br />

beiden BRCA-Gene nachgewiesen<br />

wird, ist dennoch eine monogen<br />

erbl<strong>ich</strong>e Ursache des Brustkrebses<br />

n<strong>ich</strong>t <strong>aus</strong>geschlossen, so dass<br />

für weitere Angehörige Früherkennungsmaßnahmen<br />

trotzdem<br />

zu empfehlen sind. Ein fehlender<br />

Mutationsnachweis kann dadurch<br />

bedingt sein, dass eine Mutation<br />

in einem BRCA-Gen n<strong>ich</strong>t erkannt<br />

wurde, da unter anderem nur die<br />

kodierenden Sequenzen dieser<br />

Gene untersucht werden und auch<br />

andere größtenteils unbekannte<br />

Gene in Frage kommen.<br />

Wenn im Rahmen <strong>einer</strong> prädiktiven<br />

Gendiagnostik die in der Familie<br />

vorkommende krankheitsrelevante<br />

Mutation bei <strong>einer</strong> verwandten<br />

Person <strong>aus</strong>geschlossen wurde, sind<br />

die übl<strong>ich</strong>en Vorsorgemaßnahmen<br />

zu empfehlen, da das allgemeine<br />

Brustkrebsrisiko (zehn Prozent) bestehen<br />

bleibt.<br />

WAS GESCHIEHT BEI DER<br />

GENETISCHEN BERATUNG?<br />

Bei der genetischen Beratung wird<br />

zunächst ein Stammbaum über<br />

mindestens drei Generationen<br />

erhoben. Dabei sollten alle in<br />

der Familie vorgekommenen Tumorerkrankungen<br />

mit jeweiligem<br />

Erkrankungsalter der Betroffenen<br />

registriert werden. Aus diesen<br />

Daten sollten zunächst folgende<br />

Punkte geklärt werden:<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Gibt es einen Hinweis für eine<br />

monogen erbl<strong>ich</strong>e Erkrankung?<br />

Im Falle <strong>einer</strong> monogen erbl<strong>ich</strong>en<br />

Tumorerkrankung sollte abgeschätzt<br />

werden, ob es s<strong>ich</strong> um<br />

einen erbl<strong>ich</strong>en Brustkrebs per<br />

se oder um eine übergeordnete<br />

Tumorerkrankung handelt, bei der<br />

der Brustkrebs eine der Krebserkrankungen<br />

<strong>aus</strong> dem Tumorspektrum<br />

dieser Erkrankung darstellt.<br />

Die Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit <strong>einer</strong><br />

Brustkrebserkrankung oder eines<br />

überträgerstatus sollte berechnet<br />

werden, da s<strong>ich</strong> dar<strong>aus</strong> die Empfehlungen<br />

zu Früherkennungsmaßnahmen<br />

ableiten.<br />

Es sollte festgestellt werden, ob ein<br />

Gentest angeboten werden kann.<br />

1 | <strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> <strong>Krebsfamilie</strong>?<br />

Falls Letzteres zutrifft, sollten die Konsequenzen<br />

und Grenzen eines Gentests<br />

erläutert werden. Dabei sollte<br />

klar gemacht werden, dass im Falle<br />

<strong>einer</strong> Mutation in einem BRCA-Gen<br />

ein deutl<strong>ich</strong> erhöhtes Erkrankungsrisiko<br />

besteht, aber dass andererseits<br />

aufgrund der verminderten Penetranz<br />

n<strong>ich</strong>t alle Mutationsträgerinnen<br />

erkranken. Da mit <strong>einer</strong> solchen Diagnostik<br />

eine psychische Belastung<br />

für die Rat Suchenden und deren<br />

Familie auftreten kann, ist eine <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>ende<br />

Bedenkzeit vor <strong>einer</strong> genetischen<br />

Testung empfehlenswert.<br />

Eine psychologische Begleitung wird<br />

in diesem Zusammenhang angeboten.<br />

Wie bei jedem Gentest ist die<br />

Freiwilligkeit der Inanspruchnahme<br />

hervorzuheben („Recht auf N<strong>ich</strong>twissen“).<br />

AUTOR<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Peter<br />

Wieacker<br />

Sprecher der Humangenetiker<br />

des Deutschen Konsortiums für<br />

„Familiären Brust- und Eierstockkrebs“;<br />

Direktor des Instituts für<br />

Humangenetik Universitätsklinikum<br />

Münster<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 11


1<br />

Zwölf spezialisierte<br />

Zentren für Betroffene<br />

DAS VERBUNDPROJEKT DER DEUTSCHEN KREBSHILFE<br />

HAT VIEL ERREICHT<br />

Um Risikofamilien mit erbl<strong>ich</strong> bedingtem<br />

Brust- und Eierstockkrebs<br />

zu helfen, hat die Deutsche Krebshilfe<br />

1996 nach der Entdeckung der<br />

Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2<br />

das Verbundprojekt „Familiärer<br />

Brust- und Eierstockkrebs“ initiiert: In<br />

bundesweit zwölf universitären Zentren<br />

werden seitdem Rat suchende<br />

Frauen und ihre Familien beraten,<br />

betreut und begleitet. Ziel war es,<br />

den erbl<strong>ich</strong> bedingten Brustkrebs<br />

zu erforschen und den betroffenen<br />

Familien umfangre<strong>ich</strong>e Hilfe anbieten<br />

zu können. Bis zu dieser Neugründung<br />

gab es keine auf diesem<br />

Feld spezialisierten Einr<strong>ich</strong>tungen.<br />

Frauen, in deren Familien Brustkrebs<br />

bereits aufgetreten ist oder<br />

die befürchten, erbl<strong>ich</strong> betroffen zu<br />

sein, können s<strong>ich</strong> seitdem in einem<br />

der zwölf Verbund-Zentren in Berlin,<br />

Düsseldorf, Dresden, Hannover,<br />

Heidelberg, Kiel, Köln/Bonn, Leipzig,<br />

München, Münster, Ulm und<br />

Würzburg beraten und behandeln<br />

lassen. Bis zum Jahr 2004 förderte<br />

die Deutsche Krebshilfe dieses Verbundprojekt<br />

mit insgesamt 14,5 Millionen<br />

Euro. Im Jahr darauf wurde<br />

es in die Regelfinanzierung durch<br />

die Krankenkassen übernommen.<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

VERNETZTE<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

Im Rahmen des Verbundes wurde<br />

ein Beratungs- und Betreuungskonzept<br />

etabliert. Frauenärzte,<br />

Humangenetiker, Molekulargenetiker<br />

und Psychologen arbeiten<br />

eng zusammen und betreuen die<br />

besorgten Familien nach einem<br />

bundesweit einheitl<strong>ich</strong>en Konzept.<br />

Zudem kooperieren alle an dem<br />

Verbund teilnehmenden Zentren mit<br />

den involvierten Referenzzentren<br />

– beispielsweise für Datenmanagement<br />

und Pathologie. Jährl<strong>ich</strong><br />

finden Treffen statt, an denen<br />

Vertreter aller Zentren teilnehmen<br />

und Zwischen<strong>aus</strong>wertungen vornehmen,<br />

Erfahrungen diskutieren,<br />

Leitlinienpapiere erstellen sowie<br />

Qualitätskontrollen durchführen.<br />

MEDIZINISCHE<br />

UND PSyCHOSOZIALE<br />

BETREUUNG<br />

Eine definitive Aussage darüber, ob<br />

eine erbl<strong>ich</strong> bedingte Brustkrebserkrankung<br />

vorliegt, ist nur mit einem<br />

Gentest mögl<strong>ich</strong>. Die Entscheidung<br />

für oder gegen einen solchen Test<br />

ist für viele Frauen n<strong>ich</strong>t einfach zu<br />

treffen. Daher wird vor jeder molekulargenetischen<br />

Untersuchung ein<br />

<strong>aus</strong>führl<strong>ich</strong>es Beratungsgespräch<br />

geführt, an dem auch ein Psychologe<br />

beteiligt ist. Erst dann kann eine<br />

Frau selbst entscheiden, ob ein Gentest<br />

für sie in Frage kommt. über 90<br />

Prozent der beratenen Frauen <strong>aus</strong><br />

Hochrisiko-Familien entscheiden<br />

s<strong>ich</strong> für einen Gentest. Entgegen<br />

den landläufigen Erwartungen stellt<br />

das Testergebnis eine deutl<strong>ich</strong>e psychische<br />

Entlastung für die Familien<br />

dar. Erfahrungen zeigen, dass eher<br />

diejenigen Frauen psychologische<br />

Hilfe benötigen, die den Gentest<br />

ablehnen.<br />

UNTERSCHIEDLICHE<br />

BEHANDLUNGSOPTIONEN<br />

Den Frauen, die eine genetische<br />

Veranlagung für die Entstehung<br />

von Brustkrebs tragen, werden verschiedene<br />

Handlungsmögl<strong>ich</strong>keiten<br />

angeboten: Prophylaktisch, also<br />

vorbeugend, können Brustdrüse<br />

und/oder Eierstöcke entfernt werden.<br />

Während die prophylaktische<br />

Eierstock- und Eileiterentfernung<br />

um das 40. Lebensjahr von vielen


Informationsangebot auf der Interseite der Deutschen Krebshilfe www.krebshilfe.de.<br />

Frauen in Anspruch genommen<br />

wird, entscheiden s<strong>ich</strong> nur fünf bis<br />

zehn Prozent für eine Brustdrüsenentfernung.<br />

Die meisten betroffenen<br />

Frauen nehmen jedoch das Angebot<br />

der engmaschigen Früherkennungsuntersuchungen<br />

wahr. Im Rahmen<br />

des Verbundes wurden über 7.000<br />

Familien beraten und bei über<br />

5.600 Familien Gentests durchgeführt.<br />

Davon konnten viele bereits<br />

im Erstgespräch beruhigt werden:<br />

Aufgrund ihrer Familienkonstellation<br />

ist kein erhöhtes Brustkrebsrisiko<br />

anzunehmen. Ein weiteres<br />

w<strong>ich</strong>tiges Ergebnis: 75 Prozent der<br />

Frauen, die erstmals die Tumorrisikosprechstunde<br />

aufsuchten, schätzten<br />

ihr Erkrankungsrisiko zu hoch ein<br />

- nur zehn Prozent von ihnen lagen<br />

mit der eigenen Einschätzung r<strong>ich</strong>tig.<br />

Dies zeigt: Allein durch eine<br />

adäquate Beratung kann der größte<br />

Teil der Frauen hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> ihres<br />

Krebserkrankungsrisikos beruhigt<br />

werden.<br />

IN DIE REGELVERSORGUNG<br />

üBERNOMMEN<br />

Bereits seit ihrer Gründung im Jahr<br />

1974 ist es der Deutschen Krebshilfe<br />

ein großes Anliegen, innovative und<br />

w<strong>ich</strong>tige Entwicklungen in der Krebsbekämpfung<br />

schnell zu erkennen und<br />

entsprechend zu fördern. Das Projekt<br />

„Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“<br />

ist ein besonders erfolgre<strong>ich</strong>es Verbundvorhaben<br />

der gemeinnützigen<br />

Organisation. Das <strong>aus</strong> dem Verbund<br />

entstandene Konsortium hat während<br />

der Förderung so überzeugende<br />

Standards erarbeitet, dass das Projekt<br />

2005 in die Regelfinanzierung<br />

1 | <strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> <strong>Krebsfamilie</strong>?<br />

der Krankenkassen überführt werden<br />

konnte. So können s<strong>ich</strong> auch in Zukunft<br />

beunruhigte Menschen an die<br />

zwölf Zentren wenden, in denen sie<br />

eine weltweit einzigartige, intensive<br />

Betreuung bekommen. Die Kostenübernahme<br />

der Beratungen und Untersuchungen<br />

wird individuell mit der<br />

Krankenkasse geklärt.<br />

INFORMATIONEN DER<br />

DEUTSCHEN KREBSHILFE<br />

Die Adressen der Zentren stehen<br />

im Internet unter www.krebshilfe.de.<br />

Dort können auch die Faltblätter<br />

zum Thema Familiärer Brust- und<br />

Eierstockkrebs („Familienangelegenheit“<br />

und „Fragen Sie nach Ihrem<br />

Risiko“) heruntergeladen oder<br />

kostenlos bestellt werden. Weitere<br />

Informationen finden s<strong>ich</strong> auf der<br />

Internetseite des BRCA-Netzwerks<br />

www.brca-netzwerk.de, das von<br />

der Deutschen Krebshilfe unterstützt<br />

wird.<br />

AUTORIN<br />

Dr. med. Eva M. Kalbheim<br />

Pressesprecherin<br />

Deutsche Krebshilfe e. V. Bonn<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 1


x | Welche Arten <strong>einer</strong> familiären Belastung gibt es?<br />

2<br />

1 Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Welche Arten <strong>einer</strong> familiären<br />

Belastung gibt es?


Nach der Untersuchung von mehr<br />

als 6.000 Familien nach Mutationen<br />

in den beiden Genen BRCA1<br />

und BRCA2 innerhalb der zwölf<br />

Zentren des Deutschen Konsortiums<br />

für „Familiären Brust- und Eierstockkrebs“<br />

sind für Rat suchende Familien<br />

jetzt hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> genetischer<br />

und klinischer Risiken präzisere<br />

Aussagen mögl<strong>ich</strong> als noch vor<br />

zehn Jahren.<br />

ZWEI UNTERSCHIEDLICHE<br />

ERBGÄNGE BEI FAMILIÄREM<br />

BRUSTKREBS<br />

Im Wesentl<strong>ich</strong>en können wir nun<br />

zwei genetische Belastungen unterscheiden,<br />

die wiederum in zwei Kategorien<br />

unterteilt werden können.<br />

Mutationen in einem hochpenetranten<br />

Gen (monogener<br />

Erbgang)<br />

Mutationen in einem hochpenetranten<br />

Gen sind in der Regel<br />

heterozygot <strong>aus</strong>geprägt, das heißt<br />

sie befinden s<strong>ich</strong> nur auf <strong>einer</strong> von<br />

zwei Genkopien. Hochpenetrant<br />

geht einher mit <strong>einer</strong> deutl<strong>ich</strong>en<br />

Risikoerhöhung für Brust- oder Eierstockkrebs<br />

(siehe Abbildung 1).<br />

Kategorie I: Die beiden Hauptvertreter<br />

dafür sind die Gene BRCA1<br />

und BRCA2. Sie kodieren für Prote-<br />

| Welche Arten <strong>einer</strong> familiären Belastung gibt es?<br />

Mutationen, Erbgänge<br />

und Erkrankungsrisiken<br />

ine mit 1863 (BRCA1) beziehungsweise<br />

3416 Aminosäuren (BRCA2).<br />

Die Aufgabe dieser beiden BRCA-<br />

Proteine ist die DNA-Reparatur in<br />

der Zelle. In einem erbl<strong>ich</strong>en Tumor<br />

der Brust oder des Eierstocks ist eine<br />

DNA-Kopie von Geburt an defekt,<br />

wurde also verändert vererbt. Die<br />

zweite Kopie, die n<strong>ich</strong>t verändert<br />

ist, geht erst später, im Erwachsenenalter,<br />

verloren. Damit kann eine<br />

solche Zelle die DNA-Schäden n<strong>ich</strong>t<br />

mehr reparieren, was die entscheidende<br />

Ursache für die Tumorentstehung<br />

ist.<br />

Eines dieser beiden Gene zeigt bei<br />

circa 30 Prozent der untersuchten familiären<br />

Fälle eine eindeutige oder<br />

sehr wahrscheinl<strong>ich</strong>e pathogene<br />

Mutation. Als sehr wahrscheinl<strong>ich</strong><br />

pathogen gelten Veränderungen,<br />

bei denen nur eine Aminosäure <strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht<br />

wird, die aber die Funktion<br />

des Proteins stark beeinflusst und<br />

die innerhalb dieser Familien zu<br />

mehr als 70 Prozent bei erkrankten<br />

Frauen gefunden wurde. Es ist n<strong>ich</strong>t<br />

überraschend, dass die Häufigkeit<br />

an Mutationen in diesen beiden<br />

Genen mit der Anzahl der vor<br />

dem 50. Lebensjahr an Brustkrebs<br />

erkrankten Frauen und der Anzahl<br />

an Eierstockkrebs erkrankten Frauen<br />

innerhalb <strong>einer</strong> Familie zunimmt<br />

(Variation von circa zehn bis 70<br />

Prozent). Frauen mit <strong>einer</strong> Mutation<br />

im BRCA1-Gen haben eine lebenslange<br />

Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit von bis<br />

zu 80 Prozent, an Brustkrebs und<br />

bis zu 45 Prozent an Eierstockkrebs<br />

zu erkranken. Frauen mit <strong>einer</strong> Mutation<br />

im BRCA2-Gen haben eine<br />

lebenslange Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit von<br />

ebenfalls 80 Prozent, an Brustkrebs<br />

und circa 27 Prozent an Eierstockkrebs<br />

zu erkranken. Streng genommen<br />

gilt dies aber nur für Frauen<br />

<strong>aus</strong> Hochrisiko-Familien. Bei Frauen<br />

ohne stark <strong>aus</strong>geprägten familiären<br />

Hintergrund liegen die jeweiligen Risiken<br />

niedriger. Die Risiken für eine<br />

n<strong>ich</strong>t familiär belastete Frau, also<br />

auch N<strong>ich</strong>t-Mutationsträgerinnen,<br />

betragen dagegen zehn Prozent<br />

für Brustkrebs und weniger als ein<br />

Prozent für Eierstockkrebs.<br />

W<strong>ich</strong>tig zu wissen ist aber, dass die<br />

Risiken erst im Laufe des Lebens stark<br />

ansteigen und für jede Dekade unterschiedl<strong>ich</strong>e<br />

Wahrscheinl<strong>ich</strong>keiten<br />

existieren (Abb. 1). So beträgt zum<br />

Beispiel das Risiko, an Brustkrebs zu<br />

erkranken, für eine BRCA1-Mutationsträgerin<br />

bis zum 30. Lebensjahr<br />

circa drei Prozent und bis zum 50.<br />

Lebensjahr circa 40 Prozent. Hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong><br />

des Risikos, an Eierstockkrebs<br />

zu erkranken, sind es null<br />

beziehungsweise etwa 20 Prozent.<br />

Für eine BRCA2-Mutationsträgerin<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 1


1<br />

„Mit Hilfe neuer molekulargenetischer<br />

Methoden werden in den kommenden Jahren<br />

weitere solcher prädisponierender Gene oder<br />

Varianten für Brust- und Eierstockkrebs<br />

identifiziert werden können.“<br />

lauten die entsprechenden Zahlen<br />

null und 34 Prozent bezügl<strong>ich</strong> des<br />

Brustkrebsrisikos sowie bezogen auf<br />

das Eierstockkrebsrisiko bis zum 30.<br />

Lebensjahr null und bis zum 50.<br />

Lebensjahr etwa fünf Prozent. Das<br />

bedeutet, dass BRCA1-Mutationsträgerinnen<br />

in der Regel früher an<br />

Brust- und Eierstockkrebs erkranken<br />

als BRCA2-Mutationsträgerinnen<br />

(Abb. 1).<br />

Kategorie II: Es gibt noch weitere<br />

hochpenetrante Gene, die allerdings<br />

sehr selten in den familiären Fällen<br />

verändert sind. Oft sind diese Gene<br />

auch mit bestimmten, selten vorkommenden<br />

Syndromen assoziiert, die<br />

deswegen ebenfalls in der Routinediagnostik<br />

gegenwärtig keine Rolle<br />

spielen, wenn n<strong>ich</strong>t eine bestimmte<br />

Symptomatik klar auf eines der genannten<br />

Syndrome hinweist. Damit ist<br />

klar, dass s<strong>ich</strong> die Hoffnung auf ein<br />

weiteres, häufiger verändertes Gen<br />

bei erbl<strong>ich</strong>em Brustkrebs („BRCA3“)<br />

bis jetzt n<strong>ich</strong>t erfüllt hat. Aufgrund<br />

der jeweils niedrigen Zahlen ist es<br />

hier noch n<strong>ich</strong>t mögl<strong>ich</strong>, präzise<br />

Erkrankungswahrscheinl<strong>ich</strong>keiten<br />

für die einzelnen Lebensdekaden<br />

anzugeben, die Lebenszeitrisiken<br />

für Brustkrebs sind aber durch<strong>aus</strong> mit<br />

denen von BRCA1/2 zu vergle<strong>ich</strong>en.<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Insgesamt sind circa fünf Prozent der<br />

familiären Fälle auf solche syndromassoziierten<br />

Gene zurückzuführen.<br />

Aufgrund aktueller Forschungsergebnisse<br />

des Konsortiums kann aber<br />

davon <strong>aus</strong>gegangen werden, dass<br />

mindestens weitere 15 Prozent der<br />

familiären Fälle durch zusätzl<strong>ich</strong>e<br />

hochpenetrante, aber noch unbekannte<br />

Gene, verursacht werden.<br />

Wie sind nun aber die restl<strong>ich</strong>en<br />

(etwa 50 Prozent) auftretenden familiären<br />

Fälle zu erklären? Das führt<br />

uns zu <strong>einer</strong> zweiten genetischen<br />

Belastung:<br />

Kombinierte Mutationen oder<br />

Varianten in Genen mit mode-<br />

rater oder niedriger Penetranz<br />

(polygener Erbgang)<br />

Mutationen in moderat penetranten<br />

Genen treten in der Regel, wie bei<br />

BRCA1/2, heterozygot auf, Veränderungen<br />

in den niedrig penetranten<br />

Genen können auch homozygot<br />

auftreten, das heißt, sie befinden<br />

s<strong>ich</strong> auf beiden Genkopien. Die<br />

Erkrankungswahrscheinl<strong>ich</strong>keiten<br />

für Frauen mit diesem komplexeren<br />

Erbgang sind noch n<strong>ich</strong>t eindeutig<br />

belegt, betragen aber sehr wahrscheinl<strong>ich</strong><br />

die Hälfte der BRCA1/2-<br />

Mutationsträgerinnen.<br />

Kategorie I: Die moderat penetranten<br />

Gene, wie zum Beispiel<br />

CHEK2, ATM, BRIP1 und PALB2,<br />

spielen wie BRCA1/2 eine Rolle<br />

in der DNA-Reparatur, aber die<br />

Auswirkung der gefundenen klassischen<br />

heterozygoten Mutation<br />

ist geringer (Risikoerhöhung für<br />

weibl<strong>ich</strong>en Brustkrebs um zehn<br />

bis 20 Prozent). Außerdem sind<br />

diese Gene ebenfalls nur selten in<br />

den familiären Fällen verändert.<br />

Mutationen in einem dieser Gene<br />

müssen s<strong>ich</strong> deshalb (ob additiv<br />

oder multiplikativ ist noch unklar)<br />

mit mehreren Niedrigrisikovarianten<br />

(Risikoerhöhung für eine Frau von<br />

zwei bis zehn Prozent) kombinieren.<br />

Die w<strong>ich</strong>tigsten Vertreter dafür sind<br />

Varianten im FGFR2- und im TOX3-<br />

Gen. Es gibt zwar noch mindestens<br />

fünf weitere solcher Niedrigrisikovarianten<br />

(siehe Tabelle 1), aber diese<br />

sind noch n<strong>ich</strong>t so eindeutig validiert<br />

wie diese beiden. W<strong>ich</strong>tig zu<br />

verstehen ist dabei, dass es s<strong>ich</strong> bei<br />

den Niedrigrisikovarianten um so<br />

genannte Normvarianten handelt,<br />

die n<strong>ich</strong>t nur bei erkrankten, sondern<br />

auch gesunden Frauen gefunden<br />

werden. Allerdings kommt die<br />

Niedrigrisikovariante bei erkrankten<br />

Frauen häufiger vor als bei N<strong>ich</strong>terkrankten.<br />

Interessant ist auch, dass


diese Niedrigrisikovarianten n<strong>ich</strong>t<br />

das jeweilige Protein verändern<br />

(wie die klassische genetische Mutation),<br />

sondern nur die Menge des<br />

Proteins. So führt das Vorhandensein<br />

<strong>einer</strong> Niedrigrisikovariante im<br />

Intron 2 des FGFR2-Gens, das einen<br />

„fibroblast growth factor receptor“<br />

(Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor)<br />

kodiert, dazu, dass weniger<br />

davon in der Zelle zur Verfügung<br />

steht. Weitere Niedrigrisikovarianten,<br />

die nach dem gle<strong>ich</strong>en Prinzip<br />

funktionieren, wurden inzwischen<br />

auch für andere Tumorerkrankungen<br />

(wie zum Beispiel Prostatakrebs)<br />

oder andere häufige Erkrankungen,<br />

wie zum Beispiel Fettleibigkeit („Adipositas“),<br />

gezeigt.<br />

Kategorie II: Für diese Kategorie<br />

müssen noch weitere moderat penetrante<br />

Gene gefunden werden.<br />

Vermutl<strong>ich</strong> kodieren diese Proteine<br />

auf anderen Stoffwechselwegen,<br />

die mit der Entstehung von Tumoren<br />

in Verbindung stehen, wie zum<br />

Beispiel Apoptose (Zelltod) oder Angiogenese<br />

(Versorgung des Tumors<br />

mit Sauerstoff). Außerdem müssen<br />

noch weitere Niedrigrisikovarianten<br />

gefunden werden. Dazu werden<br />

gegenwärtig genomweite Assoziationsstudien<br />

in mehreren t<strong>aus</strong>end<br />

erbl<strong>ich</strong>en Fällen, die keine Mutation<br />

in den BRCA-Genen zeigten, durchgeführt.<br />

So lange aber für diese<br />

Kategorie die verursachenden Gene<br />

beziehungsweise Varianten n<strong>ich</strong>t<br />

gefunden sind, ist für die genetische<br />

und klinische Risikoeinschätzung<br />

ein errechneter Wert (siehe Seiten<br />

9 und 32) maßgebend.<br />

Abbildung 1: Erkrankungsrisiko für Brust- beziehungsweise Eierstockkrebs<br />

bei Trägerinnen von Mutationen im BRCA1- oder BRCA2-Gen.<br />

%<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

%<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

| Welche Arten <strong>einer</strong> familiären Belastung gibt es?<br />

3%<br />

0%<br />

MaCa<br />

(


1<br />

KLINISCHE KONSEQUENZEN<br />

FüR MÄNNER<br />

Mutationen oder Varianten in den<br />

beschriebenen oder erwähnten<br />

Genen betreffen, wie oben dargestellt,<br />

hauptsächl<strong>ich</strong> Frauen.<br />

Männl<strong>ich</strong>e Mutationsträger haben<br />

nach den bis jetzt vorliegenden<br />

Daten nur bei <strong>einer</strong> vorliegenden<br />

BRCA2-Mutation deutl<strong>ich</strong> oder<br />

le<strong>ich</strong>t erhöhte Risiken für bestimmte<br />

Tumorerkrankungen. Männer mit<br />

<strong>einer</strong> BRCA2-Mutation haben zum<br />

Beispiel ein etwa zehnprozentiges<br />

lebenslanges Risiko an Brustkrebs<br />

zu erkranken, das erst nach dem<br />

50. Lebensjahr deutl<strong>ich</strong> ansteigt.<br />

Das Risiko für Männer ohne Mutation<br />

ist kl<strong>einer</strong> als ein Promille! Außerdem<br />

zeigen Männer mit <strong>einer</strong><br />

BRCA2-Mutation statistisch signifikante,<br />

aber trotzdem nur ein le<strong>ich</strong>t<br />

erhöhtes Risiko, für die Entstehung<br />

von Prostatakrebs, Dickdarm- und<br />

Bauchspe<strong>ich</strong>eldrüsenkrebs (letz-<br />

terer ist allerdings sehr selten).<br />

Deshalb sollten Männer mit <strong>einer</strong><br />

BRCA2-Mutation neben der Untersuchung<br />

der Brust durch Tasten und<br />

Ultraschall ab dem 50. Lebensjahr<br />

auch die gesetzl<strong>ich</strong>en Vorsorgeuntersuchungen<br />

für Prostata und<br />

Dickdarmkrebs wahrnehmen.<br />

Welches Erkrankungsrisiko Söhne<br />

von Männern haben, die aufgrund<br />

polygener Varianten erkrankt sind,<br />

ist noch n<strong>ich</strong>t klar. Es liegt aber sehr<br />

wahrscheinl<strong>ich</strong> unter fünf Prozent.<br />

Tabelle 1: Risikoerhöhungen bei Mutationen oder Varianten mit moderater oder niedriger Penetranz für<br />

weibl<strong>ich</strong>en Brustkrebs.<br />

A Selten mutierte Gene mit moderater Risikoerhöhung<br />

Gen Funktion Risikoerhöhung (heterozygot)<br />

ATM DNS-Reparatur (ca. 14% bei het. Mutation)<br />

BRIP1 DNA-Reparatur (ca. 10% bei het. Mutation)<br />

CHEK2 DNA-Reparatur (ca. 10% bei het. Mutation)<br />

PALB2 DNA-Reparatur (ca. 13% bei het. Mutation)<br />

B Häufig veränderte Varianten mit niedriger Risikoerhöhung<br />

Gen Funktion Risikoerhöhung (hetero-/homozygot)<br />

FGFR2 östrogenstoffwechsel (ca. 2% het.; ca. 6% hom.)<br />

TNRC9 Regulierung Zelltod (ca. 3% het.; ca. 6% hom.)<br />

LSP1* Immunregulation (ca. 1% het.; ca. 2% hom.)<br />

MAP3K1 unbekannt (ca. 1% het.; ca. 3% hom.)<br />

2q35 unbekannt (ca. 1% het.; ca. 4% hom.)<br />

6q22.33 unbekannt (ca. 2% het.; ca. 5% hom.)<br />

CASP8 unbekannt (ca. 1% het.; ca. 2% hom.)<br />

Legende: Homozygote Veränderungen in den Genen unter A führen zu schweren Erkrankungen im<br />

Kindheitsalter; die Häufigkeit der Varianten in den Genen unter B liegt zwischen zehn und 50 Prozent!<br />

Als lebenslanges Basisrisiko für jede Frau wurde ein Wert von zehn Prozent angenommen.<br />

*In diesem Gen gibt es vermutl<strong>ich</strong> noch stärkere Varianten.<br />

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BEDEUTUNG FüR KINDER<br />

Was bedeuten Veränderungen in<br />

diesen Genen oder Varianten für<br />

die Nachkommen, das heißt für die<br />

Kinder? BRCA1- und BRCA2-Mutationen<br />

werden mit <strong>einer</strong> Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit<br />

von 50 Prozent vererbt. Falls<br />

Töchter oder Söhne die Mutation<br />

n<strong>ich</strong>t vererbt bekommen, sind die<br />

Töchter von den hohen Erkrankungsrisiken<br />

für Brust- oder Eierstockkrebs<br />

entlastet und die Söhne können sie<br />

n<strong>ich</strong>t mehr an ihre eigenen Töchter<br />

weitervererben. Falls eine Tochter<br />

die Mutation vererbt bekommen<br />

hat, ist mit ihr aufgrund der hoch<br />

assoziierten Erkrankungsrisiken für<br />

Brust- und/oder Eierstockkrebs über<br />

prophylaktische Operationen und/<br />

oder alternativ über intensivierte<br />

Früherkennungsmaßnahmen zu<br />

sprechen (siehe Beitrag von Frau<br />

Prof. Rita Schmutzler Seite 73). Da<br />

vor dem 18. Lebensjahr Brustkrebs<br />

praktisch gar n<strong>ich</strong>t und vor dem 25.<br />

Lebensjahr nur sehr selten auftritt,<br />

findet eine genetische Untersuchung<br />

n<strong>ich</strong>t vor dem 18. Lebensjahr und<br />

eine klinische Betreuung in der Regel<br />

n<strong>ich</strong>t vor dem 25. Lebensjahr<br />

statt.<br />

Söhne, die eine BRCA1-Mutation<br />

vererbt bekommen haben, zeigen<br />

nach den gegenwärtigen Erkenntnissen<br />

auch keine le<strong>ich</strong>t erhöhten Risiken<br />

für Prostata-, Dickdarm-, Brust-<br />

oder Bauchspe<strong>ich</strong>eldrüsenkrebs.<br />

Dies kann s<strong>ich</strong> aber vor allem für<br />

die beiden ersten Tumorarten noch<br />

(le<strong>ich</strong>t) ändern. Sie können aber die<br />

BRCA1-Mutation an eine Tochter<br />

vererben, die dann wiederum hohe<br />

Erkrankungsrisiken für Brust- und<br />

Eierstockkrebs hätte.<br />

Was die Vererbung der polygenen<br />

Varianten betrifft, ist das Risiko für<br />

die Nachkommen noch n<strong>ich</strong>t zufriedenstellend<br />

geklärt. So wird zwar<br />

die einzelne moderat wirkende<br />

Mutation mit <strong>einer</strong> Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit<br />

von 50 Prozent und die<br />

Niedrigrisikovariante manchmal<br />

sogar mit <strong>einer</strong> Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit<br />

von 100 Prozent vererbt (wenn sie<br />

zum Beispiel bei der erkrankten<br />

Mutter homozygot vorliegt), aber<br />

mit welcher Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit ein<br />

„polygenes Set“ von hinre<strong>ich</strong>enden<br />

Mutationen und/oder Varianten<br />

bei den Nachkommen „ankommt“,<br />

ist noch unklar. Allerdings ist sehr<br />

wahrscheinl<strong>ich</strong>, dass weibl<strong>ich</strong>e<br />

Nachkommen ein circa 40-prozentiges<br />

Risiko haben, an Brustkrebs<br />

zu erkranken. Das gilt allerdings<br />

streng genommen nur für weibl<strong>ich</strong>e<br />

Nachkommen <strong>aus</strong> Familien mit drei<br />

oder mehr Fällen von Brustkrebs,<br />

die keine Mutation im BRCA1/2-<br />

Gen zeigen. Solchen Frauen steht<br />

ebenfalls unter Umständen ein<br />

intensiviertes Früherkennungsprogramm<br />

zu.<br />

AUSBLICK<br />

| Welche Arten <strong>einer</strong> familiären Belastung gibt es?<br />

Mit Hilfe neuer molekulargenetischer<br />

Methoden (Chiptechnologie, noch<br />

schnelleres und billigeres Entschlüsseln<br />

einzelner Genome) werden in<br />

den kommenden Jahren weitere solcher<br />

prädisponierender Gene oder<br />

Varianten für Brust- und Eierstock-<br />

krebs identifiziert werden können,<br />

was die Risikoeinschätzung von Rat<br />

Suchenden <strong>aus</strong> Familien, die keine<br />

Mutationen in den bekannten hochpenetranten<br />

Genen zeigen, weiter<br />

verbessern wird.<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr. rer. nat. Alfons<br />

Meindl<br />

Sprecher der Molekulargenetiker<br />

des Deutschen Konsortiums für<br />

„Familiären Brust- und<br />

Eierstockkrebs“,Leiter der Abteilung<br />

für gynäkologische Tumorgenetik<br />

Frauenklinik und Poliklinik der<br />

Technischen Universität München<br />

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3 Sind familiäre Tumore Tumoren etwas<br />

Besonderes?<br />

0 Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Pathologische Besonderheiten<br />

des erbl<strong>ich</strong>en Brustkrebses<br />

MIKROSKOPISCHE DIAGNOSTIK VON BRCA-TUMOREN<br />

Ein w<strong>ich</strong>tiges Ziel der pathologischanatomischen<br />

Forschung auf dem<br />

Gebiet des erbl<strong>ich</strong>en Brustkrebses<br />

(<strong>Mamma</strong>karzinoms) stellt die Erkennung<br />

von Gewebemerkmalen dar,<br />

welche eine klare diagnostische<br />

Abgrenzbarkeit gegenüber sporadischen,<br />

also vereinzelt auftretenden<br />

Geschwülsten (Karzinomen) ermögl<strong>ich</strong>en.<br />

Bislang sind ledigl<strong>ich</strong> für die<br />

mit <strong>einer</strong> BRCA1-Mutation einhergehenden<br />

<strong>Mamma</strong>karzinome charakteristische<br />

histologische 1 und immunhistochemische<br />

2 Merkmale bekannt,<br />

n<strong>ich</strong>t jedoch für BRCA2 Tumoren.<br />

BRUSTTUMOREN, DIE AUF<br />

EINE BRCA1-MUTATION<br />

ZURüCKZUFüHREN SIND,<br />

BESITZEN CHARAKTERIS-<br />

TISCHE FEINGEWEBLICHE<br />

MERKMALE<br />

Diese Merkmale sind per se kein<br />

Beweis für BRCA1-Tumoren, da<br />

sie auch in sporadischen <strong>Mamma</strong>karzinomen<br />

auftreten können.<br />

Dennoch sind sie in der Gruppe<br />

der BRCA1-Karzinome signifikant<br />

häufiger zu beobachten und geben<br />

| Sind familiäre Tumoren etwas Besonderes?<br />

insbesondere in Kombination mit<br />

den entsprechenden klinischen Befunden,<br />

wie beispielsweise einem<br />

frühen Erkrankungsalter vor dem<br />

40. Lebensjahr, w<strong>ich</strong>tige Hinweise<br />

auf eine erbl<strong>ich</strong>e Entstehung. Makroskopisch,<br />

also mit bloßem Auge,<br />

unterscheiden s<strong>ich</strong> weder BRCA1<br />

noch BRCA2 assoziierte <strong>Mamma</strong>karzinome<br />

pathologisch-anatomisch<br />

von sporadisch aufgetretenen.<br />

BRUSTTUMOREN, DIE AUF<br />

EINE BRCA1-MUTATION<br />

ZURüCKZUFüHREN SIND,<br />

SIND SCHLECHT DIFFEREN-<br />

ZIERTE TUMOREN VOM<br />

DUKTALEN TyP<br />

Der histologische Differenzierungsgrad<br />

beze<strong>ich</strong>net die Ähnl<strong>ich</strong>keit<br />

eines Tumors mit seinem<br />

Ursprungsgewebe und gibt Hinweise<br />

auf sein Wachstumsverhalten.<br />

Man unterscheidet nach der Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO gut<br />

differenzierte Tumoren (G1) von<br />

mäßig (G2) und gering (G3) differenzierten.<br />

Letztere ze<strong>ich</strong>nen s<strong>ich</strong><br />

durch den Verlust typischer Archi-<br />

tekturmuster des Ursprungsgewebes<br />

(zum Beispiel Drüsenbildung), Vielgestaltigkeit<br />

(Pleomorphie) der Zellen<br />

mit deutl<strong>ich</strong>er Größendifferenz<br />

der Zellkerne sowie eine gesteigerte<br />

Zellteilungsrate (Proliferation) <strong>aus</strong>.<br />

BRCA1-Karzinome sind in der Regel<br />

gering differenziert (G3) und vom<br />

so genannten duktalen Typ, welcher<br />

in den Milchgängen entsteht.<br />

Gering differenziertes <strong>Mamma</strong>karzinom<br />

bei BRCA1-Mutation.<br />

Normales Drüsenläppchen mit regelrechter<br />

Architektur.<br />

1 Histologie beze<strong>ich</strong>net den feingewebl<strong>ich</strong>en, nur mikroskopisch s<strong>ich</strong>tbaren Aufbau eines Gewebes.<br />

2 Immunhistochemie beze<strong>ich</strong>net das S<strong>ich</strong>tbarmachen von gewebstypischen Strukturen (Antigene) durch einen farbmarkierten,<br />

bindungsspezifischen Antikörper unter dem Mikroskop.<br />

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BRUSTTUMOREN, DIE AUF<br />

EINE BRCA1-MUTATION<br />

ZURüCKZUFüHREN SIND,<br />

SIND „TRIPLE NEGATIVE“<br />

TUMOREN UND BILDEN<br />

SO GENANNTE „BASALE“<br />

MARKER<br />

Eine w<strong>ich</strong>tige Rolle im Rahmen der<br />

pathologisch-anatomischen Diagnostik<br />

von <strong>Mamma</strong>karzinomen<br />

spielt die immunhistochemische<br />

Untersuchung der Hormonrezeptoren<br />

sowie des Her2-neu Status<br />

im Hinblick auf mögl<strong>ich</strong>e Therapieoptionen.<br />

Hierbei wird an die Zielstruktur,<br />

beispielsweise den östrogenrezeptor,<br />

mittels histotechnischer<br />

Methoden ein Antikörper gebunden,<br />

welcher wiederum durch einen farbmarkierten<br />

Antikörper erkannt wird.<br />

Unter dem Mikroskop erscheint die<br />

interessierende Zielstruktur farbl<strong>ich</strong><br />

hervorgehoben und lässt s<strong>ich</strong> qualitativ<br />

und semiquantitativ bestimmen.<br />

BRCA1-Karzinome ze<strong>ich</strong>nen s<strong>ich</strong><br />

sehr häufig (über 80 Prozent) durch<br />

einen vollständigen Verlust des östrogen-<br />

und Progesteronrezeptors<br />

sowie des Her2-neu Rezeptors <strong>aus</strong>,<br />

sind also immunhistochemisch dreifach<br />

negativ (triple negativ).<br />

a) östrogenrezeptor.<br />

Des Weiteren bilden die Tumorzellen<br />

auf ihrer Oberfläche bestimmte<br />

Moleküle, so genannte Zytokeratine,<br />

<strong>aus</strong>. Diese finden s<strong>ich</strong> ebenfalls auf<br />

den Zellen des zugehörigen, n<strong>ich</strong>t<br />

erkrankten Gewebes und zeigen somit<br />

die Verwandtschaft des Tumors<br />

mit seinem Ursprungsgewebe an.<br />

Die Zellen der BRCA1 assoziierten<br />

<strong>Mamma</strong>karzinome bilden überproportional<br />

häufig jene Zytokeratine<br />

<strong>aus</strong>, welche s<strong>ich</strong> auf der Oberfläche<br />

der gesunden Basalzellen und Myoepithelzellen<br />

des Brustdrüsengewebes<br />

finden. Diese beiden Zelltypen<br />

liegen in der zweiten Reihe unter<br />

den eigentl<strong>ich</strong>en Drüsenzellen, welche<br />

das Sekret bilden und in die<br />

Drüsengänge abgeben. Die Myoepithelzellen<br />

besitzen hierbei die<br />

Eigenschaft von Muskelzellen, s<strong>ich</strong><br />

zusammen zu ziehen, und unterstützen<br />

somit die Sekretion.<br />

FAZIT<br />

Die Erstellung eines BRCA1/2 spezifischen<br />

Tumorprofils durch die<br />

Identifizierung weiterer histomorphologischer<br />

und immunhistochemischer<br />

Marker bleibt zukünftig ein wesentl<strong>ich</strong>er<br />

Bestandteil der pathologisch-<br />

anatomischen Erforschung des Brustkrebses<br />

mit dem Ziel <strong>einer</strong> einfachen<br />

und präzisen mikroskopischen Diagnostik<br />

dieser Tumoren.<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr. med. H.-H. Kreipe<br />

Referenzpathologe des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären Brust-<br />

und Eierstockkrebs“, Direktor des<br />

Instituts für Pathologie Medizinische<br />

Hochschule Hannover<br />

Philipp Ahrens<br />

Arzt, Institut für Pathologie<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Immunhistochemie eines triple negativen <strong>Mamma</strong>karzinoms bei BRCA1-Mutation<br />

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b) Progesteronrezeptor. c) Her2/neu, jeweils mit Positivkontrolle (Inlet).


Etwa 9.000 Frauen erkranken in<br />

Deutschland jährl<strong>ich</strong> an bösartigen<br />

Tumoren der Eierstöcke (Ovarien).<br />

Eine familiäre Häufung ist in fünf bis<br />

zehn Prozent aller Fälle zu beobachten.<br />

Hinweise auf einen erbl<strong>ich</strong>en<br />

Aspekt finden s<strong>ich</strong> meist in der<br />

eigenen Krankengesch<strong>ich</strong>te oder<br />

der familiären Vorgesch<strong>ich</strong>te. Sind<br />

beispielsweise beide Eierstöcke betroffen,<br />

liegt das Erkrankungsalter<br />

vor dem 40. Lebensjahr oder sind<br />

bereits mehrere Familienmitglieder<br />

erkrankt, kann dies für eine Erbl<strong>ich</strong>keit<br />

der Krebserkrankung sprechen.<br />

90 Prozent aller erbl<strong>ich</strong>en Ovarialtumoren<br />

gehen mit <strong>einer</strong> Veränderung<br />

der Gene BRCA1 oder BRCA2<br />

einher.<br />

PATHOLOGISCHE<br />

KRITERIEN ZUR BEUR-<br />

TEILUNG BöSARTIGER<br />

OVARIALTUMOREN<br />

Bei der Beurteilung des Krankheits<strong>aus</strong>maßes,<br />

der Einschätzung des<br />

weiteren Krankheitsverlaufes und<br />

der Festlegung <strong>einer</strong> optimalen Behandlung<br />

nimmt die pathologische<br />

Untersuchung von Tumorgewebe<br />

eine zentrale Stellung ein. Im Vor-<br />

dergrund stehen bei der pathologischen<br />

Begutachtung bösartiger<br />

Ovarialtumore der histologische<br />

Tumortyp, die Ausdehnung des<br />

Tumors, das Wachstumsmuster der<br />

entarteten Zellen sowie der Grad<br />

ihrer Entartung, die so genannte<br />

Differenzierung.<br />

TUMORTyP<br />

| Sind familiäre Tumoren etwas Besonderes?<br />

Pathologische Besonderheiten<br />

des erbl<strong>ich</strong>en Eierstockkrebses<br />

VERERBUNGSMODUS NICHT ALLEIN DURCH MIKROSKOPISCHE<br />

UNTERSUCHUNG ERKENNBAR<br />

Krebserkrankungen sind das Ergebnis<br />

unkontrollierten Wachstums<br />

körpereigener Zellen. Je nachdem,<br />

von welchen Zellen der Tumor seinen<br />

Ausgang genommen hat, lassen<br />

s<strong>ich</strong> verschiedene Tumortypen<br />

unterscheiden:<br />

Vollständiges Ovar mit großem<br />

Tumor. In der linken Bildhälfte<br />

erkennt man ein seröses Ovarialkarzinom<br />

(gestr<strong>ich</strong>elte Umrandung),<br />

welches über das Ovar<br />

hin<strong>aus</strong>zuwachsen droht. Der<br />

übrige Eierstock mit typischer<br />

Unterteilung in einen der Oberfläche<br />

zugewandten Anteil (Rinde)<br />

und einen innen gelegenen<br />

Anteil (Mark). Innerhalb der<br />

Markregion sind ältere, narbig<br />

umgewandelte Gelbkörperreste<br />

zu sehen (Sterne).<br />

1.) Tumoren, die s<strong>ich</strong> von den Oberflächenzellen<br />

des Eierstocks herleiten<br />

(Karzinome)<br />

2.) Tumoren, die <strong>aus</strong> dem stützenden<br />

Bindegewebe des Eierstocks entstehen<br />

(Stromatumoren)<br />

3.) Tumoren, die in den Eizellen<br />

ihren Ursprung nehmen (Keimzelltumoren)<br />

Weiterhin ist es insbesondere in Anbetracht<br />

prophylaktischer Maßnahmen<br />

von Bedeutung, dass bösartige<br />

Veränderungen auch von Deckzellen<br />

der Eileiter <strong>aus</strong>gehen können.<br />

Im Vergle<strong>ich</strong> zu Ovarialkarzinomen<br />

werden diese Tumoren häufiger in<br />

frühen Stadien entdeckt.<br />

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Unauffällige Ovaroberfläche. Man erkennt<br />

kleine, regelmäßig geformte Oberflächenzellen<br />

(Pfeil), die in <strong>einer</strong> Reihe dem<br />

faserigen Bindegewebe der Ovarrinde<br />

aufsitzen.<br />

WACHSTUMSMUSTER UND<br />

DIFFERENZIERUNG<br />

Entartete Zellen können unterschiedl<strong>ich</strong>e<br />

Eigenschaften aufweisen. Im<br />

Falle des Ovarialkarzinoms werden<br />

folgende Varianten unterschieden:<br />

Flüssigkeitabsondernde (seröse),<br />

verschleimende (muzinöse), endometrioide(Gebärmuttergewebeähnl<strong>ich</strong>e),<br />

klarzellige und undifferenzierte<br />

Formen. Je nach Grad der<br />

Entartung verlieren Tumorzellen die<br />

Eigenschaften der Ursprungszelle.<br />

Unterschieden werden können gut<br />

differenzierte (G1), der Ausgangszelle<br />

noch relativ ähnl<strong>ich</strong>e Tumoren,<br />

von mäßig (G2) und schlecht (G3)<br />

differenziertem Krebsgewebe. Eine<br />

schlechte Differenzierung wird mit<br />

<strong>einer</strong> schlechteren Prognose in Verbindung<br />

gebracht.<br />

TUMORAUSDEHNUNG<br />

Die Tumor<strong>aus</strong>dehnung zum Zeitpunkt<br />

der Erstdiagnose stellt im Hinblick<br />

auf den weiteren Krankheitsverlauf<br />

das w<strong>ich</strong>tigste Kriterium dar.<br />

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Seröses Ovarialkarzinom. Die Oberflächenzellen<br />

wirken unregelmäßig (Pfeil),<br />

wachsen übereinander und in mehreren<br />

Sch<strong>ich</strong>ten, das Bindegewebe ist fingerförmig<br />

<strong>aus</strong>gezogen.<br />

Hat s<strong>ich</strong> der Tumor bereits über den<br />

Eierstock hinweg <strong>aus</strong>gebreitet, kann<br />

er das Bauchfell befallen (Peritonealkarzinose)<br />

oder Streuherde (Metastasen)<br />

in anderen Organen bilden.<br />

Je weiter s<strong>ich</strong> ein Tumor im Körper<br />

<strong>aus</strong>gedehnt hat, desto schwerer ist<br />

er zu behandeln.<br />

FAZIT<br />

Bei erbl<strong>ich</strong>em Eierstockkrebs handelt<br />

es s<strong>ich</strong> in den meisten Fällen<br />

um mäßig bis schlecht differenzierte<br />

seröse, seltener auch muzinöse oder<br />

endometrioide Ovarialkarzinome.<br />

Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung<br />

findet s<strong>ich</strong> zudem häufig ein bereits<br />

fortgeschrittenes Tumorstadium; n<strong>ich</strong>t<br />

zuletzt da keine charakteristischen<br />

Frühsymptome auftreten und das Alter<br />

der betroffenen Frauen wesentl<strong>ich</strong><br />

unter dem typischen Erkrankungsalter<br />

liegen kann. Da all diese Merkmale<br />

allerdings ebenso auf n<strong>ich</strong>t-erbl<strong>ich</strong>e<br />

Ovarialtumoren zutreffen können,<br />

lässt s<strong>ich</strong> ein Vererbungsmodus n<strong>ich</strong>t<br />

allein mittels <strong>einer</strong> pathologischen<br />

Untersuchung identifizieren. Die<br />

Muzinöses Ovarialkarzinom. Hier erscheinen<br />

die Oberflächenzellen verlängert und<br />

aufgrund der Schleimproduktion sehr hell<br />

(Pfeil). Ab und zu lassen s<strong>ich</strong> Schleimtropfen<br />

erkennen (Pfeilspitzen).<br />

Diagnose eines erbl<strong>ich</strong>en Eierstockkrebses<br />

kann nur zusammen mit klinischen<br />

Kriterien und eventuell <strong>einer</strong><br />

genetischen Analyse erfolgen.<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr. med.<br />

Reinhard Büttner<br />

Referenzpathologe des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären Brust-<br />

und Eierstockkrebs“;<br />

Leiter des Instituts für Pathologie,<br />

Universitätsklinikum Bonn<br />

Heidrun Gevensleben<br />

Ärztin, Institut für Pathologie<br />

Universitätsklinikum Bonn


Im Unterschied zu den spontanen<br />

Formen des Brustkrebses erkranken<br />

Frauen mit <strong>einer</strong> erbl<strong>ich</strong>en Belastung<br />

für ein <strong>Mamma</strong>karzinom häufig<br />

deutl<strong>ich</strong> früher, die Trägerinnen <strong>einer</strong><br />

BRCA-Mutation oft bereits vor<br />

dem 40. Lebensjahr. Die Tumoren<br />

besitzen vielfach ungünstigere und<br />

biologisch aggressivere, histopathologische<br />

Eigenschaften. Es handelt<br />

s<strong>ich</strong> überwiegend um undifferenzierte<br />

und multifokal (mit mehreren<br />

Herden) auftretende, schnell wachsende<br />

Karzinome.<br />

Bekannt ist, dass bei den mit <strong>einer</strong><br />

BRCA1-und BRCA2-Mutation einhergehenden<br />

Karzinomen das Risiko<br />

eines Zweitkarzinoms fünffach erhöht<br />

ist im Vergle<strong>ich</strong> zu den Patientinnen<br />

mit <strong>einer</strong> n<strong>ich</strong>t vererbten Form<br />

eines <strong>Mamma</strong>karzinoms. Durch<br />

eine prophylaktische Entfernung<br />

des Brustdrüsengewebes oder der<br />

Eierstöcke kann das Erkrankungsrisiko<br />

deutl<strong>ich</strong> gesenkt werden. Diese<br />

Maßnahmen sollten aber nur bei<br />

nachgewiesenen Mutationen und<br />

nach abgeschlossener Familienplanung<br />

in Betracht gezogen werden.<br />

So bleibt eine n<strong>ich</strong>t unerhebl<strong>ich</strong>e<br />

Anzahl an Frauen, die keine s<strong>ich</strong>ere<br />

Prophylaxe durchführen kann. Dem<br />

frühzeitigen Erkennen eines Mam-<br />

| Sind familiäre Tumoren etwas Besonderes?<br />

Radiologische Besonderheiten<br />

familiärer Tumoren<br />

DAS RADIOLOGISCHE FRüHERKENNUNGSKONZEPT<br />

makarzinoms mittels intensivierter<br />

Früherkennung kommt daher eine<br />

vorrangige Bedeutung zu.<br />

Leider ist die Aussagekraft der<br />

klinischen Untersuchung und<br />

bildgebenden Verfahren bei der<br />

Entdeckung des Eierstockkrebses<br />

deutl<strong>ich</strong> eingeschränkt. Man kann<br />

eigentl<strong>ich</strong> nur die Entfernung der<br />

Eierstöcke und Eileiter als einzige<br />

s<strong>ich</strong>ere sinnvolle Methode zur Verhinderung<br />

von Ovarialkarzinomen<br />

empfehlen. Den bildgebenden Verfahren<br />

entgehen regelmäßig auch<br />

fortgeschrittene Ovarialkarzinome.<br />

Die Aussagekraft der Untersuchung<br />

ist sehr abhängig von der Erfahrenheit<br />

des Untersuchers. Wenn<br />

man s<strong>ich</strong> dieser Einschränkungen<br />

bewusst ist, ist die Sonographie,<br />

also die Ultraschalluntersuchung der<br />

Eierstöcke, dennoch unter Umständen<br />

eine sinnvolle Ergänzung. Sie<br />

wird allerdings n<strong>ich</strong>t mehr generell<br />

empfohlen (siehe Seite 76).<br />

STRUKTURIERTES FRüHER-<br />

KENNUNGSPROGRAMM<br />

FüR RISIKOPATIENTEN<br />

Aufgrund des frühen Erkrankungsalters<br />

und dem in Studien belegten<br />

Nutzen <strong>einer</strong> intensiven Früherken-<br />

nung bereits vor dem 50. Lebensjahr<br />

wurde im Verbundprojekt mit<br />

Unterstützung durch die Deutsche<br />

Krebshilfe ein strukturiertes Früherkennungsprogramm<br />

einger<strong>ich</strong>tet<br />

und beurteilt. Die alleinige Mammographie<br />

ist teilweise unbefriedigend,<br />

da zum Beispiel eine niedrige<br />

Entdeckungsrate bei d<strong>ich</strong>tem<br />

Drüsengewebe besteht. Daher ist<br />

es notwendig, die Effektivität der<br />

Brustkrebsfrüherkennung in diesem<br />

Risikokollektiv durch den Einsatz von<br />

ergänzenden hochempfindl<strong>ich</strong>en<br />

Untersuchungsmethoden (Sonographie<br />

und Magnetresonanztomographie)<br />

zu erhöhen, um eine deutl<strong>ich</strong>e<br />

Vorverlegung der Brustkrebsdiagnose<br />

zu ermögl<strong>ich</strong>en. Das Konzept<br />

wird aktuell von zwölf auf familiären<br />

Brustkrebs spezialisierten Zentren in<br />

Berlin, Köln/Bonn, Dresden Düsseldorf,<br />

Hannover, Heidelberg, Kiel,<br />

Leipzig, München, Münster, Ulm<br />

und Würzburg angeboten.<br />

Die Empfehlungen zur Untersuchung<br />

von männl<strong>ich</strong>en Mutationsträgern<br />

sind n<strong>ich</strong>t ganz einheitl<strong>ich</strong>.<br />

Da ein <strong>Mamma</strong>karzinom beim<br />

Mann schon sehr gut in der klinischen<br />

Untersuchung entdeckt werden kann,<br />

sollte auf jeden Fall eine regelmäßige<br />

Selbstuntersuchung der Brust durch-<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


geführt werden. Zu dem Nutzen von<br />

apparativen Untersuchungen liegen<br />

allerdings keine wissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Ergebnisse vor. Bei klinischen Auffälligkeiten<br />

ist eine sonographische und<br />

gegebenenfalls mammographische<br />

Abklärung erforderl<strong>ich</strong>.<br />

Bei Frauen mit einem anhand des<br />

Familienstammbaums ermittelten<br />

mittleren Risikos, im Laufe des Lebens<br />

an einem <strong>Mamma</strong>karzinom<br />

zu erkranken (Erkrankungsrisiko<br />

von 15 bis 30 Prozent), wird eine<br />

jährl<strong>ich</strong>e Ultraschalluntersuchung<br />

und Mammographie ab dem 40.<br />

Lebensjahr empfohlen.<br />

Bei Frauen mit nachgewiesener<br />

BRCA1- oder BRCA2-Mutation und<br />

einem Erkrankungsrisiko von mehr<br />

als 30 Prozent oder einem Risiko<br />

der Mutationsträgerschaft (Heterozygotenrisiko)<br />

von mehr als 20<br />

Prozent werden folgende Untersuchungen<br />

empfohlen:<br />

KLINISCHE UNTERSUCHUNG<br />

Eine regelmäßige klinische Untersuchung,<br />

durchgeführt durch einen<br />

erfahrenen Arzt, ist seit langem<br />

ein fest etablierter Bestandteil der<br />

Brustkrebsfrüherkennung. Die klinische<br />

Untersuchung gibt darüber<br />

hin<strong>aus</strong> dem betreuenden Arzt die<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit, die verschiedenen<br />

Früherkennungsmaßnahmen zu<br />

koordinieren und Probleme, die<br />

im Rahmen der Brustselbstuntersuchung<br />

aufgefallen sind, zu klären.<br />

Aus dem amerikanischen „Breast<br />

Cancer Detection Demonstration<br />

Project“ ist außerdem bekannt, dass<br />

ein Teil aller <strong>Mamma</strong>karzinome<br />

mammographisch auch bei optimaler<br />

Untersuchungstechnik n<strong>ich</strong>t zur<br />

Darstellung kommen und nur durch<br />

einen auffälligen Tastbefund in der<br />

Selbstuntersuchung beziehungsweise<br />

klinischen Untersuchung entdeckt<br />

werden. Dieser Prozentsatz liegt bei<br />

Frauen unter 50 Jahren mit etwa 13<br />

Alter Untersuchung Häufigkeit<br />

Unabhängig vom Alter Selbstuntersuchung der<br />

Brust<br />

Ab dem 25. Lebensjahr<br />

beziehungsweise 5 Jahre<br />

vor dem Erkrankungsalter<br />

der jüngsten Betroffenen<br />

in der Familie<br />

Tastuntersuchung von<br />

Brust und Eierstöcken<br />

monatl<strong>ich</strong><br />

halbjährl<strong>ich</strong><br />

Sonographie der Brust halbjährl<strong>ich</strong><br />

Ab dem 30. Lebensjahr Mammographie jährl<strong>ich</strong><br />

Vom 25. bis circa zum 55.<br />

Lebensjahr (in Abhängigkeit<br />

von der Brustd<strong>ich</strong>te)<br />

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Magnetresonanz-<br />

tomographie (MRT)<br />

der Brust<br />

jährl<strong>ich</strong><br />

Prozent höher als bei Frauen über<br />

50 Jahren (7 Prozent).<br />

! Ein auffälliger Tastbefund<br />

oder auffällige Hautveränderungen<br />

müssen weiter abge-<br />

klärt werden, auch wenn alle<br />

bildgebenden Verfahren unauf-<br />

fällig sind, da sie das einzige<br />

Ze<strong>ich</strong>en eines Brustkrebses sein<br />

können.<br />

SONOGRAPHIE (ULTRA-<br />

SCHALLUNTERSUCHUNG)<br />

Die Ultraschalluntersuchung ist ein<br />

einfach durchzuführendes und ungefährl<strong>ich</strong>es<br />

Verfahren zur Untersuchung<br />

der Brust, das ohne Bedenken<br />

auch bei jungen Frauen einsetzbar<br />

ist. Mehrere Studien ergaben, dass<br />

insbesondere bei Anwendung hochauflösender<br />

Ultraschallsonden mit <strong>einer</strong><br />

Frequenz von 7,5 MHz und mehr<br />

auch sehr kleine, n<strong>ich</strong>t tastbare Karzinome<br />

mit <strong>einer</strong> Größe von mehr als<br />

einem Zentimeter nachgewiesen werden<br />

können. Vor allem bei d<strong>ich</strong>tem<br />

Brustdrüsengewebe ist die Empfindl<strong>ich</strong>keit<br />

der Mammographie reduziert<br />

(teilweise sogar unter 50 Prozent bei<br />

extrem d<strong>ich</strong>tem Drüsengewebe). Der<br />

Ultraschall erre<strong>ich</strong>t bei diesen Frauen<br />

eine Empfindl<strong>ich</strong>keit von über 75<br />

Prozent. Auch bei jungen Patienten ist<br />

der Ultraschall der Mammographie<br />

überlegen. Dennoch gibt es einzelne<br />

Veränderungen, wie zum Beispiel Mikroverkalkungen,<br />

die ein Ze<strong>ich</strong>en von<br />

Krebsfrühformen darstellen können,<br />

oder lobulär invasive Karzinome,<br />

die n<strong>ich</strong>t s<strong>ich</strong>er durch den Ultraschall<br />

nachgewiesen werden können.


! Durch eine Kombination von<br />

Mammographie und Ultraschall<br />

lässt s<strong>ich</strong> die Entdeckungsrate von<br />

Karzinomen erhöhen. Allerdings<br />

muss man beachten, dass die Ultraschalluntersuchung<br />

ein sehr untersucherabhängiges<br />

Verfahren darstellt<br />

und nur von einem erfahrenen spezialisierten<br />

Untersucher durchgeführt<br />

werden sollte. Auch ähneln die<br />

Tumoren bei jungen Frauen auf-<br />

grund ihrer häufig sehr schnel-<br />

len Wachstumsgeschwindigkeit<br />

und daher häufig glatt erschei-<br />

nenden Begrenzung gutartigen<br />

Tumoren und werden von uner-<br />

fahrenen Untersuchern häufig<br />

mit Fibroadenomen (gutartigen<br />

Geschwülsten) verwechselt.<br />

Bei der Untersuchung <strong>einer</strong> Hochrisikopatientin<br />

muss die erhöhte<br />

Karzinomwahrscheinl<strong>ich</strong>keit in der<br />

Entscheidungsfindung berücks<strong>ich</strong>tigt<br />

werden. Daher ist eine Erhebung<br />

der Familienanamnese unabdingbar<br />

und auch die Mögl<strong>ich</strong>keit eines<br />

Karzinoms bei <strong>einer</strong> sehr jungen<br />

Patientin zu bedenken, gerade<br />

wenn es zu einem schnellen Wachstum<br />

eines Knotens oder eines neu<br />

aufgetretenen Befundes während<br />

oder nach <strong>einer</strong> Schwangerschaft<br />

gekommen ist.<br />

Anders als zum Beispiel in der Mammographie,<br />

bei der eine nachträgl<strong>ich</strong>e<br />

Analyse des Vorbefundes beim<br />

Auftreten von Intervallkarzinomen<br />

mögl<strong>ich</strong> ist, kann eine nachträgl<strong>ich</strong>e<br />

Qualitätskontrolle des Untersuchers<br />

in der Sonographie n<strong>ich</strong>t durchgeführt<br />

werden.<br />

MAMMOGRAPHIE<br />

| Sind familiäre Tumoren etwas Besonderes?<br />

„Die Mammographie ist bisher das einzige<br />

Die Mammographie ist bisher das<br />

einzige Verfahren zur Brustkrebsfrüherkennung,<br />

für das in randomisierten<br />

Studien eine eindeutige<br />

Verfahren zur Brustkrebsfrüherkennung,<br />

für das in randomisierten Studien eine<br />

eindeutige Senkung der Sterbl<strong>ich</strong>keitsrate<br />

(Mortalität) nachgewiesen werden konnte.“<br />

Senkung der Sterbl<strong>ich</strong>keitsrate<br />

(Mortalität) nachgewiesen werden<br />

konnte. Dies gilt besonders für die<br />

Altersgruppe zwischen 50 und 70<br />

Jahren. In der Altersgruppe zwischen<br />

40 und 50 Jahren ist der positive<br />

Effekt der Mammographie geringer,<br />

aber immer noch deutl<strong>ich</strong>. Dies wird<br />

zum einen dadurch erklärt, dass bei<br />

jungen Frauen aufgrund des in der<br />

Regel d<strong>ich</strong>teren Drüsengewebes<br />

die mammographische Beurteilung<br />

erschwert ist, zum anderen ist das<br />

Auftreten eines <strong>Mamma</strong>karzinoms<br />

in der Allgemeinbevölkerung bei<br />

jungen Frauen niedriger als bei<br />

Frauen über 50 Jahren. Da in Studien<br />

gezeigt werden konnte, dass<br />

rund 18 Prozent der im Screening<br />

entdeckten Karzinome nur in der<br />

Mammographie auffällig waren,<br />

darunter mehr als 50 Prozent präinvasive<br />

Läsionen (Veränderungen<br />

im Vorstadium), muss die Mammographie<br />

auch weiterhin unverz<strong>ich</strong>t-<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


arer Bestandteil des Screeningprogramms<br />

bleiben. Da bei dem<br />

familiären <strong>Mamma</strong>karzinom das<br />

Erkrankungsalter deutl<strong>ich</strong> niedriger<br />

liegt als bei den spontanen Formen,<br />

herrscht prinzipiell Einigkeit<br />

darüber, dass für Frauen mit <strong>einer</strong><br />

genetischen Disposition der Beginn<br />

eines mammographischen Screenings<br />

vorverlegt werden sollte. Aufgrund<br />

des schnelleren Wachstums<br />

der Karzinome in diesem Alter sollte<br />

die Mammographie jährl<strong>ich</strong> durchgeführt<br />

werden. Jedoch erscheint<br />

wegen der erhöhten Strahlensensibilität<br />

des Brustdrüsengewebes bei<br />

jungen Frauen, insbesondere bei<br />

Frauen unter 30 Jahren, eine regelmäßige<br />

mammographische Untersuchung<br />

vor dem 30.Lebensjahr n<strong>ich</strong>t<br />

sinnvoll. Da die digitale Mammographie<br />

nachweisl<strong>ich</strong> eine bessere<br />

Beurteilbarkeit vor allem bei Frauen<br />

mit d<strong>ich</strong>tem Drüsengewebe und bei<br />

jungen Frauen ermögl<strong>ich</strong>t, sollte<br />

diese Technik in der Früherkennung<br />

des <strong>Mamma</strong>karzinoms bei Frauen<br />

mit erhöhtem Erkrankungsrisiko vorrangig<br />

eingesetzt werden.<br />

MAGNETRESONANZ-<br />

TOMOGRAPHIE (MRT)<br />

Die dynamische Magnetresonanztomographie<br />

nach intravenöser Kontrastmittelgabe<br />

ze<strong>ich</strong>net s<strong>ich</strong> durch<br />

eine sehr hohe Entdeckungsrate,<br />

auch Sensitivität genannt, für Veränderungen<br />

der Brust <strong>aus</strong>. So lassen<br />

s<strong>ich</strong> mit diesem Verfahren invasive<br />

Karzinome bereits ab <strong>einer</strong> Größe<br />

von etwa fünf Millimetern zuverlässig<br />

nachweisen. Problematisch an<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

diesem Verfahren ist jedoch, dass<br />

insbesondere bei jungen Frauen<br />

auch das normale Drüsengewebe<br />

eine kräftige Kontrastmittelanre<strong>ich</strong>erung<br />

aufweisen kann, welche<br />

die Erkennung von kleinen <strong>Mamma</strong>karzinomen<br />

erschweren kann<br />

oder zusätzl<strong>ich</strong>e Befunde auffällig<br />

erscheinen lässt, die n<strong>ich</strong>t bösartig<br />

sind (S<strong>ich</strong>erheit, dass bösartig<br />

bewertetes auch wirkl<strong>ich</strong> bösartig<br />

ist), bedingt durch eine hohe Anzahl<br />

fälschl<strong>ich</strong>erweise als krebsverdächtig<br />

eingestuften gutartigen<br />

Befunden.<br />

Mehrere Gründe sprechen jedoch für<br />

einen Einsatz der MRT zur regelmäßigen<br />

Brustkrebsfrüherkennung unter<br />

streng kontrollierten Bedingungen bei<br />

jungen Frauen mit <strong>einer</strong> genetischen<br />

Prädisposition für ein <strong>Mamma</strong>karzinom.<br />

Wie oben erwähnt, ist die<br />

mammographische Beurteilbarkeit<br />

bei jüngeren Frauen, insbesondere<br />

vor dem 40. Lebensjahr, zum Teil<br />

deutl<strong>ich</strong> eingeschränkt. Nur mit der<br />

MRT kann in dieser Altersgruppe untersucherunabhängig<br />

s<strong>ich</strong>ergestellt<br />

werden, dass alle Brustdrüsenanteile<br />

<strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>end erfasst werden. Durch<br />

die regelmäßige Anwendung im<br />

Verlauf ist zu erwarten, dass insbesondere<br />

die Spezifität der MRT verbessert<br />

werden kann. Wird die MRT,<br />

wie von einigen Autoren vorgeschlagen,<br />

nur zur Problemlösung bei unklaren<br />

klinischen, sonographischen<br />

oder mammographischen Befunden<br />

eingesetzt, entfällt der diagnostische<br />

Zugewinn. Ein Einsatz der MRT als<br />

primäres Screeningverfahren, also<br />

n<strong>ich</strong>t nur zur weiteren Abklärung von<br />

bereits durch ein anderes Verfahren<br />

nachgewiesenen Läsionen (Veränderungen),<br />

setzt jedoch vor<strong>aus</strong>, dass<br />

mit der MRT entdeckte Läsionen,<br />

die mit keinem anderen Verfahren<br />

erfassbar sind, auch mit Hilfe der<br />

MRT biopsiert beziehungsweise präoperativ<br />

markiert werden können.<br />

! W<strong>ich</strong>tig für die Durchführung<br />

von MRT-Untersuchungen ist<br />

die Untersuchung am . bis 1 .<br />

Zyklustag, da bei <strong>einer</strong> Unter-<br />

suchung zu einem anderen Zy-<br />

kluszeitpunkt auch die Aussa-<br />

gekraft der MRT aufgrund von<br />

hormonell bedingter vermehr-<br />

ter Kontrastmittelaufnahme<br />

des Drüsengewebes deutl<strong>ich</strong><br />

eingeschränkt wird.<br />

Auch sollte darauf geachtet werden,<br />

dass schnelle Sequenzen mit <strong>einer</strong><br />

hohen Ortsauflösung eingesetzt<br />

werden.<br />

NEUE TECHNIKEN<br />

Immer wieder taucht die Frage<br />

nach neuen Untersuchungstechniken<br />

auf. Hier muss man generell<br />

darauf hinweisen, dass es bisher<br />

keine ges<strong>ich</strong>erten Untersuchungen<br />

zu dem wirkl<strong>ich</strong>en Nutzen dieser<br />

Methoden gibt. Es ist zwar bekannt,<br />

dass mit der Positronen-Emissions-Tomographie/Computertomographie<br />

(PET-CT) zufällig entdeckte Läsionen<br />

häufig sehr frühe Stadien des Brustkrebs<br />

darstellen, aber die Untersuchung<br />

hat eine sehr viel höhere<br />

Strahlenbelastung als zum Beispiel<br />

die Mammographie zur Folge. Der


Nutzen dieser potentiell Krebs bewirkenden<br />

Strahlung ist noch n<strong>ich</strong>t<br />

bewiesen. Auch ist eine etwas<br />

höhere Strahlenempfindl<strong>ich</strong>keit bei<br />

nachgewiesenen BRCA-Mutationen<br />

bekannt. Zudem ist das Gewebe bei<br />

jüngeren Patienten insgesamt noch<br />

deutl<strong>ich</strong> strahlenempfindl<strong>ich</strong>er, so<br />

dass man von dieser Methode als<br />

Screening-Methode vorerst Abstand<br />

nehmen sollte. Als Staging-Methode<br />

und Verlaufskontrolle gewinnt dies<br />

PET-CT allerdings zunehmend an<br />

Bedeutung.<br />

FAZIT<br />

Ein Früherkennungsprogramm sollte<br />

die betroffenen Frauen so wenig<br />

wie mögl<strong>ich</strong> belasten. Die verschiedenen<br />

Untersuchungen sollten<br />

mindestens im selben Zyklus und in<br />

enger räuml<strong>ich</strong>er Nähe durchgeführt<br />

werden. Auffällige Befunde<br />

bei der klinischen Untersuchung<br />

oder in einem der bildgebenden<br />

Verfahren müssen mit den Ergebnissen<br />

der anderen Untersuchungsverfahren<br />

gemeinsam beurteilt und<br />

in Beziehung gesetzt werden. Nur<br />

so kann erre<strong>ich</strong>t werden, dass die<br />

betroffenen Frauen n<strong>ich</strong>t durch<br />

falsch-positive („Falscher Alarm“)<br />

Befunde veruns<strong>ich</strong>ert werden.<br />

Wenn die einzelnen Untersuchungsverfahren<br />

an unterschiedl<strong>ich</strong>en Orten<br />

durchgeführt werden, kann dies<br />

unter Umständen problematisch<br />

sein und zu unnötiger Veruns<strong>ich</strong>erung<br />

der Frauen führen. Auch kann<br />

durch die Korrelation ein in einem<br />

Verfahren vermeintl<strong>ich</strong> bösartiger<br />

| Sind familiäre Tumoren etwas Besonderes?<br />

Befund relativiert werden. Die erforderl<strong>ich</strong>e<br />

Abklärung eines Befundes<br />

sollte wenn immer mögl<strong>ich</strong> durch<br />

eine wenig invasive Stanzbiopsie,<br />

sonographisch, mammographisch<br />

oder durch MRT gesteuert, erfolgen.<br />

Unverz<strong>ich</strong>tbar sind entsprechende<br />

Qualitätss<strong>ich</strong>erungsmaßnahmen<br />

und eine sorgfältige wissenschaftl<strong>ich</strong>e<br />

Begleitung des Programms,<br />

um dieses bei neuen Erkenntnissen<br />

gegebenenfalls entsprechend anzupassen.<br />

Aus den Erfahrungen mit<br />

dem Mammographiescreening ist<br />

bekannt, wie w<strong>ich</strong>tig Qualitätss<strong>ich</strong>erungsmaßnahmen<br />

für das Gelingen<br />

eines Früherkennungsprogramms<br />

sind. Hierzu gehören <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>ende<br />

Standards für die Untersuchungsgeräte<br />

ebenso wie für die Ausbildung<br />

des medizinischen Personals. Daher<br />

sollte ein solches Konzept zunächst<br />

wenigen spezialisierten Zentren vorbehalten<br />

bleiben, in denen die erforderl<strong>ich</strong>e<br />

multidisziplinäre Betreuung<br />

durch Gynäkologen, Psychologen,<br />

Humangenetiker, Pathologen und<br />

Radiologen <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>end gewährleistet<br />

ist.<br />

Das hier vorgestellte Früherkennungskonzept<br />

ist ohne weiteres<br />

auch auf andere spezielle Hochrisikogruppen<br />

übertragbar. Hierzu<br />

gehören zum Beispiel Patientinnen<br />

nach Strahlentherapie bei Morbus<br />

Hodgkin (bösartiger Tumor des<br />

Lymphsystems) im Kindes- beziehungsweise<br />

frühen Erwachsenenalter,<br />

bei denen das Risiko, bereits<br />

vor dem 40. Lebensjahr an einem<br />

<strong>Mamma</strong>karzinom zu erkranken,<br />

ebenfalls deutl<strong>ich</strong> erhöht ist.<br />

AUTOREN<br />

Dr. med. Eva Maria<br />

Fallenberg<br />

Oberärztin, Team Manager<br />

<strong>Mamma</strong>diagnostik,<br />

Spezialsprechstunde:<br />

„Intensivierte Früherkennung“,<br />

Universitätsmedizin Charité<br />

Berlin<br />

Prof. Dr.med. Ulr<strong>ich</strong> Bick<br />

Sprecher der Radiologen des<br />

Deutschen Konsortiums „Familiärer<br />

Brust- und Eierstockkrebs“,<br />

Stellvertretender Leiter des Instituts<br />

für Radiologie, Universitätsmedizin<br />

Charité Berlin<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


4<br />

0 Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Bin <strong>ich</strong> etwa selbst betroffen?


Informationen zur<br />

Beratung, Genanalyse<br />

und Kostenübernahme<br />

Nachdem Sie s<strong>ich</strong> mit der Fragestellung<br />

<strong>aus</strong>einandergesetzt haben, ob<br />

Sie vielle<strong>ich</strong>t <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> <strong>Krebsfamilie</strong><br />

stammen könnten, stellt s<strong>ich</strong> Ihnen<br />

vielle<strong>ich</strong>t inzwischen die Frage: „Bin<br />

<strong>ich</strong> womögl<strong>ich</strong> selbst betroffen?“<br />

Oder Sie wissen bereits, dass Sie<br />

selbst Träger(in) <strong>einer</strong> BRCA1- oder<br />

BRCA2-Mutation sind, und überlegen<br />

nun, ob Sie diese familiäre Belastung<br />

an Ihre Kinder weitergegeben<br />

haben. Ist es überhaupt mögl<strong>ich</strong><br />

und gestattet, sein minderjähriges<br />

Kind hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> eines erhöhten<br />

Risikos für Brust- und Eierstockkrebs<br />

genetisch untersuchen zu lassen?<br />

Dieser Beitrag soll Ihnen Antworten<br />

beziehungsweise Informationen geben,<br />

wie und wo Sie diese Fragen<br />

klären können.<br />

BERATUNG IN DER TUMOR-<br />

RISIKOSPRECHSTUNDE<br />

Um zu erfahren, ob Sie tatsächl<strong>ich</strong><br />

ein erhöhtes Risiko tragen, an Brust-<br />

oder Eierstockkrebs zu erkranken,<br />

sollten Sie s<strong>ich</strong> an eines der zwölf<br />

universitären Zentren des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären Brust- und<br />

Eierstockkrebs“ in Berlin, Düsseldorf,<br />

Dresden, Hannover, Heidelberg,<br />

München, Kiel, Köln / Bonn, Leipzig,<br />

Münster, Ulm oder Würzburg<br />

wenden. Dort werden Sie <strong>aus</strong>führl<strong>ich</strong><br />

beraten. Die Anschriften der einzelnen<br />

Zentren und Telefonnummern für<br />

eine Terminvereinbarung finden Sie<br />

im Anhang dieses Ratgebers.<br />

Bei diesen Zentren handelt es s<strong>ich</strong><br />

um die in der Interdisziplinären S3-<br />

Leitlinie für die Diagnostik, Therapie<br />

und Nachsorge des <strong>Mamma</strong>karzinoms<br />

erwähnten spezialisierten<br />

und interdisziplinär <strong>aus</strong>ger<strong>ich</strong>teten<br />

klinischen Einheiten. Hier arbeiten<br />

Humangenetiker, Gynäkologen und<br />

Radiologen eng zusammen.<br />

Einige Brustzentren oder auch<br />

onkologische beziehungsweise gynäkologische<br />

Praxen überweisen<br />

ihre Patienten zur Durchführung<br />

des Gentests anstelle an eines der<br />

zwölf universitären Zentren an eine<br />

humangenetische Praxis oder lassen<br />

den Test durch ein humangenetisches<br />

Institut durchführen. Leider gibt es<br />

immer wieder Fälle, in denen den<br />

Patienten das Testergebnis anschließend<br />

n<strong>ich</strong>t <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>end erläutert<br />

wird. Dies betrifft insbesondere die<br />

| Bin <strong>ich</strong> etwa selbst betroffen?<br />

individuelle Beratung über mögl<strong>ich</strong>e<br />

präventive Maßnahmen und deren<br />

Vor- und Nachteile. Ganz gle<strong>ich</strong>,<br />

wo und wie Sie von Ihrem erhöhten<br />

Risiko für Brust- und Eierstockkrebs<br />

aufgrund <strong>einer</strong> genetischen Veränderung<br />

erfahren haben. W<strong>ich</strong>tig ist<br />

in jedem Fall, s<strong>ich</strong> auch bei einem<br />

bereits vorliegenden Gentestergebnis<br />

von erfahrenen Experten beraten<br />

und betreuen zu lassen, die auf die<br />

familiären Varianten dieser Krebserkrankungen<br />

spezialisiert sind. Die<br />

nachhaltigsten Erfahrungen auf<br />

diesem Gebiet sind in den zwölf<br />

universitären Zentren des Konsortiums<br />

für „Familiären Brust- und Eierstockkrebs“<br />

gesammelt worden. Auf<br />

dieser Basis werden dort spezielle<br />

Früherkennungsprogramme und vorbeugende<br />

Maßnahmen angeboten.<br />

Für die Beratung werden einige<br />

Informationen zu Ihrer Famili-<br />

envorgesch<strong>ich</strong>te benötigt, wie<br />

zum Beispiel:<br />

� welche Ihrer Verwandten an Krebs<br />

erkrankt sind oder waren,<br />

� an welcher Art von Krebs Ihre<br />

Verwandten erkrankt sind oder<br />

waren,<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 1


�<br />

�<br />

wie alt Ihre Verwandten zum Zeitpunkt<br />

der Diagnose waren,<br />

ob, und falls ja, in welchem<br />

Lebensalter Ihre Verwandten verstorben<br />

sind.<br />

Die Zentren unterstützen Sie bei der<br />

Einholung der Befunde auch von vor<br />

längerer Zeit verstorbenen Familienangehörigen.<br />

Mit diesen Informationen kann abgeschätzt<br />

werden, ob Sie ein erhöhtes<br />

Erkrankungsrisiko haben. Bei einem<br />

erhöhten Risiko wird Ihnen eine weitergehende<br />

Beratung angeboten,<br />

die auch eine molekulargenetische<br />

Untersuchung (Genanalyse) der<br />

BRCA1- und BRCA2-Gene einschließen<br />

kann.<br />

VORAUSSETZUNG FüR<br />

DIE MOLEKULARGENE-<br />

TISCHE UNTERSUCHUNG<br />

(GENANALySE)<br />

Laut S3-Leitlinie setzt die Genanalyse<br />

umfassende Beratungsgespräche<br />

in einem der zwölf Zentren vor<strong>aus</strong>.<br />

Eine multidisziplinäre Beratung und<br />

genetische Testung soll dort dann<br />

angeboten werden, wenn bestimmte<br />

Einschlusskriterien erfüllt sind (siehe<br />

Seite 10).<br />

Eine humangenetische, gynäkologische<br />

und gegebenenfalls eine<br />

psychologische Beratung gehen der<br />

Blutabnahme zur molekulargenetischen<br />

Untersuchung grundsätzl<strong>ich</strong><br />

vor<strong>aus</strong>. In der humangenetischen<br />

Beratung wird über die Erstellung<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

WENN SIE EINE BERATUNG IN DER TUMORRISIKO-<br />

SPRECHSTUNDE IN ANSPRUCH NEHMEN WOLLEN,<br />

WERDEN FOLGENDE INFORMATIONEN BENöTIGT:<br />

Von allen an Krebs erkrankten Familienangehörigen*:<br />

� Geburtsdatum, Erkrankungsalter, gegebenenfalls Sterbedatum<br />

� betroffenes Organ, histologischer Befund und Therapie der<br />

Krebserkrankung oder das behandelnde Krankenh<strong>aus</strong><br />

� ggf. Ergebnis <strong>einer</strong> genetischen Untersuchung<br />

* nach Einholung des Einverständnisses der Angehörigen.<br />

Von allen gesunden Familienmitgliedern:<br />

� Alter<br />

� ggf. Ergebnis <strong>einer</strong> genetischen Untersuchung<br />

Benötigte Informationen zur Ermittlung des persönl<strong>ich</strong>en Risikoprofils<br />

des Familienstammbaums und Anwendung<br />

von Risikoberechnungsprogrammen<br />

das persönl<strong>ich</strong>e Risikoprofil<br />

berechnet. Mit der Erstellung<br />

des Stammbaums erfolgt zugle<strong>ich</strong><br />

die Ermittlung des/der so genannten<br />

Indexpatienten/-patientin.<br />

Etwa die Hälfte der Rat Suchenden<br />

können bereits im Erstgespräch beruhigt<br />

werden. Wenn anhand der<br />

Stammbaum-Analyse zu sehen ist,<br />

dass es s<strong>ich</strong> nur um eine zufällige<br />

Häufung von Krebsfällen in der Familie<br />

handelt, werden die Menschen<br />

in die reguläre Krebs-Früherkennung<br />

entlassen. Wenn s<strong>ich</strong> jedoch der Verdacht<br />

erhärtet, dass in der Familie<br />

eine Gen-Veränderung vererbt wird,<br />

dann erfolgen weitere Beratungen<br />

und medizinische Untersuchungen.<br />

In der gynäkologischen Beratung<br />

werden Vorsorge- und Früherkennungsmögl<strong>ich</strong>keiten<br />

wie die Teil-<br />

nahme am intensivierten Früherkennungsprogramm<br />

oder die eigene<br />

Lebensführung besprochen. Die<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit prophylaktischer Operationen<br />

der Brust oder der Eierstöcke<br />

oder eine antihormonelle Therapie<br />

werden in Abhängigkeit vom<br />

individuellen Risiko diskutiert. Auf<br />

Wunsch bietet die psychologische<br />

Beratung Unterstützung im Hinblick<br />

auf Ängste im Zusammenhang mit<br />

dem Nachweis <strong>einer</strong> krankheitsverursachenden<br />

Mutation in der Familie<br />

an. Da die Betroffenen oder<br />

Rat Suchenden durch ihre Familiengesch<strong>ich</strong>te<br />

oder auch die eigene<br />

Erkrankung im hohen Maße belastet<br />

sind, werden außerdem bei Bedarf<br />

individuelle Bewältigungsstrategien<br />

erarbeitet.<br />

W<strong>ich</strong>tig ist, dass die Beratung<br />

n<strong>ich</strong>t-direktiv ist, das heißt, die Rat<br />

Suchenden erhalten alle Informationen<br />

an die Hand, die ihnen eine


eigenständige Entscheidung für<br />

oder gegen den Gentest ermögl<strong>ich</strong>en<br />

sollen. Daher sollte auch eine<br />

angemessene Bedenkzeit von mindestens<br />

vier Wochen nach den ersten<br />

Beratungen gewährleistet sein.<br />

Ein Gentest wird n<strong>ich</strong>t durchgeführt,<br />

wenn der/die Betroffene diesen<br />

n<strong>ich</strong>t wünscht oder eine Kontraindikation<br />

besteht.<br />

DURCHFüHRUNG DER<br />

GENANALySE<br />

Der Test auf BRCA-Mutationen wird<br />

<strong>aus</strong> <strong>einer</strong> Blutprobe <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> Armvene<br />

durchgeführt. Er erfordert keine<br />

Entnahme von Gewebeproben <strong>aus</strong><br />

Brust oder Eierstöcken. Die DNA<br />

für die Suche nach Mutationen in<br />

den BRCA-Genen wird dabei <strong>aus</strong><br />

weißen Blutzellen gewonnen. Sie<br />

dauert unterschiedl<strong>ich</strong> lang, je nachdem,<br />

ob in der Familie bereits eine<br />

BRCA1- oder BRCA2-Mutation nachgewiesen<br />

wurde oder n<strong>ich</strong>t. Wenn<br />

dies n<strong>ich</strong>t der Fall ist, dauert die<br />

molekulargenetische Untersuchung<br />

länger, da es keinen Anhaltspunkt<br />

für den genauen Ort der Veränderung<br />

auf den Genen gibt.<br />

FOLGENDE LEISTUNGEN SIND GEGENSTAND DER VERTRAGLICHEN VEREINBARUNGEN<br />

MIT DEN ZENTREN FüR „FAMILIÄREN BRUST- UND EIERSTOCKKREBS“:<br />

Leistungsbere<strong>ich</strong> Beschreibung<br />

Risikofeststellung und<br />

interdisziplinäre Beratung<br />

� Interdisziplinäres Beratungsgespräch (Humangenetik, Gynäkologie und<br />

Psycho-Onkologie) inklusive Stammbaumerfassung und individuelle<br />

Risikokalkulation<br />

� Vermittlung vertragl<strong>ich</strong> festgelegter Gesprächsinhalte unter Berücks<strong>ich</strong>tigung<br />

der individuellen Situation<br />

� Schriftl<strong>ich</strong>e Dokumentation des Gesprächs<br />

Genanalyse Unterscheidung zwischen kompletter Genuntersuchung bei <strong>einer</strong> an<br />

Brust- oder Eierstockkrebs erkrankten Frau in der Familie der Rat Suchenden<br />

(Indexfall) und gezielter Teiluntersuchung hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> der mutierten<br />

Gensequenz bei der gesunden Rat Suchenden (prädiktiver Test)<br />

Durchführung <strong>einer</strong> standardisierten Genanalyse bei folgenden<br />

Vor<strong>aus</strong>setzungen:<br />

� Einschlusskriterien erfüllt<br />

� Abgeschlossene interdisziplinäre Beratung<br />

� Bedenkzeit von 4 Wochen<br />

� Vorliegen <strong>einer</strong> Einwilligungserklärung der Patientin<br />

Früherkennungsmaßnahmen Früherkennungsuntersuchungen werden unter folgenden Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

angeboten:<br />

� Nachweis <strong>einer</strong> Mutation in den Genen BRCA1 oder BRCA2 oder<br />

� Hochrisikosituation definiert als lebenslanges Risiko von 30 Prozent<br />

oder höher oder einem Risiko der Mutationsträgerschaft (Heterozygotenrisiko)<br />

von 20 Prozent oder höher<br />

Quelle: Die Ersatzkasse 3/2005 - Verbandszeitschrift des Verbandes der Ersatzkassen e. V. (vdek).<br />

| Bin <strong>ich</strong> etwa selbst betroffen?<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


Für manche ist die Wartezeit auf das<br />

Testergebnis eine wahre Nervenprobe,<br />

weshalb es immer wieder Diskussionen<br />

um die unterschiedl<strong>ich</strong>e Dauer<br />

der Genanalyse gibt. So führen die<br />

niedergelassenen humangenetischen<br />

Institute ihre Schnelligkeit bei der<br />

Untersuchung als Hauptargument<br />

im Vergle<strong>ich</strong> mit den universitären<br />

Zentren ins Feld. Sie kalkulieren bis<br />

zur Befunderstellung etwa sechs Wochen<br />

ein. Die Genanalyse bei den<br />

weiteren Familienmitgliedern kann<br />

dann wesentl<strong>ich</strong> schneller, das heißt<br />

in etwa zwei Wochen durchgeführt<br />

werden. Die Zentren für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“ halten<br />

dem ein effizienteres Arbeiten im<br />

Sinne aller Krankenvers<strong>ich</strong>erten<br />

entgegen. So werden dort die Blutproben<br />

zunächst gesammelt und<br />

hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> ihrer klinischen Relevanz<br />

unterschieden. Wird das Testergebnis<br />

also für die Entscheidung über<br />

weitere therapeutische Maßnahmen,<br />

wie zum Beispiel über die Frage <strong>einer</strong><br />

ein- oder beidseitigen Entfernung<br />

der Brustdrüsen oder die Teilnahme<br />

an <strong>einer</strong> Studie für Mutationsträger,<br />

kurzfristig benötigt, so wird die<br />

Genanalyse schnellstmögl<strong>ich</strong> ebenfalls<br />

innerhalb von zwei bis sechs<br />

� Barmer Ersatzkasse (BARMER)<br />

� Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK)<br />

� Hamburg-Münchener Krankenkasse (HMK)<br />

� Handelskrankenkasse (hkk)<br />

� HEK – Hanseatische Krankenkasse (HEK)<br />

� Kaufmännische Krankenkasse – KKH (KKH)<br />

� Techniker Krankenkasse (TK)<br />

� Gmünder ErsatzKasse (GEK)<br />

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Wochen durchgeführt. Ansonsten<br />

kann es durch<strong>aus</strong> mehrere Monate,<br />

maximal jedoch 8 Monate dauern,<br />

bis den oder die Getesteten die<br />

Nachr<strong>ich</strong>t über das Vorliegen des<br />

Testergebnisses erre<strong>ich</strong>t. Ist die Mutation<br />

in der Familie bereits bekannt,<br />

dauert die Testung weiterer Familienangehöriger<br />

nur noch wenige<br />

Tage bis Wochen. Die endgültige<br />

Entscheidung, ob und wann das<br />

Testergebnis entgegengenommen<br />

wird, liegt immer bei der getesteten<br />

Person. W<strong>ich</strong>tig zu wissen ist, dass<br />

es keine Pfl<strong>ich</strong>t gibt, das Testergebnis<br />

entgegenzunehmen, selbst wenn<br />

die Genanalyse bereits veranlasst<br />

wurde („Recht auf N<strong>ich</strong>twissen“).<br />

KOSTENüBERNAHME<br />

Im Jahr 2005 wurde zwischen den<br />

Spitzenverbänden der gesetzl<strong>ich</strong>en<br />

Krankenkassen (GKV) und den zwölf<br />

Zentren im Konsortium für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“ ein<br />

Mustervertrag über die ambulante<br />

Erbringung hochspezialisierter Leistungen<br />

sowie zur Behandlung seltener<br />

Erkrankungen und Krankheiten<br />

mit besonderen Krankheitsverläufen<br />

abgestimmt. Kernbere<strong>ich</strong>e des Ver-<br />

trages sind die spezifische Beratung,<br />

Gendiagnostik und Früherkennung,<br />

die jeweils mit <strong>einer</strong> entsprechenden<br />

Vergütungsp<strong>aus</strong>chale abgegolten<br />

werden. Dieser Mustervertrag wurde<br />

jeweils auf Länderebene unterschiedl<strong>ich</strong><br />

umgesetzt, so dass aufgrund<br />

verschiedener Rechtsgrundlagen <strong>aus</strong><br />

dem Sozialgesetzbuch (SGB) Fünftes<br />

Buch (V) vertragl<strong>ich</strong>e Vereinbarungen<br />

zwischen den zwölf Zentren und den<br />

jeweiligen Landesvertretungen der<br />

Krankenkassen bestehen.<br />

Die meisten gesetzl<strong>ich</strong>en Krankenvers<strong>ich</strong>erungen<br />

übernehmen die<br />

Kosten für die vertragl<strong>ich</strong> vereinbarten<br />

und in den Zentren erbrachten<br />

Leistungen. Allerdings entfällt bei<br />

zweimaliger N<strong>ich</strong>tdurchführung<br />

der empfohlenen Früherkennungsmaßnahmen<br />

der Anspruch auf Kostenübernahme.<br />

Folgende gesetzl<strong>ich</strong>e Krankenkassen<br />

übernehmen bundesweit die Kosten<br />

für die multidisziplinäre Beratung,<br />

Gendiagnostik und Früherkennung<br />

in einem der Zentren für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“ aufgrund<br />

vertragl<strong>ich</strong>er Vereinbarung (Stand<br />

April 2009):<br />

� Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) – n<strong>ich</strong>t bundesweit,<br />

nur in: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg,<br />

Bremen/Bremerhaven, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Niedersachsen, Rheinland/Hamburg, Saarland, Sachsen/<br />

Thüringen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein<br />

� Betriebs- und Innungskrankenkassen – n<strong>ich</strong>t bundesweit<br />

� Knappschaft – n<strong>ich</strong>t bundesweit<br />

� landwirtschaftl<strong>ich</strong>e Krankenkassen – n<strong>ich</strong>t bundesweit


Bei den hier n<strong>ich</strong>t genannten gesetzl<strong>ich</strong>en<br />

Krankenkassen bedarf es<br />

im Zweifelsfall <strong>einer</strong> so genannten<br />

Einzelfallentscheidung. Die Zentren<br />

für „Familiären Brust- und Eierstockkrebs“<br />

sind bei der Beantragung<br />

<strong>einer</strong> Kostenübernahme behilfl<strong>ich</strong>.<br />

Wie s<strong>ich</strong> die Situation für Mitglieder<br />

<strong>einer</strong> privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erung<br />

(PKV) darstellt, erläutert Professor Fritze<br />

<strong>aus</strong>führl<strong>ich</strong> in seinem Beitrag ab<br />

Seite 36. Diese Informationen sind<br />

auch für die Beihilfeberechtigten von<br />

Bedeutung, denn die Bund-Länder-<br />

Kommission für das Beihilferecht hat<br />

dem Betreuungskonzept des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“ zugestimmt<br />

und s<strong>ich</strong> der Rahmenvereinbarung<br />

des Verbandes der privaten<br />

Krankenvers<strong>ich</strong>erung e.V. mit dem<br />

Kölner Zentrum angeschlossen.<br />

KEINE BRCA-GENTESTUNG<br />

BEI MINDERJÄHRIGEN ODER<br />

AN EMBRyONEN<br />

Rein medizinisch betrachtet, ist es<br />

mögl<strong>ich</strong>, eine Veränderung in den<br />

Genen BRCA1 und BRCA2 bereits<br />

bei Kindern sowie Jugendl<strong>ich</strong>en festzustellen.<br />

Einige Länder, wie zum<br />

Beispiel Großbritannien oder Belgien,<br />

bieten einen solchen Gentest<br />

bereits im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik<br />

(PID) an, bei der<br />

es darum geht, genetische Defekte<br />

eines Embryos zu erkennen. Die bei<br />

<strong>einer</strong> künstl<strong>ich</strong>en Befruchtung gewonnenen<br />

Embryonen werden vor<br />

dem Einsetzen in die Gebärmutter<br />

auf Genmutationen untersucht und<br />

selektiert. PID wird in etwa zehn<br />

europäischen Staaten und den USA<br />

praktiziert. In der Bundesrepublik<br />

Deutschland ist das Verfahren bisher<br />

n<strong>ich</strong>t zugelassen.<br />

Für genetische Untersuchungen vor<br />

der Geburt insgesamt gilt mit der<br />

Verabschiedung des Gendiagnostikgesetzes<br />

(GenDG) nunmehr eine<br />

Beschränkung auf rein medizinische<br />

Zwecke. Das heißt, es dürfen dabei<br />

nur Eigenschaften festgestellt<br />

werden, die die Gesundheit des<br />

ungeborenen Kindes vor oder nach<br />

der Geburt beeinträchtigen können,<br />

n<strong>ich</strong>t erst später in seinem Leben,<br />

wie dies zum Beispiel bei <strong>einer</strong><br />

BRCA-Mutation der Fall ist.<br />

Eine BRCA-Gentestung bei Minderjährigen<br />

sollte entsprechend der<br />

Leitlinie „Genetische Diagnostik bei<br />

Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en“ der Deutschen<br />

Gesellschaft für Humangenetik<br />

e. V. (dfh) auch n<strong>ich</strong>t auf dringenden<br />

Wunsch der Eltern erfolgen. Denn<br />

für eine erst im Erwachsenenalter<br />

auftretende Erkrankung wie Brust-<br />

oder Eierstockkrebs sollte bei einem<br />

gesunden Kind grundsätzl<strong>ich</strong> keine<br />

prädiktive Diagnostik durchgeführt<br />

werden. Können keine anerkannten,<br />

für die Gesundheit des Kindes w<strong>ich</strong>tigen,<br />

medizinischen Interventionen<br />

angeboten werden, hat grundsätzl<strong>ich</strong><br />

der Respekt vor der individuellen<br />

Entscheidungsautonomie des Kindes<br />

hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> der Inanspruchnahme<br />

von genetischen Untersuchungen<br />

Vorrang vor den eventuellen Wünschen<br />

Dritter und damit auch der Eltern.<br />

Die prädiktive Diagnostik sollte<br />

| Bin <strong>ich</strong> etwa selbst betroffen?<br />

immer und so lange zurückgestellt<br />

werden, bis das Kind n<strong>ich</strong>t nur den<br />

genetischen Sachverhalt, sondern<br />

auch die emotionalen und sozialen<br />

Konsequenzen der verschiedenen<br />

mögl<strong>ich</strong>en Untersuchungsergebnisse<br />

verstehen kann. Auch die „R<strong>ich</strong>tlinie<br />

zur prädiktiven genetischen Diagnostik“<br />

der Bundesärztekammer vom<br />

14.02.2003 fordert, dem minderjährigen<br />

Patienten in einem solchen<br />

Fall das Recht auf Selbstbestimmung<br />

(auch auf N<strong>ich</strong>twissen) n<strong>ich</strong>t vorzeitig<br />

zu nehmen. Dies gilt n<strong>ich</strong>t nur für<br />

Minderjährige, sondern sinngemäß<br />

auch für vor<strong>aus</strong>s<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t dauerhaft<br />

einwilligungsunfähige Patienten.<br />

Im übrigen gilt der Grundsatz, dass<br />

die Sorgeberechtigten, dies sind<br />

in der Regel die Eltern, hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong><br />

ihrer Zustimmung dem Wohl des<br />

Patienten verpfl<strong>ich</strong>tet sind.<br />

Diese bisher in den Leitlinien gegebenen<br />

Handlungsempfehlungen finden<br />

s<strong>ich</strong> im Ergebnis in §14 des kürzl<strong>ich</strong><br />

verabschiedeten Gendiagnostikgesetzes<br />

(GenDG – Gesetzentwurf der<br />

Bundesregierung vom 13.10.08 -<br />

Drucksache 16/10532) wieder.<br />

AUTORIN<br />

Anne Mönn<strong>ich</strong><br />

Redakteurin <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!<br />

Das Brustkrebsmagazin<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


Gendiagnostik und medizinische<br />

Betreuung von Risikopatienten<br />

KOSTENüBERNAHME DURCH DIE PRIVATE KRANKENVERSICHERUNG<br />

Hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> <strong>einer</strong> Kostenübernahme<br />

durch eine private Krankenvers<strong>ich</strong>erung<br />

(PKV) ist zunächst einmal<br />

danach zu unterscheiden, ob Betroffene<br />

(bereits Erkrankte) oder<br />

Rat Suchende (n<strong>ich</strong>t Erkrankte <strong>aus</strong><br />

<strong>einer</strong> Risikofamilie) Leistungen in<br />

Anspruch nehmen.<br />

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BETROFFENE<br />

Lassen s<strong>ich</strong> Betroffene nach <strong>einer</strong><br />

entsprechenden Beratung genetisch<br />

testen, handelt es s<strong>ich</strong> um einen so<br />

genannten diagnostischen Test, mit<br />

dem nach <strong>einer</strong> genetischen Ursache<br />

für eine bereits bestehende, klinisch<br />

manifestierte Krankheit gesucht<br />

wird. Diese Leistungen sind als medizinisch<br />

notwendige Heilbehandlung<br />

vom privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erungsschutz<br />

erfasst. Gle<strong>ich</strong>es gilt für die<br />

Teilnahme an einem intensivierten<br />

Früherkennungsprogramm, wie es<br />

in den Zentren des deutschen Kon-


sortiums für „Familiären Brust- und<br />

Eierstockkrebs“ durchgeführt wird,<br />

sowie für die empfohlenen prophylaktischen<br />

Maßnahmen. Die in<br />

Anspruch genommenen Leistungen<br />

werden, wie gesetzl<strong>ich</strong> vorgeschrieben,<br />

gemäß der Gebührenordnung<br />

für Ärzte (GOÄ) den Betroffenen in<br />

Rechnung gestellt. Soweit einzelne<br />

Leistungen in der GOÄ n<strong>ich</strong>t in originären<br />

Gebührenpositionen abgebildet<br />

sind, werden diese wie beim<br />

Mammographie-Screening analog<br />

§ 6 Absatz 2 GOÄ in Rechnung<br />

gestellt. Die Kosten werden den<br />

Betroffenen von der PKV erstattet,<br />

wobei im individuellen Tarif vereinbarte<br />

Selbstbehalte sowie mögl<strong>ich</strong>e<br />

Auswirkungen auf die Beitragsrückerstattung<br />

zu berücks<strong>ich</strong>tigen sind.<br />

RAT SUCHENDE<br />

Für die Rat Suchenden, also die<br />

n<strong>ich</strong>t Erkrankten in <strong>einer</strong> Hochrisiko-Familie,<br />

stellt s<strong>ich</strong> die gesamte<br />

Situation hingegen anders dar.<br />

Primärprävention ist eine vers<strong>ich</strong>erungsfremde<br />

Leistung insofern als<br />

jeder vernünftige Mensch solche<br />

Leistungen in Anspruch nehmen<br />

wird, weshalb es ökonomisch<br />

irrational ist, dafür Vers<strong>ich</strong>erungsschutz<br />

beanspruchen zu wollen.<br />

Vers<strong>ich</strong>erbar sind nur zufällige,<br />

seltene Risiken. Deshalb fallen Vorsorgeuntersuchungen<br />

grundsätzl<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t unter den Schutz der PKV – es<br />

sei denn, die Präventionsleistung ist<br />

gesetzl<strong>ich</strong> eingeführt (zum Beispiel<br />

das Mammographie-Screening der<br />

50- bis 69-Jährigen). Mangels eines<br />

entsprechenden Beschlusses des<br />

Gemeinsamen Bundes<strong>aus</strong>schusses<br />

(G-BA) besteht bislang kein gesetzl<strong>ich</strong>er<br />

Anspruch der gesetzl<strong>ich</strong><br />

vers<strong>ich</strong>erten Rat Suchenden auf die<br />

Durchführung eines prädiktiven Gentests<br />

zur Feststellung <strong>einer</strong> erbl<strong>ich</strong>en<br />

Veranlagung für Brust- und Eierstockkrebs,<br />

die noch n<strong>ich</strong>t klinisch manifestiert<br />

ist. Entsprechendes gilt für<br />

die Teilnahme an dem intensivierten<br />

Früherkennungsprogramm sowie für<br />

die empfohlenen prophylaktischen<br />

Maßnahmen. Vor diesem Hintergrund<br />

können die Rat Suchenden für<br />

derartige Präventionsleistungen von<br />

ihrem privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erer<br />

grundsätzl<strong>ich</strong> keine Kostenerstattung<br />

erwarten. Die gesetzl<strong>ich</strong>en<br />

Krankenkassen haben jedoch mit<br />

den spezialisierten Früherkennungszentren<br />

eine Vereinbarung geschlossen,<br />

<strong>aus</strong> der s<strong>ich</strong> ein Anspruch der<br />

gesetzl<strong>ich</strong> vers<strong>ich</strong>erten Frauen mit<br />

Risiko eines familiären Brust- und<br />

Eierstockkrebses ergibt.<br />

Um n<strong>ich</strong>t nur den Betroffenen,<br />

sondern auch den Rat Suchenden<br />

<strong>einer</strong> Risikofamilie die Teilnahme<br />

an einem intensivierten Früherkennungsprogramm<br />

und etwaige<br />

prophylaktische Maßnahmen zu<br />

ermögl<strong>ich</strong>en, hat der Verband der<br />

privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erung e.V.<br />

mit dem Klinikum der Universität<br />

zu Köln für dessen Zentrum für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“<br />

eine Rahmenvereinbarung über das<br />

Screening, die Gendiagnostik und<br />

| Bin <strong>ich</strong> etwa selbst betroffen?<br />

die gegebenenfalls indizierten Vorsorgeuntersuchungen<br />

geschlossen,<br />

der inzwischen die Mehrzahl der<br />

anderen Zentren des Deutschen<br />

Konsortiums und der insgesamt 47<br />

Unternehmen der privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erung<br />

beigetreten sind, so<br />

dass eine Kostenerstattung erfolgt,<br />

obwohl diese Vorsorge n<strong>ich</strong>t gesetzl<strong>ich</strong><br />

eingeführt ist und unverändert<br />

ein Forschungsprojekt darstellt. In<br />

jedem Falle sollten Rat Suchende<br />

zuvor eine Kostenübernahmeerklärung<br />

ihres PKV Unternehmens<br />

einholen.<br />

SORGEN UNBEGRüNDET<br />

Etwaige Bedenken bereits privat<br />

vers<strong>ich</strong>erter Betroffener und Rat Suchender,<br />

dass ihr PKV Unternehmen<br />

durch die Einholung <strong>einer</strong> Kostenübernahmeerklärung<br />

oder durch die<br />

Vorlage der Belege zur Kostenerstattung<br />

Kenntnis von der (geplanten)<br />

Durchführung eines Gentests erlangt<br />

und <strong>aus</strong> dieser Kenntnis Nachteile<br />

für den Vers<strong>ich</strong>erten entstehen, sind<br />

unbegründet. Dies gilt zum einen für<br />

den eigenen bestehenden privaten<br />

Krankenvers<strong>ich</strong>erungsschutz. Denn<br />

es gibt in der PKV keine nachträgl<strong>ich</strong>e<br />

Erhöhung des Vers<strong>ich</strong>erungsbeitrages<br />

aufgrund von Erkrankungen<br />

nach Vers<strong>ich</strong>erungsbeginn<br />

und keine Kündigungsmögl<strong>ich</strong>keit<br />

des PKV Unternehmens aufgrund <strong>einer</strong><br />

Vorerkrankung oder Disposition,<br />

die nach Vers<strong>ich</strong>erungsbeginn eingetreten<br />

beziehungsweise erkannt<br />

worden ist. Problematisch sind ledig-<br />

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Ethisch kann nur geboten<br />

sein, dass die Gendiagnostik<br />

<strong>aus</strong>schließl<strong>ich</strong> im Forschungs-<br />

l<strong>ich</strong> die Fälle,<br />

in denen Vorerkrankungen<br />

und<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

beim Antrag auf Vers<strong>ich</strong>erung<br />

n<strong>ich</strong>t erwähnt wurden. Zum<br />

anderen bedeutet diese Kenntnis<br />

auch für die Angehörigen der Betroffenen<br />

kein Risiko, denn selbst für<br />

den n<strong>ich</strong>t zuletzt wegen des durch<br />

die „Freiwillige Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung<br />

des Gesamtverbands der<br />

Deutschen Vers<strong>ich</strong>erungswirtschaft<br />

e.V. (GDV)“ (auch Moratorium<br />

genannt) 1 bestehenden Verwertungsverbots<br />

kaum vorstellbaren<br />

Fall, dass ein PKV Unternehmen<br />

einen Vers<strong>ich</strong>erungsantrag eines<br />

n<strong>ich</strong>t selbst erkrankte Angehörigen<br />

<strong>aus</strong> diesem Grund ablehnen<br />

wollte, müsste es diese Ablehnung<br />

begründen. Ohne eine Nennung<br />

der Ablehnungsgründe stünde dem<br />

Antragsteller zudem der Rechtsweg<br />

offen. Hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> neugeborener<br />

Kinder von privat Krankenvers<strong>ich</strong>erten<br />

besteht für das betreffende PKV<br />

Unternehmen ein so genannter Kontrahierungszwang,<br />

das heißt es hat<br />

für sie einen Vers<strong>ich</strong>erungsschutz<br />

ohne Risikoprüfung anzubieten. Im<br />

Falle eines Wechsels in einen anderen<br />

Vers<strong>ich</strong>erungstarif oder von<br />

der GKV in die PKV oder zu einem<br />

anderen PKV Unternehmen sind bei<br />

kontext durchgeführt wird.<br />

<strong>einer</strong> (erneuten) Risikoprüfung die<br />

zwischenzeitl<strong>ich</strong> durchgeführten<br />

medizinischen Maßnahmen selbstverständl<strong>ich</strong><br />

anzugeben, n<strong>ich</strong>t aber<br />

der bei – gesunden – Rat Suchenden<br />

gegebenenfalls durchgeführte<br />

prädiktive Gentest oder gar dessen<br />

Ergebnis.<br />

KEIN PLATZ FüR WILDES<br />

GEN-SCREENING<br />

Inzwischen gibt es leider einen<br />

Trend, das genetische prädiktive<br />

Screening bei Verdacht auf familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs von<br />

Einr<strong>ich</strong>tungen außerhalb der Zentren<br />

des Deutschen Konsortiums von<br />

in freier Praxis niedergelassenen<br />

Ärzten und Laboratorien durchführen<br />

zu lassen. Dies führt erkennbar zu<br />

<strong>einer</strong> Indikations<strong>aus</strong>weitung. Zumindest<br />

einige Anbieter halten s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t<br />

an die s<strong>ich</strong> <strong>aus</strong> der Familienanamnese<br />

ergebenden Einschlusskriterien<br />

und beschränken die Gendiagnostik<br />

n<strong>ich</strong>t auf die etablierten Gene<br />

BRCA1 und BRCA2. Als Ergebnis<br />

werden die betroffenen Frauen mit<br />

letztl<strong>ich</strong> uninterpretierbaren Untersu-<br />

chungsergebnissen konfrontiert,<br />

die nur zu ihrer nachhaltigen Veruns<strong>ich</strong>erung<br />

führen können. Das ist<br />

ethisch zumindest fragwürdig, auch<br />

weil es s<strong>ich</strong> grundsätzl<strong>ich</strong> unverändert<br />

um Forschung am Menschen<br />

handelt, die ethisch nur vertretbar<br />

ist, wenn sie mit wissenschaftl<strong>ich</strong>em<br />

Erkenntnisgewinn verbunden ist,<br />

den Privatanbieter n<strong>ich</strong>t gewährleisten<br />

können. Ethisch kann nur geboten<br />

sein, dass die Gendiagnostik<br />

<strong>aus</strong>schließl<strong>ich</strong> im Forschungskontext<br />

durchgeführt wird. Dies kann nur<br />

durch die etablierten Zentren für familiären<br />

Brust- und Eierstockskrebs<br />

gewährleistet werden, n<strong>ich</strong>t aber<br />

durch niedergelassene Ärzte.<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr. med. Jürgen Fritze<br />

Leitender Verbandsarzt<br />

PKV Verband der privaten<br />

Krankenvers<strong>ich</strong>erung e.V. Köln<br />

1 www.gdv.de/Themen/Lebensvers<strong>ich</strong>erungAltersvorsorge/Altersvorsorgepolitik/Lebensvers<strong>ich</strong>erung___Altersvorsorge/<br />

inhaltsseite15706.html<br />

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Folgende Unternehmen der privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erung sind der Rahmenvereinbarung<br />

zwischen dem PKV Verband und dem Kölner Zentrum beigetreten:<br />

�<br />

�<br />

ARAG Krankenvers<strong>ich</strong>erungs-AG, 81628 München<br />

AXA Krankenvers<strong>ich</strong>erung AG, 50592 Köln<br />

� Barmenia Krankenvers<strong>ich</strong>erung a.G., 42094 Wuppertal<br />

� Bayerische Beamtenkrankenkasse AG, 81537 München<br />

� Central Krankenvers<strong>ich</strong>erung AG, 50593 Köln<br />

� Concordia Krankenvers<strong>ich</strong>erungs-AG, 30621 Hannover<br />

� DBV-Winterthur Krankenvers<strong>ich</strong>erung AG, 65178 Wiesbaden<br />

� Debeka Krankenvers<strong>ich</strong>erungsverein auf Gegenseitigkeit, 56058 Koblenz<br />

� Deutscher Ring Krankenvers<strong>ich</strong>erungsverein a.G., 20449 Hamburg<br />

� DEVK Krankenvers<strong>ich</strong>erungs-AG, 50729 Köln<br />

� DKV Deutsche Krankenvers<strong>ich</strong>erung AG, 50594 Köln<br />

� Gothaer Krankenvers<strong>ich</strong>erung AG, 50598 Köln<br />

� Hallesche Krankenvers<strong>ich</strong>erung a.G., Postfach 10 60 17, 70049 Stuttgart<br />

� HUK-COBURG-Krankenvers<strong>ich</strong>erung AG, Postfach 18 02, 96408 Coburg<br />

� Inter Krankenvers<strong>ich</strong>erung a.G., Postfach 10 16 62, 68016 Mannheim<br />

� LVM Krankenvers<strong>ich</strong>erungs-AG, 48126 Münster<br />

� Mannheimer Krankenvers<strong>ich</strong>erung AG, 68127 Mannheim<br />

� MÜNCHENER VEREIN Krankenvers<strong>ich</strong>erung a.G., 80283 München<br />

� SIGNAL Krankenvers<strong>ich</strong>erung a.G., 44121 Dortmund<br />

� Süddeutsche Krankenvers<strong>ich</strong>erung a.G., Postfach 19 23, 70709 Fellbach<br />

� uniVersa Krankenvers<strong>ich</strong>erung a.G., 90333 Nürnberg<br />

� Württembergische Krankenvers<strong>ich</strong>erung AG, 70163 Stuttgart<br />

Folgende sieben Zentren für „Familiären Brust- und Eierstockkrebs“ sind der Rahmenvereinba-<br />

rung zwischen dem PKV Verband und dem Kölner Zentrum beigetreten:<br />

� Berlin<br />

� Düsseldorf<br />

� Köln/Bonn<br />

� München<br />

� Kiel<br />

� Ulm<br />

� Würzburg<br />

| Bin <strong>ich</strong> etwa selbst betroffen?<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


x5 Wie kann kann <strong>ich</strong> seelisch <strong>ich</strong> mit <strong>einer</strong> seelisch familiären Belastung mit <strong>einer</strong> umgehen?<br />

familiären Belastung umgehen?<br />

0 Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Nach der Entscheidung für eine<br />

Genanalyse hat die erste Phase der<br />

Auseinandersetzung mit <strong>einer</strong> Genmutation<br />

schon stattgefunden. Wenn<br />

dann tatsächl<strong>ich</strong> die Bestätigung<br />

kommt, stellt s<strong>ich</strong> die Situation noch<br />

einmal anders dar, insbesondere<br />

auch im Hinblick auf die Familie<br />

oder die noch anstehende Familienplanung.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! sprach<br />

mit Professorin Dr. Elisabeth Gödde,<br />

Fachärztin für Humangenetik<br />

und Psychotherapeutin in Datteln,<br />

über die psychischen Aspekte <strong>einer</strong><br />

Genmutation.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Frau Professorin<br />

Gödde, welche Empfehlungen geben<br />

Sie <strong>einer</strong> betroffenen Person im<br />

Zusammenhang mit der Mitteilung<br />

über einen Mutationsbefund in psychotherapeutischer<br />

Hins<strong>ich</strong>t?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: Das Gespräch<br />

über den Befund der Genuntersuchung<br />

findet in der Regel erst<br />

dann statt, wenn schon Gespräche<br />

über die Indikationsstellung <strong>aus</strong><br />

medizinischer S<strong>ich</strong>t, aber auch<br />

– und ganz besonders – <strong>aus</strong> der individuellen<br />

S<strong>ich</strong>t der Rat suchenden<br />

Person, der Blutentnahme und der<br />

Genanalyse vor<strong>aus</strong>gegangen sind.<br />

Die Mitteilung des Befundes knüpft<br />

an diese Gespräche an. Selbstverständl<strong>ich</strong><br />

entscheidet die Patientin,<br />

| Wie kann <strong>ich</strong> seelisch mit <strong>einer</strong> familiären Belastung umgehen?<br />

Ängste und Sorgen<br />

ZUM SEELISCHEN UMGANG MIT EINER GENMUTATION<br />

ob der Befund mitgeteilt wird und<br />

an wen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Welche Entscheidungshilfen<br />

können Sie bei <strong>einer</strong><br />

noch <strong>aus</strong>stehenden Familienplanung<br />

anbieten? Ist eine Genmutation<br />

ein Grund, s<strong>ich</strong> gegen Kinder zu<br />

entscheiden?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: Die Frage<br />

„Kinder – ja oder nein?“ ist eine sehr<br />

komplexe und zutiefst persönl<strong>ich</strong>e<br />

Frage. Neben den „sachl<strong>ich</strong>en“,<br />

also medizinischen, wirtschaftl<strong>ich</strong>en,<br />

gesellschaftl<strong>ich</strong>en Argumenten kann<br />

eine formale Familienplanung nur<br />

dann zum emotionalen Hafen Familie<br />

führen, wenn der gemeinsame<br />

Kinderwunsch in <strong>einer</strong> Paarbeziehung<br />

Raum greift. Das Gespräch mit<br />

psychotherapeutisch <strong>aus</strong>gebildeten<br />

Humangenetikern hat in diesem<br />

Zusammenhang als Kernthemen<br />

die Schwangerschaftschancen in<br />

Abhängigkeit vom Alter der Frau<br />

sowie die genetischen Altersrisiken<br />

und den mögl<strong>ich</strong>en Umgang damit.<br />

Diese Gespräche können auch das<br />

Abwägen von Nutzen und Risiken<br />

der Tumortherapien, die die Chancen,<br />

schwanger zu werden, beeinflussen,<br />

unterstützen. Eines sollten<br />

diese Gespräche allerdings s<strong>ich</strong>er<br />

n<strong>ich</strong>t: bestimmte Entscheidungen<br />

empfehlen. Ob das Wissen um<br />

eine krankheitsrelevante Mutation<br />

ein Grund für oder gegen Kinder<br />

ist, können nur die Menschen entscheiden,<br />

die die Konsequenzen in<br />

ihr Leben integrieren müssen. Und<br />

das sind mit S<strong>ich</strong>erheit n<strong>ich</strong>t die<br />

Berater!<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Was raten Sie Eltern<br />

hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> der Abklärung, ob die<br />

Genmutation auf ihre Kinder übertragen<br />

wurde? Sollten Eltern ihre<br />

Kinder hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> <strong>einer</strong> familiären<br />

Brustkrebsveranlagung humangenetisch<br />

testen lassen? Macht es Sinn,<br />

dies so früh wie mögl<strong>ich</strong> zu tun oder<br />

wann wäre Ihrer Ans<strong>ich</strong>t nach ein<br />

sinnvoller Zeitpunkt?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: Die Erkrankungsrisiken<br />

durch die krankheitsrelevanten<br />

Mutationen in den<br />

BRCA-Genen treten nach dem heutigen<br />

Stand der Erkenntnis frühestens<br />

ab dem jungen Erwachsenenalter<br />

ein. Auch wenn es manchen Eltern<br />

n<strong>ich</strong>t so vorkommt: Dies ist durch<strong>aus</strong><br />

ein Alter, in dem junge Menschen<br />

verantwortungsbewusst entscheiden<br />

können. Es ist n<strong>ich</strong>t notwendig,<br />

der nächsten Generation diese<br />

Entscheidung abzunehmen. Eltern<br />

sind s<strong>ich</strong>er n<strong>ich</strong>t gezwungen, den<br />

Konflikt zwischen ihrer Verantwortungspfl<strong>ich</strong>t<br />

und dem Entscheidungsrecht<br />

ihrer Kinder alleine zu lösen.<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 1


Die Kinder erleben in der Familie,<br />

wie ihre Eltern mit der Diagnostik<br />

umgegangen sind beziehungsweise<br />

wie sie damit umgehen. Dies gibt<br />

eine Orientierung vor.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Neben der Sorge um<br />

die Familie(nplanung) kommt für die<br />

betroffene Person die Frage nach<br />

den optimalen Vorsorgemaßnahmen<br />

auf. Für Mutationsträgerinnen kann<br />

„Generell gilt:<br />

Eine Intervention zum<br />

individuell falschen<br />

Zeitpunkt ist langfristig<br />

vermutl<strong>ich</strong> schädl<strong>ich</strong>er<br />

als keine Intervention.“<br />

nach Expertenmeinung eine maximale<br />

Risikoreduktion nur mit prophylaktischen<br />

Operationen erre<strong>ich</strong>t<br />

werden. Welche Entscheidungshilfe<br />

kann man <strong>einer</strong> Mutationsträgerin<br />

<strong>aus</strong> psychotherapeutischer S<strong>ich</strong>t<br />

an die Hand geben, um s<strong>ich</strong> für<br />

oder gegen einen solchen Eingriff<br />

entscheiden zu können?<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: Die beiden<br />

prophylaktischen Operationen<br />

sind massive Eingriffe sowohl in die<br />

körperl<strong>ich</strong>e als auch in die seelische<br />

Unversehrtheit. Sie haben als Trauma<br />

ihre Bedeutung auf unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />

Ebenen: Die Entfernung der<br />

Brüste zerstört das Körperbild, der<br />

Schaden ist offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>. Gle<strong>ich</strong>zeitig<br />

wird das Selbstwertgefühl<br />

beschädigt, wobei hier der Einfluss<br />

durch das gesellschaftl<strong>ich</strong>e Bild<br />

der weibl<strong>ich</strong>en Brust n<strong>ich</strong>t vernachlässigt<br />

werden sollte. Außerdem<br />

muss die Bedeutung der Brüste im<br />

individuellen Erleben von Sexualität<br />

sowie Schwangerschaft und Stillzeit<br />

berücks<strong>ich</strong>tigt werden. Die Entfernung<br />

der Keimdrüsen und weiterer<br />

innerer Geschlechtsorgane ist zwar<br />

n<strong>ich</strong>t so offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>, als Trauma<br />

jedoch tief greifend. Zum einen<br />

wird das kreative Potenzial, an der<br />

Entstehung neuen Lebens beteiligt zu<br />

sein, abgeschnitten. Zum anderen<br />

wird das individuelle Hormonsystem<br />

erhebl<strong>ich</strong> beschädigt, was bei allem<br />

Nutzen im Sinne der Tumorprophylaxe<br />

das körperl<strong>ich</strong>e Wohlbefinden,<br />

die sexuelle Erlebnisfähigkeit sowie<br />

die Persönl<strong>ich</strong>keit – kurz: die individuelle<br />

Lebensqualität, massiv<br />

beeinflusst. Und: Lebensqualität ist<br />

das, was die Betroffene für s<strong>ich</strong> gut<br />

findet. Grundsätzl<strong>ich</strong> sollte davon<br />

<strong>aus</strong>gegangen werden, dass die Entscheidungen<br />

über prophylaktische<br />

Operationen Reifungsprozesse sind,<br />

die ihre individuelle Zeit benötigen.<br />

Generell gilt: Eine Intervention zum<br />

individuell falschen Zeitpunkt ist<br />

langfristig vermutl<strong>ich</strong> schädl<strong>ich</strong>er<br />

als keine Intervention.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Sollte eine Betroffene<br />

ihren Partner in ihre Entscheidung<br />

mit einbeziehen? Wie könnte sie<br />

dies am besten tun?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: Welche<br />

Personen in diese Entscheidungen<br />

mit einbezogen werden, ist ebenfalls<br />

eine individuelle Entscheidung,<br />

für die es keine Patentrezepte gibt.<br />

Frauen, die bereits eine Krebserkrankung<br />

haben und für die es um<br />

eine Sekundärprophylaxe geht,<br />

wägen s<strong>ich</strong>er anders ab als Frauen,<br />

die bisher n<strong>ich</strong>t erkrankt sind.<br />

Im Rahmen der psychotherapeutischen<br />

Betreuung muss auch geklärt<br />

werden, ob <strong>aus</strong> psychischer S<strong>ich</strong>t<br />

Kontraindikationen bestehen.


<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> der<br />

prophylaktischen beidseitigen<br />

Entfernung von Eierstöcken und<br />

Eileitern heißt es, dass Frauen bei<br />

deren Durchführung vor dem 40.<br />

Lebensjahr am meisten profitieren<br />

würden. Dieser Zeitpunkt betrifft ein<br />

Alter, in dem s<strong>ich</strong> Frauen gegebenenfalls<br />

noch mit einem unerfüllten<br />

Kinderwunsch zu befassen haben.<br />

Welche psychotherapeutischen<br />

Empfehlungen können Sie diesen<br />

Frauen konkret geben?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: Zunächst<br />

sollte berücks<strong>ich</strong>tigt werden, dass ab<br />

dem 40. Lebensjahr für alle Frauen<br />

die Chance, spontan schwanger zu<br />

werden, deutl<strong>ich</strong> geringer wird. Damit<br />

stellt die zur operativen Prophylaxe<br />

empfohlene Altersgrenze 40.<br />

Lebensjahr keine schwerwiegend<br />

andere Grenzziehung dar. Im Einzelfall<br />

kann die Beurteilung eines<br />

optimalen Zeitpunktes allerdings<br />

anders <strong>aus</strong>sehen: Sind Verwandte<br />

deutl<strong>ich</strong> vor dem 40. Lebensjahr<br />

erkrankt oder gibt es zur individuellen<br />

Mutation Hinweise auf ein<br />

besonders frühes Erkrankungsalter,<br />

so kann es zu Konflikten kommen:<br />

Der Kinderwunsch kollidiert mit dem<br />

Wunsch nach S<strong>ich</strong>erheit. Die prophylaktischen<br />

Operationen stellen<br />

ein körperl<strong>ich</strong>es und ein seelisches<br />

Trauma dar: Der Körper wird verstümmelt,<br />

die Fruchtbarkeit und<br />

damit eine Lebensperspektive gehen<br />

verloren. Dies bedingt <strong>einer</strong>seits<br />

den Abschied vom heilen Selbstbild<br />

und bringt andererseits neues<br />

Heil, das reduzierte Krebsrisiko.<br />

Diese kontrollierte Destruktion zur<br />

| Wie kann <strong>ich</strong> seelisch mit <strong>einer</strong> familiären Belastung umgehen?<br />

Angstbewältigung sollte von einem<br />

kompetenten Gesprächspartner<br />

begleitet werden. Welche Psychotherapie<br />

im Einzelfall „die r<strong>ich</strong>tige“<br />

ist, hängt von vielen Faktoren ab:<br />

Welche Lebenserfahrung hat die<br />

Frau? Besteht bereits ein Vertrauensverhältnis<br />

zu einem bestimmten<br />

Therapeuten? Wie tief möchte die<br />

Frau in ihre Seele „einsteigen“? Und<br />

n<strong>ich</strong>t zu vergessen ganz praktische<br />

Ges<strong>ich</strong>tspunkte: Welche Angebote<br />

gibt es wohnortnah? Wie sieht die<br />

Finanzierung <strong>aus</strong>?<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie kann die Betroffene<br />

mit der vorzeitig eintretenden<br />

Menop<strong>aus</strong>e und ihren Symptomen<br />

umgehen? Können die Wechseljahresbeschwerden<br />

vielle<strong>ich</strong>t dadurch<br />

reduziert werden, dass s<strong>ich</strong><br />

die Betroffene gut auf die prophylaktische<br />

Operation vorbereitet und<br />

s<strong>ich</strong> zum Beispiel vor dem geplanten<br />

Eingriff seelisch „positiv“ einstellt?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: Frühzeitig<br />

und abrupt in die Menop<strong>aus</strong>e zu fallen<br />

kann, auch wenn es geplant ist,<br />

eine zieml<strong>ich</strong>e Belastung sein. Hilfre<strong>ich</strong><br />

sind s<strong>ich</strong>er alle Maßnahmen,<br />

die auch für die anderen Frauen, die<br />

s<strong>ich</strong> mit Menop<strong>aus</strong>enbeschwerden<br />

<strong>aus</strong>einandersetzen, zur Verfügung<br />

stehen. Dies geht bis zur kontrollierten<br />

Estrogensubstitution, die über<br />

einen definierten Zeitraum, zum<br />

Beispiel mehrere Monate, verordnet<br />

und dann <strong>aus</strong>geschl<strong>ich</strong>en, also<br />

allmähl<strong>ich</strong> reduziert und schließl<strong>ich</strong><br />

wieder abgesetzt wird. Eine positive<br />

Einstellung ist s<strong>ich</strong>er gut, aber keine<br />

Garantie für gutes Gelingen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Bei der Mastektomie<br />

wird der Verlust der weibl<strong>ich</strong>en Attribute<br />

s<strong>ich</strong>tbar, auch wenn er durch<br />

entsprechende Prothetik kaschiert<br />

werden kann. Gelten hier psychotherapeutische<br />

Besonderheiten?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: N<strong>ich</strong>t nur<br />

die äußerl<strong>ich</strong> getragene Prothese,<br />

auch ein gut operierter Brustaufbau<br />

ersetzt n<strong>ich</strong>t wirkl<strong>ich</strong> die verlorene<br />

Brust. Die „Nutzen-Trauma-Abwägung“<br />

ist ein w<strong>ich</strong>tiges Thema<br />

n<strong>ich</strong>t nur für die Betroffene selbst,<br />

sondern auch für die Partnerschaft<br />

und auch die Kinder, insbesondere<br />

die Töchter.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie kann eine Frau<br />

während der Partnersuche mit all<br />

diesen Themen umgehen?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Gödde: Ehrl<strong>ich</strong>,<br />

vor allem ehrl<strong>ich</strong> mit s<strong>ich</strong> selbst,<br />

auch wenn dies einsam machen<br />

kann ...<br />

AUTORIN<br />

Prof. Dr. med. habil.<br />

Elisabeth Gödde<br />

Fachärztin für Humangenetik und<br />

Psychotherapeutin, Datteln<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>e in<br />

der Risikofamilie<br />

Beschäftigt man s<strong>ich</strong> mit erbl<strong>ich</strong>en<br />

Krebserkrankungen, so stehen<br />

zuallererst die Betroffenen im Vordergrund:<br />

Wie fühlen sie s<strong>ich</strong>? Wie<br />

bewältigen sie die Information,<br />

Mutationsträger(in) und dadurch<br />

mit der Diagnose „Krebs“ konfrontiert<br />

zu sein? Außerdem müssen sie<br />

s<strong>ich</strong> mit der Frage <strong>aus</strong>einandersetzen,<br />

ob sie diese Information ihren<br />

Familien und damit ihren Kindern<br />

mitteilen oder n<strong>ich</strong>t.<br />

Betroffene kämpfen mit komplexen<br />

ethischen Dilemmata, wenn sie<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

s<strong>ich</strong> entscheiden, die genetische<br />

Information ihrem Nachwuchs mitzuteilen:<br />

Sie fühlen eine moralische<br />

Verpfl<strong>ich</strong>tung (weil die Kinder das<br />

Recht haben, Bescheid zu wissen),<br />

aber gle<strong>ich</strong>zeitig auch das Bedürfnis,<br />

die Kinder vor diesen Neuigkeiten<br />

zu beschützen.<br />

Auch die Kinder befinden s<strong>ich</strong> in<br />

<strong>einer</strong> sehr schwierigen Situation.<br />

Wenn ein Elternteil an erbl<strong>ich</strong>em<br />

Brustkrebs erkrankt ist, geht es<br />

zunächst darum, diese ernsthafte<br />

und oft bedrohl<strong>ich</strong>e Erkrankung<br />

des Elternteils zu verarbeiten. In<br />

einem zweiten Schritt taucht mögl<strong>ich</strong>erweise<br />

die Frage auf: Ist das<br />

ansteckend? Bekomme <strong>ich</strong> das jetzt<br />

auch? Muss <strong>ich</strong> sterben? Auf diese<br />

Fragen gibt es keine einfachen vorgefertigten<br />

Antworten.<br />

Etwas anders sieht die Situation<br />

<strong>aus</strong>, wenn es „nur“ um die Mitteilung<br />

eines positiven Befundes eines<br />

Elternteils geht, der Elternteil aber<br />

n<strong>ich</strong>t erkrankt ist. Hier stellt s<strong>ich</strong> die<br />

Frage: Muss <strong>ich</strong> den Befund meinem<br />

Kind überhaupt mitteilen? Ab wel-


chem Alter versteht mein Kind, was<br />

eine genetische Erkrankung ist?<br />

Ziel dieses Beitrags ist es, s<strong>ich</strong> mit<br />

der speziellen Situation von Kindern<br />

und Jugendl<strong>ich</strong>en in der Risikofamilie<br />

<strong>aus</strong>einander zu setzen – zum einen<br />

die Situation von Kindern und<br />

Jugendl<strong>ich</strong>en mit einem an Krebs<br />

erkrankten Elternteil, zum anderen<br />

die besondere Dynamik in <strong>einer</strong><br />

Risikofamilie.<br />

WIE GEHT ES KINDERN UND<br />

JUGENDLICHEN?<br />

Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>e reagieren<br />

sehr unterschiedl<strong>ich</strong> auf die<br />

Krebserkrankung eines Elternteils:<br />

Einige sind traurig oder wütend.<br />

Andere zeigen keine Gefühle oder<br />

sind fröhl<strong>ich</strong>. Manche sind starken<br />

Stimmungsschwankungen <strong>aus</strong>gesetzt.<br />

Häufig haben Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>e<br />

Schuldgefühle bezügl<strong>ich</strong><br />

der Erkrankung des Elternteils, aber<br />

auch die Befürchtung, selbst krank<br />

zu werden.<br />

Insgesamt gelten bis zu 50 Prozent<br />

der Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>en mit<br />

einem an Krebs erkrankten Elternteil<br />

als belastet, viele reagieren mit<br />

Angst und fühlen s<strong>ich</strong> alleingelassen.<br />

Vor allem die Jugendl<strong>ich</strong>en<br />

wollen die Eltern n<strong>ich</strong>t zusätzl<strong>ich</strong><br />

mit ihren Sorgen belasten und ziehen<br />

s<strong>ich</strong> lieber zurück. Die Fragen<br />

und Ängste jedoch bleiben. Das<br />

Gefühl, n<strong>ich</strong>t informiert zu werden<br />

oder n<strong>ich</strong>t helfen zu können, belastet<br />

zusätzl<strong>ich</strong>. Die Belastung der<br />

Jugendl<strong>ich</strong>en durch die Eltern wird<br />

| Wie kann <strong>ich</strong> seelisch mit <strong>einer</strong> familiären Belastung umgehen?<br />

oft unterschätzt, da sie ihre Sorgen<br />

n<strong>ich</strong>t nach außen zeigen, sondern<br />

versuchen, selbst zurechtzukommen.<br />

Besonders jugendl<strong>ich</strong>e Mädchen<br />

von erkrankten Müttern beschreiben<br />

s<strong>ich</strong> als belastet.<br />

DIE SPEZIELLE SITUATION IN<br />

DER RISIKOFAMILIE<br />

Fünf bis zehn Prozent der Brustkrebserkrankungen<br />

sind auf eine<br />

Genmutation zurückzuführen. In diesen<br />

Familien stellt s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t nur die<br />

Frage nach der Verarbeitung <strong>einer</strong><br />

Krebserkrankung beziehungsweise<br />

des erhöhten Erkrankungsrisikos,<br />

sondern auch der Umgang damit,<br />

dass mögl<strong>ich</strong>erweise Kinder betroffen<br />

sind.<br />

Da BRCA-bezogener Krebs vor dem<br />

25. Lebensjahr selten ist und es potentielle<br />

negative Aspekte der frühen<br />

Anwendung risikoreduzierender Interventionen<br />

gibt, werden im Zusammenhang<br />

mit BRCA1/2-Mutationen<br />

genetische Testungen bei Kindern<br />

n<strong>ich</strong>t routinemäßig durchgeführt<br />

und sind auch für die Altersgruppe<br />

der 18- bis 25-Jährigen umstritten.<br />

Da stellt s<strong>ich</strong> die<br />

Frage, ob Eltern<br />

ihre Kinder<br />

über einen positiven Testbefund<br />

aufklären müssen. Hierzu gibt es<br />

in der Forschung wenige Untersuchungen.<br />

WER WIRD INFORMIERT?<br />

Die Studien, die es bisher zum Thema<br />

gibt, beschäftigen s<strong>ich</strong> vor allem<br />

damit, ob der Befund mitgeteilt wurde<br />

oder n<strong>ich</strong>t, welche Faktoren dies<br />

beeinflussen und wie Kinder und<br />

Jugendl<strong>ich</strong>e die Befundmitteilung im<br />

Rückblick betrachten. Nahezu n<strong>ich</strong>ts<br />

ist darüber bekannt, wie s<strong>ich</strong> die<br />

Mitteilung auf die Kinder <strong>aus</strong>wirkt.<br />

Erste Ergebnisse dieser Studien zeigen,<br />

dass die Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>en<br />

keine besorgniserregenden<br />

Reaktionen auf die Mitteilung des<br />

Befundes zeigen.<br />

Durchgängig zeigt s<strong>ich</strong>, dass ungefähr<br />

die Hälfte der Frauen den Kindern<br />

den positiven Befund mitteilt,<br />

die andere Hälfte tut dies n<strong>ich</strong>t.<br />

Älteren Kindern werden die Ergebnisse<br />

oft früher mitgeteilt. Keinen<br />

Einfluss scheint das Geschlecht der<br />

„Das Gefühl, n<strong>ich</strong>t<br />

informiert zu werden oder<br />

n<strong>ich</strong>t helfen zu können,<br />

belastet zusätzl<strong>ich</strong>.“<br />

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„Ungefähr die Hälfte der<br />

befragten Kinder sorgt s<strong>ich</strong><br />

über ihre Gesundheit.“<br />

Kinder zu haben – sowohl Jungen<br />

als auch Mädchen werden über das<br />

Ergebnis informiert. Ein positiver<br />

Kommunikationsstil scheint eine Befundmitteilung<br />

zu fördern.<br />

WELCHE GRüNDE HABEN<br />

ELTERN FüR DAS MITTEILEN<br />

BEZIEHUNGSWEISE NICHT-<br />

MITTEILEN IHRES BEFUNDES?<br />

Fragt man die Mütter nach den<br />

Gründen für das Mitteilen, so ber<strong>ich</strong>tet<br />

die Mehrzahl der Mütter von<br />

der Befundmitteilung <strong>aus</strong> Respekt<br />

vor dem Recht ihrer Kinder davon<br />

zu erfahren und <strong>aus</strong> einem Verantwortungsgefühl,<br />

diese Information<br />

ihrem Kind weiterzugeben. Ein<br />

kl<strong>einer</strong>er Anteil der Mütter teilte den<br />

Befund <strong>aus</strong> Sorge um den emotionalen<br />

Zustand des Kindes und der<br />

Eltern-Kind-Beziehung mit. Zu den<br />

Gründen der Befundmitteilung von<br />

Brustkrebsuntersuchungen zählte<br />

in <strong>einer</strong> anderen Untersuchung die<br />

Bedeutsamkeit für den offenen Aust<strong>aus</strong>ch<br />

solcher Informationen und<br />

der Versuch, den Stress der Kinder<br />

zu reduzieren.<br />

Mütter, die ihren positiven Befund<br />

n<strong>ich</strong>t mitteilen, ber<strong>ich</strong>ten von Bedenken,<br />

die das Alter, den Reifegrad,<br />

den emotionalen Zustand und das<br />

Interesse der Kinder an den Ergebnissen<br />

betreffen. Die Hoffnung,<br />

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Fragen zu Krebs und Sterben zu<br />

vermeiden und die Kinder vor Stresserleben<br />

zu bewahren kann ebenso<br />

dazu führen, dass über Befunde<br />

n<strong>ich</strong>t gesprochen wird.<br />

WIE GEHT ES KINDERN UND<br />

JUGENDLICHEN NACH DER<br />

BEFUNDMITTEILUNG?<br />

Fragt man Jugendl<strong>ich</strong>e nach ihrer Reaktion<br />

auf die Mitteilung, so gaben<br />

in <strong>einer</strong> Untersuchung die meisten<br />

Befragten an, dass sie die Informationen<br />

gut verstanden hatten. Nur<br />

wenige waren von der Mitteilung<br />

überrascht. Einige Kinder ber<strong>ich</strong>teten<br />

von ihrer Sorge über das gesteigerte<br />

Risiko <strong>einer</strong> Krebserkrankung<br />

(entweder in Bezug auf s<strong>ich</strong> selbst<br />

oder auf Eltern und andere Familienmitglieder).<br />

Dennoch ber<strong>ich</strong>teten die<br />

meisten eine angemessene Reaktion<br />

auf die Mitteilung. Ein w<strong>ich</strong>tiger<br />

Einflussfaktor scheint hier das Alter<br />

zu sein: Jugendl<strong>ich</strong>e erleben die<br />

meisten Probleme, wobei Töchter<br />

eine besondere Risikogruppe zu<br />

sein scheinen.<br />

Generell kann gesagt werden, dass<br />

die Mehrheit keine signifikanten<br />

Einflüsse der Mitteilung auf ihre<br />

emotionale Gesundheit ber<strong>ich</strong>tet.<br />

übereinstimmend wurden keine<br />

negativen Auswirkungen auf die<br />

Beziehungen innerhalb und außer-<br />

halb der Familie angibt. Interessanterweise<br />

scheint die Mitteilung<br />

auch keinen Einfluss auf eigene<br />

Nachwuchspläne zu haben. Viele<br />

ber<strong>ich</strong>teten von Einflüssen auf das<br />

eigene Gesundheitsverhalten: das<br />

Rauchen aufzugeben und allgemein<br />

„gesund zu leben“. Allerdings handelt<br />

es s<strong>ich</strong> hierbei um Ber<strong>ich</strong>te, die<br />

Betroffene später einschätzten.<br />

Ungefähr die Hälfte der befragten<br />

Kinder sorgt s<strong>ich</strong> über ihre Gesundheit.<br />

Diese Angabe ist vergle<strong>ich</strong>bar<br />

mit internationalen Ber<strong>ich</strong>ten alltägl<strong>ich</strong>er<br />

gesundheitl<strong>ich</strong>er Besorgnisse<br />

in durchschnittl<strong>ich</strong>en St<strong>ich</strong>proben.<br />

EMPFEHLUNGEN<br />

Auf die Frage „In welchem Alter sollten<br />

Kinder informiert werden?“ gibt<br />

es derzeit noch keine Empfehlung<br />

<strong>aus</strong> fachl<strong>ich</strong>er S<strong>ich</strong>t. In der Literatur<br />

gibt es keine Angaben über das<br />

„r<strong>ich</strong>tige“ Alter der Kinder, um die<br />

Mutationsinformation mitzuteilen.<br />

Betroffene geben als Alter, in dem<br />

Kinder informiert werden sollen, die<br />

Spanne zwischen 13 und 18 Jahren<br />

an. Andere meinen, das beste Alter<br />

hierfür läge zwischen 19 und 25<br />

Jahren.<br />

Spr<strong>ich</strong>t man mit Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en<br />

über einen solchen Befund, ist<br />

es generell w<strong>ich</strong>tig, mögl<strong>ich</strong>e Sorgen<br />

der Kinder wahr und ernst zu nehmen.<br />

Es ist w<strong>ich</strong>tig, weiter darüber<br />

im Gespräch zu bleiben, den Kindern<br />

das Gespräch anzubieten aber<br />

n<strong>ich</strong>t aufzudrängen und Fragen der


Kinder altersgemäß und ehrl<strong>ich</strong> zu<br />

beantworten. Eine offene, positive<br />

Kommunikation scheint Forschungsergebnissen<br />

zufolge <strong>einer</strong> der Faktoren<br />

zu sein, die am w<strong>ich</strong>tigsten<br />

dafür sind, dass Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>e<br />

mit <strong>einer</strong> solchen Erfahrung im<br />

Weiteren gut umgehen können.<br />

Bei der Entscheidung zur Mitteilung<br />

kann man immer auch darüber<br />

nachdenken, s<strong>ich</strong> Unterstützung von<br />

Außen zu holen.<br />

FAZIT<br />

Was einzelne Untersuchungen nahe<br />

legen ist, dass es einen Bedarf für<br />

psychosoziale (Nachsorge) Betreu-<br />

| Wie kann <strong>ich</strong> seelisch mit <strong>einer</strong> familiären Belastung umgehen?<br />

ung nach <strong>einer</strong> genetischen Untersuchung<br />

gibt sowie für die Entwicklung<br />

von „Informationswerkzeugen“ und<br />

Unterstützungsinterventionen für die<br />

Hilfe bei der Mitteilung. Auf diesem<br />

Gebiet ist noch eine ganze Menge<br />

Forschung nötig, um Betroffenen solche<br />

Hilfen an die Hand zu geben.<br />

Auch die Studie BelaJu (Belastungen<br />

Jugendl<strong>ich</strong>er mit einem an Krebs erkrankten<br />

Elternteil) beschäftigt s<strong>ich</strong><br />

mit der Frage des Befindens von<br />

Jugendl<strong>ich</strong>en und Eltern nach ihrer<br />

Diagnose. Interessierte können s<strong>ich</strong><br />

gern an die im Autorenverze<strong>ich</strong>nis<br />

vermerkte Adresse wenden und im<br />

Internet unter ww.medpsy.de/belaju.html<br />

informieren und mit ihrer<br />

Teilnahme an der BelaJu Studie<br />

W<strong>ich</strong>tige Hinweise zum Umgang mit Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en<br />

bei <strong>einer</strong> Krebserkrankung der Mutter oder des Vaters<br />

� Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en sollte es ermögl<strong>ich</strong>t werden, mit ihrem<br />

erkrankten Elternteil zusammen zu sein, wenn sie dies möchten.<br />

� Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en sollte altersgemäß erklärt werden,<br />

was passiert. Die Fragen der Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>en sollten<br />

in jedem Fall beantwortet werden. Dabei muss darauf geachtet<br />

werden, sie n<strong>ich</strong>t mit medizinischem Fachwissen zu überhäufen.<br />

� Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>e wollen ehrl<strong>ich</strong>e Antworten auf ihre Fragen.<br />

Sie brauchen das Gefühl, dass ihre Fragen ernst genommen<br />

und ehrl<strong>ich</strong> beantwortet werden.<br />

� Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en muss unbedingt klar gemacht werden,<br />

dass sie keine Schuld an der Erkrankung der Mutter oder des<br />

Vaters haben – dass niemand Schuld an dieser Erkrankung hat.<br />

� Wenn man mit Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en über ein solch schwieriges<br />

Thema spr<strong>ich</strong>t, kann es sein, dass sie manchmal n<strong>ich</strong>t so<br />

reagieren, wie man es als Erwachsener erwartet. W<strong>ich</strong>tig ist es,<br />

Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en diesen Raum zu lassen – es gibt n<strong>ich</strong>t<br />

die „r<strong>ich</strong>tige“ Reaktion.<br />

Hinweise zum Umgang mit Kindern und Jugendl<strong>ich</strong>en bei <strong>einer</strong> bestehenden<br />

Krebserkrankung.<br />

helfen, mehr über die Situation<br />

von Jugendl<strong>ich</strong>en und ihren Eltern<br />

in dieser Lebenssituation her<strong>aus</strong>zufinden.<br />

AUTOREN<br />

Dipl.-Psych.<br />

Anja Fleischmann<br />

Wissenschaftl<strong>ich</strong>e Mitarbeiterin<br />

Medizinische Psychologie und<br />

Medizinische Soziologie<br />

Technische Universität Dresden<br />

Dipl.-Psych.<br />

Stephanie Drössler<br />

Wissenschaftl<strong>ich</strong>e Mitarbeiterin<br />

Medizinische Psychologie und<br />

Medizinische Soziologie<br />

Technische Universität Dresden<br />

Prof. Dr. Friedr<strong>ich</strong> Balck<br />

Leiter Medizinische Psychologie<br />

und Medizinische Soziologie<br />

Technische Universität Dresden<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


6<br />

Welche Auswirkungen hat die<br />

Genanalyse sonst noch?<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Genanalyse und<br />

Datenschutz<br />

Persönl<strong>ich</strong>e Daten, welche die Gesundheit<br />

betreffen, sind besonders<br />

schützenswert, da sie einen tiefen<br />

Einblick in die Privatsphäre ermögl<strong>ich</strong>en.<br />

Dies gilt umso mehr für genetische<br />

Daten. Die Entschlüsselung<br />

des menschl<strong>ich</strong>en Genoms führt zu<br />

immer mehr neuen medizinischen<br />

Erkenntnissen mit weit re<strong>ich</strong>enden<br />

Folgen für unser tägl<strong>ich</strong>es Leben.<br />

Genanalysen erlauben heutzutage<br />

bereits lange vor dem tatsächl<strong>ich</strong>en<br />

Ausbruch <strong>einer</strong> Krankheit Vorhersagen<br />

über deren Eintrittswahrscheinl<strong>ich</strong>keit,<br />

selbst wenn der/dem<br />

Betroffenen ihre/seine Anfälligkeit<br />

für diese Krankheit noch n<strong>ich</strong>t bekannt<br />

ist. Auch lassen Genanalysen<br />

Rückschlüsse auf die medizinische<br />

Konstellation von Blutsverwandten<br />

zu, ohne dass diese an dem Verfahren<br />

beteiligt sind.<br />

RECHT AUF INFORMATIO-<br />

NELLE SELBSTBESTIMMUNG<br />

Datenschutzrechtl<strong>ich</strong> ist deshalb<br />

das Selbstbestimmungsrecht der/<br />

des Betroffenen besonders w<strong>ich</strong>tig.<br />

Genetische Untersuchungen sollen<br />

grundsätzl<strong>ich</strong> nur von einem entsprechend<br />

<strong>aus</strong>gebildeten Arzt und<br />

nur dann durchgeführt werden,<br />

wenn die betroffene Person nach<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

umfassender Aufklärung über Zweck<br />

und mögl<strong>ich</strong>e Konsequenzen in eine<br />

solche Untersuchung eingewilligt<br />

hat. Zur informationellen Selbstbestimmung<br />

gehört zum Beispiel auch<br />

die Gewährleistung des Rechts auf<br />

N<strong>ich</strong>twissen. Darüber sollte der Arzt<br />

im Vorhinein mit den Betroffenen<br />

sprechen.<br />

Wenn eine Genanalyse im Krankenh<strong>aus</strong><br />

oder bei einem niedergelassenen<br />

Arzt durchgeführt wird, fallen<br />

dort zwangsläufig hochsensible Daten<br />

an. Die Betroffenen werden in<br />

einem Vorgespräch über ihre bisherige<br />

Krankengesch<strong>ich</strong>te befragt, zu<br />

der in der Regel auch besondere Erkrankungen<br />

in der näheren Familie<br />

gehören. Schließl<strong>ich</strong> wird auch das<br />

Ergebnis der Genanalyse auf der<br />

Patientenkartei vermerkt. All diese<br />

Daten sind gesetzl<strong>ich</strong> geschützt. Es<br />

gibt neben den Geheimhaltungsvorschriften<br />

im Bundesdatenschutzgesetz<br />

berufsständische Bestimmungen<br />

zur ärztl<strong>ich</strong>en Schweigepfl<strong>ich</strong>t und<br />

eine Vorschrift im Strafgesetzbuch,<br />

die den Bruch der ärztl<strong>ich</strong>en Schweigepfl<strong>ich</strong>t<br />

unter Strafe stellt. Das bedeutet<br />

allerdings nur, dass die Daten<br />

n<strong>ich</strong>t unbefugt offenbart werden<br />

dürfen. Datenübermittlungen <strong>aus</strong> der<br />

ärztl<strong>ich</strong>en Praxis an andere Stellen<br />

können <strong>aus</strong> den unterschiedl<strong>ich</strong>sten<br />

Gründen legitim sein: Zum Beispiel<br />

gibt es den Laborarzt, der Laborbefunde<br />

an andere Ärzte übermittelt;<br />

Daten werden an privatärztl<strong>ich</strong>e<br />

Verrechnungsstellen zum Zwecke<br />

der Abrechnung übertragen; Ärzte<br />

informieren s<strong>ich</strong> gegenseitig zum<br />

Zwecke der Abstimmung der Behandlung,<br />

so werden insbesondere<br />

H<strong>aus</strong>ärzte und Fachärzte oder Krankenhäuser<br />

informiert.<br />

Jede dieser Datenübermittlungen<br />

bedarf allerdings <strong>einer</strong> klaren Legitimation.<br />

Dies kann eine gesetzl<strong>ich</strong>e<br />

Ermächtigungsgrundlage sein oder<br />

in bestimmten Fällen auch eine Einwilligungserklärung<br />

des Patienten.<br />

DATENüBERMITTLUNG AN<br />

KRANKENKASSE ODER<br />

-VERSICHERUNG<br />

Ich will hier zunächst den Fall der<br />

Datenübermittlung an gesetzl<strong>ich</strong>e<br />

Krankenkassen her<strong>aus</strong>greifen: Es<br />

kommt relativ häufig vor, dass Krankenkassen<br />

s<strong>ich</strong> an niederge-lassene<br />

Ärzte wenden, um Auskünfte über<br />

einzelne Patienten zu erhalten. Die<br />

Hintergründe sind vielsch<strong>ich</strong>tig. In<br />

den Sozialgesetzbüchern ist genau<br />

geregelt, welche Informationen<br />

Krankenkassen und andere Sozialleistungsträger<br />

über die bei ihnen<br />

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0<br />

„Zur informationellen Selbstbestimmung gehört auch<br />

die Gewährleistung des Rechts auf N<strong>ich</strong>twissen.“<br />

Vers<strong>ich</strong>erten erhalten dürfen. Grundsätzl<strong>ich</strong><br />

dürfen Krankenkassen Patientendaten<br />

nur zu Abrechnungszwecken<br />

bekommen und nutzen. Es<br />

sind aber besondere Fälle denkbar,<br />

in denen die Krankenkasse ärztl<strong>ich</strong>e<br />

Informationen über ihre Vers<strong>ich</strong>erten<br />

benötigt. Nach dem Sozialgesetzbuch<br />

ist der Arzt verpfl<strong>ich</strong>tet, der<br />

Krankenkasse im Einzelfall auf Verlangen<br />

Auskunft zu erteilen, soweit<br />

es für die Durchführung von deren<br />

Aufgaben erforderl<strong>ich</strong> und gesetzl<strong>ich</strong><br />

zugelassen ist oder der Betroffene<br />

im Einzelfall eingewilligt hat.<br />

Erforderl<strong>ich</strong> ist die Datenerhebung<br />

nach dem Willen des Gesetzes immer<br />

dann, wenn anders die Aufgabe<br />

der Prüfung der Leistungspfl<strong>ich</strong>t<br />

n<strong>ich</strong>t ordnungsgemäß erfüllt werden<br />

kann. Natürl<strong>ich</strong> dürfen die Daten<br />

auch nur im Rahmen des erforderl<strong>ich</strong>en<br />

Zwecks verwendet werden.<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Bei den privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erungen<br />

läuft das etwas anders.<br />

Während die gesetzl<strong>ich</strong>en Kranken-<br />

und Unfallvers<strong>ich</strong>erungen verpfl<strong>ich</strong>tet<br />

sind, Anspruchsberechtigte ohne<br />

Ansehen ihrer Person und ohne Blick<br />

auf bereits vorhandene oder potenzielle<br />

Krankheiten aufzunehmen,<br />

gehen die privaten Vers<strong>ich</strong>erungen<br />

nach dem Prinzip der „Risikoäquivalenz“<br />

vor. Je höher das Risiko der<br />

vers<strong>ich</strong>erten Person, desto höher die<br />

Prämie. Das Interesse der privaten<br />

Vers<strong>ich</strong>erer an gendiagnostischen<br />

Untersuchungen und deren Ergebnissen<br />

ist demnach hoch. Nach<br />

heutigem Recht muss der Vers<strong>ich</strong>erungsinteressent<br />

der Vers<strong>ich</strong>erung<br />

unaufgefordert seinen aktuellen<br />

gesundheitl<strong>ich</strong>en Zustand mitteilen.<br />

Die Vers<strong>ich</strong>erungen können darüber<br />

hin<strong>aus</strong> eine ärztl<strong>ich</strong>e Untersuchung<br />

verlangen. Nur in Ausnahmefällen<br />

wird eine genetische Untersuchung<br />

verlangt, zum Beispiel bei konkretem<br />

Verdacht auf Missbrauch.<br />

In diesem Zusammenhang besteht<br />

ein freiwilliges Moratorium der<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsunternehmen, in dem<br />

sie s<strong>ich</strong> verpfl<strong>ich</strong>tet haben, auf prädikative<br />

(Krankheitsanlagen betreffende)<br />

genetische Untersuchungen<br />

im Vorfeld von Vertragsabschlüssen<br />

und auch auf die Information über<br />

bereits durchgeführte prädikative<br />

Untersuchungen zu verz<strong>ich</strong>ten.<br />

ENTWURF EINES<br />

GENDIAGNOSTIKGESETZES<br />

Derzeit wird im Deutschen Bundestag<br />

der Entwurf eines Gendiagnostikgesetzes<br />

beraten. (Anmerkung<br />

der Redaktion: Unmittelbar vor<br />

der Drucklegung dieses Ratgebers<br />

hat der Deutsche Bundestag am


24. April 2009 ein Gendiagnostikgesetz<br />

verabschiedet.) Darin<br />

soll klar geregelt werden, dass ein<br />

Vers<strong>ich</strong>erer vom Vers<strong>ich</strong>erten grundsätzl<strong>ich</strong><br />

weder vor noch nach Abschluss<br />

des Vers<strong>ich</strong>erungsvertrages<br />

die Vornahme genetischer Untersuchungen<br />

oder die Mitteilung von<br />

Ergebnissen <strong>aus</strong> bereits vorgenommenen<br />

genetischen Untersuchungen<br />

verlangen oder solche Ergebnisse<br />

oder Daten entgegennehmen oder<br />

verwenden darf. Letzteres soll für<br />

die Lebensvers<strong>ich</strong>erung, die Berufsunfähigkeitsvers<strong>ich</strong>erung,<br />

die Erwerbsunfähigkeitsvers<strong>ich</strong>erung<br />

und<br />

die Pflegevers<strong>ich</strong>erung nur dann<br />

n<strong>ich</strong>t gelten, wenn eine Leistung<br />

von mehr als 300.000 Euro oder<br />

mehr als 30.000 Euro Jahresrente<br />

vereinbart wird.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> unterliegen private<br />

Krankenvers<strong>ich</strong>erungen, anders als<br />

die gesetzl<strong>ich</strong>en Krankenkassen,<br />

n<strong>ich</strong>t dem strengen Sozialdatenschutz,<br />

doch müssen auch sie s<strong>ich</strong><br />

beim Umgang mit den sensiblen<br />

Gesundheitsdaten an Regeln<br />

halten. Nach dem Bundesdatenschutzgesetz<br />

dürfen auch private<br />

Vers<strong>ich</strong>erungen die Daten nur im<br />

Rahmen des Vertragszwecks, also<br />

der Kostenerstattung, erheben und<br />

nutzen.<br />

MEDIZINISCHE<br />

PRIVATSPHÄRE<br />

Für Betroffene, die durch eine Genanalyse<br />

erfahren haben, dass sie zu<br />

<strong>einer</strong> Hochrisikogruppe gehören,<br />

stellt s<strong>ich</strong> oftmals die Frage nach der<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

medizinischen Privatsphäre. Muss<br />

eine solche Information zum Beispiel<br />

an den Arbeitgeber gegeben<br />

werden und kann dieser aufgrund<br />

eines genetisch bedingten gesundheitl<strong>ich</strong>en<br />

Risikos einen Bewerber<br />

ablehnen oder gar ein bestehendes<br />

Arbeitsverhältnis auflösen?<br />

Ich interpretiere die derzeitige<br />

Rechtslage so, dass das Selbstbestimmungsrecht<br />

eines jeden Betroffenen<br />

dem Interesse des Arbeitgebers<br />

an leistungsfähigen gesunden<br />

Mitarbeitern vorgeht. Genetische<br />

Untersuchungen dürfen deshalb<br />

grundsätzl<strong>ich</strong> keine Basis für eine<br />

sachgerechte Personal<strong>aus</strong>wahl werden.<br />

Selbst durch eine Genanalyse<br />

festgestellte Dispositionen für eine<br />

Erkrankung ermögl<strong>ich</strong>en keine verbindl<strong>ich</strong>e<br />

Prognose, ob und wann<br />

und unter welchen Umständen s<strong>ich</strong><br />

die Erkrankung tatsächl<strong>ich</strong> <strong>aus</strong>wirkt.<br />

Der Schutz des Persönl<strong>ich</strong>keitsrechts<br />

der Beschäftigten verbietet die Erhebung<br />

eines umfassenden Persönl<strong>ich</strong>keits-<br />

oder Gesundheitsprofils.<br />

Allerdings enthält das Bundesdatenschutzgesetz<br />

gegenwärtig Abwägungskl<strong>aus</strong>eln<br />

und Unschärfen,<br />

die <strong>aus</strong>geräumt werden müssen.<br />

In dem hoffentl<strong>ich</strong> bald verabschiedeten<br />

Gendiagnostikgesetz<br />

soll klar geregelt werden, dass<br />

der Arbeitgeber weder im Bewerbungsverfahren<br />

noch im Verlauf<br />

eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

von dem Arbeitnehmer die Mitteilung<br />

von Ergebnissen genetischer<br />

Untersuchungen verlangen darf. Er<br />

soll solche Ergebnisse noch n<strong>ich</strong>t<br />

einmal entgegennehmen oder für<br />

Personalentscheidungen verwenden<br />

dürfen, wenn ihm der Beschäftigte<br />

solche Ergebnisse freiwillig zur<br />

Verfügung stellt. Ausnahmen sind<br />

ledigl<strong>ich</strong> unter dem Ges<strong>ich</strong>tspunkt<br />

des Arbeitsschutzes im Rahmen arbeitsmedizinischerVorsorgeuntersuchungen<br />

zulässig und dies auch nur<br />

unter sehr engen Vor<strong>aus</strong>setzungen,<br />

zum Beispiel bei gesundheitsgefährdenden<br />

Tätigkeiten. Der Gesetzentwurf<br />

enthält auch ein klares Benachteiligungsverbot.<br />

Arbeitgeber<br />

dürfen Beschäftigte n<strong>ich</strong>t wegen ihrer<br />

genetischen Dispositionen oder<br />

denen ihrer Blutsverwandten, zum<br />

Beispiel der Eltern, benachteiligen.<br />

Das gilt unabhängig davon, auf<br />

welche Weise dem Arbeitgeber die<br />

genetischen Eigenschaften bekannt<br />

geworden sind. Das Benachteiligungsverbot<br />

gilt auch für die Fälle,<br />

in denen s<strong>ich</strong> Beschäftigte weigern,<br />

s<strong>ich</strong> genetisch untersuchen zu lassen<br />

oder Ergebnisse genetischer Untersuchungen<br />

zu offenbaren.<br />

AUTOR<br />

Peter Schaar<br />

Der Bundesbeauftragte für den<br />

Datenschutz und die Informationsfreiheit,<br />

Bonn<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 1


Gut zu wissen!<br />

DIE VERSICHERUNGSRECHTLICHE BRISANZ VON GENTESTS<br />

Im Mittelpunkt der überlegungen<br />

steht im Hinblick auf die Thematik<br />

dieses Ratgebers die Krankenvers<strong>ich</strong>erung.<br />

Diese sind im<br />

Abschnitt I erörtert. Doch auch<br />

andere Personenvers<strong>ich</strong>erungen,<br />

wie Lebens- und Unfallvers<strong>ich</strong>erungen,<br />

können im Einzelfall<br />

betroffen sein, vergle<strong>ich</strong>e hierzu<br />

Abschnitt II.<br />

Dieser Ratgeber will eine erste Orientierung<br />

zu den angesprochenen<br />

Themenkreisen ermögl<strong>ich</strong>en. Es werden<br />

deshalb in einigen Passagen<br />

der Erörterung die relevanten Fragen<br />

vereinfacht dargestellt. Sollten<br />

s<strong>ich</strong> ernsthafte Probleme ergeben,<br />

wird empfohlen, mögl<strong>ich</strong>st frühzeitig<br />

anwaltl<strong>ich</strong>en Rat (Fachanwalt für<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsrecht) einzuholen.<br />

I. KRANKENVERSICHERUNG<br />

Auf den ersten Blick scheint es eine<br />

Selbstverständl<strong>ich</strong>keit zu sein, dass<br />

medizinische Leistungen, sei es<br />

durch Inanspruchnahmen von Vorsorgeuntersuchungen<br />

oder in Form<br />

von Heilbehandlungen, Geld kosten.<br />

Die Abs<strong>ich</strong>erung der wirtschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Risiken erfolgt durch<br />

eine Krankenvers<strong>ich</strong>erung. Je nachdem,<br />

für welche Art von Vers<strong>ich</strong>erungsschutz<br />

s<strong>ich</strong> die/der Betroffene<br />

entschieden hat, bestehen teilweise<br />

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erhebl<strong>ich</strong>e Unterschiede beim Kostenschutz.<br />

Es sind im wesentl<strong>ich</strong>en<br />

drei Erscheinungsformen des<br />

Kostenschutzes zu unterscheiden:<br />

� die gesetzl<strong>ich</strong>e Krankenvers<strong>ich</strong>erung;<br />

� die private Krankenvers<strong>ich</strong>erung;<br />

� eine Kombination von GKV<br />

und PKV, indem neben <strong>einer</strong><br />

bestehenden GKV noch eine<br />

private Zusatzvers<strong>ich</strong>erung abgeschlossen<br />

wird.<br />

Die rechtl<strong>ich</strong>en Grundlagen der GKV<br />

sind im Wesentl<strong>ich</strong>en im Sozialgesetzbuch<br />

Teil V (SGB V) geregelt.<br />

Hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> der PKV ist es, rechtl<strong>ich</strong><br />

betrachtet, etwas komplizierter. Der<br />

rechtl<strong>ich</strong>e Rahmen der PKV definiert<br />

s<strong>ich</strong> <strong>aus</strong> zwei Grundlagen: <strong>aus</strong><br />

dem Inhalt des abgeschlossenen<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsvertrages und<br />

nach den gesetzl<strong>ich</strong>en Vorschriften<br />

zum Vers<strong>ich</strong>erungsvertrag, dem Vers<strong>ich</strong>erungsvertragsgesetz<br />

(VVG).<br />

Das VVG wurde mit Wirkung zum<br />

1. Januar 2008 reformiert.<br />

Das neue VVG (VVG 00 ) hat<br />

tief greifende Neuregelungen<br />

zum privaten Vers<strong>ich</strong>erungsrecht mit<br />

s<strong>ich</strong> gebracht. Unter anderem neu<br />

geregelt wurden die so genannten<br />

Obliegenheiten. Mit dem Begriff<br />

„Obliegenheiten“ werden die Pfl<strong>ich</strong>ten<br />

des Vers<strong>ich</strong>erungsnehmers beze<strong>ich</strong>net,<br />

die er vor und während des<br />

laufenden Vertrages erfüllen muss.<br />

Vereinfacht dargestellt gibt es drei<br />

Gruppen von Obliegenheiten. Vor<br />

dem Vertragsschluss stellt der Vers<strong>ich</strong>erer<br />

im Vers<strong>ich</strong>erungsantrag „Fragen<br />

zum Risiko“. Bei der Personenvers<strong>ich</strong>erung<br />

(Unfall-, Kranken- oder<br />

Lebensvers<strong>ich</strong>erung) sind es im Wesentl<strong>ich</strong>en<br />

die Gesundheitsfragen.<br />

Diese Obliegenheiten nennt man<br />

Anzeigeobliegenheiten. Während<br />

des laufenden Vers<strong>ich</strong>erungsvertrages<br />

kann es erforderl<strong>ich</strong> sein,<br />

bestimmte Verhaltensregeln einzuhalten.<br />

Diese Pfl<strong>ich</strong>ten nennt man<br />

Gefahrstandobliegenheiten. Ist<br />

ein Vers<strong>ich</strong>erungsfall eingetreten<br />

(Beispiel zur Krankenvers<strong>ich</strong>erung:<br />

ein Arztbesuch ist erforderl<strong>ich</strong>) bestehen<br />

für den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

ebenfalls Verhaltenspfl<strong>ich</strong>ten, diese<br />

nennt man Obliegenheiten im<br />

Schadenfall. Im VVG 2008 wurde<br />

nun die Re<strong>ich</strong>weite dieser Pfl<strong>ich</strong>ten<br />

und die Sanktionen für den Fall des<br />

Verstoßes teilweise völlig neu geregelt.<br />

Viele dieser neuen Vorschriften<br />

sind in ihrer Tragweite zum heutigen<br />

Zeitpunkt selbst für Experten n<strong>ich</strong>t<br />

vorhersehbar. Nach den intertemporalen<br />

Vorschriften (Artikel 1 des<br />

Einführungsgesetzes zum Vers<strong>ich</strong>e-


ungsvertragsgesetzes = EGVVG)<br />

zum VVG 2008 sind aber diese<br />

Neuregelungen mit Wirkung vom<br />

1. Januar 2009 zwingend auf alle<br />

privaten Vers<strong>ich</strong>erungsverträge anzuwenden.<br />

Die bereits vor der Reform des<br />

VVG abgeschlossenen PKV-Verträge<br />

bleiben in der bisherigen<br />

Form bestehen, allerdings mit der<br />

Maßgabe, dass auf die ursprüngl<strong>ich</strong><br />

nach dem bisherigen VVG geschlossenen<br />

Verträge nun die s<strong>ich</strong><br />

<strong>aus</strong> dem VVG 2008 ergebenden<br />

rechtl<strong>ich</strong>en Rahmenbedingungen<br />

Anwendung finden. Nach Artikel<br />

1 EGVVG haben die Vers<strong>ich</strong>erer<br />

die Option, bereits vor der Reform<br />

abgeschlossene Verträge der neuen<br />

Rechtslage anzupassen. Macht ein<br />

Vers<strong>ich</strong>erer davon Gebrauch, muss<br />

er vorher den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

darüber schriftl<strong>ich</strong> informieren und<br />

dabei die Unterschiede zwischen<br />

altem und neuem Vertrag kenntl<strong>ich</strong><br />

machen.<br />

1. Wahl der Vers<strong>ich</strong>erungs-<br />

form<br />

Die Wahl für eine Vers<strong>ich</strong>erungsform<br />

– GKV oder PKV – geschieht zunächst<br />

meist n<strong>ich</strong>t freiwillig. Man kann zwei<br />

Phasen unterscheiden: Kinderzeit<br />

und Erwachsenenzeit.<br />

Mit der Geburt des Menschen besteht<br />

zunächst erst einmal automatisch<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsschutz. Ob das<br />

Neugeborene gesetzl<strong>ich</strong> oder<br />

privat vers<strong>ich</strong>ert ist, hängt von<br />

den Eltern ab.<br />

Sind die Eltern gesetzl<strong>ich</strong> vers<strong>ich</strong>ert,<br />

sind Kinder kraft gesetzl<strong>ich</strong>er<br />

„Unabhängig von der<br />

Vers<strong>ich</strong>erungspfl<strong>ich</strong>t in<br />

der GKV zu sehen, ist die<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit, eine Zusatzvers<strong>ich</strong>erung<br />

bei der PKV<br />

abzuschließen, um den<br />

Leistungsanspruch zu<br />

erweitern.“<br />

Definition in § 10 Absatz 2 SGB V<br />

bis zum vollendeten 18. Lebensjahr<br />

im Rahmen der so genannten Familienvers<strong>ich</strong>erung<br />

mitvers<strong>ich</strong>ert. Diese<br />

Situation dauert bis zur Vollendung<br />

des 23. Lebensjahres an, wenn das<br />

Kind bis zu diesem Alter noch n<strong>ich</strong>t<br />

erwerbstätig ist. Sie kann s<strong>ich</strong> bis<br />

zum vollendeten 25. Lebensjahr verlängern,<br />

wenn s<strong>ich</strong> das Kind noch in<br />

<strong>einer</strong> Schul- oder Berufs<strong>aus</strong>bildung<br />

befindet, ohne Entgelt zu erzielen.<br />

Danach ist das inzwischen erwachsen<br />

gewordene Kind gesondert zu<br />

vers<strong>ich</strong>ern.<br />

Besteht für beide Eltern eine PKV,<br />

hat gemäß § 198 VVG 2008 der<br />

PKV-Vers<strong>ich</strong>erer rückwirkend zwei<br />

Monate nach Mitteilung das Kind<br />

von s<strong>einer</strong> Geburt an zu vers<strong>ich</strong>ern<br />

mit dem gle<strong>ich</strong>en Bedingungswerk,<br />

das für die Eltern besteht. Beitrags-<br />

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zuschläge oder Ausschlüsse sind<br />

generell unzulässig, auch wenn das<br />

Kind behindert sein sollte.<br />

Ist nur <strong>einer</strong> der Eltern privat, der<br />

andere hingegen gesetzl<strong>ich</strong> vers<strong>ich</strong>ert,<br />

besteht zunächst ebenfalls<br />

mit der Geburt Vers<strong>ich</strong>erungsschutz<br />

im Rahmen der PKV. Ob das Kind<br />

aber dann im Rahmen der GKV<br />

oder der PKV vers<strong>ich</strong>ert wird, hängt<br />

gemäß § 10 Absatz 3 SGB V davon<br />

ab, ob die Einkünfte des in der PKV<br />

vers<strong>ich</strong>erten Elternteils die Beitragsbemessungsgrenze<br />

zur GKV nach<br />

§ 6 Absatz 6 SGB V übersteigt. Als<br />

Sonderfall zu erwähnen sind noch<br />

die Personen, die freiwillig im Rahmen<br />

der GKV vers<strong>ich</strong>ert sind. Hier<br />

verbleibt es bei dem Einschluss des<br />

Kindes in die GKV.<br />

„Die Frage des Kostenschutzes<br />

für Vorsorgeuntersuchungen<br />

in<br />

der PKV wird im<br />

juristischen Schrifttum<br />

weit gehend ignoriert.“<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Bei Adoptivkindern gelten die vorerwähnten<br />

Vorschriften entsprechend.<br />

Eine w<strong>ich</strong>tige Ausnahme besteht bei<br />

der PKV allerdings bezügl<strong>ich</strong> der<br />

Zulässigkeit von Beitragszuschlägen<br />

gemäß § 198 Absatz 2 Satz<br />

2 VVG 2008. Die Zulässigkeit dieser<br />

gesetzl<strong>ich</strong>en Regelung, die im<br />

bisherigen VVG in § 178 d Absatz<br />

2 Satz 2 wortgle<strong>ich</strong> enthalten war,<br />

war bereits s<strong>einer</strong>zeit umstritten.<br />

Gegen die Vorschrift bestanden<br />

und bestehen verfassungsrechtl<strong>ich</strong>e<br />

Bedenken wegen Verstoßes gegen<br />

das Gle<strong>ich</strong>heitsrecht nach Artikel 3<br />

des Grundgesetzes.<br />

Die zweite Phase beginnt mit der<br />

Aufnahme der eigenen Berufstätigkeit.<br />

Eine Wahlmögl<strong>ich</strong>keit,<br />

für welche Form des Vers<strong>ich</strong>erungs-<br />

schutzes man s<strong>ich</strong> entscheiden<br />

möchte, besteht n<strong>ich</strong>t immer. Vereinfacht<br />

<strong>aus</strong>gedrückt kann man sagen,<br />

dass kraft Gesetzes jedermann im<br />

Rahmen der GKV pfl<strong>ich</strong>tvers<strong>ich</strong>ert<br />

ist, es sei denn, er gehört <strong>einer</strong> der<br />

nachbenannten Ausnahmegruppen<br />

an, denen ein Wahlrecht zusteht:<br />

Aufgrund Einkommenshöhe:<br />

Arbeiter und Angestellte, deren<br />

regelmäßiges Jahresarbeitsentgelt<br />

die Jahresarbeitsentgeltgrenze<br />

übersteigt;<br />

Aufgrund des Berufes:<br />

Beamte, R<strong>ich</strong>ter, Soldaten auf Zeit<br />

und die Personen, die gegenüber<br />

<strong>einer</strong> Körperschaft des öffentl<strong>ich</strong>en<br />

Rechts, <strong>einer</strong> Stiftung oder<br />

einem Verband einen Anspruch


auf Fortzahlung der Bezüge im<br />

Krankheitsfall und auf Beihilfe<br />

oder Heilfürsorge haben;<br />

Aufgrund von Selbständigkeit:<br />

alle selbständig Tätigen, n<strong>ich</strong>t aber<br />

Künstler oder Publizisten (vergle<strong>ich</strong>e<br />

Künstlersozialvers<strong>ich</strong>erungsgesetz),<br />

auch n<strong>ich</strong>t Landwirte und deren<br />

mitarbeitende Angehörigen.<br />

Im Rahmen dieser Darstellung<br />

kann <strong>aus</strong> Platzgründen n<strong>ich</strong>t jede<br />

denkbare Variante erörtert werden.<br />

Erwähnenswert dürften aber noch<br />

die Empfänger von Arbeits-<br />

losengeld II (ALG II) und geringfügig<br />

Beschäftigte sein. ALG II<br />

Empfänger sind kraft Gesetzes in<br />

der GKV vers<strong>ich</strong>ert. Bei geringfügig<br />

Beschäftigten hängt die Frage davon<br />

ab, ob die betroffene Person in<br />

einem anderen, n<strong>ich</strong>t geringfügigen<br />

Beschäftigungsverhältnis Einkünfte<br />

erzielt oder <strong>aus</strong> selbständiger Tätigkeit.<br />

Besteht kein weiteres Beschäftigungsverhältnis,<br />

ist die betreffende<br />

Person entweder im Rahmen der<br />

Familienvers<strong>ich</strong>erung mitvers<strong>ich</strong>ert<br />

oder es dürfte – falls jemand Single<br />

und ohne ein weiteres Beschäftigungsverhältnis<br />

ist – mutmaßl<strong>ich</strong><br />

ein Anspruch nach ALG I oder ALG<br />

II bestehen. Dann besteht Vers<strong>ich</strong>erungsschutz<br />

in der GKV.<br />

Unabhängig von der Vers<strong>ich</strong>erungspfl<strong>ich</strong>t<br />

in der GKV zu sehen, ist die<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit, eine Zusatzvers<strong>ich</strong>erung<br />

bei der PKV abzuschließen,<br />

um den Leistungsanspruch zu erweitern.<br />

Ebenso haben Personen,<br />

die n<strong>ich</strong>t kraft Gesetzes in der GKV<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

vers<strong>ich</strong>ert sind, die Option, s<strong>ich</strong> für<br />

die GKV zu entscheiden. Ausgenommen<br />

sind jedoch diejenigen, die<br />

bereits einen längeren Zeitraum in<br />

der PKV vers<strong>ich</strong>ert sind. Wegen der<br />

Handhabung dieses komplizierten<br />

Sonderfalls wird auf die Vorschrift<br />

§ 9 SGB V verwiesen.<br />

Es stellt s<strong>ich</strong> für jeden die Frage,<br />

ob Vers<strong>ich</strong>erungsschutz im Rahmen<br />

der PKV – zusätzl<strong>ich</strong> oder substitutiv,<br />

das heißt, anstelle der GKV<br />

– genommen werden soll. Bei denjenigen,<br />

die ein Wahlrecht haben,<br />

stellt s<strong>ich</strong> die Frage zwangsläufig.<br />

übl<strong>ich</strong>erweise stehen dabei zwei<br />

Themen im Mittelpunkt, namentl<strong>ich</strong><br />

wirtschaftl<strong>ich</strong>e Überlegungen<br />

und der Umfang des Vers<strong>ich</strong>erungsschutzes.<br />

Bei den wirtschaftl<strong>ich</strong>en Überlegungen<br />

geht es um die Höhe der<br />

Beiträge. Gerade junge Menschen<br />

können deutl<strong>ich</strong> preiswerter gle<strong>ich</strong>artigen<br />

oder gar umfangre<strong>ich</strong>eren<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsschutz in der PKV<br />

abschließen. Für diejenigen, die,<br />

wie zum Beispiel Beamte, Ansprüche<br />

im Rahmen der Beihilfe oder<br />

Heilfürsorge in Anspruch nehmen<br />

können, beträgt der monatl<strong>ich</strong>e<br />

Beitrag oft weniger als die Hälfte<br />

des Beitrages in der GKV. Des Weiteren<br />

muss man würdigen, dass die<br />

Beiträge in der PKV unabhängig<br />

vom Einkommen berechnet<br />

werden. Einkommenssteigerungen<br />

bleiben ohne Auswirkung auf die<br />

Höhe des monatl<strong>ich</strong>en Beitrags.<br />

Zudem muss man sehen, dass durch<br />

die fast immer jährl<strong>ich</strong> erfolgenden<br />

Anpassungen der Beitragsbemessungsgrenze<br />

in der GKV für Bezieher<br />

höherer Einkommen auch Beitragserhöhungen<br />

<strong>aus</strong>gelöst werden.<br />

Auch in der PKV werden Beiträge<br />

erhöht. Bezogen auf die letzten 40<br />

Jahre kann man indes feststellen,<br />

dass deren Erhöhungen die Beitragsentwicklung<br />

in der GKV deutl<strong>ich</strong><br />

unterschritten haben. Schließl<strong>ich</strong><br />

bieten viele PKV-Vers<strong>ich</strong>erer<br />

im Fall der N<strong>ich</strong>tinanspruchnahme<br />

des Vers<strong>ich</strong>erungsschutzes während<br />

eines Kalenderjahres Rückvergütungen<br />

an.<br />

Der Umfang des Vers<strong>ich</strong>erungsschutzes<br />

der PKV ist dem in der<br />

GKV überlegen. Die GKV bietet<br />

zwar auch gemäß § 11 SGB V<br />

Anspruch auf Leistungen zur Verhütung<br />

von Krankheiten und deren<br />

Verschlimmerung, zur Früherkennung<br />

von Krankheiten und zur<br />

Behandlung <strong>einer</strong> Krankheit. Doch<br />

unter dem Credo des so genannten<br />

Wirtschaftl<strong>ich</strong>keitsgebotes (vergl.<br />

zur Definition des Begriffs § 12<br />

SGB V) sind inzwischen zahlre<strong>ich</strong>e<br />

medizinisch durch<strong>aus</strong> sinnvolle<br />

Leistungen <strong>aus</strong> dem Leistungskatalog<br />

der GKV gestr<strong>ich</strong>en oder zumindest<br />

eingeschränkt worden. Bei<br />

der Früherkennung von Krankheiten<br />

sind durch Rechtsverordnungen<br />

Altersgrenzen eingeführt und die<br />

Häufigkeit der Untersuchungen<br />

eingeschränkt worden. Es ist n<strong>ich</strong>t<br />

in die Entscheidungsfreiheit des<br />

Vers<strong>ich</strong>erten gestellt, ob und gegebenenfalls<br />

wie häufig jemand Vorsorgeuntersuchungen<br />

durchführen<br />

lässt.<br />

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„Wenn ergebnisoffene Untersuchungen,<br />

die auch der Vorsorge dienen, vom<br />

Kostenschutz der PKV erfasst sind, wird<br />

man n<strong>ich</strong>t p<strong>aus</strong>chal jedwede Vorsorgeuntersuchung<br />

<strong>aus</strong>grenzen können.“<br />

Die Frage des Kostenschutzes<br />

für Vorsorgeuntersuchungen<br />

in der PKV wird im juristischen<br />

Schrifttum weit gehend ignoriert. In<br />

der einschlägigen <strong>Komme</strong>ntierung<br />

(vergle<strong>ich</strong>e beispielsweise Bach/<br />

Moser, Private Krankenvers<strong>ich</strong>erung,<br />

3. Auflage 2002; Schubach<br />

in Münchener Anwaltshandbuch<br />

zum Vers<strong>ich</strong>erungsrecht, 2. Auflage<br />

2008 § 23 Rn 166; H. Müller<br />

in Beckmann/Matusche-Beckmann,<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsrechts-Handbuch, 2.<br />

Auflage 2009, § 44 Rn 149; Prölss<br />

in Prölss/Martin, aaO zu § 178 b<br />

VVG Rn 8ff.) wird ledigl<strong>ich</strong> erwähnt,<br />

dass diese Untersuchungen mitvers<strong>ich</strong>ert<br />

seien, ohne aber einschlägige<br />

Urteile zu zitieren.<br />

Nur auf den ersten Blick könnte<br />

es den Anschein haben, dass es<br />

keine Streitfälle zu dieser Thematik<br />

gibt. Ambulant durchgeführte<br />

Vorsorgeuntersuchungen werden<br />

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schließl<strong>ich</strong> <strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong> als Vers<strong>ich</strong>erungsfall<br />

anerkannt. Allerdings<br />

ist im Gesetz eine w<strong>ich</strong>tige<br />

Einschränkung enthalten. In §<br />

192 Absatz 1 VVG 2008 wird die<br />

Kostenerstattung auf die Vorsorgeuntersuchungen<br />

zur Früherkennung<br />

von Krankheiten begrenzt, die „gesetzl<strong>ich</strong><br />

eingeführten Programmen“<br />

entsprechen. Das VVG alte Fassung<br />

(a.F.) enthielt in § 178 b Absatz 1<br />

eine gle<strong>ich</strong> lautende Formulierung.<br />

Man könnte die Formulierung im<br />

Gesetz so verstehen, dass bezügl<strong>ich</strong><br />

der Erstattungsfähigkeit der<br />

Kosten für Vorsorgeuntersuchungen<br />

die PKV auf die gesetzl<strong>ich</strong>en Regelungen<br />

zur GKV verweisen will. Der<br />

Verweis auf „gesetzl<strong>ich</strong> eingeführte<br />

Programme“ kann nur auf Vorsorgeuntersuchungen<br />

im Sinne des SGB V<br />

verstanden werden.<br />

Tatsächl<strong>ich</strong> aber kommt es in der<br />

Praxis immer wieder zu Streitfällen,<br />

weil s<strong>ich</strong> einige PKV-Vers<strong>ich</strong>erer<br />

weigern, Kosten für Vorsorgeuntersuchungen<br />

zu übernehmen. Diese<br />

Konflikte werden aber anscheinend<br />

im Verborgenen geführt, denn es<br />

sind kaum ger<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>e Entscheidungen<br />

zu diesem Themenkreis<br />

publiziert (vergle<strong>ich</strong>e LG Dortmund<br />

NJW-RR 2008, 118). Kein Streit<br />

darf entstehen, wenn die Vorsorgeuntersuchungen<br />

gesetzl<strong>ich</strong> eingeführten<br />

Programmen entsprechen,<br />

auf § 25 SGB V wird verwiesen.<br />

Damit dürfte es jedoch n<strong>ich</strong>t sein Bewenden<br />

haben. Zwar wird insbesondere<br />

von Verbandsvertretern der PKV<br />

propagiert, dass die Leistungspfl<strong>ich</strong>t<br />

der PKV bezügl<strong>ich</strong> Vorsorgeuntersuchungen<br />

sehr begrenzt sind und<br />

so genanntes „Wildes Screening“<br />

n<strong>ich</strong>t zu bezahlen sei. Bei näherer<br />

Analyse des § 192 Absatz 1 VVG<br />

indes dürfte wohl eine differenzierte<br />

Betrachtung r<strong>ich</strong>tig sein.


Zu unterscheiden sein dürften insofern<br />

� „allgemeine“ Vorsorgeuntersuchungen<br />

zur Früherkennung von<br />

Krankheiten<br />

� und Vorsorgeuntersuchungen aufgrund<br />

„konkreten Anlasses“.<br />

Eigentl<strong>ich</strong> ist es ganz einfach: In vielen<br />

Fällen wird ein Arzt von einem<br />

Patienten konsultiert, weil aufgrund<br />

von konkreten Beschwerden Untersuchungsbedarf<br />

gesehen wird.<br />

Ebenso kommt es vor, dass <strong>aus</strong> Sorge<br />

um die eigene Gesundheit („allgem<strong>einer</strong><br />

Gesundheits-Check“) eine<br />

Untersuchung gewünscht wird. Dass<br />

diese Kosten im Rahmen der PKV zu<br />

erstatten sind, steht n<strong>ich</strong>t im Streit.<br />

Auch wenn ein konkreter Anlass<br />

besteht, eine Untersuchung durchzuführen,<br />

weiß der Patient oft n<strong>ich</strong>t,<br />

welches Ergebnis ihn erwartet. Die<br />

Untersuchung erfolgt, <strong>aus</strong> S<strong>ich</strong>t des<br />

Patienten, ergebnisoffen. Sie dient<br />

der Vorsorge und nur in den Fällen,<br />

in denen konkreter Behandlungsbedarf<br />

gesehen wird, erfolgt eine<br />

solche. Wenn aber ergebnisoffene<br />

Untersuchungen, die auch der Vorsorge<br />

dienen, vom Kostenschutz der<br />

PKV erfasst sind, wird man n<strong>ich</strong>t<br />

p<strong>aus</strong>chal jedwede Vorsorgeuntersuchung<br />

<strong>aus</strong>grenzen können. Immer<br />

dann, wenn ein konkreter Anlass<br />

besteht, dürfte der Kostenschutz<br />

bestehen. Anders bewertet werden<br />

dürfen deshalb nach dem Wortlaut<br />

nur die aufgrund von Lebensalter<br />

durchgeführten, turnusmäßigen,<br />

Untersuchungen. Nach dem Wesen<br />

der PKV dürfte insofern auch n<strong>ich</strong>t<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

zu problematisieren sein, worin der<br />

Patient den konkreten Anlass für<br />

die Durchführung der vorsorgenden<br />

Untersuchung sieht. Maßstab für<br />

die Kostenerstattungspfl<strong>ich</strong>t ist die<br />

medizinische Notwendigkeit, die<br />

bei einem konkreten Anlass wohl<br />

vorliegen dürfte.<br />

Auch ansonsten ist der Leistungskatalog<br />

der PKV weitergehender<br />

als der der GKV. Kosten für eine<br />

Behandlung nach <strong>einer</strong> Methode<br />

der so genannten Alternativmedizin<br />

werden von der GKV nur<br />

im Ausnahmefall erstattet. § 135<br />

SGB V bestimmt, dass nur Leistungen<br />

erbracht für Behandlungsmaßnahmen<br />

werden, die von den<br />

Bundes<strong>aus</strong>schüssen der Ärzte und<br />

Krankenkassen empfohlen werden.<br />

In der PKV hingegen genügt für die<br />

Erstattungspfl<strong>ich</strong>t eine so genannte<br />

medizinische Notwendigkeit. Diese<br />

soll vorliegen, wenn es nach den<br />

objektiven medizinischen und wissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Erkenntnissen zum<br />

Zeitpunkt der Behandlung vertretbar<br />

war, sie als medizinisch notwendig<br />

anzusehen (ständige Rechtsprechung,<br />

vergle<strong>ich</strong>e BGH VersR 1996,<br />

1224 und Schoenfeldt/Kalis in<br />

Bach/Moser aaO Rn 42 mit zahlre<strong>ich</strong>en<br />

weiteren Nachweisen <strong>aus</strong><br />

Rechtsprechung und Schrifttum). Die<br />

alternative Medizin ist in der PKV zu<br />

berücks<strong>ich</strong>tigen und darf n<strong>ich</strong>t nur<br />

deshalb, weil es s<strong>ich</strong> um Alternativmedizin<br />

handelt, vom Kostenschutz<br />

<strong>aus</strong>genommen werden (Müller-Stein<br />

in van Bühren, Handbuch Vers<strong>ich</strong>erungsrecht,<br />

4. Auflage 2009, § 17<br />

Rn 59; zur Unwirksamkeit der so ge-<br />

nannten Wissenschaftl<strong>ich</strong>keitskl<strong>aus</strong>el<br />

vergle<strong>ich</strong>e BGH NJW 1993, 2369).<br />

Auch Fragen der Wirtschaftl<strong>ich</strong>keit<br />

dürfen nach der so genannten<br />

Privatklinik-Entscheidung des BGH<br />

(VersR 2003, 581) in der PKV<br />

keine Rolle spielen. Auch Kostenerstattung<br />

für die Inanspruchnahme<br />

eines Heilpraktikers kann n<strong>ich</strong>t<br />

per se <strong>aus</strong>geschlossen werden.<br />

Schließl<strong>ich</strong> ist zu würdigen, dass<br />

Privatpatienten aufgrund der deutl<strong>ich</strong><br />

besseren Honorierung der Ärzte<br />

durch die PKV einen le<strong>ich</strong>teren Zugang<br />

zu Ärzten und insbesondere zu<br />

Spezialisten haben. In zahlre<strong>ich</strong>en<br />

Kliniken wird eine Chefarztbehandlung<br />

nur noch Privatpatienten<br />

zugängl<strong>ich</strong> gemacht. Gle<strong>ich</strong>es gilt<br />

auch für die Behandlung durch frei<br />

praktizierende Spezialisten. Man<br />

mag diese Entwicklung rechtspolitisch<br />

geißeln. An der gegenwärtigen<br />

Situation ändert diese nachvollziehbare<br />

Kritik indes n<strong>ich</strong>ts. Der<br />

zum Zeitpunkt der Abfassung dieser<br />

Erörterung aktuell schwelende Konflikt<br />

zwischen der Ärzteschaft und<br />

den gesetzl<strong>ich</strong>en Krankenvers<strong>ich</strong>erungen<br />

um die Höhe der Honorierung<br />

der ärztl<strong>ich</strong>en Leistungen hat<br />

in zahlre<strong>ich</strong>en Fällen dazu geführt,<br />

dass so genannte N<strong>ich</strong>t-akut-Patienten<br />

der GKV n<strong>ich</strong>t oder nur sehr<br />

eingeschränkt behandelt wurden.<br />

Wägt man die vorerwähnten Vor-<br />

und Nachteile ab, spr<strong>ich</strong>t auf den<br />

ersten Blick vieles dafür, s<strong>ich</strong>, sofern<br />

man eine Wahlmögl<strong>ich</strong>keit hat, für<br />

die PKV zu entscheiden. So einfach<br />

liegen die Dinge jedoch n<strong>ich</strong>t.<br />

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Bei der Entscheidung muss man<br />

näml<strong>ich</strong> betrachten, dass es auch<br />

bei der PKV Problemfelder gibt,<br />

die allerdings mit anderen Fragestellungen<br />

im Zusammenhang stehen.<br />

Typische Konfliktfelder in der PKV<br />

sind:<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Anzeigeobliegenheiten: unzutreffende<br />

Angaben im Antrag<br />

Mitteilungspfl<strong>ich</strong>ten: Auskunftsobliegenheiten<br />

und Genehmigungspfl<strong>ich</strong>ten<br />

vor bestimmten<br />

Behandlungen<br />

Wartezeiten: für bestimmte<br />

Leistungen können Wartezeiten<br />

vereinbart werden<br />

Prämienverzug: Kündigung<br />

durch den Vers<strong>ich</strong>erer, wenn<br />

der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer <strong>aus</strong><br />

wirtschaftl<strong>ich</strong>en Gründen die<br />

Folgeprämien n<strong>ich</strong>t oder n<strong>ich</strong>t<br />

rechtzeitig zahlt<br />

Heilbehandlung im Ausland:<br />

allerdings auch in der GKV<br />

n<strong>ich</strong>t respektive nur teilweise<br />

erstattungsfähig<br />

Alternativmedizin: n<strong>ich</strong>t jede<br />

Behandlungsmaßnahme mit der<br />

so genannten Alternativmedizin<br />

ist erstattungspfl<strong>ich</strong>tig, in der GKV<br />

jedoch ist die Regelung deutl<strong>ich</strong><br />

strenger.<br />

Die weit<strong>aus</strong> meisten Konfliktfälle<br />

beziehen s<strong>ich</strong> auf die Anzeigeobliegenheitsverletzung,<br />

das heißt,<br />

unzutreffende Angaben im An-<br />

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tragsformular bei Abschluss des<br />

PKV-Vertrages.<br />

. Anzeigeobliegenheiten<br />

Die GKV kennt Anzeigeobliegenheiten<br />

n<strong>ich</strong>t. Mit dem Beitritt zur<br />

GKV ist der Vers<strong>ich</strong>erte gemäß<br />

des gesetzl<strong>ich</strong> festgelegten Leistungskatalogs<br />

der GKV vers<strong>ich</strong>ert,<br />

unabhängig davon, ob schon beim<br />

Beitritt Risikopotenzial oder gar<br />

Vorerkrankungen bestehen oder<br />

n<strong>ich</strong>t. Die GKV stellt keine Gesundheitsfragen<br />

und kennt keine Gesundheitsprüfung,<br />

sondern gewährt ab<br />

dem Beitritt im Rahmen des Leistungskatalogs<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsschutz.<br />

Der Beitritt kann <strong>aus</strong> medizinischen<br />

Gründen von der GKV weder angefochten<br />

noch in sonstiger Weise<br />

annulliert werden.<br />

In der PKV spielen die Anzeigeobliegenheiten<br />

eine w<strong>ich</strong>tige Rolle.<br />

Die Bedeutung erwächst den Anzeigeobliegenheiten<br />

<strong>aus</strong> den Sanktionen<br />

im Falle der Verletzung zu.<br />

Allerdings hat s<strong>ich</strong> die Rechtslage<br />

durch das VVG 2008 verändert.<br />

Das VVG 2008 gilt für alle Verträge,<br />

die nach dem 31. Dezember<br />

2007 geschlossen wurden, für alle<br />

Verträge mit Wirkung vom 1. Januar<br />

2009 und für Neuverträge<br />

(vergle<strong>ich</strong>e Artikel 1 EGVVG). Das<br />

bislang geltende VVG (VVG alter<br />

Fassung = a.F.) sieht strenge Sanktionen<br />

für den Fall der Verletzung<br />

von Anzeigeobliegenheiten vor.<br />

Geregelt ist dies in § 16 VVG a.F.<br />

(Anzeigepfl<strong>ich</strong>ten). Problematisch<br />

an der bisherigen gesetzl<strong>ich</strong>en<br />

Regelung ist, dass n<strong>ich</strong>t nur die im<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsantrag <strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong><br />

gestellten Fragen beantwortet, sondern<br />

generell alle Umstände, namentl<strong>ich</strong><br />

w<strong>ich</strong>tigen Informationen,<br />

an den Vers<strong>ich</strong>erer weitergebenen<br />

werden müssen, die „für die übernahme<br />

der Gefahr erhebl<strong>ich</strong>“ sein<br />

könnten. In der Rechtsprechung und<br />

dem juristischem Schrifttum hat s<strong>ich</strong><br />

zu diesem Problemkreis der Begriff<br />

der „spontanen Anzeigepfl<strong>ich</strong>t“<br />

her<strong>aus</strong>gebildet.<br />

Was noch zur spontanen Anzeige-<br />

und damit zur Mitteilungspfl<strong>ich</strong>t gehört,<br />

ist umstritten. Dies hat vor allem<br />

mit der drohenden Sanktion zu tun.<br />

Wurde näml<strong>ich</strong> die Anzeigepfl<strong>ich</strong>t<br />

verletzt, hat der Vers<strong>ich</strong>erer die<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit, den Rücktritt vom<br />

Vertrag zu erklären. Diese Sanktion<br />

ist für den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

hart. Er verliert rückwirkend den<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsschutz, beide Seiten<br />

haben s<strong>ich</strong> gemäß § 20 VVG a.F.<br />

wechselseitig die empfangenen<br />

Leistungen zurück zu gewähren<br />

und zwar verzinst rückwirkend ab<br />

Zahlung. Konkret bedeutete dies,<br />

dass der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer zwar<br />

alle Prämien zurück erhält, jedoch<br />

auch alle Kostenerstattungen zurück<br />

zahlen muss. Vor allem aber steht<br />

er dann plötzl<strong>ich</strong> ohne jedweden<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsschutz und damit ohne<br />

Kostenschutz da.<br />

Der Rücktritt kann auch noch jahrelang<br />

nach Vertragsschluss erklärt<br />

werden. Kann der Vers<strong>ich</strong>erer<br />

die Anzeigeobliegenheitsverletzung


eweisen, darf er selbst einen jahrelang<br />

bestehenden Vers<strong>ich</strong>erungsvertrag<br />

durch Rücktritt beenden.<br />

In diesem Zusammenhang könnte<br />

man natürl<strong>ich</strong> sagen, dass der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

einfach nur die<br />

zutreffenden Antworten zu geben<br />

hat, um jedweden Problemfall zu<br />

vermeiden. So einfach liegen die<br />

Dinge allerdings n<strong>ich</strong>t. Würdigen<br />

muss man näml<strong>ich</strong> die Situation bei<br />

der Antragsstellung:<br />

� Es gibt kaum einen Menschen,<br />

der von s<strong>ich</strong> behaupten kann,<br />

kerngesund zu sein. Eigentl<strong>ich</strong><br />

hat jeder schon einmal „irgendwas<br />

gehabt“. Zudem leiden<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

�<br />

�<br />

viele Menschen an, teilweise als<br />

harmlos angesehenen, Allergien<br />

oder schl<strong>ich</strong>t Unverträgl<strong>ich</strong>keiten<br />

bestimmter Speisen.<br />

Es werden im Antragsformular<br />

Fragen in die Vergangenheit<br />

hinein gestellt. Oft lauten Antragsfragen<br />

dahin gehend, ob<br />

Behandlungen oder Beratungen<br />

binnen der zurückliegenden fünf<br />

Jahre stattgefunden haben. Manches<br />

gerät schl<strong>ich</strong>t und ergreifend<br />

in Vergessenheit.<br />

Oft werden Behandlungen als<br />

Behandlungen angesehen, bei<br />

denen kein „echter Krankheitswert“<br />

vorlag. Beispielhaft sei<br />

genannt die ärztl<strong>ich</strong>e Verordnung<br />

von Eisentabletten (das war der<br />

Grund des Scheiterns der Klage<br />

im Verfahren vor dem OLG Hamm<br />

im Verfahren 20 U 64/07) oder<br />

man glaubt, die Sache sei n<strong>ich</strong>t<br />

erwähnenswert, weil die Krankheit<br />

„<strong>aus</strong>geheilt“ ist (zum Meinungsstand<br />

vergle<strong>ich</strong>e Langheid<br />

in Römer/Langheid, VVG, 2.<br />

Auflage 2003 zu §§ 16, 17 Rn<br />

16 – mit zahlre<strong>ich</strong>en Nachweisen<br />

und Beispielen).<br />

� Beim Ausfüllen des Antragsformulars<br />

ist häufig ein Vers<strong>ich</strong>erungsvertreter<br />

anwesend, der „Ratschläge“<br />

und „Empfehlungen“<br />

erteilt oder gar Aussagen tätigt<br />

„Wurde die Anzeigepfl<strong>ich</strong>t verletzt, hat das PKV-Unternehmen<br />

die Mögl<strong>ich</strong>keit, den Rücktritt vom Vertrag zu<br />

erklären – auch noch jahrelang nach Vertragsschluss.<br />

Die GKV kennt solche Anzeigeobliegenheiten n<strong>ich</strong>t.“<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


0<br />

wie „das ist n<strong>ich</strong>t so w<strong>ich</strong>tig“ oder<br />

„meine Gesellschaft hat s<strong>ich</strong> mit<br />

solchen Dingen noch nie kleinl<strong>ich</strong><br />

angestellt“. N<strong>ich</strong>t selten kommt<br />

es auch vor, dass der Agent das<br />

Formular selbst <strong>aus</strong>füllt, während<br />

er den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

„befragt“. Dabei muss man im<br />

Auge behalten, dass der Agent<br />

ein Interesse daran hat, dass<br />

der Vertrag zustande kommt,<br />

schließl<strong>ich</strong> hängt seine Provision<br />

davon ab.<br />

Natürl<strong>ich</strong> hat man s<strong>ich</strong> in diesem<br />

Kontext – im Rahmen von ger<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>en<br />

Verfahren – auch mit der Frage<br />

befasst, ob für den Vers<strong>ich</strong>erer<br />

n<strong>ich</strong>t aufgrund von Auslassungen<br />

oder unklaren Antworten im Antragsformular<br />

Anlass zur Nachfrage<br />

beim Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer bestand<br />

und es treuwidrig wäre, wenn s<strong>ich</strong><br />

dann der Vers<strong>ich</strong>erer im Nachhinein<br />

auf den Rücktritt beriefe. Ebenso<br />

hat man s<strong>ich</strong> damit beschäftigt,<br />

ob die Antragsfragen verständl<strong>ich</strong><br />

waren (vergle<strong>ich</strong>e hierzu Prölss in<br />

Prölss/Martin, VVG, 27. Auflage<br />

2002 zu §§ 16, 17 VVG Rn 22<br />

ff.). Ebenso hat man stets verlangt,<br />

dass dem Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

die „gefahrerhebl<strong>ich</strong>en Umstände“<br />

auch tatsächl<strong>ich</strong> bekannt sein<br />

mussten, was der Vers<strong>ich</strong>erer zu<br />

beweisen hat (Voit in Berliner <strong>Komme</strong>ntar<br />

zum VVG, 1998, zu § 16<br />

Rn 45 ff.).<br />

Das allerdings darf n<strong>ich</strong>t den Blick<br />

darauf verstellen, dass die Situation<br />

als solche, namentl<strong>ich</strong> die<br />

Rücktrittserklärung des Vers<strong>ich</strong>erers<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

für den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer, eine<br />

erhebl<strong>ich</strong>e Brisanz enthält. Wird der<br />

Rücktritt erklärt, geht es für den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

um „alles oder<br />

n<strong>ich</strong>ts“. Das liegt an der Vorschrift<br />

des § 9 SGB V. Eine Rückkehr in<br />

die GKV ist näml<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mögl<strong>ich</strong>,<br />

von seltenen Ausnahmefällen<br />

abgesehen.<br />

Die Prüfung der relevanten Fragen,<br />

die Erfüllung der Anzeigeobliegenheiten,<br />

erfolgen immer nur im<br />

Leistungsfall, also bei Auftreten <strong>einer</strong><br />

konkreten Erkrankung. Der Abschluss<br />

<strong>einer</strong> PKV bei einem anderen<br />

Vers<strong>ich</strong>erer ist daher meist n<strong>ich</strong>t<br />

mögl<strong>ich</strong>, denn kein privater Krankenvers<strong>ich</strong>erer<br />

will sehenden Auges<br />

in die Leistungspfl<strong>ich</strong>t gehen.<br />

Die nun entstehende Situation für<br />

den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer ist heikel.<br />

Gelingt dem Krankenvers<strong>ich</strong>erer der<br />

Rücktritt, dann steht er ohne Kostenschutz<br />

da und kann s<strong>ich</strong> aber zumeist<br />

n<strong>ich</strong>t anderweitig vers<strong>ich</strong>ern.<br />

Bezügl<strong>ich</strong> etwaiger Kenntnisse<br />

über Vorerkrankungen oder<br />

eines Krankheitsrisikos bestand<br />

sowohl nach dem VVG a.F. als auch<br />

nach dem VVG 2008 eine Anzeigepfl<strong>ich</strong>t.<br />

Damit aber ist ein Ziel-<br />

konflikt vorgeze<strong>ich</strong>net. Aus medizinischer<br />

S<strong>ich</strong>t ist eine frühzeitige<br />

Kontrolle und Abklärung von bestehenden<br />

Risiken wünschenswert.<br />

Aus juristischer S<strong>ich</strong>t, das heißt,<br />

im Sinne des Vers<strong>ich</strong>erungsvertragsrechts<br />

hingegen, sind derartige<br />

Kenntnisse kontraproduktiv, denn<br />

man ist zur Information gegenüber<br />

dem Vers<strong>ich</strong>erer verpfl<strong>ich</strong>tet, was<br />

die Chancen auf einen Vertragsschluss<br />

minimiert. Besteht ein ernst<br />

zu nehmendes Erkrankungsrisiko,<br />

ist die Neigung eines privaten<br />

Krankenvers<strong>ich</strong>erers gering, einen<br />

Antrag auf Krankenvers<strong>ich</strong>erung<br />

anzunehmen.<br />

Dieser Zielkonflikt wird seit einiger<br />

Zeit kritisch diskutiert. In diesem Zusammenhang<br />

näml<strong>ich</strong> muss man sehen,<br />

dass zahlre<strong>ich</strong>e Lebensbere<strong>ich</strong>e<br />

von der Problematik betroffen sind,<br />

was n<strong>ich</strong>t auf Anhieb deutl<strong>ich</strong> ist.<br />

Anzeigeobliegenheiten bestehen<br />

für alle privaten Vers<strong>ich</strong>erungsverträge.<br />

In der Personenvers<strong>ich</strong>erung<br />

besonders betroffen ist davon<br />

auch die Lebensvers<strong>ich</strong>erung. Auch<br />

dort werden vor Vertragsabschluss<br />

Fragen zum Gesundheitszustand<br />

der zu vers<strong>ich</strong>ernden Person gestellt.<br />

Vereinfacht <strong>aus</strong>gedrückt kann<br />

die Ablehnung der Annahme <strong>einer</strong><br />

(Risiko- oder Restschuld-)Lebensvers<strong>ich</strong>erung<br />

bedeuten, dass eine Finanzierung<br />

für einen H<strong>aus</strong>kauf scheitert<br />

(näheres dazu in Abschnitt II.).<br />

Wegen der Brisanz wurde in der<br />

Politik die Schaffung <strong>einer</strong> gesetzl<strong>ich</strong>en<br />

Grundlage diskutiert.<br />

Um eine gesetzl<strong>ich</strong>e Regelung zu<br />

vermeiden, hat der Gesamtver-<br />

band der Deutschen Vers<strong>ich</strong>erungswirtschaft<br />

e. V. (GDV) eine<br />

Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung,<br />

auch Moratorium genannt, abgegeben.<br />

Diese bis zum 31.12.2011<br />

befristete Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung<br />

bezieht s<strong>ich</strong> auf die Pfl<strong>ich</strong>t zur<br />

Weitergabe von Informationen von


im Rahmen von einem prädiktiven<br />

Gentest gewonnener Erkenntnisse.<br />

Man kann rechtspolitisch treffl<strong>ich</strong><br />

darüber streiten, ob eine Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung<br />

<strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>t,<br />

um den vorerwähnten Zielkonflikt<br />

aufzulösen. Eines kann man aber<br />

mit Gewissheit sagen: Der in der<br />

Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung enthaltene<br />

<strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong>e Verz<strong>ich</strong>t auf<br />

Informationsweitergabe ist „schmallippig“<br />

formuliert. Ausdrückl<strong>ich</strong><br />

bezieht s<strong>ich</strong> der Verz<strong>ich</strong>t näml<strong>ich</strong><br />

nur auf im Zusammenhang mit<br />

prädiktiven Gentests gewonnene<br />

Erkenntnisse. Damit fallen aber alle<br />

anderen „Erkenntniswege“ durch<br />

das Raster, worauf im juristischen<br />

Schrifttum <strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong> hingewiesen<br />

wird (vergle<strong>ich</strong>e Anmerkung<br />

Kubiak, VersR 2007, 638 f. zu der<br />

Entscheidung des LG Bielefeld vom<br />

14.02.2007 in VersR 2007, 636<br />

ff.). Mit anderen Worten: Wird<br />

eine genetische Auffälligkeit n<strong>ich</strong>t<br />

durch einen prädiktiven Gentest,<br />

sondern beispielsweise bei <strong>einer</strong><br />

Blutuntersuchung festgestellt, soll die<br />

Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung keine<br />

Anwendung finden. Rechtsfolge: Im<br />

Falle der N<strong>ich</strong>tangabe soll nach der<br />

Lesart des Verbandes der PKV das<br />

Rücktrittsrecht fortbestehen. Diese<br />

Fixierung auf prädiktive Gentests<br />

überrascht, denn seit einiger Zeit<br />

ist bekannt, dass s<strong>ich</strong> auch durch<br />

andere Untersuchungsmethoden<br />

denkbare spätere Krankheitsrisiken<br />

ermitteln lassen. Blutuntersuchungen<br />

spielen dabei eine w<strong>ich</strong>tige Rolle.<br />

Diese sind aber <strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong> von<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

der Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung<br />

n<strong>ich</strong>t erfasst.<br />

Seit vielen Monaten liegt ein Gesetzentwurf<br />

vor, der s<strong>ich</strong> mit der<br />

Problematik befasst, namentl<strong>ich</strong><br />

der „Entwurf eines Gesetzes über<br />

genetische Untersuchungen bei<br />

Menschen (Gendiagnostikgesetz-<br />

GenDG)“ (Bundestagsdrucksache<br />

16/3233 vom 03.11.2006). So<br />

gut gemeint der Entwurf ist, muss<br />

man kritisch würdigen, dass die<br />

Definition dieses Gesetzes <strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong><br />

auf genetische Untersuchungen<br />

abstellt. Dar<strong>aus</strong> folgt, dass alle auf<br />

anderem Weg gewonnenen Erkenntnisse<br />

von <strong>einer</strong> bestehenden<br />

„erbl<strong>ich</strong>en Belastung“ erneut durch<br />

das Raster fallen.<br />

Der Gesetzentwurf enthält in § 4<br />

ein allgemeines Diskriminierungsverbot.<br />

Dar<strong>aus</strong> wird man wohl<br />

herleiten können, dass bei einem<br />

Abschluss <strong>einer</strong> Kranken- oder<br />

Lebensvers<strong>ich</strong>erung die hierbei<br />

gewonnenen Erkenntnisse von<br />

einem Vers<strong>ich</strong>erer n<strong>ich</strong>t als Ablehnungsgrund<br />

herangezogen werden<br />

dürfen. Wünschenswert aber wäre<br />

gewesen, dem Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

ein <strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong>es Schweigerecht<br />

einzuräumen. Die im Gesetzentwurf<br />

enthaltene Regelung sagt<br />

hierzu n<strong>ich</strong>ts. Mit anderen Worten:<br />

Der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer hat kein<br />

Schweigerecht. Damit bliebe der<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer gegenüber<br />

dem Vers<strong>ich</strong>erer <strong>aus</strong>kunftsverpfl<strong>ich</strong>tet.<br />

Zum Schutz des Vers<strong>ich</strong>erungsnehmers<br />

heißt es dann im Entwurf,<br />

er dürfe wegen s<strong>einer</strong> Angaben im<br />

Antrag n<strong>ich</strong>t benachteiligt werden.<br />

Wer aber will im Falle der Ablehnung<br />

eines Antrags „ger<strong>ich</strong>tsfest“<br />

kontrollieren, dass eine Ablehnung<br />

n<strong>ich</strong>ts mit den Angaben des Vers<strong>ich</strong>erungsnehmers<br />

im Antragsformular<br />

zu tun hatte?<br />

So sinnvoll vor dem Hintergrund<br />

der zahlre<strong>ich</strong>en anderen offenen<br />

Rechtsfragen eine gesetzl<strong>ich</strong>e Regelung<br />

wie das GenDG sein dürfte,<br />

muss man andererseits sagen, dass<br />

unter dem Blickwinkel der Personenvers<strong>ich</strong>erung<br />

bei dem vorliegenden<br />

Entwurf Nachbesserungsbedarf<br />

besteht.<br />

Dessen ungeachtet hat der GDV<br />

Protest gegen die Verabschiedung<br />

des Gendiagnostikgesetzes erhoben<br />

(vergle<strong>ich</strong>e Stellungnahme zum<br />

Referentenentwurf zum GenDG<br />

vom 28. Juli 2008) und das mit<br />

Erfolg. Der Entwurf des Gendiagnostikgesetzes<br />

wurde zwar<br />

mehrfach diskutiert, letztl<strong>ich</strong> aber<br />

n<strong>ich</strong>t verabschiedet (Anmerkung<br />

der Redaktion: Unmittelbar vor der<br />

Drucklegung dieses Ratgebers hat<br />

der Deutsche Bundestag am 24.<br />

April 2009 ein Gendiagnostikgesetz<br />

verabschiedet.).<br />

Fragl<strong>ich</strong> bleibt deshalb, solange ein<br />

Gendiagnostikgesetz n<strong>ich</strong>t verabschiedet<br />

worden ist, wie nach Maßgabe<br />

der neuen Regelungen des<br />

VVG 00 und der aktuell noch<br />

gültigen Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung<br />

des GDV s<strong>ich</strong> ein Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

bei der Antragstellung<br />

verhalten sollte.<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 1


�<br />

�<br />

Besteht bei der Antragstellung<br />

also noch – wie bisher – eine<br />

Mitteilungspfl<strong>ich</strong>t über den<br />

Gesundheitszustand und bejahendenfalls,<br />

welche Informationen<br />

müssen preisgegeben werden?<br />

Müssen auch Kenntnisse über<br />

„erbl<strong>ich</strong>e Vorbelastungen“ weiter<br />

gegeben werden?<br />

Die Vorschriften zur Obliegenheit<br />

bei Abschluss des Vertrages (Anzeigeobliegenheiten)<br />

sind im VVG<br />

2008 in §§ 19 bis 21 VVG 2008<br />

geregelt. Das neue VVG 2008<br />

sieht diesbezügl<strong>ich</strong> eine w<strong>ich</strong>tige<br />

Neuregelung vor. Zwar besteht<br />

nach wie vor eine Informations-<br />

pfl<strong>ich</strong>t für den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

über die ihm bekannten<br />

erhebl<strong>ich</strong>en Gefahrumstände. Neu<br />

ist aber, dass „nur“ noch über das<br />

informiert werden muss, wonach<br />

der Vers<strong>ich</strong>erer <strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong><br />

gefragt hat. Diese Veränderung<br />

könnte das Ende der zuvor bereits<br />

dargestellten so genannten „spontanen<br />

Anzeigepfl<strong>ich</strong>t“ sein. Das<br />

bedeutsame an der Änderung ist,<br />

dass es <strong>aus</strong>schließl<strong>ich</strong> auf die Fragen<br />

im Antragsformular ankommt.<br />

Wonach n<strong>ich</strong>t gefragt wird, darauf<br />

muss n<strong>ich</strong>t geantwortet werden.<br />

Im juristischen Schrifttum (einschlägige<br />

Urteile zum VVG 2008 liegen<br />

zum Zeitpunkt der Abfassung dieser<br />

Erörterung bislang n<strong>ich</strong>t vor) wird<br />

indes erörtert, ob n<strong>ich</strong>t gle<strong>ich</strong>wohl<br />

zumindest ansatzweise Informationspfl<strong>ich</strong>ten<br />

über den eigentl<strong>ich</strong>en<br />

Fragenkatalog hin<strong>aus</strong> bestehen<br />

können, jedenfalls dann, wenn es<br />

s<strong>ich</strong> jedem neutralen Dritten „aufgedrängt“<br />

hätte, den Vers<strong>ich</strong>erer über<br />

einen gefahrerhebl<strong>ich</strong>en Umstand<br />

zu informieren, nach dem der Ver-<br />

„Die Ablehnung der Annahme<br />

<strong>einer</strong> (Risiko- oder Restschuld-)<br />

Lebensvers<strong>ich</strong>erung kann bedeuten,<br />

dass eine Finanzierung für einen<br />

H<strong>aus</strong>kauf scheitert.“<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

s<strong>ich</strong>erer n<strong>ich</strong>t gefragt hat. Begründet<br />

wird die Ans<strong>ich</strong>t mit dem allgemein<br />

bekannten juristischen Grundsatz<br />

von „Treu und Glauben“, also der<br />

Pfl<strong>ich</strong>t <strong>einer</strong> Vertragspartei, s<strong>ich</strong> der<br />

anderen gegenüber redl<strong>ich</strong> zu zeigen<br />

und n<strong>ich</strong>ts zu verheiml<strong>ich</strong>, was<br />

für den anderen w<strong>ich</strong>tig sein könnte.<br />

Ob s<strong>ich</strong> allerdings diese Meinung<br />

durchsetzen wird, kann mit Gewissheit<br />

heute niemand vorhersagen, es<br />

dürfte aber eher zweifelhaft sein.<br />

Gegen diese Ans<strong>ich</strong>t spr<strong>ich</strong>t schon<br />

der klare Gesetzeswortlaut des § 19<br />

Absatz 1 VVG 2008.<br />

Weil es in Zukunft auf die Fragen im<br />

Antragsformular ankommen wird,<br />

kann man erwarten, dass künftig<br />

noch intensiver um die Verständl<strong>ich</strong>keit<br />

der Fragen und die Zulässigkeit<br />

der Re<strong>ich</strong>weite der Fragen gestritten<br />

werden wird. Ebenso verbleibt es<br />

wie beim VVG a.F. bei dem Streit


um die „Hilfestellung“ des Agenten<br />

beim Ausfüllen der Fragen.<br />

Im Sinne der Verständl<strong>ich</strong>keit – <strong>aus</strong><br />

S<strong>ich</strong>t des Vers<strong>ich</strong>erungsnehmers<br />

– bringt die Neuregelung des VVG<br />

2008 in Form der Reduzierung<br />

der Informationspfl<strong>ich</strong>ten auf die<br />

Antragsfragen eine positive Entwicklung.<br />

Der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

muss s<strong>ich</strong> jetzt n<strong>ich</strong>t mehr Gedanken<br />

darüber machen, was <strong>aus</strong> s<strong>einer</strong><br />

S<strong>ich</strong>t dem Vers<strong>ich</strong>erer mitgeteilt<br />

werden müsste, er kann s<strong>ich</strong> mit der<br />

Beantwortung der Antragsfragen<br />

begnügen.<br />

Zu den Fragen:<br />

�<br />

�<br />

Besteht bei der Antragstellung<br />

also noch – wie bisher – eine<br />

Mitteilungspfl<strong>ich</strong>t über den<br />

Gesundheitszustand und bejahendenfalls,<br />

welche Informationen<br />

müssen preisgegeben werden?<br />

Müssen auch Kenntnisse über<br />

„erbl<strong>ich</strong>e Vorbelastungen“ weiter<br />

gegeben werden?<br />

Antwort:<br />

Mit letzter Gewissheit kann man<br />

zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

n<strong>ich</strong>t prognostizieren, wie streng<br />

die Rechtsprechung die Erfüllung<br />

der Anzeigeobliegenheiten unter<br />

dem – neuen – rechtl<strong>ich</strong>en Rahmen<br />

des VVG 2008 beurteilen wird.<br />

Vergangenheitsbezogen, also zum<br />

VVG a.F., kann man sagen, dass<br />

die Pfl<strong>ich</strong>ten des Vers<strong>ich</strong>erungsnehmers<br />

streng <strong>aus</strong>gelegt wurden.<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

Der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer muss im<br />

Antrag alle Umstände anzeigen,<br />

wegen derer er eine ärztl<strong>ich</strong>e Beratung<br />

oder Behandlung in Anspruch<br />

genommen hat. Dabei kommt es<br />

n<strong>ich</strong>t darauf an, ob er die Beratung<br />

oder Behandlung als medizinisch<br />

erhebl<strong>ich</strong> oder w<strong>ich</strong>tig angesehen<br />

hat. Die Bewertung soll dem Vers<strong>ich</strong>erer<br />

überlassen bleiben (zu<br />

Einzelbeispielen vergle<strong>ich</strong>e Schoenfeldt/Kalis<br />

in Bach/Moser aaO zu<br />

Nach 2 MB/KK – mit zahlre<strong>ich</strong>en<br />

Beispielen).<br />

Der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer darf<br />

im Antrag keine eigenen Be-<br />

wertungen vornehmen, son-<br />

dern muss den Vers<strong>ich</strong>erer<br />

über alle erfolgten ärztl<strong>ich</strong>en<br />

Beratungen und/oder Behand-<br />

lungen informieren.<br />

Eine w<strong>ich</strong>tige Ausnahme besteht<br />

zu Informationen, die eine Person<br />

im Zusammenhang mit prädiktiven<br />

Gentests erhalten hat. Mit<br />

der aktuell noch geltenden Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungserklärung<br />

haben die<br />

PKV-Vers<strong>ich</strong>erer <strong>aus</strong>drückl<strong>ich</strong> erklärt,<br />

dass derartige Ergebnisse n<strong>ich</strong>t verwertet<br />

werden sollen. Deshalb dürfte<br />

einem Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer kein<br />

Vorwurf zu machen sein, wenn er<br />

diesbezügl<strong>ich</strong> erworbene Kenntnisse<br />

im Antragsformular verschweigt.<br />

Formal ist er zwar verpfl<strong>ich</strong>tet, diese<br />

ebenso anzugeben. Unterlässt er<br />

es, wird man aber sagen können,<br />

dass dem Vers<strong>ich</strong>erer dadurch kein<br />

Nachteil entstanden ist. Man wird<br />

sagen dürfen, dass es an <strong>einer</strong><br />

Relevanz fehlt zwischen objektiv<br />

begangener Anzeigeobliegenheit<br />

und Entscheidung des Vers<strong>ich</strong>erers<br />

zur Annahme des Antrags.<br />

Allerdings ist es eine Gratwanderung,<br />

was angegeben werden<br />

muss, und was – zulässigerweise<br />

– verschwiegen werden darf.<br />

Kritisch wird die Situation für den<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer näml<strong>ich</strong> schon<br />

dann, sobald ein Krankheitswert angenommen<br />

werden kann.<br />

Das führt zu der heiklen Frage, ob<br />

und ab welchem Wahrscheinl<strong>ich</strong>keitsgrad<br />

eine genetische Vorbelastung<br />

als krankhaft im Sinne des<br />

Krankenvers<strong>ich</strong>erungsrechts zu beurteilen<br />

ist. Eine verlässl<strong>ich</strong>e Antwort,<br />

die verbindl<strong>ich</strong>e Gewissheit in einem<br />

Rechtsstreit mit einem Krankenvers<strong>ich</strong>erer<br />

besitzt, kann man zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt n<strong>ich</strong>t geben.<br />

Das VVG 2008 unterscheidet bezügl<strong>ich</strong><br />

der Rechtsfolgen bei <strong>einer</strong><br />

Verletzung <strong>einer</strong> Anzeigeobliegenheit<br />

nach der Begehensweise.<br />

Je nachdem, ob die Verletzung<br />

vorsätzl<strong>ich</strong>, grob fahrlässig, arglistig<br />

oder nur fahrlässig begangen<br />

wurde, bestehen unterschiedl<strong>ich</strong>e<br />

Optionen für den Vers<strong>ich</strong>erer.<br />

Wurde die Anzeigepfl<strong>ich</strong>t nur fahrlässig<br />

verletzt, steht dem Vers<strong>ich</strong>erer<br />

kein Rücktrittsrecht zu. Stattdessen<br />

aber hat er das Recht, den Vertrag<br />

binnen Monatsfrist zu kündigen.<br />

Wurde die Anzeigepfl<strong>ich</strong>t vorsätzl<strong>ich</strong><br />

oder grob fahrlässig verletzt,<br />

bleibt es, wie beim VVG a.F., beim<br />

Rücktrittsrecht. Die Reduzierung<br />

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auf das Kündigungsrecht bringt<br />

dem Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer einen<br />

kleinen Fortschritt. Insofern sei in<br />

Erinnerung gerufen, dass beim<br />

Rücktritt alle empfangenen Leistungen<br />

wechselseitig zurück zu gewähren<br />

sind. Bei <strong>einer</strong> Kündigung endet<br />

zwar der Vers<strong>ich</strong>erungsvertrag<br />

ebenso, bisher erhaltene Leistungen<br />

müssen indes n<strong>ich</strong>t zurück gezahlt<br />

werden.<br />

Eine weitere w<strong>ich</strong>tige Neuregelung<br />

zum Recht der Obliegenheiten enthält<br />

§ 21 Absatz 3 VVG 2008.<br />

Gemäß dieser Vorschrift können das<br />

Rücktritts- und das Kündigungsrecht<br />

nur binnen eines Zeitraums von<br />

fünf Jahren <strong>aus</strong>geübt werden. Bei<br />

vorsätzl<strong>ich</strong>er Verletzung der Anzeigeobliegenheit<br />

oder arglistiger<br />

Täuschung verlängert s<strong>ich</strong> diese<br />

Frist auf zehn Jahre.<br />

Weil das Recht der Obliegenheitsverletzung<br />

so erhebl<strong>ich</strong> ist, sollen<br />

die Rechtsfolgen noch einmal tabellarisch<br />

dargestellt werden.<br />

Der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer hat noch<br />

die Mögl<strong>ich</strong>keit, Fragen der K<strong>aus</strong>alität<br />

zwischen Anzeigeobliegenheitsverletzung<br />

und konkretem<br />

Leistungsfall in Abrede zu stellen.<br />

Des Weiteren hat er die Option,<br />

den Gegenbeweis zu führen, dass<br />

der Vers<strong>ich</strong>erer auch in Kenntnis<br />

des verschwiegenen Umstandes<br />

den Vertrag geschlossen hätte. Zu<br />

beiden Fragen bestehen auch für<br />

den Vers<strong>ich</strong>erer so genannte sekundäre<br />

Beweislasten, er muss s<strong>ich</strong><br />

also auch diesbezügl<strong>ich</strong> erklären.<br />

Allerdings sind die Chancen des<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsnehmers, über diese<br />

Wege den Vertrag zu erhalten, eher<br />

als ungünstig zu beze<strong>ich</strong>nen.<br />

Nach Maßgabe der zuvor erörterten<br />

Kriterien sind die Fragen<br />

zur Informationspfl<strong>ich</strong>t wie folgt zu<br />

beantworten:<br />

Über bereits erfolgte Behand-<br />

lungen oder bekannte Erkran-<br />

kungen muss der Vers<strong>ich</strong>e-<br />

rungsnehmer den Vers<strong>ich</strong>erer<br />

bei Antragstellung wahrheits-<br />

gemäß informieren. Unterlässt<br />

er dies fahrlässig, grob fahrläs-<br />

sig, vorsätzl<strong>ich</strong> oder gar arglis-<br />

tig, kann der Vers<strong>ich</strong>erer vom<br />

Vertrag zurücktreten respekti-<br />

ve den Vertrag kündigen.<br />

Eine w<strong>ich</strong>tige Ausnahme hierzu<br />

sind die Kenntnisse des Versi-<br />

cherungsnehmers, die er im<br />

Rahmen eines so genannten<br />

prädiktiven Gentests von be-<br />

Begehung Kündigung Rücktritt Frist<br />

fahrlässig ja nein 5 Jahre<br />

grob fahrlässig nein ja 5 Jahre<br />

vorsätzl<strong>ich</strong> nein ja 10 Jahre<br />

arglistig nein ja 10 Jahre<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

stehenden Risiken erhalten hat.<br />

Hierüber muss er den Vers<strong>ich</strong>e-<br />

rer aufgrund der aktuell noch<br />

gültigen Selbstverpfl<strong>ich</strong>tungs-<br />

erklärung des Verbandes der<br />

privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erer<br />

n<strong>ich</strong>t informieren. ACHTUNG:<br />

Diese Ausnahme gilt nur für<br />

prädiktive Gentests.<br />

Die Sanktionen bei <strong>einer</strong> Obliegenheitsverletzung<br />

re<strong>ich</strong>en weit und<br />

sind für den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

hart. Zwar tritt nach Ablauf von<br />

Jahren eine „Heilung“ ein, doch ob<br />

man mit einem solchen Risiko leben<br />

möchte, ist zu bezweifeln.<br />

. Mitteilungspfl<strong>ich</strong>ten wäh-<br />

rend des Vertrages (Gefahr-<br />

standobliegenheiten)<br />

Es stellt s<strong>ich</strong> die Frage, ob und<br />

gegebenenfalls wie während der<br />

laufenden Mitgliedschaft in der<br />

GKV oder während des laufenden<br />

Vertrages in der PKV zu reagieren<br />

ist, wenn eine Risikosituation aufgrund<br />

erbl<strong>ich</strong>er Vorbelastung bekannt<br />

wird oder eine Erkrankung<br />

akut auftritt.<br />

Bei der GKV bestehen keine Anzeigepfl<strong>ich</strong>ten<br />

während der laufenden<br />

Mitgliedschaft.<br />

Auch bei der PKV gibt es diesbezügl<strong>ich</strong>e<br />

generelle Anzeigepfl<strong>ich</strong>ten<br />

n<strong>ich</strong>t. Gefahrstandobliegenheiten<br />

kennt die PKV nur bezügl<strong>ich</strong> von<br />

Mitteilungspfl<strong>ich</strong>ten beim Abschluss<br />

mehrerer Verträge bei unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />

Vers<strong>ich</strong>erern (vergle<strong>ich</strong>e


Bach in Bach/Moser aaO zu §§<br />

9, 10 MB/KK Rn 54 ff.). Auch<br />

die Regelungen zur so genannten<br />

Gefahrerhöhung gelten in der PKV<br />

diesbezügl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t.<br />

Erfährt der Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

während <strong>einer</strong> bestehenden Mitgliedschaft<br />

in <strong>einer</strong> GKV oder<br />

während eines bereits bestehenden<br />

Vertrages in der PKV, dass er<br />

zu <strong>einer</strong> Risikogruppe gehört oder<br />

akut erkrankt ist, muss er darüber<br />

seinem Krankenvers<strong>ich</strong>erer keine<br />

gesonderte Mitteilung machen.<br />

. Mitteilungspfl<strong>ich</strong>ten nach<br />

Eintritt des Vers<strong>ich</strong>erungs-<br />

falls (Obliegenheiten bei<br />

Eintritt des Schadenfalls)<br />

Sowohl in der GKV als auch in der<br />

PKV bestehen für den Vers<strong>ich</strong>erten<br />

Informationspfl<strong>ich</strong>ten. Es ist nahezu<br />

selbsterklärend, dass ein Vers<strong>ich</strong>erer<br />

über Art und Umfang <strong>einer</strong> festgestellten<br />

Erkrankung informiert werden<br />

will und insoweit auch einen<br />

Anspruch auf Informationsübermittlung<br />

hat.<br />

Die PKV kennt für bestimmte Behandlungsformen<br />

Meldefristen. So muss<br />

gemäß § 9 Absatz 1 MB/KK jede<br />

Krankenh<strong>aus</strong>behandlung binnen<br />

zehn Tagen nach ihrem Beginn angezeigt<br />

werden. Auch bezügl<strong>ich</strong> anderer<br />

Behandlungen bestehen teilweise<br />

Fristen oder auch die Pfl<strong>ich</strong>t, den<br />

Vers<strong>ich</strong>erer vor <strong>einer</strong> Behandlung<br />

zu informieren. In einigen wenigen<br />

Fällen besteht sogar Zustimmungsbedarf<br />

durch den PKV-Vers<strong>ich</strong>erer.<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

In der juristischen Praxis spielen diese<br />

Obliegenheiten kaum eine Rolle,<br />

darum wird nur im Ausnahmefall<br />

gestritten.<br />

Es besteht keine Pfl<strong>ich</strong>t, eine bestimmte<br />

Therapie oder Behandlungsmethode<br />

durchführen zu lassen,<br />

wenn eine Erkrankung feststeht.<br />

Zwar kennt das private Vers<strong>ich</strong>erungsrecht<br />

den Leistungs<strong>aus</strong>schluss<br />

für vorsätzl<strong>ich</strong> herbeigeführte<br />

Krankheiten oder Unfallereignisse<br />

gemäß § 201 VVG 2008. Dar<strong>aus</strong><br />

folgt indes kein Weisungsrecht des<br />

Vers<strong>ich</strong>erers für bestimmte Therapie-<br />

oder Behandlungsformen.<br />

. Mischform GKV und Zusatz-<br />

vers<strong>ich</strong>erung bei PKV<br />

Das Recht der Obliegenheiten gilt<br />

für die private Zusatzvers<strong>ich</strong>erung<br />

entsprechend. Verletzungen von<br />

Obliegenheiten werden gle<strong>ich</strong>ermaßen<br />

sanktioniert.<br />

Anders verhält es s<strong>ich</strong> mit dem Kündigungsrecht.<br />

Bei <strong>einer</strong> substitutiven<br />

PKV ist das Kündigungsrecht generell<br />

gemäß § 206 Absatz 1 VVG 2008<br />

<strong>aus</strong>geschlossen. Bei der n<strong>ich</strong>t substituierenden<br />

Zusatzvers<strong>ich</strong>erung,<br />

der so genannten Krankheitskostenteilvers<strong>ich</strong>erung<br />

oder ergänzenden<br />

Krankenh<strong>aus</strong>tagegeldvers<strong>ich</strong>erung<br />

besteht binnen der ersten drei<br />

Jahre des Vertragsverhältnisses ein<br />

Kündigungsrecht. Dieses Kündigungsrecht<br />

erlischt nach Ablauf der<br />

drei Jahre. Kein Kündigungsrecht<br />

besteht, wenn die Krankheitskostenteilvers<strong>ich</strong>erung<br />

nach „Art der<br />

Lebensvers<strong>ich</strong>erung“ vereinbart<br />

worden sein sollte (§ 206 Absatz<br />

2 VVG 2008).<br />

Begründet werden muss nach dem<br />

Wortlaut des Gesetzes die Kündigung<br />

n<strong>ich</strong>t, sofern sie binnen der<br />

ersten drei Jahre <strong>aus</strong>gesprochen<br />

wird.<br />

II. WEITERE PERSONEN-<br />

VERSICHERUNGEN<br />

Auch bezügl<strong>ich</strong> weiterer Personenvers<strong>ich</strong>erungen,<br />

namentl<strong>ich</strong> Lebens-<br />

und Unfallvers<strong>ich</strong>erungen, besteht<br />

eine gewisse Brisanz, soweit es um<br />

die Erfüllung vorvertragl<strong>ich</strong>er Obliegenheiten<br />

geht.<br />

Bei der Unfallvers<strong>ich</strong>erung werden<br />

bei Antragstellung übl<strong>ich</strong>erweise<br />

keine Gesundheitsfragen gestellt.<br />

Soweit allerdings durch eine<br />

ernsthafte Erkrankung der Gesundheitszustand<br />

s<strong>ich</strong> so verschlechtert,<br />

dass Pflegebedürftigkeit im Sinne<br />

des SGB XI entsteht, besteht im Rahmen<br />

der Gefahrstandobliegenheit<br />

eine Anzeigepfl<strong>ich</strong>t, soweit die<br />

vers<strong>ich</strong>erte Person die Pflegestufe<br />

II erre<strong>ich</strong>t. In diesem Fall näml<strong>ich</strong><br />

endet nach allgem<strong>einer</strong> Ans<strong>ich</strong>t die<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsfähigkeit im Sinne<br />

der Unfallvers<strong>ich</strong>erung. Gle<strong>ich</strong>es<br />

gilt für eine dauernde vollständige<br />

Arbeitsunfähigkeit, wenn der Vers<strong>ich</strong>erte<br />

infolge von Krankheit oder<br />

Gebrechen außerstande ist, <strong>einer</strong><br />

Erwerbstätigkeit nachzugehen (vergle<strong>ich</strong>e<br />

Grimm, Unfall-Vers<strong>ich</strong>erung,<br />

4. Auflage 2006 zu § 4 AUB 99<br />

Rn 6 f.).<br />

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Anders ist es mit der Lebensvers<strong>ich</strong>erung<br />

und den mit ihr „verwandten“<br />

Sparten. Zur Lebensvers<strong>ich</strong>erung<br />

zählt man im Wesentl<strong>ich</strong>en die<br />

� Kapitalvers<strong>ich</strong>erung<br />

� Risikolebensvers<strong>ich</strong>erung<br />

� Restschuldvers<strong>ich</strong>erung<br />

� Berufsunfähigkeitsvers<strong>ich</strong>erung<br />

� Rentenvers<strong>ich</strong>erung<br />

Mit Ausnahme von Gruppen- oder<br />

Rahmenverträgen werden regelmäßig<br />

umfangre<strong>ich</strong>e Fragen zum<br />

Gesundheitszustand gestellt. Die<br />

Verletzung von Anzeigeobliegenheitspfl<strong>ich</strong>ten<br />

zieht die gle<strong>ich</strong>en<br />

Konsequenzen nach s<strong>ich</strong><br />

wie bei der PKV.<br />

Der Vers<strong>ich</strong>erer hat, je nach dem,<br />

die Option, den Vertrag zu kündigen<br />

oder den Rücktritt vom Vertrag<br />

zu erklären. Da normalerweise die<br />

Prüfung der Anzeigeobliegenheiten<br />

erst im Leistungsfall erfolgt, treffen<br />

den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer oder dessen<br />

Hinterbliebene, die mutmaßl<strong>ich</strong><br />

abges<strong>ich</strong>ert werden sollten, etwaige<br />

Sanktionen hart.<br />

Außerdem ist zu würdigen, dass übl<strong>ich</strong>erweise<br />

in den Antragsformularen<br />

der Vers<strong>ich</strong>erer danach gefragt wird,<br />

ob ein Antrag des Vers<strong>ich</strong>erungsnehmers<br />

abgelehnt oder nur gegen Prämienzuschlag<br />

angenommen wurde.<br />

Diese Frage ist für den potentiellen<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer heikel. Bei entsprechender<br />

Beantwortung wird der<br />

„neue“ Vers<strong>ich</strong>erer mit der „Nase<br />

darauf gestupst“, dass es in der<br />

Vergangenheit Probleme gab.<br />

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Obliegenheiten während des<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsvertrages kennt die<br />

Lebensvers<strong>ich</strong>erung eigentl<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t. Im Schadensfall besteht die<br />

Obliegenheit zur rechtzeitigen<br />

Meldung. Daneben bestehen Auskunftspfl<strong>ich</strong>ten.<br />

Eine Sonderform ist die Restschuldvers<strong>ich</strong>erung.<br />

Es ist<br />

allgemein übl<strong>ich</strong>, dass ein Vorerkrankungs<strong>aus</strong>schluss<br />

in den<br />

Bedingungen enthalten ist. Ausgeschlossen<br />

sein sollen danach alle<br />

Erkrankungen, wegen derer s<strong>ich</strong> der<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer in den letzten,<br />

je nach Gesellschaft, ein oder zwei<br />

Jahren vor Antragstellung hat beraten<br />

oder behandeln lassen.<br />

Die Zulässigkeit dieser Kl<strong>aus</strong>el ist in<br />

der Vergangenheit kritisch diskutiert<br />

worden. Ob sie unter dem Aspekt<br />

des Transparenzgebotes von Vers<strong>ich</strong>erungsbedingungen<br />

im Streitfall<br />

dauerhaft Bestand behalten wird,<br />

ist offen.<br />

III. SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

Die GKV kennt keine Obliegenheiten.<br />

Allerdings ist ihr Leistungsangebot<br />

begrenzt und es handelt<br />

s<strong>ich</strong>, je nach Einkommens- und<br />

Familienstand, um eine relativ teure<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsform, insbesondere<br />

wenn jemand Beihilfe- oder Heilfürsorgeansprüche<br />

besitzt.<br />

Bei der PKV ist die entscheidende<br />

Phase der Moment des Vertragsschlusses.<br />

So umfangre<strong>ich</strong> ihr<br />

Leistungsangebot zu erkennbar<br />

niedrigen Kosten ist, bestehen<br />

doch erhebl<strong>ich</strong>e Risiken, wenn<br />

bei Vertragsschluss unr<strong>ich</strong>tige Angaben<br />

gemacht werden. Mit dem<br />

VVG 2008 ist die Brisanz etwas<br />

entschärft worden.<br />

Auch bei Lebensvers<strong>ich</strong>erungen ist<br />

der entscheidende Zeitpunkt der<br />

Vertragsabschluss. Auch diesbezügl<strong>ich</strong><br />

gelten Anzeigeobliegenheiten.<br />

Wird gegen sie verstoßen, sind die<br />

Sanktionen für den Vers<strong>ich</strong>erungsnehmer<br />

hart.<br />

Deshalb wird empfohlen, s<strong>ich</strong><br />

mögl<strong>ich</strong>st frühzeitig anwaltl<strong>ich</strong>en<br />

Rat bei einem Fachanwalt für Vers<strong>ich</strong>erungsrecht<br />

einzuholen, wenn<br />

s<strong>ich</strong> ernsthafte Probleme ergeben<br />

sollten.<br />

AUTOR<br />

Rechtsanwalt Wolfgang<br />

Schneider, LL.M.<br />

Fachanwalt für Vers<strong>ich</strong>erungsrecht,<br />

Co-Autor Münchener Anwaltshandbuch<br />

Vers<strong>ich</strong>erungsrecht,<br />

Kanzlei Schneider & Wixforth,<br />

Bielefeld


Nachgefragt<br />

BERüCKSICHTIGUNG DER FAMILIÄREN BELASTUNG ALS BEHINDERUNG?<br />

Eine Krebserkrankung kann zu<br />

vorübergehenden oder dauerhaften<br />

Behinderungen führen. Auf Antrag<br />

kann das Versorgungsamt einen<br />

Grad der Behinderung (GdB) feststellen<br />

und ab einem GdB von 50<br />

einen Schwerbehinderten<strong>aus</strong>weis<br />

<strong>aus</strong>stellen. Das Versorgungsamt<br />

r<strong>ich</strong>tete s<strong>ich</strong> dabei bislang nach<br />

den „Anhaltspunkten für die ärztl<strong>ich</strong>e<br />

Gutachtertätigkeit im sozialen<br />

Entschädigungsrecht und nach dem<br />

Schwerbehindertenrecht“. Diese<br />

Anhaltspunkte enthalten allgemeine<br />

Beurteilungsregeln und Einzelangaben<br />

darüber, wie hoch der GdB<br />

bei welchen Behinderungen festzusetzen<br />

ist. Im Zusammenhang mit<br />

der Diskussion um das im Gesetzgebungsverfahren<br />

befindl<strong>ich</strong>e Gendiagnostikgesetz<br />

(GenDG) und die<br />

<strong>aus</strong> dem Bundesministerium für Arbeit<br />

und Soziales (BMAS) angekündigte<br />

systematische überarbeitung<br />

der Anhaltspunkte hat <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!<br />

nachgefragt: Inwieweit wird der<br />

außerordentl<strong>ich</strong>en seelischen Dauerbelastung<br />

der Betroffenen, welche<br />

mit <strong>einer</strong> genetischen Belastung<br />

beziehungsweise dem Status eines<br />

so genannten Hochrisiko-Patienten<br />

einhergeht, Rechnung getragen?<br />

Das Pressereferat des BMAS beantwortete<br />

unsere Anfrage am<br />

09.02.2009 wie folgt:<br />

„Bis Ende 2008 waren allen versorgungsärztl<strong>ich</strong>en Gutachten die vom Bundesministerium für Arbeit und<br />

Soziales her<strong>aus</strong>gegebenen „Anhaltspunkte für die ärztl<strong>ich</strong>e Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht<br />

und im Schwerbehindertenrecht „ (AHP) zu Grunde zu legen. Ab 01.01.2009 bildet <strong>aus</strong>schließl<strong>ich</strong><br />

die „Versorgungsmedizinverordnung“ (VersMedV) die Grundlage, wobei die in den AHP niedergelegten<br />

Grundsätze und Kriterien inhaltl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t geändert wurden.<br />

N<strong>ich</strong>t Diagnosen, Beschwerdebilder oder einzelne technische Parameter werden zur versorgungsmedizinischen<br />

Beurteilung herangezogen, sondern es ist immer die Auswirkung von schädigungsbedingten<br />

Leistungseinschränkungen auf die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beziehungsweise in allen Lebensbere<strong>ich</strong>en<br />

Zielgröße der versorgungsmedizinischen Begutachtung. Die p<strong>aus</strong>chale Anerkennung <strong>einer</strong> Diagnose<br />

(hier: Hochrisiko-Patientin bei BRCA1- oder 2-Mutation) widerspr<strong>ich</strong>t dem bio-psycho-sozialen Modell des<br />

modernen Behindertenbegriffs. Zudem kann bei bestehender Funktionseinschränkung gegebenenfalls im<br />

individuellen Einzelfall bereits eine „Schwerbehinderung“ anerkannt werden, ohne dass hierfür eine spezielle<br />

Diagnose ges<strong>ich</strong>ert sein muss, da der Grad der Behinderung final und n<strong>ich</strong>t k<strong>aus</strong>al <strong>aus</strong>ger<strong>ich</strong>tet ist.<br />

So ist gewährleistet, dass die Feststellung des Grades der Behinderung entsprechend der individuellen<br />

Betroffenheit der Einzelnen festgestellt wird. Entscheidend sind immer die Feststellungen des versorgungsärztl<strong>ich</strong>en<br />

Gutachters.“<br />

Hinweis: Nähere Informationen finden Sie im Internet unter:<br />

www.bmas.de/coremedia/generator/14534/versorgungsmedizin.html<br />

| Welche Auswirkungen hat die Genanalyse sonst noch?<br />

Auskünfte zum Thema Versorgungsmedizin erhalten Sie auch montags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr über das<br />

Bürgertelefon des BMAS unter der Rufnummer 01805 676715 (Festpreis 14 Cent/Minute – abwe<strong>ich</strong>ende/andere<br />

Preise <strong>aus</strong> den Mobilfunknetzen mögl<strong>ich</strong>).<br />

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7<br />

Welche Optionen habe <strong>ich</strong><br />

als Risikopatient(in)?<br />

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Die Behandlung<br />

familiärer Tumoren<br />

Familiär gehäuft auftretende bösartige<br />

Tumoren der Brust und der<br />

Eierstöcke werden bis jetzt in Anlehnung<br />

an die allgemeinen Leitlinien<br />

für Krebserkrankungen behandelt.<br />

Jedoch bieten gerade Tumoren, die<br />

auf der Basis <strong>einer</strong> bekannten genetischen<br />

Veränderung entstanden<br />

sind, Perspektiven für einen gezielteren<br />

Behandlungsansatz. Denn<br />

je exakter die Abläufe bekannt<br />

sind, die zu <strong>einer</strong> Krebserkrankung<br />

führen, desto spezifischer und damit<br />

nebenwirkungsärmer kann die<br />

Therapie gestaltet werden.<br />

BRCA1 UND BRCA2<br />

SIND HüTER UNSERER<br />

ERBSUBSTANZ<br />

Die Gene BRCA1 und BRCA2 sind<br />

für die Reparatur von Fehlern in der<br />

Erbinformation verantwortl<strong>ich</strong>. Zahlre<strong>ich</strong>e<br />

solcher Fehler treten tägl<strong>ich</strong><br />

zufällig auf. Ihre Auslöser können<br />

aber auch Röntgenstrahlung oder<br />

Chemotherapeutika sein. Um unsere<br />

hochkomplexen genetischen<br />

Erbanlagen (DNA) vor Schäden zu<br />

schützen, haben s<strong>ich</strong> schon früh im<br />

Verlauf der Entwicklung von Lebewesen<br />

verschiedene Reparaturmechanismen<br />

gebildet. Dazu gehört auch<br />

die Erkennung von schädl<strong>ich</strong>en<br />

| Welche Optionen habe <strong>ich</strong> als Risikopatient(in)?<br />

Veränderungen an der Erbinformation<br />

und die Einleitung des Zellunterganges,<br />

sollte eine Reparatur n<strong>ich</strong>t<br />

mögl<strong>ich</strong> sein. Solche Schädigungen<br />

der Erbinformation entstehen ständig.<br />

Sie sind zum Teil zufällig, zum<br />

Teil aber auch durch schädigende<br />

Umweltfaktoren bedingt.<br />

BRCA1 und BRCA2 sind Gene, auf<br />

deren Grundlage Proteine hergestellt<br />

werden, die für diese Reparaturwege<br />

eine große Rolle spielen. Gle<strong>ich</strong>zeitig<br />

ist dieser Reparaturweg dazu in<br />

der Lage, Fehler <strong>aus</strong>zugle<strong>ich</strong>en, die<br />

mit anderen Mechanismen n<strong>ich</strong>t behoben<br />

werden konnten. Trägerinnen<br />

und Träger <strong>einer</strong> krankheitsverursachenden<br />

Mutation in den Genen<br />

BRCA1 oder BRCA2 können daher<br />

aufgrund <strong>einer</strong> fehlerhaften Reparatur<br />

und <strong>einer</strong> gestörten Kontrolle über<br />

unsere Erbinformation erkranken.<br />

Genau hier ist jedoch auch die<br />

Achillesferse dieser Tumoren. Diese<br />

kann therapeutisch genutzt werden.<br />

GEZIELTE THERAPIE FüR<br />

BRUST- UND EIERSTOCK-<br />

KREBS BEI MUTATION IM<br />

BRCA1- ODER BRCA2-GEN<br />

An Zelllinien und in Tierversuchen<br />

konnte überzeugend gezeigt wer-<br />

den, dass es durch die Blockierung<br />

eines alternativen DNA-Reparaturweges<br />

zum gehäuften Untergang<br />

von BRCA1- oder BRCA2-mutierten<br />

Tumorzellen kommt. Die Hemmung<br />

eines für diesen Reparaturweg<br />

w<strong>ich</strong>tigen Proteins namens PARP1<br />

führt zur Anhäufung von Fehlern<br />

der Erbsubstanz, die nur mit Hilfe<br />

der Proteine BRCA1 und BRCA2<br />

<strong>aus</strong>gemerzt werden können.<br />

Brust- und Eierstockkrebs, der<br />

durch eine krankheitsverursachende<br />

Mutation in einem der<br />

beiden Gene BRCA1 oder BRCA2<br />

entstanden ist, könnte zukünftig<br />

mit dieser Substanz, die PARP1<br />

hemmt, behandelt werden. Erste<br />

klinische Studien, die auch in<br />

einigen Zentren des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären Brust-<br />

und Eierstockkrebs“ angeboten<br />

werden, haben bereits positive<br />

Ergebnisse gebracht. Bei Patientinnen<br />

mit metastasiertem Brust-<br />

oder Eierstockkrebs konnte mehrfach<br />

ein sehr gutes Ansprechen<br />

auf die Behandlung verze<strong>ich</strong>net<br />

werden. Das Medikament kann<br />

in Tablettenform eingenommen<br />

werden und ze<strong>ich</strong>net s<strong>ich</strong> durch<br />

eine besonders geringe Rate an<br />

Nebenwirkungen <strong>aus</strong>.<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


0<br />

WENIGER NEBENWIR-<br />

KUNGEN DURCH ZIEL-<br />

GERICHTETE THERAPIE<br />

Die gute Verträgl<strong>ich</strong>keit ist ein besonderer<br />

Vorteil dieser Therapie.<br />

Gesunde Körperzellen werden<br />

durch den Einsatz des PARP1-Hemmers<br />

n<strong>ich</strong>t beeinträchtigt. Das ist dadurch<br />

erklärbar, dass nur in Tumorzellen<br />

das veränderte BRCA1- oder<br />

BRCA2-Gen überhaupt n<strong>ich</strong>t mehr<br />

hergestellt werden kann. In Tumorzellen<br />

ist sowohl die mütterl<strong>ich</strong>e als<br />

auch die väterl<strong>ich</strong>e Erbinformation<br />

für dieses Gen <strong>aus</strong>gefallen. In jeder<br />

normalen Körperzelle liegt jedoch<br />

mindestens eine Version der Erbinformation<br />

zu BRCA1 oder BRCA2<br />

korrekt vor. Das ist <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>end für<br />

eine weitgehend normale Funktion.<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

STUDIE MIT PARP-HEMMERN<br />

IN DEUTSCHEN ZENTREN<br />

FüR „FAMILIÄREN BRUST-<br />

UND EIERSTOCKKREBS“<br />

Die Einführung dieses neuen Medikamentes<br />

zur Hemmung von<br />

PARP1 ist erst mögl<strong>ich</strong>, wenn <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>end<br />

praktische Erfahrungen<br />

durch Studien damit vorliegen. Für<br />

Trägerinnen und Träger <strong>einer</strong> krankheitsverursachenden<br />

Mutation im<br />

BRCA1- oder BRCA2-Gen kann es<br />

daher schon jetzt von Vorteil sein,<br />

an einem der Studienzentren für die<br />

PARP Inhibitor Studien behandelt zu<br />

werden. Da es s<strong>ich</strong> beim familiären<br />

Brustkrebs um eine seltene Erkrankung<br />

handelt, können nur mehrere<br />

spezialisierte Zentren gemeinsam<br />

eine solche Studie verwirkl<strong>ich</strong>en.<br />

„Vor<strong>aus</strong>s<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> wird s<strong>ich</strong><br />

auch die Wahl des Chemotherapeutikums<br />

beim<br />

familiären <strong>Mamma</strong>karzinom<br />

zukünftig vom allgemeinen<br />

Standard unterscheiden.“<br />

Auf internationaler Ebene hat das<br />

zum Zusammenschluss von mehreren<br />

Konsortien geführt. So wird die<br />

derzeit laufende PARP1-Hemmer-Studie<br />

gemeinsam mit europäischen,<br />

amerikanischen, bis hin zu <strong>aus</strong>tralischen<br />

Zentren für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“ durchgeführt.<br />

Innerhalb des Deutschen<br />

Konsortiums können Patient(inn)en<br />

mit Brust- oder Eierstockkrebs in<br />

den Zentren in Köln, Kiel, Heidelberg<br />

und München in diese Studie<br />

eingeschlossen werden.<br />

CHEMOTHERAPIE MIT<br />

CARBOPLATIN MIT BESSERER<br />

WIRKUNG BEI GENDEFEKT<br />

Ein weiterer Punkt, in welchem<br />

die Behandlung des familiären


Brustkrebses aller Vor<strong>aus</strong>s<strong>ich</strong>t nach<br />

zukünftig von den bisherigen allgemeinen<br />

Leitlinien abwe<strong>ich</strong>en wird,<br />

betrifft die Wahl des Chemotherapeutikums.<br />

Ein Chemotherapeutikum<br />

wirkt deshalb gegen Krebszellen,<br />

weil es Schäden an der Erbsubstanz<br />

verursacht. Jede Zelle, die s<strong>ich</strong> gerade<br />

in der Zellteilung befindet, das<br />

heißt, die ihre Erbsubstanz abschreiben<br />

und verdoppeln muss, wird<br />

durch die Chemotherapie gestört.<br />

Dadurch erklären s<strong>ich</strong> die bekannten<br />

Nebenwirkungen von Chemotherapeutika.<br />

Besonders betroffen ist zum<br />

Beispiel das blutbildende System,<br />

das Knochenmark, da s<strong>ich</strong> diese<br />

Zellen besonders häufig teilen.<br />

Nun gibt es bestimmte Chemotherapeutika,<br />

die Schäden an der<br />

Erbsubstanz verursachen, für deren<br />

Korrektur der Reparaturweg benötigt<br />

wird, in welchem die Gene<br />

BRCA1 und BRCA2 eine große<br />

Rolle spielen. Ein Tumor, in welchem<br />

dieser Reparaturweg aber n<strong>ich</strong>t zur<br />

Verfügung steht, ist daher anfälliger<br />

für diese Art der Chemotherapie.<br />

Untersuchungen an Zelllinien und<br />

wiederum am M<strong>aus</strong>modell (= Modellversuch<br />

mit Mäusen) haben ein<br />

ungewöhnl<strong>ich</strong>es Ansprechen von<br />

Tumoren auf Platinsalze und dagegen<br />

eine überraschende Unempfindl<strong>ich</strong>keit<br />

dieser Tumoren auf Taxane<br />

ergeben. Gerade Taxane stehen<br />

in der Behandlung von besonders<br />

aggressiven Formen von Brustkrebs<br />

übl<strong>ich</strong>erweise an erster Stelle. Das<br />

Chemotherapeutikum Carboplatin<br />

dagegen wird n<strong>ich</strong>t routinemäßig<br />

und meist erst nach wiederholten<br />

| Welche Optionen habe <strong>ich</strong> als Risikopatient(in)?<br />

Rückfällen bei Brustkrebs mit Fernmetastasierung<br />

eingesetzt. In der<br />

Behandlung von Eierstockkrebs<br />

dagegen ist Carboplatin eines<br />

der w<strong>ich</strong>tigsten Medikamente der<br />

Chemotherapie. Vielle<strong>ich</strong>t lässt s<strong>ich</strong><br />

dadurch erklären, dass Trägerinnen<br />

<strong>einer</strong> BRCA1- oder BRCA2-Mutation<br />

eine bessere Prognose aufweisen als<br />

andere Patientinnen mit Eierstockkrebs<br />

ohne familiäre Belastung.<br />

CHEMOTHERAPIESTUDIE<br />

SPEZIELL FüR BRCA1-<br />

ODER BRCA2-MUTATIONS-<br />

TRÄGERINNEN<br />

Diese Ergebnisse <strong>aus</strong> dem Reagenzglas<br />

beziehungsweise im M<strong>aus</strong>modell<br />

müssen natürl<strong>ich</strong> zunächst einmal<br />

daraufhin überprüft werden, ob<br />

dies auch für den Menschen zutrifft.<br />

Eine weitere Studie wird s<strong>ich</strong> daher<br />

in nächster Zeit der Frage nach der<br />

überlegenheit von Carboplatin bei<br />

BRCA1- oder BRCA2-Mutationsträgerinnen<br />

widmen. Wie die Studie<br />

mit PARP-Hemmern wurde auch diese<br />

Studie in England initiiert. Die<br />

Teilnahme an dieser Studie wird in<br />

den meisten Zentren des Deutschen<br />

Konsortiums bald mögl<strong>ich</strong> sein. Patientinnen<br />

mit metastasiertem Brustkrebs<br />

ohne bisherige Vorbehandlung<br />

werden entweder eine Chemotherapie<br />

mit Carboplatin oder mit<br />

Taxotere, einem der beiden Taxane,<br />

erhalten. Bei N<strong>ich</strong>tansprechen auf<br />

Taxotere ist eine schnelle Umstellung<br />

auf Carboplatin vorgesehen und<br />

umgekehrt, sodass in dieser Studie<br />

letztendl<strong>ich</strong> jede Patientin das wirksamere<br />

Präparat erhält.<br />

In einem nächsten Schritt ist danach<br />

die Kombination beider Therapiestrategien<br />

vorgesehen. Die<br />

gle<strong>ich</strong>zeitige Behandlung mit <strong>einer</strong><br />

Chemotherapie mit einem Platinpräparat<br />

und dem PARP1-Hemmer hat<br />

in Laborversuchen eine gesteigerte<br />

Wirkung im Vergle<strong>ich</strong> zur Gabe<br />

der Einzelsubstanzen gezeigt. Es<br />

werden aber vor<strong>aus</strong>s<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> noch<br />

mehrere Jahre vergehen, bis diese<br />

Therapie für die Erstbehandlung<br />

des familiären Brust- und Eierstockkrebses<br />

<strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>end geprüft und<br />

zugelassen ist. Sollten s<strong>ich</strong> die bisherigen<br />

Ergebnisse und Hinweise<br />

auf die Wirksamkeit von PARP1-<br />

Hemmern bestätigen, wäre für die<br />

Zukunft auch eine prophylaktische<br />

Gabe zur Verhinderung von Brust-<br />

beziehungsweise Eierstockkrebs<br />

denkbar.<br />

Aber auch Patientinnen ohne Nachweis<br />

<strong>einer</strong> Genveränderung in den<br />

Genen BRCA1 oder BRCA2 könnte<br />

diese Therapie einen besonderen<br />

Nutzen bieten. Und zwar dann,<br />

wenn der Tumorentstehung ein<br />

Fehler im gle<strong>ich</strong>en Reparaturweg<br />

der Erbsubstanz zugrunde liegt. Es<br />

gibt näml<strong>ich</strong> Hinweise darauf, dass<br />

rund 15 bis 20 Prozent der sporadischen,<br />

das heißt zufällig entstandenen,<br />

Brustkrebserkrankungen im<br />

Tumorgewebe dieselben Veränderungen<br />

in den BRCA-Genen aufweisen<br />

wie die erbl<strong>ich</strong>en Formen. Man<br />

geht davon <strong>aus</strong>, dass in diesen<br />

Fällen die BRCA-Mutationen als so<br />

genannte somatische Mutationen<br />

erst im Laufe des Lebens im Brustdrüsengewebe<br />

selbst entstanden<br />

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sind. Die typischen Kennze<strong>ich</strong>en<br />

solcher Tumoren konnten in jüngster<br />

Vergangenheit sowohl auf<br />

mikroskopischer als auch auf molekularer<br />

Ebene her<strong>aus</strong>gearbeitet<br />

werden. Dieses Beispiel belegt, wie<br />

Forschung auf dem verhältnismäßig<br />

kleinen Gebiet des familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebses auch<br />

auf die Behandlung von Tumorerkrankungen<br />

ohne familiären Hintergrund<br />

Einfluss nehmen kann.<br />

OPERATION<br />

Die operative Behandlung des familiären<br />

Brustkrebses unterscheidet<br />

s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t von der Behandlung von<br />

Erkrankungen der Allgemeinbevölkerung.<br />

Eine brusterhaltende<br />

Operation ist mögl<strong>ich</strong>, da Studien<br />

mit langen Nachbeobachtungszeiträumen<br />

kein bedeutsam erhöhtes<br />

Risiko für Erkrankungen derselben<br />

Seite ergeben haben. übl<strong>ich</strong>erweise<br />

schließt s<strong>ich</strong> daran die Bestrahlung<br />

der erkrankten Brust an.<br />

Es besteht für die Mutationsträgerinnen<br />

allerdings ein deutl<strong>ich</strong><br />

erhöhtes Risiko für eine Zweiterkrankung<br />

der anderen Brust. Die<br />

prophylaktische Entfernung des<br />

Brustdrüsengewebes der gesunden<br />

Seite ist daher zu diskutieren und<br />

sollte auch von der Prognose der<br />

Ersterkrankung abhängig gemacht<br />

werden. Da das Deutsche Konsortium<br />

seit über zehn Jahren alle<br />

Risikofamilien anonymisiert dokumentiert<br />

und die Krankheitsverläufe<br />

beobachtet, konnte kürzl<strong>ich</strong> erstmals<br />

eine große Auswertung zum<br />

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Zweiterkrankungsrisiko gemacht<br />

werden. Danach hängt das Risiko<br />

stark vom betroffenen Gen (BRCA1<br />

oder BRCA2) sowie vom Ersterkrankungsalter<br />

ab. Diese Daten<br />

erlauben zukünftig eine deutl<strong>ich</strong><br />

bessere individuelle Vorhersage des<br />

Zweiterkrankungsrisikos und geben<br />

den betroffenen Frauen damit eine<br />

bessere Entscheidungsgrundlage.<br />

ANTIHORMONELLE THERAPIE<br />

Nach Erkrankung an einem genetisch<br />

bedingten Brustkrebs wird die<br />

antihormonelle Therapie mit Tamoxifen<br />

oder einem Aromatasehemmer<br />

entsprechend den allgemeinen Leitlinien<br />

über fünf Jahre durchgeführt.<br />

In Studien konnte überzeugend gezeigt<br />

werden, dass Tamoxifen auch<br />

bei Trägerinnen <strong>einer</strong> pathogenen<br />

Mutation in den Genen BRCA1<br />

und BRCA2 wirksam ist, sofern der<br />

Tumor hormonabhängig ist. Nach<br />

einseitiger Brustkrebserkrankung<br />

konnte durch eine Tamoxifen-Einnahme<br />

das Risiko für die Erkrankung<br />

der anderen Seite um mehr als die<br />

Hälfte gesenkt werden.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Mit dem Wissen um die genetischen<br />

Ursachen <strong>einer</strong> Krebserkrankung<br />

können neue Behandlungskonzepte<br />

entwickelt werden. Erkrankungen<br />

an Brust- und Eierstockkrebs bei<br />

Trägerinnen und Trägern <strong>einer</strong> Mutation<br />

in den Genen BRCA1 oder<br />

BRCA2 werden bisher nach allgemeinen<br />

Leitlinien behandelt. Eine<br />

viel versprechende neue Therapie<br />

mit einem PARP1-Hemmer kommt<br />

bereits jetzt in einigen der Zentren<br />

des Deutschen Konsortiums für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“<br />

unter Studienbedingungen mit Erfolg<br />

zur Anwendung. Vor<strong>aus</strong>s<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong><br />

wird s<strong>ich</strong> auch die Wahl des<br />

Chemotherapeutikums beim familiären<br />

<strong>Mamma</strong>karzinom zukünftig<br />

vom allgemeinen Standard unterscheiden.<br />

Perspektivisch werden die<br />

Kenntnisse über den Wirkmechanismus<br />

der BRCA-Gene zur Entdeckung<br />

und überprüfung weiterer gezielter<br />

Therapiestrategien führen, mit dem<br />

letztendl<strong>ich</strong>en Ziel, ein gut verträgl<strong>ich</strong>es<br />

Medikament zur Verhütung<br />

des erbl<strong>ich</strong>en Brust- und Eierstockkrebses<br />

zu entwickeln.<br />

AUTOR<br />

Dr. med. Karin Kast<br />

Oberärztin und Leiterin des<br />

Zentrums für „Familiären Brust- und<br />

Eierstockkrebs“, Klinik und Poliklinik<br />

für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Universitätsklinikum Carl<br />

Gustav Carus an der Technischen<br />

Universität Dresden


Risikominimierung<br />

VORSORGLICHE MASSNAHMEN BEI FAMILIÄREM KREBSRISIKO<br />

Grundlage jeder präventiven, also<br />

vorsorgl<strong>ich</strong>en, Maßnahme ist die<br />

Kenntnis des Erkrankungsrisikos.<br />

Für Frauen mit <strong>einer</strong> Mutation in<br />

den Hochrisikogenen BRCA1 und<br />

BRCA2 liegt das lebenslange Risiko,<br />

an Brustkrebs zu erkranken bei 70<br />

bis 80 Prozent und an Eierstockkrebs<br />

zu erkranken bei 20 bis 40 Prozent.<br />

Für bereits an Brustkrebs erkrankte<br />

Mutationsträgerinnen ist auch das<br />

Risiko, an einem Zweitkarzinom der<br />

Brust oder einem Karzinom der Eierstöcke<br />

zu erkranken, deutl<strong>ich</strong> erhöht.<br />

So beträgt das Zweiterkrankungsrisiko<br />

für Brustkrebs durchschnittl<strong>ich</strong><br />

30 Prozent für die nächsten zehn<br />

Jahre. In <strong>einer</strong> kürzl<strong>ich</strong> durchgeführten,<br />

umfangre<strong>ich</strong>en Untersuchung<br />

anhand der über zehn Jahre dokumentierten,<br />

klinischen Daten aller<br />

zwölf Zentren des Konsortiums für<br />

familiären Brust- und Eierstockkrebs<br />

konnte erstmals belegt werden, dass<br />

das Zweiterkrankungsrisiko stark<br />

von verschiedenen Faktoren wie<br />

Alter bei Ersterkrankung und betroffenem<br />

Gen stark abhängig ist. Dies<br />

wird zukünftig dazu führen, dass<br />

für die betroffenen Frauen individuellere<br />

Risikovorhersagen gemacht<br />

werden können, die Grundlage<br />

der Entscheidung für oder gegen<br />

prophylaktische Maßnahmen sind.<br />

| Welche Optionen habe <strong>ich</strong> als Risikopatient(in)?<br />

Wie in vorhergehenden Artikeln<br />

bereits dargestellt, gibt es neben<br />

den Hochrisikogenen BRCA1 und<br />

BRCA2 noch weitere ursächl<strong>ich</strong>e<br />

Gene, die größtenteils noch n<strong>ich</strong>t<br />

untersucht werden können. Daher<br />

betreuen wir auch Familien mit <strong>einer</strong><br />

familiären Häufung an Brust- und/<br />

oder Eierstockkrebs, bei denen eine<br />

Mutation in den bekannten Risikogenen<br />

BRCA1 oder BRCA2 n<strong>ich</strong>t<br />

nachgewiesen werden konnte. Diese<br />

machen rund zwei Drittel der betreuten<br />

Frauen in den Zentren <strong>aus</strong>.<br />

Auch in diesen Familien liegt ein<br />

deutl<strong>ich</strong> erhöhtes Erkrankungsrisiko<br />

vor, wobei dieses niedriger ist als<br />

in den positiv getesteten Familien.<br />

Neuere Untersuchungen gehen von<br />

einem rund 40-prozentigen Risiko<br />

<strong>aus</strong>, im Laufe des Lebens an Brustkrebs<br />

zu erkranken. Das Risiko für<br />

Eierstockkrebs scheint in den reinen<br />

Brustkrebs-Familien ohne Mutationsnachweis<br />

n<strong>ich</strong>t deutl<strong>ich</strong> erhöht. Das<br />

Risiko für eine zweite Brustkrebserkrankung<br />

ist ungefähr halb so hoch<br />

wie bei den Mutationsträgerinnen.<br />

Im Folgenden sollen zunächst auf<br />

die prophylaktischen Maßnahmen<br />

gegen Brustkrebs und dann gegen<br />

Eierstockkrebs eingegangen<br />

werden.<br />

PROPHyLAKTISCHE MASS-<br />

NAHMEN ZUR SENKUNG<br />

DES BRUSTKREBSRISIKOS<br />

Ein w<strong>ich</strong>tiges und gut etabliertes<br />

Standbein in der klinischen Betreuung<br />

von Hochrisiko-Frauen ist die<br />

intensivierte Früherkennung. Diese<br />

umfasst neben der Mammographie,<br />

also der Röntgenuntersuchung der<br />

Brust, auch die Kernspintomographie<br />

(auch bekannt als MRT – Magnetresonanztomographie)<br />

und<br />

Sonographie (Ultraschall-Untersuchung)<br />

der Brust. Die zusätzl<strong>ich</strong>en<br />

Untersuchungsverfahren neben der<br />

Mammographie sind insbesondere<br />

in jungen Jahren w<strong>ich</strong>tig, da das<br />

typisch d<strong>ich</strong>te Brustdrüsengewebe<br />

der jungen Frauen für die Röntgenstrahlen<br />

bei der Mammographie<br />

n<strong>ich</strong>t gut durchlässig ist und somit<br />

einen Tumor verbergen kann. Da<br />

s<strong>ich</strong> die Brustdrüse im Laufe des<br />

Lebens verändert und insbesondere<br />

nach Eintritt der Wechseljahre deutl<strong>ich</strong><br />

aufgelockerter ist, können die<br />

zusätzl<strong>ich</strong>en Untersuchungen in der<br />

Regel zwischen dem 50. und 60.<br />

Lebensjahr beendet werden. Dann<br />

re<strong>ich</strong>t die alleinige Mammographie<br />

<strong>aus</strong>. In den zwölf Zentren wird mit<br />

der intensivierten Früherkennung<br />

ab dem 25. Lebensjahr oder fünf<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


„Es gibt umfangre<strong>ich</strong>e Daten, die belegen,<br />

Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter<br />

in der jeweiligen Familie<br />

begonnen, wobei zunächst nur eine<br />

Kernspintomographie und Ultraschall-Untersuchung<br />

durchgeführt<br />

wird. Erst ab dem 30. Lebensjahr<br />

kommt die Mammographie dazu.<br />

Verschiedene Untersuchungen,<br />

darunter auch eigene Analysen <strong>aus</strong><br />

dem Konsortium, haben eindeutig<br />

belegt, dass die intensivierte Früherkennung<br />

zu <strong>einer</strong> deutl<strong>ich</strong>en Vorverlagerung<br />

der Diagnosestellung<br />

führt, das heißt es können hierdurch<br />

deutl<strong>ich</strong> kl<strong>einer</strong>e Tumoren entdeckt<br />

werden. Es gibt jedoch weltweit<br />

noch keine <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>enden Daten<br />

zum Effekt dieser Frühdiagnostik<br />

auf das Langzeitüberleben. Dies<br />

ist ein Hauptgrund dafür, warum<br />

das intensivierte Früherkennungs-<br />

dass durch die komplette Entfernung des<br />

Brustdrüsengewebes inklusive der Brustwarze<br />

das Risiko für Brustkrebs auf praktisch Null<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

gesenkt werden kann.“<br />

programm <strong>aus</strong>schließl<strong>ich</strong> an den<br />

zwölf spezialisierten Zentren durchgeführt<br />

werden sollte und von den<br />

gesetzl<strong>ich</strong>en Krankenkassen auch<br />

<strong>aus</strong>schließl<strong>ich</strong> dort finanziert wird.<br />

Ein weiterer Grund ist die Erkenntnis,<br />

dass erbl<strong>ich</strong>e Tumoren, und hier<br />

insbesondere die BRCA1-Tumoren,<br />

ein anderes und häufig gutartiges<br />

Aussehen in der Bildgebung aufweisen.<br />

Dies führte in der Vergangenheit<br />

häufiger zur Fehldiagnose eines<br />

gutartigen Tumors und in der Folge<br />

zur Verschleppung der Diagnose.<br />

Die Entdeckung dieser Charakteristika<br />

der erbl<strong>ich</strong>en Tumoren war nur<br />

durch die zentralisierte Betreuung<br />

der betroffenen Frauen mögl<strong>ich</strong>, da<br />

nur hierdurch genügend hohe Zahlen<br />

an Untersuchungen zusammen<br />

kamen, um diese Beobachtung zu<br />

belegen. Die spezifischen Kriterien<br />

der erbl<strong>ich</strong>en Tumoren werden in<br />

den Zentren bei der Beurteilung der<br />

Befunde nun mit berücks<strong>ich</strong>tigt.<br />

ENTFERNUNG DES<br />

BRUSTDRüSENGEWEBES<br />

Mit der intensivierten Früherkennung<br />

kann ein Brustkrebs aber<br />

n<strong>ich</strong>t verhindert, sondern ledigl<strong>ich</strong><br />

früh erkannt werden. Gerade bei<br />

den BRCA1-Tumoren ist meist dennoch<br />

eine intensive Behandlung mit<br />

Chemotherapie erforderl<strong>ich</strong>, da die<br />

erbl<strong>ich</strong>en Tumoren schon im frühen<br />

Stadium ein aggressives Aussehen<br />

haben und häufig n<strong>ich</strong>t auf Antihormone<br />

ansprechen. Eine Alternative<br />

für besonders gefährdete Frauen<br />

ist daher die prophylaktische Ent-


fernung des Brustdrüsengewebes.<br />

Es gibt umfangre<strong>ich</strong>e Daten, die<br />

belegen, dass durch die komplette<br />

Entfernung des Brustdrüsengewebes<br />

inklusive der Brustwarze das<br />

Risiko für Brustkrebs auf praktisch<br />

Null gesenkt werden kann. Diese<br />

Maßnahme wird immer zusammen<br />

mit einem gle<strong>ich</strong>zeitigen Wiederaufbau<br />

angeboten. Hier kommen<br />

verschiedene operative Verfahren<br />

in Betracht. Bei allen wird in der Regel<br />

eine so genannte hautsparende<br />

Brustdrüsenentfernung durchgeführt,<br />

das heißt ein großer Teil der Brusthaut<br />

bleibt erhalten, sodass eine<br />

natürl<strong>ich</strong> Brustform remodelliert<br />

werden kann. Das entfernte Brustdrüsengewebe<br />

kann dann entweder<br />

durch ein Implantat oder durch Verwendung<br />

von Eigengewebe wieder<br />

| Welche Optionen habe <strong>ich</strong> als Risikopatient(in)?<br />

aufgebaut werden. Das Eigengewebe<br />

kann beispielsweise in Form<br />

eines gestielten Lappens von der<br />

Bauchwand hochgezogen werden.<br />

Neuerdings hat s<strong>ich</strong> auch die so<br />

genannte freie Lappentransplantation<br />

etabliert, das heißt hier wird ein<br />

Stück Fettgewebe, welches meist <strong>aus</strong><br />

der Bauchwand, aber auch <strong>aus</strong> dem<br />

oberen Gesäßteil gewonnen wird,<br />

zu <strong>einer</strong> neuen Brust geformt und<br />

an die dort gelegenen Gefäße zur<br />

Durchblutung angeschlossen. Alle<br />

Verfahren haben Vor- und Nachteile.<br />

Eine Entscheidung für eine<br />

solche Operation muss gut überlegt<br />

sein und alle in Frage kommenden<br />

Verfahren müssen <strong>aus</strong>führl<strong>ich</strong> mit<br />

der betreffenden Frau besprochen<br />

sein. Die Akzeptanz <strong>einer</strong> prophylaktischen<br />

Brustdrüsenentfernung<br />

ist interessanterweise sehr vom<br />

soziokulturellen Umfeld abhängig.<br />

Wir sehen große Unterschiede zwischen<br />

verschiedenen Ländern und<br />

sogar innerhalb Europas. So entscheiden<br />

s<strong>ich</strong> Mutationsträgerinnen<br />

<strong>aus</strong> skandinavischen Ländern und<br />

auch Holland zu über 30 bis 50<br />

Prozent für eine prophylaktische<br />

Brustdrüsenentfernung, während<br />

es bei uns, wie auch in Italien und<br />

Frankre<strong>ich</strong>, weniger als zehn Prozent<br />

sind. Größer ist der Wunsch<br />

nach <strong>einer</strong> prophylaktischen Brustdrüsenentfernung<br />

bei Frauen, die<br />

bereits erkrankt sind. Obwohl hier<br />

bisher keine Daten zur Reduktion<br />

der Sterbl<strong>ich</strong>keit vorliegen, ist<br />

das <strong>aus</strong>schlaggebende Argument<br />

der Frauen, dass sie n<strong>ich</strong>t noch<br />

einmal eine Tumortherapie und ins-<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


esondere keine Chemotherapie<br />

über s<strong>ich</strong> ergehen lassen möchten.<br />

ZWEITERKRANKUNG<br />

VERHINDERN<br />

Eine besondere Situation stellt die<br />

Frage des Zweiterkrankungs-Risikos<br />

nach Brustkrebs dar. Wie bereits<br />

erwähnt, erfordert dies zunächst<br />

einmal eine individuelle Kalkulation<br />

des Zweiterkrankungsrisikos, welches<br />

von verschiedenen Faktoren<br />

abhängig ist. W<strong>ich</strong>tig ist hier auch<br />

zu wissen, dass Zweittumoren in aller<br />

Regel auf der anderen Brustseite<br />

auftreten. Das Risiko eines zweiten<br />

Brustkrebses in der bereits erkrankten<br />

Brust ist hingegen n<strong>ich</strong>t deutl<strong>ich</strong><br />

erhöht. Das heißt also, dass bei<br />

<strong>einer</strong> prophylaktischen Operation<br />

nach Brustkrebs eine Entfernung<br />

der Gegenseite angezeigt ist, n<strong>ich</strong>t<br />

hingegen der betroffenen Seite.<br />

Daher kann bei Auftreten von Brustkrebs<br />

auch, wie beim sporadischen<br />

Brustkrebs, eine brusterhaltende<br />

Operation durchgeführt werden.<br />

Sofern die betroffene Frau s<strong>ich</strong> für<br />

eine maximale Risikoreduktion entscheidet,<br />

kommt die Entfernung der<br />

Gegenseite in Betracht. Hier wählt<br />

man dann häufig eine beidseitige<br />

Brustdrüsenentfernung, da der Wiederaufbau<br />

aufgrund der dann viel<br />

besser herzustellenden Symmetrie in<br />

der Regel besser gelingt. Eine solche<br />

<strong>aus</strong>gedehnte Operation zur Ersttherapie<br />

und gle<strong>ich</strong>zeitiger Prophylaxe<br />

eines Zweitkarzinoms sollte nur<br />

dann in Betracht gezogen werden,<br />

wenn die Prognose des Ersttumors<br />

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günstig ist, das heißt die Frau auch<br />

gute Heilungschancen hat.<br />

FRüHZEITIGER GENTEST<br />

THERAPEUTISCH SINNVOLL<br />

Da in den letzten Jahren bei Brustkrebserkrankungen<br />

häufiger eine<br />

so genannte neoadjuvante Chemotherapie<br />

durchgeführt wird, das<br />

heißt eine Chemotherapie vor der<br />

Operation, kann diese Zeit genutzt<br />

werden, um bei Hinweis auf eine<br />

Erbl<strong>ich</strong>keit den Gentest zügig durchzuführen.<br />

So kann nach Abschluss<br />

der neoadjuvanten Chemotherapie<br />

der Genbefund in die Planung der<br />

Operation mit einbezogen werden.<br />

Hierzu ist es erforderl<strong>ich</strong>, dass s<strong>ich</strong><br />

die Frauen zu Beginn der Chemotherapie<br />

umgehend an ein Zentrum<br />

für familiären Brustkrebs wenden,<br />

damit <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>end Zeit für die<br />

Durchführung des Gentestes und die<br />

Entscheidungsfindung bleibt.<br />

ANTIHORMONTHERAPIE BEI<br />

ERBLICHEM BRUSTKREBS<br />

Es gibt eine Reihe von Untersuchungen,<br />

die belegen, dass Antiöstrogene<br />

wie Tamoxifen oder<br />

Raloxifen zu <strong>einer</strong> Reduktion des<br />

Brustkrebsrisikos führen. Diese Untersuchungen<br />

sind aber n<strong>ich</strong>t an<br />

einem Hochrisiko-Kollektiv, sondern<br />

an Frauen mit einem moderat erhöhten<br />

Brustkrebsrisiko durchgeführt<br />

worden. Dem steht gegenüber, dass<br />

erste Untersuchungen an Zellkulturen<br />

darauf hindeuten, dass Antiöstrogene,<br />

wie zum Beispiel Tamoxifen,<br />

bei BRCA1-mutierten Zellen eine<br />

agonistische, das heißt stimulierende<br />

und unerwünschte Wirkung auf<br />

das Drüsengewebe haben könnten.<br />

Daher hat das Konsortium für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“<br />

in Deutschland keine entsprechende<br />

Studie bei Frauen mit hohem Risiko<br />

initiiert. Sehr viel versprechende Daten<br />

gibt es zur Bedeutung des Gelbkörperhormons<br />

(Progesteron). Hier<br />

wissen wir <strong>aus</strong> aktuellen wissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Untersuchungen, dass<br />

es beim Ausfall der BRCA-Gene zu<br />

<strong>einer</strong> deutl<strong>ich</strong> verstärkten Wirkung<br />

des Progesterons kommt. Es konnte<br />

im Tierversuch auch bereits gezeigt<br />

werden, dass die Gabe eines Anti-<br />

Progesterons zu <strong>einer</strong> deutl<strong>ich</strong>en<br />

Reduktion des Brustkrebses führt.<br />

Dies ist eine neue Perspektive für<br />

die medikamentöse Prävention, also<br />

Vorbeugung.<br />

PROPHyLAKTISCHE<br />

MASSNAHMEN<br />

ZUR SENKUNG DES<br />

EIERSTOCKKREBSRISIKOS<br />

Mittlerweile liegen umfangre<strong>ich</strong>e<br />

Daten vor, die belegen, dass Eierstockkrebs<br />

mit den gegenwärtigen<br />

Verfahren n<strong>ich</strong>t früh erkannt werden<br />

kann. Dies betrifft sowohl den<br />

familiären als auch sporadischen<br />

Eierstockkrebs und umfasst Untersuchungen<br />

wie die klinische Tastuntersuchung,<br />

den transvaginalen, das<br />

heißt durch die Scheide hindurch<br />

erfolgenden, Ultraschall und die<br />

Tumormarkerbestimmung CA 125.<br />

Nachdem s<strong>ich</strong> das Konsortium über


Jahre hinweg um eine Eierstockkrebsfrüherkennung<br />

bemüht hat,<br />

hat es vor drei Jahren diese Maßnahmen<br />

in den Zentren vorläufig gestoppt<br />

und beschlossen, auf bessere<br />

und zuverlässigere Diagnoseverfahren<br />

zu warten. An dieser Stelle ist<br />

zu betonen, dass dies häufig noch<br />

n<strong>ich</strong>t klar genug mit den betroffenen<br />

Frauen besprochen wird. Viele<br />

wiegen s<strong>ich</strong> durch regelmäßige Ultraschall-Untersuchungen<br />

bei ihrem<br />

Frauenarzt in <strong>einer</strong> falschen S<strong>ich</strong>erheit.<br />

In den Zentren wird daher<br />

Frauen mit <strong>einer</strong> nachgewiesenen<br />

BRCA1- oder BRCA2-Mutation<br />

dringend die Durchführung <strong>einer</strong><br />

prophylaktischen beidseitigen Eierstock-<br />

und Eileiterentfernung ab dem<br />

40. Lebensjahr empfohlen. Diese<br />

Empfehlung wird <strong>aus</strong>gesprochen,<br />

seit bekannt ist, dass nach der Eierstock-<br />

und Eileiterentfernung vor<br />

den Wechseljahren eine niedrig<br />

dosierte Hormon-Ersatztherapie bis<br />

zum 50. Lebensjahr mögl<strong>ich</strong> ist,<br />

ohne dadurch das Brustkrebsrisiko<br />

negativ zu beeinflussen. Es ist sogar<br />

vielmehr so, dass die Eierstock-<br />

und Eileiterentfernung um das 40.<br />

Lebensjahr, verbunden mit <strong>einer</strong><br />

niedrig dosierten Hormon-Ersatztherapie,<br />

n<strong>ich</strong>t nur das Eierstockkrebs-<br />

Risiko auf praktisch Null senkt, sondern<br />

auch das verbleibende Brustkrebs-Risiko<br />

halbiert. Dies kann nur<br />

so erklärt werden, dass die zugeführten<br />

niedrig dosierten Hormone<br />

einen weniger stark stimulierenden<br />

Effekt auf die Brustdrüse haben als<br />

die eigenen Hormone. Das genaue<br />

Alter, in dem eine prophylaktische<br />

| Welche Optionen habe <strong>ich</strong> als Risikopatient(in)?<br />

Eierstock- und Eileiterentfernung<br />

durchgeführt wird, muss individuell<br />

festgelegt werden. Hier spielen natürl<strong>ich</strong><br />

die Familienplanung und ein<br />

noch bestehender Kinderwunsch<br />

eine große Rolle. Des Weiteren<br />

wird das Eierstockkrebs-Risiko für<br />

BRCA2-Mutationsträgerinnen erst<br />

ab dem 50. Lebensjahr relevant.<br />

Sofern bereits eine Brustdrüsenentfernung<br />

vorgenommen wurde, kann<br />

daher mit der Eierstockentfernung<br />

auch entsprechend länger gewartet<br />

werden. Die entfernten Eierstöcke<br />

und Eileiter werden in den Zentren<br />

immer durch besonders qualifizierte<br />

Referenzpathologen in Serienschnitten<br />

akribisch aufgearbeitet und<br />

untersucht. Hierbei stellte s<strong>ich</strong> überraschenderweise<br />

her<strong>aus</strong>, dass die<br />

meisten Vorstufen und Frühformen<br />

n<strong>ich</strong>t im Eierstock selbst, sondern<br />

in den Eileitern auftreten. Daher ist<br />

die Mitentfernung der Eileiter von<br />

großer Bedeutung. Es verbleibt<br />

zwar noch ein Restrisiko von ein<br />

bis drei Prozent für einen primären<br />

Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinose),<br />

welches in der Größenordnung<br />

des Eierstockkrebsrisikos der Allgemeinbevölkerung<br />

liegt.<br />

Eine Vorbeugung des Eierstockkrebses<br />

durch die Einnahme der<br />

Anti-Baby-Pille, wie sie gelegentl<strong>ich</strong><br />

noch empfohlen wird, spielt<br />

keine Rolle mehr. Zum einen gibt<br />

es Hinweise, dass durch die Pilleneinnahme<br />

das Brustkrebsrisiko der<br />

Mutationsträgerinnen, wenn auch<br />

nur le<strong>ich</strong>t, erhöht ist. Zum anderen<br />

kann der geringe risikoreduzierende<br />

Effekt die prophylaktische Eierstockentfernung<br />

n<strong>ich</strong>t ersetzen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Zusammenfassend kann also durch<br />

prophylaktische Operationen das<br />

Erkrankungsrisiko drastisch gesenkt<br />

werden. Eine Alternative stellt die<br />

intensivierte Früherkennung in Verbindung<br />

mit der prophylaktischen<br />

Eierstock- und Eileiterentfernung dar.<br />

Langfristig erhofft s<strong>ich</strong> das Konsortium<br />

den Einsatz von nebenwirkungsarmen<br />

Medikamenten, mit denen<br />

Brustkrebs verhindert werden kann.<br />

Als viel versprechende Kandidaten<br />

kommen derzeit Anti-Progesterone<br />

oder auch PARP-Inhibitoren (siehe<br />

Seite 69) in Betracht.<br />

AUTOR<br />

Univ.-Prof. Dr. med.<br />

Rita K. Schmutzler<br />

Sprecherin und Koordinatorin des<br />

Deutschen Konsortiums für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“,<br />

Inhaberin <strong>einer</strong> Stiftungsprofessur<br />

der Deutschen Krebshilfe,<br />

Leiterin des Schwerpunkts Familiärer<br />

Brust- und Eierstockkrebs<br />

Universitätsfrauenklinik Köln<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


Der familiäre<br />

Eierstockkrebs<br />

Im Verhältnis zu der Anzahl der<br />

jährl<strong>ich</strong> neu an Brustkrebs erkrankenden<br />

Frauen stellt die Zahl der<br />

an Eierstockkrebsneuerkrankungen<br />

zwar eine Minderheit dar, im Falle<br />

<strong>einer</strong> familiären Belastung gestaltet<br />

s<strong>ich</strong> die Relation jedoch wesentl<strong>ich</strong><br />

anders. Denn das persönl<strong>ich</strong>e Risiko<br />

<strong>einer</strong> Mutationsträgerin an Eierstockkrebs<br />

zu erkranken ist im Verhältnis<br />

zur Allgemeinbevölkerung<br />

wesentl<strong>ich</strong> erhöht, insbesondere<br />

bei <strong>einer</strong> BRCA1-Mutation. <strong>Mamma</strong><br />

<strong>Mia</strong>! sprach hierüber mit Professor<br />

Andreas du Bois.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Herr Professor du<br />

Bois, Sie sind als Experte für Eierstockkrebs<br />

bekannt. Welchen Bezug<br />

haben Sie zu den familiär bedingten<br />

Erkrankungen?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois: In<br />

unserer Klinik hier in Wiesbaden<br />

haben wir bereits im Jahr 2000 eine<br />

Beratungsstelle für familiären Brust-<br />

und Eierstockkrebs einger<strong>ich</strong>tet, die<br />

als Satellit an das frühere universitäre<br />

Zentrum der Universitätsklinik<br />

Frankfurt am Main angeschlossen<br />

war.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie hoch ist generell<br />

das Risiko, an Eierstockkrebs zu<br />

erkranken?<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois:<br />

Man kann in Deutschland von circa<br />

8.000 Ovarialkarzinom Neudiagnosen<br />

pro Jahr <strong>aus</strong>gehen, das heißt,<br />

dass in etwa jede fünfzigste Frau<br />

davon betroffen ist.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Erhöht s<strong>ich</strong> dieses<br />

Risiko, wenn eine Frau bereits an<br />

Brustkrebs erkrankt ist?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois:<br />

Rein statistisch betrachtet kann<br />

man von einem le<strong>ich</strong>t erhöhten<br />

Risiko <strong>aus</strong>gehen. Für beide Tumorerkrankungen<br />

gelten vergle<strong>ich</strong>bare<br />

Risikofaktoren. Dies ist jedoch eine<br />

Gesamtbetrachtung, die n<strong>ich</strong>t<br />

unbedingt das persönl<strong>ich</strong>e Risiko<br />

vorhersagen kann.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Und um wie viel<br />

erhöht s<strong>ich</strong> dieses Risiko bei <strong>einer</strong><br />

familiären Veranlagung?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois: Im<br />

Falle <strong>einer</strong> BRCA1- oder BRCA2-<br />

Mutation liegt das Lebenszeitrisiko<br />

an Eierstockkrebs zu erkranken bei<br />

circa 20 bis 40 Prozent, wobei<br />

dieses Risiko nur ein Viertel bis halb<br />

so groß ist, wie das Risiko mit <strong>einer</strong><br />

solchen Mutation im Laufe des Lebens<br />

an Brustkrebs zu erkranken. Die<br />

Trägerinnen <strong>einer</strong> BRCA1-Mutation<br />

haben im Vergle<strong>ich</strong> zu den BRCA2-<br />

Mutationsträgerinnen ein wesentl<strong>ich</strong><br />

höheres Risiko ein Ovarialkarzinom<br />

zu entwickeln. Zudem erkranken sie<br />

häufig schon in etwa im Alter von<br />

40 Jahren und damit durchschnittl<strong>ich</strong><br />

zehn bis zwanzig Jahre früher als<br />

andere Patientinnen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie kann <strong>ich</strong> mit<br />

dem Risiko eines Eierstockkrebses<br />

umgehen, welche Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />

der Vorsorge oder Früherkennung<br />

gibt es?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois:<br />

Die so genannte sekundäre Prävention<br />

besteht aktuell <strong>aus</strong> gynäkologischer<br />

Untersuchung, (vaginaler)<br />

Ultraschalluntersuchung sowie<br />

Bestimmung des Tumormarkers CA<br />

125. Allerdings zeigen all diese<br />

Früherkennungsmaßnahmen in der<br />

Kohorten-Analyse, also bei <strong>einer</strong> Betrachtung<br />

über alle Erkrankungsfälle<br />

hinweg, leider keine zweifelsfrei<br />

effektive, beruhigende Vorsorge<br />

hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> eines Ovarialkarzinoms.<br />

Die Früherkennungsmaßnahmen<br />

beim Ovarialkarzinom sind bei<br />

Weitem n<strong>ich</strong>t so effektiv wie die<br />

Früherkennungsmaßnahmen bei<br />

Brustkrebs. Leider muss man sagen,<br />

dass es derzeit eigentl<strong>ich</strong> keine<br />

durchweg effektiven Mögl<strong>ich</strong>keiten


zur Früherkennung von Ovarialkarzinomen<br />

gibt.<br />

Eine mögl<strong>ich</strong>e Perspektive bieten<br />

zwei große weltweite Studien zur<br />

Früherkennung des Ovarialkarzinoms,<br />

die in den USA beziehungsweise<br />

in Großbritannien laufen. In<br />

der britischen Studie werden die<br />

Verläufe des Tumormarkers CA 125<br />

von etwa 50.000 Frauen über Jahre<br />

hinweg beobachtet, um festzustellen,<br />

ob es bestimmte Algorithmen<br />

im Vorfeld <strong>einer</strong> Erkrankung gibt.<br />

Erste Daten <strong>aus</strong> diesen Studien sind<br />

jedoch vor<strong>aus</strong>s<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> erst 2012 zu<br />

erwarten. Bis dahin ist die primäre<br />

Prävention die einzige verlässl<strong>ich</strong>e<br />

| Welche Optionen habe <strong>ich</strong> als Risikopatient(in)?<br />

„Die Früherkennungsmaßnahmen beim Ovarial-<br />

karzinom sind bei Weitem n<strong>ich</strong>t so effektiv wie die<br />

Früherkennungsmaßnahmen bei Brustkrebs.“<br />

Methode, das Risiko nachhaltig zu<br />

senken. Diese besteht in <strong>einer</strong> operativen<br />

Prophylaxe (Entfernung der<br />

Eierstöcke und Eileiter), die nach<br />

Beratung und abgeschlossener Familienplanung<br />

angeboten werden<br />

muss.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Warum werden n<strong>ich</strong>t<br />

die Magnetresonanztomographie<br />

(MRT) oder Positronen-Emissions-Tomographie/Computertomographie<br />

(PET-CT) zur Früherkennung von<br />

Eierstockkrebs eingesetzt?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois:<br />

Die MRT-Untersuchung ist leider im<br />

Becken n<strong>ich</strong>t sensitiv genug, um frü-<br />

he Ovarialkarzinome s<strong>ich</strong>er genug<br />

zu erkennen. Zum PET-CT liegen in<br />

der Früherkennung noch keine Daten<br />

vor, die eine Beurteilung zulassen.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Welche typischen<br />

Symptome des Ovarialkarzinoms<br />

sollte <strong>ich</strong> als Frau kennen und beachten?<br />

Gibt es typische Warnze<strong>ich</strong>en<br />

oder Frühindikatoren?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois: Die<br />

Symptome sind sehr unspezifisch.<br />

Was man aufgrund retrospektiver,<br />

also rückblickender Befragungen<br />

sagen kann, ist, dass in der Regel<br />

über einen Zeitraum von etwa<br />

sechs Monaten vor Diagnose-<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


0<br />

stellung Beschwerden wie zum Beispiel<br />

Druck im Bauch, Völlegefühl<br />

oder unregelmäßiger Stuhlgang<br />

auftreten. Leider muss man feststellen,<br />

dass die Zuordnung solch<br />

unspezifischer Symptome oft erst<br />

spät zur Diagnose führt und dass<br />

bei Symptomen auch meist schon<br />

ein fortgeschrittenes Stadium vorliegt.<br />

Das frühe Ovarialkarzinom<br />

macht leider in der Regel keine<br />

Beschwerden.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wie s<strong>ich</strong>er ist eine<br />

regelmäßige Kontrolle des Tumormarkers<br />

CA 125?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois:<br />

CA 125 ist ein guter Marker in<br />

der Verlaufskontrolle während der<br />

Therapie. Für die Erstdiagnostik<br />

eines Ovarialkarzinoms ist er zu<br />

unspezifisch – insbesondere prämenop<strong>aus</strong>al,<br />

also vor den Wechseljahren.<br />

Der CA 125 kann auch durch<br />

Entzündungen, bei Endometriose<br />

oder bei Schwangerschaft erhöht<br />

sein. Andersherum kann der CA<br />

125 auch bei manchen Ovarialkarzinomen<br />

normal, das heißt n<strong>ich</strong>t<br />

erhöht sein.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Welche Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />

zur Minimierung ihres Erkrankungsrisikos<br />

hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> eines<br />

Ovarialkarzinoms haben Hochrisikopatienten<br />

überhaupt? Welche<br />

prophylaktischen, das heißt vorbeugenden<br />

Maßnahmen gibt es?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois:<br />

Die Einnahme oraler Kontrazeptiva,<br />

also der Anti-Baby-Pille über mehre-<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

re Jahre hinweg, hat nachweisl<strong>ich</strong><br />

einen positiven Effekt hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong><br />

der Ovarialkarzinomrisikos, n<strong>ich</strong>t<br />

jedoch in Bezug auf das <strong>Mamma</strong>karzinom.<br />

Bei BRCA1- und BRCA2-<br />

Mutationsträgerinnen scheinen<br />

diese Effekte auch aufzutreten, die<br />

Daten sind aber noch uneinheitl<strong>ich</strong>.<br />

Einen ähnl<strong>ich</strong> positiven Effekt haben<br />

auch Schwangerschaften.<br />

Die verlässl<strong>ich</strong>ste Mögl<strong>ich</strong>keit ist die<br />

vorsorgl<strong>ich</strong>e beidseitige Entfernung<br />

von Eierstöcken und Eileitern nach<br />

Abschluss der Familienplanung. Sie<br />

geht neben <strong>einer</strong> Ovarialkarzinom-<br />

Risikosenkung um 90 bis 95 Prozent<br />

auch mit <strong>einer</strong> <strong>Mamma</strong>karzinom-Risikosenkung<br />

um circa 50 Prozent<br />

einher, wenn der Eingriff prämenop<strong>aus</strong>al,<br />

also vor den Wechseljahren<br />

durchgeführt wird. Als Technik wird<br />

die so genannte laparoskopische<br />

bilaterale Salpingo-Ovarektomie<br />

empfohlen. Dabei kann man in<br />

der Regel auf einen Bauchschnitt<br />

verz<strong>ich</strong>ten und den Eingriff mittels<br />

<strong>einer</strong> Bauchspiegelung minimal<br />

invasiv durchführen. Neben der<br />

beidseitigen Entfernung der Risikoorgane<br />

gehört hierzu eine genaue<br />

Inspektion der Bauchhöhle, die<br />

Entnahme <strong>einer</strong> Spülzytologie und<br />

Peritonealbiopsien, also Gewebeproben,<br />

<strong>aus</strong> allen vier Bere<strong>ich</strong>en<br />

(Quadranten) des Bauchfells. Die<br />

Verwendung eines Bergungsbeutels,<br />

des so genannten Endobags,<br />

bei der Laparoskopie soll weitere<br />

S<strong>ich</strong>erheit schaffen. Der Endobag<br />

zur Bergung der Adnexe (Eierstöcke<br />

und Eileiter) soll die Verschleppung<br />

potentiell maligner, also bösartiger,<br />

Zellen verhindern. Eine sorgfältige<br />

pathologische Aufarbeitung zur<br />

Entdeckung okkulter (verborgener)<br />

Eierstock- und Eileiter-Karzinome<br />

muss gewährleistet sein.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Wäre es n<strong>ich</strong>t sinnvoll<br />

s<strong>ich</strong> zugle<strong>ich</strong> die Gebärmutter<br />

vorsorgl<strong>ich</strong> entfernen zu lassen,<br />

da doch die Eileiter bis in sie<br />

hineinre<strong>ich</strong>en?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois:<br />

Es gibt keine ges<strong>ich</strong>erte Erkenntnis<br />

darüber, dass eine zusätzl<strong>ich</strong>e<br />

vorsorgl<strong>ich</strong>e Uterus-Entfernung<br />

Vorteile bringt. Bei Untersuchungen<br />

zur Entdeckung von Vorstufen des<br />

Ovarialkarzinoms gab es vielmehr<br />

Beobachtungen, die vermuten<br />

lassen, dass der distale, also der<br />

eierstocknahe Teil des Eileiters<br />

wahrscheinl<strong>ich</strong> eine w<strong>ich</strong>tigere<br />

Rolle bei der Tumorbildung hat,<br />

als der gebärmutternahe Teil, der<br />

gegebenenfalls in der Gebärmutter<br />

verbleibt, wenn diese n<strong>ich</strong>t entfernt<br />

wird. In der Praxis wird man das mit<br />

der Rat suchenden Frau besprechen<br />

und eine Gebärmutterentfernung<br />

nur dann mitmachen, wenn es zusätzl<strong>ich</strong>e<br />

Gründe hierfür gibt.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Die Entfernung der<br />

Eierstöcke geht mit einem Hormonentzug<br />

einher. Wie können Frauen<br />

gerade vor den Wechseljahren<br />

damit umgehen?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois: Das<br />

primäre Ziel der prophylaktischen<br />

bilateralen Salpingo-Ovarektomie<br />

ist n<strong>ich</strong>t der Hormonentzug, das


möchte <strong>ich</strong> noch einmal her<strong>aus</strong>stellen.<br />

Es geht vielmehr um die<br />

Entfernung der Organe, von denen<br />

das wesentl<strong>ich</strong>e Risiko <strong>aus</strong>geht.<br />

Die damit verbundene Entfernung<br />

der Hormonproduktion ist ein Nebeneffekt,<br />

ebenso wie die Senkung<br />

des <strong>Mamma</strong>karzinom-Risikos um<br />

circa 50 Prozent als ein positiver<br />

Begleiteffekt. Die Hormone selbst<br />

scheinen n<strong>ich</strong>t unbedingt für das<br />

Risiko verantwortl<strong>ich</strong> zu sein, denn<br />

Untersuchungen haben ergeben,<br />

dass der risikomindernde Effekt<br />

n<strong>ich</strong>t durch eine anschließende gemäßigte<br />

Zuführung von Hormonen,<br />

zum Beispiel durch Hormonpflaster,<br />

Creme oder Tabletten wieder aufgehoben<br />

wird. So kann den Frauen<br />

mit Wechseljahrsbeschwerden bei<br />

Bedarf bis etwa zum 50. Lebensjahr,<br />

dem Zeitpunkt des regulären<br />

Eintritts der Menop<strong>aus</strong>e, mit Hormonen<br />

geholfen werden, ohne<br />

dass dadurch der positive Effekt<br />

aufgehoben wird.<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!: Ein Medikament<br />

der Zukunft und Hoffnung für Mutationsträger<br />

sind die so genannten<br />

PARP-Inhibitoren. In welcher Form<br />

sind Sie an den aktuellen Studien<br />

beteiligt? Wie ist der aktuelle Stand<br />

dieser Studien? Wie schätzen Sie<br />

die Chancen <strong>einer</strong> Zulassung des<br />

Medikaments ein?<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois:<br />

Der PARP-Enzymkomplex ist bei der<br />

DNA-Reparatur beteiligt. Daneben<br />

gibt es weitere Reparaturmechanismen,<br />

die aber bei BRCA-Mutationen,<br />

wie sie bei Ovarialkarzinomen häu-<br />

| Welche Optionen habe <strong>ich</strong> als Risikopatient(in)?<br />

fig auftreten, zumindest teilweise<br />

n<strong>ich</strong>t funktionieren. Die betroffenen<br />

Zellen sind deshalb besonders<br />

auf ein funktionierendes PARP-<br />

System angewiesen. Die gezielte<br />

Hemmung der PARP-Aktivität kann<br />

mögl<strong>ich</strong>erweise bei genetischem<br />

oder epigenetischem (erworbenem)<br />

BRCA-Defekt der betroffenen Karzinomzellen<br />

ein Ansatz zur Therapie<br />

darstellen. Erste Untersuchungen<br />

bei Patientinnen mit BRCA-Mutationen<br />

in England haben bereits viel<br />

versprechende Ergebnisse gezeigt,<br />

sodass wir eine weltweite Studie<br />

auch bei Patientinnen ohne genetische<br />

Mutation, aber erworbenem<br />

BRCA-Defekt durchführen. Als<br />

Gründungsmitglied des Executive<br />

Boards der Arbeitsgemeinschaft<br />

Gynäkologische Onkologie (AGO)<br />

Studiengruppe leite <strong>ich</strong> mehrere Studien,<br />

schwerpunktmäßig im Bere<strong>ich</strong><br />

der Ovarialkarzinome. Diese Studie<br />

läuft gerade an. Parallel dazu erforschen<br />

wir an der Dr. Horst Schmidt<br />

Klinik diesen Zusammenhang auch<br />

beim <strong>Mamma</strong>karzinom. Außerdem<br />

gibt es eine bereits laufende PARP1-<br />

Hemmer Studie, an der Patientinnen<br />

und Patienten mit Brust- oder Eierstockkrebs<br />

teilnehmen können. Sie<br />

wird an vier Zentren des Deutschen<br />

Konsortiums für „Familiären Brust-<br />

und Eierstockkrebs“ (Köln, Kiel,<br />

Heidelberg und München) gemeinsam<br />

mit anderen Zentren außerhalb<br />

Deutschlands durchgeführt. Sollten<br />

auch die derzeit laufenden und weiteren<br />

Untersuchungen beziehungsweise<br />

Studien positiv laufen, könnte<br />

eine Zulassung in den nächsten Jahren<br />

erfolgen. Allerdings wird diese<br />

Therapie eher n<strong>ich</strong>t als Prophylaxe,<br />

sondern erst bei bereits aufgetretenem<br />

Ovarialkarzinom zum Einsatz<br />

kommen. Wir setzen einige<br />

Hoffnung in diesen Ansatz, deshalb<br />

führt die AGO Studiengruppe diese<br />

Studien in Deutschland durch.<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr. med.<br />

Andreas du Bois<br />

Direktor der Klinik für Gynäkologie<br />

& Gynäkologische Onkologie<br />

Dr. Horst Schmidt Klinik (HSK),<br />

Wiesbaden,<br />

Studienleiter der Arbeitsgemeinschaft<br />

Gynäkologische Onkologie<br />

(AGO) Studiengruppe<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 1


8<br />

Soll <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> testen<br />

lassen? – Entscheidungshilfen<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Angst beim Gentest?<br />

ERGEBNISSE AUS DEM PROJEKT DER DEUTSCHEN KREBSHILFE<br />

Sie wissen <strong>aus</strong> zahlre<strong>ich</strong>en Beiträgen<br />

in diesem Ratgeber über die medizinischen<br />

und psychologischen Ges<strong>ich</strong>tspunkte<br />

eines vorhersagenden<br />

Gentests auf Veränderungen in den<br />

beiden bisher bekannten Brustkrebsgenen<br />

BRCA1 und BRCA2 gut Bescheid.<br />

Sie kennen die rechtl<strong>ich</strong>en<br />

Aspekte und sind informiert, wie intensive<br />

Früherkennungsmaßnahmen<br />

helfen, eine Brustkrebserkrankung in<br />

mögl<strong>ich</strong>st frühem Stadium zu entdecken.<br />

Und Sie haben s<strong>ich</strong> mit dem<br />

Gedanken vertraut gemacht, dass es<br />

für Hochrisiko-Patienten vorbeugende<br />

Maßnahmen gibt, die das Risiko zu<br />

erkranken, erhebl<strong>ich</strong> senken. Das<br />

ist Ihr Wissen, aber gegebenenfalls<br />

auch Ihre ureigene Angst. Wie gehen<br />

andere mit diesen Sorgen um?<br />

DATEN AUS DEM<br />

FORSCHUNGSPROJEKT DER<br />

DEUTSCHEN KREBSHILFE<br />

Ein Blick auf Daten <strong>aus</strong> dem siebenjährigen<br />

Forschungsprojekt der<br />

Deutschen Krebshilfe von 1997 bis<br />

2004 zeigt Ihnen, wie Rat Suchende<br />

(n<strong>ich</strong>t Erkrankte <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> Risikofamilie)<br />

und Betroffene (bereits Erkrankte)<br />

mit Angst und Niedergeschlagenheit<br />

(Depression) vor, während und nach<br />

dem Gentest umgehen. Das sind<br />

Durchschnittswerte, die über das<br />

Einzelschicksal n<strong>ich</strong>ts <strong>aus</strong>sagen.<br />

| Soll <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> testen lassen? – Entscheidungshilfen<br />

N<strong>ich</strong>t nur <strong>aus</strong> Fragebögen, die<br />

zu sechs verschiedenen Zeitpunkten<br />

über einen Zeitraum von<br />

zwei Jahren erbeten wurden,<br />

sondern auch durch individuelle<br />

Gespräche wurde der Gentest<br />

vom informativen Telefonat, dem<br />

<strong>aus</strong>führl<strong>ich</strong>en Erstgespräch, der<br />

vierwöchigen Bedenkzeit, der<br />

Blutentnahme, der mehrmonatigen<br />

Wartezeit auf das Ergebnis<br />

der Blutuntersuchung, der Ergebnismitteilung<br />

und der Nachbetreuung<br />

sorgfältig begleitet – und<br />

zwar interdisziplinär von Gynäkologen,<br />

Humangenetikern und<br />

Psychologen. Jederzeit konnte<br />

der Gentest ohne Angabe von<br />

Gründen abgebrochen oder die<br />

einzelnen Phasen zeitl<strong>ich</strong> hin<strong>aus</strong>geschoben<br />

werden.<br />

Verständl<strong>ich</strong> ist, dass s<strong>ich</strong> einmal<br />

wegen der Sorgen um die eigenen<br />

Kinder und der angebotenen Betreuung<br />

nach der Krebserkrankung<br />

mehr Betroffene als Rat Suchende<br />

den Gentest wünschen. Jedoch betonen<br />

Rat Suchende, dass sie s<strong>ich</strong><br />

erhoffen, durch den Test und die Beratung<br />

die zeitweilig vorhandenen<br />

Ängste um die eigene Gesundheit<br />

und die ihrer Angehörigen abzubauen.<br />

Dieser Wunsch lässt s<strong>ich</strong><br />

erfüllen, wie Sie gle<strong>ich</strong> erfahren<br />

werden.<br />

ANGST- UND DEPRESSIONS-<br />

WERTE VON RAT SUCHEN-<br />

DEN UND BETROFFENEN<br />

Etwa 15 Prozent der Rat Suchenden<br />

und Betroffenen zeigen zu<br />

Beginn des Gentests, also wenn<br />

sie von <strong>einer</strong> Mutation noch gar<br />

n<strong>ich</strong>ts wissen, erhöhte Angst- und<br />

Depressionswerte. Dieses Resultat<br />

entspr<strong>ich</strong>t jedoch dem Durchschnitt<br />

in der Normalbevölkerung, das<br />

heißt, dass diese am Gentest interessierten<br />

Menschen weder mehr<br />

noch weniger psychische Auffälligkeiten<br />

diesbezügl<strong>ich</strong> zeigen als<br />

andere.<br />

Die Angstwerte sind bei den bereits<br />

Erkrankten geringfügig höher<br />

als bei den Rat Suchenden.<br />

Wird der Verlauf der Höhe der<br />

Angstwerte über den Zweijahreszeitraum<br />

verfolgt, so wird in beiden<br />

Gruppen unmittelbar vor der<br />

Ergebnismitteilung ein Anstieg der<br />

Angst beobachtet, der aber nach<br />

der Ergebnismitteilung in beiden<br />

Gruppen deutl<strong>ich</strong> unter das Ausgangsniveau<br />

absinkt. Offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong><br />

führt die Ergebnismitteilung<br />

zu <strong>einer</strong> psychischen Entlastung,<br />

gle<strong>ich</strong>, ob das Ergebnis auf eine<br />

erbl<strong>ich</strong>e Belastung hinweist oder<br />

n<strong>ich</strong>t. Die Angstwerte bleiben im<br />

weiteren Verlauf relativ stabil.<br />

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Anders sieht es jedoch bei den Depressionswerten<br />

<strong>aus</strong>: Schon zu Beginn<br />

zeigen die bereits Erkrankten<br />

höhere Werte, die zwar ebenfalls<br />

ihre niedrigsten Werte nach der<br />

Ergebnismitteilung haben, jedoch<br />

dann kontinuierl<strong>ich</strong>, auch über den<br />

Ausgangswert, ansteigen – selbst<br />

wenn keine genetische Belastung<br />

nachgewiesen wird. Die Werte der<br />

gesunden Rat Suchenden sind ebenfalls<br />

nach der Ergebnismitteilung am<br />

niedrigsten, steigen dann geringfügig,<br />

bleiben aber unter dem Ausgangswert,<br />

wenn keine genetische<br />

Belastung vorliegt.<br />

DEPRESSIONSWERTE VON<br />

MUTATIONSTRÄGERN UND<br />

NICHTMUTATIONSTRÄGERN<br />

Eine weitere Unterscheidung gilt es<br />

vorzunehmen: N<strong>ich</strong>t nur Rat Suchende<br />

und Betroffene unterscheiden<br />

s<strong>ich</strong> in diesen Werten, sondern vor<br />

allem entwickeln s<strong>ich</strong> die Depressionswerte<br />

von Mutationsträgern<br />

und N<strong>ich</strong>tmutationsträgern unterschiedl<strong>ich</strong>:<br />

Mutationsträger erleben<br />

einen sehr geringen Anstieg ihrer<br />

Niedergeschlagenheit in den beiden<br />

Untersuchungsjahren, und bei<br />

den Rat Suchenden und bereits Erkrankten<br />

ohne den Nachweis <strong>einer</strong><br />

genetischen Belastung sinkt er in<br />

dem Beobachtungszeitraum ganz<br />

erhebl<strong>ich</strong> unter das Ausgangsniveau.<br />

Die Angstwerte sinken in beiden<br />

Gruppen unter die Werte des<br />

ersten Messzeitpunktes.<br />

Eine besondere Risikogruppe sind<br />

jene Personen, die s<strong>ich</strong> im Verlauf<br />

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des Gentests gegen den Test entscheiden.<br />

Diese Personen zeigen<br />

vor, nach und im weiteren Verlauf<br />

höhere Angst- und Depressionswerte<br />

als die Personen, die s<strong>ich</strong> für<br />

den Gentest entscheiden.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die psychologischen Untersuchungen<br />

des von der Deutschen<br />

Krebshilfe geförderten Forschungsprojektes<br />

lassen s<strong>ich</strong> wie folgt zusammenfassen:<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Personen, die beabs<strong>ich</strong>tigen,<br />

einen Gentest durchführen zu<br />

lassen, benötigen umfassende<br />

Kenntnisse zu genetischen, medizinischen<br />

und psychologischen<br />

Aspekten des erbl<strong>ich</strong> bedingten<br />

Brust- und Eierstockkrebses.<br />

Das interdisziplinäre Gespräch<br />

mit Humangenetikern, Gynäkologen<br />

und Psychologen reduziert<br />

Angst und gibt dem Menschen<br />

das Gefühl der Kontrolle.<br />

Besonders Personen, die bereits<br />

an Krebs erkrankt sind und solche,<br />

die s<strong>ich</strong> gegen den Gentest <strong>aus</strong><br />

persönl<strong>ich</strong>en Gründen entscheiden,<br />

sollten psychologische Unterstützung<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Unmittelbar nach der psychischen<br />

Erle<strong>ich</strong>terung nach dem Gentest<br />

sollten die Klienten den weiteren<br />

Verlauf ihrer emotionalen Befindl<strong>ich</strong>keit<br />

(zum Beispiel Stimmungen)<br />

beobachten und nötigenfalls psychologische<br />

Unterstützung suchen.<br />

Da s<strong>ich</strong> dieses Forschungsprojekt<br />

zum Wohle der mit Brust- und Eierstockkrebs<br />

belasteten Familien als<br />

höchst sinnvoll erwies, wurde das<br />

Konzept der Tumorrisiko-Sprechstunde<br />

2005 in die Regelversorgung<br />

der Krankenkassen übernommen.<br />

Und davon profitieren Sie heute,<br />

wenn Sie s<strong>ich</strong> an eines der zwölf<br />

<strong>aus</strong>gewählten Zentren in Ihrer Nähe<br />

wenden, deren Adresse Sie im Anhang<br />

dieses Ratgebers finden.<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr. med.<br />

Wolf Dieter Gerber<br />

Direktor des Instituts für Medizinische<br />

Psychologie und Medizinische<br />

Soziologie, Universitätsklinikum<br />

Schleswig-Holstein, Kiel<br />

Dr. phil. Dipl.-Psych.<br />

Ellen Kirsch<br />

Wissenschaftl<strong>ich</strong>e Mitarbeiterin<br />

des Instituts für Medizinische<br />

Psychologie und Medizinische<br />

Soziologie, Universitätsklinikum<br />

Schleswig-Holstein, Kiel


Entscheidungshilfen<br />

PRO & CONTRA<br />

Im Zusammenhang mit der Fragestellung<br />

„<strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong><br />

<strong>Krebsfamilie</strong>?“ ergeben s<strong>ich</strong> einige<br />

Situationen, die Entscheidungen<br />

zum weiteren Vorgehen erfordern.<br />

Diese können die Betroffenen immer<br />

nur <strong>aus</strong> ihrer persönl<strong>ich</strong>en Gesamtsituation<br />

her<strong>aus</strong> ganz individuell<br />

treffen. Mit den folgenden übers<strong>ich</strong>ten<br />

möchten wir Ihnen bei der<br />

Entscheidungsfindung helfen, indem<br />

wir die wesentl<strong>ich</strong>en Argumente für<br />

beziehungsweise gegen die Durchführung<br />

eines Gentests oder so<br />

genannter prophylaktischer Operationen<br />

zusammengestellt haben.<br />

Diese Listen sind selbstverständl<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t abschließend, sondern als Anregung<br />

für Sie gedacht, Ihre eigene<br />

Pro & Contra Liste zu erstellen und<br />

so einen Weg zu Ihrer persönl<strong>ich</strong>en<br />

Entscheidung zu finden.<br />

GENTEST – JA ODER NEIN?<br />

Soll <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> genetisch auf ein erhöhtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs testen lassen? Was spr<strong>ich</strong>t für und was<br />

gegen einen Gentest? Welche Vor- und Nachteile hat er?<br />

PRO CONTRA<br />

Genaue(re) Einschätzung des eigenen Risikos,<br />

insbesondere bei Nachweis <strong>einer</strong> BRCA1- oder<br />

BRCA2-Mutation durch den Gentest<br />

Teilnahme am intensivierten Früherkennungsprogramm,<br />

das in den Zentren für „Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“ angeboten wird, bei<br />

Nachweis <strong>einer</strong> BRCA1- oder BRCA2-Mutation,<br />

lebenslangem Risiko von ≥ 30 Prozent oder einem<br />

Risiko der Mutationsträgerschaft (Heterozygotenrisiko)<br />

von ≥ 20 Prozent.<br />

Wesentl<strong>ich</strong>e Vorteile des Programms:<br />

� Untersuchung durch Experten, die auf familiäre<br />

Tumoren spezialisiert sind<br />

� halbjährl<strong>ich</strong>e Ultraschalluntersuchung sowie<br />

jährl<strong>ich</strong>e MRT-Untersuchung und Mammographie<br />

der Brust, insbesondere auch für gesunde<br />

Risikopatientinnen<br />

� Kostenübernahme durch die meisten gesetzl<strong>ich</strong>en<br />

und privaten Krankenkassen sowie der Beihilfestellen<br />

aufgrund entsprechender Verträge<br />

| Soll <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> testen lassen? – Entscheidungshilfen<br />

AUTORIN<br />

Anne Mönn<strong>ich</strong><br />

Redakteurin <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!<br />

Das Brustkrebsmagazin<br />

N<strong>ich</strong>t alle Mutationsträgerinnen erkranken,<br />

allerdings nimmt nach aktuellen Erkenntnissen die<br />

Erkrankungswahrscheinl<strong>ich</strong>keit zu und das -alter ab.<br />

Das intensivierte Früherkennungsprogramm kann<br />

zu uns<strong>ich</strong>eren Befunden führen. Das heißt, in<br />

diesen Fällen hat die bildgebende Diagnostik einen<br />

Tumorverdacht ergeben und es bedarf weiterer<br />

Untersuchungen zur Abklärung des Befundes.<br />

Hierzu wird in der Regel eine Biopsie durchgeführt,<br />

also eine Entnahme von Gewebeproben vorgenommen.<br />

Solche Situationen können eine psychische<br />

Belastung darstellen.<br />

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Mögl<strong>ich</strong>keit der Durchführung prophylaktischer<br />

Operationen (vorbeugende beidseitige Entfernung<br />

des Brustdrüsengewebes und/oder der Eierstöcke<br />

und Eileiter)<br />

Die notwendigen Vers<strong>ich</strong>erungen sind bereits<br />

abgeschlossen beziehungsweise die vers<strong>ich</strong>erungsrechtl<strong>ich</strong>e<br />

Situation ist geklärt.<br />

Eine genetische Testung <strong>einer</strong>/eines Indexpatientin/-patienten<br />

macht den übrigen Familienmitgliedern<br />

einen prädiktiven Test überhaupt<br />

erst mögl<strong>ich</strong> und eröffnet diesen damit die<br />

Chance von ihrer Entlastung zu erfahren.<br />

Der Nachweis <strong>einer</strong> BRCA1- oder BRCA2- Mutation<br />

bei einem erkrankten Familienmitglied <strong>einer</strong> Hochrisiko-Familie<br />

erlaubt einen prädiktiven Gentest<br />

bei den gesunden Verwandten zur Abklärung des<br />

Risikos. In den 50 Prozent der Fälle, in denen der<br />

Gentest noch n<strong>ich</strong>t informativ ist, wird weiter<br />

nach anderen genetischen Ursachen geforscht.<br />

Der Ausschluss <strong>einer</strong> BRCA1- oder BRCA2-Mutation<br />

durch einen prädiktiven Gentest bei einem<br />

gesunden Familienmitglied <strong>einer</strong> Hochrisiko-Familie<br />

führt zu <strong>einer</strong> Entlastung.<br />

Bei bereits Erkrankten eröffnet die Kenntnis <strong>einer</strong> Genmutation<br />

als Ursache der Krebserkrankung spezielle<br />

Präventionsmögl<strong>ich</strong>keiten bezügl<strong>ich</strong> des erhöhten<br />

Zweitkarzinomrisikos sowie spezielle<br />

Behandlungsmögl<strong>ich</strong>keiten – unter Umständen<br />

auch die Teilnahme an besonderen Studien.<br />

Psychische Gründe könnten gegen die Durchführung<br />

des Gentests sprechen.<br />

Eine ungeklärte Vers<strong>ich</strong>erungssituation (zum<br />

Beispiel Kranken- und/oder Lebensvers<strong>ich</strong>erung)<br />

spr<strong>ich</strong>t noch gegen die Durchführung des Gentests.<br />

Wissen um die genetische Belastung kann eine enorme<br />

seelische Beslastung für die gesamte Familie<br />

darstellen und insbesondere bei dem/der Indexpatienten/-patientin<br />

Schuldgefühle <strong>aus</strong>lösen.<br />

In rund 50 Prozent der Fälle ist der Gentest n<strong>ich</strong>t<br />

informativ, das heißt, es kann keine Mutation<br />

oder eine n<strong>ich</strong>t eindeutig krankheitsrelevante Mutation<br />

(unklassifizierte Variante – UV) in den Genen<br />

BRCA1 oder BRCA2 nachgewiesen werden. In<br />

diesen Fällen ist kein prädiktiver Gentest für die<br />

anderen Familienmitglieder mögl<strong>ich</strong>.<br />

Der Nachweis <strong>einer</strong> BRCA1- oder BRCA2- Mutation<br />

durch einen prädiktiven Gentest bei einem<br />

gesunden Familienmitglied <strong>einer</strong> Hochrisiko-Familie<br />

führt zur Gewissheit, dass ein sehr hohes Erkrankungsrisiko<br />

vorliegt und kann damit auch für die<br />

anderen Familienmitglieder belastend sein.<br />

Der Nachweis <strong>einer</strong> Genmutation bei <strong>einer</strong><br />

bereits Erkrankten lässt in der Regel ein erhöhtes<br />

Risiko für ein Zweitkarzinom der anderen Brust<br />

als auch der Eierstöcke erwarten. Dies kann für die<br />

Betroffenen eine zusätzl<strong>ich</strong>e psychische Belastung<br />

darstellen.<br />

PROPHyLAKTISCHE ENTFERNUNG DER EIERSTöCKE UND EILEITER – JA ODER NEIN?<br />

Soll <strong>ich</strong> mir vorsorgl<strong>ich</strong> meine Eierstöcke und Eileiter entfernen lassen? Was spr<strong>ich</strong>t für und was gegen eine<br />

beidseitige Salpingo-Ovarektomie? Welche Vor- und Nachteile hat dieser Eingriff?<br />

PRO CONTRA<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit zur maximalen Reduktion des Risikos<br />

an Eierstockkrebs zu erkranken – Risikoreduktion<br />

um etwa 0 Prozent. Größte Effektivität<br />

bei Durchführung vor den Wechseljahren,<br />

mögl<strong>ich</strong>st früh, ab dem 40. Lebensjahr.<br />

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Die Familienplanung muss abgeschlossen<br />

sein.


Mögl<strong>ich</strong>keit zur wesentl<strong>ich</strong>en Reduktion des Risikos<br />

an Brustkrebs zu erkranken – Risikoreduktion<br />

um etwa 0 Prozent, sofern sie um das Alter von<br />

40 Jahren durchgeführt wird.<br />

In der Regel kann die Entfernung der Eierstöcke und<br />

Eileiter laparoskopisch, das heißt im Wege <strong>einer</strong><br />

Bauchspiegelung und damit minimal invasiv<br />

erfolgen.<br />

Eierstockkrebs kann mit den gegenwärtigen<br />

Verfahren n<strong>ich</strong>t früh erkannt werden. Dies betrifft<br />

sowohl den familiären als auch sporadischen<br />

Eierstockkrebs und umfasst Untersuchungen wie<br />

die klinische Tastuntersuchung, den transvaginalen<br />

(durch die Scheide hindurch erfolgenden) Ultraschall<br />

und die Tumormarkerbestimmung CA 125.<br />

Erfolgt der Eingriff vor den Wechseljahren, ist eine<br />

niedrig dosierte Hormon-Ersatztherapie bis<br />

zum 0. Lebensjahr mögl<strong>ich</strong>. Diese wirkt s<strong>ich</strong><br />

n<strong>ich</strong>t auf die eingetretene Risikoreduktion <strong>aus</strong>, kann<br />

aber verfrühte Wechseljahrsbeschwerden verhindern.<br />

Das Fortschreiten von Osteoporose-<br />

Symptomen kann außerdem durch die Einnahme<br />

von Calcium und Vitamin D und gegebenenfalls<br />

<strong>einer</strong> prophylaktischen Einnahme von Bisphosphonaten<br />

verhindert werden.<br />

PROPHyLAKTISCHE AMPUTATION DER BRüSTE – JA ODER NEIN?<br />

Soll <strong>ich</strong> mir vorsorgl<strong>ich</strong> meine Brüste amputieren lassen? Was spr<strong>ich</strong>t für und was gegen eine beidseitige Mastektomie?<br />

Welche Vor- und Nachteile hat dieser Eingriff?<br />

PRO CONTRA<br />

Mögl<strong>ich</strong>keit zur maximalen Reduktion des Risikos<br />

an Brustkrebs zu erkranken, wenn die beidseitige<br />

Mastektomie vollständig, also inklusive<br />

der Brustwarze, erfolgt. Risikoreduktion auf<br />

annähernd Null.<br />

Gle<strong>ich</strong>zeitiger Wiederaufbau der Brust mögl<strong>ich</strong><br />

und empfohlen (mit Eigengewebe / Silikon).<br />

Bei vollständiger Amputation (inklusive der Brustwarze)<br />

ist für gesunde Risikopatientinnen kein intensiviertes<br />

Früherkennungsprogramm mehr notwendig.<br />

| Soll <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> wirkl<strong>ich</strong> testen lassen? – Entscheidungshilfen<br />

Ein etwa ein- bis dreiprozentiges Restrisiko, an<br />

<strong>einer</strong> Peritonealkarzinose (Bauchfellkrebs) zu<br />

erkranken, bleibt bestehen.<br />

Vorzeitiger Eintritt der Wechseljahre mit<br />

individuell stark <strong>aus</strong>geprägten Begleitsymptomen<br />

wie zum Beispiel Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen,<br />

Migräne, Osteoporose, sofern keine<br />

Hormonersatztherapie erfolgt<br />

Typische Risiken und Begleiterscheinungen eines<br />

größeren chirurgischen Eingriffs.<br />

Verlust wesentl<strong>ich</strong>er weibl<strong>ich</strong>er Attribute, dessen<br />

seelische Auswirkungen nur schwer abzuschätzen<br />

sind.<br />

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9<br />

Welchen Beitrag kann <strong>ich</strong><br />

selbst leisten?<br />

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Die Ursache für die Entstehung von<br />

Brustkrebs bei jungen Frauen vor<br />

der Menop<strong>aus</strong>e ist meist unbekannt.<br />

Bei circa fünf bis zehn Prozent der<br />

Erkrankungen spielen n<strong>ich</strong>t beeinflussbare<br />

erbl<strong>ich</strong>e Faktoren eine Rolle,<br />

andere Risikofaktoren umfassen<br />

insbesondere:<br />

vermeidbare Ursachen, die meist<br />

lebensstilbedingt sind, zum Beispiel<br />

Fehlernährung, Bewegungsmangel,<br />

un<strong>aus</strong>gegl<strong>ich</strong>ene seelische Balance;<br />

n<strong>ich</strong>t vermeidbare Ursachen,<br />

zum Beispiel Geschlecht, Alter, hormonelle-<br />

sowie Umweltfaktoren.<br />

Da mehr als die Hälfte aller Brustkrebserkrankungen<br />

spontan und<br />

ohne offens<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong>e Risikofaktoren<br />

auftreten, sind Selbstvorwürfe und<br />

Schuldgefühle n<strong>ich</strong>t zu begründen,<br />

wenig hilfre<strong>ich</strong> und beanspruchen<br />

zudem Aufmerksamkeit und Kraft,<br />

die für den w<strong>ich</strong>tigen Heilungsprozess<br />

notwendig sind. Es gibt wissenschaftl<strong>ich</strong><br />

ges<strong>ich</strong>erte Erkenntnisse,<br />

dass die Reduktion vermeidbarer<br />

Risikofaktoren das Brustkrebsrisiko<br />

deutl<strong>ich</strong> senken kann. Zuweilen<br />

re<strong>ich</strong>en kleine Veränderungen des<br />

Lebensstils, die im Folgenden kurz<br />

skizziert sind, um das Brustkrebsrisiko<br />

zu reduzieren.<br />

ERNÄHRUNGSOPTIMIERUNG<br />

Alle verfügbaren Untersuchungen<br />

deuten darauf hin, dass n<strong>ich</strong>t<br />

<strong>aus</strong>gewogene Ernährung (unter<br />

anderem zu wenig Obst, Gemüse,<br />

Getreide, Ballaststoffe) beziehungsweise<br />

übermäßige Ernährung (unter<br />

anderem zu viel tierisches Fett<br />

und Fleisch sowie Alkohol) wesent-<br />

| Welchen Beitrag kann <strong>ich</strong> selbst leisten?<br />

Mögl<strong>ich</strong>keiten zur Minimierung<br />

des Erkrankungsrisikos<br />

l<strong>ich</strong>e Ursachen für die Förderung<br />

von Brustkrebserkrankungen sind.<br />

Obwohl es keine Ernährungsform<br />

gibt, die Brustkrebs mit S<strong>ich</strong>erheit<br />

verhindern kann (insbesondere<br />

auch so genannte „Krebsdiäten“<br />

n<strong>ich</strong>t), lassen s<strong>ich</strong> doch Ernährungsempfehlungen<br />

aufstellen,<br />

die das Erkrankungsrisiko deutl<strong>ich</strong><br />

senken:<br />

� über- und Untergew<strong>ich</strong>t vermeiden (BMI zwischen 18 und 25)<br />

� Tägl<strong>ich</strong> circa 400 Gramm verschiedener Obst- und Gemüsesorten<br />

(ideal: fünf Portionen am Tag; rotes Obst und Gemüse<br />

enthält re<strong>ich</strong>l<strong>ich</strong> die Gesundheit schützende Antioxidanzien)<br />

� Achtung: In jüngster Zeit wird die Einnahme so genannter<br />

sekundärer Pflanzenstoffe (zum Beispiel Genistein, Indol-3-Carbinol,<br />

Curcumin) vorbeugend empfohlen, da sie in experimentellen<br />

Untersuchungen Brustkrebsgene beeinflussen konnten.<br />

Da experimentelle Daten n<strong>ich</strong>t unmittelbar auf den Menschen<br />

übertragbar sind, sollten zunächst Studien abgewartet werden,<br />

die eine verlässl<strong>ich</strong>e Aussage bezügl<strong>ich</strong> der Wirksamkeit und<br />

Unbedenkl<strong>ich</strong>keit ermögl<strong>ich</strong>en!<br />

� Tägl<strong>ich</strong> circa 600-800 Gramm pflanzl<strong>ich</strong>e Lebensmittel (Getreide,<br />

Kartoffeln, Hülsenfrüchte). Vorzugsweise gering beziehungsweise<br />

n<strong>ich</strong>t verarbeitete Produkte!<br />

� Tägl<strong>ich</strong> fermentierte Lebensmittel (unter anderem Joghurt, Quark,<br />

Sauerkraut) und Milchprodukte<br />

� Alkoholkonsum ist <strong>aus</strong> krebsvorbeugender S<strong>ich</strong>t n<strong>ich</strong>t empfehlenswert!<br />

� Ausre<strong>ich</strong>ende Trinkmenge beachten (tägl<strong>ich</strong> mindestens<br />

zwei Liter kalorienarme Getränke, unter anderem Wasser, Tee)<br />

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0<br />

� Verzehr von rotem Fleisch (unter anderem Rind, Lamm, Schwein)<br />

auf höchstens dreimal pro Woche beschränken! Gesündere<br />

Alternativen sind Geflügel oder Fisch.<br />

� Verzehr von fetthaltigen Lebensmitteln (zum Beispiel Kartoffelchips),<br />

insbesondere tierischer Herkunft (unter anderem Wurst,<br />

Mayonnaise) mögl<strong>ich</strong>st einschränken. Pflanzl<strong>ich</strong>e öle bevorzugen!<br />

� Stark gesalzene und salzkonservierte Lebensmittel (unter anderem<br />

eingelegte Fleisch- und Gemüsearten) meiden. Gesündere<br />

Alternative: Kräuter und Gewürze.<br />

� Verdorbene oder verschimmelte Lebensmittel sollten n<strong>ich</strong>t mehr<br />

verzehrt werden!<br />

� Verbrannte oder verkohlte Lebensmittel eignen s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t für den<br />

Verzehr!<br />

� Nahrungsergänzungsmittel (unter anderem Vitamin-/Spurenelementpräparate;<br />

Obst- und Gemüsekonzentrate) sind zur<br />

Vorbeugung n<strong>ich</strong>t angezeigt. Unkontrollierte Hochdosierungen<br />

oder bestimmte Inhaltsstoffe (unter anderem Eisen) können<br />

gesundheitsgefährdend sein!<br />

� Tabak sollte in k<strong>einer</strong> Form konsumiert werden, da er für circa 30<br />

bis 40 Prozent aller Krebserkrankungen mit verantwortl<strong>ich</strong> ist.<br />

KöRPERLICHE AKTIVITÄT<br />

Neben Fehlernährung ist Bewegungsmangel<br />

ein ernst zu nehmendes<br />

Problem der modernen<br />

Gesellschaft und mit verantwortl<strong>ich</strong><br />

für Zivilisationskrankheiten<br />

wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

Diabetes mellitus und Krebs, insbesondere<br />

Brustkrebs. Dass Sport<br />

und Bewegung zur Verbesserung<br />

der Gesundheit beitragen, ist wissenschaftl<strong>ich</strong><br />

belegt. Und das n<strong>ich</strong>t<br />

nur, weil Menschen, die s<strong>ich</strong> regelmäßig<br />

bewegen, laut Statistik auch<br />

seltener rauchen, weniger Alkohol<br />

trinken und s<strong>ich</strong> gesünder ernähren<br />

als „Bewegungsmuffel“. Sport<br />

fördert n<strong>ich</strong>t nur die Bewegl<strong>ich</strong>keit,<br />

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sondern hilft auch gegen „kleine<br />

Fettpölsterchen“ und stärkt die Kondition.<br />

Ein mäßiges, aber regelmäßiges<br />

Ausdauertraining verbessert<br />

die allgemeine körperl<strong>ich</strong>e Leistungsfähigkeit,<br />

senkt Blutdruck und<br />

Körpergew<strong>ich</strong>t, reduziert Blutzucker<br />

und Blutfette, stabilisiert das Immun-<br />

und Hormonsystem und verbessert<br />

die Lebensqualität. Als optimales<br />

Training im Sinne der Vorbeugung<br />

hat s<strong>ich</strong> mäßiges Ausdauertraining<br />

(unter anderem Gehen, Walken,<br />

Joggen, Radfahren, Schwimmen)<br />

im so genannten „aeroben Bere<strong>ich</strong>“<br />

erwiesen. Aerobes Ausdauertraining<br />

belastet den Körper bei<br />

minimaler Intensität über einen längeren<br />

Zeitraum. Trainiert wird bei<br />

normaler Atmung ohne „<strong>aus</strong> der<br />

Puste zu geraten“. Dies entspr<strong>ich</strong>t<br />

<strong>einer</strong> Herzfrequenz für die Dauer<br />

der Belastung von 180 Schlägen<br />

pro Minute minus Lebensalter. Trainingseinheiten<br />

unter 20 Minuten<br />

sind n<strong>ich</strong>t effektiv, trainiert wird<br />

mögl<strong>ich</strong>st 35 Minuten oder mehr.<br />

Es ist n<strong>ich</strong>t unbedingt w<strong>ich</strong>tig, viele<br />

Kalorien zu verbrennen. W<strong>ich</strong>tiger<br />

ist es, regelmäßig zu trainieren, um<br />

fit zu bleiben beziehungsweise zu<br />

werden.<br />

Tipp: Trainieren Sie zwei bis drei<br />

mal pro Woche circa 30 bis 60 Minuten<br />

lang. Dies entspr<strong>ich</strong>t einem<br />

Verbrauch von etwa 2.000 kcal<br />

pro Woche oder circa 350 bis 700<br />

kcal pro Tag. Falls Sie figürl<strong>ich</strong> vom<br />

Sport profitieren wollen, dann essen<br />

und trinken Sie in der ersten Stunde<br />

nach dem Training n<strong>ich</strong>ts Kalorienhaltiges.<br />

Sonst würde der aktivierte<br />

Stoffwechsel gebremst und bräuchte<br />

die körpereigenen Energiereserven<br />

n<strong>ich</strong>t abzubauen.<br />

SEELISCHE BALANCE<br />

AUFRECHTERHALTEN<br />

Entgegen der weit verbreiteten Annahme<br />

konnte in wissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Studien n<strong>ich</strong>t bestätigt werden, dass<br />

es einen Zusammenhang zwischen<br />

der Entstehung oder dem Wiederauftreten<br />

von (Brust)Krebs und psychischer<br />

Belastung gibt. Nachgewiesen<br />

ist allerdings der umgekehrte<br />

Effekt, näml<strong>ich</strong> ein positiver Einfluss<br />

<strong>einer</strong> <strong>aus</strong>gegl<strong>ich</strong>enen seelischen Balance<br />

auf Krankheitsverlauf und Lebensqualität.<br />

Auch wenn seelische


Psychoonkologische Tipps zur Erhaltung der Gesundheit<br />

� Fragen Sie s<strong>ich</strong> stets: „Was tut mir gut?“, „Was will <strong>ich</strong>?“<br />

� Machen Sie immer beziehungsweise immer öfter, was Ihnen gut tut!<br />

� Übernehmen Sie Verantwortung für s<strong>ich</strong>, Ihr Wohlbefinden und Ihren Körper!<br />

� Erlernen Sie „gesunden Egoismus“, der niemals gegen Familie, Freunde oder Anvertraute ger<strong>ich</strong>tet ist!<br />

� Beachten Sie, dass anerzogene Charaktereigenschaften (zum Beispiel „immer für die anderen da zu<br />

sein“) zuweilen <strong>aus</strong>genutzt werden und wohl dosiert sein sollten.<br />

� Hinterfragen Sie die vielen, gut gemeinten (manchmal aber <strong>aus</strong>schließl<strong>ich</strong> geschäftsorientierten)<br />

Ratschläge zur Gesunderhaltung.<br />

� Gönnen Sie s<strong>ich</strong> und Ihrem Körper Regenerations- und Entspannungszeiten, insbesondere bei intensiver<br />

berufl<strong>ich</strong>er Tätigkeit. Planen Sie Auszeiten ein!<br />

� Regenerieren Sie Körper und Seele. Bewegen Sie s<strong>ich</strong>, machen Sie regelmäßig Entspannungsübungen<br />

oder wenden Sie s<strong>ich</strong> künstlerischen Tätigkeiten zu.<br />

� Visualisierungsübungen können das Vertrauen in die körpereigenen Regelkreise wiederherstellen.<br />

� Eine angstfreie Grundeinstellung hat einen positiven Einfluss auf nahezu alle Organsysteme (zum<br />

Beispiel auf das Immunsystem, das Hormon- sowie das Herz-Kreislauf-System). Versuchen Sie, Angst zu<br />

bewältigen, gegebenenfalls mit professioneller Hilfe!<br />

Un<strong>aus</strong>gegl<strong>ich</strong>enheit n<strong>ich</strong>t ursächl<strong>ich</strong><br />

für die Entstehung von (Brust)Krebs<br />

ist, so kann sie diverse Regelkreise<br />

des menschl<strong>ich</strong>en Organismus,<br />

unter anderem das Immunsystem<br />

(durch Freisetzung von Stresshormonen<br />

wie Adrenalin, Cortisol), das<br />

Hormon- sowie das Herz-Kreislauf-<br />

System beeinträchtigen und Krankheitssymptome<br />

verstärken. Daher<br />

sollten einige psychoonkologische<br />

Tipps zur Erhaltung der Gesundheit<br />

beachtet werden.<br />

Die Einhaltung der Empfehlungen<br />

zur Vorbeugung von Brustkrebs<br />

könnte das Erkrankungsrisiko deutl<strong>ich</strong><br />

reduzieren. Bitte stellen Sie s<strong>ich</strong><br />

der Verantwortung Ihrem Körper gegenüber<br />

und tragen Sie so wesentl<strong>ich</strong><br />

zu Ihrer Gesundhaltung bei.<br />

| Welchen Beitrag kann <strong>ich</strong> selbst leisten?<br />

� Gönnen Sie s<strong>ich</strong> Freude und Spaß. Lachen setzt Endorphine (so genannte Glückshormone) und andere<br />

immunologische Botenstoffe frei, die Stimmungslage und Schmerzen positiv beeinflussen.<br />

� Die zeitweilige Abkehr vom Alltagsleben (Beruf, familiäre Verpfl<strong>ich</strong>tungen) durch Urlaub inklusive<br />

Ortswechsel regenerieren Körper und Seele.<br />

� Pflegen Sie Ihren Freundes- und Bekanntenkreis, denn vertraute Menschen vermitteln S<strong>ich</strong>erheit und<br />

Geborgenheit.<br />

AUTOR<br />

Prof. Dr. med. Josef Beuth<br />

Direktor des Instituts zur<br />

wissenschaftl<strong>ich</strong>en Evaluation<br />

naturheilkundl<strong>ich</strong>er Verfahren an<br />

der Universität zu Köln<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 1


Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Was geschieht mit mir, wenn mehrere<br />

Familienmitglieder bereits<br />

erkrankt oder sogar an Krebs<br />

verstorben sind? Was ist, wenn<br />

<strong>ich</strong> glaube, dass <strong>ich</strong> Träger <strong>einer</strong><br />

Genmutation sein könnte? Oder<br />

wie gehe <strong>ich</strong> mit einem positiven<br />

Gentest um? Neben den schmerzvollen<br />

Gefühlen für meine betroffenen<br />

Familienmitglieder habe <strong>ich</strong><br />

das Gefühl, mein Leben ist n<strong>ich</strong>t<br />

mehr s<strong>ich</strong>er und <strong>ich</strong> verliere völlig<br />

die Kontrolle. Ich befinde m<strong>ich</strong> auf<br />

einem Weg, der sehr schmal ist<br />

und s<strong>ich</strong> ganz nah an einem Abgrund<br />

befindet. Ich kann jederzeit<br />

abstürzen beziehungsweise Krebs<br />

bekommen und daran sterben.<br />

Wenn es mir körperl<strong>ich</strong> gut geht,<br />

ist es schon mögl<strong>ich</strong>, ein nahezu<br />

„normales“ Leben zu führen, doch<br />

die Angst ist jetzt zum Begleiter<br />

meines Lebens geworden. Schon<br />

ein kleines Ziehen in der Brust, ein<br />

ungewöhnl<strong>ich</strong>er Laborbefund oder<br />

das Warten auf eine Auswertung<br />

der Früherkennungsuntersuchungen<br />

kann einen Strudel der Gefühle<br />

<strong>aus</strong>lösen, in dem man scheinbar<br />

ertrinkt.<br />

STÄRKUNG DER<br />

SELBSTHEILUNGSKRÄFTE<br />

Die Techniken der Simonton-Arbeit<br />

haben s<strong>ich</strong> hier als eine große Hilfe<br />

erwiesen. Für m<strong>ich</strong> sind sie wie ein<br />

S<strong>ich</strong>erheitsseil, an dem man s<strong>ich</strong><br />

festhalten kann, wenn der Weg<br />

zu schmal wird oder man das Gefühl<br />

hat zu ertrinken. Dr. O. Carl<br />

Simonton hat vor mehr als 30 Jahren<br />

ein Programm entwickelt, das<br />

Krebspatienten hilft, selbst an ihrer<br />

Genesung mitzuwirken, ihre Lebensqualität<br />

zu verbessern und dadurch<br />

ihre Selbstheilungskräfte zu stärken.<br />

Das Programm ist so gestaltet, dass<br />

sein Anwender nach einiger Zeit in<br />

der Lage ist, dessen Inhalte selbstständig<br />

für s<strong>ich</strong> anzuwenden.<br />

UMWANDLUNG NEGATIVER<br />

GEFüHLE<br />

Persönl<strong>ich</strong>e Quellen der Ruhe, der<br />

Kraft, der Freude, der Zuvers<strong>ich</strong>t<br />

und der Erfüllung werden erschlossen<br />

und durch einfache Vorstellungsübungen<br />

(Visualisierungen)<br />

nutzbar gemacht. Mit etwas übung<br />

| Welchen Beitrag kann <strong>ich</strong> selbst leisten?<br />

Die Simonton-Arbeit<br />

als Rettungsseil im Leben<br />

WAS KANN ICH BEI EINER KREBSERKRANKUNG ODER FAMILIÄREN<br />

BELASTUNG FüR MEINE SEELE TUN?<br />

kann man unangenehme Gefühle<br />

in neutrale oder sogar in gute Gefühle<br />

umwandeln. Durch geeignete<br />

Imaginationen lernt man, Kontakt<br />

zu s<strong>einer</strong> inneren Führung oder<br />

inneren Stimme herzustellen, die in<br />

jedem von uns vorhanden ist. Sie<br />

ist eine große Hilfe, um unseren<br />

eigenen, individuellen Weg zu finden<br />

und zu gehen. Eigene Stressmuster<br />

und schmerzverursachende<br />

Glaubenshaltungen zum Leben und<br />

zum Sterben werden untersucht<br />

und umgeändert. Man erfährt, wie<br />

man <strong>aus</strong> dem Herzen her<strong>aus</strong> kommunizieren<br />

kann. Eigene Ziele für<br />

ein freudevolles und erfülltes Leben<br />

werden entwickelt, bereits in der<br />

Visualisierung erlebt und dann mit<br />

Hilfe eines Plans nach und nach in<br />

das Leben integriert.<br />

GESUNDHEITSFöRDERNDE<br />

GEDANKEN<br />

Ein großes Werkzeug stellt zu allen<br />

Inhalten die Glaubenshaltungsarbeit<br />

(auch als kognitive Umstrukturierung<br />

von Gedanken bekannt) dar.<br />

Ausgehend davon, dass wir uns so<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


„Mit Hilfe der Simonton-Methode<br />

haben auch Sie die Mögl<strong>ich</strong>keit,<br />

s<strong>ich</strong> ein eigenes S<strong>ich</strong>erheitsseil<br />

zu schaffen.“<br />

fühlen, wie wir denken, geht es bei<br />

dieser Arbeit darum, die Gedanken,<br />

bei denen man s<strong>ich</strong> schlecht fühlt,<br />

individuell her<strong>aus</strong>zuarbeiten und in<br />

gesundheitsfördernde Gedanken<br />

umzuformulieren, mit denen man<br />

s<strong>ich</strong> besser fühlt. Um s<strong>ich</strong>erzustellen,<br />

dass tatsächl<strong>ich</strong> der Kern der Sache<br />

getroffen ist, überprüft der Simonton-Berater<br />

die alten und neuen Gedanken<br />

mit einem Fragenkatalog<br />

nach dem Maultsby-Modell. Die<br />

neuen Gedanken trägt man am<br />

Besten auf einem Zettel bei s<strong>ich</strong>,<br />

um sie immer griffbereit zu haben,<br />

wenn man s<strong>ich</strong> schlecht fühlt. Liest<br />

man die gesunden Gedanken regelmäßig<br />

(etwa dreimal tägl<strong>ich</strong> für drei<br />

bis sechs Wochen), werden sie vom<br />

Unterbewusstsein abgespe<strong>ich</strong>ert<br />

und die alten Gedanken durch sie<br />

ersetzt.<br />

Damit Sie eine Vorstellung von dieser<br />

Arbeit bekommen, habe <strong>ich</strong> als<br />

Beispiel in der nebenstehenden Tabelle<br />

einen Auszug an Gefühlen und<br />

Gedanken aufgeführt, die bei <strong>einer</strong><br />

familiären Belastung vorkommen<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

können. Diesen ungesunden Gedanken<br />

habe <strong>ich</strong> jeweils solche Gedanken<br />

gegenübergestellt, die eine gesundheitsfördernde<br />

Wirkung haben.<br />

Interessant zu wissen, ist, dass nach<br />

den neuesten Erkenntnissen in der<br />

Psychoneuroimmunologie unsere<br />

Gefühle in direktem Zusammenhang<br />

mit unserer körpereigenen Abwehr<br />

stehen. Gefühle wie zum Beispiel<br />

Ruhe, Frieden, Freude, Harmonie,<br />

Geborgenheit und Zuvers<strong>ich</strong>t sind<br />

eine gute Basis dafür, n<strong>ich</strong>t nur s<strong>ich</strong><br />

selbst seelisch, sondern auch seine<br />

körperl<strong>ich</strong>en Abläufe wieder ins<br />

Gle<strong>ich</strong>gew<strong>ich</strong>t zu bringen.<br />

EIN SICHERHEITSSEIL<br />

SCHAFFEN<br />

Was ändert s<strong>ich</strong> für m<strong>ich</strong> durch die<br />

Simonton-Arbeit? Ich befinde m<strong>ich</strong><br />

noch immer auf einem Weg, der<br />

sehr schmal ist und s<strong>ich</strong> ganz nah<br />

an einem Abgrund befindet. Noch<br />

immer kann <strong>ich</strong> jederzeit abstürzen<br />

beziehungsweise Krebs bekommen<br />

und daran sterben. Aber nun sehe<br />

<strong>ich</strong> ein Seil – ein S<strong>ich</strong>erheitsseil.<br />

Hieran kann <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> jederzeit festhalten,<br />

wenn <strong>ich</strong> Angst bekomme<br />

oder m<strong>ich</strong> bedroht fühle. Das Festhalten<br />

am Seil gibt mir Vertrauen<br />

und emotionale S<strong>ich</strong>erheit. Dies erlaubt<br />

es mir, meinen Weg zu gehen<br />

und dabei sogar ein paar Freudensprünge<br />

zu wagen. Gle<strong>ich</strong>zeitig bin<br />

<strong>ich</strong> gut darauf vorbereitet, auch die<br />

schwierigen Passagen auf meinem<br />

Lebensweg zu meistern.<br />

Mit Hilfe der Simonton-Methode<br />

haben auch Sie die Mögl<strong>ich</strong>keit,<br />

s<strong>ich</strong> ein eigenes S<strong>ich</strong>erheitsseil zu<br />

schaffen.<br />

AUTOR<br />

Ulrike Klink<br />

Zertifizierte Simonton-Beraterin<br />

(SCC), Datteln


UNGESUNDE GEDANKEN GESUNDHEITSFöRDERNDE GEDANKEN<br />

Plötzl<strong>ich</strong> habe <strong>ich</strong> das Gefühl, dass<br />

mein Leben n<strong>ich</strong>t mehr s<strong>ich</strong>er ist und <strong>ich</strong><br />

völlig die Kontrolle verliere.<br />

Ich befinde m<strong>ich</strong> auf einem Weg, der<br />

sehr schmal ist und s<strong>ich</strong> ganz nah an<br />

einem Abgrund befindet.<br />

Ich kann jederzeit abstürzen beziehungsweise<br />

Krebs bekommen und daran<br />

sterben. Alle Le<strong>ich</strong>tigkeit und Freude<br />

in meinem Leben gehen verloren.<br />

Diese Krankheit ist mit vielen Schmerzen<br />

und Leid verbunden. M<strong>einer</strong> Familie<br />

kann <strong>ich</strong> so ein Schicksal gar n<strong>ich</strong>t<br />

zumuten.<br />

Ich kann n<strong>ich</strong>t mehr für meine Kinder<br />

da sein und meine Kinder müssen<br />

vielle<strong>ich</strong>t den gle<strong>ich</strong>en schweren Weg<br />

gehen wie <strong>ich</strong>.<br />

Eigentl<strong>ich</strong> steht mein Todesurteil schon<br />

fest und <strong>ich</strong> warte nur noch auf den<br />

Zeitpunkt der Vollstreckung.<br />

| Welchen Beitrag kann <strong>ich</strong> selbst leisten?<br />

Ich kann lernen, dem Fluss des Lebens zu vertrauen,<br />

loszulassen und mit Freude und Le<strong>ich</strong>tigkeit zu leben, auch<br />

wenn <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t immer die S<strong>ich</strong>erheit und Kontrolle habe,<br />

die <strong>ich</strong> mir wünsche.<br />

Ich vertraue darauf, dass <strong>ich</strong> mit schwierigen Situationen<br />

auf meinem Lebensweg gesund umgehen kann. Ich kann<br />

mir die Hilfe holen, die <strong>ich</strong> dazu brauche.<br />

Das Leben bietet viele Wege und es ist gut mögl<strong>ich</strong>, dass<br />

<strong>ich</strong> gesund bleibe und ein langes und freudevolles Leben<br />

führen kann. Selbst wenn <strong>ich</strong> abstürze und krank werde,<br />

kann <strong>ich</strong> aufgefangen und wieder gesund werden. Es<br />

kann auch sein, dass es anders kommt. Ich kann lernen,<br />

damit umzugehen, wenn es soweit ist. Meine innere<br />

Führung wird mir dabei helfen.<br />

Ich kann viel dazu beitragen, dass <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> körperl<strong>ich</strong> und<br />

seelisch wohlfühle und <strong>ich</strong> kann mir ein wunderbares Helfersystem<br />

schaffen. Ich vertraue darauf, dass es Menschen<br />

und Kräfte gibt, die m<strong>ich</strong> und meine Familie unterstützen.<br />

Ich bin und bleibe die Mutter m<strong>einer</strong> Kinder und kann sie<br />

begleiten, wo immer <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> befinde. Meinen Kindern<br />

steht die Welt offen. Ich traue ihnen zu, dass sie ihren<br />

eigenen Weg finden, um freudevoll und erfüllt zu leben<br />

mit und ohne familiäre Belastung. Für sie ist immer gut<br />

gesorgt.<br />

Es ist n<strong>ich</strong>t vorbestimmt, wie und wann <strong>ich</strong> sterbe, aber<br />

es ist gut mögl<strong>ich</strong>, dass <strong>ich</strong> auf die Art und Weise sterbe,<br />

wie es meinen Vorstellungen entspr<strong>ich</strong>t und <strong>ich</strong> es mir<br />

wünsche. Ich selbst habe Einfluss darauf.<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


10<br />

Wo kann <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit anderen<br />

Betroffenen <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen?<br />

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Das BRCA-Netzwerk<br />

HILFE FüR BETROFFENE AUS BRUST- UND EIERSTOCKKREBSFAMILIEN<br />

Brust- und Eierstockkrebs treten meist<br />

im höheren Lebensalter auf. Erkrankte<br />

Frauen sind im Durchschnitt älter<br />

als 60 Jahre. Für einen gewissen<br />

Anteil der Betroffenen allerdings<br />

trifft dies n<strong>ich</strong>t zu: Etwa fünf bis<br />

zehn Prozent aller Brust- und Eierstockkrebserkrankungen<br />

sind genetisch<br />

bedingt, das heißt auf erbl<strong>ich</strong>e<br />

Veranlagungen zurückzuführen und<br />

werden an die Nachkommen weiter<br />

gegeben. Sie treten in diesen Familien<br />

sowohl bei Männern als auch<br />

bei Frauen bereits in jungen Jahren<br />

und oftmals häufiger auf.<br />

KLÄRUNG SPEZIFISCHER<br />

FRAGEN<br />

GRUPPENLEITUNG DES BRCA-NETZWERKES<br />

Gundel Kamecke, Köln<br />

Gruppenleiterin BRCA-Netzwerk<br />

Dr. Bettina Fromm, Köln<br />

Stellvertreterin BRCA-Netzwerk<br />

10 | Wo kann <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit anderen Betroffenen <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen?<br />

Betroffene, das haben die Mitglieder<br />

des BRCA-Netzwerks schon<br />

früh festgestellt, stellen Fragen, die<br />

in den anderen Gesprächsgruppen<br />

n<strong>ich</strong>t so intensiv thematisiert werden.<br />

Hierbei handelt es s<strong>ich</strong> um Fragen<br />

nach dem Gentest und dessen mögl<strong>ich</strong>en<br />

Konsequenzen, n<strong>ich</strong>t nur für<br />

die Rat Suchenden selbst, sondern<br />

auch für deren Angehörige. Oftmals<br />

ist es n<strong>ich</strong>t le<strong>ich</strong>t, die eigenen Bedürfnisse<br />

nach einem Testwunsch mit<br />

Andrea Hahne, Hannover<br />

Stellvertreterin BRCA-Netzwerk<br />

Ursel Wirz, Köln<br />

Stellvertreterin BRCA-Netzwerk<br />

denen der Angehörigen in Einklang<br />

zu bringen und in der Familie zu<br />

kommunizieren. In vielen Fällen<br />

stößt dieses Bedürfnis vielmehr bei<br />

den anderen Familienmitgliedern<br />

auf Widerspruch. Auch möchten<br />

Betroffene wissen, welche medizinischen<br />

Therapiemögl<strong>ich</strong>keiten es<br />

bei einem positiven Testergebnis<br />

gibt, von Medikamenten bis zu <strong>einer</strong><br />

prophylaktischen Mastektomie,<br />

also <strong>einer</strong> vorsorgl<strong>ich</strong>en Brustamputation<br />

bereits vor <strong>einer</strong> mögl<strong>ich</strong>en<br />

Erkrankung. Darüber hin<strong>aus</strong> gibt es<br />

weitere Fragen, die mit dem jungen<br />

Erkrankungsalter zusammenhängen:<br />

Kann <strong>ich</strong> Kinder kriegen? Was bedeutet<br />

diese Belastung für Partnerschaft<br />

und Sexualität? Was erwartet<br />

m<strong>ich</strong>, wenn <strong>ich</strong> jetzt bereits in die<br />

Wechseljahre komme? Was wird<br />

<strong>aus</strong> meinem Beruf? Oder: Welche<br />

Rechte und Pfl<strong>ich</strong>ten habe <strong>ich</strong> gegenüber<br />

m<strong>einer</strong> Vers<strong>ich</strong>erung?<br />

GRüNDUNG DES<br />

NETZWERKS<br />

Diese besondere Situation junger<br />

Betroffener <strong>aus</strong> Hochrisikofamilien<br />

und deren Wunsch nach Aust<strong>aus</strong>ch<br />

mit anderen Frauen und Männern<br />

in <strong>einer</strong> ähnl<strong>ich</strong>en Lebenslage haben<br />

dazu geführt, dass im August<br />

2008 in Magdeburg anlässl<strong>ich</strong> der<br />

Bundestagung der Frauenselbsthilfe<br />

nach Krebs e.V. das BRCA-Netzwerk<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


gegründet wurde. Getragen wird es<br />

ebenfalls von der Frauenselbsthilfe<br />

nach Krebs e.V., in Kooperation mit<br />

der Deutschen Krebshilfe e.V. und<br />

dem Deutschen Konsortium für Familiären<br />

Brust- und Eierstockkrebs“.<br />

BRCA: Betroffene reden – Chancen<br />

aktiv nutzen!<br />

Das BRCA-Netzwerk wendet s<strong>ich</strong><br />

an Frauen, die an Eierstockkrebs<br />

beziehungsweise an Frauen und<br />

Männer, die an Brustkrebs erkrankt<br />

sind und wissen, dass sie eine genetische<br />

Veranlagung haben oder<br />

aberüberlegen, ob sie einen Gentest<br />

machen lassen möchten. Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> ist das BRCA-Netzwerk auch<br />

Ansprechpartner für n<strong>ich</strong>t erkrankte<br />

Frauen und Männer, die aufgrund<br />

eines bereits durchgeführten Gentests<br />

wissen, dass sie ein erhöhtes<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Erkrankungsrisiko haben oder in<br />

deren Familien häufig Brust- und<br />

Eierstockerkrankungen auftreten<br />

und die s<strong>ich</strong> mit dem Gedanken<br />

tragen, einen Gentest durchführen<br />

zu lassen.<br />

BRCA-NETZWERK GOES<br />

ONLINE! – ZIELE DER<br />

INITIATIVE<br />

Das BRCA-Netzwerk verfolgt mit<br />

seinen Aktivitäten verschiedene<br />

Ziele. Auf Bundesebene der Frauenselbsthilfe<br />

nach Krebs e.V. institutionalisiert,<br />

will es betroffene Frauen<br />

und Männer deutschlandweit dabei<br />

unterstützen, Selbsthilfegruppen<br />

und Gesprächskreise für erkrankte<br />

und Rat suchende Frauen und Männer<br />

zu initiieren. Zu diesem Zweck<br />

werden in Zukunft neben dem per-<br />

sönl<strong>ich</strong>en Kontakt auch Kommunikationsmögl<strong>ich</strong>keiten<br />

über E-Mail,<br />

Internet und Telefon eingeführt. Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> ging im Februar 2009<br />

die Website www.brca-netzwerk.<br />

de, die mit finanzieller Unterstützung<br />

der Deutschen Krebshilfe e.V.<br />

entwickelt werden konnte, online.<br />

Hier werden betroffenen und Rat<br />

suchenden Frauen und Männern<br />

Informationen rund um das Thema,<br />

Erfahrungsber<strong>ich</strong>te, Tipps und<br />

Mögl<strong>ich</strong>keiten zum Aust<strong>aus</strong>ch mit<br />

anderen Betroffenen <strong>aus</strong> Perspektive<br />

der Selbsthilfe zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

AUTORINNEN<br />

Dr. Bettina Fromm<br />

Stellvertreterin BRCA-Netzwerk,<br />

Köln<br />

Gundel Kamecke<br />

Gruppenleiterin BRCA-Netzwerk,<br />

Köln


Die Gesprächskreise des BRCA-<br />

Netzwerks bieten eine sehr gute<br />

Gelegenheit, s<strong>ich</strong> persönl<strong>ich</strong> mit<br />

anderen Betroffenen <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen,<br />

die mit den besonderen Umständen<br />

<strong>einer</strong> familiären Krebsbelastung vertraut<br />

sind. Denjenigen, die, <strong>aus</strong> welchen<br />

Gründen auch immer, einen<br />

anonymen Aust<strong>aus</strong>ch bevorzugen,<br />

bietet das Internet die passende<br />

Plattform. Dort gibt es verschiedene<br />

Foren, in denen Betroffene, Angehörige<br />

oder Hinterbliebene unmittelbar<br />

zu ihren individuellen Problemstellungen<br />

miteinander kommunizieren<br />

oder s<strong>ich</strong> einfach nur ihren Kummer<br />

von der Seele schreiben. W<strong>ich</strong>tig ist,<br />

dabei zu bedenken, dass hier zum<br />

einen hauptsächl<strong>ich</strong> fachl<strong>ich</strong>e Laien<br />

miteinander kommunizieren. Zum<br />

anderen wird man unweigerl<strong>ich</strong><br />

mit den Problemen schwer kranker<br />

Menschen konfrontiert. Dies kann<br />

10 | Wo kann <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> mit anderen Betroffenen <strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>chen?<br />

Anonymer Aust<strong>aus</strong>ch im Internet<br />

insbesondere diejenigen Forumsbesucher<br />

erschrecken, die s<strong>ich</strong> mit<br />

dem Thema familiärer Brust- und Eierstockkrebs<br />

befassen, aber selbst<br />

n<strong>ich</strong>t erkrankt sind.<br />

Exemplarisch möchten wir hier das<br />

Krebs-Kompass Forum vorstellen,<br />

das von der gemeinnützigen Volker<br />

Karl Oehlr<strong>ich</strong>-Gesellschaft e.V. angeboten<br />

wird. Der Krebs-Kompass<br />

ist eines der größten Internetportale<br />

für Krebspatienten im deutschsprachigen<br />

Raum – mit <strong>einer</strong> Million<br />

Nutzern pro Jahr. Im Krebs-Kompass<br />

Forum gilt eine allgemeine Registrierungspfl<strong>ich</strong>t<br />

für diejenigen, die<br />

selbst Beiträge schreiben wollen.<br />

Das heißt, man hat gegenüber dem<br />

Forumsbetreiber seine wahre Identität<br />

preiszugeben. Im Forum selbst<br />

kann man s<strong>ich</strong> dann jedoch unter<br />

einem so genannten Nickname zu<br />

Wort melden und somit gegenüber<br />

anderen seine Anonymität wahren.<br />

Das stille Mitlesen ist auch ohne Registrierung<br />

mögl<strong>ich</strong>. Im Brustkrebsforum<br />

des Krebs-Kompasses findet<br />

immer wieder ein reger Aust<strong>aus</strong>ch<br />

rund um das Thema BRCA-Mutation<br />

statt. Zu erre<strong>ich</strong>en ist das Forum im<br />

Internet unter www.krebs-kompass.<br />

org/forum<br />

AUTORIN<br />

Anne Mönn<strong>ich</strong><br />

Redakteurin<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! –<br />

Das Brustkrebsmagazin<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009


11<br />

100 Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Wie sage <strong>ich</strong> es meinen<br />

Verwandten?


Anregungen zur Kommunikation<br />

in der Familie<br />

Für die Hochrisikopatienten stellt<br />

s<strong>ich</strong> in der Regel auch noch die Frage,<br />

wie sie ihre Angehörigen über<br />

deren mögl<strong>ich</strong>erweise erhöhtes Erkrankungsrisiko<br />

informieren können.<br />

Dies ist s<strong>ich</strong>erl<strong>ich</strong> kein einfacher<br />

Schritt, denn die Ängste und Sorgen<br />

im Zusammenhang mit der Frage<br />

„<strong>Komme</strong> <strong>ich</strong> <strong>aus</strong> <strong>einer</strong> <strong>Krebsfamilie</strong>?“<br />

sind bestens bekannt und es<br />

gehört schon etwas Mut dazu, seine<br />

Verwandten damit zu konfrontieren.<br />

Zudem handelt es s<strong>ich</strong> um ein recht<br />

komplexes Thema, das mit vielen<br />

medizinischen Fach<strong>aus</strong>drücken<br />

daher kommt. Meistens ist man als<br />

Betroffene(r) gerade einmal in der<br />

Lage zu verstehen, was einem der<br />

Arzt beziehungsweise Humangenetiker<br />

erläutert hat. Doch wer ist<br />

schon fachkundig genug, um diese<br />

Informationen an seine Angehörigen<br />

weitergeben zu können?<br />

Das Institut für Medizinische Psychologie<br />

am Universitätsklinikum<br />

Schleswig-Holstein (eingebunden in<br />

das Zentrum für „Familiären Brust-<br />

und Eierstockkrebs“ in Kiel) hat beispielsweise<br />

für die Angehörigen von<br />

gesunden beziehungsweise erkrankten<br />

BRCA-Mutationsträger(inne)n<br />

zwei Schreiben entworfen, die<br />

Betroffenen die Kommunikation des<br />

Testergebnisses innerhalb der Familien<br />

erle<strong>ich</strong>tern sollen. Nachfolgend<br />

finden Sie zwei Beispiele für ein solches<br />

Informationsschreiben an die<br />

Verwandtschaft, denen ergänzend<br />

ein Exemplar dieses Ratgebers beigefügt<br />

werden könnte.<br />

11 | Wie sage <strong>ich</strong> es meinen Verwandten?<br />

AUTOR<br />

Anne Mönn<strong>ich</strong><br />

Redakteurin<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>!<br />

Das Brustkrebsmagazin<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 101


10<br />

Liebe/Lieber ...,<br />

<strong>ich</strong> habe einen Gentest durchführen lassen, um die Ursachen m<strong>einer</strong> Krebserkrankung<br />

zu verstehen und zu erfahren, welche Krebserkrankungsrisiken <strong>ich</strong> in der Zukunft<br />

habe. Dazu ist mein Blut auf genetische Veränderungen (Mutationen) in den beiden<br />

bisher bekannten Brustkrebsgenen BRCA1 und BRCA2 untersucht worden. Dabei<br />

wurde eine Veränderung (Mutation) in meinem Erbmaterial festgestellt, die erbl<strong>ich</strong>en<br />

Brust- und Eierstockkrebs <strong>aus</strong>lösen kann. Diese Veränderung wird in der Fachsprache<br />

…. (Hier bitte die konkrete Beze<strong>ich</strong>nung der Mutation <strong>aus</strong> dem Bescheid ergänzen.)<br />

genannt<br />

Das Ergebnis bedeutet für m<strong>ich</strong>, dass <strong>ich</strong> eine erbl<strong>ich</strong>e Veranlagung für Krebs trage.<br />

Diese Veranlagung erhöht mein Risiko, erneut an Krebs zu erkranken. Allerdings<br />

gibt es inzwischen Mögl<strong>ich</strong>keiten, diese Risiken zu reduzieren und mögl<strong>ich</strong>e Erkrankungen<br />

frühzeitig zu entdecken und damit meine Heilungschancen zu erhöhen. Das ist<br />

auch <strong>einer</strong> der Gründe, warum <strong>ich</strong> diesen Test habe durchführen lassen.<br />

Gene sind Informationseinheiten der Vererbung, die als Bauplan für unseren Körper<br />

dienen. Diese Gene bestimmen unter anderem auch unsere Anfälligkeit für Krebs.<br />

Von jedem Gen besitzen wir zwei Kopien: eine haben wir von der Mutter geerbt, die<br />

andere vom Vater. Bis jetzt sind zwei Gene bekannt, die zu einem erhöhten Brust- und<br />

Eierstockkrebsrisiko führen, wenn man von einem Elternteil eine defekte Genkopie<br />

geerbt hat: BRCA1 (BReast CAncer 1) oder BRCA2 (BReast CAncer 2). Eine Mutation<br />

in <strong>einer</strong> Genkopie kann das in unserer Bevölkerung übl<strong>ich</strong>e Brustkrebsrisiko von<br />

circa zehn Prozent auf bis zu 80 Prozent und das übl<strong>ich</strong>e Risiko für Eierstockkrebs<br />

von circa ein bis zwei Prozent auf bis zu 39 Prozent erhöhen. Ein erhöhtes Krebserkrankungsrisiko<br />

bedeutet aber n<strong>ich</strong>t, dass man erkranken muss.<br />

Da die oben genannte Mutation als Ursache m<strong>einer</strong> Krebserkrankung bekannt ist,<br />

kannst auch du als direkte(r) Verwandte(r) d<strong>ich</strong> daraufhin testen lassen, ob du diese<br />

Veränderung geerbt hast oder n<strong>ich</strong>t. Wenn du diese Veränderung geerbt haben solltest,<br />

kannst Du durch eine intensive Früherkennung mögl<strong>ich</strong>e Erkrankungen in der<br />

Zukunft so früh erkennen, dass du die besten Heilungschancen hast. Du könntest unter<br />

Umständen besser behandelt werden und deine Erkrankungsrisiken für Brust- und<br />

Eierstockkrebs sogar senken. Wenn du diese Veränderung hingegen n<strong>ich</strong>t geerbt hast,<br />

musst du keine Angst mehr vor einem erhöhten Krebserkrankungsrisiko wegen dieser<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Krebserkrankungen in unserer Familie haben. Du hättest dann nur die altersentsprechenden<br />

Risiken unserer Bevölkerung.<br />

Mutationen sind erbl<strong>ich</strong> und können innerhalb der Familie vererbt werden. Wenn<br />

ein Elternteil eine Mutation trägt, hat jedes Kind, unabhängig vom Geschlecht, eine<br />

Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit von 50 Prozent, diese Veränderung zu erben. Wenn der Elternteil<br />

die Mutation hingegen n<strong>ich</strong>t geerbt hat, kann er sie auch n<strong>ich</strong>t an seine Kinder weiter<br />

geben und die Kinder brauchen n<strong>ich</strong>t getestet zu werden.<br />

Letztl<strong>ich</strong> ist es natürl<strong>ich</strong> deine Entscheidung, ob du d<strong>ich</strong> testen lässt oder n<strong>ich</strong>t. Für<br />

meine Entscheidungsfindung war die Beratung in der Tumorrisiko-Sprechstunde in …<br />

(Hier bitte das betreuende Zentrum ergänzen.) äußerst hilfre<strong>ich</strong>. Auch du kannst d<strong>ich</strong><br />

mit dem Team der Tumorrisiko-Sprechstunde in Verbindung setzen (Adresse und Telefonnummer<br />

sind unten aufgeführt) und d<strong>ich</strong> über den Testablauf sowie die Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />

und Grenzen des Gentests auf erbl<strong>ich</strong>en Brust- und Eierstockkrebs informieren.<br />

Hier können dir auch Beratungsstellen in der Nähe deines Wohnortes genannt werden.<br />

Ausführl<strong>ich</strong>e Informationen findest du in dem Ratgeber <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! Spezial zum<br />

familiären Brust- und Eierstockkrebs, den <strong>ich</strong> dir beigefügt habe / den du unter<br />

www.mammamia-online.de im Internet herunterladen kannst.<br />

Ich hoffe, dass <strong>ich</strong> dir und d<strong>einer</strong> Familie mit dieser Information über die genetischen<br />

Ursachen m<strong>einer</strong> Krebserkrankung helfen kann und dass ihr diese Informationen für<br />

eure eigene Gesundheitsplanung nutzen könnt. Wenn du Fragen hast, melde d<strong>ich</strong> doch<br />

bitte bei mir.<br />

Beste Grüße<br />

…………<br />

Mein betreuendes Zentrum:<br />

Zentrum für „Familiären Brust- und Eierstockkrebs“ in …….. (Bitte die Kontaktdaten<br />

des betreuenden Zentrums einfügen.)<br />

Beispiel eines Verwandtenschreibens<br />

<strong>einer</strong>/eines<br />

erkrankten BRCA-Mutationsträgerin/-trägers<br />

11 | Wie sage <strong>ich</strong> es meinen Verwandten?<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 10


10<br />

Liebe/Lieber …,<br />

<strong>ich</strong> habe einen Gentest durchführen lassen, weil in unserer Familie gehäuft Brust- beziehungsweise<br />

Eierstockkrebs aufgetreten ist und weil <strong>ich</strong> wissen wollte, ob <strong>ich</strong> auch<br />

ein erhöhtes Krebserkrankungsrisiko habe. Dazu ist mein Blut auf genetische Veränderungen<br />

(Mutationen) in den beiden bisher bekannten Brustkrebsgenen BRCA1 und<br />

BRCA2 untersucht worden. Dabei wurde eine Veränderung (Mutation) in meinem<br />

Erbmaterial festgestellt, die erbl<strong>ich</strong>en Brust- und Eierstockkrebs <strong>aus</strong>lösen kann. Diese<br />

Veränderung wird in der Fachsprache …. (Hier bitte die konkrete Beze<strong>ich</strong>nung der<br />

Mutation <strong>aus</strong> dem Bescheid ergänzen.) genannt.<br />

Das Ergebnis bedeutet für m<strong>ich</strong>, dass <strong>ich</strong> eine erbl<strong>ich</strong>e Veranlagung für Krebs trage.<br />

Diese Veranlagung erhöht mein Risiko, an Krebs zu erkranken. Allerdings gibt es<br />

inzwischen Mögl<strong>ich</strong>keiten, diese Risiken zu reduzieren und mögl<strong>ich</strong>e Erkrankungen<br />

frühzeitig zu entdecken und damit meine Heilungschancen zu erhöhen, falls <strong>ich</strong><br />

erkranken sollte. Das ist auch <strong>einer</strong> der Gründe, warum <strong>ich</strong> diesen Test habe durchführen<br />

lassen.<br />

Gene sind Informationseinheiten der Vererbung, die als Bauplan für unseren Körper<br />

dienen. Diese Gene bestimmen unter anderem auch unsere Anfälligkeit für Krebs.<br />

Von jedem Gen besitzen wir zwei Kopien: eine haben wir von der Mutter geerbt, die<br />

andere vom Vater. Bis jetzt sind zwei Gene bekannt, die zu einem erhöhten Brust- und<br />

Eierstockkrebsrisiko führen, wenn man von einem Elternteil eine defekte Genkopie<br />

geerbt hat: BRCA1 (BReast CAncer 1) und BRCA2 (BReast CAncer 2). Eine Mutation<br />

in <strong>einer</strong> Genkopie kann das in unserer Bevölkerung übl<strong>ich</strong>e Brustkrebsrisiko von<br />

circa zehn Prozent auf bis zu 80 Prozent und das übl<strong>ich</strong>e Risiko für Eierstockkrebs<br />

von circa ein bis zwei Prozent auf bis zu 39 Prozent erhöhen. Ein erhöhtes Krebserkrankungsrisiko<br />

bedeutet aber n<strong>ich</strong>t, dass man erkranken muss.<br />

Da die oben genannte Mutation bei mir nachgewiesen wurde, kannst auch du als<br />

direkte(r) Verwandte(r) d<strong>ich</strong> daraufhin testen lassen, ob du diese Veränderung geerbt<br />

hast oder n<strong>ich</strong>t. Wenn du diese Veränderung geerbt haben solltest, kannst du durch<br />

eine intensive Früherkennung mögl<strong>ich</strong>e Erkrankungen in der Zukunft so früh erkennen,<br />

dass du die besten Heilungschancen hast. Du könntest unter Umständen besser<br />

behandelt werden und deine Erkrankungsrisiken für Brust- und Eierstockkrebs sogar<br />

senken. Wenn du diese Veränderung hingegen n<strong>ich</strong>t geerbt hast, musst du keine Angst<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


mehr vor einem erhöhten Krebserkrankungsrisiko wegen dieser Krebserkrankungen in<br />

unserer Familie haben. Du hättest dann nur die altersentsprechenden Risiken unserer<br />

Bevölkerung.<br />

Mutationen sind erbl<strong>ich</strong> und können innerhalb der Familie vererbt werden. Wenn<br />

ein Elternteil eine Mutation trägt, hat jedes Kind, unabhängig vom Geschlecht, eine<br />

Wahrscheinl<strong>ich</strong>keit von 50 Prozent, diese Veränderung zu erben. Wenn der Elternteil<br />

die Mutation hingegen n<strong>ich</strong>t geerbt hat, kann er sie auch n<strong>ich</strong>t an seine Kinder weiter<br />

geben und die Kinder brauchen n<strong>ich</strong>t getestet zu werden.<br />

Letztl<strong>ich</strong> ist es natürl<strong>ich</strong> deine Entscheidung, ob du d<strong>ich</strong> testen lässt oder n<strong>ich</strong>t. Für<br />

meine Entscheidungsfindung war die Beratung in der Tumorrisiko-Sprechstunde in …<br />

(Hier bitte das betreuende Zentrum ergänzen.) äußerst hilfre<strong>ich</strong>. Auch du kannst d<strong>ich</strong><br />

mit dem Team der Tumorrisiko-Sprechstunde in Verbindung setzen (Adresse und Telefonnummer<br />

sind unten aufgeführt) und d<strong>ich</strong> über den Testablauf sowie die Mögl<strong>ich</strong>keiten<br />

und Grenzen des Gentests auf erbl<strong>ich</strong>en Brust- und Eierstockkrebs informieren.<br />

Hier können dir auch Beratungsstellen in der Nähe deines Wohnortes genannt werden.<br />

Ausführl<strong>ich</strong>e Informationen findest du in dem Ratgeber <strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! Spezial<br />

zum familiären Brust und Eierstockkrebs, den <strong>ich</strong> dir beigefügt habe / du unter<br />

www.mammamia-online.de im Internet herunterladen kannst.<br />

Ich hoffe, dass <strong>ich</strong> dir und d<strong>einer</strong> Familie mit dieser Information über meine genetische<br />

Veranlagung für Brust-/Eierstockkrebs helfen kann und dass ihr diese Informationen<br />

für eure eigene Gesundheitsplanung nutzen könnt. Wenn du Fragen hast, melde<br />

d<strong>ich</strong> doch bitte bei mir.<br />

Beste Grüße<br />

…………<br />

Mein betreuendes Zentrum:<br />

11 | Wie sage <strong>ich</strong> es meinen Verwandten?<br />

Zentrum für „Familiären Brust- und Eierstockkrebs“ in …….. (Bitte die Kontaktdaten<br />

des betreuenden Zentrums einfügen.)<br />

Beispiel eines Verwandtenschreibens<br />

<strong>einer</strong>/eines gesunden BRCA-Mutationsträgerin/-trägers<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 10


12<br />

Anhang<br />

10 Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Die bundesweiten Zentren<br />

für „Familiären Brust- und<br />

Eierstockkrebs“<br />

GyNÄKOLOGISCHE, HUMANGENETISCHE UND<br />

PSyCHOONKOLOGISCHE BERATUNG UND BETREUUNG FüR<br />

BETROFFENE UND ANGEHöRIGE<br />

BERLIN<br />

Charité-Universitätsmedizin Berlin<br />

Charitéplatz 1, 10117 Berlin<br />

Zentrumssprecher: Prof. Dr. Ulr<strong>ich</strong> Bick<br />

Termine für Betroffene: Tel. 030 450-564272<br />

E-Mail: ambulanz-brustzentrum@charite.de<br />

Internet: www.charite.de/brustzentrum<br />

DRESDEN<br />

Medizinische Fakultät der TU Dresden<br />

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe<br />

Fetscherstraße 74, 01307 Dresden<br />

Zentrumssprecher: Prof. Dr. Wolfgang Distler<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0351 458-2864<br />

E-Mail: karin.kast@uniklinikum-dresden.de<br />

Internet: http://frauen.uniklinikum-dresden.de<br />

DüSSELDORF<br />

Frauenklinik des Universitätsklinikums<br />

Düsseldorf<br />

Tumorrisikosprechstunde<br />

Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf<br />

Zentrumssprecherin: Dr. Carolin Nestle-Krämling<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0211 811-7540<br />

E-Mail: brca@med.uni-duesseldorf.de<br />

Internet: www.uniklinik-duesseldorf.de/frauenklinik<br />

(siehe Tumorrisikosprechstunde)<br />

HANNOVER<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover<br />

Zentrumssprecherin: Prof. Dr. Brigitte Schlegelberger<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0511 532-4523 o. -4529<br />

E-Mail: schlegelberger.brigitte@mh-hannover.de<br />

Internet: www.mh-hannover.de/tumorgene.html<br />

HEIDELBERG<br />

Institut für Humangenetik der Universität<br />

Heidelberg<br />

Im Neuenheimer Feld 366, 69120 Heidelberg<br />

Zentrumssprecher: Prof. Dr. Cl<strong>aus</strong> R. Bartram<br />

Termine für Betroffene: Tel. 06221 565087<br />

E-Mail: cr_bartram@med.uni-heidelberg.de<br />

Internet: www.klinikum.uni-heidelberg.de/Schwerpunktprogramm-Familiaerer-Brust-und-Eierstockkrebs.<br />

2127.0.html<br />

KIEL<br />

1 | Anhang<br />

Universitätsfrauenklinik Kiel<br />

M<strong>ich</strong>aelisstraße 16, 24105 Kiel<br />

Zentrumssprecher: Prof. Dr. Walter Jonat,<br />

Prof. Dr. Norbert Arnold<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0431 5972071<br />

E-Mail: jonat@email.uni-kiel.de<br />

E-Mail: nkarnold@email.uni-kiel.de<br />

Internet: www.unifrauenklinik-kiel.de/spezialsprechstunden/tumorrisiko<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 10


10<br />

KöLN / BONN<br />

Schwerpunkt Familiärer Brust- und<br />

Eierstockkrebs<br />

Universitäts-Frauenklinik Köln<br />

Kerpener Straße 34, 50931 Köln<br />

Zentrumssprecherin: Prof. Dr. Rita Schmutzler<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0221 478-86509<br />

E-Mail: zentrum-familiaerer-brustkrebs@uk-koeln.de<br />

Internet: www.zentrum-familiaerer-brustkrebs.de<br />

LEIPZIG<br />

Institut der Humangenetik der Universität<br />

Leipzig<br />

Philipp-Rosenthal-Straße 55, 04103 Leipzig<br />

Zentrumssprecherin: Prof. Dr. Ursula Froster<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0341 9723800<br />

E-Mail: simone.re<strong>ich</strong>ardt@medizin.uni-leipzig.de<br />

Internet: www.uni-leipzig.de/~genetik<br />

MüNCHEN<br />

Klinik für Frauenheilkunde<br />

Klinikum Rechts der Isar der<br />

Technischen Universität München<br />

Ismaninger Straße 22, 81675 München<br />

Termine für Betroffene: Tel.: 089 4140 7406<br />

Klinik für Frauenheilkunde der LMU München<br />

Campus Großhadern<br />

Marchionistr. 15, 81377 München<br />

Termine für Betroffene: Tel.: 089 7095-7572<br />

Zentrumssprecher: Prof. Dr. Alfons Meindl<br />

E-Mail: alfons.meindl@lrz.tu-muenchen.de<br />

Internet: http://gyngh.klinikum.uni-muenchen.<br />

de/sprechstunden/ss_genetss.html<br />

MüNSTER<br />

Institut für Humangenetik der<br />

Universität Münster<br />

Vesaliusweg 12 –14, 48149 Münster<br />

Projektleiter: Prof. Dr. Peter Wieacker<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0251 83-55413<br />

E-Mail: wieacker@uni-muenster.de<br />

Internet: http://humangenetik.klinikum.uni-muenster.de<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

ULM<br />

Frauenklinik und Poliklinik der Universität Ulm<br />

Prittwitzstraße 43, 89075 Ulm<br />

Zentrumssprecher: Prof. Dr. Rolf Kreienberg<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0731 500-58521<br />

E-Mail: rolf.kreienberg@uniklinik-ulm.de<br />

Internet: www.uni-ulm.de/klinik/ufk<br />

WüRZBURG<br />

Institut für Humangenetik der Universität<br />

Würzburg<br />

Am Hubland, 97074 Würzburg<br />

Projektleiter: Prof. Dr. Tiemo Grimm<br />

Termine für Betroffene: Tel. 0931 3184084<br />

E-Mail: tgrimm@biozentrum.uni-wuerzburg.de<br />

Internet: www.humgen.biozentrum.uni-wuerzburg.<br />

de/krebszentrum<br />

Referenzpathologie<br />

Universitätsklinikum Bonn, Institut für Pathologie<br />

Prof. Dr. Reinhard Büttner<br />

Sigmund-Freud-Str. 25, 53127 Bonn<br />

Tel.: 0228 287-15375<br />

E-Mail: sekretariat.patho@ukb.uni-bonn.de<br />

Internet: www.meb.uni-bonn.de/pathologie<br />

Medizinische Hochschule Hannover,<br />

Institut für Pathologie<br />

Prof. Dr. Hans H. Kreipe<br />

Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover<br />

Tel.: 0511 532-4500<br />

E-Mail: kreipe.hans@mh-hannover.de<br />

Internet: www.mh-hannover.de/pathologie.html<br />

Biometrie und zentrale Dokumentation<br />

Institut für Medizinische Informatik, Statistik<br />

und Epidemiologie (IMISE), Universität Leipzig<br />

Prof. Dr. Markus Löffler<br />

Härtelstraße 16-18, 04107 Leipzig<br />

Tel.: 0341 97-16100<br />

E-Mail: markus.loeffler@imise.uni-leipzig.de<br />

Internet: www.imise.uni-leipzig.de/Gruppen/Erbl<strong>ich</strong>eTumorerkrankungen


Münster<br />

Düsseldorf<br />

Köln/Bonn<br />

Heidelberg<br />

Kiel<br />

Hannover<br />

Ulm<br />

Würzburg<br />

Leipzig<br />

München<br />

Berlin<br />

Dresden<br />

1 | Anhang<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 10


110<br />

Autorenverze<strong>ich</strong>nis<br />

Philipp Ahrens, Arzt<br />

Institut für Pathologie | Medizinische Hochschule Hannover | Carl-Neuberg-Straße 1 | OE 5110<br />

| 30625 Hannover<br />

Tel.: 0511 5324535 | Fax: 0511 5325799<br />

E-Mail: ahrens.philipp@mh-hannover.de | www.mh-hannover.de/pathologie.html<br />

Prof. Dr. phil. Friedr<strong>ich</strong> Balck, Leiter<br />

Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie – Studie BelaJu Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus an der TU Dresden | Fetscherstraße 74 | 01307 Dresden<br />

Tel.: 0351 4584100 | Fax: 0351 4585526<br />

E-Mail: friedr<strong>ich</strong>.balck@uniklinikum-dresden.de | www.medpsy.de/belaju.html<br />

Prof. Dr. med. Josef Beuth, Institutsdirektor<br />

Institut zur wissenschaftl<strong>ich</strong>en Evaluation naturheilkundl<strong>ich</strong>er Verfahren, Universität Köln |<br />

Joseph-Stelzmann-Straße 9, Gebäude 35a | 50931 Köln-Lindenthal<br />

Tel.: 0221 4786414 | Tel.: 0221 4787017<br />

E-Mail: hans.beuth@uk-koeln.de | Internet: www.uk-koeln.de/institute/iwenv<br />

Prof. Dr. med. Ulr<strong>ich</strong> Bick, Stellvertretender Institutsleiter<br />

Institut für Radiologie | Universitätsmedizin Charité Berlin | Charitéplatz 1 | 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 450527001 | Fax: 030 450527968<br />

E-Mail: ulr<strong>ich</strong>.bick@charite.de | http://radiologie.charite.de/mammadiagnostik<br />

Prof. Dr. med. Reinhard Büttner, Institutsleiter<br />

Institut für Pathologie | Universitätsklinikum Bonn | Sigmund-Freud-Straße 25 | 53127 Bonn<br />

Tel.: 0228 28715375 | Fax: 0228 28715030<br />

E-Mail: sekretariat.patho@ukb.uni-bonn.de | www.meb.uni-bonn.de/pathologie<br />

Dipl.-Psych. Stephanie Drössler, Wissenschaftl<strong>ich</strong>e Mitarbeiterin<br />

Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie – Studie BelaJu Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus an der TU Dresden | Fetscherstraße 74 | 01307 Dresden<br />

Tel.: 0351 4585664 | Fax: 0351 4585526<br />

E-Mail: stephanie.droessler@uniklinikum-dresden.de | www.medpsy.de/belaju.html<br />

Prof. Dr. med. Andreas du Bois, Direktor der Klinik für Gynäkologie & Gynäkologische Onkologie<br />

Dr. Horst Schmidt Klinik (HSK), Wiesbaden | Ludwig-Erhard-Straße 100 | 65199 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611 4323779 | Fax: 0611 432672<br />

E-Mail: andreas.dubois@hsk-wiesbaden.de | www.hsk-wiesbaden.de | www.eierstock-krebs.de<br />

Dr. med. Eva Maria Fallenberg, Oberärztin – Team Manager <strong>Mamma</strong>diagnostik<br />

Institut für Radiologie | Universitätsmedizin Charité Berlin | Charitéplatz 1 | 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 450527022<br />

E-Mail: eva.fallenberg@charite.de | http://radiologie.charite.de/mammadiagnostik<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Dipl.-Psych. Anja Fleischmann, Wissenschaftl<strong>ich</strong>e Mitarbeiterin<br />

Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie – Studie BelaJu Universitätsklinikum<br />

Carl Gustav Carus an der TU Dresden | Fetscherstraße 74 | 01307 Dresden<br />

Tel.: 0351 4583818 (Studientelefon) | 0351 4582919 | Fax: 0351 4585526<br />

E-Mail: anja.fleischmann@uniklinikum-dresden.de | belaju@medpsy.de (Studienmailadresse) |<br />

www.medpsy.de/belaju.html<br />

Prof. Dr. med. Jürgen Fritze, Leitender Verbandsarzt<br />

PKV Verband der privaten Krankenvers<strong>ich</strong>erung e.V. | Bayenthalgürtel 26 | 50968 Köln<br />

Tel.: 0221 99871800 | Fax: 0221 99871801<br />

E-Mail: juergen.fritze@pkv.de | www.pkv.de<br />

Dr. phil. Dipl.-Psych. Bettina Fromm, Stellvertreterin BRCA-Netzwerk<br />

Köln<br />

E-Mail: bettina.fromm@brca-netzwerk.de | www.brca-netzwerk.de<br />

Prof. Dr. med. Wolf Dieter Gerber, Direktor des Instituts<br />

Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie Universitätsklinikum Schleswig-<br />

Holstein, Campus Kiel | Diesterwegstraße 10 -12 | 24113 Kiel<br />

Tel.: 0431 6594630 | Fax: 0431 6594639<br />

E-Mail: gerber@med-psych.uni-kiel.de | www.uni-kiel.de/med-psych<br />

Heidrun Gevensleben, Ärztin<br />

Institut für Pathologie | Universitätsklinikum Bonn | Sigmund-Freud-Straße 25 | 53127 Bonn<br />

Tel.: 0228 28715040 | Fax: 0228 28715030<br />

E-Mail: heidrun.gevensleben@ukb.uni-bonn.de | www.meb.uni-bonn.de/pathologie<br />

Prof. Dr. med. habil. Elisabeth Gödde, Fachärztin für Humangenetik, Psychotherapie<br />

Castroper Straße 106 | 45711 Datteln<br />

Tel.: 02363 56700 | Fax.: 02363 567010<br />

E-Mail: info@ihre-humangenetikerin.de | www.ihre-humangenetikerin.de<br />

Dr. med. Eva M. Kalbheim, Pressesprecherin<br />

Deutsche Krebshilfe e. V. | Buschstraße 32 | 53113 Bonn<br />

Telefon: 0228 72990270 | Telefax: 0228 7299011<br />

E-Mail: kalbheim@krebshilfe.de | www.krebshilfe.de | www.brca-netzwerk.de<br />

Gundel Kamecke, Gruppenleiterin BRCA-Netzwerk<br />

Köln<br />

E-Mail: gundel.kamecke@brca-netzwerk.de | www.brca-netzwerk.de<br />

Dr. med. Karin Kast, Oberärztin<br />

1 | Anhang<br />

Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Universitätsklinikum Carl Gustav Carus<br />

an der TU Dresden | Fetscherstraße 74 | 01307 Dresden<br />

Tel.: 0351 4584737 | Fax: 0351 4585843<br />

E-Mail: karin.kast@uniklinikum-dresden.de | http://frauen.uniklinikum-dresden.de<br />

www.mammamia-online.de Spezial Ausgabe 1/2009 111


11<br />

Dr. phil. Dipl.-Psych. Ellen Kirsch, Wissenschaftl<strong>ich</strong>e Mitarbeiterin<br />

Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie Universitätsklinikum<br />

Schleswig-Holstein, Campus Kiel | Diesterwegstraße 10 -12 | 24113 Kiel<br />

Tel.: 0431 65946-30 | Fax: 0431 65946-39<br />

E-Mail: kirsch@med-psych.uni-kiel.de | www.uni-kiel.de/med-psych |<br />

www.betrifft-brust.de/ursachen.htm<br />

Ulrike Klink, Zertifizierte Simonton-Beraterin (SCC)<br />

Klosterner Weg 24 | 45711 Datteln<br />

Tel.: 0179 9499640 | Simonton Cancer Center Deutschland, Tel.: 0711 515989<br />

E-Mail: info@wieder-vertrauen.de | www.wieder-vertrauen.de | www.simonton.de<br />

Prof. Dr. med. H.-H. Kreipe, Institutsdirektor<br />

Institut für Pathologie | Medizinische Hochschule Hannover | Carl-Neuberg-Straße 1 | OE 5110<br />

| 30625 Hannover<br />

Tel.: 0511 5324500 | Fax: 0511 5325799<br />

E-Mail: kreipe.hans@mh-hannover.de | www.mh-hannover.de/pathologie.html<br />

Prof. Dr. rer. nat. Alfons Meindl, Leiter der Abt. für gynäkologische Turmorgenetik<br />

Frauenklinik und Poliklinik der TU München | Ismaninger Straße 22 | 81675 München<br />

Tel.: 089 41406750<br />

E-Mail: alfons.meindl@lrz.tu-muenchen.de<br />

Anne Mönn<strong>ich</strong>, Redakteurin<br />

<strong>Mamma</strong> <strong>Mia</strong>! – Das Brustkrebsmagazin | Altkönigstraße 31 | 61476 Kronberg im Taunus<br />

Tel.: 06195 671801 | Fax: 06195 671802<br />

E-Mail: anne.moenn<strong>ich</strong>@mammamia-online.de | www.mammamia-online.de |<br />

www.breast-cancer-survivor.de<br />

Peter Schaar, Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit<br />

Husarenstraße 30 | 53117 Bonn<br />

Tel.: 0228 9977990 | Fax: 0228 997799550<br />

E-Mail: poststelle@bfdi.bund.de | www.bfdi.bund.de<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Rita K. Schmutzler,<br />

Leiterin des Schwerpunkts Familiärer Brust- und Eierstockkrebs<br />

Universitätsfrauenklinik Köln | Kerpener Straße 34 | 50931 Köln<br />

Tel.: 0221 47886509 | Fax: 0221 47886510<br />

E-Mail: zentrum-familiaerer-brustkrebs@uk-koeln.de | http://cms.uk-koeln.de/familiaeres-brustzentrum<br />

Rechtsanwalt Wolfgang Schneider, LL.M., Fachanwalt für Vers<strong>ich</strong>erungsrecht<br />

Kanzlei Schneider & Wixforth | Ritterstraße 19 | 33602 Bielefeld<br />

Tel.: 0521 967770 | Fax: 0521 9677799<br />

E-Mail: info@schneider-wixforth.de<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Peter Wieacker, Direktor des Instituts für Humangenetik<br />

Universitätsklinikum Münster | Vesaliusweg 12-14 | 48149 Münster<br />

Tel.: 0251 8355401 | Fax: 0251 8355431<br />

E-Mail: wieacker@uni-muenster.de | http://humangenetik.klinikum.uni-muenster.de<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de


Glossar<br />

Adnexe<br />

Eierstöcke und Eileiter<br />

Anamnese<br />

Krankengesch<strong>ich</strong>te, Verlauf der Krankheit<br />

Antiöstrogene<br />

Medikamente zur Reduktion der Aktivität des östrogens<br />

im Körper<br />

Apoptose<br />

„programmierter Zelltod“; natürl<strong>ich</strong>er Mechanismus zur<br />

Selbstzerstörung von Zellen; funktioniert bei Menschen,<br />

Tieren und Pflanzen gle<strong>ich</strong>ermaßen. Das genetisch angelegte<br />

Selbsttötungs-Programm ist lebensnotwendig, um das<br />

Entstehen von Krebszellen zu verhindern.<br />

Biopsie<br />

Entnahme <strong>einer</strong> Gewebeprobe<br />

BRCA1 / BRCA<br />

Der Begriff BRCA stammt <strong>aus</strong> dem Englischen und ist eine<br />

Abkürzung für BReast CAncer (Brustkrebs). BRCA1 und<br />

BRCA2 sind menschl<strong>ich</strong>e Gene, die zur Klasse der Tumorsuppressorgene<br />

(Tumor-Unterdrücker-Gene) gehören. Aufgabe<br />

dieser beiden BRCA-Proteine ist die DNA-Reparatur<br />

in der Zelle.<br />

BRCA1-/BRCA -Mutation<br />

Fehlerhaftigkeit der Reparatur-Gene, die zum Funktions<strong>aus</strong>fall<br />

führt und damit die Entstehung von Krebs (insbesondere<br />

Brust- und Eierstockkrebs) begünstigt<br />

Brustwiederherstellung<br />

Rekonstruktion der Brust nach Amputation; wird im Zuge <strong>einer</strong><br />

prophylaktischen Mastektomie regelmäßig angeboten;<br />

grundsätzl<strong>ich</strong> sind verschiedene Verfahren mögl<strong>ich</strong>, die im<br />

jeweiligen Einzelfall zu beurteilen sind<br />

- mit Eigengewebe<br />

Bei dieser Methode wird zur Rekonstruktion eigenes Gewebe<br />

verwendet, welches je nach Körperbau an unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />

Stellen des Körpers entnommen wird. Im oberen Rückenbere<strong>ich</strong><br />

kann zum Beispiel ein Teil des Rückenmuskels<br />

mit Hautinsel entfernt werden, um dar<strong>aus</strong> die neue Brust zu<br />

formen. Auch <strong>aus</strong> dem Unterbauch und dem Gesäß kann<br />

Gewebe entnommen werden (TRAM, DIEP, SGAP, IGAP),<br />

das dann entweder mikrochirurgisch an entsprechende<br />

Gefäße im Brustbere<strong>ich</strong> angeschlossen wird (so genannter<br />

freier Gewebetransfer) oder über seine originären Gefäße<br />

versorgt wird (gestielter Gewebetransfer). Eine weitere<br />

Entnahmestelle stellt in einigen Fällen das Gesäß (SGAP,<br />

IGAP) dar. Auch hier kann ein entsprechender Gewebeanteil<br />

zur Brustrekonstruktion entnommen und mikrochirurgisch<br />

an entsprechende Gefäße im Brustbere<strong>ich</strong> angeschlossen<br />

werden.<br />

- mit Implantaten, Gewebeexpandern oder permanenten<br />

Expandern<br />

Wenn der Hautmantel <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>end vorhanden ist, kann<br />

die Brust mit einem Implantat wieder aufgebaut werden.<br />

Steht n<strong>ich</strong>t genug Hautmantel zur Verfügung, muss dieser<br />

durch Dehnen erst geschaffen werden. Hierzu eignet s<strong>ich</strong><br />

der Expander (eine Art Silikonhülle), der operativ unter die<br />

Haut und den Brustmuskel eingesetzt und in Intervallen mit<br />

Kochsalzlösung aufgefüllt wird. Ist das Endvolumen erre<strong>ich</strong>t,<br />

wird der Expander durch ein Silikongel gefülltes Implantat<br />

<strong>aus</strong>get<strong>aus</strong>cht. Es gibt darüber hin<strong>aus</strong> auch Expander (so<br />

genannter Becker Expander), die im Körper verbleiben<br />

können.<br />

- Kombination von Eigengewebe und Implantat<br />

Bei alleiniger Verwendung des Rückenmuskels mit Hautinsel<br />

zur Brustrekonstruktion kann das Volumen im Vergle<strong>ich</strong> zur<br />

gesunden Brust zu klein sein. In diesem Fall kann das Volumen<br />

mit einem Brustimplantat optimiert werden.<br />

Chemotherapie<br />

Systematische, den ganzen Körper einbeziehende Therapie.<br />

Durch Medikamente wird das Zellwachstum von Tumorzellen<br />

behindert; sie greift aber auch Normalgewebe an,<br />

wodurch es zu Nebenwirkungen kommen kann.<br />

Computertomographie (CT)<br />

Computergestützte Röntgenuntersuchung; Tomographie bedeutet<br />

Darstellung in Sch<strong>ich</strong>ten oder Scheiben des Körpers<br />

oder eines Körperabschnittes<br />

Ductal<br />

die Milchgänge der weibl<strong>ich</strong>en Brust betreffend<br />

1 | Anhang<br />

Differenzierungsgrad (Grading)<br />

Beze<strong>ich</strong>net die Ähnl<strong>ich</strong>keit eines Tumors mit seinem Ursprungsgewebe<br />

und gibt Hinweise auf sein Wachstumsverhalten;<br />

nach WHO (Weltgesundheitsorganisation) werden<br />

noch gut differenzierte Tumoren (G1) von mäßig (G2) und<br />

gering (G3) differenzierten unterschieden.<br />

Fibroadenom<br />

gutartige Geschwulst (Tumor) der weibl<strong>ich</strong>en Brust<br />

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11<br />

Gendiagnostikgesetz (GenDG)<br />

Vom Deutschen Bundestag am 24. April 2009 beschlossene<br />

Gesetzesänderungen, mit denen in Deutschland erstmals<br />

genetische Untersuchungen sowie der Umgang mit deren<br />

Ergebnissen geregelt werden. Das Gesetz soll das informationelle<br />

Selbstbestimmungsrecht bei gendiagnostischen Tests<br />

stärken und vor Missbrauch der Ergebnisse schützen.<br />

Gentest/Genanalyse<br />

überprüfung der DNA auf genetische Veränderungen, so<br />

genannte Mutationen. Mit einem diagnostischen Gentest<br />

wird nach <strong>einer</strong> genetischen Ursache für eine bereits bestehende,<br />

klinisch manifestierte Krankheit gesucht. Wird<br />

eine n<strong>ich</strong>t erkrankte Person getestet, spr<strong>ich</strong>t man von einem<br />

prädiktiven Gentest.<br />

Gestielter Lappen<br />

siehe Brustwiederherstellung mit Eigengewebe<br />

Heterozygot<br />

Das Erbgut <strong>einer</strong> Zelle weist zwei unterschiedl<strong>ich</strong>e Kopien<br />

eines bestimmten Gens auf den beiden Chromosomen auf<br />

(Allele), die das Gen enthalten. Mutationen in den Genen<br />

BRCA1 und BRCA2 sind praktisch immer heterozygot, also<br />

nur auf <strong>einer</strong> Genkopie vorhanden.<br />

Heterozygoten-Risiko<br />

Risiko, eine Mutation auf <strong>einer</strong> von zwei Genkopien zu<br />

tragen<br />

Histologie<br />

feingewebl<strong>ich</strong>er, nur mikroskopisch s<strong>ich</strong>tbarer Aufbau eines<br />

Gewebes<br />

Histologischer Befund<br />

schriftl<strong>ich</strong>er Ber<strong>ich</strong>t, in der Regel vom Facharzt für Pathologie,<br />

über eine mikroskopische (so genannte „feingewebl<strong>ich</strong>e“)<br />

Analyse <strong>einer</strong> Gewebeprobe oder eines OP-Präparates<br />

Homozygot<br />

Das Erbgut <strong>einer</strong> Zelle weist zwei identische Allele, also<br />

zwei gle<strong>ich</strong>e Kopien eines bestimmten Gens auf den beiden<br />

Chromosomen auf, die das Gen enthalten. Handelt<br />

es s<strong>ich</strong> um eine Mutation, spr<strong>ich</strong>t man von homozygoter<br />

Mutation.<br />

Humangenetik<br />

Teilgebiet der Genetik, das s<strong>ich</strong> speziell mit dem Erbgut<br />

des Menschen beschäftigt; interdisziplinäre Wissenschaft,<br />

welche medizinische Diagnostik mit molekularbiologischer<br />

Forschung und Methodik verknüpft<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

Immunhistochemie<br />

S<strong>ich</strong>tbarmachen von gewebstypischen Strukturen (Antigene)<br />

durch einen farbmarkierten, bindungsspezifischen Antikörper<br />

unter dem Mikroskop<br />

Indexpatient(in)<br />

Betroffene(r), die/der an Brust- beziehungsweise Eierstockkrebs<br />

erkrankt ist und s<strong>ich</strong> hins<strong>ich</strong>tl<strong>ich</strong> <strong>einer</strong> Genmutation<br />

testen lässt. Wenn mehrere betroffene Verwandte zur<br />

Verfügung stehen, sollte man den/die als Indexpatient(in)<br />

<strong>aus</strong>wählen, bei dem/der am ehesten eine Mutation vermutet<br />

werden kann, also zum Beispiel die Person mit dem<br />

frühesten Erkrankungsalter.<br />

Invasiv<br />

Wachstum von Tumorgewebe ohne scharfe Grenze in das<br />

umgebende Gewebe<br />

Karzinom<br />

vom Deckgewebe (Epithel) <strong>aus</strong>gehende bösartige Geschwulst<br />

(Tumor)<br />

Kernspintomographie<br />

siehe Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT)<br />

Kontraindikation<br />

„Gegenanzeige“; vorliegende Zustände, Bedingungen,<br />

Diagnosen, führen dazu, dass eine ansonsten denkbare<br />

medizinische Maßnahme im Einzelfall n<strong>ich</strong>t angebracht<br />

oder sogar fachl<strong>ich</strong> verboten ist, weil sie gefährl<strong>ich</strong> oder<br />

n<strong>ich</strong>t wirksam ist.<br />

Laparoskopie<br />

Bauchspiegelung; Methode, bei der die Bauchhöhle und<br />

die darin liegenden Organe mit speziellen Stablinsen-Optiken<br />

(starren Endoskopen) durch kleine, vom Chirurgen<br />

geschaffene öffnungen in der Bauchdecke s<strong>ich</strong>tbar gemacht<br />

werden.<br />

Leitlinien<br />

systematisch entwickelte Darstellungen und Empfehlungen<br />

mit dem Zweck, Ärzte und Patienten bei der Entscheidung<br />

über angemessene Maßnahmen der Krankenversorgung<br />

(Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge) unter<br />

spezifischen medizinischen Umständen zu unterstützen<br />

Lobulär<br />

die Milchdrüsenläppchen der weibl<strong>ich</strong>en Brust betreffend<br />

Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT)<br />

Auch Kernspintomographie; diagnostisches Verfahren zur<br />

Herstellung von Schnittbildern (Tomogramme) des menschl<strong>ich</strong>en<br />

Körpers. Dem Verfahren liegen keine Röntgenstrahlen<br />

zu Grunde, sondern Wellen, die von den körpereigenen


Atomen nach Ausr<strong>ich</strong>tung in einem magnetischen Feld<br />

<strong>aus</strong>gesandt werden und computergestützt zu einem hochauflösenden<br />

Schnittbild rekonstruiert werden können. Anwendung<br />

oft für Aufnahmen von Gehirn und Rückenmark,<br />

in Ausnahmefällen auch von der Brust, gegebenenfalls unter<br />

Verabre<strong>ich</strong>ung eines Kontrastmittels<br />

<strong>Mamma</strong>Ca (MaCa)<br />

<strong>Mamma</strong>karzinom, Brustkrebs<br />

Mammographie<br />

Untersuchung der Brust mittels Röntgenstrahlen<br />

Mammographie-Screening<br />

Januar 2004 in Deutschland gesetzl<strong>ich</strong> eingeführtes flächendeckendes<br />

Früherkennungsprogramm mittels Mammographie<br />

für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren<br />

Mastektomie, prophylaktische<br />

Vorbeugende (prophylaktische) Entfernung (Amputation)<br />

beider Brüste (Mastektomie) <strong>einer</strong> Frau, die ein hohes genetisch<br />

bedingtes Risiko (Prädisposition) trägt, an Brustkrebs<br />

zu erkranken.<br />

M<strong>aus</strong>modell<br />

wissenschaftl<strong>ich</strong>er Modellversuch mit Mäusen<br />

Menop<strong>aus</strong>e<br />

Letzte Regelblutung der Frau; gilt nur, wenn ein Jahr lang<br />

keine weitere Monatsblutung mehr stattfindet. Der genaue<br />

Zeitpunkt der Menop<strong>aus</strong>e lässt s<strong>ich</strong> deshalb nur im Nachhinein<br />

festlegen. Das durchschnittl<strong>ich</strong>e Alter liegt bei 51<br />

Jahren.<br />

Metastase<br />

Tochtergeschwulst, Absiedlung eines bösartigen Tumors<br />

(Krebs) in andere Bere<strong>ich</strong>e des Körpers. Metastasen der<br />

Brust kommen hauptsächl<strong>ich</strong> in Leber und Lunge vor, können<br />

aber auch an anderen Stellen im Körper auftreten (zum<br />

Beispiel: Skelett, Knochenmark oder Gehirn).<br />

Metastasiert<br />

Ein bösartiger Tumor hat Absiedlungen (Metastasen) in<br />

anderen Bere<strong>ich</strong>en des Körpers gebildet.<br />

Minimalinvasiver Eingriff<br />

operativer Eingriff mit kleinsten Verletzungen von Haut und<br />

We<strong>ich</strong>teilen<br />

Morbus Hodgkin<br />

bösartiger Tumor des Lymphsystems<br />

Multidisziplinär<br />

fachübergreifend; Zusammenarbeit in den zwölf Zentren<br />

für „Familiären Brust und Eierstockkrebs“ erfolgt multidisziplinär,<br />

also über die verschiedenen Fachr<strong>ich</strong>tungen (Gynäkologie,<br />

Humangenetik, Radiologie, Psycho-Onkologie<br />

und Pathologie) hinweg<br />

Multifokal(ität)<br />

Auftreten von mehreren Tumorherden in einem Quadranten<br />

der Brust<br />

Multizentrizität<br />

Auftreten von Karzinomherden in unterschiedl<strong>ich</strong>en Brustquadranten<br />

Mutation<br />

Fehlerhaftigkeit eines Gens; die in der DNA gespe<strong>ich</strong>erte<br />

Information wird verändert, wodurch einzelne Merkmale<br />

(der Phänotyp) verändert werden können<br />

Mutation, somatische<br />

N<strong>ich</strong>t angeborene, sondern erst im Laufe des Lebens entstandene<br />

BRCA-Mutation im Brust- oder Eierstockgewebe<br />

Neoadjuvante Therapie<br />

auch präoperative Therapie/Chemo- oder Hormontherapie,<br />

die vor der Operation durchgeführt wird, um den Tumor<br />

schrumpfen zu lassen und damit besser operabel zu machen,<br />

zum Beispiel wenn sonst n<strong>ich</strong>t brusterhaltend operiert<br />

werden könnte<br />

Östrogen<br />

körpereigenes weibl<strong>ich</strong>es Sexualhormon; bestimmte Formen<br />

des Brustkrebses werden durch östrogen zum Wachstum<br />

angeregt<br />

Onkologie<br />

Fachr<strong>ich</strong>tung der Medizin, die s<strong>ich</strong> mit der Entstehung, Diagnose,<br />

Behandlung und Verhütung von Tumorerkrankungen<br />

beschäftigt<br />

Osteoporose<br />

Stoffwechselerkrankung der Knochen; durch den Abbau<br />

von Knochenmasse verliert der Knochen seine Stabilität;<br />

Folge: vermehrte Knochenbrüche (vor allem Wirbelkörper-,<br />

Oberschenkelhals- und Unterarmbrüche)<br />

OvarialCa (OvCa)<br />

Ovarialkarzinom, Eierstockkrebs; Ovar = Eierstock<br />

Ovarektomie<br />

Entnahme der Eierstöcke<br />

1 | Anhang<br />

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11<br />

PARP-Inhibitor<br />

PARP-Hemmer; beeinflusst die Reparaturmechanismen in<br />

Tumorzellen derart, dass bei Vorliegen <strong>einer</strong> BRCA1- oder<br />

BRCA2-Mutation Schädigungen des Erbgutes der Zelle von<br />

dieser n<strong>ich</strong>t mehr repariert werden können und es zum<br />

Zelltod kommt<br />

Penetranz<br />

Durchschlagskraft <strong>einer</strong> genetischen Mutation; verminderte<br />

Penetranz bedeutet im Zusammenhang mit <strong>einer</strong> BRCA1-<br />

oder BRCA2-Mutation, dass n<strong>ich</strong>t alle Mutationsträger(innen)<br />

erkranken müssen<br />

Perimenop<strong>aus</strong>e<br />

Zeitraum von ein bis zwei Jahren vor und nach der Menop<strong>aus</strong>e.<br />

Peritonealkarzinose<br />

Bauchfellkrebs, Absiedlungen eines bösartigen Tumors ins<br />

Bauchfell<br />

Platinsalze<br />

Zytostatika; bewirken eine Vernetzung innerhalb der DNA-<br />

Stränge, außerdem hemmt es den DNA-Reparaturmechanismus<br />

und die Telomeraseaktivität der s<strong>ich</strong> schnell teilenden<br />

Zelle und führt somit zur Apoptose. Platinsalze können mit<br />

weiteren Zytostatika kombiniert werden.<br />

Positronen-Emissions-Tomographie (PET)<br />

bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin, das Schnittbilder<br />

von lebenden Organismen erzeugt. Grundlage<br />

der PET ist die Darstellung der Verteilung <strong>einer</strong> radioaktiv<br />

markierten Substanz im Organismus. Dabei werden die<br />

Struktur, vor allem aber biochemische und physiologische<br />

Vorgänge, abgebildet. Im Gegensatz zur herkömml<strong>ich</strong>en<br />

Szintigraphie verwendet die PET jedoch Radiopharmaka,<br />

die Positronen <strong>aus</strong>senden. Wird auch in Kombination mit<br />

<strong>einer</strong> Computertomographie (PET-CT) eingesetzt.<br />

Postmenop<strong>aus</strong>al<br />

Frauen in der Postmenop<strong>aus</strong>e<br />

Postmenop<strong>aus</strong>e<br />

beginnt nach der Perimenop<strong>aus</strong>e; etwa ein bis zwei Jahre<br />

nach der letzten Regelblutung; re<strong>ich</strong>t etwa bis zum 65.<br />

Lebensjahr. Erst nach dieser Phase spr<strong>ich</strong>t man vom beginnenden<br />

Alter.<br />

Prämenop<strong>aus</strong>al<br />

Frauen in der Prämenop<strong>aus</strong>e<br />

Prämenop<strong>aus</strong>e<br />

Zeitraum vor der Menop<strong>aus</strong>e. In der Prämenop<strong>aus</strong>e nimmt<br />

die Produktion von Progesteron langsam ab. Die Ausschüt-<br />

Spezial Ausgabe 1/2009 www.mammamia-online.de<br />

tung von FSH nimmt dagegen zu. In dieser Zeit treten aber<br />

immer noch Blutungen auf, häufig mit typischen Zyklusveränderungen.<br />

Die Prämenop<strong>aus</strong>e liegt meistens zwischen<br />

dem (40. bis) 45. und 50. Lebensjahr.<br />

Präinvasive Läsion<br />

Zell-/Gewebeveränderung im Vorstadium, also noch n<strong>ich</strong>t<br />

invasiv<br />

Prävention<br />

zielt auf die Vorbeugung oder Früherkennung von Krankheiten<br />

ab und propagiert dabei zum Beispiel Impfungen,<br />

gesunde Ernährung, Früherkennung und <strong>aus</strong>re<strong>ich</strong>ende<br />

Bewegung<br />

Proliferation<br />

gesteigerte Zellteilungsrate<br />

Prophylaktische Operation<br />

vorbeugender chirurgischer Eingriff zur Risikominimierung<br />

Psychoonkologie<br />

Auch Psychosoziale Onkologie; relativ neue interdisziplinäre<br />

Form der Psychotherapie beziehungsweise klinischen<br />

Psychologie; befasst s<strong>ich</strong> mit den psychischen und sozialen<br />

einschließl<strong>ich</strong> sozialrechtl<strong>ich</strong>en Bedingungen, Folgen und<br />

Begleiterscheinungen <strong>einer</strong> Krebserkrankung<br />

Radiologie<br />

Teilgebiet der Medizin, das s<strong>ich</strong> mit der Anwendung von<br />

Strahlen zu diagnostischen, therapeutischen und wissenschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Zwecken befasst<br />

Rezidiv<br />

Wiederauftreten <strong>einer</strong> Krankheit, Rückfall. Bei <strong>einer</strong><br />

Krebserkrankung: Erneutes Wachsen eines Tumors <strong>aus</strong> dem<br />

gle<strong>ich</strong>en Gewebe<br />

Salpingo-Ovarektomie<br />

operative Entfernung von Eileiter und Eierstock<br />

S -Leitlinien<br />

höchste von drei Leitlinien-Stufen; Expertenmeinung und<br />

systematisch in Studien gewonnene Erkenntnisse gehen in<br />

die Erarbeitung mit ein; siehe auch Leitlinien<br />

Screening<br />

Reihenuntersuchung; Verfahren zur frühzeitigen Erkennung<br />

von unbemerkten Erkrankungen oder Defekten durch die<br />

Anwendung von Tests, Prüfungen oder anderen Verfahren,<br />

die schnell durchgeführt werden können; Gegenteil: anlassbezogene<br />

Untersuchung


Sensitivität<br />

Entdeckungsrate bei den bildgebenden Verfahren (zum<br />

Beispiel Mammo-, Sonographie, MRT, PET-CT)<br />

Sonographie<br />

Ultraschalluntersuchung; der Ultraschall dringt in den Körper<br />

ein und wird reflektiert (zurückgeworfen). Die zurückkommenden<br />

Schallwellen werden im Ultraschallgerät analysiert<br />

und zu Bildern zusammengesetzt, die eine Darstellung von<br />

Organen erlauben. Kann als <strong>Mamma</strong>sonographie für die<br />

Untersuchung des Brustgewebes angewandt werden.<br />

Staging<br />

Bestimmung des Stadiums <strong>einer</strong> Erkrankung durch Umfelduntersuchungen<br />

mit Röntgen, Ultraschall und gegebenenfalls<br />

CT oder MRT.<br />

Szintigraphie<br />

bildgebendes Verfahren der nuklearmedizinischen Diagnostik;<br />

die Bildgebung beruht auf der Verabre<strong>ich</strong>ung von<br />

Radiopharmaka, das heißt, Stoffen, die radioaktiv markiert<br />

sind. Dabei werden solche Stoffe verwendet, die s<strong>ich</strong> in<br />

dem zu untersuchenden Gewebe besonders gut anre<strong>ich</strong>ern.<br />

Zur Diagnostik werden Radiopharmaka verwendet, die<br />

Gammastrahlen <strong>aus</strong>senden.<br />

Taxane<br />

Zytostatika (zum Beispiel Docetaxel und Paclitaxel); bestehen<br />

<strong>aus</strong> einem Extrakt der Eibe. Der Wirkstoff wirkt auf den<br />

Spindelapparat während der Zellteilung, in dem er an den<br />

Mikrotubuli bindet und die Zellteilung zum Stoppen bringt.<br />

Taxane werden intravenös verabre<strong>ich</strong>t.<br />

Triple negativ<br />

dreifach negativ; immunhistochemisch zeigt s<strong>ich</strong> bei einem<br />

triple negativen Brustkrebs ein vollständiger Verlust dreier<br />

wesentl<strong>ich</strong>er prognostischer Faktoren, näml<strong>ich</strong> des östrogen-<br />

und Progesteronrezeptors (ER, PR) sowie des Her2neu<br />

Rezeptors. Die Mehrheit der BRCA1-Tumoren ist zum<br />

Beispiel triple-negativ.<br />

Tumor<br />

Ein Tumor ist eine Wucherung oder Gewebevermehrung. Es<br />

kann unterteilt werden in gut- und bösartige Wucherungen.<br />

Gutartige Tumoren wachsen n<strong>ich</strong>t in die umliegenden<br />

Gewebe ein und streuen n<strong>ich</strong>t in andere Körperbere<strong>ich</strong>e.<br />

Bösartige Tumoren („Krebs“) können an unterschiedl<strong>ich</strong>en<br />

Stellen des Körpers auftreten (zum Beispiel Magenkrebs,<br />

Darmkrebs, Lungenkrebs und so weiter) und haben<br />

die Eigenschaft, dass sie in umliegendes Gewebe einbrechen<br />

können und dass sie streuen (Tochtergeschwulste, so<br />

genannte Metastasen in andere Teile des Körpers setzen).<br />

Tumor, sporadisch<br />

n<strong>ich</strong>t erbl<strong>ich</strong>, sondern zufällig entstandener Tumor<br />

Tumormarker<br />

meistens Eiweißmoleküle, die von einem Tumor gebildet<br />

oder bei Vorliegen <strong>einer</strong> Geschwulst vom Körper gebildet<br />

werden. Sie dienen meistens der Verlaufskontrolle <strong>einer</strong><br />

Therapie. Tumormarker beim <strong>Mamma</strong>karzinom sind CEA<br />

(carcino-embryonales Antigen), CA 1 - (CA= cancer<br />

antigen) und TPA (tissue polypeptide polyantigen). Tumormarker<br />

beim Ovarialkarzinom ist CA1 - .<br />

Tumorrisikosprechstunde<br />

Angebot der zwölf universitären Zentren im Konsortium für<br />

„Familiären Brust- und Eierstockkrebs“ in Berlin, Düsseldorf,<br />

Dresden, Hannover, Heidelberg, München, Kiel, Köln/<br />

Bonn, Leipzig, Münster, Ulm oder Würzburg an Betroffene<br />

und Angehörige zur gynäkologischen, humangenetischen<br />

und psychoonkologischen Betreuung und Beratung.<br />

Uterus<br />

Gebärmutter<br />

1 | Anhang<br />

Wechseljahre<br />

Klimakterium der Frau; Beze<strong>ich</strong>nung für den Gesamtzeitraum<br />

von Prämenop<strong>aus</strong>e über Perimenop<strong>aus</strong>e bis hin zur<br />

Postmenop<strong>aus</strong>e; durchschnittl<strong>ich</strong>e Dauer bei <strong>einer</strong> einzelnen<br />

Frau etwa zehn Jahre. In dieser Zeit verändert s<strong>ich</strong> der<br />

Hormonh<strong>aus</strong>halt, bis er ein stabiles Niveau erre<strong>ich</strong>t hat.<br />

Währenddessen können die so genannten Wechseljahresbeschwerden<br />

wie zum Beispiel Hitzewallungen, Schwindel,<br />

Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Osteoporose auftreten.<br />

Zweitkarzinomrisiko<br />

Risiko bereits an Brustkrebs erkrankter BRCA-<br />

Mutationsträger(innen) zur Bildung eines weiteren Tumors<br />

in der anderen Brust oder anderem Gewebe; Höhe des<br />

Risikos hängt stark vom mutierten Gen (BRCA1/BRCA2)<br />

sowie vom Alter bei der Ersterkrankung ab<br />

Zyste<br />

gutartiges, flüssigkeitsgefülltes Gewebesäckchen<br />

Zytostatikum<br />

Mittel zur Bekämpfung von Krebserkrankungen; Plural:<br />

Zytostatika; Substanzen, die besonders die Teilung schnellwachsender<br />

Zellen wie etwa Tumor- oder Haarzellen unterdrücken.<br />

Sie kommen in der Onkologie als Chemotherapie<br />

zum Einsatz; meistens intravenöse, zum Teil auch orale<br />

Verabre<strong>ich</strong>ung<br />

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Wir danken<br />

Unser ganz besonderer Dank gilt der Redakteurin<br />

Anne Mönn<strong>ich</strong>, die mit ihrer unermüdl<strong>ich</strong>en Recherchearbeit<br />

maßgebl<strong>ich</strong> zur Entstehung dieses umfassenden<br />

Ratgebers beigetragen hat.<br />

Wir danken ganz herzl<strong>ich</strong> Frau Prof. Dr. Rita Schmutzler<br />

und Herrn Prof. Dr. Alfons Meindl für ihre Wertschätzung,<br />

die sie unserer Projektidee von Beginn an entgegen gebracht<br />

haben. Dies hat uns immer wieder das Gefühl gegeben, auf dem<br />

r<strong>ich</strong>tigen Weg zu sein, und sehr motiviert.<br />

Wir danken auch den Autorinnen und Autoren für ihre umfangre<strong>ich</strong>en<br />

Fachbeiträge. Ohne ihr ehrenamtl<strong>ich</strong>es Engagement wäre das<br />

hohe fachl<strong>ich</strong>e Niveau dieses Ratgebers n<strong>ich</strong>t zu erre<strong>ich</strong>en gewesen.<br />

Dr. Ute Bankamp, Ann-Kathrin Ehret, Dr. Bettina Fromm, Andrea Hahne,<br />

Andrea Hamm, Meike Lampen, Francesca Menzebach, Dr. Verena<br />

Mönn<strong>ich</strong>, Christoph Müller und Ursel Wirz danken wir für kritische Anmerkungen<br />

und Korrekturen.<br />

Und natürl<strong>ich</strong> danken wir unseren Familien und Freunden, die uns jederzeit<br />

mit Rat und Tat unterstützen.<br />

Unser Hauptanliegen war es, den betroffenen Menschen die in diesem Ratgeber<br />

enthaltenen Informationen zum familiären Brust- und Eierstockkrebs kostenlos<br />

zur Verfügung zu stellen. Wir danken allen Beteiligten für ihren Einsatz, mit dem<br />

sie dies mögl<strong>ich</strong> gemacht haben.<br />

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Ein Interview mit Prof. Dr. Fritz Jänicke<br />

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aboservice@mammamia-online.de<br />

oder direkt auf www.mammamia-online.de<br />

4/2008<br />

Das Brustkrebsmagazin<br />

ERNÄHRUNG<br />

FRAUENGESUNDHEIT<br />

GESUNDE LEBENSWEISE<br />

SPORT<br />

PSYCHE<br />

GRENZEN ERKENNEN<br />

BRUSTKREBS UND BERUF<br />

FUNKTIONSGYMNASTIK<br />

Mit<br />

Übungsposter!<br />

PORTRÄT<br />

MIA!<br />

<strong>Mamma</strong><br />

Mit <strong>Mamma</strong> MIA! fördern Sie Forschung und Aufklärung<br />

Wir unterstützen mit dieser Ausgabe den „Krebs-Kompass“<br />

4/2008 Oktober bis Dezember<br />

D/A: 4,50 € | LU: 5,30 €

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